Nr. 40 - Vielerlei edle Verhalten

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Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda
Das Studium aus der Gosho, dem Lehrtext des Sieges
Nr. 40
„Vielerlei edle Verhalten“ (Teil 2)
„Das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren“
– Offenbare die wahre, höchste Kraft des Lebens!
Am herrlich strahlenden 3. Mai 1951 trat Toda Sensei das Amt des zweiten Präsidenten
der Soka Gakkai an. Diese Bedeutung stellte er als „das Vorläufige ablegen und das
Ursprüngliche offenbaren“ (jap. Hosshaku-Kenpon)1) der Soka Gakkai fest, die an Nichiren
Daishonin unmittelbar anschließt. Er erklärte:
– Makiguchi Sensei sagte immer und immer wieder: „Die Soka Gakkai muss ihre
vorläufige [Gestalt] ablegen und ihren ursprünglichen [Daseinsgrund] offenbaren!“
Was bedeutet „das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu offenbaren“ für die
Soka Gakkai? Anfangs konnten alle überhaupt nicht verstehen, was er damit gemeint hatte,
aber durch meinen zweijährigen Kampf im Gefängnis habe ich endlich der tiefen Erwartung
meines verstorbenen Meisters Makiguchi Sensei wie folgt erwidern können:
„Unser Leben ist ewig. Wir sind Bodhisattwas aus der Erde, die eine große Aufgabe mit
sich führen, im Späten Tag des Gesetzes das Lotos-Sutra von sieben Schriftzeichen (Na-mMyo-ho-Ren-ge-Kyo) zu verbreiten.“
Und indem ich damit anfing, dieses Bewusstsein im Herzen vieler Menschen von einem
zum anderen wachzurufen, haben wir es schließlich als Soka Gakkai insgesamt geschafft, zu
dem großartigen Bewusstsein zu erwachen: „Gerade wir sind die Angehörigen des
Ursprünglichen Buddhas (Nichiren Daishonin), die in diesem Späten Tag des Gesetzes das
Lotos-Sutra von sieben Schriftzeichen (Na-m-Myo-ho-Ren-ge-Kyo) zu verbreiten haben.“
Das Zeugnis für dieses Bewusstsein ist meine Einführung ins Amt des zweiten
Präsidenten der Soka Gakkai und dadurch hat die Soka Gakkai dieses buddhistische Prinzip
„das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren“, von dem Makiguchi Sensei
wiederholt sprach, endlich verwirklicht –
Schreitet auf dem großen Weg Euerer Aufgabe bis zum Ende weiter!
„Das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu offenbaren“ für die Soka Gakkai ist
nichts anderes, als dass jedes einzelne Mitglied mit tiefer Entschlossenheit: „Ich bin
Schüler/in des Ursprünglichen Buddhas Nichiren Daishonin“ zur Verwirklichung von Kosenrufu aufsteht, die unmittelbar von großen Verfolgungen begleitet wird.
Die unerschrockene Erscheinung Toda Senseis, der sagte: „Damit habe ich der Erwartung
Makiguchi Senseis erwidern können“ kann ich auch jetzt nicht vergessen.
Das Prinzip „das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu offenbaren“ bzw. „die vorläufige Gestalt
abzulegen und den ursprünglichen Daseinsgrund zu enthüllen“ (jap. Hosshaku-Kenpon): Hierbei handelt es sich
darum, dass der Buddha seine vorläufige Gestalt ablegt und seinen ursprünglichen, erleuchteten Daseinsgrund
offenbart, um alle Menschen zu erretten. Zu dem Zeitpunkt der großen Verfolgung in Tatsunokuchi, bei der er
vollkommen dazu entschlossen war, sein Leben dem Lotos-Sutra zu widmen, offenbarte Nichiren Daishonin den
dem Leben eines jeden gewöhnlichen Menschen innewohnenden ursprünglichen Daseinsgrund des „selbst frei
verfügbaren Körpers seit dem Urbeginn der ewig entfernten Vergangenheit“ (jap. Kuon-Ganjo-Jijuyushin), des
grundlegendsten Buddhas.
1)
13
Jedes einzelne Mitglied der Soka Gakkai ist von Freude über das Bewusstsein erfüllt: „Ich
bin Bodhisattwa aus der Erde!“ Und alle Mitglieder sind ohne eine einzige Ausnahme dabei,
auf dem Weg der in dieser Existenz zu erfüllenden Aufgabe stattlich, unerschrocken und
kraftvoll voranzuschreiten. Das zu schaffen, war das erhabene Wunschgelübde von
Makiguchi Sensei und Toda Sensei.
Denn gerade in der Bemühung, für die Verwirklichung von Kosen-rufu bis zum Ende zu
leben, kann jeder einzelne Mensch in sich seinen eigenen großen Lebenszustand öffnen und
im wahrsten Sinne ein vollkommen zufriedenes Leben aufbauen, in dem alle Wünsche
letztlich in Erfüllung gehen.
Es waren die edlen Verhalten Nichiren Daishonins bei der Verfolgung, die sich um des
Gesetzes willen in Tatsunokuchi ereignete, wodurch er selbst gütig war, seine Schüler zu
lehren, wie großartig ein Mensch sein kann, der zu seinem ursprünglichen Lebenszustand
erwachte. Diese Verfolgung um des Gesetzes willen zum Anlass genommen, offenbarte
Nichiren Daishonin in seinem eigenen Herzen, dem Leben eines gewöhnlichen Sterblichen,
einen Lebenszustand des mit dem Mystischen Gesetz vereinten Buddhas namens „Der seit
dem Urbeginn der ewig entfernten Vergangenheit [erleuchtete] Tathagata als Verkörperung
der selbst frei verfügbaren Weisheit“.
Lassen Sie uns diesmal die Gosho „Vielerlei edle Verhalten“ weiterhin studieren und
durch das Ereignis, dass der Daishonin seine vorläufige [Gestalt] ablegte und seinen
ursprünglichen Daseinsgrund offenbarte, den großartigen Lebenszustand eines Löwenkönigs,
der seinen Kampf für die Errettung einfacher Menschen bis zum Ende führte, respektvoll
ersehen.
[Nichiren Daishonin sagte Shijo Kingo, der nach Erhalt der Mitteilung eilends zu ihm
kam:] „Heute Nacht gehe ich, um enthauptet zu werden. Das ist es, was ich mir in diesen
letzten Jahren gewünscht habe. (…)
[Obwohl es in vergangenen Existenzen, in denen ich den Kreislauf von Leben und Tod
mehrfach wiederholte, unzählige Male passierte, dass ich meines Lebens beraubt wurde, kam
es jedoch kein einziges Mal vor, dass ich mein Leben um des Lotos-Sutras willen verlor.] Aus
diesem Grund wurde ich, Nichiren, [diesmal] als jemand geboren, der mit wenigen Tugenden
ausgestattet ist, daher bin ich unfähig, meinen Eltern genügend Pietät zu erweisen, und
verfüge ebenso nicht über die Kapazität, meine Dankesschuld gegenüber diesem Land zu
vergelten. Gerade jetzt werde ich meinen Kopf dem Lotos-Sutra darbringen und den dadurch
erlangten Nutzen auf meine Eltern zukommen lassen und den Rest davon unter meinen
Schülern und Gläubigen aufteilen. Es handelt sich genau um dieses Ereignis dieser Zeit, von
dem ich bis jetzt [immer und immer wieder] gesprochen habe.“
(DG, Band 1, Seite 302; JG, Seite 913)
Er ermahnte den großen Bodhisattwa Hachiman entschieden und streng
Der Daishonin, der am 12. September 1271 von Hei-no-Saemon-no-Jo2) und anderen
schwer bewaffneten Soldaten in Scharen in seiner Klause in Matsubagayatsu überfallen und
abgeführt wurde, wurde zuerst Hojo Nobutoki3) (1238-1323), dem Fürsten von Musashi und
dem Statthalter von Sado, übergeben.
