Sozialpsychologie II: Interindividuelle Prozesse Wintersemester 2015/2016 Prof. Dr. Roland Deutsch Gliederung 12.10.15 19.10.15 26.10.15 02.11.15 09.11.15 16.11.15 23.11.15 30.11.15 07.12.15 14.12.15 04.01.16 11.01.16 18.01.16 25.01.16 01.02.16 08.02.16 Generelle Einführung Aggression I Aggression II Hilfeverhalten Enge Beziehungen Konformität und Minderheiteneinfluss Normen und Verhalten Interaktion in Gruppen Gruppen und soziale Identität Interaktion zwischen Gruppen JAHRESWECHSEL Verbesserung von Intergruppen-Beziehungen Umgang mit Ungerechtigkeit und Diskriminierung Angewandte Sozialpsychologie Puffertermin Rekapitulation und Konsultation zur Prüfung ab 06.02. vorlesungsfreie Zeit Kernprüfungszeit: Mo, 08.02.2016 bis Sa, 05.03.2016 Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 2 Was können Sie heute lernen? • • • • Was versteht man unter Aggression und wie kann man sie messen? Ist Aggressivität angeboren? Sind Männer aggressiver als Frauen? Gibt es eine aggressive Persönlichkeit? Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 3 Die heutige Vorlesung Einführung und Personenfaktoren • Messung & Definitionen • Persönlichkeit • Geschlecht • Vererbung Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 4 Definition und Messung "Human Aggression is any behavior directed toward another individual that is carried out with the proximate (immediate) intent to cause harm. In addition, the perpetrator must believe that the behavior will harm the target, and that the target is motivated to avoid the behavior." Bushman & Anderson, 2002 "Violence is aggression that has extreme harm as its goal" Bushman & Anderson, 2002. Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 5 Aggressionstheorien Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Krahe (2007) Folie 6 Aggression: Forschungsfragen • • • • • Welche Personenunteschiede beeinflussen Aggression? Welche Situationen beeinflussen Aggression? Welche psychologischen Prozesse beeinflussen Aggression? Welche biologischen Grundlagen haben Personenunterschiede und psychologische Prozesse? Wie kann man Aggression verringern/steigern? Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 7 Definition und Messung Aggressionsarten: Instrumentelle Aggression: Aggressives Verhalten, das als Mittel zum Zweck ausgeführt wird, ein bestimmtes Ziel zu erreichen Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Feindselige Aggression: Aggressives Verhalten, das durch das Bedürfnis motiviert ist, Ärger und feindselige Gefühle auszudrücken Krahe (2007) Folie 8 Definition und Messung Aggressionsarten (zitiert aus Bushman & Bartholow, 2010): • • • • „Physical aggression involves harming others with body parts or weapons (e.g., hitting, kicking, stabbing, or shooting them).“ „Verbal aggression involves harming others with words (e.g., yelling, screaming, swearing, name calling).“ „ Relational aggression (also called social aggression) is defined as intentionally harming another person’s social relationships, feelings of acceptance by others, or inclusion within a group.“ „With direct aggression, the victim is physically present. With indirect aggression, the victim is physically absent.“ Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 9 Aggressionsmessung Beobachtung • Natürliche Situationen • Feldexperimente Befragungsmethoden • Selbstbeurteilung • Fremdbeurteilung Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Krahe (2001) Folie 10 Aggressionsmessung Laborexperimente: Zufügen von Schaden unter Vorwand Vorwand: • Hilfe beim Lernen • Bewerten von Essays • Belohnung für „Sieg“ Schaden • Laute Geräusche • Kaltes Wasser • Chili-Sauce § Teacher-learner Paradigma § Essay-evaluation Paradigma § Competitive reaction time Paradigma Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 11 Aggressionsmessung Kompetitive Reaktionszeitaufgabe (Taylor, 1967) Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 12 Die heutige Vorlesung • • • • Messung & Definitionen Persönlichkeit Geschlecht Vererbung Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 13 Persönlichkeit und Aggression Die Persönlichkeit eines Individuums ist seine einzigartige Struktur von Persönlichkeitszügen (Traits) … Ein Trait ist jeder abstrahierbare und relativ konstante Persönlichkeitszug, hinsichtlich dessen eine Person von einer anderen Person unterscheidbar ist (nach Guilford, 1964/1959) à allgemein à zeitlich stabil à konsistent in versch. Situationen Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 14 Exkurs Metaanalyse Zusammenfassung mehrerer Studien Drei Hauptfragen: 1. Gibt es insgesamt einen Effekt? Welcher Größe? 