SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde Pasticcio 06-15 Von Konrad Beikircher Sendung: Samstag, 20. Juni 2015 Redaktion: Martin Roth 9.05 – 10.00 Uhr Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de 1 Pasticcio 06-15 SWR 2 Juni 15 Signet „SWR2 Musikstunde“ ... und wie letzens noch im Mai kommt der Beikircher vorbei... Titelmusik Ach, einen schönen Guten Morgen, liebe Freunde des musikalischen Frühsports - naja, kurz nach neun is nicht mehr früh, aber am Samstag schon, gell - wünsche ich Ihnen, heute werde ich Ihnen eine neue olympische Disziplin vorstellen: Orchester-Wrestling, quasi griechischrömisches Orchesterringen im Freistil, dann werde ich Ihnen ein unglaubliches Komponisten-Schicksal vorstellen und der Rest wird sich wohl finden, wohl unter Linden zur Abendszeit, nein, zur Morgenszeit natürlich und da fällt mir eine hübsche Geschichte ein, die Joseph Ritter von Kerzl, der Leibarzt seiner Majestät, Kaiser Franz Joseph II., der über sich gerne sagte: "Für die Gesundheit anderer Monarchen sorgen die Leuchten der Wissenschaft, nur unser Monarch begnügt sich mit einem Kerzl" und der damit Humor bewies, gerne erzählte.: Kaiser Franz Joseph erfreute sich bis ins hohe Alter einer vortrefflichen Gesundheit. Kerzl hatte sich jeden Morgen frühzeitig beim Kaiser zu melden und nach seiner Gesundheit zu fragen. Der Kaiser überreichte ihm dabei eine Zigarre, und während man rauchte, pflegte Franz Joseph mit Kerzl ein Weilchen über das Wetter zu plaudern oder über das, was sich tags zuvor in Wien begeben hatte. Eines Morgens wurde Kerzl vom Leibdiener jedoch abgewiesen. Als er sich nach dem Grund erkundigte, bekam er zur Antwort: „Majestät bedauern aufrichtig, aber er fühle sich 2 nicht wohl, müsse im Bett bleiben und sei daher zur morgendlichen Unterredung nicht aufgelegt. Der Doktor solle doch morgen wiederkommen.“ Johann Strauß: Kaiser-Franz-Joseph-Rettungs-Jubel-Marsch op. 126 Wiener Philharmoniker Leitung: Nikolaus Harnoncourt Dauer: 3‘25 Wie würde man reagieren, wenn man erleben muss, dass die eigenen Ideen für die von z.B. Albert Einstein gehalten werden und dass Artikel, die man geschrieben hat, neben die von Stephen Hawking gestellt werden. Nun mag das bei Wissenschaftlern vielleicht nicht wirklich häufig vorkommen, obwohl: wenn ich sehe, wie Sloterdijk in seiner "Kritik der zynischen Vernunft" Seiten um Seiten von Günther Anders abgeschrieben hat, insbesondere aus dem genialen Buch "Über die Antiquiertheit des Menschen" und da die Überlegungen über die Bombe, denen der Gedanken zugrunde liegt, dass wir jetzt, wo wir doch die Bombe haben und, wenn nix klappt, den Planeten einfach auslöschen könnten, doch getrost miteinander über alles reden können, was mir zeigt, dass auch der Wissenschaft nix heilig ist, Tatsache ist aber, dass das bei anderen Berufen häufiger vorkommt Dass einer also im Schatten der Großen dahinlebt, selbst aber so groß ist, dass seine Werke für die der Großen gehalten werden. Kompliziert, aber nicht minder demütigend, oder. So einer war - und er hat am 13. Juni seinen 250. Geburtstag - so einer also war Anton Eberl. Sohn des k u k Hofkonzipisten Josef Eberl spielte er mit 7 Jahren so auffallend gut Klavier, dass Mozart auf ihn aufmerksam wurde. Als der Vater bankrott ging, musste Anton erstmal 3 Jura studieren, zu spät, er konnte seinen Papa nicht retten, das Studium musste abgebrochen werden und Anton machte wieder Musik. Er komponierte und spielte Klavierkonzerte und 1785/86 wurde er Mozarts Schüler und enger Freund. Plötzlich stand er vor der Situation, dass einige seiner Kompositionen als Werke Mozarts verkauft wurden, also: da ist man natürlich schon stolz, andererseits möchte man aber in die Welt schreien,: "Nein, die Variationen über das Lied "Zu Steffen sprach" sind von mir, nicht vom Mozart. Eine ganze Reihe seiner Werke wurden eine zeitlang als die Mozarts verkauft. Insbesondere die gelungene Klaviersonate in c - moll, be der ihm dann der Kragen platzte: er machte öffentlich, dass dies sein Werk ist und ließ es als op 1 stechen. Dann begleitete er die Witwe Mozarts und ihre Schwester Aloysia auf eine Konzertreise nach Hamburg - er hat sich übrigens sehr um die Witwe Konstanze gekümmert, als Freund und Helfer, ohne, bitte schön, alle Hintergedanken - dann heiratete er, ging nach Petersburg, wurde dort der Musiklehrer des Zarenhauses und kehrte 1803 nach Wien zurück. Seine Sinfonie in Es-Dur op 33 wurde 1805 zusammen mit Beethovens Eroica uraufgeführt und hatte wesentlich größeren Erfolg beim Publikum als Beethovens Eroica. Na, is das was?! Bis heute ist der Fachwelt klar: Eberls kompositorische Qualitäten machen neben Mozart und Beethoven eine gute Figur. Daran wollen wir denken, wenn wir eines seiner Werke hören: Anton Eberl: Finale aus der Sinfonie Es-Dur op. 33 Concerto Köln Leitung: Werner Ehrhardt Dauer: 8‘40 4 Wussten Sie übrigens, dass es eine völlig neue olympische Disziplin gibt? Orchester-Wrestling, Ringen im griechisch-römischen Freistil quasi. In Bonn am 7. Juni uraufgeführt. ich darf Ihnen von dieser Uraufführung berichten: ... und jetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, können wir Ihnen voller Stolz die Uraufführung einer ganz neuen, soeben zugelassenen olympischen Disziplin vorstellen, Sie wissen es noch nicht, weil es noch nicht der Öffentlichkeit freigegeben wurde, das ist nämlich so: Sepp Blatter ist nach seinem FIFA-Rücktritt vom FBI gezwungen worden, Präsident des IOK zu werden, im Gegenzug muss er neue Sportarten bei der Olympiade einführen wie z.B. Stimmenfangen, worin er ja inoffizieller Weltmeister ist, da werden die Camerons, Merkels, Obamas, Hollands, der übrigens mit seiner Frau Hollandaise, in den Stadien zu brillieren versuchen, hier und heute aber hier aus der mehr oder weniger baufälligen Beethovenhalle in Bonn, die bis auf den letzten Platz gefüllt ist, selbst oben im Gepäcknetz tummeln sich die Fans "VORSICHT! DA IST NOCH NICHT RENOVIERT BITTE HELME AUFSETZEN!", jetzt also das erste Mal die neue olympische Disziplin: ORCHESTER-WRESTLING. Was früher einfach als Konzert lief ist heute eine olympische Disziplin geworden, endlich erkennt die Sportwelt die unglaublichen Leistungen an, die Dirigent und Orchester zu bieten haben und honorieren das nicht nur mit Applaus sondern auch mit Medaillen. Und wir werden das am ersten Satz der V. Sinfonie des größten Sohnes dieser Stadt erleben dürfen, Ludwig van Beethoven und alle sind seinem Ruf gefolgt um dieses große Ereignis mit zu verfolgen: die afrikanischen 5 Spitzenfunktionäre der FIFA, ah so, nee, die sind in U-Haft, Uli Hoeness, der ist ja wieder verfügbar, Sepp Blatter selber lässt sich entschuldigen, er ist noch im Verhör, das ist unglaublich: bei den Fußballfunktionären weiß man nie: wer ist grad drin im Knast, wer ist grad draußen! Ein Dirigent tritt gegen ein Orchester an, so wollen es die Regeln, es darf nicht geprobt werden, auf los geht es los und da SIND sie: das Beethovenorchester Bonn, eines der renommiertesten Orchester Europas, es sitzt schon da, noch in zahlenmäßig voller Stärke und der Dirigent ist Stefan Blunier (und gleich geht es los): der Einlaufapplaus ist abgeebbt, Blunier hat vor dem Start den Stab überreicht bekommen, da schreibt das Reglement vor, dass der Stab 37,5 mm lang