Nr. 33 - Brief an Abutsu

Werbung
Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda
Das Studium aus der „Gosho“, dem Lehrtext des Sieges
Nr. 33
„Brief an Abutsu-bo – der Schatzturm“
Seht! In unserem Herzen strahlt der Schatzturm glänzend
Nichts ist verehrungswürdiger als einfache Menschen.
Nichts ist klüger als einfache Menschen.
In der tiefen Strömung der modernen Zeit gibt es eine gewisse Orientierung, die auf ein
„Zeitalter einfacher Menschen“ zusteuert. Auf der anderen Seite jedoch wird auch eine
unreine Strömung wiederum heftiger, die Menschen als Mittel zum Zweck zu benützen und
die Menschlichkeit mit Füßen zu treten.
Gerade aus diesem Grund wird unsere Bemühung, hochragenden Menschen zu erschaffen,
in einem Zeitalter, das vor einer Weggabel steht, zum Kern aller Aktivitäten.
Es geht darum, die Gesellschaft zu reinigen, eine Geistesströmung für die Verehrung der
Menschen zu schaffen und Werte für die Würde des Lebens zu errichten. Ich bin davon
überzeugt, dass die Bemühung, einzelne Menschen zu erziehen und auszubilden, die größte
Pflicht und Verantwortung der Religionen im 21. Jahrhundert darstellt.
Auch wenn von einem „Zeitalter einfacher Menschen“ die Rede ist, ist es immer ein
Einzelner, der zuerst eine Bresche dafür schlägt. In dem Augenblick, in dem ein Einzelner
zum seinem Selbst innewohnenden Schatz erwacht, steigt die Morgensonne eines Siegeslieds
einfacher Menschen auf.
Alles beginnt mit der Menschlichen Revolution einer einzelnen Person
Was ist überhaupt dieser „Schatz des Landes“ und der „Schatz der Gesellschaft“, der ein
neues Zeitalter erschafft?
Nelson Rolihlahla Mandela1) (geb. 1918), der Ex-Staatspräsident Südafrikas, hatte einen
über 27 Jahre langen Kampf im Gefängnis tapfer durchstanden, die Mauer der
unmenschlichen Rassendiskriminierung durchbrochen und eine Morgendämmerung des
Sieges einfacher Menschen eröffnet. Dieser Ex-Staatspräsident sagte als Kredo seines Lebens
Folgendes:
„Mein Land ist reich an Erzen und Edelsteinen, die dicht unter seiner Oberfläche liegen,
doch ich habe immer gewusst, dass ihr größter Reichtum in den Menschen liegt, die besser
und wahrer sind als die edelsten Diamanten.“ (aus „Nelson Mandela – Der lange Weg zur
Freiheit“, Spiegelverlag)
Das stimmt wirklich. Wenn die hier genannten „besseren und wahreren Menschen“
geboren werden, wird sich die Gesellschaft zweifelsohne in Richtung des Guten verändern.
Gerade jeder einzelne einfache Mensch ist der höchste Schatz. Deshalb ist die wahre
Wiederbelebung eines jeden Menschen, der als Ausgangspunkt aller Aktivitäten gilt, von
großer Bedeutung.
1)
Nelson Mandela (geb. 1918) ist Ex-Staatspräsident Südafrikas. Da er sich gegen die Politik der
Rassentrennung (Apartheid) eingesetzt hatte, wurde er im August 1962 verhaftet und erst im Februar 1990
freigelassen. Im Mai 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Mandela erhielt 1993
zusammen mit de Klerk den Friedensnobelpreis.
1
In einer Zeit, in der ein Mensch das wahre Potenzial seines eigenen Lebens erkannt hat,
beginnt seine großartige Menschliche Revolution. Ein Mensch, der zu seinem höchst
würdevollen und großartigen Potenzial erwacht ist, nimmt auch die Würde der Existenz
anderer gewahr.
Wenn Menschen ihre eigene Würde wie auch die Anderer von ganzem Herzen gemeinsam
akzeptieren, kann die Menschheit ihren inneren Lebenszustand erhöhen. Wenn sie ihre
fundamentale Dunkelheit des Lebens2), die alle Existenzen überdeckt, durchbrechen, kann die
Menschheit ihr Karma des Widerspruchs und des Konflikts verändern.
Wenn ein Einzelner aufsteht, der dazu erwacht ist, dass sein eigener Körper ein höchst
würdevoller Schatzturm ist, kann er auf dieser Erde einen großen Turm von Frieden und
Glück errichten. Gerade dafür ist der Buddhismus Nichiren Daishonins da.
Alles wird durch die innere Revolution in unserem eigenen Leben entschieden.
Zum ursprünglichen Sein unseres eigenen Lebens erwachen – die Gosho, in der diese
höchste Lehre des Buddhismus des Daishonin gelehrt wurde, ist dieser „Brief an Abutsu-bo –
der Schatzturm“.
Lassen Sie uns die Spuren des großartigen Erwachens im eigenen Leben, die der
Daishonin dem Abutsu-bo aufzeigte, gemeinsam verfolgen.
Ihren Brief habe ich mit großer Sorgfalt und tiefem Respekt gelesen.
Nun habe ich 1.000 Münzen, polierten Reis und weitere Geschenke als Gaben für den
Schatzturm sicher in Empfang genommen. Voller Respekt habe ich Ihre Aufrichtigkeit dem
Gohonson und dem Lotos-Sutra berichtet. Seien Sie bitte beruhigt und unbesorgt.
In Ihrem Brief fragen Sie: „Was wird durch den Tathagata ‚Viele Schätze’ (Sa.
Prabhutaratna) und den Schatzturm, der [aus der Erde] hervorquellend erschien,
ausgedrückt?“ Diese Lehre, nach der Sie gefragt haben, ist außerordentlich wichtig.
Wenn ich [über den Schatzturm] folgerichtig erkläre: Als der Großmeister Tiantai im
achten Band seines Werks „Worte und Sätze des Lotos-Sutras“ (Ch. Fahua-wenju) erläuterte,
hatte es in Bezug auf den Schatzturm zwei Bedeutungen, einerseits die „Bestätigung der
vorangehenden Lehren“ (Jap. Shozen) und andererseits „nach seinem Erscheinen“ (Jap.
Kigo). Die „Bezeugung der vorangehenden Lehren“ bedeutet, den theoretischen Teil [des
Lotos-Sutras] (Jap. Shakumon) zu beweisen, während ‚nach seinem Erscheinen’ bedeutet,
damit zu beginnen, den wesentlichen Teil [des Lotos-Sutras] (Jap. Honmon) zu predigen.