2. Unter welchen Randbedingungen tritt der Effekt auf? 3. Unterscheiden sich zusammengefasste Studien signifikant? Basis: Effektstärkemaße - Standardisierte Maße für die Wirkung einer UV - Dimensionslos = vergleichbar Cohens d: M1 − M 2 S12 0.2 = klein 0.4 = mittel 0.8 = groß Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Pearson r : r2= erklärte Varianz 0.10 = klein 0.30 = mittel 0.50 = groß Cohen (1988) Bortz & Döring (2002) 15 Exkurs Metaanalyse Zusammenfassung mehrerer Studien Drei Hauptfragen: 1. Gibt es insgesamt einen Effekt? Welcher Größe? 2. Unter welchen Randbedingungen tritt der Effekt auf? 3. Unterscheiden sich zusammengefasste Studien signifikant? Basis: Effektstärkemaße - Standardisierte Maße für die Wirkung einer UV - Dimensionslos = vergleichbar Weitere Maße und Bezeichnungen: - 95% Konfidenzintervall (CI): 0 Eingeschlossen à Effektstärke vermutlich nicht von 0 verschieden - Homogenitätsstatistik (Q): Signifikant à ES unterscheiden sich - K: Anzahl der Stichproben - N: Anzahl der Versuchspersonen Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Cohen (1988) Bortz & Döring (2002) 16 Persönlichkeit Metaanalyse Bettencourt et al. (2006): • Berechnet: „Persönlichkeitseffektstärke“. Wenn > 0 bedeutet: mehr vom Trait à mehr Aggression • Acht bedeutsame Persönlichkeitsmerkmale • Unter Provokation vs. neutralen Bedingungen Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 17 Selbstwert Niedriger Selbstwert (Low Self-Esteem / LSE) à Aggression? Traditionelle Theorien: • Rosenberg (1965): LSE schwächt Bezug zur Gesellschaft • Humanistische Theorie (z.B. Rogers, 1961): LSE als Grundübel, eine Folge ist Aggression • Psychodynamische Theorie (z.B. Tracy & Robbins, 2003): LSE à Unterlegenheitsgefühle werden „externalisiert“ Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Donnellan et al. (2005) Folie 18 Selbstwert Beobachtung Baumeister & Boden (1998): • Männer haben höheren SE und sind aggressiver • Depressive haben niedrigeren SE und sind weniger aggressiv • Gewaltverbrecher haben niedrigere Scores auf Introversion oder Selbst-Abwertung • Scully (1990): Vergewaltiger beschreiben sich selbst sehr positiv • Kollektive Gewalt: Die Gruppen halten sich selbst in der Regel für emotional, moralisch oder militärisch überlegen Führt hoher Selbstwert zu Aggression? Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 19 Selbstwert Narzissmus: • Unrealistisch & extrem positive Selbstsicht & hohes Geltungsbedürfnis • Höhere Aggressionsneigung, insbes. bei Provokation (Bushman & Baumeister; 1998; Bushman et al., 2009) Selbstwert: • Positive Selbstsicht, Geltungsbedürfnis kein Bestandteil • Evtl. geringere Aggressionsneigung (Donnellan, 2005; Trzesniewski et al., 2006) Noch inkonsistente Literatur! Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Ostrowsky (2010) Folie 20 Die heutige Vorlesung • • • • Messung & Definitionen Persönlichkeit Geschlecht Vererbung Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 21 Geschlecht Ein paar statistische Beobachtungen (aus Krahe, 2001): • Festnahme wg. schwerer Körperverletzung M:W = 4.4:1 (ChesneyLind, 1997) • Festnahme jugendliche Gewalttäter M:W = 6:1 (Scott, 1999) • 61% männlicher College Studenten hatten „Schlägerei“ in den letzten 3 Jahren (Archer et al., 1995) ? Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Krahe (2001) Folie 22 Geschlecht Metaanalyse Bettencourt & Miller (1996): • 64 Studien mit 107 Datenpunkten • AV Geschlechtseffektstärke: > 0 Männer aggressiver: < 0 Frauen aggressiver • Analyse verschiedenen Moderatorvariablen Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 23 Geschlecht Fazit der Metaanalyse: • Männer signifikant aggressiver ohne Provokation und bei negativem Feedback über Intelligenz • Keine signifikanten Geschlechtseffekte bei Beleidigung, körperlichem Angriff oder Frustration • Geschlechts – Aggressions Zusammenhang ist von Randbedingungen abhängig! Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 24 Geschlecht Äußerungswege: Physische vs. soziale Aggression (Archer & Coyne, 2005): Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 25 Geschlecht Äußerungswege: Physische vs. soziale Aggression (aus Metaanalyse Bettencourt & Miller, 1996): Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 26 Aus Metaanalyse Archer (2004) Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 27 Geschlecht Beobachtung: • Geschlechtsunterschiede werden geringer bei Provokation • Geschlechtsunterschied reduziert bei Provokation und verbaler Aggression • Geschlechtsunterschied reduziert bis invertiert bei indirekter Aggression Interpretation: • Geschlechtsunterschiede womöglich teilweise durch geschlechtskorrelierte Aggressionsmerkmale bedingt (z.B. Unterschiede in Körperkraft) • Frauen verwenden weniger unmittelbar riskante Aggression Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 28 Geschlecht Wölfer, Hewstone 1286 Sexual-Selection Theory Social-Role Theory Similarities t Males are physically more aggressive than females t Differences occur in adolescence at the latest (either because of rising testosterone levels or cumulative socialization experiences) Differences Metatheory Theory of evolution (Darwin, 1859) Social-learning theory (Bandura, 1977) Main idea Sex differences are based on mammalians’ method of reproduction: Females’ higher parental investment results in a lower reproductive rate, which makes them a limited resource that males have to compete for. Sex differences are based on traditional division of labor: Socialization processes form gender-specific roles, which shape gender-specific identities, expectations, and behavior. Contextual predictors t Variation of reproductive chances (social hierarchy in males) of higher aggression in t Reproductive competition (operational sex ratio) males than in females t Body dimorphism (sex differences in body mass index) t Internalization of gender-typical roles (gender norms) t Traditional masculinity beliefs (masculinity norms) Fig. 1. Similarities and differences between the two competing theories of sex differences in aggressive behavior. theory and propose evolutionary arguments for intersex Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 aggression (Muller, Kahlenberg, Thompson, & Wrangham, 2007). However, male aggression toward females is not a common reproductive strategy in humans, who typically engage in stable long-term relationships characterized by Overall, literature indicates that neither of the two austhe Wölfer & Hewstone (2015) Folie 29 theories provides a universal framework that explains sex differences in human aggression. Instead, a dual-theory approach, with sexual-selection theory explaining sex differences in intrasex aggression and social-role theory Geschlecht Evidenz zur Sexual Selection Theory: • Evolutionsbiologische These: Aggression als Selektionsvorteil für Männer (z.B. Wilson & Daly, 1985) • Biologische Verankerung: Testosteron hat kleinen (r = 0.14) aber signifikanten Effekt auf Aggression (Book et al., 2001; Metaanalyse, N = 9.760) Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 30 Geschlecht Testosteron: Drei Komplikationen 1. Anstieg bei Provokation/Wettbewerb statt Baseline (Carré et al., 2011)? Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 31 Geschlecht Testosteron: Drei Komplikationen 1. Anstieg bei Provokation/Wettbewerb statt Baseline (Carré et al., 2011)? The social neuroendocrinology of human aggression Table 1 939 Relationship between acute fluctuations in testosterone and human social behavior. Study Sample Outcome measures Results Mehta and Josephs (2006) Klinesmith et al. (2006) Carré and McCormick (2008) 57 < 30 < 38 < Carré et al. (2009) Carré et al. (2010) Geniole et al. (2010) Mehta et al. (2010) 27 37 63 54 Competitive behavior Aggressive behavior Competitive and aggressive behavior