2)
Hei-no-Saemon-no-Jo Yoritsuna (?-1293): Er diente den beiden Regenten, Tokimune und Sadatoki, indem er
die Amtsgeschäfte der regierenden Stammfamilie Hojo und des Kamakura-Regimes als Staatssekretär führte, der
über die gesamte Militär- und Polizeigewalt verfügte, und war somit zu dem Zeitpunkt der eigentliche
Machthaber des damaligen Militärregimes.
3)
Hojo Nobutoki (1238-1323): Er war ein Mitglied des höchsten Gremiums (jap. Hyojo) im Kamakura-Regime.
Er stellte ohne offizielles Verfahren im Namen dieses höchsten Gremiums einen „Falsch-Erlass“ aus und fügte
dem Daishonin während der Verbannung auf der Insel Sado und dessen Schülern große Verfolgungen zu.
14
Nobutoki, einer der einflussreichen Männer im Kreise des Militärregimes, war der Mann,
der danach zusammen mit vielen Priestern anderer buddhistischer Schulen allerlei Intrigen
schmiedete und den Daishonin, der sich in Sado befand, schwer verfolgte.
In den Abendstunden des 12. September wurde der Daishonin, von zahlreichen Soldaten
umringt, aus dem Verlies im Anwesen Nobutokis in Kamakura herausgeholt.
„Heute Nacht gehe ich, um enthauptet zu werden …“4) sind die Worte des Daishonin, der
auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte Tatsunokuchi zu Shijo Kingo sagte, der nach Erhalt der
Mitteilung durch den vom Daishonin gesandten Boten eilends zu ihm gekommen war.
In diesem Abschnitt sagt der Daishonin eindeutig: „Mein Leben um des Lotos-Sutras
willen zu verlieren, ist vielmehr das, was ich mir schon seit langer Zeit gewünscht habe. Ich
wurde zwar als Mensch geboren, und es ist mir jedoch bis jetzt nicht gelungen, dieser
Gelegenheit zu begegnen. Aus dem Grund konnte ich schwer über die Kraft verfügen,
Dankesschuld meinen Eltern gegenüber und Dankesschuld meinem Land gegenüber zu
vergelten. Diesmal jedoch kann ich mein Leben dem Lotos-Sutra widmen und die dadurch
erlangten Nutzen auf meine Eltern und weiterhin auf meine Schüler zurückführen.“
Weiterhin wird auch vor diesem Abschnitt das ruhige und gelassene Verhalten des
Daishonin klar beschrieben.
Als der Daishonin auf dem Weg von Kamakura nach Tatsunokuchi bis zur WakamiyaAllee kam, sagte er: „Ich habe zum großen Bodhisattwa Hachiman letztendlich etwas zu
sagen“5) und stieg von seinem Pferd ab und rief mit lautstarker Stimme.
Die Wakamiya-Allee ist eine große Straße, die vom Eingang des der große Bodhisattwa
Hachiman, die Schutzgottheit des Militärregimes, verehrten Schreins Tsurugaoka Hachimangū bis zum Strand von Yui führt.
Der Daishonin rügt diese Gottheit: „Großer Bodhisattwa Hachiman, bist Du wirklich eine
wahre Gottheit?! Als das Lotos-Sutra gepredigt wurde, habt Ihr, alle himmlischen Gottheiten,
doch in der Gegenwart von allen Buddhas und Bodhisattwas einen Schwur geleistet, die
Ausübenden des Lotos-Sutras zu beschützen, nicht wahr?!
Jetzt bin ich, Nichiren, der beste Ausübende des Lotos-Sutras in ganz Japan. Darüber
hinaus habe ich bis jetzt mit meinem Körper überhaupt kein einziges Vergehen begangen. Ich
predige diese Lehre, um zu vermeiden, dass alle Lebewesen in Japan das Lotos-Sutra
verleumden und in die Hölle unaufhörlichen Leidens fallen. Obwohl Du eigentlich Deinen
selbst geleisteten Schwur, die Ausübenden des Lotos-Sutras zu beschützen, aufs Dringendste
erfüllen musst, aber warum kommst Du denn nicht zu diesem Ort!“
Und: „Wenn ich, Nichiren, in dieser Nacht enthauptet werde und mich zum Heiligen
Adlergipfel des reinen Landes begebe, werde ich zuerst Shakyamuni, dem Herrscher aller
Lehren, berichten, dass gerade die große Sonnengöttin und der große Bodhisattwa Hachiman
die Götter sind, die ihren eigenen Schwur, den Ausübenden des Lotos-Sutras zu beschützen,
nicht erfüllt haben. Ist das Euch recht!“
Der große Bodhisattwa Hachiman und die große Sonnengöttin (bzw. Am Himmel
scheinende große erlauchte Göttin) sind die Gottheiten, die der Sage nach dazu verpflichtet
In der Gosho steht: „Als der Trupp zum Strand von Yui gelangte und vor dem heiligen Schrein passierte, sagte
ich wiederum: ‚Einen Augenblick, meine Herren. Hier ist jemand, den ich unterrichten muss’, so schickte ich
einen Novizen namens Kumao zu dem Mann, der Nakatsukasa Saburo Saemon-no-Jo (Shijo Kingo) hieß. Dann
kam er eilends zu mir. Ich sagte zu ihm: ‚Heute Nacht gehe ich, um enthauptet zu werden …“ (DG, Band 1,
Seite 302; JG, Seite 913)
5)
Es heißt: „Nun in der Nacht des zwölften [September] blieb ich unter der Aufsicht des Fürsten der Provinz
Musashi (Hojo Nobutoki) bis zur Mitternacht, dann führte man mich von Kamakura ab, um mich zu enthaupten.
Aber als wir zur Wakamiya-Allee gelangten, sagte ich, obwohl ich von vielen Soldaten umringt war: ‚Mein
Herren, machen Sie nicht so viel Aufhebens! Es ist nichts besonders. Ich habe zum großen Bodhisattwa
Hachiman letztendlich etwas zu sagen.’ So stieg ich von meinem Pferd und rief mit lautstarker Stimme: ‚Großer
Bodhisattwa Hachiman, wie kannst Du ganz und gar eine wahre Gottheit sein?! …’“ (DG, Band 1, Seite 300f;
JG, Seite 912)
4)
15
sind, die Menschen der Führungsschicht Japans zu beschützen. Der Daishonin jedoch rügte
diese Schutzgötter, auf die sich die höchsten Machthaber der damaligen Zeit am stärksten
verließen:
„Das grundlegende Gesetz, das alle Menschen in Japan rettet, ist das Lotos-Sutra! Es ist
doch die Aufgabe der wahren Gottheiten, den Ausübenden dieses Lotos-Sutras zu beschützen,
nicht wahr!“
Toda Sensei erklärt bei seiner Vorlesung über dieses Schriftstück, dass diese von großer
Überzeugung durchdrungene Stimme des Daishonin eine „auf das ganze Universum
gerichtete“ Rüge war.