Anders ausgedrückt, der geschlossene Schatzturm steht für den theoretischen Teil und der
geöffnete Schatzturm für den wesentlichen Teil. Diese drücken die beiden Gesetze Objekt
[genauer gesagt: „die objektiv betrachtete Welt“ (Jap. Kyo)] und Weisheit (Jap. Chi) aus. Da
die Erläuterung komplexer wird, soll es dabei sein Bewenden haben.
Schließlich weist dies (das Erscheinen des Schatzturmes) darauf hin, dass die
Stimmenhörer (Sa. Shravakas) der drei Gruppen erst in der Zeit, als sie zum Lotos-Sutra
gelangten, den Schatzturm in ihrem eigenen Leben sahen.
(DG, Band 1, Seite 109; JG, Seite 1304)
Das Erscheinen des Schatzturmes zeigt ein grandioses Drama
Bislang wurde angenommen, dass der Daishonin diesen „Brief an Abutsu-bo – der
Schatzturm“ sowohl während seiner Verbannung auf der Insel Sado als auch in Minobu
verfasst haben könnte. In den letzten Jahren wird dieser jedoch von seinem Inhalt her eher als
Schrift betrachtet, die in der Minobu-Zeit geschrieben wurde.
2)
Die fundamentale Dunkelheit des Lebens: Sie ist die dem Leben aller Lebewesen inhärente, grundlegende
Ignoranz sowie Dummheit, an das Mystische Gesetz nicht glauben zu können, das die letztendliche Wahrheit
offenbart. Sie ist auch ein dunkler Trieb, der die Menschen stets zum Unglück und zum Bösen führt.
2
Vom Anfangssatz dieses Schriftstücks lässt es sich annehmen, dass es zusammen mit den
herzlichen Gaben von 1.000 Münzen und poliertem Reis ein Schreiben gab, in dem Abutsu-bo
dem Daishonin eine Frage nach der Lehre des Buddhismus stellte. Der Inhalt dieser Frage
lautete: Was drücken der Tathagata ‚Viele Schätze’ (Sa: Prabhutaratna) und das Erscheinen
des Schatzturms aus, welche im Lotos-Sutra gepredigt werden?
Um die Bedeutung dieser Frage Abutsu-bos zu verdeutlichen, wollen wir uns erneut die
Szene, in der der Schatzturm aus der Erde hervorquellend erscheint, wie es im elften Kapitel
des Lotos-Sutras „Den Schatzturm sehen“ gepredigt wird, gemeinsam ins Gedächtnis rufen.
Das Kapitel „Den Schatzturm sehen“ beginnt damit, dass urplötzlich vor der
Menschenmenge ein Schatzturm erscheint.
Ein riesengroßer Schatzturm tritt aus der Erde hervor und kommt erst zum Stillstand, als
er in der Luft schwebt. Dann kann man aus dem Inneren des Schatzturmes eine laute Stimme
hören:
„Wunderbar, wunderbar! Der Weltverehrte Shakyamuni geruht, das Gesetz der großen
universellen Weisheit, nämlich das mystische Lotos-Sutra, das die Bodhisattwas lehrt und
vom Buddha beschützt wird und an das von ihm innig gedacht wird, für die große Schar zu
predigen. Es ist genau so, es ist genau so! Alles, was der Weltverehrte Shakyamuni geruhte,
zu predigen, ist wirklich wahr!“ (DLS, Seite 185; JLS, Seite 373f)
Es war die Stimme des Tathagata „Viele Schätze“, die hier zu hören war. Der Tathagata
„Viele Schätze“ ist ein Buddha, der in lang vergangenen Zeiten in einem Land mit Namen
„Von Juwelen gereinigt“ (Sa. Ratnavisuddha) im Osten beheimat war und schwor, überall
dort, wo das Lotos-Sutra gepredigt wird, diesen Schatzturm hervorquellend erscheinen zu
lassen und die Wahrheit des Lotos-Sutras zu bestätigen.
Zu diesem Zeitpunkt jedoch bleibt das Tor des Schatzturmes immer noch geschlossen und
niemand sieht die Gestalt des Tathagatas „Viele Schätze“.
Im Kapitel „Den Schatzturm sehen“ wird hierauf das Prinzip der „dreifachen
Verwandlung des Landes3)“ gelehrt, dann öffnet Shakyamuni das Tor des Schatzturmes und
setzt sich neben den Tathagata „Viele Schätze“ und viele weitere, noch nie bekannte
Phänomene ereignen sich. Erst danach beginnt die „Zeremonie in der Luft“. Diese grandiose
Zeremonie entfaltet sich gänzlich mit dem Erscheinen dieses Schatzturmes prachtvoll.
Eigentlich übersteigt der Maßstab dieses Schatzturmes unsere Vorstellungskraft. Er war
fünfhundert Yojanas4) hoch und zweihundertfünfzig Yojanas tief und breit. Selbst wenn man
dies etwas bescheiden berechnet, gleicht seine Größe einem Drittel des Durchmessers der
Erde.
Außerdem ist dieser Turm (Sa. Stupa) mit den sieben Juwelen Gold, Silber, Lapislazuli,
Korallen, Achate, Perlen und Karneolen geschmückt.
Ein beinah brennend strahlender, riesiggroßer Turm schwebt vor den Augen vieler
Menschen – was für ein erhabener, prunkvoller Anblick! Was ist dieser im Lotos-Sutra
gepredigte Schatzturm überhaupt? Wahrscheinlich konnte Abutsu-bo nicht umhin, den
Daishonin danach zu fragen, wie in seinem Brief steht: „Was wird durch den Tathagata ‚Viele
Schätze’ (Sa. Prabhutaratna) und den Schatzturm, der [aus der Erde] hervorquellend erschien,
ausgedrückt?“
3)
Die dreifache Verwandlung des Landes: dieses Prinzip weist darauf hin, dass Shakyamuni im elften Kapitel
des Lotos-Sutra „Den Schatzturm sehen“ die Länder nacheinander dreimal reinigte und dadurch alle Länder zu
einem reinen Land veränderte, um für die Zeremonie in der Luft vorzubereiten.
4)
Yojana (Ja. Yujun): Eine Maßeinheit im alten Indien. Es bezeichnet eine Entfernung, welche der König mit
seiner Armee damals in einem Tag zurücklegen konnte. Nach einer Erklärung entspricht sie 40 chinesischen Li.
Die Trommel am Donnertor: Es handelt sich um die Trommel, die es seinerzeit am Donnertor des Schlosses
Guiji gab, das sich in der Nähe der heutigen Stadt Shaoxing der Provinz Zhejiang in China befand. Sobald diese
Trommel geschlagen wurde, konnte man sie auch in der Hunderte von Kilometern entfernten Stadt Luoyang
(bzw. Lojang) unverzüglich hören, hieß es.
