SWR2 Musikstunde - Konrad Beikircher

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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Pasticcio 06-15
Von Konrad Beikircher
Sendung: Samstag, 20. Juni 2015
Redaktion: Martin Roth
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
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Pasticcio 06-15
SWR 2 Juni 15
Signet „SWR2 Musikstunde“
... und wie letzens noch im Mai kommt der Beikircher vorbei...
Titelmusik
Ach, einen schönen Guten Morgen, liebe Freunde des musikalischen
Frühsports - naja, kurz nach neun is nicht mehr früh, aber am Samstag
schon, gell - wünsche ich Ihnen, heute werde ich Ihnen eine neue
olympische Disziplin vorstellen: Orchester-Wrestling, quasi griechischrömisches Orchesterringen im Freistil, dann werde ich Ihnen ein
unglaubliches Komponisten-Schicksal vorstellen und der Rest wird sich
wohl finden, wohl unter Linden zur Abendszeit, nein, zur Morgenszeit
natürlich und da fällt mir eine hübsche Geschichte ein, die Joseph Ritter
von Kerzl, der Leibarzt seiner Majestät, Kaiser Franz Joseph II., der über
sich gerne sagte: "Für die Gesundheit anderer Monarchen sorgen die
Leuchten der Wissenschaft, nur unser Monarch begnügt sich mit einem
Kerzl" und der damit Humor bewies, gerne erzählte.:
Kaiser Franz Joseph erfreute sich bis ins hohe Alter einer vortrefflichen
Gesundheit. Kerzl hatte sich jeden Morgen frühzeitig beim Kaiser zu
melden und nach seiner Gesundheit zu fragen. Der Kaiser überreichte
ihm dabei eine Zigarre, und während man rauchte, pflegte Franz Joseph
mit Kerzl ein Weilchen über das Wetter zu plaudern oder über das, was
sich tags zuvor in Wien begeben hatte. Eines Morgens wurde Kerzl vom
Leibdiener jedoch abgewiesen. Als er sich nach dem Grund erkundigte,
bekam er zur Antwort: „Majestät bedauern aufrichtig, aber er fühle sich
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nicht wohl, müsse im Bett bleiben und sei daher zur morgendlichen
Unterredung nicht aufgelegt. Der Doktor solle doch morgen
wiederkommen.“
Johann Strauß:
Kaiser-Franz-Joseph-Rettungs-Jubel-Marsch op. 126
Wiener Philharmoniker
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Dauer: 3‘25
Wie würde man reagieren, wenn man erleben muss, dass die eigenen
Ideen für die von z.B. Albert Einstein gehalten werden und dass Artikel,
die man geschrieben hat, neben die von Stephen Hawking gestellt
werden. Nun mag das bei Wissenschaftlern vielleicht nicht wirklich häufig
vorkommen, obwohl: wenn ich sehe, wie Sloterdijk in seiner "Kritik der
zynischen Vernunft" Seiten um Seiten von Günther Anders
abgeschrieben hat, insbesondere aus dem genialen Buch "Über die
Antiquiertheit des Menschen" und da die Überlegungen über die Bombe,
denen der Gedanken zugrunde liegt, dass wir jetzt, wo wir doch die
Bombe haben und, wenn nix klappt, den Planeten einfach auslöschen
könnten, doch getrost miteinander über alles reden können, was mir
zeigt, dass auch der Wissenschaft nix heilig ist, Tatsache ist aber, dass
das bei anderen Berufen häufiger vorkommt Dass einer also im Schatten
der Großen dahinlebt, selbst aber so groß ist, dass seine Werke für die
der Großen gehalten werden. Kompliziert, aber nicht minder demütigend,
oder. So einer war - und er hat am 13. Juni seinen 250. Geburtstag - so
einer also war Anton Eberl. Sohn des k u k Hofkonzipisten Josef Eberl
spielte er mit 7 Jahren so auffallend gut Klavier, dass Mozart auf ihn
aufmerksam wurde. Als der Vater bankrott ging, musste Anton erstmal
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Jura studieren, zu spät, er konnte seinen Papa nicht retten, das Studium
musste abgebrochen werden und Anton machte wieder Musik. Er
komponierte und spielte Klavierkonzerte und 1785/86 wurde er Mozarts
Schüler und enger Freund. Plötzlich stand er vor der Situation, dass
einige seiner Kompositionen als Werke Mozarts verkauft wurden, also:
da ist man natürlich schon stolz, andererseits möchte man aber in die
Welt schreien,: "Nein, die Variationen über das Lied "Zu Steffen sprach"
sind von mir, nicht vom Mozart. Eine ganze Reihe seiner Werke wurden
eine zeitlang als die Mozarts verkauft. Insbesondere die gelungene
Klaviersonate in c - moll, be der ihm dann der Kragen platzte: er machte
öffentlich, dass dies sein Werk ist und ließ es als op 1 stechen. Dann
begleitete er die Witwe Mozarts und ihre Schwester Aloysia auf eine
Konzertreise nach Hamburg - er hat sich übrigens sehr um die Witwe
Konstanze gekümmert, als Freund und Helfer, ohne, bitte schön, alle
Hintergedanken - dann heiratete er, ging nach Petersburg, wurde dort
der Musiklehrer des Zarenhauses und kehrte 1803 nach Wien zurück.