Aggressive behavior Aggressive behavior Aggressive behavior Aggressive behavior Rise in T predicteda willingness to compete b Rise in T predicteda enhanced aggression Rise in T positively correlatedc with aggression and predicteda willingness to compete Rise in T predicteda enhanced aggression in < b Rise in T positively correlatedc with aggression Rise in T predicteda enhanced aggression d Rise in T positively correlatedb with rejections of unfair offers e a b c d e < 63 , < < < 61 , Predicted is used here to indicate that changes in testosterone occurred prior to the measurement of the main dependent variable. The effect was only observed among men who lost a previous competitive interaction. Correlated is used here to indicate that the direction of causality between change in testosterone and behavior is unknown. This effect was found among men who were socially included, but not excluded in a previous social interaction. This effect was only observed among participants who also showed a rise in cortisol concentrations (i.e., DT—x—DC interaction). finding suggests that there must be some intrinsic reward value to engaging in otherwise costly aggressive behavior. To Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 evaluate this possibility, we assigned men to one of four experimental conditions of the PSAP in which they were provoked (points were stolen from them or not) and/or received reward for aggression (received points for aggres- men were positively correlated with the extent to which they enjoyed the task and with testosterone fluctuations aus Carré et al., (2011) Folie 32 during the task (Carré et al., 2010). Importantly, these effects were not observed among men who received reward for aggression and were not provoked (i.e., proactive aggression), suggesting that acute fluctuations in testosterone are Geschlecht Testosteron: Drei Komplikationen 1. Anstieg bei Provokation/Wettbewerb statt Baseline (Carré et al., 2011)? 2. Testosteron X Cortisol statt Testosteron (z.B. Mehta & Josephs, 2010; Montoya et al., 2012)? - Haupteffekt C: Ängstlichkeit, soziale Vermeidung; hemmt T - Vermutung: T nur bei niedrigem C mit Aggression korreliert Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 33 Geschlecht P.H. Mehta, R.A. Josephs / Hormones and Behavior 58 (2010) 898–906 Dominance in Leaders 5.2 5 4.8 4.6 4.4 4.2 4 Low Cortisol High Cortisol Low Testosterone High Testosterone Fig. 1. Study 1: dominance in leaders (average of observers' ratings on a 7-point scale) as a function of testosterone and cortisol levels. Hormone levels were measured at the beginning of the experiment. Low = 1 standard deviation below mean; high = 1 standard deviation above mean. The intercept and slopes from the multiple regression model were used to plot dominance scores one standard deviation above and below the means for testosterone and cortisol. Mehta & Josephs, 2010 positively related to dominance among men low in C (β = .40, p b .05), but T and dominance were unrelated among men high in C (β = −.06, Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 p N .70). A similar pattern emerged in women. There was a positive slope between T and dominance only among women low in C (β = .26, p = .14), not among women high in C (β = −.08, p N .60). The women and was highly consistent w esis (men in the high T, low C group low T, low C group, M = 4.63, SE = group: M = 4.72, SE = .23; men in th SE = .25; women in the high T, lo women in the low T, low C group: M high T, high C group: M = 4.45, SE = group, M = 4.73, SE = .27). Overall t are consistent with the main regre vergent support for our hypothesis. The results of Study 1 provide the hormone regulation of dominance in to predict dominance in leaders. The test the generality of the dual-hor hormones and dominance in a di head-to-head competition. Another whether dual-hormone regulation social context. A growing literatur effects on dominance are especially li status threat (e.g., social defeat, Car et al., 2008; Jones and Josephs, 20 perimentally manipulated the social individuals to social defeat (status th Folie 34 hypothesized that T and C should joi after status is threatened. Geschlecht Testosteron: Drei Komplikationen 1. Anstieg bei Provokation/Wettbewerb statt Baseline (Carré et al., 2011)? 