Nr. 34 - Brief aus Teradomari

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Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda
Das Studium aus der „Gosho“, dem Lehrtext des Sieges
Nr. 34
„Brief aus Teradomari“
Die Gerechtigkeit siegt ganz sicher!
Was ist für alle Menschen die ehrenwerteste Lebensweise?
Unzweifelhaft und eindeutig möchte ich antworten: das ist der Gerechtigkeit bis zum
Ende zu leben.
In einer Welt, in der Gerechtigkeit nicht vorherrscht und nicht gedeiht, können einfache
Menschen ihre gute Natur, mit der ihr Leben ursprünglich ausgestattet ist, nicht duftend
hervorbringen. Greift hingegen eine Philosophie um sich, die unbegrenzte Entwicklungen der
Menschen verneint, werden Unglück und Leiden sich unausweichlich ausbreiten.
In einer chaotischen Zeit und Gesellschaft ehrlich und aufrichtig Gerechtigkeit und
Wahrheit konsequent zu erhöhen – es gibt sonst kein würdevolleres und erhabeneres Leben
als dies.
„Steh auf aus Gerechtigkeit! Deine Kraft wird sich verdoppeln“ – diese berühmte Maxime
eines Philosophen sind Worte, die ich seit meiner Jugendzeit als Motto meines Lebens
geschätzt habe. Ich denke, ich habe sie seit meinen jungen Jahren tief in mein Herz eingraviert
und dementsprechend gehandelt. Und jedes Mal, wenn mir hohe Wellen und stürmische
Winde entgegen schlugen, konnte ich sie überwinden, weil ich der Gerechtigkeit wegen
aufstand und immer mehr an Kraft gewann.
Wir verfügen über das höchste Gesetz, das Mystische Gesetz, und kämpfen für die
Veränderung des Karmas der gesamten Menschheit. Gerade Kosen-rufu – die Verbreitung der
Lehre des Daishonin – ist ein großer Kampf, der uns ermöglicht, der Gerechtigkeit des
Buddhismus Nichiren Daishonins bis zum Ende konsequent zu leben. Die Kraft jedes
einzelnen Menschen, der in sich ein hehres Ideal trägt, einfache Menschen zu erretten, und
entschieden aufgestanden ist, wird sich verdoppeln und darüber hinaus unbegrenzt vergrößern.
Nichiren Daishonin hat in seinem verehrungswürdigen Leben die Verwirklichung der
Buddhaschaft aller Menschen als Ziel hoch gehisst und gegen alle buddhistischen Schulen,
die den ursprünglichen Geist des Buddhismus verdrehten, seinen Kampf um die
Zurückweisung des Unrechts und die Offenbarung der Gerechtigkeit unermüdlich immer
weiter geführt.
Auch in Teradomari (heute: die Stadt Nagaoka in der Präfektur Niigata), von wo er die
Insel Sado, den Ort seiner Verbannung, am gegenüberliegenden Ufer erblickte und sich
aufhielt, bis günstiger Wind für eine Überfahrt blies, blieb seine kämpferische Haltung völlig
unverändert.
„Die Gerechtigkeit siegt ganz sicher!“
„Schaut, wie ich mit aller Entschiedenheit vorangehe!“
Dieses „eine Schreiben zur Wendung von Verteidigung zu Angriff“, in dem er all seinen
Schülern, die vor dem heftigen Wind massiver Unterdrückung ihr inneres Schwanken nicht
verbergen können, seinen großen Kampf der Worte unerschrocken und majestätisch zeigt, ist
der „Brief aus Teradomari“, den wir diesmal respektvoll studieren.
Am zehnten Tag dieses Monats (des zehnten Monats) brachen wir vom Weiler Echi im
Landkreis Aiko der Provinz Sagami auf und kamen in der Poststation Kumegawa in der
1
Provinz Musashi an, und zwölf Tage später gelangten wir zum Hafen von Teradomari in der
Provinz Echigo.
Obwohl wir beabsichtigen, von hier aus das große Meer zu überqueren und die Provinz
Sado zu erreichen, aber da günstige Winde nicht verlässlich sind, ist es mir unbekannt, wann
es Zeit dafür ist. Was auf dem Weg bis hierhin vorfiel, war für mich unvorstellbar und
unbeschreiblich. Das kann man nur entfernt vermuten. Und da ich [auf solche Widrigkeiten]
von Anfang an gefasst war und mich nicht jetzt erstmals beklagen sollte, höre ich damit auf,
[mehr darüber zu schreiben].
(DG, Band 4, Seite 93; JG, Seite 951)
Auf dem Weg strenger Kälte schritt der Daishonin entschlossen voran
Unmittelbar nach der Verfolgung um des Gesetzes willen am 12. September 1271 in
Tatsunokuchi wurde Nichiren Daishonin im Anwesen Honma Rokuro-Zaemon-no-jo
Shigetsuras1) in Echi der Provinz Sagami (heute: Stadt Atsugi der Präfektur Kanagawa)
festgehalten. Und am 10. Oktober brach er von Echi auf und kam über die Ortschaft
Kumegawa der Provinz Musashi (heute: Stadt Higashi-Murayama der Präfektur Tokio) nach
zwölf Tagen im Hafen von Teradomari an. Obwohl der Ort seiner Verbannung, die Insel
Sado, nicht in weiter Ferne war, konnte wegen ungünstiger Winde kein Schiff zur Überfahrt
auslaufen, daher soll er sich in Teradomari aufgehalten haben. Dieses Schriftsück ist ein
Brief, den er in dieser Ortschaft Teradomari am 22. Oktober an Toki Jonin2) adressierte.
Der Oktober nach dem Mondkalender entspricht heute etwa dem Zeitraum Ende
November bis Anfang Dezember. Es ist die Jahreszeit, die vom Spätherbst zum Winter
übergeht. Mitten in heftig brausendem Nordwind müsste er in strenger Kälte Schritt für
Schritt auf die nördliche Provinz zugegangen sein, wie ich respektvoll ersehen kann. Der Weg
dahin war wahrhaft auch ein Weg der Verfolgung um des Gesetzes willen gleich einem
strengen Winter. Der Daishonin ging mitten durch den stürmischen Wind strenger Verfolgung
mit voller Entschlossenheit immer weiter voran.
In diesem Schriftstück schrieb der Daishonin:
„Und da ich [auf solche Widrigkeiten] von Anfang an gefasst war“, sagt er, „mich nicht
jetzt erstmals beklagen sollte.“ Trotz aller ihm widerfahrenden schweren Widrigkeiten oder
leidvollen Hindernisse behielt der Daishonin in sich einen von Ruhe und Gelassenheit
durchdrungenen Lebenszustand. Jedoch der Gedanke, der ihn ständig in seinem Herzen
wieder und immer wieder beschäftigte, drehte sich zweifelsohne einzig und allein um die
Sorge um seine Schüler, die genauso wie er verfolgt wurden und darunter litten.
Zu dem Anlass, dass er einen von Toki Jonin als Begleiter des Daishonin entsandten
Laienpriester zurückschickt, sagt er am Ende dieses „Briefes aus Teradomari“: „Erklären Sie
bitte den anderen, was ich hier geschrieben habe. (…) Sie möchten bitte ihnen (den
inhaftierten Mönchen) den Inhalt dieses Briefes so schnell wie möglich ausrichten.“ (DG,
Band 4, Seite 102f; JG, Seite 954) Seine Bemühungen, wie er mit seiner freien Zeit geizte und
Briefe der Ermutigung an seine Schüler schrieb, erreichen uns jetzt so hautnah. Ich kann nicht
umhin, daraus ehrerbietig sein von tiefem Mitgefühl erfülltes Herz zu ersehen.
1)
Honma Rokuro-Zaemon-no-jo Shigetsura: Zu jener Zeit, als dem Daishonin die Tatsunokuchi-Verfolgung
widerfuhr, diente er als Vogt Nobutoki Osaragis (1238-1323), einer einflussreichen Person im Militärregime, die
aus dem Hojo-Klan stammte und als Gouverneur der Insel Sado fungierte. In Echi der Provinz Sagami verfügte
er über ein Anwesen und Lehensgut.