Seine Sinfonie in Es-Dur op 33 wurde 1805 zusammen mit Beethovens
Eroica uraufgeführt und hatte wesentlich größeren Erfolg beim Publikum
als Beethovens Eroica. Na, is das was?! Bis heute ist der Fachwelt klar:
Eberls kompositorische Qualitäten machen neben Mozart und
Beethoven eine gute Figur. Daran wollen wir denken, wenn wir eines
seiner Werke hören:
Anton Eberl:
Finale aus der Sinfonie Es-Dur op. 33
Concerto Köln
Leitung: Werner Ehrhardt
Dauer: 8‘40
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Wussten Sie übrigens, dass es eine völlig neue olympische Disziplin
gibt? Orchester-Wrestling, Ringen im griechisch-römischen Freistil quasi.
In Bonn am 7. Juni uraufgeführt. ich darf Ihnen von dieser Uraufführung
berichten:
... und jetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, können wir Ihnen
voller Stolz die Uraufführung einer ganz neuen, soeben zugelassenen
olympischen Disziplin vorstellen, Sie wissen es noch nicht, weil es noch
nicht der Öffentlichkeit freigegeben wurde, das ist nämlich so: Sepp
Blatter ist nach seinem FIFA-Rücktritt vom FBI gezwungen worden,
Präsident des IOK zu werden, im Gegenzug muss er neue Sportarten
bei der Olympiade einführen wie z.B. Stimmenfangen, worin er ja
inoffizieller Weltmeister ist, da werden die Camerons, Merkels, Obamas,
Hollands, der übrigens mit seiner Frau Hollandaise, in den Stadien zu
brillieren versuchen,
hier und heute aber hier aus der mehr oder weniger baufälligen
Beethovenhalle in Bonn, die bis auf den letzten Platz gefüllt ist, selbst
oben im Gepäcknetz tummeln sich die Fans "VORSICHT! DA IST NOCH
NICHT RENOVIERT BITTE HELME AUFSETZEN!", jetzt also das erste
Mal die neue olympische Disziplin: ORCHESTER-WRESTLING. Was
früher einfach als Konzert lief ist heute eine olympische Disziplin
geworden, endlich erkennt die Sportwelt die unglaublichen Leistungen
an, die Dirigent und Orchester zu bieten haben und honorieren das nicht
nur mit Applaus sondern auch mit Medaillen. Und wir werden das am
ersten Satz der V. Sinfonie des größten Sohnes dieser Stadt erleben
dürfen, Ludwig van Beethoven und alle sind seinem Ruf gefolgt um
dieses große Ereignis mit zu verfolgen: die afrikanischen
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Spitzenfunktionäre der FIFA, ah so, nee, die sind in U-Haft, Uli Hoeness,
der ist ja wieder verfügbar, Sepp Blatter selber lässt sich entschuldigen,
er ist noch im Verhör, das ist unglaublich: bei den Fußballfunktionären
weiß man nie: wer ist grad drin im Knast, wer ist grad draußen! Ein
Dirigent tritt gegen ein Orchester an, so wollen es die Regeln, es darf
nicht geprobt werden, auf los geht es los und da SIND sie:
das Beethovenorchester Bonn, eines der renommiertesten Orchester
Europas, es sitzt schon da, noch in zahlenmäßig voller Stärke und der
Dirigent ist Stefan Blunier (und gleich geht es los): der Einlaufapplaus ist
abgeebbt, Blunier hat vor dem Start den Stab überreicht bekommen, da
schreibt das Reglement vor, dass der Stab 37,5 mm lang zu sein hat, er
darf maximal 3 mm dick sein und darf nicht über 1o Gramm wiegen, die
Akteure haben schwarze Anzüge zu tragen, damit es nicht auffällt, wenn
der eine oder andere im Orchestergraben schon mal vor Erschöpfung
einschläft, (und jetzt geht es los): elastisch federt der Herausforderer
Blunier auf den Kutschbock, das Orchester begutachtet mit wachem
Blick seinen Gang und schätzt damit ab: ist er fit, kann man ihn
aushebeln, trifft er die Eins, alles Dinge, mit denen man punkten kann
und da geht es los: Blunier hebt den Taktstock, wird er die Achtelpause