3
„Den Schatzturm sehen“ heißt, den Schatzturm im eigenen Herzen zu sehen
Die Bedeutung dieses Schatzturmes ist seit jeher in verschiedener Weise erläutert worden.
Nichiren Daishonin sagt kurz und bündig: „Der Schatzturm stellt unseren eigenen Körper
dar.“ Und dieser Schatzturm weist ebenso auf den Gohonson hin. Da die Bedeutung, die das
Erscheinen des Schatzturmes in sich hat, äußerst groß und tiefgründig ist, sagt der Daishonin
hierbei entschieden: „Diese Lehre, nach der Sie gefragt haben, ist außerordentlich wichtig.“
Der Daishonin zeigt zuerst anhand des Kommentars von Großmeister Tiantai (538–597)
in dessen Abhandlung „Worte und Sätze des Lotos-Sutras“ (Ch. Fahua-wenju) die Bedeutung
des Schatzturmes auf. Da heißt es, das Phänomen dieses aus der Erde hervorquellend
erscheinenden Schatzturmes hat in sich die zwei Bedeutungen, nämlich die „Bestätigung der
vorangehenden Lehren“5) (Jap. Shozen) und „Beginn der nachfolgenden [Lehre]“6) (Jap.
Kigo), sowie die zwei Bedeutungen, die auf den geschlossenen Turm7) und den geöffneten
Turm8) hinweisen. Jedoch schreibt der Daishonin an dieser Stelle: „Da die Erläuterung
komplexer wird, soll es dabei sein Bewenden haben“ und setzt eine genauere Erläuterung
nicht weiter fort. Das liegt meines Erachtens daran, dass der Daishonin es sich vornahm, seine
eigene Schlussfolgerung aufzuzeigen, die unmittelbar danach dem Wort „Schließlich“ folgt.
Dann erklärt der Daishonin die Quintessenz des Erscheinens des Schatzturmes konkret:
„Schließlich weist dies (das Erscheinen des Schatzturmes) darauf hin, dass die Stimmenhörer
(Sa. Shravakas) der drei Gruppen9) erst in der Zeit, als sie zum Lotos-Sutra gelangten, den
Schatzturm in ihrem eigenen Leben sahen.“
Mit den Stimmenhörern (Sa. Shravakas) der drei Gruppen sind die Schüler Shakyamunis
gemeint, denen im theoretischen Teil des Lotos-Sutra die Erlangung der Erleuchtung in der
Zukunft versprochen wurde. Der Daishonin erwähnt, dass die Bedeutung des Erscheinens des
Schatzturmes darin liegt, dass diese Stimmenhörer den Schatzturm erst in ihrem eigenen
Herzen sahen, nachdem sie das Lotos-Sutra gehört hatten. Das heißt, sie erkannten, dass der
Die „Bestätigung der vorangehenden Lehren“ (Jap. Shosen): das weist darauf hin, dass der Tathagata „Viele
Schätze“ von seinem Schatzturm aus mit lauter Stimme bestätigte, dass alle von Shakyamuni bislang gepredigten
Worte (Lehren) wahr sind.
6)
„Beginn der nachfolgenden [Lehre]“ (Jap. Kigo): dass Shakyamuni alle Buddhas seiner Emanation
versammelte, gilt für ihn als Ausgangspunkt, das sechzehnte Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des
Tathagatas“ zu predigen.
7)
Der „geschlossene Turm“: Nachdem der Schatzturm hervorquellend erschien, bleibt sein Tor noch eine Weile
geschlossen.
8)
Der „geöffnete Turm“: das bedeutet, dass Shakyamuni das Tor des Schatzturmes öffnete. Von da ab beginnt
die Zeremonie in der Luft. Das Tor des Schatzturmes zu öffnen ist eine sehr wichtige Zeremonie, um den
wesentlichen Teil des Lotos-Sutra zu predigen. Nachdem er im 21. Kapitel „Die übernatürliche Kraft des
Tathagatas“ und im 22. Kapitel „[Einem] anvertrauen und ihn bemühen“ den Bodhisattwas aus der Erde den
Auftrag gegeben hat, wird das Tor des Schatzturmes wieder geschlossen und damit geht die Zeremonie in der
Luft zu Ende.
9)
Die Stimmenhörer (Sa. Shravakas) der drei Gruppen: Die Stimmenhörer, die im theoretischen Teil des LotosSutra allein durch die theoretische Erklärung des Buddhas das Prinzip der „Offenbarung des Einen Fahrzeugs
durch das Öffnen der Drei Fahrzeuge“ (Jap. Kaisan-Ken’ichi) (im zweiten Kapitel „Geeignetes Mittel“)
verstanden und die Prophezeiung erhielten, dass sie in der Zukunft die Erleuchtung erlangen. Sie gehören zur
ersten Gruppe. Die Stimmenhörer, die durch die Erklärung des Buddhas anhand der Parabel „Die drei Wagen
und das brennende Haus“ (im dritten Kapitel „Parabel und Gleichnis“) das Prinzip der „Offenbarung des Einen
Fahrzeugs durch das Öffnen der Drei Fahrzeuge“ verstanden und (im sechsten Kapitel „Verleihung der
Prophezeiung“) die Prophezeiung erhielten, dass sie in der Zukunft die Erleuchtung erlangen. Sie gehören zur
zweiten Gruppe. Und zur dritten Gruppe gehören die Stimmenhörer, die durch des Buddhas Erklärung, basierend
auf karmischen Beziehungen seit dreitausend Staubkörner-Kalpas (im siebten Kapitel „Die Parabel von der
Phantomstadt“), das Prinzip der „Offenbarung des Einen Fahrzeugs durch das Öffnen der Drei Fahrzeuge“
verstanden und (im achten Kapitel „Annahme der Prophezeiung durch die fünfhundert Schüler“ und im neunten
Kapitel „Verleihung der Prophezeiung für die Personen, die noch zu lernen haben und die nichts mehr zu lernen
haben“) die Prophezeiung erhielten, dass sie in der Zukunft die Erleuchtung erlangen.
5)
4
Schatzturm in Wirklichkeit aus ihrem eigenen Selbst hervorquellend erschien, obwohl sie
zuerst gedacht hatten, dass außerhalb ihrer Selbst ein riesengroßer Schatzturm erschienen sei.
Dies ist meiner Ansicht nach eine große Wendung, die etwa der Kopernikanischen
Revolution gleicht, bei der Nikolaus Kopernikus (1473-1543) die These vom geozentrischen
mit einem heliozentrischen Weltbild ablöste.