zu sein hat, er darf maximal 3 mm dick sein und darf nicht über 1o Gramm wiegen, die Akteure haben schwarze Anzüge zu tragen, damit es nicht auffällt, wenn der eine oder andere im Orchestergraben schon mal vor Erschöpfung einschläft, (und jetzt geht es los): elastisch federt der Herausforderer Blunier auf den Kutschbock, das Orchester begutachtet mit wachem Blick seinen Gang und schätzt damit ab: ist er fit, kann man ihn aushebeln, trifft er die Eins, alles Dinge, mit denen man punkten kann und da geht es los: Blunier hebt den Taktstock, wird er die Achtelpause vor den drei Achteln treffen? - Ludwig van Beethoven: 1. Satz aus der Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Jaaaa, er hat sie getroffen phänomenal, dieser Aufschlag geht eindeutig an Stefan Blunier, und das Orchester knallt die Achtel raus, dass dem Stadtrat von Bonn nur noch der Tinnitus bleibt, DAS ist Beethoven, so muss er gespielt werden, so kann er nur in Bonn gespielt werden, selbst der OB, der sonst eigentlich nur in die Oper geht, lehnt sich zurück und 6 lächelt - gut, das kann er ja am besten! - und öffnet schon den Mund um mitzusingen, nein, nein, das ist nicht Fidelio, das ist die Fünfte, Herr Oberbürgermeister, jetzt wissen wir auch, warum Beethoven taub wurde, es war einfach besser so... (Nebenthema) Jetzt aber kontern die Geigen: egal, was Blunier will, sie haben Lust auf leise Töne und sie spielen sie auch, wunderbar, das ist ein Punkt der ans Orchester geht Jetzt aber wieder Blunier: er versucht, alles in den Griff zu bekommen aber mit Legato und Staccato versuchen die Geigen, sich aus dem Würgegriff zu winden Aber Blunier schafft es: Drei Achtel und nochmal und nochmal ES-Dur! Damit hat das Orchester nicht gerechnet.- Jetzt greifen die Hörner ein: sie rufen das Orchester zur Ordnung: Blunier kriegen wir nur in den Griff, wenn wir zusammenhalten, erst flüstern die Geigen, was? Zusammenhalten? Wir sind die Stars! Da mischen sich aber schon Flöten und das Holz mit ein: Wir auch! schon droht das Gewispere in ein Geplänkel umzukippen, vielleicht sogar mehr, Uneinigkeit! Das gibt Minuspunkte, oje, oje, Blunier greift wieder zu den peitschenden Achteln da rufen die Geigen zur Ordnung, die Celli und die Bässe gehen zur Beratung in den Keller da spricht das blech ein Machtwort: "So Nicht!" das bleibt nicht ungehört: das Orchester wird leiser, das ist bei dem Energiebündel Blunier eine gute Kontermöglichkeit: leise Töne 7 Blunier peitscht das Orchester flüstert Blunier peitscht nochmal versucht es dann auf die sanfte Tour, hält aber nicht durch, schon wird er lauter und lauter G-DUR! und mit badischem Klageton versucht der Kulturdezernent die Gemüter zu beruhigen Blunier will das aufgreifen, kann aber nicht an sich halten, wieder fängt er an zu poltern, ja, da kommt halt der Schweizer in ihm durch Das Orchester greift wieder zu lyrischer Geschmeidigkeit, ja, das geht runter wie Öl, das ist ein sicherer Punkt! Jetzt aber Blunier! Er will es wissen. Er zwingt jetzt das Orchester unter seine Knute, er richtet sich jetzt zu voller Größe auf - soweit ihm das möglich ist - und zwingt es in die Knie und das Orchester liebt das, fast willenlos beugt es sich der Schwyzerischen Kraft, versucht aber noch ein letztes Aufbäumen, jaa, jaaa! Die Schulterblätter haben den Boden noch nicht berührt, jetzt hauen auch die Pauken auf dieselben, endlich steht das Orchester wie ein Mann gegen Blunier auf, mit gebundenen und ungebundenen Achteln hebt es sich immer höher empor, was für ein Anblick, meine Damen und Herren, so schön kann Orchester-Wrestling sein, da ist die Medaille für das Orchester schon sicher, wunderbar, wie