In diesem Abschnitt sagt der Daishonin: „Ich werde die Nutzen, die ich durch meinen
großen Kampf für die Errettung einfacher Menschen mit vollem Einsatz meines Lebens
erlangt habe, zuerst meinen Eltern, die mir ermöglichten, jetzt als Mensch geboren zu werden,
und weiter meinen Schülern, die mit mir zusammen inmitten schwerer Verfolgungen für die
Verwirklichung von Kosen-rufu kämpfen, zuteil werden lassen.“
Hier lehrt uns der Daishonin die grundlegende Einstellung – Menschen zu erretten und
Menschen mit verdienstvollen Tugenden zu umschließen – die wir in unserem Herzen ständig
erfrischen müssen, so kann ich mit Respekt ersehen.
[Shijo Kingo weinte beim Vollzug der Hinrichtung mit Worten: „Jetzt ist soweit!“],
deshalb sagte ich, Nichiren: „Was für ein unerleuchteter Mensch Sie sind! Lachen Sie [lieber]
angesichts eines derart [großen] freudigen Ereignisses! Warum wollen Sie sich Ihrem
Versprechen widersetzen?!“ Gerade in diesem Augenblick zog ein wie der Mond strahlendes
Objekt, gleich einem Ball, aus der Richtung der Insel Enoshima, vom Südosten quer hinüber
nach Nordwesten, leuchtend hin. (DG, Band 1, Seite 302f; JG, Seite 913f)
Das siegreiche Auftreten des Daishonin, der alle teuflischen Funktionen bezwang
In der Hinrichtungsstätte von Tatsunokuchi angekommen, sagt der Daishonin zu Shijo
Kingo, der mit den Worten „Jetzt ist soweit!“6) weinte:
„Es gibt keine derart große Freude. Darüber sollst Du lieber lachen!“
Gerade in diesem Augenblick erschien aus der Richtung der Insel Enoshima ein wie der
Mond strahlendes Objekt und zog vom Südosten in Richtung Nordwesten hin. Ein Soldat, der
gerade im Begriff war, den Daishonin zu enthaupten, war völlig geblendet, legte sich auf den
Boden nieder und konnte sein Schwert nicht mehr herunterschwingen. Obwohl ihn der
Daishonin aufforderte: „Ihr sollt mich schnell enthaupten! Falls der Tag angebrochen ist, wird
es doch unerträglich“7), gab es keine Antwort.
Was war das wahre Wesen dieses strahlenden Objekts? Darüber kann man sicherlich
allerlei Betrachtungen anstellen.
Jedoch wichtig ist die unbestreitbare Tatsache, dass selbst die Macht, so anmaßend sie
auch immer war, vor dem edlen Lebenszustand des Daishonin, der auch das ganze Universum
umfängt, völlig zurückschreckte und ihn schließlich nicht verletzen konnte.
In der Gosho steht: „Die vier Männer, Saemon-no-Jo (Shijo Kingo) und seine Brüder, hielten sich an der Zügel
meines Pferdes fest und begleiteten mich nach Tatsunokuchi bei Koshigoe. Als ich bei mir dachte, hier müsste
der Ort [der Hinrichtung] sein, da begannen die Soldaten, nicht anders als erwartet, mich zu umzingeln und
aufgeregt umherzulaufen. Angesichts dessen sagte mir Saemon-no-Jo unter Tränen: ‚Jetzt ist soweit!’“ (DG,
Band 1, Seite 302; JG, Seite 913)
7)
Hierzu steht in der Gosho: „Ich, Nichiren, rief sie (die Soldaten) lautstark an: ‚Meine Herren, warum wollt Ihr
Euch von diesem Gefangenen mit großem Vergehen entfernen?! Kommt näher und kommt her!’, trotzdem gab
es niemanden, der zu mir herbeieilte. ‚Was wollt Ihr machen, wenn der Tag anbricht? Wenn Ihr mich enthaupten
sollt, dann enthauptet mich beschleunigt! Sollte der Tag angebrochen sein, dann wird es unerträglich.’ Obwohl
ich ihnen anriet, kam von ihnen keine Antwort.“ (DG, Band 1, Seite 303; JG, Seite 914)
6)
16
Des Daishonins starkes Gebet (Ichinen), gepaart direkt mit seinen edlen Handlungen: „Ich
werde über alle großen Verfolgungen, so hart sie auch immer sein mögen, hindurch alle
Lebewesen unbedingt erretten! Ich werde absolut sicher Kosen-rufu verwirklichen!“ – hierin
offenbarte sich die große Lebenskraft des Buddhas und zerstörte die teuflische Natur
vollständig.
Auch wenn hier vom Buddha die Rede ist, heißt es nicht, dass sich der Daishonin nach
diesem Ereignis in die besondere Gestalt eines äußerlich mit majestätischen Merkmalen und
erhabenen Attributen ausgestatteten Buddhas verwandelte. Es sind nach wie vor die
Umstände eines Gefangenen oder Verbannten, der im völligen Gegenteil der in der Welt
allgemein üblichen Vorstellungen über einen Buddha steht. Vielmehr offenbarte er im Leben
eines am meisten misshandelten, gewöhnlichen Sterblichen die wahre, höchste Kraft des
Lebens – hierin liegt die große Bedeutung des Prinzips, „das Vorläufige abzulegen und das
Ursprüngliche zu offenbaren“ (jap. Hosshaku-Kenpon).
In seiner Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ sagt er: „Die Person namens Nichiren
wurde am 12. September des vergangenen Jahres in den Stunden von der Ratte (23:00-1:00)
zum Ochsen (1:00-3:00) enthauptet. Wenn seine Seele in der Provinz Sado angelangt
ist …“ (DG, Band 2, Seite 165; JG, Seite 223)
In seinem Kommentar zu diesem Satz erläuterte Nichikan Shonin (1665-1726):
„Der ursprüngliche Sinn dieses Satzes liegt darin, dass Nichiren Daishonin in sich die
wahre Wesenheit eines gewöhnlichen Sterblichen in der Stufe ‚Myoji-soku’, nämlich das seit
dem Urbeginn der ewig entfernten Vergangenheit [erleuchtete] Leben, das selbst über seinen
Körper frei verfügt, vollständig verwirklichte, [das Daimoku] rezitierte, das zur Erlangung der
Erleuchtung im Inneren des wahren Lebens führt, und sich als der Ursprüngliche Buddha des
Säens im Späten Tag des Gesetzes offenbarte.“
Der ursprüngliche Daseinsgrund des Daishonin ist „das seit dem Urbeginn der ewig
entfernten Vergangenheit [erleuchtete] Leben, das selbst über seinen Körper frei verfügt.“ (jap.
Kuon-Ganjo-no-Jijuyushin)
„Das (…) [erleuchtete] Leben, das selbst über seinen Körper frei verfügt“ (jap. Jijuyushin)
stellt nämlich den inneren Lebenszustand, gleich der Größe des ganzen Universums, dar, in
dem ein jeder Buddha die Kraft und Funktion des ursprünglichen mystischen Gesetzes, das
alle Phänomene des Universums durchdringt, jederzeit unter allen Umständen vollkommen
uneingeschränkt erhalten und anwenden kann.
Angesichts der Lage, in der er enthauptet werden sollte, ermutigte er Shijo Kingo:
„Lachen Sie [lieber] angesichts eines derart [großen] freudigen Ereignisses!“ und brachte
auch auf der Insel Sado mit einer strengen Umgebung, wo völlig unklar war, ob er an einem
morgigen Tag noch am Leben sein könnte, seinen großartigen Lebenszustand zum Ausdruck:
„Meine Freude und Wonne ist unermesslich, obwohl ich ein Verbannter bin.“ (DG, Band 1,
Seite 79; JG, Seite 1360)
An diesem Verbannungsort verfasste er zahlreiche wichtige Schriften und begann mit der
Manifestation des Gohonsons. Unter den schlechtesten Umständen ebnete er den großen Weg,
der alle Lebewesen über die zehntausend Jahre im Späten Tag des Gesetzes hinweg zum
höchsten Glück führt, mit aller Entschiedenheit.