In einem der drei Hauptwerke des Großmeisters Tiantai „Worte und Sätze des LotosSutras“ (Ch. Fahua-wenju) wird zwar dargelegt, dass der Schatzturm dem Dharmakörper10)
des Buddha (Shakyamuni) entspricht und alle Lebewesen (die vierfache Gemeinde), die an
der Zeremonie in der Luft teilnahmen, diesen Schatzturm wahrnahmen, jedoch ging er nicht
soweit zu erläutern, dass sie diesen Schatzturm in ihrem eigenen Herzen erkannten.
Das „Sehen“ des „Den Schatzturm sehen“ weist einerseits auf das „Erscheinen“ des
Schatzturmes hin. In unserem eigenen Herzen erscheint der Schatzturm hervorquellend. Das
heißt, im Universum unseres eigenen Lebens erhebt sich ein stattlicher und prunkvoller
Schatzturm. Und andererseits „sehen“ wir diesen Schatzturm.
„Den Schatzturm sehen“ bedeutet kurzum zu erkennen, dass der Schatzturm die
ursprüngliche Gestalt unseres eigenen Herzens, nämlich unseres eigenen Lebens, ausdrückt.
Dann stellt sich die Frage, was ist das für einen Schatzturm, den wir jetzt im Späten Tag
des Gesetzes dadurch sehen, dass wir das Lotos-Sutra gehört haben. Von jetzt an beginnt
dieses grandiose Drama in unserem Herzen.
Jetzt sehen Nichirens Schüler und Laiengläubige dies wiederum genau wie sie. Seitdem
die Zeit in den Späten Tag des Gesetzes angekommen ist, gibt es außer den Gestalten von
Männern und Frauen, die das Lotos-Sutra beibehalten, keinen Schatzturm. Wenn das der Fall
ist, ist der Körper jedes Menschen, der Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitiert, unabhängig davon,
ob von vornehmem oder gemeinem Stand, von hoher oder niedriger Stellung, selbst ein
Schatzturm, und sein eigener Körper ist wiederum der Tathagata ‚Viele Schätze’ (Sa:
Prabhutaratna). (DG, Band 1, Seite 109f; JG, Seite 1304)
Jeder Mensch, der im Späten Tag des Gesetzes
das Lotos-Sutra beibehält, ist ein Schatzturm
Hier sagt der Daishonin eindeutig: „Jetzt sehen Nichirens Schüler und Laiengläubige dies
wiederum genau wie sie.“ Das heißt, genau so wie die Stimmenhörer, die zu Lebzeiten
Shakyamunis das Lotos-Sutra hörten, sieht die Schülerschaft des Daishonin jetzt im Späten
Tag des Gesetzes ebenso den Schatzturm im eigenen Herzen.
Der darauf folgende Satz ist wohl bekannt:
„Seitdem die Zeit in den Späten Tag des Gesetzes angekommen ist, gibt es außerhalb der
Gestalten von Männern und Frauen, die das Lotos-Sutra beibehalten, keinen Schatzturm.
Wenn das der Fall ist, ist der Körper jedes Menschen, der Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitiert,
unabhängig davon, ob von vornehmem oder gemeinem Stand, von hoher oder niedriger
Stellung selbst ein Schatzturm, und sein eigener Körper ist wiederum der Tathagata ‚Viele
Schätze’ (Sa: Prabhutaratna).“
Makiguchi Sensei unterstrich auch diese Stelle wie die anderen in Rot und vertiefte sein
buddhistisches Studium.
10)
Die drei Körper des Buddhas: Sie weisen auf die drei Eigenschaften hin, über die der Buddha in seinem Leben
verfügt. Sie sind Dharma-Körper (Sa. dharmakaya; Jap. Ho’sshin), Körper der Weisheit (Sa. nirmanakaya; Jap.
Ho-shin) und manifester Körper (Sa. sambhogakaya; Jap. O-jin). Der „Dharma-Körper“ bezieht sich auf die
Wahrheit, die der Buddha offenbart. Er ist die Eigenschaft des Buddhas selbst, der das Gesetz des Universums
sowie die Wahrheit verkörpert. Der „Körper der Weisheit“ weist auf die Weisheit, die universelle Wahrheit zu
manifestieren, sowie auf die manifeste Wirkung des Buddhas, der sich mit dem Gesetz des universalen Lebens
identifiziert. Der „manifeste Körper“ ist die physische Form beziehungsweise die Funktion des Buddhas, der auf
der Erde mit tiefem Mitgefühl erscheint, um alle Lebewesen zum absoluten Glück zu führen.
5
Wie sehr sich auch Sen’nichi-ama, die mit ihrem Mann Abutsu-bo zusammen diesen Brief
gelesen haben konnte, darüber wunderte und davon gerührt wurde?! Denn der „Schatzturm im
eigenen Herzen“, von dem der Daishonin sprach, war nicht bloß eine Geschichte im Sutra,
sondern zeigte wahrhaft auf ihr eigenes Leben. Möglicherweise sahen sie sich gegenseitig
lächelnd an.
Der hier angewendete Ausdruck „ob von vornehmem oder gemeinem Stand, von hoher
oder niedriger Stellung“ sind die Worte, die eigentlich die Menschen voneinander
diskriminieren. Dennoch steht der Buddhismus des Daishonin für „unabhängig davon, ob von
vornehmem oder gemeinem Stand, von hoher oder niedriger Stellung“. Er wird von
Unterschieden sozialer Standpunkte ganz und gar nicht beeinflusst.
In der „Aufzeichnung der Vorlesungen über das Lotos-Sutra“ (Jap. Ongikuden) steht:
„Den eigenen Körper zu sehen bedeutet, den mit dreitausend Bereichen ausgestatteten
Schatzturm zu sehen, und das eigene Herz zu sehen bedeutet, den mit dreitausend Bereichen
ausgestatteten Buddha zu sehen.“ (OTT, Seite 229; JG, Seite 797) Dieser Aussage gemäß
können wir respektvoll ersehen, dass der Schatzturm unseren Körper darstellt und der darin
wohnende Tathagata „Viele Schätze“ für unser Herz steht.
Hierin findet sich eine Philosophie, die Menschen in höchstem Maße verehrt. Die
Menschen, die die Würde des Lebens aller Menschen nicht erkennen und andere
diskriminieren, verletzen in Wirklichkeit ihre eigene Würde. Im Gegensatz dazu heißt alle
Menschen wertzuschätzen den eigenen Schatzturm am stärksten erstrahlen zu lassen.