2. Testosteron X Cortisol statt Testosteron (z.B. Mehta & Josephs, 2010; Montoya et al., 2012)? - Haupteffekt C: Ängstlichkeit, soziale Vermeidung; hemmt T - Vermutung: T nur bei niedrigem C mit Aggression korreliert 3. Testosteron X Cortisol X Serotonin statt Testosteron (Montoya et al., 2012)? - Haupteffekt 5-HT: Impulsivität - Risikoprofil für impulsive Aggression: Té, Cê, 5-HTê Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 35 Geschlecht Evidenz zur Sexual Selection Theory: • Evolutionsbiologische These: Aggression als Selektionsvorteil für Männer (z.B. Wilson & Daly, 1985) • Biologische Verankerung: Testosteron hat kleinen (r = 0.14) aber signifikanten Effekt auf Aggression (Book et al., 2001; Metaanalyse, N = 9.760) • Randvariablen: Hierarchisierung, „Männerüberschuss“ und Geschlechtsunterschiede in Körpermasse sagen Aggression vorher (Wölfer & Hewstone, 2015) Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 36 Geschlecht Evidenz für Social Role Theory: • Rollen These: Soziale Rollen von Frau und Mann bestimmen Aggression (z.B. Eagly & Steffen, 1986) • Soziale Normen: Salienz bestimmt Aggression (Lightdale & Prentice, 1994) Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Krahe (2001) Folie 37 Geschlecht Salienz sozialer Normen: Lightdale & Prentice (1994): • Fragestellung: Wie hängen Geschlechtsunterschiede in Aggression von Geschlechtsrollen ab? • Vpn spielen aggressives Computerspiel gegen Mitspieler • UV: Vpn werden individuiert (Namensschild, Geschlecht erinnert) oder nicht (kein Namensschild, keine Erinnerung) • AV: Anzahl der geworfenen Bomben Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 38 Geschlecht Beobachtung: • Geschlechtsidentität salient à Männer aggressiver als Frauen • Geschlechtsidentität verschleiert à Frauen und Männer gleich aggressiv Interpretation: • Geschlechtsunterschiede in der Aggression werden (zum Teil) durch Geschlechtsrollen erzeugt Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 39 Die heutige Vorlesung • • • • Messung & Definitionen Persönlichkeit Geschlecht Vererbung Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 40 Genetische Einflüsse: Forschungsstrategien Zwillingsstudien: - Sind monozygotische Zwillinge (MZ) ähnlicher als dizygotische (DZ)? Adoptionsstudien: - Ähnlichkeit zwischen Adoptivkindern und (A) Adoptiveltern (B) Adoptivgeschwistern (C) biologischen Eltern (D) biologischen Eltern Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 41 Beispielbefunde Zwillingsstudie von Tellegen, Lykken et al. (1988): Adoptionsstudie von Mednick, Gabrielli et al. (1984) • 331 Zwillinge (19-41 Jahre) • Aggression wurde mit Fragebogen gemessen • 14.427 Adoptivkinder und deren Eltern • Straffälligkeit als abhängige Variable • Korrelation MZ: • Korrelation DZ: • Adoptiveltern straffällig: 15% • Biolog. Eltern straffällig: 20% • Beide straffällig: 25% .43 .14 Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 42 Genetische Einflüsse Metaanalyse Ferguson (2010): • 38 Publikationen zw. 1996 und 2006 • beinhalten jeweils Schätzungen der • genetischen Einflüsse • Gemeinsame nicht-genetische Einflüsse (z.B. Familie) • Nicht gemeinsame, nicht-genetische Einflüsse (z.B. Schule, Infektionen, Verletzungen) • Antisoziales Verhalten als AV Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 43 Genetische Einflüsse Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Ferguson (2010) Folie 44 Genetische Einflüsse Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Ferguson (2010) Folie 45 Genetische Einflüsse Beobachtung: Mehr als 50% der Varianz in antisozialem Verhalten kann auf genetische Faktoren zurückgeführ werden. Der Einfluss genetischer Faktoren nimmt mit dem Alter ab, der der individuellen Erfahrung nimmt zu Interpretation: Aggression unterliegt einem recht ausgeglichenen Erbe-Umwelt-Einfluss Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Ferguson (2010) Folie 46 Genetische Einflüsse • • • Genetischer Einfluss womöglich bis zu 50% (Ferguson, 2010; Miles & Carey, 