2)
Toki Jonin (1215/16/20–1299), es wird vermutet, dass Toki Jonin unter den Gläubigen als erster im Jahre 1254
ein Anhänger des Daishonin wurde. Er lebte in der Stadt Wakamiya des Landes Shimousa (in der heutigen
Präfektur Chiba) und diente dem Graf Chiba, Lehnsherrn der Provinz Shimousa, und hatte die Position eines
Geschäftsführers der Sippe Chiba inne. Er war sehr gebildet und erhielt zahlreiche Briefe von Nichiren
Daishonin.
2
Im vierten Band des Lotos-Sutras heißt es: „Überdies ruft dieses Sutra, selbst während der
Tathagata (Shakyamuni) gegenwärtig weilt, immer noch viel Hass und Eifersucht hervor, um
wie viel mehr in der Zeit nach seinem Erlöschen!“ (DLS, Seite 180; JLS, Seite 362f) Im
fünften Band steht: „… [dem Lotos-Sutra gegenüber] es in allen Welten zahlreiche Neider
gibt und daran schwierig zu glauben ist …“ (DLS, Seite 220; JLS, Seite 443) Im 38. Band des
Nirwana-Sutras heißt es: „Zu dieser Zeit machte die ganze Schar der Brahmanen [in der
Gegenwart des Königs Ajatashatru] diese Äußerung: ‚Verehrter Großkönig, derzeit gibt es in
der Welt einen großen bösen Menschen. Das ist der Shramana (Mönch) Gautama. Alle Bösen
in der Welt scharen sich aus Eigennutz um ihn, werden seine Anhänger und vermögen nicht
Gutes auszuüben. Durch die Kraft der Magie hat er Mahakashyapa, Shariputra und
Maudgalyayana untertan gemacht.’“ (…)
(DG, Band 4, Seite 93f; JG, Seite 951f)
„Ein großer böser Mensch“, von dem sie sprachen, trifft auf mich, Nichiren, zu. Der
Satzteil „alle Bösen in der Welt scharen sich (…) um ihn“ spricht von Nichirens Schülern.
Nachdem jene Brahmanen die Lehren der früheren Buddhas falsch verstanden und falsch
weitergegeben hatten, hegten sie dagegen einen Groll gegen den späteren Buddha
(Shakyamuni). Auch die Gelehrten der verschiedenen Schulen in der Gegenwart tun
wiederum das Gleiche. Schließlich haben sie mittels der Lehren des Buddhas irreführende
Ansichten aufgestellt. Die Menschen, denen es schwindelt, nehmen wahr, als bewege sich ein
großer Berg [vor ihnen]. (DG, Band 4, Seite 95; JG, Seite 952)
Er zeigt die Prinzipien: „Hass und Eifersucht werden noch mehr hervorgerufen“
und „Es gibt zahlreiche Neider, deshalb schwierig, an das Lotos-Sutra zu glauben“
Warum widerfahren uns Verfolgungen? – auch um auf diese Frage vieler seiner Schüler
zu jener Zeit eindeutig zu antworten, zitiert der Daishonin zunächst vor allem Texte des
Lotos-Sutras.
„Überdies ruft dieses Sutra, selbst während der Tathagata (Shakyamuni) gegenwärtig
weilt, immer noch viel Hass und Eifersucht hervor, um wie viel mehr in der Zeit nach seinem
Erlöschen!“3) (aus dem Kapitel „Der Gesetzesmeister“)
„[Der Tathagata wird dieses Lotos-Sutra (…), dem gegenüber] es in allen Welten
zahlreiche Neider gibt und an das schwierig zu glauben ist (…) [nun jetzt predigen].“4) (aus
dem Kapitel „Friedvolle, freudige Ausübung“)
Es steht fest, dass jemand, der im Späten Tag des Gesetzes das Lotos-Sutra verbreitet,
verfolgt wird, so wie dies in den Texten des Lotos-Sutras klar beschrieben ist. Allein der
Daishonin praktizierte gemäß diesen Sutratexten, und dadurch widerfuhren ihm unzählige
Widrigkeiten.
Inmitten einer solchen Lage, in der es eine Schwemme buddhistischer Schulen gab,
erhöhte allein der Daishonin die Gerechtigkeit des Lotos-Sutras und setzte sich dafür ein,
gegen Verleumdungen des Wahren Gesetzes, die einfache Menschen ins Unglück stürzen, mit
aller Entschiedenheit immer weiter anzukämpfen.
Aber da Priester anderer Schulen an den Lehren ihrer eigenen Schulen festhielten,
verstärkten sie angesichts der Tatsache, dass der Daishonin die Essenz ihrer falschen Lehren
scharf zurechtwies, ihren Hass und Groll ihm gegenüber noch mehr. Und weil sie selbst genau
„Überdies ruft dieses Sutra, selbst während der Tathagata (Shakyamuni) gegenwärtig weilt, immer noch viel
Hass und Eifersucht hervor, um wie viel mehr in der Zeit nach seinem Erlöschen!“: Das stammt aus dem zehnten
Kapitel des Lotos-Sutras „Der Gesetzesmeister“. (DLS, Seite 180; JLS, Seite 362f)
4)
„[Der Tathagata wird dieses Lotos-Sutra (…), dem gegenüber] es in allen Welten zahlreiche Neider gibt und
an das schwierig zu glauben ist (…) [nun jetzt predigen]“: Diese Stelle stammt aus dem vierzehnten Kapitel des
Lotos-Sutras „Friedvolle, freudige Ausübung“. (DLS, Seite 220; JLS, Seite 443) Das weist darauf hin, dass es
überall dort, wo der Buddha das Lotos-Sutra predigt, in allen Welten viele Neider gibt, die gegen ihn Groll
hegen, und es deshalb für viele Menschen so schwierig ist, an seine Lehre zu glauben.
3)
3
wussten, dass sie ihm in religiösen Debatten nicht gewachsen waren, setzten sie sich dafür
ein, den Daishonin durch falsche Anschuldigungen in eine Falle zu stürzen.
Und durch diese falschen Anschuldigungen wurden die Machthaber des Militärregimes
dazu verleitet, Menschen der Gerechtigkeit massiv zu unterdrücken; daraus entstanden sowohl
die Tatsunokuchi-Verfolgung um des Gesetzes willen als auch die darauf folgende
Verbannung auf die Insel Sado.
Im nächsten Abschnitt erläutert der Daishonin anhand der Sutratexte das Paradigma dieser
Verfolgungen.
Hierin wird ein Bild gezeichnet, in dem Brahmanen, deren Doktrinen durch Shakyamuni
streng widerlegt worden waren, beim König Ajatashatru5) falsche Anschuldigungen gegen ihn
erhoben: „Es gibt einen großen bösen Menschen, der Shramana (Mönch) Gautama heißt. Alle
bösen Menschen scharen sich um ihn.“
Es ist gewiss nicht nötig, extra zu sagen, dass dies alles für Shakyamuni nichts anders war
als unbegründete Kritiken und Schmähungen, als er allein aufstand, um alle Menschen von
ihren aus dem Kreis von Geburt, Altern, Krankheit und Tod herrührenden Leiden zu erretten,
die buddhistischen Ausübungen fortsetzte und seine Lehren unter den Menschen unermüdlich
predigte.