Unser Verhalten im realen Leben beweist Gerechtigkeit
In diesem Abschnitt sagt der Daishonin: „… Gestalten von Männern und Frauen, die das
Lotos-Sutra beibehalten …“ Das Wort „Gestalten“ bezieht sich hierbei auf sichtbare
Erscheinungen sowie Handlungen. Dies ist weder abstrakt noch ideell, sondern konkret und
real und bezeichnet jeden einzelnen Menschen, der hier und jetzt mit Leibeskräften lebt.
Der Daishonin sagt mit aller Entschiedenheit, dass es außer diesen lebendigen Menschen
keinen Schatzturm gibt. Die Gestalt derjenigen, die wahrhaft den Gohonson beibehalten,
Daimoku chanten und den Buddhismus des Daishonin verbreiten, kann als die wahre
Wesenheit des Mystischen Gesetzes von Augenblick zu Augenblick erstrahlen. Gewöhnliche
Sterbliche, die ihren Gefühlen Freude, Zorn, Trauer und Glück freien Lauf lassen, können mit
ihrer Gestalt, wie sie ist, als der höchst würdevolle Schatzturm erscheinen.
Gerade die „Gestalt“ der Mitglieder der Soka Gakkai, die sich inmitten dieses von Leiden
erfüllten realen Alltagslebens von herzlosen üblen Nachreden auch nicht verdrießen lassen
und für eine Veränderung ihres eigenen Karmas und für das Glück aller Menschen in
wertvollem, goldenem Schweiß gebadet kämpfen, ist zu Recht nichts anderes als ein
Schatzturm.
Der Daishonin sagt, dass der eigene Körper derjenigen, die Nam-Myoho-Renge-Kyo
rezitieren, ein Schatzturm ist und auch den Tathagata „Viele Schätze“ darstellt.
Er zitiert hier den Tathagata „Viele Schätze“ wegen dessen Aufgabe, das Lotos-Sutra zu
beweisen. Ein Beweisführer ist keinesfalls bloßer Zuschauer. Er leistete einen Schwur, unter
allen Umständen überall hinzugehen, wo das Lotos-Sutra gepredigt wird, und dessen
Richtigkeit zu beweisen. Er hat bewiesen, dass das Lotos-Sutra sowohl die höchste und wahre
Lehre als auch der Weg ist, auf dem alle Menschen ihre Buddhaschaft verwirklichen können.
Ich kann nicht umhin, mir diese eindrucksvolle Gestalt all meiner verehrten Mitglieder der
Senioren-Gruppen Taho-kai, Hoju-kai und Kinpo-kai vorzustellen.
Toda Sensei würdigte oft Freundinnen und Freunde mit einem zur Reife gelangten Leben
als „Menschen, die wie [der Tathagata] ‚Viele Schätze’ bewiesen haben“ oder als
„verehrungswürdige Gleichgesinnte, die wie [der Tathagata] ‚Viele Schätze’“
6
Sie sind diejenigen, die von ganzem Herzen aufgerufen haben: „dieser Buddhismus ist
wunderbar!“ und „die Soka Gakkai ist korrekt!“ und diese mit ihrem eigenen Leben bewiesen
haben, indem sie ihren Glauben 20 Jahre, 30 Jahre und 50 Jahre lang mit reinem Herzen
beibehalten und mit mir zusammen Berge vieler Wechselfälle des Lebens und von Kosen-rufu
überwunden haben. So unbekannt sie sein mögen, sind sie alle, vom Buddhismus des
Daishonin aus und als Mensch betrachtet, ehrenwerteste große Helden.
Das Gewicht ihrer von fester Überzeugung erfüllten Worte gleicht dem Gewicht ihres
Lebens. Das Leben selbst, das sie führen, zeugt vom Mystischen Gesetz. Es gab ein
Frauenmitglied der Gruppe Taho-kai, die inmitten der schweren Widrigkeiten, die durch die
diesmalige große Erdbebenkatastrophe im Osten Japans entstanden, dieses Waka-Gedicht
„Obzwar ich / Alles in allem / Beraubt wurde, / Bleibt einzig und allein übrig / Licht im
Herzen“ besang und sich gelobte, „wieder aufzustehen“. Ihr Waka-Gedicht habe ich mit
Tränen gehört.
Überall, an diesem oder jenem Ort, befinden sich die Mütter und Väter, die ihre
unbeugsame Seele „sich niemals besiegen zu lassen!“ auflodern lassen. Auf ihre von fester
Überzeugung durchdrungene Gestalt verlassen sich sowohl unsere gleichgesinnten
Freundinnen und Freunde als auch viele Menschen in den jeweiligen örtlichen
Gemeinschaften mit Achtung und Sehnsucht. Sie stellen wahrhaft vielerorts einen großen
Schatzturm dar, zu dem alle Menschen emporschauen, und offenbaren in sich den Tathagata
„Viele Schätze“, der die Gerechtigkeit des Buddhismus des Daishonin beweist. Für die
Gesundheit und ein langes Leben aller Mitglieder der Gruppe Taho-kai, die sich in Japan und
weiter in der ganzen Welt befinden, beten sowohl meine Frau als auch ich von ganzem
Herzen immer und immer wieder.
Außer Nam-Myoho-Renge-Kyo gibt es keinen Schatzturm. Das Daimoku des Lotos-Sutra
ist der Schatzturm, und der Schatzturm ist wiederum Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Nun, mein verehrter Abutsu Shonin, Ihr Körper setzt sich aus den fünf Elementen Erde,
Wasser, Feuer, Wind und Luft zusammen. Diese fünf Elemente stellen die fünf Schriftzeichen
des Daimoku dar. Aus diesem Grund ist Abutsu-bo, so wie er ist, der Schatzturm, und der
Schatzturm, so wie er ist, ist Abutsu-bo. Eine andere Erkenntnis als diese ist unnütz.
[Ihr Körper] ist ein Schatzturm, der mit den sieben Juwelen Hören, Glauben, Gebot,
Stabilität, Bemühung, Verzicht [auf den Eigensinn] und [über sich selbst] Nachdenken
geschmückt ist. (DG, Band 1, Seite 110; JG, Seite 1304)
Der Gohonson ist ein klarer Spiegel, der alle Menschen erleuchtet
Von hier ab entfaltet der Daishonin die Bedeutung, dass Abutsu-bo selbst ein Schatzturm
ist, indem er wieder und immer wieder erklärt: „Abutsu-bo, Sie sind selbst ein Schatzturm
von Nam-Myoho-Renge-Kyo.“ „Auch Sie strahlen den Glanz von sieben Juwelen aus.“ Und:
„Sie selbst sind ein Buddha.“
Zunächst sagt der Daishonin: „Das Daimoku des Lotos-Sutra ist der Schatzturm, und der
Schatzturm ist wiederum Nam-Myoho-Renge-Kyo.“ Der im Lotos-Sutra gelehrte Schatzturm
ist nichts anderes als Nam-Myoho-Renge-Kyo. Gerade das Daimoku des Lotos-Sutra ist der
Schatzturm und der Daishonin manifestierte diesen als Gohonson.