Welch erhabenes, edles Verhalten er offenbart!
Weder eine Macht, so stark sie auch immer war, noch eine Autorität, so mächtig sie auch
immer war, konnten seinen großartigen Lebenszustand zerstören, den der Daishonin in seinem
eigenen Leben durch seine unbeugsamen Kämpfe offenbarte und aufbaute. Schätze des
Herzens auf der Grundlage des Mystischen Gesetzes sind unzerstörbar und unvergänglich.
„Gewöhnlicher Sterblicher ist der höchst wertvolle Buddha“ (jap. Bonpu-soku-Goku): Der
Daishonin zeigte uns mit vollem Einsatz seines Lebens, wie großartig die Existenz eines jeden
Menschen ist.
17
Außerdem erwähnt der Daishonin: „Was meine Lehren betrifft, so betrachten Sie jene in
der Zeit vor meiner Verbannung auf die Provinz Sado lediglich wie die dem Lotos-Sutra
vorausgehend gepredigten Sutras des Buddhas.“ (DG, Band 3, Seite 254; JG, Seite 1489)
In den Lehren, die in der Zeit vor seiner Verbannung auf die Insel Sado geschrieben und
erläutert wurden, ist die wahre Absicht des Daishonin nicht vollständig dargelegt. Aus diesem
Grund stand er auf fester Entschlossenheit, das große Gesetz, das über die zehntausend Jahre
im Späten Tag des Gesetzes hindurch alle Menschen erretten kann, jetzt in der Zeit, nachdem
er seine vorläufige Gestalt abgelegt und sein ursprüngliches Wesen offenbart hatte, zu lehren
und zu zeigen.
Soldaten, die ihren Glauben an die Lehren der Nembutsu-Schule aufgaben
Nun, wenn wir zur Strömung der Gosho „Allerlei edle Verhalten“ zurückkommen, kommt
der Daishonin, der von Tatsunokuchi aufbrach, bald um die Mittagszeit des darauf folgenden
13. September im Anwesen Honma Rokuro-Saemons8) in Echi in der Provinz Sagami (in der
heutigen Stadt Atsugi der Präfektur Kanagawa) an.
Der Daishonin dankte für die Mühen der Soldaten, die ihn bis dahin begleiteten, indem er
veranlasste, für sie Sake herbeizubringen. Als sie sich wieder auf den Heimweg nach
Kamakura machten, verneigten sie sich mit zusammengefalteten Handflächen vor dem
Daishonin und grüßten ihn mit zusammengefalteten Handflächen. Unter ihnen gab es einige,
die sagten: „Ich habe in direkter Nähe Ihre edlen Verhalten gesehen, und weil sie sehr
verehrungswürdig sind, habe ich mich dafür entschieden, mit meiner Jahre lang praktizierten
Anrufung des Amitabha-Buddhas9) aufzuhören“ und warfen ihre Gebetskette der NembutsuSchule weg, oder solche, die vor ihm einen Schwur leisteten: „Von nun an rufe ich nie mehr
den Namen des Amitabha-Buddhas an!“, so wie es in diesem Schriftstück beschrieben ist.
Unabhängig von gesellschaftlichen Stellungen oder davon, wie sie dem Daishonin und
dessen Lehren gegenüberstanden, behandelte der Daishonin immer jeden einzelnen Menschen,
der gerade vor ihm stand, mit großer Wertschätzung. Indem viele Menschen die tiefe
Menschlichkeit des Daishonin berührten, der alle Menschen durch und durch mit großer
Sorgfalt herzte, verschwand ihre tiefe Feindseligkeit schlagartig und verwandelte sich
vielmehr in eine tiefe Achtung und Liebe.
Der von tiefster Menschlichkeit durchdrungene Charakter; gerade das ist das Erscheinen
des wahren Buddhas, so kann ich mit Respekt ersehen.
Danach kam etwa um 8 Uhr abends ein Mann, der über ein Schreiben des Militärregimes
von Kamakura bezüglich der weiteren Vorgehensweise mit dem Daishonin verfügte, im
Anwesen Honmas an.
Das ging daraus hervor, dass der Bote dieses Schreiben zuerst zum Anwesen Honmas
brachte, um sicherzustellen, dass die Mitteilung des Befehls rechtzeitig geschehen sollte, weil
der Fürst von Musashi, Hojo Nobutoki, der kurz davor nach Atami gereist war, zu dem
Zeitpunkt schwerer zu erreichen war.
Dieses Schreiben, in dem über den Daishonin eindeutig stand: „Diese Person ist
unschuldig“, verkündete einen Befehl, die Hinrichtung einzustellen. Auch von diesen
Ereignissen lässt es sich gut erkennen, dass die versuchte Hinrichtung des Daishonin in
Tatsunokuchi auf die völlige Willkür Hei-no-Saemon-no-Jos und anderer zurückzuführen war.
8)
Honma Rokuro-Saemon Shigetsura: Er war Statthalter Hojo Nobutokis, des Fürsten für die Provinzen Musashi
und Sado, und besaß in Echi seine Lehen und sein Anwesen.
9)
Amitabha-Buddha (jap. Amida; chi. Amita; skt. Amitayus „Grenzenloses Leben“ oder Amitabha „Unendliches Licht“): Der Buddha des Reinen Landes der vollkommenen Glückseligkeit soll im westlichen Teil des
Universums existieren. Er ist nach der Nembutsu-Lehre der wichtigste Buddha, der im Paradies der weit
entfernten westlichen Welt lebe und jeden, der nur seinen Namen anruft, ins Paradies rette.
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In Echi hielt ich mich länger als zwanzig Tage auf. Während dieser Zeit gab es in
Kamakura sieben, acht Mal Brandstiftung und andere Übeltaten wie die, Menschen zu töten,
wurden unaufhörlich verübt.
Da viele Verleumder behaupteten, dass Nichirens Schüler die Feuer gelegt hatten, dachten
Menschen [im Kreise des Regimes]: „Das müsste wohl schon stimmen“, so wurden aus ihrem
gemeinsamen Verständnis heraus: „Man sollte Nichirens Schüler nicht länger in Kamakura
verbleiben lassen!“ [die Namen von] mehr als 260 Menschen verzeichnet.
Mir kam zu Gehör: „Man soll diese Leute alle auf entfernte Inseln verbannen und seine
Schüler, die bereits im Gefängnis sitzen, enthaupten!“
Mit der Zeit jedoch stellte sich heraus, dass die Brandstiftung und andere [Übeltaten] auf
die Machenschaften der Mönche, die über alle buddhistischen Gebote verfügten, und der
Anhänger der Nembutsu-Schule zurückzuführen waren. Über andere [Ereignisse] schreibe ich
[jetzt] nicht mehr, weil es überflüssig wird. (DG, Band 1, Seite 306; JG, Seite 915f)
Durch die Intrigen böser Priester wurde seine Verbannung nach Sado beschlossen
Auch in der Zeit, nachdem das Schreiben des Militärregimes, das die Einstellung der
Hinrichtung befahl, zugestellt worden war, wurde die endgültige Entscheidung darüber, was
man mit dem Daishonin machen sollte, nicht einfach gefällt, dadurch wurde der Daishonin
noch über zwanzig Tage lang in Echi aufgehalten. Vermutlich kann es zwischen wichtigen
Personen im obersten Kreise des Militärregimes viele, heftige Dispute gegeben haben.