Im darauf folgenden Abschnitt verweist der Daishonin deutlich darauf, dass böse Taten
und Beschimpfungen gegen den Daishonin und seine Schüler auf das genau gleiche
Paradigma zutreffen:
„Ein großer böser Mensch, von dem sie sprachen, trifft auf mich, Nichiren, zu.“
„Der Satzteil ‚alle Bösen in der Welt scharen sich (…) um ihn’ spricht von Nichirens
Schülern.“
Wie hier erwähnt, setzte sich beispielsweise Ryokan6), Abt des Tempels Gokuraku-ji, mit
seiner Gefolgschaft, um ihre eigenen irreführenden Lehren zu verbergen, dafür ein, den
Provinzgouverneuren und Landvogts gegenüber verschiedene Andichtungen aufzuzählen und
Unruhen anzustiften wie etwa: „Nichiren und seine Schüler versuchen Statuen des AmidaBuddhas zu verbrennen oder ins Wasser zu werfen. Sie sind Ihre großen Feinde.“ (EG, Band
2, Seite 388; JG, Seite 182) Darüber hinaus rieten sie diesen Machthabern: „Enthaupten Sie
ihn, verbannen Sie ihn aus dem Land!“ (EG, Band 2, Seite 388; JG, Seite 182)
Sowohl die Brahmanen zur Zeit Shakyamunis als auch Kritiker zu Lebzeiten des
Daishonin nutzten die gleichen Methoden und schmiedeten Ränke. In jedem Zeitalter
versuchen Betrüger, die sich äußerlich mit Gerechtigkeit schmücken, mit unbegründeten
Lügen die wahren Menschen der Gerechtigkeit zu verfolgen.
5)
König Ajatashatru (Pali: Ajatasattu): Er war ein in Pali-Texten erwähnter König von Magadha in Mittelindien
und Sohn des Königs Bimbisara: Von dem Shakyamuni feindselig gegenüberstehenden Devadatta aufgehetzt,
kerkerte er seinen Vater ein und ließ ihn verhungern. So bestieg er selbst den Thron. Gemeinsam mit Devadatta
schmiedete Ajatashatru ein Komplott, Shakyamuni und dessen Schüler durch die betrunkenen Elefanten zu töten.
Das schlug jedoch fehl. Einer Überlieferung zu Folge bereute er später seine Missetaten, bekehrte sich auf
Empfehlung seines Ministers Jivaka Kumar Bhaccha zum Buddhismus und förderte dessen Verbreitung in
Indien, indem er in der Zeit nach dem Tod Shakyamni zur Sammlung der Lehren Shakyamunis beitrug. Er
regierte während der letzten acht Lebensjahre des Buddhas Shakyamuni und 24 Jahre danach (ca. 494-462 v.
Chr.). Unter seiner Herrschaft wurde Magadha zum mächtigsten Königreich in Indien jener Zeit.
6)
Ryokan-bo Ninsho (1217-1303): er war Priester des Tempels Gokuraku-ji, der zur Shingon-Ritsu-Schule
gehörte. Er erhielt die Vorschriften von Eizon, der als Begründer der Ritsu-Schule in Japan verehrt wurde. 1261
kam Ryokan von Kyoto nach Kamakura. Später wurde er Hauptpriester des Tempels Gokuraku-ji, gegründet von
Hojo Shigetoki (1198-1261), dem dritten Sohn des zweiten Regenten des Militärregimes in Kamakura. Während
der Dürre 1271, wetteiferte er mit Nichiren Daishonin in einem Gebet für Regen und verlor jedoch. Danach
ersann er Beschuldigungenr gegen den Daishonin, die zur Tatsunokuchi-Verfolgung und Verbannung auf die
Insel Sado führten. Er war der Hauptdrahtzieher der Verfolgungen, die dem Daishonin und dessen Schülern
widerfuhren.
4
Hier steht: „Schließlich haben sie mittels der Lehren des Buddhas irreführende Ansichten
aufgestellt.“ Priester anderer Schulen können gar nicht merken, dass sie selbst die Lehren des
Buddhas falsch verstanden und irreführende Ansichten aufstellen.
Mit aller Deutlichkeit konstatiert der Daishonin diese verkehrte Lage, genau wie man es
damit vergleichen kann, sich zum Beispiel betrunken zu täuschen, als ob ein großer Berg sich
drehen würde, obwohl es einem schwindelt.
Auch die Soka Gakkai hat seit ihrer Gründung genau nach den hier zitierten Sutratexten:
„Hass und Eifersucht werden noch mehr hervorgerufen“ und „Es gibt zahlreiche Neider,
deshalb ist es schwierig, an das Lotos-Sutra zu glauben“, ununterbrochen gegen Verfolgungen
gekämpft.
Folgende Worte von Toda Sensei bleiben mir stets ganz frisch im Sinn:
„Vergiss niemals diese Worte, die Makiguchi Sensei seinen Schülern vielmals sagte:
‚Verfolgungen, die sich im Sinne der Sutratexte ereignen: ‚Viele Menschen ohne Weisheit
werden mit bösem Mund schmähen und uns beschimpfen’ (DLS, Seite 205; JLS, Seite 418)
und ‚Überdies ruft dieses Sutra, selbst während der Tathagata (Shakyamuni) gegenwärtig
weilt, immer noch viel Hass und Eifersucht hervor, um wie viel mehr in der Zeit nach seinem
Erlöschen’ (DLS. Seite 180; JLS. Seite 363), sind für Praktizierende des Lotos-Sutras eine
Ehre.’“
Dementsprechend hielten der Gründungspräsident Makiguchi Sensei und der zweite
Präsident Toda Sensei mit aller Entschiedenheit an Gerechtigkeit fest und wurden um des
Gesetzes willen ins Gefängnis geworfen. Auch ich wurde wegen falscher Beschuldigungen in
Haft genommen. Auch in Zeiten danach gab es gegen mich heftige Schmähungen durch
unzählige Demagogien.
Sowohl die Soka Gakkai als auch Meister und Schüler ihrer ersten drei Präsidenten jedoch
haben die Stürme aller Hindernisse tapfer und siegreich überwunden. Das kommt daher, weil
wir durch die Praxis gemäß der Heiligen Lehre, ohne uns vor Intrigen und Verfolgungen zu
beugen, die Gerechtigkeit immer weiter gerufen haben. „Gerade Verfolgung ist Ehre“ – wir
haben wir siegen können, weil wir nach diesem Motto aufgrund einer Diamant harten,
unzerstörbaren Eintracht im Sinne von Itai-Doshin (Verschiedene Körper, gleiches Herz)
unseren Schritt vorangetrieben haben,.
Bian He wurden die Füße abgehackt, und Kiyomaro (wörtlich: reiner Mann) wurde
Kegaremaro (wörtlich: schmutziger Mann) genannt und sogar beinahe hingerichtet. Menschen
aus damaliger Zeit lachten zwar über sie [verächtlich], trotzdem haben diese Menschen noch
keinen guten Ruf [bis in die spätere Welt] hinterlassen. Ihre irregeführten Kritiken werden
genauso enden. (DG, Band 4, Seite 100; JG, Seite 953)
Der Beginn eines Kampfes von Gerechtigkeit,
von der Verteidigung zum Angriff überzugehen
Der späte Tag des Gesetzes (Jap. Mappo) ist ein Zeitalter, in dem sich Streitigkeiten
innerhalb buddhistischer Schulen unaufhörlich auftun. In der Tat teilte sich der Buddhismus
zu Lebzeiten des Daishonin in die „acht, zehn Schulen“7) ab, und jede einzelne dieser Schulen
verharrte in ihrer eigenen Ansicht und sie stritten miteinander. Unter solchen Umständen
führte der Daishonin in diesem Schriftstück die im Nirwana-Sutra erläuterte Lehre eines
„wertvollen Schatzes, durch den das Leben ersetzt werden kann“ (Jap. Shokumyo-Juho), auf.
7)
Die acht, zehn Schulen: die acht Schulen sind Kusha (Ch. Jushe), Jojitsu (Ch. Chengshi), Sanron (Ch. Sanlun),
Ritsu (Ch. Lü), Hosso (Ch. Fa-hsiang) und Kegon (Ch. Huayen), welche in der Nara-Ära (710-794) gegründet
wurden und einflussreich waren, und die Tendai (Tiantai)- und Shingon (wahre Worte)-Schule, die in der HeianÄra (794-1185) gegründet wurden. Zu den zehn Schulen gehörten außerdem die Reines-Land-Schule und ZenSchule.
5
Und dazu lehrte er, dass man nicht alle Lehren der Schulen, die in der Zeit nach dem Tod
Shakyamunis durch verschiedene Lehrer und Meister gegründet worden waren, sondern die
vom Buddha hinterlassenen Sutras zum Maßstab machen sollte.
