Kapitel 4 Maßzahlen, Verhältniszahlen, Indexzahlen 4.1 Maßzahlen Ökonomische und andere Sachverhalte werden oft durch Maßzahlen beschrieben. Jede Maßzahl muss dabei ihren Ausgangspunkt von einer sachlichen Fragestellung nehmen, die auf die quantitative Kennzeichnung irgendeines Sachverhaltes zielt. Eine sachliche Aufgabe und die aus ihr erwachsende Fragestellung sind primär; aus ihnen - und nur aus ihnen - sind die Kriterien für ihren Aufbau und die Erzeugung einer Maßzahl zu entwickeln. Forderung: Äquivalenten Sachverhalten sollen gleiche Werte der Maßzahl entsprechen. Dabei wird man oft jene Sachverhalte als äquivalent ansehen, welche gleiche Entscheidungen als Konsequenz nach sich ziehen. Bsp 4.1.1: Daten aus österreichischen Volkzählung von 1951 Haushalte (ohne Anstaltshaushalte) 2205000 Wohnungen (ohne Notwohnungen) 2057000 Wohnungsdefizit 148000 Diese letzte Zahl ist nur beschränkt aussagefähig; denn es muss berücksichtigt werden, dass leerstehende Wohnungen in Landgemeinden das Wohnungsdefizit in den Städten nicht voll ausgleichen. Bsp 4.1.2: Die Produktion zweier Spinnereien soll verglichen werden. Da Spinnerei A den Schwerpunkt ihrer Produktion bei den niedrigen Nummern (dicke Garne), Spinnerei B bei den höheren Nummern (dünne Garne) hat, ist die Vergleichbarkeit nicht von vorneherein gegeben. Sie kann dadurch erreicht werden, dass man mittels Äquivalenzzahlen auf ein Standardprodukt, z.B. Ne 20, umrechnet: Tabelle 4.1: Ne Äquivalenzzahl 16 20 24 40 Summe 0.74 1.00 1.29 2.57 x Produktion in t A B 45. 15. 20. 25. 10. 40. 5. 50. 80. 130. Standardprod. in t A B 33. 11. 20. 25. 13. 52. 13. 129. 79. 217. 17 Interpretation der Äquivalenzzahl 0.74: Die Produktion von 1 t Ne 16 ist gleichwertig mit der Produktion von 0.74 t Ne 20. Damit ist der Produktion von 45.t Ne 16 gleichwertig mit der Produktion von 45 · 0.74 t = 33. t Ne 20. 4.2 Verhältniszahlen Verhältniszahl := Quotient zweier Maßzahlen (evtl. · 100) Arten von Verhältniszahlen a) Gliederungszahlen: Eine Reihe von Teilgrößen wird auf eine übergeordnete Größe als gemeinsame Basis bezogen. Ware A Beispiele: relative und prozentuale Häufigkeiten, Umsatz Gesamtumsatz · 100 b) Beziehungszahlen: Zwei verschiedenartige, aber in sachlich sinnvoller Beziehung stehende Größen werden zueinander ins Verhältnis gesetzt. Beispiele: Jahresumsatz Kapitalumschlag := durchschnittlich investiertes Kapital Kraftfahrzeugdichte in BW := Zahl der in BW zugelassenen Kraftfahrzeuge Bevölkerungszahl von BW Stromverbrauch Produktion c) Messzahlen: Eine Reihe gleichartiger Größen wird auf dieser Größen (oder auf einen Durchschnitt) als gemeinsame Basis bezogen. Beispiele: Brutto-Sozialprodukt im Jahre... · 100 Brutto-Sozialprodukt im (Bezugs-)Jahr 1990 Arbeitslosenzahl im Monat... Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt · 100 Zahl der Arbeiter in der Fertigung Zahl der Angestellten in der Fertigung · 100 Bem: Gliederungs- und Messzahlen werden meist in % angegeben Beispiel 4.2.1 Jahr 1991 1992 1993 Produktion in t 2400 2800 3000 Meßzahl in % 1991 = 100 100 117. 