sich jetzt die Körper im Wrestling-Griff winden, eine Ästhetik, die ein wahres Kunstwerk sind, Griffe über Griffe, Bear Hug, das Orchester kontert mit dem Ankle Lock, Blunier kommt mit dem Body 8 Scissors, Chickenwing, Claw Hold, Cobra Clutch, was für eine Sinfonie der Griffe, meine Damen und Herren, das ist höchste Wrestling Kunst... Und da läuft noch einmal Blunier auf und dreimal die Achtel und Schluß! Schluß! Schluß! Eindeutig unentschieden. Was für ein Kampf meine Damen und Herren! Johannes Brahms: Scherzo aus dem Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8 Trio Wanderer Dauer: 6‘30 Und wo wir schon von Mozart geredet haben, vielleicht einmal seiner legendären Bäsle-Briefe, von 1777. Frei wie ein Kind schreibt Mozart an sein Cousinchen, lassen wir uns doch einfach mal in dieser wundervoll erotische Kinderwelt fallen, derb ist sie, aber nicht bös, und witzig, wenn auch fäkal, ach was, hören Sie selbst: *88. [an das »Bäsle« in Augsburg] aus Mannheim: Allerliebstes Bäsle Häsle! Ich habe dero mir so werthes Schreiben richtig erhalten stalten, und daraus ersehen drehen, daß der H Vetter Retter, die Frau Baß Haß, und sie wie recht wohl auf sind, Kind; wir sind auch Gott Lob und Dank recht gesund Hund. ich habe heute den Brief schief von meinem Papa haha, auch richtig in meine Klauen bekommen strommen. Ich hoffe Sie werden auch meinen Brief Trief, welchen ich ihnen aus Mannheim geschrieben 9 erhalten haben, schaben. Desto besser, besse desto! Nun aber etwas gescheides. Mir ist sehr leid daß der H: Prälat Salat, schon wieder vom Schlag getroffen worden ist fist, doch hoffe ich mit der Hülfe Gottes, wird es von keinen folgen sein Schwein. Sie schreiben mir stier daß sie ihr Verbrechen, welches Sie mir vor meiner Abreise von Augspurg voran haben, halten werden, und das bald kalt; Nu das wird mich gewiß freuen. Sie schreiben noch ferners, ja sie lassen sich heraus, sie geben sich bloß, sie lassen sich verlauten, sie machen mir zu wissen, sie erklären sich, sie geben deutlich an Tage, sie verlangen, sie begehren, sie wünschen, sie wollen, sie mögen, sie befehlen, sie deuten mir an, sie benachrichtigen mir, sie machen mir kund, daß ich Ihnen auch mein Portrait schicken soll scholl; eh bien ich werde es Ihnen gewiß schicken. Oui par ma la fois ................. – – . – – ob sie mich noch immer lieb haben – das glaub ich. – Desto besser besser desto. Ja so gehet es auf dieser Welt, der eine hat den Beutel der andere das Geld, mit wem halten sie es? – mit mir nicht wahr? Das glaub ich. jezt ists noch ärger. A propos mögten sie nicht bald wieder zum h. Gold-schmidt gehen – – – aber was thun dort? – was? – – – nichts! nun den Spuni Cuni fait fragen halt, sonst weiter nichts! sonst nichts? – – – Nu nu schon recht. Es leben alle die – die – die – die – – wie heißt es weiter? jetzt wunsch ich eine gute Nacht, scheissen sie ins Bett daß es kracht; schlafens gesund, reckens den Arsch zum Mund; ich gehe jetzt noch schlarassen und thue ein wenig schlaffen. Morgen werden wir uns gescheut sprechen, brechen; ich sage ihnen eine Sache Menge zu haben, sie glauben es nicht gar können aber hören sie morgen es schon werden. Leben sie wohl unterdessen, ach mein Arsch brennt mich wie feuer! was muß das nicht bedeuten! – – ............... – – und – was ist das? – ists möglich! – ihr Götter! – – Mein Ohr betrügst du mich nicht? – Nein, es ist schon so – – welch langer trauriger Ton! – – Heut den schreiben fünfte ich dieses. 10 Gestern habe ich mit der gestrengen Fr. Churfürstin gesprochen und morgen als den 6ten werde ich in der großen Galla Accademie spielen, und dann werde ich extra im Cabinet, wie mir die Fürstin-Chur selbst gesagt hat, wieder spiellen. Nun was recht gescheutes! 