Dieser „wertvolle Schatz, durch den das Leben ersetzt werden kann“ (Jap. ShokumyoJuho) weist auf den wertvollen Schatz hin, um das wertvollste Leben zu beschützen. Er
besagt, dass dieses „Leben“ auf das Lotos-Sutra weist und der „wertvolle Schatz“ auf alle
anderen Sutras deutet, die vor und nach dem Lotos-Sutra gepredigt worden waren.
Das heiß, allein das Lotos-Sutra, das die Absicht des Buddhas, nämlich die Erlangung der
Erleuchtung aller Menschen, offenbarte und die Verwirklichung dieser Absicht des Buddhas
lehrte, ist die Lehre, die das Leben aller buddhistischen Lehren genannt wird, und die in allen
anderen Sutras gepredigten Doktrinen, ganz gleich, wie wertvoll sie auch immer sein mögen,
an und für sich keinen Sinn mehr haben, falls sie der im Lotos-Sutra gepredigten Absicht des
Buddhas widersprechen.
Dennoch ignorierten Priester und Mönche anderer buddhistischer Schulen zur damaligen
Zeit dieses Fazit, dass das Lotos-Sutra unter allen Sutras das beste und herausragende ist; aber
als der Daishonin darauf hinwies, verharrten sie umso stärker auf den Fehlern ihrer eigenen
Schulen. Außerdem, weil ihre bösen Absichten stark und glühend waren, hegten sie außerdem
noch ein Herz voller Streitigkeit und setzten sich sogar eifrig dafür ein, den Daishonin und
seine Schüler zu verfolgen, die sowohl buddhistisch als auch gesellschaftlich völlig
unschuldig waren, und somit zeigten sie ihr befremdliches Wesen, sich darüber zu freuen,
immer deutlicher. Der Daishonin klärt in diesem Schriftstück scharfsinnig das wahre Wesen
der Priester und Mönche anderer Schulen in der damaligen Zeit, die immer und immer wieder
versuchten, einer offiziellen religiösen Debatte mit dem Daishonin auszuweichen und zu
entfliehen und stattdessen unter einer Decke mit der Macht den Mann der Gerechtigkeit aus
der Welt zu schaffen.
Der Grund, warum er in diesem Schriftstück diese Lehre des „wertvollen Schatzes, durch
den das Leben ersetzt werden kann“ erwähnt, liegt meines Erachtens eben darin, dass er den
Geist des „Ausübenden des Lotos-Sutras“ zeigen wollte, der das Lotos-Sutra gleich dem
Leben des Buddhismus mit vollem Einsatz seines Lebens verbreitet. Außerdem wollte er
damit anfangen, die grundlegenden Irrtümer der Shingon (wahre Worte)-Schule einschließlich
der esoterischen Lehre der Tendai (Tiantai)-Schule regelrecht zu widerlegen, so kann ich mit
Respekt ersehen.
Obwohl in der damaligen Zeit die Gebete der Shingon (wahre Worte)-Schule lebhaft
praktiziert wurden, war es, die diese in ihrer Basis unterstützte, die Doktrin „Theorien sind
gleich, Methoden überlegener“ der Shingon-Schule und der esoterischen Lehre der Tendai
(Tiantai)-Schule. Das heißt, die Shingon-Schule gibt zunächst einmal zu, dass die Theorie von
Ichinen-sanzen, der Lehre für die Erlangung der Erleuchtung aufgrund des Lotos-Sutras,
ebenso im „Sutra der großen Sonne“ (Skt. Mahavairochana-Sutra; Ch. Darijing), auf das sie
sich stützt, gepredigt ist, und behauptet weiter, dass ihr „Sutra der großen Sonne“ dem LotosSutra überlegen sei, weil im „Sutra der großen Sonne“ Methoden des Mudra (Jap. In) und des
Mantra8) (Jap. Shingon; wahre Worte) gepredigt seien.
Im Gegensatz dazu erklärt der Daishonin, dass man auch das Sutra der Sonne als
wertvollen Schatz, der das Leben, nämlich das Lotos-Sutra, ersetzt, bezeichnen soll, weil
ersteres zu den vor und nach dem Lotos-Sutra gepredigten Sutras gehört, und allein das LotosSutra das grundlegendste Sutra ist.
8)
Die Mudra (Jap. In) und das Mantra (Jap. Shingon; De: wahre Worte): Die Mudra stellt eine symbolische
Handgeste (Handbewegung, Handstellung) dar, die sowohl im täglichen Leben als auch in der religiösen Praxis
ihre Anwendung findet. Übersetzt aus dem Sanskrit bedeutet Mudra „das, was Freude bringt“. Mud heißt Freude,
aber auch Geste, um den Göttern zu gefallen. Ra bedeutet „das, was gibt“. Das Mantra (die wahren Worte; die
Gebetsformel) bezeichnet eine meist kurze, formelhafte Wortfolge, die oft repetitiv rezitiert wird.
6
Auf jeden Fall, obwohl die Zeit, in der er damit beginnt, die Lehren der Shingon-Schule
regelrecht zu widerlegen und zurückzuweisen, erst auf die Phase von der Sado-Periode zur
Minobu-Periode fällt, zeigt der Daishonin in diesem Schriftstück quasi eine Einführung seiner
späteren Aktion.
Wenn wir erneut darüber nachdenken, ist der Daishonin zu diesem Zeitpunkt einer
schwierigen Lage ausgesetzt, als ihm der Ort seiner Verbannung vor Augen liegt.
Nichtsdestotrotz ist in seinem Herzen die Flamme der Leidenschaft umso stärker entfacht,
Unrecht zu widerlegen und Recht zu offenbaren. Auch von diesem Schriftwerk erreicht uns,
dass ein neuer Horizont seines Kampfes um die Verwirklichung von Kosen-rufu mehr denn je
erschlossen wird.
Mitten in dieser großen Verfolgung sozusagen strebte der Daishonin nach dem
Wiederaufbau der Kosen-rufu Bewegung, so kann ich mit Respekt ersehen.
Was führt Japan in die Irre? Was ist das große Gesetz, das wahrhaft verbreitet werden
muss, um die Menschen im Land Japan zu erretten, das am Rande der Krise steht, in der Land
samt Volk niedergeht? Welche existenzielle Bedeutung hat Nichiren Daishonin in Bezug auf
die Verbreitung des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes? Und wie kann er als wahrer
Ausübender des Lotos-Sutra bezeichnet werden, oder besonders mit welchem Geist er
aufsteht? Der Daishonin verfasste an seinem Verbannungsort mit der Zeit viele Abhandlungen
wie „Über das Öffnen der Augen“, „Über das wahre Objekt der Verehrung, um das eigene
Herz anzuschauen“ und viele andere und errichtete somit seinen großartigen Buddhismus für
die Errettung einfacher Menschen im Späten Tag des Gesetzes.
Ganz gleich, auf welche Art und Weise das Militärregime den Daishonin zu bestrafen
suchte, kann all das ihn seiner „kämpferischen Seele eines Löwenkönigs“ nicht berauben.
Selbst wenn man ihn in einen Käfig einsperrt, kann man die Seele des Löwenkönigs nicht
versiegeln. Der Daishonin wollte seiner Schülerschaft vielleicht diesen vollkommen freien,
großartigen Lebenszustand des Löwenkönigs lehren, so kann ich mit Respekt ersehen.
Irrige Kritiken über den Daishonin scharf widerlegen
In diesem Schriftstück führt der Daishonin unter anderem vier Kritikpunkte auf, die ihm
inmitten dieser Verfolgung vorgetragen wurden.
Erstens: Ihm widerfahren Verfolgungen, weil er, ohne die Auffassungsgabe der Menschen
zu kennen, eine grobe Ausübungsmethode von Shakubuku aufstellt.
Zweitens: Die im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras ‚Aufforderung zum Beibehalten’
gepredigte Ausübungsmethode von Shakubuku gilt für Bodhisattwas in gehobenen Stufen,
aber Bodhisattwas in anfänglichen Stufen sollten der im vierzehnten Kapitel „Friedvolle,
freudige Ausübung“ gepredigten Ausübungsmethode von Shoju folgen, jedoch diesem Gebot
handelt Nichiren zuwider.
