Kompetenznetz Herzinsuffizienz Verbesserte Lebensqualität durch die Behandlung mit Betablockern !? (http://www.knhi.de/Kompetenznetz/Veranstaltungen/Patientenseminare/index.jsp) Was ist eine Herzinsuffizienz? Von einer Herzinsuffizienz – vereinfachend auch Herzschwäche – spricht man, wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Der vereinfachende Begriff „Herzschwäche“ trifft das Krankheitsbild aber nur ungenau, weil nicht nur eine krankhaft verminderte Pumpfunktion (systolische Herzinsuffizienz oder Herzmuskelschwäche), sondern auch eine gestörte Blutfüllung des Herzens (sog. diastolische Herzinsuffizienz bei unbeeinträchtigter Pumpkraft) zur Herzinsuffizienz führen kann. Was sind Betarezeptorenblocker? Betarezeptorenblocker (Betablocker) schirmen das Herz gegen die negativen Wirkungen der körpereigenen Stresshormone ab, indem sie die Andockstellen der Hormone blockieren. Das Herz schlägt dann ruhiger und benötigt weniger Sauerstoff. Die Therapieziele der Betablockertherapie bestehen langfristig in einer Verminderung der Sterblichkeit, Verhinderung von Krankenhauseinweisungen sowie einer Verbesserung des klinischen Status und der Lebensqualität. Werden Stresshormone (grün) ausgeschüttet, docken sie an die Betarezeptoren (blau) an. In Verbindung mit den Eiweißmolekülen setzen sie Stresswirkung frei: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt. Wirkstoffe von Betarezeptorenblockern Carvedilol und Metoprololsuccinat: & Bisoprolol, • Senkung der Gesamtsterblichkeit und der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit & ' ' • Verminderung der Krankenhauseinweisung • Verbesserung der Belastbarkeit Nebivolol: • Reduktion des kombinierten Endpunkts Sterblichkeit und Krankenhauseinweisungen • keine Senkung der Gesamtsterblichkeit bei älteren Patienten Bucindolol: • hatte kein Überlebensvorteil Metoprololtartrat (100 mg/d): • zeigte höhere Gesamtsterblichkeit im Vergleich zu Carvedilol (COMET Lancet 2003) Welche Patienten sollten einen Betarezeptorenblocker erhalten? Alle klinisch stabilen Patienten mit nachgewiesener Herzinsuffizienz der Schwereklassen (NYHA) II-IV und Fehlen von Kontraindikationen sollten mit Betarezeptorenblocker therapiert werden. Betablocker (weiß) verhindern, dass die Stresshormone an den Betarezeptoren andocken können, weil sie selbst die Bindungsstellen besetzen. Die Stresshormone können nicht wirken, Blutdruck und Sauerstoffbedarf des Herzens sinken. Was sind die Mindestvoraussetzungen für die Auswahl der Patienten zur Betablockertherapie? Keine oder nur geringe Ödeme, keine Luftnot in Ruhe, systolischer Blutdruck > 90 mmHg, Herzfrequenz nicht < 60 /Min. Wer darf keinen oder soll mit größerer Vorsicht gegebenenfalls auch stationär die Betablockertherapie anfangen? Patienten mit langsamen Herzrhythmusstörungen ohne effektive Schrittmacherversorgung und Patienten mit allergischem Asthma Bronchiale dürfen keinen Betablocker einnehmen. Patienten mit schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung dürfen nur mit Vorsicht gegebenenfalls unter kardiologischer Aufsicht und am Besten ß1-selektive (sog. kardioselektive) Betablocker einnehmen (ß1-selektiv sind Bisoprolol und Metoprolol). Patienten mit schwerer peripherer arterieller Verschlusskrankheit sollen über die Möglichkeit einer Verschlechterung der Symptome informiert werden. Bei Patienten mit Leber und Nierenversagen muss die Betablockerdosis gegebenenfalls angepasst werden. Diabetiker sollen über die schlechtere Erkennbarkeit der Unterzuckerung informiert werden. Betablockertherapie in der Praxis 1. „Start low – go slow“ langsame Dosiserhöhung. Beginn nur bei stabiler Herzinsuffizienz ohne Wassereinlagerungen; 2. Anfangs sehr niedrige Dosierung (etwa 1/10 der Zieldosis); 3. Dosis alle 2 Wochen erhöhen (max. verdoppeln); 4. Zieldosis anstreben, die im Beipackzettel angegeben ist oder Herzfrequenz bei 60-70 /Min; 5. Bei Einstellung Kooperation mit Kardiologen oder stationär; 6. Kontrolle von Herzfrequenz und Blutdruck vor jeder Dosissteigerung; 7. Kontrolle von Laborparametern 1-2 Wochen nach Initiierung und erneut 1-2 Wochen nach Erreichen der Zieldosis; → Vorsicht bei Niereninsuffizienz: Dosisanpassungen für Carvedilol und Metoprolol. Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie, Campus Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin und Kompetenznetz Herzinsuffizienz, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin Tel. (030) 450 576 812, Fax (030) 450 576 962, E-Mail: [email protected], http://www.knhi.de