Die Wirklichkeit ist, während dieser Zeit tobte ein Sturm der Intrigen durch böse Priester,
die darauf erpicht waren, den Daishonin nicht freisprechen zu lassen, heftig in der ganzen
Stadt Kamakura, indem sie viele Schüler des Daishonin in diesen Strudel mit hineinzogen.
Diesem Schriftstück nach gab es mehrere Male Brandstiftungen. Auch Mordfälle hörten
nicht auf. Es wurde von Verleumdern vorgetragen: „Nichirens Schüler haben die Feuer
gelegt.“ Dadurch, dass dies als sehr wahrscheinlich angenommen wurde, wurden die Namen
der führenden Schüler des Daishonin, die vorrangig verbannt werden sollten, aufgezählt. Die
Zahl war mehr als 260. Inzwischen griffen die Gerüchte um sich, dass man diese Leute
allesamt auf entfernte Inseln verbannen oder jene, die bereits im Gefängnis sitzen, enthaupten
sollte.
Jedoch sagt der Daishonin entschieden, es sei später klargestellt worden, dass eine ganze
Reihe von Übeltaten wie Brandstiftung auf die Machenschaften der Mönche, die über alle
buddhistischen Gebote verfügten, und der Anhänger der Nembutsu-Schule zurückzuführen
war.
Mit welchem Gefühl der Daishonin in einer Lage, in der er selbst seiner Freiheit
gewissermaßen beraubt war, über die harten Kämpfe seiner Schüler hörte!
Um seinen Schüler, der festgenommen wurde, macht sich der Daishonin große Sorgen:
„Ich, Nichiren, werde mich morgen in die Provinz Sado begeben. Auch angesichts der Kälte
heute Nacht mache ich mir Gedanken darüber, wie dies [für Dich] im Gefängnis sein könnte.
Es schmerzt mich sehr.“ (EG, Band 1, Seite 204; JG, Seite 1213) Im Anschluss ermutigt er
seinen Schüler, wie lobenswert es ist, dass dieser einen Kampf dafür machen kann, das LotosSutra mit seinem eigenen Leben zu lesen.
Auch im Sanmaido in Tsukahara unter strengster Kälte verfasste er wichtige Werke
Es war das von vier Pfosten gestützte, quadratische Gebäude namens Sanmaido in der
Ortschaft namens Tsukahara, umgeben von Berg und Feld, zu dem der Daishonin, der in Echi
aufgebrochen war, über Berge und Meere hinweg gelangte.
Die Umstände stellen eine äußerst unerbittliche Umgebung dar, in der normalerweise kein
Mensch ordentlich leben konnte. Das Dach aus Holz geht aus den Fugen; die vier Wände
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werden in ihrem verfallenden Zustand belassen; der Schnee fällt und türmt sich und es taut
nicht. Nachts gibt es unaufhörlich Schnee, Hagel und Blitz, und am Tag scheint kein
Sonnenlicht in den Raum hinein10). Überdies trachteten Priester und Anhänger der NembutsuSchule ständig, den Daishonin zu töten.
Vom 1. November (heute: Mitte Dezember) an verbrachte der Daishonin den ersten
Winter strengster Kälte in diesem Gebäude Sanmaido und verfasste hier zahlreiche wichtige
Schriften wie „Über das Öffnen der Augen“, „Brief aus Sado“ usw. Des Daishonins tiefe
Liebe, Mitgefühl, geistige Energie und das Licht seiner großen Überzeugung umfangen auch
heute alle Kämpfer für die Verwirklichung von Kosen-rufu in der ganzen Welt. Und ich bin
fest davon überzeugt, dass dies auch in der Zukunft zur spirituellen Lichtquelle wird, die die
Menschheit fortwährend erleuchtet.
Er war so gütig und ließ von seinem härtesten Zustand heraus den großartigsten
Buddhismus der Sonne strahlend aufgehen.
Jetzt wurde ich, Nichiren, im Späten Tag des Gesetzes geboren und verbreite die fünf
Schriftzeichen von Myo-ho-Ren-ge-Kyo, dadurch werde ich derart verfolgt.
In diesen mehr als 2200 Jahren nach Dahinscheiden des Buddhas (Shakyamuni) konnte
auch der Großmeister Tiantai Zhiyi (538–597) den Sutratext: „[Das Lotos-Sutra, (…)] dem
gegenüber es in allen Welten zahlreiche Neider gibt und an das schwierig zu glauben
ist …“ (DLS, Seite 219; JLS, Seite 443) wahrscheinlich nicht [mit seinem eigenen Leben]
ausüben. Wer den klaren Text [aus dem Lotos-Sutra]: „Sie (böse Menschen) werden (…) /
Uns mehrmals [aus dem Land] vertreiben /“ (DLS, Seite 207; JLS, Seite 420) [bis jetzt]
ausgeübt hat, ist einzig und allein ich, Nichiren. [Der Sutratext:] „Wenn all diese (…) ein
einziges Gatha oder einen einzigen Vers des Mystischen Lotos-Sutras hören und auch nur
einen augenblicklichen Gedanken lang freudig annehmen, werde ich (Buddha) ihnen allen die
Prophezeiung [der Erlangung der Erleuchtung] verleihen …“ (DLS, Seite 176; JLS, Seite
354) trifft genau auf mich zu. [Daher] gibt es keinen Zweifel daran, dass ich die höchste
vollkommene Erleuchtung (skt. Anuttarasamyaksambodhi) erlangen kann.
Der Fürst von Sagami (Hōjō Tokimune) allein gilt [für mich] als ein guter Freund. Gerade
Hei-no-Saemon-no-Jo ist mit Devadatta [zu Lebzeiten Shakyamunis] zu vergleichen. Die
Priester der Nembutsu Schule gleichen dem ehrwürdigen Kokalika und die Priester der
Shingon-Ritsu Schule dem Mönch Sunakshatra. Zu Lebzeiten [Shakyamunis] war es so wie
jetzt. Jetzt ist es so wie zu Lebzeiten [Shakyamunis]. Das stellt klar fest, dass das Wesentliche
des Lotos-Sutras als „das wahre Wesen aller Phänomene“ gepredigt wird und als „die
vollkommene Übereinstimmung von Anfang bis zum Ende wie sie sind“ erwähnt wird.
(DG, Band 1, Seite 307f; JG, Seite 916)
Die Freude, die daraus entsteht, das Lotos-Sutra mit dem Leben zu lesen
Hier erwähnt der Daishonin seinen Stolz darauf, das Lotos-Sutra ganz allein mit seinem
Leben gelesen zu haben, und geht darauf ein, dass auf dem Weg dahin die Existenz derjenigen,
die ihn verfolgten, unentbehrlich war.