Drittens meinen Kritiker: „Auch ich weiß insgeheim, dass das Lotos-Sutra das höchste ist,
dennoch sage ich es nicht.“
Viertens: Nichiren widerlegt die Lehren anderer Schulen, weil er nur den Doktrinen seine
Aufmerksamkeit schenkt.
Jedoch weist der Daishonin diese Kritikpunkte als „ihre irregeführten Kritiken“ zurück. In
diesem Schriftstück widerlegt er all diese Kritikpunkte insgesamt dadurch, dass er klar zeigt,
wie er den Texten des Lotos-Sutras genau entsprechend im Späten Tag des Gesetzes kämpft,
und erwähnt hierin die einzelnen Kritikpunkte nicht ausführlich, trotzdem erläutert er diese in
Briefen und Abhandlungen der Sado-Periode sehr ausführlich und eindeutig.
In der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ beispielsweise stellt er fest: „Im Späten
Tag des Gesetzes sollte es beide Methoden Shoju und Shakubuku geben“ (DG, Band 2, Seite
193; JG, Seite 235), und lehrt eindeutig: „Wenn ein Land voll von ignoranten, negativ
eingestellten Menschen ist, dann sollte Shoju, wie im vierzehnten Kapitel des Lotos-Sutras
7
‚Friedvolle, freudige Ausübung’ beschrieben, als best geeignete Methode angewendet
werden. Aber zu einer Zeit, in der solche Menschen zahlreich sind, die, von verdrehten
Ansichten befangen, das Gesetz verleumden, sollte Shakubuku als best geeignete Methode
angewendet werden, wie im zwanzigsten Kapitel ‚Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht
verachtet’ dargestellt.“ (DG, Band 2, Seite 193; JG, Seite 235)
Der Späte Tag des Gesetzes ist eine Zeit, in der „Streitigkeiten und Konflikte ausbrechen,
während das reine Gesetz sich verdunkelt und verloren geht“9) und die vorläufigen Lehren
und die wahre Lehre miteinander verworren sind. Gerade in einer Zeit, in der Recht und
Unrecht verdreht sind, ist die Ausübung von Shakubuku, die Klarstellung von Recht und
Unrecht, sowohl die der Zeit entsprechende Praxis als auch der korrekte Weg, aus dem wir die
wahre Lehre verbreiten.
Außerdem können wir respektvoll verstehen, dass der durch den Daishonin geführte
Kampf um die Verbreitung seiner Lehre aufgrund von Shakubuku als eine große Wendung
religiöser Anschauungen unter den Menschen galt, die schließlich dazu führte, einfache
Menschen wachzurütteln, einfachen Menschen die Kraft zu geben und durch genau diese
einfachen Menschen eine felsenfeste Eintracht aufzubauen. Und das kann man daher auch als
Errichtung einer Religion für einfache Menschen bezeichnen.
In der heutigen Zeit gesagt, sollte Religion etwas sein, das zur spirituellen Entwicklung
der Menschen beitragen muss. Das heißt, ob es eine Religion ist, die die Verwirklichung des
Glückes aller Menschen zum Ziel setzt und die gute Natur der Menschen hervorbringen kann;
es fragt sich nämlich, ob es eine Religion ist, die einfache Menschen wertschätzt und sie stark
und weise macht? Oder ob es eine Religion ist, die eher im Gegensatz dazu Menschen
verdummt und untertänig macht? Noch nie ist die Aufgabe und Rolle der Religionen heute
ernsthafter denn je in Frage gestellt worden.
Als eine der wichtigen Grundvoraussetzungen für humanistische Religionen sollten
Religionen nicht dogmatisch sein. Um so viel mehr ist der Buddhismus Nichirens eine
Religion der Dialoge.
Auch um Tragödien unzähliger religiöser Konflikte zu überwinden, wird in dieser
modernen Zeit ein noch stärkeres Vorantreiben interreligiöser Dialoge sehnlich gewünscht.
Religionen, die sich gegenseitig fleißig polieren und zum Frieden beitragen, und Religionen,
die den Humanismus fördern, werden sehnsüchtig erwartet.
Zurück zu Lebzeiten des Daishonin, hatten buddhistische Schulen, die das Lotos-Sutra
wieder und immer wieder verleumdet hatten, wahrhaft die Entwicklung der Buddhanatur10)
aller Menschen verneint und den ursprünglichen Geist des Buddhismus aus den Augen
verloren, kann man sagen.
Der Daishonin hatte alle buddhistischen Schulen, die dem Lotos-Sura widersprachen und
das wahre Wesen des Buddhismus überhaupt verneinten, kraft der Worte scharf widerlegt und
zurückgewiesen. Wie bereits erwähnt, setzten sich all die konventionellen Mächte, deren am
wenigsten zu kritisierenden Punkte durch den Daishonin scharf schneidend widerlegt worden
waren, voll dafür ein, alle Mittel und Maßnahmen anzuwenden, um den Daishonin zu
verfolgen.
Wieder zurück zu diesem Schriftstück: der Daishonin zeigt im folgenden Abschnitt, dass
seine Schüler sich von unbegründeten und inhaltslosen Kritiken nicht ständig hin und her
beeinflussen lassen sollten.
„Streitigkeiten und Konflikte brechen aus, während das reine Gesetz sich verdunkelt und verloren geht“: das
heißt, dass in der Zeit nach dem Erlöschen des Buddhas Shakyamuni, nämlich zu Beginn des Zeitalters im
Späten Tag des Gesetzes, in dem die Wirkungskraft seiner Lehren verloren geht, unter den Buddhisten immer
mehr solche erscheinen, die auf ihren eigenen parteiischen Ansichten verharren, Streitigkeiten nie aufhören und
die Menschen dadurch die korrekte Lehre des Buddhas aus den Augen verlieren.
10)
Buddhanatur: sie weist auf eine Eigenschaft sowie eine wahre Natur des Buddhas hin, mit der alle Lebewesen
als die Ursache ausgestattet sind, um die Wirkung der Buddhaschaft zu erlangen.
9)
8
Der Daishonin führt hier überlieferte Ereignisse an, zum einen Bian He11) aus China, der
seinen Namen der Nachwelt hinterließ, obwohl er als Mann von Gerechtigkeit schwer verfolgt
worden war, und zum anderen Kiyomaro12) aus Japan. Das heißt, gerade solche Menschen, die
um der Gerechtigkeit willen verfolgt und von der Welt kritisiert wurden, hinterließen ihren
guten Namen der Nachwelt, als ihre Wahrheit später bekannt wurde.
Im Gegensatz dazu sind die Namen der Menschen, die sie verächtlich hohnlachten und
unbegründet kritisierten, der Nachtwelt sicher nicht hinterlassen worden. Und die bösen
Namen derjenigen, die die Menschen von Gerechtigkeit verfolgten, werden ewig in die
Geschichte eingraviert.
Mit dem Ausdruck „Ihre irregeführten Kritiken werden genauso enden“ erhebt der
Daishonin unerschrocken sein Löwengebrüll.
Die Geschichte wird die Wahrheit ganz sicher beweisen!
Des Daishonins unerschütterliche Überzeugung dringt in meine Brust.
Im [dreizehnten] Kapitel [des Lotos-Sutras] „Aufforderung zum Beibehalten“ heißt es:
„Es gibt viele unwissende Menschen, / Die uns (die Bodhisattwas) mit bösem Munde
schmähen /“ (DLS, Seite 205; JLS, Seite 418) Dieser Sutratext trifft auf mich, Nichiren, zu.