1) es wird ein Brief oder es werden Briefe an mich in ihre Hände kommen, wo ich sie bitte daß – was? – – ja kein Fuchs ist kein Haaß, ja das – – Nun, wo bin ich denn geblieben? – – ja recht beim kommen; ja, ja sie werden kommen – ja – wer? – wer wird kommen? – ja, jetzt fällt mirs ein, Briefe Briefe werden kommen – aber was für Briefe? je nun Briefe an mich halt, die bitte ich mir gewiß zu schicken, ich werde ihnen schon Nachricht geben, wo ich von Mannheim weiters hingehe jetzt Numero 2 ich bitte sie, warum nicht, ich bitte sie allerliebster Fex warum nicht, daß wenn sie ohnedem an die Mad: Tavernier nach München schreiben, ein Compliment von mir an die 2Madselles Freysinger1 schreiben, warum nicht? curios warum nicht? – – und die jüngere nämlich die Fräul: Josepha bitte ich halt recht um Verzeihung, warum nicht – warum sollte ich sie nicht um Verzeihung bitten? – curios – ich wüßte nicht warum nicht? – ich bitte sie halt recht sehr um Verzeihung, daß ich ihr bishero die versprochene Sonate nicht geschickt habe, aber ich werde sie sobald es möglich ist übersenden. warum nicht? was? – warum nicht? warum soll ich sie nicht schicken? warum soll ich sie nicht übersenden? warum nicht? Curios. ich wüßte nicht, warum nicht? – – Nu also diesen Gefallen werden sie mir thun? warum nicht? curios! ich thue ihnens ja auch wenn sie wollen, warum nicht? warum soll ichs ihnen nicht thun? – curios, warum nicht? ich wüßte nicht, warum nicht? Vergessen Sie auch nicht von mir ein Compliment an Papa und Mama von die 2 fräulein zu entrichten, denn das ist grob gefehlt, wenn man Vatter und Mutter vergessen thut sein müssen lassen haben. Ich werde hernach wenn die Sonate fertig ist, selbe ihnen zuschicken, und einen Brief dazu, und sie 11 werden die Güte haben selbe nach München zu schicken. Nun muß ich schließen und das thut mich verdrießen. Herr Ritter gehen wir geschwind zum H: Kreutz, und schauen wir ob noch wer auf ist? Wir halten uns nicht auf, nichts als anleiten, sonst nichts. Nun muß ich Ihnen eine traurige Geschichte erzählen, ................................................ Nun leben sie recht wohl, ich küsse sie 10000 mal und bin wie allezeit der alte junge Sauschwanz Wolfgang Amadè Rosenkranz. von uns 2 Reisenden tausend Compliment an ihr Vetter u. frau Baß. An alle meine guten freund heunt Meinen Gruß fuß Addio fex hex v 333 bies ins Grab, wenn ichs Leben hab W. A. Mozart: Adagio h-Moll KV 540 Daniel Höxter (Klavier) Dauer: 9’05 No, und da wären wir wieder mal da, wo wir so ungern sind: am Ende. Haben Sie den Einkaufszettel schon geschrieben? Alles schon zurecht gelegt? Dann lassen Sie sich nicht aufhalten: frisch hinein in den Samstag, mit Mozartkugeln und auf Beethovens Flügeln und den Tag genossen, aber vielleicht geht es Ihnen ganz anders, so wie es der Dichter Bernd Gast beschriebt, und das wäre auch wunderbar: Die Kunst des Liegenbleibens Ich mag mich heute nicht bewegen. Ich glaub ich steh heut gar nicht auf. Egal was kommt, ich bleib heut liegen: 12 Ich mach nicht mit beim Weltenlauf! Es ist mal wieder an der Zeit, mit viel Bedacht nach mir zu sehn. Ich üb die Kunst des Liegenbleibens und lass den Tag vorüber ziehn. Wie auch immer, liebe Freunde, liegend, stehend, laufend, lustwandelnd: genießen Sie den Samstag, er kommt nicht wieder. Und seien Sie gegrüßt von Ihrem wahren und aufrichtigen Freund Konrad Beikircher Louis Spohr: Rondo aus dem Klarinettenkonzert Nr. 1 c-Moll, op. 26 Andreas Ottensamer (Klarinette) Philharmonisches Orchester Rotterdam Leitung: Yannick Nézet-Séguin 13