In der „Aufzeichnung der Vorlesungen über das Lotos-Sutra“ (Jap. Ongikuden) steht:
„Nichiren und seine Ebenbürtigen, die jetzt Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, können sie
(dreitausend Welten) erkennen, als ob zehntausend Phänomene in einem klaren Spiegel
reflektiert würden. Dieser klare Spiegel ist das Lotos-Sutra und insbesondere das Kapitel ‚Den
Schatzturm sehen’.“ (OTT, Seite 149; JG, Seite 763)
Wenn es keinen Spiegel gäbe, könnten wir unser eigenes Gesicht nicht sehen. Um so viel
weniger kann jemand seinen „Schatzturm im eigenen Herzen“ sehen, wenn es keinen klaren
7
Spiegel gäbe, der dazu dient, ihn zu sehen. Darin lieg auch ein Grund, warum der Daishonin
den Gohonson manifestierte.
Nichiren Daishonin hatte sein eigenes Leben des Ursprünglichen Buddhas als Gohonson
schriftbildlich manifestiert. Wenn wir diesen Gohonson als klaren Spiegel schätzen und zu
ihm das Daimoku, Nam-Myoho-Renge-Kyo, rezitieren, quillt das unserem Selbst
innewohnende Leben des Buddhas kraftvoll hervor. Der Gohonson existiert gerade dafür, dass
jede und jeder Einzelne von uns im eigenen Herzen einen Schatzturm errichtet.
Unser Selbst ist der Schatzturm von Nam-Myoho-Renge-Kyo
Dann sagt der Daishonin: „Abutsu Shonin, Ihr Körper setzt sich aus den fünf Elementen
Erde, Wasser, Feuer, Wind und Luft zusammen. Diese fünf Elemente11) stellen die fünf
Schriftzeichen des Daimoku dar.“
Kurz gesagt, ist unser eigener Körper, so wie er ist, die Wesenheit von Myoho-RengeKyo. Der Schatzturm ist durch und durch nichts anderes als wir selbst, die Nam-MyohoRenge-Kyo rezitieren.
Hierzu sagt der Daishonin: „Aus diesem Grund ist Abutsu-bo, so wie er ist, der
Schatzturm, und der Schatzturm, so wie er ist, ist Abutsu-bo.“ Das Wesentliche dieser
goldenen Worte stimmt meines Erachtens genau mit dem Fazit des Buddhismus des
Daishonin überein. Deshalb lehrte er: „Eine andere Erkenntnis als diese ist unnütz.“
Das ist das Auge des Ursprünglichen Buddhas. Er sieht gerade im Leben der einfachen
Bürger, der gewöhnlichen Sterblichen, den Glanz des höchst würdevollen Schatzturmes.
Wenn die Menschheit es schaffen kann, über dieses Auge zu verfügen, die Würde der
Menschen in dieser Art zu sehen, ändert sich ihre Geschichte.
Der Brennpunkt besteht darin, der Würde jedes einzelnen Menschenlebens gewahr zu
werden. Und das Auge dafür zu öffnen, wie würdevoll die Existenz eines Menschen ist.
Henry David Thoreau12) (1817–1862), US-amerikanischer Denker im 19. Jahrhundert,
durchschaute die Bedeutung dessen, dass politische Systeme sich allmählich in Richtung
Demokratie entwickelten, als „Fortschritt, der auf den wahren Respekt vor dem Individuum
zusteuerte“. (aus „Civil Disobedience“, 1849)
Hierbei sieht er den wahren Fortschritt der Menschheit, erst wenn es möglich geworden
ist: „Alle Menschen werden der Würde entsprechend, mit der jedes Individuum und das
Leben jedes einzelnen Menschen ursprünglich ausgestattet ist, in ihrer Gesellschaft ernsthaft
wertgeschätzt und mit Achtung behandelt und können ihre Kapazität voll entfalten.“
Thoreau sah die ideale menschliche Gesellschaft in der Zukunft ankommen, als er schrieb:
„Bis der Staat jedes Individuum als unabhängige Kraft, die höher ist als der Staat, erkennt und
mit dem Gedanken, dass die Kraft und Autorität des Staates gänzlich aus den Kräften jedes
Individuums herrührt, jedes Individuum gebührend behandelt, wird ein wahrhaft freies
zivilisiertes Land sicher nicht erscheinen.“ (aus „Civil Disobedience“, 1849)
Das Kapitel „Den Schatzturm sehen“ lehrt uns, dass jedes einzelne Leben nicht nur über
das Gewicht und den Glanz eines ganzen Staates verfügt, sondern sein Gewicht und Glanz so
11)
Die fünf großen Elemente: sie sind Erde, Wasser, Feuer, Wind und Luft (Leere), die Bestandteile aller Dinge
im Universum nach der altindischen Philosophie. Die ersten vier entsprechen den Aggregatzuständen fest,
flüssig, Hitze und Gas. Die Luft (Leere) wird hier als Integration der anderen vier Elemente interpretiert.
12)
Henry David Thoreau (1817-1862) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Philosoph. Nach dem
Studium an der Harvard University lernte er 1841 Ralph Waldo Emerson, der als Dichter, Unitarier und
Philosoph die unitarische Bewegung des amerikanischen Transzendentalismus begründet hatte, dem ein großer
Kreis amerikanischer Dichter und Denker angehörte. In einer selbstgebauten Blockhütte (Walden Hut) bei
Concord am Walden-See auf einem Grundstück Emersons lebte er etwa zwei Jahre zwar alleine und selbständig,
aber nicht abgeschieden. In seinem Werk Walden Or life in the Woods (deutsch: Walden. Oder das Leben in den
Wäldern) beschrieb er sein einfaches Leben am See und dessen Natur, aber er integrierte auch Themen wie
Wirtschaft und Gesellschaft.
8
groß wie die Erde, nein, wie das Universum ist. Jeder einzelne aller Menschen stellt die
Wesenheit des höchst würdevollen Lebens dar. Gerade darin, dass alle Menschen zu dieser
Möglichkeit erwachen, liegt meines Erachtens die wahre Bedeutung des „Den Schatzturm
sehen“.
