Übung 2: Grundbegriffe mathematischer Statistik In dieser Übung geht es um folgendes Zufallsexperiment: Mit zwei (idealen) Würfeln wird gleichzeitig gewürfelt. Das Ergebnis des ersten Würfels wird nicht von dem Ergebnis des zweiten Würfels beeinflusst. Es interessiert die Summe der Augen beider Würfel: Wenn beide Würfel also z.B. die Zahl 1 zeigen, ergibt sich als Summe der Wert 2. "Summe der Augen" ist die Zufallsvariable, um die es im folgenden gehen soll. 1. Erstellen Sie eine Tabelle, aus der hervorgeht, welche Ereignisse im Rahmen des beschriebenen Zufallsexperiments möglich sind. 2. Mit welchen beiden Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten kann man die folgenden zwei Fragen beantworten? Wenden Sie die entsprechenden Rechenregeln an, und überprüfen Sie das Ergebnis, indem Sie die jeweilige Anzahl der "günstigen" Fälle aus der vorherigen Tabelle (Frage 1) zur Gesamtzahl aller "gleichmöglichen" Fälle ins Verhältnis setzen (klassischer Wahrscheinlichkeitsbegriff). a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, mit beiden Würfeln eine 6 zu erhalten? Anders gefragt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der erste und der zweite Würfel eine 6 zeigen? b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, mit mindestens einem Würfel eine 6 zu erhalten? Anders gefragt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der erste oder der zweite Würfel eine 6 zeigt (gemeint ist das inklusive Oder)? 3. Betrachten Sie jetzt wieder alle möglichen Ereignisse des Zufallsexperiments (s. Frage 1), und berechnen Sie für jede Realisation des Zufallsexperiments die Zufallsvariable "Summe der Augen". a) Welche möglichen Ausprägungen kann die Zufallsvariable Augensumme annehmen? b) Handelt es sich um eine diskrete oder eine kontinuierliche Zufallsvariable? c) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Summe der Augen 5 beträgt? d) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, eine Augensumme kleiner als 3 zu würfeln? 4. Betrachten Sie nun ein anderes Zufallsexperiment: Aus einem gut durchmischten französischen Kartenblatt (52 Karten) wird verdeckt eine Karte gezogen und beiseite gelegt. Danach wird das Kartenblatt erneut gemischt und verdeckt eine zweite Karte gezogen. a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei beiden Karten um rote Karten handelt? Anders gefragt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die erste und die zweite Karte rote Karten sind? Verwenden Sie zur Berechnung eine geeignete Rechenregel für Wahrscheinlichkeiten. b) Warum kann man in diesem Fall nicht von unabhängigen Ereignissen ausgehen? Welchen Wert hat die entsprechende bedingte Wahrscheinlichkeit? 5. Die Gesamthochschule Baringhausen hat insgesamt 5.900 eingeschriebene Studenten und besteht aus insgesamt 11 Fakultäten. Viele Studienrichtungen sind vertreten: sozial-, natur- und geisteswissenschaftliche. Ein Lehrforschungsprojekt der Fakultät für Soziologie plant eine Sozialerhebung der Studierenden. Aus Kostengründen kann keine Totalerhebung durchgeführt werden. Für eine Zufallsstichprobe will man zunächst abschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit Studierende der verschiedenen Studienrichtungen in der Stichprobe vorkommen können. Ebenso interessiert die Verteilung nach Geschlecht und Studienabschnitt (Grund- und Hauptstudium). Die folgende Tabelle beruht auf einer Auswertung der Studentensekretariats. -----------------------------------------------------------------| | Studienabschnitt | | | |-------------------------| | | | Grundstud. | Hauptstud. | Insgesamt | |-------------------------+------------+------------+------------| | Studien- | Geschlecht | | | | | richtung | | | | | |------------|------------| | | | | natur| männlich | 900 | 600 | 1500 | | wissen- |------------+------------+------------+------------| | schaftlich | weiblich | 300 | 200 | 500 | |------------+------------+------------+------------+------------| | sozial- | männlich | 500 | 300 | 800 | | wissen- |------------+------------+------------+------------| | schaftlich | weiblich | 200 | 1000 | 1200 | |------------+------------+------------+------------+------------| | geistes- | männlich | 600 | 100 | 700 | | wissen- |------------+------------+------------+------------| | schaftlich | weiblich | 200 | 1000 | 1200 | |-------------------------+------------+------------+------------| | Insgesamt | 2700 | 3200 | 5900 | ------------------------------------------------------------------ Angenommen, man wählt zufällig einen Studierenden aus der Grundgesamtheit aller Studierenden aus, was ist die Wahrscheinlichkeit dafür, a) dass er/sie ein naturwissenschaftliches Fach studiert? W(Naturwiss.) = ? b) dass es sich um eine Frau handelt? W(weiblich) = ? c) dass es sich um einen männlichen Studierenden mit sozialwissenschaftlicher Fachrichtung handelt? W(Sozialwiss. UND männlich) = ? d) dass es sich entweder um eine Person handelt, die ein geisteswissenschaftliches Fach studiert, oder um eine weibliche Studierende? W(Geisteswiss. ODER weiblich) = ? Gemeint ist das inklusive Oder. e) dass die Person weder ein geisteswissenschaftliches Fach studiert, noch eine Frau ist, noch sich im Hauptstudium befindet? W(nicht Geisteswiss. UND nicht weiblich UND nicht Hauptstudium) = ? 6. Die vorherigen Fragen lassen sich leicht mit Hilfe der klassischen Wahrscheinlichkeitsdefinition beantworten. Einige der Fragen betreffen zusammengesetzte Ereignisse, z.B. einen männlichen Studierenden sozialwissenschaftlicher Fachrichtung, und es stellt sich die Frage, wie man die Wahrscheinlichkeiten der beiden Ereignisse (Sozialwissenschaften, Mann) kombinieren kann, um die Wahrscheinlichkeit des zusammengesetzten Ereignisses zu bestimmen. a) Demonstrieren Sie an Hand der Frage 5c, dass im allgemeinen Fall die Wahrscheinlichkeit, sowohl das Ereignis A als auch das Ereignis B zu beobachten, nicht dem Produkt der Einzelwahrscheinlichkeiten entspricht: W(A UND B) ungleich W(A)*W(B). Warum ist das so? b) Demonstrieren Sie bitte an Hand der Frage 5d, dass im allgemeinen Fall die Wahrscheinlichkeit, entweder das Ereignis A oder das Ereignis B zu beobachten, nicht der Summe der Einzelwahrscheinlichkeiten entspricht: W(A ODER B) ungleich W(A)+W(B). Warum ist das so? Sie befragen 1000 Frauen, die alle 1 Kind haben, über die Anzahl ihrer Töchter. Welche Wahrscheinlichkeitsfunktion ist hier für die Beschreibung geeignet und wie lauten Erwartungswert und Varianz der Variable „Anzahl der Töchter“, wenn man davon ausgeht, dass genauso viele Mädchen wie Jungen geboren werden. Wir gehen vereinfachend davon aus, dass keine Kinder der befragten Mütter gestorben sind. Wie kann man den Erwartungswert inhaltlich interpretieren? Wie müsste man den Erwartungswert berechnen, wenn 1000 Frauen mit je 6 Kindern nach der Anzahl ihrer Töchter befragt würden?