Warum wollen Sie nicht auf diesen Sutratext eingehen? Weiter steht: „Und mit Schwertern
und Stöcken gegen uns vorgehen /“ (DLS, Seite 205; JLS, Seite 418) Ich, Nichiren, habe
diesen Sutratext mit meinem eigenen Körper gelesen. Warum wollen Sie aber diesen Sutratext
nicht lesen? Und: „Weil sie ständig inmitten der großen Schar sind / Und wünschen, uns [die
Ausübenden des Lotos-Sutras] zu diffamieren /“ (DLS, Seite 206; JLS, Seite 419) Weiter: „…
/ Wenden sie sich an den König und die Minister, / An Brahmanen und einflussreiche Bürger
/“ (DLS, Seite 206; JLS, Seite 419) Und: „Sie werden uns mit bösem Mund schmähen, die
Brauen runzeln, / Uns mehrmals [aus dem Land] vertreiben /“ (DLS, Seite 207; JLS, Seite
420) „Mehrmals“ heißt wieder und wieder. Ich, Nichiren, wurde öfters aus dem Land
vertrieben und zweimal verbannt.
Das Lotos-Sutra stellt die Zeremonie der Predigten [des Buddhas Shakyamuni] über die
drei Existenzen hinaus dar. Das Kapitel „Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ (Skr.
Sadaparibhuta)“ der Vergangenheit gilt [für mich] als das Kapitel „Aufforderung zum
Beibehalten“ der Gegenwart. Das Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ der Gegenwart
gilt [für mich] als das Kapitel „Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’“ der
Vergangenheit. Das Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ der Gegenwart wird in der
Zukunft als das Kapitel „Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’“ gelten. Zu dieser Zeit
werde ich, Nichiren, unmittelbar der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ sein.
(DG, Band 4, Seite 100f; JG, Seite 953f)
11)
Bian He (auch: Pien Ho, ca. 800 v. Chr.): er lebte in der Zeit der Zhou-Dyanastie in China. Nach dem Heshih-Kapitel des Han Fei (um 280-233 v. Chr.) fand er am Berg Chu einen kostbaren Edelstein und brachte ihn
König Li als Geschenk. Als der König diesen prüfen ließ, entlarvte ein Schätzer ihn als einen einfachen Stein.
Daraufhin ließ der König Bian He den linken Fuß abhacken. Nach dem Tode des Königs bot Bian He den
Edelstein wiederum als Geschenk an, und zwar dieses Mal dem König Wu. Auch dieses Mal wurde ihm
wiederum aufgrund einer täuschenden Anklage der rechte Fuß abgeschlagen. Als später König Wen den Thron
bestieg, weinte Bian He drei Tage lang am Fuße des Berges Chu, wobei er den Edelstein in seinen Händen hielt
und schließlich blutige Tränen vergoss. Als König Wen davon hörte, bat er um den Stein von Bian He und ließ
ihn polieren. Dann erst wurde er als echt erkannt und soll als Folge dessen, so heißt es, im Volke weithin verehrt
worden sein.
12)
Kiyomaro (733-799): Wake-no-Kiyomaro, ein Adeliger und Politiker, der in der Zeit vom Ende der NaraPeriode zum Anfang der Heian-Periode lebte. Er vereitelte die Versuche des Priesters Dokyo, eines Günstlings
der Kaiserin Shotoku (718–770), den Thron zu besteigen, deswegen wurde er verfolgt, wodurch er samt seinem
ganzen Familienklan nach Osumi (der heutigen Präfektur Kagoshima) verbannt wurde. Nach dem Tode der
Kaiserin verlor Dokyo jedoch seine Macht, worauf Kiyomaros Strafe aufgehoben wurde, und er trat sein Amt am
Hof wieder an.
9
Der Kampf des Daishonin rief die drei Arten von starken Feinden hervor
Wer praktiziert die Lehren des Buddhas wirklich den Sutratexten entsprechend? – in
diesem Abschnitt stellt der Daishonin deutlich fest, dass gerade er das Lotos-Sutra mit seinem
eigenen Körper gelesen hat, und setzt sich dafür ein, die falschen Masken seiner Kritiker
herunterzureißen und deren wahres Wesen zu entlarven.
Im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ wird gezeigt,
dass die drei Arten von starken Feinden13) gegen den Ausübenden des Lotos-Sutras, der das
Lotos-Sutra im Späten Tag des Gesetzes nach dem Erlöschen des Buddhas Shakyamuni
verbreitet, wetteifernd auftreten. Der konkrete Abschnitt über diese drei Arten von starken
Feinden konkret erläutert, ist der berühmte „Vers aus den zwanzig Zeilen“14) aus dem Kapitel
„Aufforderung zum Beibehalten“.
In diesem Abschnitt bestätigt der Daishonin, dass jeder einzelne Text des „Verses aus den
zwanzig Zeilen“, den er einen nach dem anderen genau zitiert, auf sein eigenes Leben zutrifft.
Und er weist scharf darauf hin, dass es außer ihm keinen einzigen Menschen gibt, der genau
dem Sutratext entsprechend verfolgt wird, so wie er sagt: „Warum wollen Sie nicht auf diesen
Sutratext eingehen?“ Und: „Warum wollen Sie aber diesen Sutratext nicht lesen?“
Insbesondere die beiden Zitate, „Weil sie ständig inmitten der großen Schar sind / Und
wünschen, uns [die Ausübenden des Lotos-Sutras] zu diffamieren /“ und „… / Wenden sie
sich an den König und die Minister, / An Brahmanen und einflussreiche Bürger /“, sind die
Stellen, die das am schwierigsten durchschaubare Wesen der „Falschheiligen mit der sich
aufbauschenden Arroganz“ innerhalb der drei Arten von starken Feinden ausdrücken. Der
Daishonin entlarvte das Wesen des von der Welt wie ein lebender Buddha verehrten Priesters
Ryokan-bo Ninsho, Abt des Tempels Gokuraku-ji, durch Vernunft und tatsächliche Beweise.
Ryokan und andere Priester hingegen, die sich ihm widersetzten, warfen Lügen und falsche
Anschuldigungen in die Waagschale und verfolgten den Daishonin. Dadurch wurde das
Erscheinungsbild dieser „Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz“ wirklich
enthüllt. Das entspricht auch genau dem Sutratext.
Außerdem steht hier: „Sie werden uns mit bösem Mund schmähen, die Brauen runzeln, /
Uns mehrmals [aus dem Land] vertreiben /…“ Dazu sagt der Daishonin: „Ich, Nichiren,
13)
Die drei Arten von starken Feinden: Im Vers der zwanzig Zeilen des dreizehnten Kapitels des Lotos-Sutras
„Aufforderung zum Beibehalten“ wird erläutert, in welcher Art und Weise diejenigen verfolgt werden, die in der
Zeit nach dem Erlöschen des Buddhas das Lotos-Sutra verbreiten. Diese Beschreibungen ordnete der
Großmeister Miaole (711-782) aus China in seinem Werk „Kommentar zu ‚Worte und Sätze des Lotos-Sutras’“
(Ch. Fa-hua Wen-chü-chi)“ systematisch in die drei Gruppen ein: 1) „Unwissende Laiengläubige mit der sich
aufbauschenden Arroganz“: sie sind männliche wie weibliche Laien, die nichts über den Buddhismus wissen,
aber Ausübende des Lotos-Sutras mit bösen Worten schmähen und oft sogar Gewalt einsetzen. 2) „Verschlagene
Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“: Das sind Menschen, die dem weltlichen Leben entsagt haben,
aber durch „verdrehte Ansichten” und „Herz aus Argwohn gekrümmt” gekennzeichnet sind. 3) „Falschheilige
mit der sich aufbauschenden Arroganz“: Sie sind Menschen, die den Buddhismus dazu verwenden, um sich
selbst Profit zu verschaffen. Trotzdem werden sie von der Welt verehrt, als ob sie Heilige wären. Aber sie
verachten die Menschen und blicken auf sie herab.