Diese „sieben Juwelen“ stellen die Essenz unserer Praxis dar
Daraufhin sagt der Daishonin: „[Ihr Körper] ist ein Schatzturm, der mit den sieben
Juwelen Hören, Glauben, Gebot, Stabilität, Bemühung, Verzicht [auf den Eigensinn] und
[über sich selbst] Nachdenken geschmückt ist.“
Wenn dieser Schatzturm das Leben gewöhnlicher Sterblicher darstellt, was sind dann die
sieben Juwelen, die anstelle von Gold, Silber, Lapislazuli, Korallen, Achate, Perlen und
Karneolen, mit denen der Schatzturm im Sutra geschmückt ist, das Leben von Männern und
Frauen schmücken, die das Lotos-Sutra beibehalten? Der Daishonin zeigt, dass dies die sieben
Grundvoraussetzungen für eine buddhistische Ausübung sind, die unser eigenes Leben
würdevoll schmücken, nämlich „Hören, Glauben, Gebot, Stabilität, Bemühung, Verzicht [auf
den Eigensinn] und [über sich selbst] Nachdenken.“
Kurz gesagt: dass wir das Mystische Gesetz hören, an das Mystische Gesetz glauben, das
Gebot des Mystischen Gesetzes beibehalten, mit dem Mystischen Gesetz als Grundlage unser
Herz stabilisieren, uns rein und beständig bemühen, den Glauben als erstes schätzend auf den
Eigensinn verzichten, über uns selbst ehrlich und aufrichtig nachdenken und von Tag zu Tag
unermüdlich voranschreiten, wird zu den Juwelen, die unser eigenes Leben schmücken.
Und der Daishonin gibt die Führung, dass diese Eigenschaften gänzlich im Glauben an
den Gohonson enthalten sind. Wenn Sie hier erneut zurückschauen, werden Sie sicher
merken, dass alles in unseren täglichen Gakkai-Aktivitäten vorhanden ist.
Auch wenn von sieben Juwelen die Rede ist, kann unser eigenes Leben nicht einfach mit
Edelsteinen geschmückt werden. Nur unser eigenes Herz und unsere eigene Praxis vermögen
unser eigenes Leben und unseren Schatzturm (unsere Buddhanatur) im eigenen Herzen zu
schmücken.
Vielleicht meinen Sie, dem Schatzturm des Tathagata ‚Viele Schätze’ Verehrung
dargebracht zu haben, aber so ist das nicht. Sie haben Ihrem eigenen Körper Verehrung
dargebracht. Ihr Körper ist wiederum ein ursprünglich erleuchteter Tathagata, dessen Körper
selbst mit den drei Körpern [des Buddhas] ausgestattet ist. Auf diese Weise sollten Sie
glauben und Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren. Dann wird der Ort, an dem Sie sich
befinden, unmittelbar zum Ort des Schatzturmes. Dies entspricht der Stelle, die [im elften
Kapitel des Lotos-Sutras „Den Schatzturm sehen“] steht: „Wenn es (…) einen Ort geben
sollte, an dem jemand das Lotos-Sutra predigt, dann wird mein Stupa (…) vor ihm
hervorquellend erscheinen.“ (DLS. Seite 186; JLS. Seite 375)
Da dies außerordentlich verehrungswürdig ist, werde ich einen Schatzturm schriftlich
manifestieren und Ihnen verleihen. Diesen dürfen Sie keinem anderen Menschen außer Ihrem
Sohn übereignen. Sie dürfen diesen auch keinem Menschen zeigen, falls sein Glaube nicht
stark und glühend genug ist. Das ist, was mit der wahren Absicht meines Erscheinens in
dieser Welt gemeint ist.
Abutsu-bo, Sie sind jemand, der wahrhaft als Anführer der nördlichen Provinz bezeichnet
werden kann. Kann es sein, dass Bodhisattwa „Reine Ausübung“ (Sa. Visuddhacaritra) als Sie
in dieser Welt wiedergeboren wurde und mich, Nichiren, aufsuchte? Es ist wundersam,
wirklich wundersam.
Es ist für mich, Nichiren, rätzelhaft, warum Sie eine solch verehrungswürdige Absicht
haben. Jedoch denke ich nur, dass das auf Auswirkungen zurückzuführen ist, die mit dem
Erscheinen des Bodhisattwas „Herausragende Ausübung“ (Sa. Visistacaritra) zusammen9
hängen. Kein anderer Grund ist für mich vorstellbar, und es sollte keinen anderen Grund
geben. Verehren Sie und Ihre Frau diesen Schatzturm insgeheim! Noch ausführlicher werde
ich bei Gelegenheit erneut erklären. Mit unterwürfigsten Grüßen.
(DG, Band 1, Seite 110; JG, Seite 1304)
„Jetzt und hier“ wird der Schatzturm errichtet
Weiterhin sagt der Daishonin: „Vielleicht meinen Sie, dem Schatzturm des Tathagata
‚Viele Schätze’ Verehrung dargebracht zu haben, aber so ist das nicht. Sie haben Ihrem
eigenen Körper Verehrung dargebracht.“
Dem Schatzturm, nämlich dem Gohonson Verehrung darzubringen heißt, unmittelbar
unserem eigenen Körper Verehrung darzubringen. „Ihr Körper ist wiederum ein ursprünglich
erleuchteter Tathagata, dessen Körper selbst mit den drei Körpern [des Buddhas] ausgestattet
ist“ bezeichnet einen mit allen Vorzügen vollkommen ausgestatten Buddha. Hier gibt der
Daishonin eine große Erklärung ab, dass jede und jeder Einzelne von uns selbst ursprünglich
ein vollkommener und fehlerloser Buddha ist.
Der Gohonson existiert, um das Leben jedes einzelnen Menschen zu schmücken. Der
Gohonson existiert, um uns erstrahlen zu lassen. Hierin liegt der Grund, warum der
Buddhismus Nichiren Daishonins eine Religion für Menschen ist.
Darüber hinaus wird jeder Ort, an dem wir sind, zum Ort des Schatzturmes, weil unser
eigener Körper zum ursprünglich erleuchteten Tathagata, dessen Körper selbst mit den drei
Körpern [des Buddhas] ausgestattet ist, und zum Schatzturm werden. Um dies zu erklären,
sagt der Daishonin: „Dann wird der Ort, an dem Sie sich befinden, unmittelbar zum Ort des
Schatzturmes.“ Auch lehrt er uns damit, dass wir den Schatzturm an keinem anderen Ort
außerhalb unseres Lebens suchen sollten.
Überall dort, wo wir zu jeder Zeit den Gohonson mit unserem starken und glühenden
Glauben verehren, ist der Ort der Zeremonie in der Luft und der Heilige Adlergipfel und dort
wird der Schatzturm errichtet.