125. Meßzahl in % 1993 = 100 80. 93. 100 (Es wurde auf ganze % gerundet) zum Vorjahr · 100 Wachstumsrate(in %) := Differenz Wert im Vorjahr 18 Wachstumsrate in % 17. 7. Beispiel 4.2.2 Die Aussage ”Der Platz neben dem Fahrer im PKW ist bei einem Unfall am gefährlichsten” beruht auf der Berechnung der folgenden Gliederungszahl Prozentuale Häufigkeit der Verkehrsopfer auf dem Platz neben dem Fahrer = Zahl der Verkehrsopfer auf dem Platz neben dem Fahrer · 100 Zahl der Verkehrsopfer insgesamt Eine bessere Auskunft über den Unfallrisiko liefert der Vergleich der Beziehungszahlen: Prozentuale Häufigkeit der Verkehrsopfer auf dem Platz i Prozentuale Häufigkeit der Besetzung des Platzes i Beispiel 4.2.3: Illustration zur Verkleinerung des Ausfuhr-Koeffizienten bei der Zusammenfassung von Wirtschaftsgebieten : Situation 1: 2 Staaten mit BSP (= Bruttosozialprod.) von je 100 Einheiten: Abb 4-1 6 5 5 5 6 5 - 5 5 5 - 5 ? ? Ausfuhr-Koeffizient := Ausfuhr BSP · 100 = 20(%) bei beiden Staaten Situation 2: Bundesstaat aus den beiden Staaten: Ausfuhr–Koeffinzient = 30 200 · 100 = 15(%) Bsp 4.2.4 für die Standardisierung von Maß– bzw. Verhältniszahlen Wohlstandsstufe i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Mtl. Gesamtausgabe pro Vollperson von . . . bis unter . . . (in ÖS) unter 400 400 - 600 600 - 800 800 - 1000 1000 - 1200 1200 - 1400 1400 - 1600 1600 - 1800 1800 -2000 2000 - 2200 2200 - 2400 ab 2400 Anteil d. Ernährungsausgaben in % Arbeiter Angestellte (Ei1 /G1i ) · 100 (Ei2 /G2i ) · 100 74.9 67.9 62.9 60.3 55.6 53.3 52.6 48.8 46.0 43.0 43.4 39.9 39.8 38.4 40.3 32.0 42.2 33.6 30.4 35.1 35.6 34.0 × 27.9 Aufgliederung d. Gesamtausgaben nach Wohlstandsstufen in % Arbeiter Angestellte gi1 · 100 gi2 · 100 1.9 0.3 18.8 9.4 23.2 17.9 21.1 17.8 15.6 16.2 11.5 11.2 3.5 5.4 2.2 2.9 1.0 7.4 0.8 2.4 0.4 2.3 0.0 6.8 Diese Daten stammen aus einer Konsumerhebung in Wien von 1954/55. Erklärung der Größen in Bsp 4.2.4: 19 G1i := Gesamtausgaben der Arbeiter in Wohlstandsstufe i G2i := Gesamtausgaben der Angestellten in Wohlstandsstufe i G1i Gesamtausgaben der Arbeiter in Wohlstandsstufe i := = 11 Gesamtausgaben der Arbeiter insgesamt P G1j gi1 j=1 gi2 := G2i Gesamtausgaben der Angestellten in Wohlstandsstufe i = 12 Gesamtausgaben der Angestellten insgesamt P G2j j=1 Ei1 Ei2 := Ernährungsausgaben der Arbeiter in Wohlstandsstufe i := Ernährungsausgaben der Angestellten in Wohlstandsstufe i Durchschnittliche Anteile der Ernährungsausgaben: Arbeiter: 100 12 P i=1 E1 gi1 Gi1 = 52.5(%), Angestellte: 100 i Im letzten Summanden der ersten Summe ist 1 = 0 ebenfalls = 0 setzen. wegen g12 12 P E2 gi2 Gi2 = 44.6(%). i=1 1 /G1 E12 12 i nicht erklärt. Trotzdem kann man ihn Problem: Wie kann man aus dieser Tabelle bei Arbeitern und Angestellten ein Maß für den unterschiedlichen Anteil der Ernährungsausgabe errechnen, das nicht von der Verschiedenheit der Wohlstandsstruktur abhängt? M.a.W.: Wie hoch wären etwa die durchschnittlichen Anteile der Ernährungsausgaben, wenn bei Arbeitern und