14)
Der „Vers aus den zwanzig Zeilen“: Er steht im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum
Beibehalten“ und wird deswegen so genannt, weil er sich in chinesischer Übersetzung auf zwanzig Zeilen
erstreckt. Darin legen unzählige Bodhisattwas ihren Schwur ab, in der schlechten Zeit nach dem Dahinscheiden
des Buddhas das Lotos-Sutra unbeugsam zu verbreiten, indem sie große Verfolgungen durch die drei Arten von
starken Feinden aushalten. Darin werden sie folgendermaßen dargestellt: 1) „Es gibt viele unwissende
Menschen, / Die uns (die Bodhisattwas) mit bösem Munde schmähen / Und mit Schwertern und Stöcken gegen
uns vorgehen.“ 2) „Die Mönche in diesem bösen Zeitalter sind / Von irreführender Weisheit, ihre Herzen aus
Argwohn gekrümmt, / Sie denken, erlangt zu haben, was sie noch nicht erlangt haben, / Und ihre Herzen strotzen
von Arroganz.“ und 3) „Es gibt Mönche, die, im Wald (aranya) abgeschieden, / Mit dem Gewand aus geflickten
Lumpen, in völliger Stille leben, / Im Glauben, den wahren Weg auszuüben, / Und schätzen jedoch die
Menschen gering.“ (DLS, Seite 205; JLS, Seite 418) Dazu wird es erklärt, dass sie uns, die Ausübenden des
Lotos-Sutras, „mit bösem Mund schmähen, die Brauen runzeln, / Uns mehrmals [aus dem Land] vertreiben.“
(DLS, Seite 207; JLS, Seite 420)
10
wurde öfters aus dem Land vertrieben und zweimal verbannt.“ Das heißt, dass er zweimal,
zuerst auf die Halbinsel Izu und dann auf die Insel Sado, verbannt wurde, beweist damit
nichts anders als dass er diesen Sutratext „… mehrmals [aus dem Land] vertrieben zu werden
/“ mit seinem ganzen Leben las.
– Nicht wahr, alles geschieht, genau wie es im Sutra geschrieben steht?! Heißt es nicht,
dass ich recht habe, da mir genauso viele Verfolgungen widerfahren?! Wer kann diesen Punkt
kritisieren?! Gibt es unter denjenigen, die mich kritisieren, überhaupt jemanden, der diesen
Sutratext mit seinem eigenen Leben gelesen hat?! –
Hier übte der Daishonin gegenüber denen, die ihn verfolgen, und vielen Menschen
anderer buddhistischer Schulen, die sich ihnen anschließen und sie unterstützen, eine scharfe
Widerlegung aus. Gleichzeitig gab der Daishonin seinen Schülern und Anhängern, die sich
angesichts der realen Verfolgungen irritieren ließen, eine starke Führung, so kann ich mit
Respekt ersehen.
Im darauf folgenden Abschnitt zieht der Daishonin folgendes Fazit:
„Das Lotos-Sutra stellt die Zeremonie der Predigten [des Buddhas Shakyamuni] über die
drei Existenzen hinaus dar. Das Kapitel ‚Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ (Skr.
Sadaparibhuta)’ der Vergangenheit gilt [für mich] als das Kapitel ‚Aufforderung zum
Beibehalten’ der Gegenwart. Das Kapitel ‚Aufforderung zum Beibehalten’ der Gegenwart gilt
[für mich] als das Kapitel ‚Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ der Vergangenheit.
Das Kapitel ‚Aufforderung zum Beibehalten’ der Gegenwart wird in der Zukunft als das
Kapitel ‚Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ gelten. Zu dieser Zeit werde ich,
Nichiren, unmittelbar der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ sein.“
Das ist ein wirklich wichtiger Text.
Im Lotos-Sutra wird die Verbreitung der Lehren des Buddhas über die drei Existenzen
hinweg gepredigt, nämlich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft15). Und hier zeigt sich,
dass gerade die Praxis des Mystischen Gesetzes aufgrund der Lehre „ohne Leib und Leben zu
schonen“16) in der unreinen Welt genau auf die dargestellte Ausübung des Ausübenden des
Lotos-Sutras zutrifft. Das hierbei genannte Kapitel „Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht
verachtet’ der Vergangenheit“ meint die Praxis des Bodhisattwas „Der ständig nicht
verachtet“17) in einer frühen Existenz Shakyamunis.
15)
Die Verbreitung der Lehren des Buddhas über die drei Existenzen hinweg: Im zweiten Kapitel des LotosSutras „Geeignetes Mittel“ heißt es: „Genauso wie die Zeremonie der Predigt, / Die alle Buddhas der drei
Existenzen abhalten, / Predige auch ich jetzt genauso / Das Gesetz ohne Unterschiede.“ (DLS, Seite 67; JLS,
Seite 144) Das bedeutet, dass alle Buddhas der drei Existenzen, nämlich der Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft, obwohl sie zuerst vorläufige Lehren predigen, um alle Lebewesen zu bekehren, später ganz sicher die
wahre Lehre predigen, in der die wahre Absicht der Buddhas offenbart wird.
16)
Im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ steht folgendes: „ohne Leib und
Leben zu schonen.“ (DLS, Seite 203; JLS, Seite 412) Es geht darum, dass man dafür, nach dem Weg zum
wahren Buddhismus zu suchen und das Lotos-Sutra zu verbreiten, Leib und Leben nicht schonen sollte.
17)
Der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ (Skr. Sadaparibhuta; Ch. Chang pu ching): Der Bodhisattwa
„Der ständig nicht verachtet“ lehrte und verbreitete das Lotos-Sutra der vierundzwanzig [chinesischen]
Schriftzeichen, indem er sie ständig rezitierte: „Ich verehre Euch zutiefst und wage nicht, Euch zu verachten.
Was ist der Grund dafür? Weil Ihr alle den Weg des Bodhisattwas ausübt und bestimmt die Buddhaschaft
erlangen werdet.“ (DLS, Seite 278; JLS, Seite 557) Und Buddha Shakyamuni, der dieses Sutra predigte, erklärte
die Kausalität des Lebens, indem er sagte: „War Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ zu jener Zeit eine
andere Person? Er war ich selbst!“ (DLS, Seite 279; JLS, Seite 561) Das zwanzigste Kapitel des Lotos-Sutras
„Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’“ stellt einen Buddha namens Tathagata „König Ehrfurchtgebietender Klang“ (Bhismagarjitasvara-raja) vor, der zu einer entfernten Zeit lebte, die als „unermessliche,
grenzenlose, unvorstellbare Anzahl von Asamkhya Kalpas in der Vergangenheit“ beschrieben wird. Es erzählt,
dass im Frühen Tag des Gesetzes und gegen Ende des Mittleren Tages des Gesetzes dieses Buddhas, dessen
wahre Lehre verloren geht und dass „Mönche mit der sich aufbauschenden Arroganz“ die Vorherrschaft
erlangen. Das ist die Situation, in der der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ erscheint. Trotz vieler
Verfolgungen setzte er seine Ausübung konsequent bis zum Ende fort, und als Folge davon konnte er die
Erleuchtung erlangen.
11
Und das „Kapitel ‚Aufforderung zum Beibehalten’ der Gegenwart“ stellt den ehrwürdigen
Kampf des Daishonin schlechthin dar, der, wie wir bis jetzt respektvoll studiert haben, gegen
die im „Vers aus den zwanzig Zeilen“ erläuterten drei Arten von starken Feinden tapfer und
unerschrocken kämpft und das Lotos-Sutra verbreitet.
Das heißt, hier erkennen wir seine feierliche Erklärung, dass der Daishonin den Kampf,
den der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ in der Vergangenheit führte, indem er sich
vor allen Lebewesen achtungsvoll verneigte, jetzt im Späten Tag des Gesetzes mit seinem
Leben in die Tat umsetzt, indem er gegen die drei Arten von starken Feinden kämpft.
Dann sagt der Daishonin: „Das Kapitel ‚Aufforderung zum Beibehalten’ der Gegenwart
wird in der Zukunft als das Kapitel ‚Der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’’ gelten.“
Das sind seine aus tiefer Überzeugung herrührenden Worte: „In der Zukunft werde ich genau
so wie der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ ganz sicher alle Menschen erretten und
die Buddhaschaft verwirklichen“, wie der nächste Satz „Zu dieser Zeit werde ich, Nichiren,
unmittelbar der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ sein“ klarstellt.