1997) Beachte: Es wird vermutlich nicht aggressives Verhalten, sondern ein aggressionsrelevantes Persönlichkeitsmerkmal vererbt! Hypothetisches Beispiel: Gene Impulsivität Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Aggression bei Provokation Folie 47 Was sollten Sie nun wissen? • • Definitionen/Erklärungen: Aggression, Gewalt, kompetitives Reaktionszeitparadigma, instrumentelle/feindselige/indirekte/ soziale/beziehungsbezogene Aggression; Theorieklassen in der Aggressionsforschung, Narzissmus Zusammenhänge: • Von welchen Randbedingungen hängt es ab, ob Frauen oder Männer aggressiver sind? • Welche Rolle spielt Testosteron für Aggression? • Welche Erklärungen sind für Geschlechtsunterschiede in der Aggression vorgeschlagen worden? • Gibt es genetische Einflüsse auf Aggression? Wie verändern sich diese im Verlauf des Lebens? • Welche Persönlickeitsmerkmale stehen mit Aggression unter Provokation oder ohne Provokation in Zusammenhang? • Wie ist der Zusammenhang zwischen Selbstwert und Aggression? Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 48 Literatur zur heutigen Sitzung Lehrbuchliteratur Smith, E. R., & Mackie, D. M. (2007). Social psychology (3rd ed.). New York: Psychology Press. (Kapitel 13). Jonas, K., Stroebe, W., & Hewstone, M. (2007). Sozialpsychologie: Eine Einführung (5. Aufl.). Heidelberg: Springer. (Kapitel 8) Hewstone & Martin). Hogg, M. A., & Vaughan, G. M. (2008). Social psychology (5th ed.). Harlow, UK: Pearson.(Kapitel 12) Bushman, B. J., & Bartholow, B. D. (2010). Aggression. In R. F. Baumeister & E. J. Finkel (Eds.), Advanced social psychology (pp. 303-340). New York: Oxford University Press. Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 49 Literatur zur heutigen Sitzung Weitere Literaturgrundlage Anderson, C. A., & Bushman, B. J. (2002). Human aggression. Annual Review of Psychology, 53, 27-51. Archer, D., & McDaniel, P. (1995). Violence and gender: Differences and similarities across societies. In R. B. Ruback & N. A. Weiner (Eds.), Interpersonal violent behaviors: Social and cultural aspects. (pp. 63-87). New York, NY US: Springer Publishing Co. Archer, J. (2004). Sex Differences in Aggression in Real-World Settings: A Meta-Analytic Review. Review of General Psychology, 8, 291-322. doi: 10.1037/1089-2680.8.4.291 10.1037/1089-2680.8.4.291.supp (Supplemental) Archer, J., & Coyne, S. M. (2005). An Integrated Review of Indirect, Relational, and Social Aggression. Personality and Social Psychology Review, 9, 212-230. doi: 10.1207/s15327957pspr0903_2 Baumeister, R. F., Boden, J. M., Geen, R. G., & Donnerstein, E. (1998). Aggression and the self: High self-esteem, low selfcontrol, and ego threat Human aggression: Theories, research, and implications for social policy (p. 111): Academic Press. Bettencourt, B. A., & Miller, N. (1996). Gender differences in aggression as a function of provocation: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 119, 422-447. Bettencourt, B. A., Talley, A., Benjamin, A. J., & Valentine, J. (2006). Personality and aggressive behavior under provoking and neutral conditions: A meta-analytic review. Psychological Bulletin, 132, 751-777. doi: Doi 10.1037/0033-2909.132.5.751 Björkqvist, K. (1994). Sex differences in physical, verbal, and indirect aggression: A review of recent research. Sex Roles, 30, 177-188. doi: 10.1007/bf01420988 Book, A. S., Starzyk, K. B., & Quinsey, V. L. (2001). The relationship between testosterone and aggression: a meta-analysis. Aggression and Violent Behavior, 6, 579-599. Bortz, J., & Döring, N. (2002). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler (3rd ed.). Berlin: Springer. Bushman, B. J., & Bartholow, B. D. (2010). Aggression. In R. F. Baumeister & E. J. Finkel (Eds.), Advanced social psychology (pp. 303-340). New York: Oxford University Press. Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 50 Literatur zur heutigen Sitzung Bushman, B. J., & Baumeister, R. F. (1998). Threatened egotism, narcissism, self-esteem, and direct and displaced aggression: Does self-love or self-hate lead to violence? Journal of Personality and Social Psychology, 75, 219. Bushman, B. J., Baumeister, R. F., Thomaes, S., Ryu, E., Begeer, S., & West, S. G. (2009). Looking Again, and Harder, for a Link Between Low Self-Esteem and Aggression. Journal of Personality, 77, 427-446. Carré, J. M., McCormick, C. M., & Hariri, A. R. (2011). The social neuroendocrinology of human aggression. Psychoneuroendocrinology, 36(7), 935–944. Chesney-Lind. (1997). The female offender: Girls, women, and crime. Thousand Oaks, CA: Sage. Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences (Vol. 2nd ed.). Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum. Donnellan, M. B., Trzesniewski, K. H., Robins, R. W., Moffitt, T. E., & Caspi, A. (2005). Low self-esteem is related to aggression, antisocial behavior, and delinquency. Psychological Science, 16, 328-335. Eagly, A. H., & Steffen, V. J. (1986). Gender and Aggressive-Behavior - a Meta-Analytic Review of the Social Psychological Literature. Psychological Bulletin, 100, 309-330. Ferguson, C. J. (2010). Genetic contributions to antisocial personality and behavior: A meta-analytic review from an evolutionary perspective. The Journal of Social Psychology, 150, 160-180. doi: 10.1080/00224540903366503 Guilford, J. P. (Ed.). (1959). Personality. New York: McGraw Hill. Krahé, B. (2001). The social psychology of aggression. Hove: Psychology Press. Krahé, B. (2007). Aggression. In K. Jonas & M. Hewstone (Eds.), Sozialpsychologie (5. ed., pp. 265-294). Heidelberg: Springer. Lightdale, J. R., & Prentice, D. A. (1994). Rethinking Sex-Differences in Aggression - Aggressive-Behavior in the Absence of Social Roles. Personality and Social Psychology Bulletin, 20, 34-44. Mednick, S. A., Gabrielli, W. F., & Hutchings, B. (1984). Genetic influences in criminal convictions: Evidence from an adoption cohort. Science, 224, 891-894. doi: 10.1126/science.6719119 Mehta, P. H., & Josephs, R. A. (2010). Testosterone and cortisol jointly regulate dominance: Evidence for a dual-hormone hypothesis. Hormones and Behavior, 58(5), 898–906. Miles, D. R., & Carey, G. (1997). Genetic and environmental architecture on human aggression. Journal of Personality and Social Psychology, 72, 207-217. Montoya, E. R., Terburg, D., Bos, P. A., & van Honk, J. (2012). Testosterone, cortisol, and serotonin as key regulators of social aggression: A review and theoretical perspective. Motivation and Emotion, 36(1), 65–73. Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 51 Literatur zur heutigen Sitzung Ostrowsky, M. K. (2010). Are violent people more likely to have low self-esteem or high self-esteem? Aggression and Violent Behavior, 15, 69-75. doi: Doi 10.1016/J.Avb.2009.08.004 Rogers, C. R. (Ed.). (1961). On becoming a person. Boston: Houghton Mifflin. Rosenberg, M. (1965). Society and the adolescent self-image. Princeton, NJ: Princeton University Press. Scully, D. (1990). Understanding sexual violence: A study of convicted rapists. New York: HarperCollins. Taylor, S. P. (1967). Aggressive Behavior and Physiological Arousal as a Function of Provocation and Tendency to Inhibit Aggression. Journal of Personality, 35, 297-&. Tellegen, A., Lykken, D. T., Bouchard, T. J., Wilcox, K. J., Segal, N. L., & Rich, S. (1988). Personality similarity in twins reared apart and together. Journal of Personality and Social Psychology, 54, 1031-1039. doi: 10.1037/0022-3514.54.6.1031 Tracy, J. L., & Robbins, R. W. (2003). ‘‘Death of a (narcissistic) salesman’’: An integrative model of fragile self-esteem. Psychological Inquiry, 14. Trzesniewski, K. H., Donnellan, M. B., Moffitt, T. E., Robins, R. W., Poulton, R., & Caspi, A. (2006). Low self-esteem during adolescence predicts poor health, criminal behavior, and limited economic prospects during adulthood. Developmental Psychology, 42, 381-390. doi: Doi 10.1037/0012-1649.42.2.381 Wilson, M., & Daly, M. (1985). Competitiveness, Risk-Taking, and Violence - the Young Male Syndrome. Ethology and Sociobiology, 6, 59-73. Wölfer, R., & Hewstone, M. (2015). Intra- versus intersex aggression: Testing theories of sex differences using aggression networks. Psychological Science, 26(8), 1285–1294. Sozialpsychologie 2 /// WiSe 15-16 /// Aggression 1 Folie 52