Angestellten die gleiche Verteilung auf die einzelnen Ausgabenklassen vorläge? Um ein solche Maß zu bekommen, muss man die unterschiedliche Wohlstandsstruktur künstlich eliminieren: Man fixiert eine bestimmte Wohlstandsstruktur, d.h. man ordnet jeder Ausgabeklasse ein bestimmtes Gewicht gi zu und berechnet damit das gewogene arthrimetische Mittel (vgl. (3.1.3)) aus den Anteilen der Ernährungsausgaben bei den Arbeitern bzw. Angestellten: (4.2.1) 12 P E1 i=1 gi Gi1 bzw. i 12 P i=1 E2 gi Gi2 mit gi ≥ 0 und i 12 P gi = 1. i=1 Wie sind nun Gewichte gi geeignet zu wählen? (G1i , G2i sind hier keine Gewichte). Eine Möglichkeit ist, für gi die Wohlstandsstruktur der Arbeiter zugrunde zu legen, d.h. gi = gi1 zu wählen: (4.2.2) 100 12 P i=1 E1 gi1 Gi1 = 52.5(%), 100 i 12 P i=1 E2 gi1 Gi2 = 49.4(%) i Dieses besagt: Wenn bei den Angestellten die gleiche Vert. auf die einzelnen Ausgabeklassen vorläge wie bei der Arbeitern, würden sie im Durchschnitt 49.4% für Ernährung ausgeben, während die Arbeiter 52.5% ausgeben. Der Unterschied zwischen Arbeitern und Angestellten ist also zu einem beträchtlichen Teil echt, d.h. nicht bloß auf Unterschiede in der Wohlstandsverteilung zurückzuführen. Eine weitere Möglichkeit wäre, gi = gi2 zu wählen, also die Wohlstandsstruktur der Angestellten zugrunde zu legen. Dann gibt es aber bei diesem Beispiel Schwierigkeiten mit dem letzten Summanden in der ersten Summe in (4.2.1), weil der nicht erklärte Wert 1 /G1 mit einem Faktor g E12 12 6= 0 multipliziert würde. 12 20 4.3 Einführung der verschiedenen Indizes Indizes (=Indexzahlen) charakterisieren den Verlauf mehrerer sachlich zusammengehörender Reihen in einer Zahlenreihe. Allgemeine Bezeichnungen: n: Anzahl der Warenarten q0,k : Menge der k-ten Warenart im Basisjahr p0,k : Preis der k-ten Warenart im Basisjahr pro ME qj,k : Menge der k-ten Warenart im j-ten Berichtsjahr pj,k : Preis der k-ten Warenart im j-ten Berichtsjahr pro ME Beispiel 4.3.1: Produktion eines Kleinbetriebes: Warenart k 1 2 3 Menge q0, k 10 000 5 000 1 000 Basisjahr Preis pro ME p0, k 60.100.200.- 1. Berichtsjahr Menge Preis pro ME q1, k p1, k 11 000 62.5 000 110.900 200.- 2. Berichtsjahr Menge Preis pro ME q2, k p2, k 11 000 68.5 000 110.900 205.- ME:=Mengeneinheit Wertindex (z.T. = Umsatzindex): (4.3.1) n P W0,j := k=1 n P pj,k ·qj,k · 100 P Pneuer Preis · neue Menge · 100) (kurz: alter Preis · alte Menge p0,k ·q0,k k=1 Der Wertindex beschreibt die Änderung des Gesamtwertes (z.B. Umsatz) Preisindex nach Laspeyres: (4.3.2) n P pj,k ·q0,k P = k=1 n L 0,j P · 100 (kurz: p0,k ·q0,k k=1 P Pneuer Preis · alte Menge · 100) alter Preis · alte Menge Beschreibung der Preisänderung auf der Basis der alten Mengen Preisindex nach Paasche: n (4.3.3) P P pj,k ·qj,k k=1 n P0,j = P · 100 (kurz: p0,k ·qj,k k=1 P Pneuer Preis · neue Menge · 100) alter Preis · neue Menge Beschreibung der Preisänderung auf der Basis der neuen Mengen Mengenindex nach Laspeyres: (4.3.4) n P L p0,k ·qj,k k=1 n Q0,j = P · 100 (kurz: p0,k ·q0,k k=1 P Palter Preis · neue Menge · 100) alter