Maurice Ravel: Das Gespräch der Schönen mit dem Biest

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Musik hören – Musik verstehen · Beitrag 9
Ein musikalisches Märchen – Die Schöne und das Biest
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Ein musikalisches Märchen –
Maurice Ravel: Das Gespräch der Schönen mit dem Biest
von Klaus Maichel und Günter Klüh, Straubenhardt
Themenaspekte: Szenische, bildnerische und klangliche Umsetzung eines Märchens, Untersuchung von Ravels „Ma Mère L’Oye“.
Ziele:
Die Schülerinnen und Schüler erkennen Zusammenhänge zwischen musikalischen und bildnerischen, erzählerischen bzw. szenischen Ausdrucksmöglichkeiten. Sie erlernen verschiedene sprachliche Gestaltungsweisen und differenzierte Sprechtechniken, im szenischen Spiel zudem das Rollenspiel und
seine differenzierte Gestaltungsweise.
Klassenstufe:
Kl. 5/6
Zeitbedarf:
6–8 Schulstunden
Klangbeispiele:
Drei Klangbeispiele zu diesem Beitrag befinden sich als Track 18–24 auf der
CD 8 zu RAAbits Realschule Musik (August 2008).
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Hintergrundinformationen
Maurice Ravel, geboren am 7.3.1875 in Ciboure (Basses-Pyrénées), gestorben am 28.12.1937 in
Paris, beeinflusst durch spanische, italienische, französische (Debussy) und russische Komponisten
(Mussorgski), avancierte zu einem bedeutenden Tonschöpfer des beginnenden 20. Jahrhunderts. 1901
gelang ihm der „erste große Wurf“: „Jeux d`eau“. Seine eigenwillige Instrumentationsweise stellte er mit
der häufig gespielten „Spanischen Rhapsodie“ (1906/08) unter Beweis. Hier treten vier sehr hoch
spielende Flöten, zwei Harfen, Celesta und Tamburin besonders reizvoll hervor.
Ravel war Kindern sehr zugetan. Er schrieb für sie unter anderem die Klavierstücke „Meine Mutter, die
Gans“ – später entstand daraus ein Ballett – und die Kindersuite zu vier Händen, „Ma Mère l`Oye“ (aus
dem Jahre 1908).
„Ravel hat [...] seine Tierliebe, seinen Sarkasmus, seinen kritischen Sinn und seine realistischdramatische Zeichenkunst virtuos erprobt. […] Aber auch der seltsame Märchenton, der gläserne
Fantasiebrücken baut zwischen Leben und Einbildung, der das Raffinierte mit dem Naiven zu versöhnen
versteht, wie sonst vielleicht nur der dänische Dichter Hans Christian Andersen, Ravel hat ihn wieder
und wieder gefunden“ (Stuckenschmidt 1976, S. 130).
Zwei Kinder im Alter von sechs und neunzehn Jahren spielten diese Suite bei ihrer Uraufführung 1910
in Paris. Sie besteht aus fünf Sätzen:
Pavane von Dornröschen – Däumling – Laideronette, Kaiserin der Pagoden – La belle et la bête –
Feengarten. „La belle et la bête“ gehört zu den berühmtesten alten französischen Märchen.