In der Gosho heißt es: „Am 10. Oktober [1271] brach ich in Echi auf und kam am 28. Oktober in der Provinz
Sado an. Am 1. November gelangte ich zu einem Gebäude, das sich in der Ortschaft namens Tsukahara,
umgeben von Bergen und Feldern, hinter dem Wohnsitz [Honma] Rokuro-Saemon befand: ein von vier Pfosten
gestützter, quadratischer Tempel, gleich einem an dem Ort wie Rendaino in Kyoto, wo Leichen abgeladen
wurden; darin gab es auch keine Buddhastatue. Das Dach aus Holz ging aus den Fugen und die vier Wände
waren voller Löcher. Der Schnee fiel und türmte sich immer höher, es taute nie. In solch einem Raum legte ich
ein Fell auf den Boden, hüllte mich in einen Umhang aus Stroh und verbrachte so Tage und Nächte. Nachts gab
es Schnee, Hagel und Blitz pausenlos und am Tag schien das Licht der Sonne nur selten herein. Es ist ein
erbärmlicher Wohnort.“ (DG, Band 1, Seite 306f; JG, Seite 916)
10)
20
In diesem Zusammenhang zitiert er das Lotos-Sutra, zum einen den Satz aus dem
vierzehnten Kapitel „Friedvolle, freudige Ausübung“: „[Das Lotos-Sutra, (…)] dem
gegenüber es in allen Welten zahlreiche Neider gibt und an das schwierig zu glauben
ist …“ (DLS, Seite 219; JLS, Seite 443) und zum anderen den Satz aus dem dreizehnten
Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“: „Sie (böse Menschen) werden (…) / Uns mehrmals
[aus dem Land] vertreiben /“ (DLS, Seite 207; JLS, Seite 420) – alle Menschen in ganz Japan
verschmähten und überschütteten den Daishonin, der das wahre Gesetz verbreitete, mit allen
möglichen Beschimpfungen und verleumdeten das wahre Gesetz. Darüber hinaus verurteilte
das Militärregime ihn zweimal zur Verbannung.
Aufgrund dessen zitiert er den Satz aus dem zehnten Kapitel „Der Gesetzesmeister“:
„Wenn all diese (achtzigtausend großen Führungspersönlichkeiten, angefangen mit dem
Bodhisattwa „Medizinkönig“) vor dem Buddha ein einziges Gatha oder einen einzigen Vers
des Mystischen Lotos-Sutras hören und auch nur einen augenblicklichen Gedanken lang
freudig annehmen, werde ich ihnen allen die Prophezeiung verleihen, dass sie sicher die
höchste vollkommene Erleuchtung (skt. Anuttarasamyaksambodhi) erlangen.“ (DLS, Seite
176; JLS, Seite 354) – von großer Freude darüber erfüllt, das Mystische Gesetz auszuüben,
erwähnt er seine große Überzeugung, dass er den großartigen Lebenszustand des Buddhas
zweifelsohne erlangen kann.
Und nachdem er den Regenten Hōjō Tokimune11) (1251-1284), den höchsten Machthaber
des Militärregimes in Kamakura, als guten Freund definierte, führt der Daishonin Hei-noSaemon-no-Jo und andere, die ihn verfolgen, zum Vergleich mit ihnen Devadatta12) und
andere auf, welche Shakyamuni verfolgten.
In diesem Abschnitt sagt der Daishonin: „Zu Lebzeiten [Shakyamunis] war es so wie jetzt.
Jetzt ist es so wie zu Lebzeiten [Shakyamunis].“
Sowohl zu Lebzeiten Shakyamunis als auch das Zeitalter, in dem der Daishonin lebte,
waren, wenn es um den Kampf zwischen dem Buddha und dem Teufel geht, im Grunde
genommen unverändert. Und dieses Prinzip bleibt auch in diesem Zeitalter weiter unverändert.
Im Anschluss führt der Daishonin die Texte aus dem zweiten Kapitel „Geeignetes Mittel“,
nämlich „das wahre Wesen aller Phänomene“ und „die vollkommene Übereinstimmung von
Anfang bis zum Ende wie sie sind“, auf, welche die zentralen Lehren des Lotos-Sutras sind.
Daraus können wir mit Respekt ersehen, dass der Daishonin damit zeigt, dass die
Richtschnur für die Verwirklichung von Kosen-rufu sowohl zu Lebzeiten Shakyamunis
(Anfang) als auch zu Lebzeiten des Daishonin (Ende) völlig gleich ist.
Die Großartigkeit des Guten von sowohl Devadatta, den Shakyamuni verfolgte, als auch
Hei-no-Saemon-no-Jo, der den Daishonin verfolgte, kann, aus dem Aspekt der Protagonisten
der Kosen-rufu Bewegung aus betrachtet, erst dann eindeutig bewiesen werden, wenn man
das große Böse von ihnen durch und durch rügt.
Darüber hinaus sagt der Daishonin sogar soweit: „Jedoch bin ich mein ganzes Leben lang
vom Anfang an [immer] entschieden. Jetzt habe ich auch nicht vor, [meine Absicht]
Hōjō Tokimune (1251-1284): er war der älteste Sohn Tokiyoris, des fünften Regenten (jap. Shikken) des
Kamakura-Shogunates, trat das Amt des achten Regenten und regierte 1268 bis 1284. Während seiner Amtzeit
ereigneten sich mehrere Naturkatastrophen wie Dürre und große Erdbeben und Epidemien brachen aus.
Innenpolitisch gesehen, setzten sich Machtkämpfe sowohl innerhalb des Hojo-Klans als auch im Kreise der
führenden Fürsten unaufhörlich fort. Überdies wurde Japan von gewaltigen Streitmächten des mongolischen
Reiches zweimal heimgesucht; die Schlacht von Bun'ei (1274) und die Schlacht von Kouan (1281).
12)
Devadatta: Er war ein Vetter Shakyamunis. Obwohl er anfangs die Lehren Shakyamunis unter dessen
Führung gehorsam ausübte, fing er aber aus Arroganz an, sich seinem Meister Shakyamuni zu widersetzen, so
gründete er seinen eigenen Orden auf dem Berg Gaya. Einer der Legenden zufolge stieß Devadatta einen
Felsblock von diesem Gipfel herab, als Shakyamunis Gesellschaft am Fuße des Berges entlang kam. Dadurch,
dass er zahlreiche Übeltaten beging, soll er schließlich lebend in die Hölle unaufhörlichen Leidens gefallen sein.
Im zwölften Kapitel des Lotos-Sutras „Devadatta“ wird ihm die Prophezeiung verliehen, dass er in einer
späteren Existenz die Buddhaschaft erlangen kann und der Tathagata „Himmelskönig“ (skt. Devaraja) genannt
wird. Dadurch wurde der Weg geebnet, dass auch alle bösen Menschen die Buddhaschaft verwirklichen können.
11)
21
umzuwenden. Darüber hinaus hege ich [jenen gegenüber, die mich verfolgten], keinen Groll.
Alle bösen Menschen sind [für mich] wiederum gute Freunde.“ (EG, Band 2, Seite 432; JG,
Seite 962)
Jede Existenz hat in sich eine bestimmte Bedeutung, und wir können das alles für die
Verwirklichung von Kosen-rufu nützlich anwenden – so können wir natürlicherweise von
ganzem Herzen denken, wenn wir dem Mystischen Gesetz bis zum Ende konsequent leben.
Das ist der innere Lebenszustand eines jeden Buddhas.
Er bezwang sämtliche drei Hindernisse und vier Teufel
In „Allerlei edle Verhalten“ zeigt der Daishonin nach diesem Abschnitt anhand der
Kommentare des Großmeisters Tiantai und der anderen, dass, wenn die Ausübung
fortschreitet und das Verständnis sich vertieft, die drei Hindernisse und vier Teufel13), die
versuchen, einen daran zu hindern, ganz sicher wetteifernd auftreten.
Auch wenn vom Buddhismus die Rede ist, gibt es in Bezug auf den Inhalt seiner Lehren
insgesamt große Unterschiede. Bei der Praxis und Verbreitung niederer Lehren ereignen sich
nur denen entsprechende Schwierigkeiten. Aber wenn wir die Lehre des höchsten Guten,
sprich das Lotos-Sutra, beibehalten und der Zeit entsprechend ausüben, treten die härtesten
Hindernisse und Teufel, welche uns daran hindern wollen, wetteifernd auf, weil diese
Ausübung unmittelbar an die Verwirklichung der Buddhaschaft anschließt.