vor den drei Achteln treffen? -
Ludwig van Beethoven:
1. Satz aus der Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Jaaaa, er hat sie getroffen phänomenal, dieser Aufschlag geht eindeutig
an Stefan Blunier, und das Orchester knallt die Achtel raus, dass dem
Stadtrat von Bonn nur noch der Tinnitus bleibt, DAS ist Beethoven, so
muss er gespielt werden, so kann er nur in Bonn gespielt werden, selbst
der OB, der sonst eigentlich nur in die Oper geht, lehnt sich zurück und
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lächelt - gut, das kann er ja am besten! - und öffnet schon den Mund um
mitzusingen, nein, nein, das ist nicht Fidelio, das ist die Fünfte, Herr
Oberbürgermeister, jetzt wissen wir auch, warum Beethoven taub wurde,
es war einfach besser so...
(Nebenthema)
Jetzt aber kontern die Geigen: egal, was Blunier will, sie haben Lust auf
leise Töne und sie spielen sie auch, wunderbar, das ist ein Punkt der ans
Orchester geht
Jetzt aber wieder Blunier: er versucht, alles in den Griff zu bekommen
aber mit Legato und Staccato versuchen die Geigen, sich aus dem
Würgegriff zu winden
Aber Blunier schafft es: Drei Achtel und nochmal und nochmal ES-Dur!
Damit hat das Orchester nicht gerechnet.- Jetzt greifen die Hörner ein:
sie rufen das Orchester zur Ordnung: Blunier kriegen wir nur in den Griff,
wenn wir zusammenhalten, erst flüstern die Geigen, was?
Zusammenhalten? Wir sind die Stars! Da mischen sich aber schon
Flöten und das Holz mit ein: Wir auch! schon droht das Gewispere in ein
Geplänkel umzukippen, vielleicht sogar mehr, Uneinigkeit! Das gibt
Minuspunkte, oje, oje,
Blunier greift wieder zu den peitschenden Achteln
da rufen die Geigen zur Ordnung, die Celli und die Bässe gehen zur
Beratung in den Keller
da spricht das blech ein Machtwort: "So Nicht!"
das bleibt nicht ungehört: das Orchester wird leiser, das ist bei dem
Energiebündel Blunier eine gute Kontermöglichkeit:
leise Töne
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Blunier peitscht
das Orchester flüstert
Blunier peitscht nochmal
versucht es dann auf die sanfte Tour, hält aber nicht durch, schon wird er
lauter und lauter
G-DUR!
und mit badischem Klageton versucht der Kulturdezernent die Gemüter
zu beruhigen
Blunier will das aufgreifen, kann aber nicht an sich halten, wieder fängt
er an zu poltern, ja, da kommt halt der Schweizer in ihm durch
Das Orchester greift wieder zu lyrischer Geschmeidigkeit, ja, das geht
runter wie Öl, das ist ein sicherer Punkt!
Jetzt aber Blunier! Er will es wissen. Er zwingt jetzt das Orchester unter
seine Knute, er richtet sich jetzt zu voller Größe auf - soweit ihm das
möglich ist - und zwingt es in die Knie und das Orchester liebt das, fast
willenlos beugt es sich der Schwyzerischen Kraft, versucht aber noch ein
letztes Aufbäumen, jaa, jaaa! Die Schulterblätter haben den Boden noch
nicht berührt, jetzt hauen auch die Pauken auf dieselben, endlich steht
das Orchester wie ein Mann gegen Blunier auf, mit gebundenen und
ungebundenen Achteln hebt es sich immer höher empor, was für ein
Anblick, meine Damen und Herren, so schön kann Orchester-Wrestling
sein, da ist die Medaille für das Orchester schon sicher,
wunderbar, wie sich jetzt die Körper im Wrestling-Griff winden, eine
Ästhetik, die ein wahres Kunstwerk sind, Griffe über Griffe, Bear Hug,
das Orchester kontert mit dem Ankle Lock, Blunier kommt mit dem Body
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Scissors, Chickenwing, Claw Hold, Cobra Clutch, was für eine Sinfonie
der Griffe, meine Damen und Herren, das ist höchste Wrestling Kunst...