Preis · alte Menge Beschreibung der Produktionsentwicklung auf der Basis der alten Preise 21 Mengenindex nach Paasche: (4.3.5) n P k=1 n P Q0,j = P pj,k ·qj,k · 100 (kurz: pj,k ·q0,k k=1 P Pneuer Preis · neue Menge · 100) neuer Preis · alte Menge Beschreibung der Produktionsentwicklung auf der Basis der neuen Preise Vorteil der Indizes nach Laspeyres: feste Bezugsgrößen Vorteil der Indizes nach Paasche: aktuelle Bezugsgrößen Bem.: Statt Jahren werden häufig andere Zeitabschnitte oder Perioden gewählt wie z.B. Monate. 4.4 4.4.1 Besondere Indexprobleme Formale Eigenschaften Ik,l sei einer in 4.3 eingeführten Indizes mit dem Berichtsjahr l bezogen auf das Basisjahr k (statt ”0”wie oben). Die folgenden Regeln gelten (soweit sinnvoll) für Messzahlen exakt. Gelten sie auch für Indexzahlen? 1 1 I0,j )( 100 Ij,0 ) = 1 ? a) Zeitumkehrprobe: ( 100 1 1 1 I0,j ) = ( 100 I0,i )( 100 Ii,j ) ? b) Rundprobe: ( 100 1 1 1 c) Faktorumkehrprobe:( 100 W0,j ) = ( 100 P0,j )( 100 Q0,j ) ? Die Faktorumkehrprobe prüft also, ob die für eine Warenart gültige Beziehung ”Umsatz = Preis · Menge” auch auf die entspechenden Indizes zu übertragen ist. Die Zeitumkehr- und Rundprobe gelten für den Wertindex, der eigentlich eine einfache Messzahl ist, exakt. Für die andere Indizes gelten sie i.a. nur näherungsweise. Ebenso gilt die Faktorumkehrprobe exakt, wenn für einen Index eine Laspeyres–Formel und für den anderen eine Paasche–Formel verwendet wird, sonst i.a. nur näherungsweise. 4.4.2 Einige Verfahren zur Behandlung von Indexreihen Bsp. für eine Umbasierung: Von 1963 bis 1970 seien Indizes mit dem Basisjahr 1962 berechnet, ab 1971 aber mit dem Basisjahr 1970. Um aber eine einheitliche Indexreihe zu bekommen, werden die Indizes auf das Jahr 1962 umbasiert. Dabei berechnet man die Näherung über Rundprobe: (4.4.1) 1 ∗ I1962,1970 )I1970,1971 := ( 100 I1962,1971 ≈ I1962,1971 1 ∗ I1962,1972 ≈ I1962,1972 := ( 100 I1962,1970 )I1970,1972 .. . Einführung einer neuen Warenart: Zu den bisherigen Warenarten kommt von dem Jahr j = 1 ab eine neue Warenart mit den folgenden Daten hinzu: pj,n+1 , qj,n+1 mit j ≥ 1, q0,n+1 = 0, p0,n+1 ist sinnlos. Ohne Schwierigkeiten kann der Mengenindex nach Paasche gebildet werden: 22 n P pj,k ·qj,k +pj,n+1 ·qj,n+1 k=1 n P Q0,j = P (4.4.2) pj,k ·q0,k +pj,n+1 | k=1 · q0,n+1 {z 100 } =0 Der Mengenindex nach Laspeyres würde die sinnlose Größe p0,n+1 enthalten. Das Gleiche gilt für den Preisindex nach Paasche. Andererseits berücksichtigt der Preisindex nach Laspeyres wegen q0,n+1 = 0 die neue Warenart nicht und ist daher ab j = 2 nicht mehr brauchbar. Häufig berechnet man die Indizes nach folgende Formeln: (4.4.3) P0,j P n p1,k qk k=1 100 n P p0,k qk k=1 = n P p q +p q k=1 j,k k j,n+1 n+1 100 n P qn+1 p0,k qk +p∗ für j=1 für j = 2, 3, ... 