Der Teufelskönig des sechsten Himmels, der schärfste Teufel der drei Hindernisse und
vier Teufel, dringt ins Leben der einflussreichen Menschen wie Könige, Machthaber und
Eltern ein und diese fallen an seiner Stelle über die Ausübenden des Lotos-Sutras her. Wenn
sich der Teufelskönig des sechsten Himmels aktiv, aber wohl unmerklich bewegt, das zeugt
von der Richtigkeit des Mystischen Gesetzes. Die massiven Verfolgungen, die dem Daishonin
widerfuhren, erzählen diesen Zusammenhang am deutlichsten.
Makiguchi Sensei pflegte oft zu sagen, „bereitwillig Teufel herauszufordern und sie zu
besiegen“. Auch Toda Sensei sagte in der Zeit nach seiner Einführung ins Amt des zweiten
Präsidenten: „Das steht ganz sicher fest, dass die drei Arten von starken Feinden14) erscheinen.
Obwohl ich mich darüber freue, finde ich es sehr schade und bedauerlich, wenn Ihr davor
zurückschrecken und im Glauben an den Gohonson zurückfallen werdet.“
In der Tat sind es Meister und Schüler der ersten drei Präsidenten der Soka Gakkai, die
mit dynamischer Kraft, Teufel herauszufordern, Teufel als Teufel durchschaut und die
Führung für die Verwirklichung von Kosen-rufu mit großer Entschlossenheit übernommen
haben.
Besonders jetzt wollen wir den edlen Geist Nichiren Daishonins tiefgründig studieren.
Indem wir gegen die drei Hindernisse und vier Teufel ankämpfen, öffnet sich der erleuchtete
Lebenszustand. Je größer der Teufel, desto größer der Nutzen; die verdienstvollen Tugenden,
die wir durch den Kampf gegen ihn erlangen, sind unvorstellbar groß.
13)
Die drei Hindernisse und vier Teufel: Sie hindern einen daran, buddhistische Ausübungen durchzuführen. Die
drei Hindernisse sind 1) Hindernisse aus den Begierden, 2) Hindernisse aus dem Karma und 3) Hindernisse aus
karmischer Vergeltung). Die vier Teufel entstehen 1) durch Begierde, 2) durch die fünf Komponenten des
Lebens, 3) durch den Tod und 4) durch den Teufelskönig des sechsten Himmels.
14)
Die drei Arten von starken Feinden: 1) „Unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“:
sie sind männliche wie weibliche Laien, die nichts über den Buddhismus wissen. , aber Ausübende des LotosSutras mit bösen Worten schmähen und oft sogar Gewalt einsetzen. 2) „Verschlagene Priester mit der sich
aufbauschenden Arroganz“: Das sind Menschen, die dem weltlichen Leben entsagt haben, aber durch „verdrehte
Ansichten” und „Herz aus Argwohn gekrümmt” gekennzeichnet sind. 3) „Falschheilige mit der sich
aufbauschenden Arroganz“: Sie sind Menschen, die den Buddhismus dazu verwenden, um sich selbst Profit zu
verschaffen. Trotzdem werden sie von der Welt verehrt, als ob sie Heilige wären. Aber sie verachten die
Menschen und blicken auf sie herab.
22
Für den Tathagata Shakyamuni galt doch gerade Devadatta als sein bester Freund. Wenn
ich dies in der heutigen Welt betrachte, stellt sich heraus, dass starke Kontrahenten einem zur
Entwicklung mehr verhelfen, als seine Verbündeten.
Beispiele dafür finden sich direkt vor unseren Augen: Wie hätte dieser Hojo-Klan, der
[jetzt] in Kamakura gedeiht, zum Herrscher Japans werden können, falls Wada Yoshimori
und der abgedankte Kaiser Oki nicht da gewesen wären? Aus diesem Grund gelten diese
Männer für diesen Klan als die besten Verbündeten.
Die besten Verbündeten, die dazu beitrugen, dass ich, Nichiren, die Buddhaschaft
verwirklichen konnte, sind Hojo Kagenobu und weiter Ryokan, Doryu und Do-Amidabutsu
als Priester. Ich freue mich, wenn ich daran denke, wie ich überhaupt zum Ausübenden des
Lotos-Sutras hätte werden können, falls Hei-no-Saemon-no-Jo und der Fürst von Sagami
(Hōjō Tokimune) nicht gewesen wären. (DG, Band 1, Seite 309; JG, Seite 917)
Der großartige Lebenszustand des Daishonin, der
seine Verfolger als seine besten Freunde bezeichnet
Wer einem ermöglicht, sich zu entwickeln, ist oft vielmehr seine Kontrahenten als seine
Verbündeten. In diesem Sinne kann man sagen, dass gerade Verfolger als wahre Verbündete
gelten, die einem ermöglichen, die grundlegende Veränderung seines inneren
Lebenszustandes zu schaffen. Der Kampf gegen die Verfolgungen durch die Macht und
Autorität ermöglicht dem Ausübenden des Lotos-Sutras, die Ehre und Freude zu erleben.
Deshalb ist es sehr erfreulich, so lehrt hier der Daishonin.
Das heißt allerdings nicht, dass sowohl Kontrahenten als auch Verbündete miteinander
freundschaftlich umgehen sollten. Wichtig ist, bis zum Ende konsequent zu kämpfen; sich
niemals besiegen zu lassen, ohne sich auf Kompromisse einzulassen.
Nachdem der Daishonin hier sagt: „Die besten Verbündeten, die dazu beitrugen, dass ich,
Nichiren, die Buddhaschaft verwirklichen konnte, sind …“, zählt er Tojo Kagenobu15), der die
Verfolgung um des Gesetzes willen in Komatsubara verursachte, Ryokan16), Doryu17) und DoAmidabutsu18), welche hinter den Kulissen der Verfolgungen um des Gesetzes willen in
Tatsunokuchi und der Verbannung nach Sado die Strippen zogen, und weiter Hei-no-Saemonno-Jo und Hōjō Tokimune, welche gegen den Daishonin durch die Macht der Obrigkeit hart
vorgingen, auf.
Er führt die Namen der Menschen auf, die über die religiöse Autorität und Staatsgewalt
verfügten, und freut sich darüber, dass er dank ihrer Taten zum Ausübenden des Lotos-Sutras
werden konnte.
Sich zu freuen bedeutet, im wahren Kampf des Lebens, bei dem es um die Verwirklichung
der Buddhaschaft geht, gesiegt zu haben. Völlig unabhängig von weltlichen Stellungen gibt es
in ihren inneren Lebenszuständen, den Stufen des Lebens, entscheidende Unterschiede, die so
groß sind wie zwischen Himmel und Erde sowie Wolken und Schlamm. Das ist eine große
15)
Tojo Kagenobu (1228?-?): Tojo Saemon-Nyudo Renchi, der Landvogt des Gebiets Tojo in der Provinz Awa
und ein fanatischer Anhänger der Nembutsu-Schule. Als der Daishonin am 28. April 1253 erstmalig NamMyoho-Renge-Kyo rezitierte und somit die Errichtung des Wahren Buddhismus verkündete, war Tojo Kagenobu
über seine scharfe Kritik an der Lehre der Nembutsu-Schule erzürnt und verschwor sich mit Hojo Shigetoki,
einem der einflussreichen Männer im Regierungskreise, den Daishonin zu verfolgen.
16)
Ryokan-bo Ninsho (1217-1303): er war Priester des Tempels Gokuraku-ji, der zur Shingon-Ritsu-Schule
gehörte. Er erhielt die Vorschriften von Eizon, der als Begründer der Ritsu-Schule in Japan verehrt wurde. 1261
kam Ryokan von Kyoto nach Kamakura. Später wurde er Hauptpriester des Tempels Gokuraku-ji.