Und da läuft noch einmal Blunier auf und dreimal die Achtel und Schluß!
Schluß! Schluß!
Eindeutig unentschieden. Was für ein Kampf meine Damen und Herren!
Johannes Brahms:
Scherzo aus dem Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8
Trio Wanderer
Dauer: 6‘30
Und wo wir schon von Mozart geredet haben, vielleicht einmal seiner
legendären Bäsle-Briefe, von 1777. Frei wie ein Kind schreibt Mozart an
sein Cousinchen, lassen wir uns doch einfach mal in dieser wundervoll
erotische Kinderwelt fallen, derb ist sie, aber nicht bös, und witzig, wenn
auch fäkal, ach was, hören Sie selbst:
*88. [an das »Bäsle« in Augsburg]
aus Mannheim:
Allerliebstes Bäsle Häsle!
Ich habe dero mir so werthes Schreiben richtig erhalten stalten, und
daraus ersehen drehen, daß der H Vetter Retter, die Frau Baß Haß, und
sie wie recht wohl auf sind, Kind; wir sind auch Gott Lob und Dank recht
gesund Hund. ich habe heute den Brief schief von meinem Papa haha,
auch richtig in meine Klauen bekommen strommen. Ich hoffe Sie werden
auch meinen Brief Trief, welchen ich ihnen aus Mannheim geschrieben
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erhalten haben, schaben. Desto besser, besse desto! Nun aber etwas
gescheides. Mir ist sehr leid daß der H: Prälat Salat, schon wieder vom
Schlag getroffen worden ist fist, doch hoffe ich mit der Hülfe Gottes, wird
es von keinen folgen sein Schwein. Sie schreiben mir stier daß sie ihr
Verbrechen, welches Sie mir vor meiner Abreise von Augspurg voran
haben, halten werden, und das bald kalt; Nu das wird mich gewiß freuen.
Sie schreiben noch ferners, ja sie lassen sich heraus, sie geben sich
bloß, sie lassen sich verlauten, sie machen mir zu wissen, sie erklären
sich, sie geben deutlich an Tage, sie verlangen, sie begehren, sie
wünschen, sie wollen, sie mögen, sie befehlen, sie deuten mir an, sie
benachrichtigen mir, sie machen mir kund, daß ich Ihnen auch mein
Portrait schicken soll scholl; eh bien ich werde es Ihnen gewiß schicken.
Oui par ma la fois ................. – – . – – ob sie mich noch immer lieb
haben – das glaub ich. – Desto besser besser desto. Ja so gehet es auf
dieser Welt, der eine hat den Beutel der andere das Geld, mit wem
halten sie es? – mit mir nicht wahr? Das glaub ich. jezt ists noch ärger. A
propos mögten sie nicht bald wieder zum h. Gold-schmidt gehen – – –
aber was thun dort? – was? – – – nichts! nun den Spuni Cuni fait fragen
halt, sonst weiter nichts! sonst nichts? – – – Nu nu schon recht. Es leben
alle die – die – die – die – – wie heißt es weiter? jetzt wunsch ich eine
gute Nacht, scheissen sie ins Bett daß es kracht; schlafens gesund,
reckens den Arsch zum Mund; ich gehe jetzt noch schlarassen und thue
ein wenig schlaffen. Morgen werden wir uns gescheut sprechen,
brechen; ich sage ihnen eine Sache Menge zu haben, sie glauben es
nicht gar können aber hören sie morgen es schon werden. Leben sie
wohl unterdessen, ach mein Arsch brennt mich wie feuer! was muß das
nicht bedeuten! – – ............... – – und – was ist das? – ists möglich! – ihr
Götter! – – Mein Ohr betrügst du mich nicht? – Nein, es ist schon so – –
welch langer trauriger Ton! – – Heut den schreiben fünfte ich dieses.