Energische Aktivitäten durch die untrennbaren Schüler werden erwartet
Nichiren Daishonin manifestierte den Schatzturm im Lotos-Sutra schriftlich-bildlich als
Gohonson, das wahre Objekt der Verehrung. Der Satz „ (…), werde ich einen Schatzturm
schriftlich manifestieren und Ihnen verleihen“ zeigt an, dass Nichiren Daishonin den
Schatzturm, nämlich den Gohonson von Nam-Myoho-Renge-Kyo schriftlich-bildlich
manifestierte und somit den Weg aufstellte, auf dem alle Menschen in der Tat die
Buddhaschaft verwirklichen können.
Und er sagte, dass dies die „wahre Absicht meines Erscheinens in dieser Welt“, nämlich
das letztendliche Ziel ist, warum der Buddha in dieser Welt erschien.
Der Daishonin bezeichnet Abutsu-bo als Anführer der nördlichen Provinz, indem er
Abutsu-bos unnachgiebigen Glauben und selbstlose Praxis würdigt. „Anführer“ hier ist in der
heutigen Zeit mit einem verehrungswürdigen Leiter der Kosen-rufu Bewegung
gleichzusetzen.
Ein Mensch, der dazu erwacht ist, dass sein eigener Körper ein Schatzturm ist, wird
natürlich erkennen, dass auch im Herzen anderer Menschen ein Schatzturm existiert. So
entwickelt er sich zu jemandem, der den Schatzturm anderer öffnet. Von Abutsu-bo
ausgehend werden die Menschen auf der Insel Sado und in der ganzen nördlichen Provinz
insgesamt als Schatzturm erstrahlen.
Da er ein echter Schüler des Daishonin ist, gibt ihm der Daishonin mit vollem Einsatz
seiner Seele diese Führung aus seinem tiefen Wunsch heraus, Abutsu-bo möge zum mit dem
Daishonin untrennbar gemeinsamen Kampf aufstehen.
10
Aus diesem Grund sagt er auch: „Dass der Bodhisattwa ‚Reine Ausübung’ (Sa.
Visuddhacaritra) als Sie in dieser Welt wiedergeboren wurde.“ Das sind auch die Worte des
Daishonin, der mit Abutsu-bo, der in der Tat ungeachtet aller Gefahren den Daishonin
tatkräftig beschützte, eine vom buddhistischen Aspekt aus gesehen tiefe Beziehung erspürte,
so kann ich mit Respekt ersehen. Der Daishonin dankt Abutsu-bo für seine tiefe Absicht und
sagt sogar: „Jedoch denke ich nur, dass das auf Auswirkungen zurückzuführen ist, die mit
dem Erscheinen des Bodhisattwas „Herausragende Ausübung“ (Sa. Visistacaritra)
zusammenhängen.“
Zum Schluss fordert nun der Daishonin das Ehepaar dazu auf, den Gohonson gemeinsam
zu beschützen und sich kontinuierlich um die Praxis, Daimoku zu chanten, zu bemühen,
indem er sagt: „Verehren Sie und Ihre Frau diesen Schatzturm insgeheim!“ Warum hier von
„insgeheim“ spricht, könnte daran gelegen haben, dass auch in der Zeit nach seiner
Begnadigung schwierige Umstände vorlagen. Gerade deshalb lehrt der Daishonin, dass das
Ehepaar den Gohonson vor allem wertschätzen und den Glauben an den Gohonson als
Grundlage praktizieren sollte, indem er sagt: „Verehren Sie und Ihre Frau (…)!“
Auf das Zeitalter eines Lobgesangs für Menschen und Leben hin
Inmitten dieses Strudels wegen des zweiten Vorfalls der Priesterschaft vor genau 20
Jahren (1991) haben wir an diesen Tagen der Auseinandersetzung, die als Frucht zur
„Unabhängigkeit der Seele“ der Soka Gakkai führte, mehrmals diese Gosho „Brief an Abutsubo – der Schatzturm“ gemeinsam respektvoll gelesen. In Deutschland, in England und in
Japan.
„Unser eigener Körper ist ein Schatzturm“ – ich bin fest davon überzeugt, dass die Zeit
endlich gekommen ist, in der der Geist des universellen Humanismus, basierend auf der
buddhistischen Philosophie, die den Respekt vor Menschen und die Würde des Lebens lehrt,
einen grandiosen Lobgesang für Menschen und Leben auf der ganzen Erde erklingen lässt.
Der mit den sieben Juwelen glänzende Schatzturm ist unsere eigene ursprünglich
hochragende Gestalt schlechthin.
Der Daishonin lehrt uns: „Der Schatzturm stellt unmittelbar (soku) alle Lebewesen dar,
alle Lebewesen stellen unmittelbar (soku) die Gesamtheit von Nam-Myoho-Renge-Kyo dar.“
(OTT, Seite 230; JG, Seite 797)
Es gilt, in unserem eigenen Körper einen Schatzturm zu sehen und in jedem unserer
Freunde einen Schatzturm zu sehen. Und indem wir einen Schatzturm nach dem anderen
errichten, können wir die Ortschaft, in der wir selbst wohnen, und darüber hinaus unsere Erde
feierlich schmücken.
Wichtig ist, die Türme der Schätze für die Verwirklichung von Kosen-rufu in unserer
örtlichen Gemeinschaft zu errichten. Wichtig ist, ewig andauernde, goldene Pyramiden zu
hinterlassen, wobei wir stolz sagen können: „Ich habe so viel geschafft.“ Wichtig ist, dass
jeder Einzelne von uns sein Leben schmückt, indem er sagt: „Hier ist mein Turm erhoben.“
In unserem eigenen Herzen einen Schatzturm hervorquellend erscheinen lassen und ferner
diesen Schatzturm ferner erweitern. Der Glanz der sieben Juwelen, die unseren Schatzturm
schmücken, besteht in der Gestalt jedes einzelnen Menschen, der sich um seine menschliche
Revolution bemüht.
Wer kämpft, glänzt mit Sicherheit. Die Gestalt derjenigen, die mit ihrem großen Wunsch
leben, strahlt wie die Juwelen unvergängliches Licht aus.
Jeder Einzelne von Ihnen ist ein Mutiger von Kosen-rufu, der die Aufgabe hat, auf dieser
Erde die Schatztürme aufzubauen. Jeder Einzelne von Ihnen ist ein Held.
Die Welt wartet auf ein Netzwerk unserer Schatztürme. Die Menschheit sucht danach.
Nun ist die Zeit gekommen.
(aus der „Daibyakurenge“, Oktober 2011)
11
Herunterladen