17)
Doryu (1213–78): Ein Priester der Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus, er wurde auch Rankei genannt.
Geboren in China, kam er 1246 nach Japan. Als Hojo Tokiyori 1253 den Kencho-ji-Tempel in Kamakura baute,
wurde Doryu eingeladen, dort erster Hauptpriester zu werden.
18)
Do-Amidabutsu (unbekannt): er war ein Priester der Nembutsu-Schule, der als Zentralperson der gesamten
Schüler- und Anhängerschaft der Nembutsu-Schule in Kamakura galt.
23
Siegeserklärung, die gerade dem Daishonin gebührt, der unzählige, große Verfolgungen
überwand und mehr als alle anderen Menschen für das Glück einfacher Menschen und die
Verwirklichung von Kosen-rufu kämpfte.
Toda Sensei sagte oft:
„Es gibt Menschen, die meinen: ‚Der Daishonin ist deshalb eine großartige Persönlichkeit,
weil er derart große Verfolgungen ertragen hat.’
Es kann auch sein, aber warum er noch großartiger war, liegt darin, dass er die von großer
Liebe und tiefem Mitgefühl erfüllten Kämpfe für die Errettung aller Lebewesen geführt hat,
indem er alle möglichen Verfolgungen ertragen hat.“
Unter den schlechtesten Umständen offenbarte der Daishonin als Mensch die höchste und
wahre Kraft des Lebens, derer ihn kein einziger Mensch berauben kann.
Sowohl das Ereignis, dass es dem Henker nicht gelang, den Daishonin in Tatsunokuchi zu
enthaupten, als auch die Tatsache, dass er in Sado unter strengster Kälte auch für seine
Schüler und für alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes das große Gesetz lehrte, und sein
edler Lebenszustand, seine Verfolger als seine guten Freunde zu betrachten – all dies kann
meines Erachtens als Offenbarung der großartigsten Kraft des Lebens bezeichnet werden.
Dadurch, dass er selbst „seine vorläufige [Gestalt] ablegte und seinen ursprünglichen
[Daseinsgrund] offenbarte“ (jap. Hosshaku-Kenpon), wurde für alle Lebewesen im Späten
Tag des Gesetzes der Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft einfacher Menschen gebahnt.
Dass wir uns dem durch den Daishonin geführten erhabenen Kampf für die
Verwirklichung von Kosen-rufu anschließen und die wahre, höchste Kraft des Lebens voll
entfalten, kann als „das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren“ (jap.
Hosshaku-Kenpon) für jede und jeden von uns bezeichnet werden.
Die Soka Gakkai ist eine Gemeinschaft der Bodhisattwas aus der Erde
Außerdem sagte Toda Sensei, dass „das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu
offenbaren“ für unser Alltagsleben die Situation, in der Klemme zu stecken, überwinden:
„Wenn wir gespürt haben, in der Klemme zu stecken, ist es wichtig, die große Kraft des
Glaubens und die große Kraft der Tat mutig hervorzubringen und diese Hindernisse zu
überwinden. Das wird als ‚unsere vorläufige [Gestalt] abzulegen und unseren ursprünglichen
[Daseinsgrund] zu offenbaren’ (jap. Hosshaku-Kenpon) gelten.“ Indem wir auf die
Verwirklichung von Kosen-rufu abzielen und nach der Erfüllung des letzten Willens des
Daishonin streben, gehen wir bis zum Ende immer und immer weiter voran. Gerade hierin
findet sich ein konkretes, wirkliche Bild der Bedeutung des buddhistischen Prinzips „die
vorläufige [Gestalt] ablegen und unseren ursprünglichen [Daseinsgrund] offenbaren’ (jap.
Hosshaku-Kenpon) Und das ist die Richtschnur, die uns Toda Sensei klar und deutlich zeigt.
Toda Sensei begann von dem Zeitpunkt, in dem er ins Amt des zweiten Präsidenten der
Soka Gakkai eingeführt wurde, die Wichtigkeit und Notwendigkeit immer stärker zu betonen,
den Buddhismus des Daishonin in Asien zu verbreiten.
Diesen großen Geist übernommen, habe ich sehr bald nach meiner Einführung ins Amt
des dritten Präsidenten den ersten Schritt zur weltweiten Verwirklichung von Kosen-rufu
getan. Heute ereitert sich das Netzwerk der mutigen Kämpfer von Kosen-rufu, die sich dessen
bewusst sind, dass sie selbst die wahren Angehörigen des Daishonin sind, in der ganzen Welt.
Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade hierin die Verwirklichung des buddhistischen
Prinzips „die vorläufige [Gestalt] ablegen und unseren ursprünglichen [Daseinsgrund]
offenbaren’ (jap. Hosshaku-Kenpon), das sowohl in der Gegenwart als auch auf die Zukunft
hin unmittelbar an den Daishonin anschließt, zu finden ist.
Wenn man die Erscheinung des großen Gesetzes von Nam-Myoho-Renge-Kyo zu Beginn
im Späten Tag des Gesetzes mit dem Verlauf eines Tages vergleichen würde, könnte der
Zeitpunkt, in dem der Daishonin, der Ursprüngliche Buddha, seine vorläufige Gestalt ablegte
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und seinen ursprünglichen Daseinsgrund offenbarte, auf die Uhrzeit zwischen Ratte und Kuh
(von 23 Uhr bis 3 Uhr), nämlich auf die Zeit der tiefsten Finsternis, zutreffen.
Und der Kampf, den Makiguchi Sensei und Toda Sensei im Gefängnis führten, um dieses
große Gesetz zu beschützen, fand demzufolge in der Zeit vor dem Anbruch dieses Tages statt,
das heißt wiederum, dass „die vorläufige [Gestalt] ablegen und den ursprünglichen
[Daseinsgrund] offenbaren“ (jap. Hosshaku-Kenpon) der Soka Gakkai selbst, die diese
Finsternis durchbrach und aufstand, als Morgendämmerung bezeichnet werden kann, in der
der Buddhismus der Sonne wahrhaft die große Erde zu erleuchten begann.
Und jetzt hat der Buddhismus der Sonne genauso wie „die Jugend um 8 Uhr
morgens“ angefangen, die ganze Welt stattlich und glänzend zu erleuchten.
Die Soka Gakkai ist eine Gemeinschaft der Bodhisattwas aus der Erde, die für die
Verwirklichung von Kosen-rufu im Späten Tag des Gesetzes erschienen sind.
Die volle Entfaltung ihrer wahren Kapazität findet von nun an richtig statt.
Es sind meine geliebten jungen Menschen, die an der Spitze dieser weltweiten Bewegung
voranschreiten.
Jede Sackgasse durchbrechen, grenzenlos Werte schaffen und für die Erfüllung der
Aufgabe bis zum Ende mutig und tapfer vorangehen – das ist die volle Entfaltung der wahren
Kapazität der jungen Menschen der Soka Gakkai. Ich wünsche mir inbrünstig, dass sie
tiefgründig verstehen, diese volle Entfaltung der wahren Kapazität der jungen Menschen gelte
als ihre eigene Erfüllung des Prinzips „die vorläufige [Gestalt] ablegen und den
ursprünglichen [Daseinsgrund] offenbaren“ (jap. Hosshaku-Kenpon), und mit diesem tiefen
Bewusstsein aufstehen.
(Fortsetzung folgt)
(aus der „Daibyakurenge“, Mai 2012)
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