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Gestern habe ich mit der gestrengen Fr. Churfürstin gesprochen und
morgen als den 6ten werde ich in der großen Galla Accademie spielen,
und dann werde ich extra im Cabinet, wie mir die Fürstin-Chur selbst
gesagt hat, wieder spiellen. Nun was recht gescheutes! 1) es wird ein
Brief oder es werden Briefe an mich in ihre Hände kommen, wo ich sie
bitte daß – was? – – ja kein Fuchs ist kein Haaß, ja das – – Nun, wo bin
ich denn geblieben? – – ja recht beim kommen; ja, ja sie werden
kommen – ja – wer? – wer wird kommen? – ja, jetzt fällt mirs ein, Briefe
Briefe werden kommen – aber was für Briefe? je nun Briefe an mich halt,
die bitte ich mir gewiß zu schicken, ich werde ihnen schon Nachricht
geben, wo ich von Mannheim weiters hingehe jetzt Numero 2 ich bitte
sie, warum nicht, ich bitte sie allerliebster Fex warum nicht, daß wenn sie
ohnedem an die Mad: Tavernier nach München schreiben, ein
Compliment von mir an die 2Madselles Freysinger1 schreiben, warum
nicht? curios warum nicht? – – und die jüngere nämlich die Fräul:
Josepha bitte ich halt recht um Verzeihung, warum nicht – warum sollte
ich sie nicht um Verzeihung bitten? – curios – ich wüßte nicht warum
nicht? – ich bitte sie halt recht sehr um Verzeihung, daß ich ihr bishero
die versprochene Sonate nicht geschickt habe, aber ich werde sie sobald
es möglich ist übersenden. warum nicht? was? – warum nicht? warum
soll ich sie nicht schicken? warum soll ich sie nicht übersenden? warum
nicht? Curios. ich wüßte nicht, warum nicht? – – Nu also diesen Gefallen
werden sie mir thun? warum nicht? curios! ich thue ihnens ja auch wenn
sie wollen, warum nicht? warum soll ichs ihnen nicht thun? – curios,
warum nicht? ich wüßte nicht, warum nicht? Vergessen Sie auch nicht
von mir ein Compliment an Papa und Mama von die 2 fräulein zu
entrichten, denn das ist grob gefehlt, wenn man Vatter und Mutter
vergessen thut sein müssen lassen haben. Ich werde hernach wenn die
Sonate fertig ist, selbe ihnen zuschicken, und einen Brief dazu, und sie
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werden die Güte haben selbe nach München zu schicken. Nun muß ich
schließen und das thut mich verdrießen. Herr Ritter gehen wir geschwind
zum H: Kreutz, und schauen wir ob noch wer auf ist? Wir halten uns
nicht auf, nichts als anleiten, sonst nichts. Nun muß ich Ihnen eine
traurige Geschichte erzählen, ................................................ Nun leben
sie recht wohl, ich küsse sie 10000 mal und bin wie allezeit der alte
junge
Sauschwanz Wolfgang
Amadè Rosenkranz.
von uns 2 Reisenden tausend Compliment an ihr Vetter u. frau Baß. An
alle meine guten freund heunt Meinen Gruß fuß Addio fex hex v 333 bies
ins Grab, wenn ichs Leben hab
W. A. Mozart:
Adagio h-Moll KV 540
Daniel Höxter (Klavier)
Dauer: 9’05
No, und da wären wir wieder mal da, wo wir so ungern sind: am Ende.
Haben Sie den Einkaufszettel schon geschrieben? Alles schon zurecht
gelegt? Dann lassen Sie sich nicht aufhalten: frisch hinein in den
Samstag, mit Mozartkugeln und auf Beethovens Flügeln und den Tag
genossen, aber vielleicht geht es Ihnen ganz anders, so wie es der
Dichter Bernd Gast beschriebt, und das wäre auch wunderbar:
Die Kunst des Liegenbleibens
Ich mag mich heute nicht bewegen.
Ich glaub ich steh heut gar nicht auf.
Egal was kommt, ich bleib heut liegen:
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Ich mach nicht mit beim Weltenlauf!
Es ist mal wieder an der Zeit,
mit viel Bedacht nach mir zu sehn.
Ich üb die Kunst des Liegenbleibens
und lass den Tag vorüber ziehn.
Wie auch immer, liebe Freunde, liegend, stehend, laufend, lustwandelnd:
genießen Sie den Samstag, er kommt nicht wieder. Und seien Sie
gegrüßt von Ihrem wahren und aufrichtigen Freund Konrad Beikircher
Louis Spohr:
Rondo aus dem Klarinettenkonzert Nr. 1 c-Moll, op. 26
Andreas Ottensamer (Klarinette)
Philharmonisches Orchester Rotterdam
Leitung: Yannick Nézet-Séguin
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