0,n+1 k=1 mit dem festen Gewichtungsschema q1 , q2 , · · · , qn+1 und dem fiktiven Preis für Warenart (n+1) in dem Jahr j = 0 p∗0,n+1 = p1,n+1 P100 0,1 (4.4.4) Diese Formel beruht auf der Annahme, dass die fiktiven Preisentwicklung der Warenart (n + 1) von 0 nach 1 genau gleich der gemeinsamen Preisentwicklung der bisherigen Warenarten 1, · · · , n ist, dass also gilt: P0,1 100 Bei der Mengengewichtung erscheint es zweckmäßig, in Anlehnung an die Laspeyres-Formel für q1 , . . . , qn die bisher verwendeten Gewichte beizubehalten und für qn+1 die Menge der neuen Warenart (n + 1) aus einem Jahr nach Beendigung die Übergangsphase zu übernehmen. Ist j = 0 als Basisjahr gewählt worden und ist die Übergangsphase auf das Jahr j = 1 beschränkt, so ergibt das die folgende Wahl der Mengengewichte. ! p1,n+1 = p∗0,n+1 · (4.4.5) qk = q0,k für k = 1, . . . , n; qn+1 = q2,n+1 Substitution: Bei Warenart n kommt von Jahr j = 0 zu Jahr j = 1 eine neue Qualität auf den Markt, die die bisher gängige Qualität verdrängt (Bsp.: neues Kfz.-Modell). Dabei sollen folgende Bezeichnungen für die Mengen bzw. Preise verwendet werden: Jahr 0 : Jahr 1 : Jahr j(j ≥ 2) : n Warenarten mit q0,k und p0,k (k = 1, . . . , n) (n − 1) Warenarten mit q1,k und p1,k (k = 1, . . . , n − 1) Warenart n in der alten Qualität mit q1,n und p1,n Warenart n in der neuen Qualität mit q̂1,n und p̂1,n (n − 1) Warenarten mit qj,k und pj,k (k = 1, . . . , n − 1) Warenart n in der neuen Qualität mit q̂j,n und p̂j,n Die durch die Qualitätsänderung bei ”n” verursachte Preisänderung soll bei der Preisberechnung des Preisindexes eliminiert, also nicht als echte Preisänderung registriert werden. 23 (4.4.6) P0,j = n−1 P p1,k qk +p1,n qn k=1 · 100 n−1 P p0,k qk +p0,n qn für j = 1 k=1 n−1 P pj,k qk +p̂j,n q̂n k=1 · 100 n−1 P p0,k qk +p̂∗ q̂n für j = 2, 3, . . . 0,n k=1 q1 , . . . , qn bzw. q1 , . . . , qn−1 , q̂n sind feste Gewichtungsschemata mit qn als Bezugsmenge von Warenart n in der alten und q̂n in der neuen Qualität, die durch folgenden fiktiven Preis ergänzt werden : p 0,n p̂∗0,n := p̂1,n p1,n (4.4.7) Diese Formel beruht hier auf der Annahme, dass die fiktive Preisentwicklung für die Warenart n bei der neuen Qualität von 0 nach 1 genau gleich der (realen) Preisentwicklung bei der alten Qualität ist, dass also gilt: p̂1,n ! p1,n p̂∗0,n = p0,n Bei der Mengenentwicklung erscheint es wie oben zweckmäßig für q1 , . . . , qn die bisher verwendeten Gewichte beizubehalten und für q̂n die Menge von Warenart n in der neuen Qualität aus einem Jahr nach Beendigung der Übergangsphase zu nehmen. Unter der gleichen Voraussetzungen wie oben ergibt das: (4.4.8) 4.5 qk = q0,k für k = 1, . . . , n; q̂n = q̂2,n Einige regelmäßig veröffentlichte Indizes a) Preisindex für die Lebenshaltung Eine Berechnungsgrundlage dieses Indexes ist der Warenkorb. Das ist die Bezeichnung für die Zusammenfassung aller Warenarten mit den zugehörigen durchschnittlichen Warenmengen bezogen auf einen Haushalt. Der Durchschnitt wird dabei über eine genau festgelegte Verbrauchgruppe gebildet, z.B. über aller privaten Haushalte oder über alle 2-Personen-Haushalte von Renten- und Sozialhilfeempfängern. Zur Ermittlung der Preise der Waren aus dem Warenkorb muss eine gesonderte statistische Untersuchung durchgeführt werden. b) Index der Großhandelspreise c) Index der industriellen Bruttoproduktion Bei diesem Index werden Mengen mit Bruttoproduktionswerten pro ME (= Mengeneinheit) gewichtet. Bruttoproduktionswert = wirtschaftl. Umsatz + − Bestandsveränderungen an Halbfertig- und Fertigerzeugnissen + selbsterstellte Anlagen d) Index der industriellen Nettoproduktion Hier werden Mengen mit Nettoproduktionswerten pro ME gewichtet. 