Auch im „Brief aus Sado“ sagt der Daishonin, dass er dadurch, die Ursache gleich der des
Bodhisattwas „Der ständig nicht verachtet“ zu setzen, die gleiche Wirkung, nämlich die
Verwirklichung der Buddhaschaft, erlangen kann.18)
Das heißt, er lehrt seine Schülerschaft, dass die Verwirklichung der Buddhaschaft in der
Auseinandersetzung mit den drei Arten von starken Feinden zu finden ist, so kann ich mit
Respekt ersehen.
In diesem Schriftstück erscheinen nach diesem Abschnitt tatsächlich die drei Arten von
starken Feinden. Demzufolge zeigt der Daishonin hier, dass er den Sutratexten genau
entsprechend in der Tat die Praxis der Bodhisattwas aus der Erde im Späten Tag des Gesetzes
konsequent beibehält.
Kehrt in Euerem Glauben zu den Lebzeiten des Daishonin zurück!“
Dieser „Brief aus Teradomari“ ist eine Gosho, in der der Daishonin seiner Schülerschaft
seinen eigenen Gemütszustand lehrte, aufgrund dessen er zunächst einmal auf die großen
Verfolgungen gefasst, wie eingangs stand: „da ich [auf solche Widrigkeiten] von Anfang an
gefasst war“, und darüber hinaus genau entsprechend der Absicht und Anordnung des
Buddhas kämpfte.
In seiner „Antwort an Herrn Toki-Nyudo“, die einen Monat nach diesem Schriftstück auf
Sado verfasst wurde, sagt der Daishonin: „Das Leben ist begrenzt, daher sollten wir es nicht
schonen. Was wir uns schließlich wünschen sollten, ist das Land des Buddhas.“ (EG, Band 1,
Seite 214; JG, Seite 955f) Ganz gleich, was auch immer geschehen mag, ich kämpfe immer
weiter, solange mein Leben währt. Möge mein von mir untrennbarer Schüler hervortreten, der
den strengen, harten Kampf des Meisters übernimmt! – in solch einem Gemütszustand könnte
der Daishonin meines Erachtens gewesen sein.
Wir sollten auf gar keinen Fall vergessen, dass die selbstlose Praxis des Daishonin alles in
allem den Sutratexten entsprach. In der heutigen Zeit heißt es für uns, der Gosho entsprechend
und den Aussagen des Daishonin gemäß zu handeln.
„Kehrt in Euerem Glauben zu den Lebzeiten des Daishonin zurück!“ – ist eine ewig
geltende Führung von Toda Sensei. Allein dieser Geist des Daishonin ist der für immer
geltende Gakkai-Geist und auch die Seele von Meister und Schüler.
Im „Brief aus Sado“ steht: „Nichiren ist wie der Bodhisattwa ‚Der ständig nicht’ verachtet“ in früheren
Zeiten, und die Menschen in dieser Welt sind wie die vier Arten von Menschen, die ihn erniedrigten und
beschimpften. Obwohl die Menschen andere sind, ist die Ursache ein und dieselbe. (…) Warum sollte Nichiren
allein nicht [wie] der Buddha Shakyamuni werden können, obwohl er die Ursache ausübt, die der Bodhisattwa
‚Der ständig nicht verachtet’ setzte?“ (DG, Band 1, Seite 278; JG, Seite 960)
18)
12
Im Monat der Gründung, im Monat November, in dem die Soka Gakkai, die den Glauben
an den Gohonson so ausübt, wie der Buddha lehrt, den 20. Jahrestag seit der Unabhängigkeit
der Seele begeht, wollen wir erneut dieses „Herz der Gründung“ rückbestätigen.
Es ist die irreführende Priesterschaft, die das Herz des Daishonin, der für die Errettung
einfacher Menschen allein aufstand, vollkommen aus den Augen verloren hat. Einst hatte die
Priesterschaft die Verwirklichung von Kosen-rufu vergessen und inmitten der Gedankenkontrolle des Militarismus aus Furcht vor Unterdrückungen seitens der Staatsgewalt wichtige
Gosho-Texte eliminiert. Und in der Zeit, als die Strömung der weltweiten Kosen-rufu
Bewegung endlich eine Phase der Steigerung erreichte, sann sie, von Neid und Eifersucht
ergriffen, auf Ränke, die Soka Gakkai, eine harmonische Glaubensgemeinschaft, zu spalten.
Dadurch wurde sie zu einer unreinen Strömung und irreführenden buddhistischen Schule.
Es sind im Gegensatz dazu die Mitglieder der Soka Gakkai, die dem erhabenen Geist des
Daishonin genau entsprechend für das Glück der Menschen und für den Weltfrieden das
Wahre Gesetz schützend beibehalten und verbreitet haben. Mit aller Entschiedenheit sage ich,
dass es außer meinen ehrenwerten Gleichgesinnten gar keine Menschen gibt, die die heiligen
Lehren des Daishonin respektvoll studieren, viele Schwierigkeiten direkt vor den Augen im
Alltagsleben aushalten und eine Veränderung des Karmas zu Wege bringen. Der Daishonin
sieht dies ganz genau. Alle Buddhas und alle himmlischen Gottheiten preisen Sie alle.
Das Banner der Gerechtigkeit hoch hissen und entschlossen voranschreiten, auch wenn
wir Widrigkeiten vor uns sehen, so streng sie auch immer sein mögen – das ist die Seele, die
der Gründungspräsident, der zweite Präsident und der dritte Präsident, als Meister und
Schüler von Soka, mit aller Konsequenz beibehalten haben, und das ist das Gründungsherz.
Toda Sensei sagte:
„Das eigene Leben, das leidet, verfügt über die Kraft, auch diese Leiden zu überwinden.“
Und: „Jedes Mal, wenn wir Berge der Prüfung einen nach dem anderen überwinden,
können wir in uns einen unzerstörbaren Lebenszustand, sprich die Verwirklichung der
Buddhaschaft, entwickeln.“
Weiter: „Wenn wir auch auf dem Weg, unser großartiges Ideal, namens Kosen-rufu, zu
verwirklichen, die Lösung von Leiden der Menschen wie der Leiden durch Krankheit oder
finanzielle Not nicht als ersten Schritt dafür betrachten, gibt es keinen Fortschritt.“
Ausgehend vom Sieg des Glaubens in jedem Einzelnen von Ihnen wird sich der Sieg Ihrer
Familie und der Sieg der Kosen-rufu Bewegung unermesslich und unbegrenzt ausweiten.
Angesichts der Tatsache, dass die Welt jetzt verschiedensten Widrigkeiten und Themen
gegenübersteht, greifen gegenwärtig vage Ängste immer stärker um sich, keine gute Zukunft
mehr sehen zu können, und vieles scheint in die Sackgasse zu geraten. Gerade in solch einer
Zeit wird eine „Religion, die einfachen Menschen Vitalität gibt“, und auch eine „Religion der
Gerechtigkeit für die menschliche Revolution“ umso sehnlicher gesucht.
Diejenigen, die an der Spitze der auf einer derart energischen Religion basierenden
Bewegung eine wichtige Verantwortung auf ihren Schultern tragen, sind die mir
nachfolgenden Mitglieder der Jugend-Abteilung, auf die ich am meisten verlasse.
Ich bitte Euch allen, Euch in den großen Kampf zu versetzen, um Unrecht zu widerlegen
und Recht zu offenbaren und das Land durch die Errichtung des Wahren Gesetzes zu
befrieden, und diese Bewegung siegreich voranzutreiben.
Worte der Gerechtigkeit, die die Wurzeln des Bösen abschneiden!
Dialoge, die jeden Einzelnen einfacher Menschen zum Glück führen!
Eine Erweiterung der Kosen-rufu Bewegung, die die Basis des Friedens aufbaut!
Ich zähle darauf, dass Ihr bis zum Ende als Schülerschaft des Daishonin mit Stolz und
nach dem im Leben von Meister und Schüler der ersten drei Präsidenten der Soka Gakkai
fließenden „Herzen der Gründung“ stattlich und majestätisch mit aller Heiterkeit alle Kämpfe
einen nach dem anderen siegreich führen werdet.
(aus der „Daibyakurenge“, November 2011)
13
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