Die beiden im Kontrast stehenden Personen sind durch Melodiebildung und Instrumentation farbig dargestellt. Die Schöne wird durch eine wellenförmige Walzermelodie der Klarinette im Pianissimo expressivo charakterisiert, das Biest durch ein chromatisch absteigendes, von langen Haltetönen gefolgtes
Triolenmotiv in tiefer Lage des Kontrafagotts. Die Steigerung des Geschehens bzw. die Unterhaltung der
beiden Personen wird in der Anordnung der Formteile deutlich: Auf den dreiteiligen Walzer des ersten
Abschnitts folgen zwei weitere, die offener bleiben und in denen Walzer- und Triolenmotiv gekoppelt
und wie in einer Durchführung verarbeitet kontrapunktisch dargestellt und gesteigert werden. Das
Triolenmotiv des Biestes erscheint dabei auch in aufwärtsgerichteter Bewegung. Das drängende Fragen
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Ein musikalisches Märchen – Die Schöne und das Biest
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Internetadressen
http://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Ravel
Trotz der bei Wikipedia oftmals angebrachten Vorbehalte ist dieser Artikel sehr zu empfehlen. Von der
Wikipedia-Redaktion in die Liste der „exzellenten Artikel“ aufgenommen, gibt er einen umfassenden
Überblick über Ravels Leben und musikalisches Schaffen, auch hinsichtlich der Bezüge zu anderen Komponisten und zur Rezeption seiner Werke. Er enthält viele wertvolle weiterführende Hinweise, auch als
Internet-Links. Der ideale Ausgangspunkt für eine umfassende Ravel-Recherche.
http://german.imdb.com/title/tt0038348/
Informationen zum Film: „Die Schöne und das Biest“ in der Internationalen Filmdatenbank.
http://www.maerchenlexikon.de
Umfangreiche Homepage, die neben Märchentexten verschiedenster Art auch Hintergrundinformationen
zur Märchenforschung und weiteren märchenbezogenen Themenbereichen bereitstellt.
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Materialübersicht
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Das Märchen „Die Schöne und das Biest“
Die Unterhaltung der Schönen mit dem Biest
Schülerbeispiele für Szenenbilder (Farbfolie)
Filmszenenbilder zum Gespräch
Instrumente sprechen den Dialog
Das Gespräch in Ravels Klavierfassung
Die Verwandlung
Das Märchen als Klavier- und Orchesterstück
Zeitbedarf (in Min.)
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Erläuterungen
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Übersicht über die Klangbeispiele (CD 8)
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Inhalt
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Eigenproduktion (Demo) zu: Maurice Ravel: Les entretiens de la belle et la bête
(getrennt und im Wechsel aufgenommene Stimmen: das Biest – die Schöne; zu M 5)
Index 1–11 = Dialog-Einsätze 1–11 (ein Einsatz immer: „Das Biest – die Schöne“)
Dauer
4:54
19 – 21 Maurice Ravel: Les entretiens de la belle et la bête (aus: „Ma Mère l’Oye“).
Klavierfassung (Jacques Février)
20 Markierung: Beginn des Dialoges Biest – Schöne (vgl. M 5)
21 Markierung: Verwandlung
3:57
22 – 24 dto. Orchesterfassung (London Symphony Orchestra, Claudio Abbado)
23 Markierung: Beginn des Dialoges Biest – Schöne (vgl. M 5)
24 Markierung: Verwandlung
4:05
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Ein musikalisches Märchen – Die Schöne und das Biest
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Schülerbeispiele für Szenenbilder
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Schülerbilder zu „Die Schöne und das Biest” (Realschule, 6. Klasse)
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Ein musikalisches Märchen – Die Schöne und das Biest
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CD 8, Track 24 (21)
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Die Verwandlung
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Ein musikalisches Märchen – Die Schöne und das Biest
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CD 8, Track 19–21
u. 22–24
Das Märchen als Klavier- und Orchesterstück
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Die Schöne
Das Biest
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Die Begegnung – Das Gespräch
Kurz vor der Verwandlung
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Nach der Verwandlung
Klangbeispiel
Maurice Ravel:
„Die Zwiegespräche der Schönen mit dem Biest“ (Orchesterfassung)
Gesamtaufnahme
CD 8, Track 19–21 (Klavierfassung)
Track 22–24 (Orchesterfassung)
Aufgaben
1. Hört euch einmal das gesamte Stück an.
2. Hört euch das Stück noch einmal an und stoppt ab, zu welchem Zeitpunkt die Verwandlung stattfindet. Was denkt ihr über euer Ergebnis?
3. Hört euch nun die Klavierfassung an. Welche Fassung gefällt euch besser? Warum?
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Grafiken: Dr. Florian Söll, Paderborn.
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