24 Nettoproduktionswert = Bruttoproduktionswert − Materialverbrauch − vergebene Lohnarbeiten − bezogene Handelsware Ein noch bessere Maß für die Eigenleistung ist die Wertschöpfung, die aber wegen des wesentlich höheren Erhebungsaufwandes in d) nicht verwendet wird. Wertschöpfung = 4.6 Nettoproduktionnswert − sonst. Vorleistungen − Abschreibung − indirekte Steuern zuzüglich Subventionen Subindizes Im Statistischen Jahrbuch für die BRD werden neben dem allgemeinen Preisindex für die Lebenshaltung Subindizes für einzelne Verbrauchsgruppen veröffentlicht, und zwar (nach einer früheren Systematik) für Ernährung, Getränke und Tabakwaren, Wohnung, Heizung und Beleuchtung, Hausrat, Bekleidung, Reinigung und Körperpflege, Bildung und Unterhaltung, Verkehr. (Für die neue Systematik vgl. neuere Ausgaben des Stat. Jahrbuchs). Mit diesen Subindizes kann die Berechnung des Gesamtindexes etwas vereinfacht werden, wenn man die Anteile der einzelnen Verbrauchsgruppen an den Gesamtausgaben für die Lebenshaltung kennt. Wie das geschieht, soll für die Aufteilung in zwei Verbrauchsgruppen I und II durchgeführt werden, die die Warenarten 1, . . . , m bzw. (m + 1), . . . , n enthalten sollen. Mit dieser Aufteilung kann der Gesamtpreisindex P0,j z.B. für j = 1 in folgender Weise umgerechnet werden, wobei q1 , . . . , qn feste Bezugsmengen sein sollen. 1 P0,1 = 100 m P p1,k qk + k=1 n P p1,k qk k=m+1 n P k=1 p0,k qk = m P k=1 n P k=1 p0,k qk p0,k qk m P · k=1 m P p1,k qk + p0,k qk k=1 n P p0,k qk k=m+1 n P p0,k qk k=1 n P k=m+1 · P n p1,k qk p0,k qk k=m+1 Die jeweils zweiten Brüche in den beiden Summanden sind gerade die Preisindizes für die Ver′ bzw. P ′′ bezeichnen. Sie sind also Subindizes. Die brauchsgruppen I und II, die wir mit P0,1 0,1 jeweils ersten Brüche lassen sich als die Anteile der Verbrauchsgruppen I und II an den (u. U. fiktiven) Gesamtausgaben deuten. Diese Anteile bezeichnen wir mit g′ bzw. g′′ . Das ergibt für j = 1 und analog für allgemeine j: (4.6.1) ′′ ′ + g′′ · P0,j P0,j = g′ · P0,j Wegen der Eigenschaften g′ , g′′ ≥ 0 und g′ + g′′ = 1 ist (4.6.1) ein gewogenes arithmetisches Mittel (vgl (3.1.3)), mit dem man hier und analog für den Fall von mehr als zwei Verbrauchsgruppen aus den Subindizes und den Ausgabenanteilen den Gesamtindex berechnen kann. Die Berechnung der Subindizes erfolgt z. T. deshalb, weil sie ein gewisses Interesse besitzen, z. T. auch deshalb, weil gewisse Manipulationen (Änderungen im Gewichtungsschema, Substitutionen usw.) durch das Vorhandensein von Subindizes erleichtert werden. Subindizes sind nicht auf die behandelte Anwendung beschränkt, sondern auch auf andere Bereiche anwendbar. 25