Evaluative Konditionierung (Evaluative Conditioning EC) Woher

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Seite 1 | Seminar „Einstellungen“ | EC | 10.05.2007
Seminar “Einstellungen” | Dipl.-Psych. Johannes Ullrich | SS 2007 | 10.05.2007
Referat: Felix Müller, Sabine Stock
Evaluative Konditionierung (Evaluative Conditioning EC)
Woher kommt das ‘Mögen’ bzw. ‚Nichtmögen’ von Objekten, Individuen und Ereignissen ursprünglich?
Wie werden Einstellungen gebildet bzw. erworben?
Einstellungsbildungsprozesse beziehen sich auf die affektive oder kognitive Bedeutung welche
Einstellungsobjekte im Kontext von angenehmen und unangenehmen Erfahrungen erwerben.
EC kann als das Erlernen vom ‚Mögen’ bzw. ‚Nichtmögen’, also als Erwerb von Präferenzen beschrieben
werden.
Im prototypischen EC- Modell, dem picture- picture paradigm (Bild- Bild- Modell), wird ein subjektiv
neutrales Bild eines menschlichen Gesichts (CS) wiederholt in Verbindung mit einem subjektiv als positiv
bzw. negativ bewertetem Gesicht (US) präsentiert. Nach der evaluativen Konditionierung wird das zuvor
neutrale Gesicht (CS) positiver bzw. negativer bewertet, aufgrund des gemeinsamen Auftretens mit dem
positiv (bzw. negativ) bewertetem US.
Klassische Konditionierung nach Pawlow (PC)
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http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/KonditionierungKlassisch.shtml
vor Training: NS => keine spezifische Reaktion ;
Training: NS + CS => CR
Ergebnis (= klassische Konditionierung): CS => UR
Funktionelle Charakteristika von konditionierten Einstellungen:
1. Contingency awareness/ Bewusstheit des Zusammenhangs:
-Demand awareness (Anforderungsbewusstheit): Ist ein Teilnehmer in der Lage die dem
Experiment zu Grunde liegende Hypothese wiederzugeben?
-Contingency awareness: Ist der Teilnehmer sich der entscheidenden Verbindung von CS und
US bewusst?
 Ein höheres Maß an Bewusstheit führt nicht notwendigerweise zu stärkeren evaluativen
Veränderungen.
 EC ist nicht abhängig von der Bewusstheit des Zusammenhangs (Im Gegensatz zur
klassischen Konditionierung). Die Ausbildung von Einstellungen kann ohne bewusste
Kontrolle erfolgen.
2. Statistical contingency/ Statistischer Zusammenhang:
Während das Erkennen einer statistischen Korrelation zwischen CS und US beim Signallernen eine
notwendige Voraussetzung ist um ein Geschehen vorherzusagen, so ist EC nicht auf den statistischen
Zusammenhang angewiesen. Für EC hat der raumzeitliche Zusammenhang von CS und US mehr
Bedeutung.
3. Extinction/ Extinktion (Löschung):
Extinktion bezieht sich bei Pawlow auf ein Phänomen, wobei die alleinige Präsentation des CS nach
der Aneignungsphase zu einer graduellen Minderung oder sogar dem Ausbleiben der zuvor
angeeigneten konditionierten Reaktion führte.
 EC scheint gegenüber der Extinktion höchst resistent zu sein.
4. Sensory preconditioning/ Sensorische Vorkonditionierung:
Sensorische Vorkonditionierung bedeutet, dass der affektive Wert des CS auf Objekte oder
Ereignisse transferiert oder ausgeweitet wird, welche bereits mit dem Stimulus vor- assoziiert sind.
In vielen sozialen Situationen, werden Einstellungen gebildet ohne dass ein direktes Erleben eines
bewerteten Ereignisses vorliegt.
5. Counterconditioning/ Gegenkonditionierung:
Affektive Einstellungen sind nicht unauslöschlich, sie können durch post- experimentelle Paarungen
mit einem US der gegenteiligen Valenz abgeändert werden.
6. Unconditioned stimulus revaluation/ unkonditionierte Stimulus Umwertung:
Hierbei wird zunächst ein CS- US- Paar präsentiert, daraufhin wird der US in Abwesenheit des CS
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umgewertet (z.B. wird ein zuvor positiver US neutral oder negativ bewertet). Dann wird der Wert
des CS’s alleine bestimmt. Die US Umwertung hat einen Effekt auf den angeeigneten Wert des CS.
Manifestation
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Kill the messenger effect
– Nachrichtenüberbringer (CS) wird mit schlechten Nachrichten (US) in Verbindung gebracht
Stigmatisation
– z.B. wenn man in Begleitung Übergewichtiger ist
Affective perseverance
– Chinesische Buchstaben behalten einen negativen „touch“ wenn man es so gelernt hat
sentiment relation
– Meinungen zu Personen werden nach den Beziehungen die die Freunde zu der Person haben
ausgebildet (leicht wenn btr. Person Freund, sonst schwer)
balanced sentiment triad
– wird durch sentiment relation ausgebildet --> man mag Freunde der Freunde
mere ownership effect
name letter effect
ingroup favouristism
– „Us“ wird evtl. gleich bewertet wie „I“
Kritik: EC hat den gleichen Vorraussageinhalt wie „balance theory“ (Heider, 1958)
– Unit formation
– Eine Person wird anhand ihrer Gruppenzugehörigkeit eingeschätzt
Anwendungsbereiche
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Klinische Psychologie
– Depressionen: Ist eine negative Selbsteinschätzung ein Symptom der Depression, so beeinflusst
diese negative Selbsteinstellung unsere Einstellung gegenüber anderen Individuen. Dies betrifft
besonders Individuen welche dem Selbst besonders nahe stehen.
– Phobien und Aversionen: Als ein Resultat von EC lösen phobische Objekte (z.B. Spinne) oft eine
aversive Reaktion (z.B. Schock) aus ohne wirklich ein negatives Ereignis zu signalisieren. Eine
Therapiemöglichkeit wäre eine Gegenkonditionierung mit als positiven bewerteten US wie z.B.
Musik. Dem Einstellungs- Ausbreitungs- Effekt entsprechend muss einer negativen Einstellung
keine negative evaluative Erfahrung vorausgehen. Personen die an Flugangst leiden wurden nur in
den seltensten Fällen wirklich bei einem Flugunfall verletzt.
Werbung
– wenig empirische Befunde oder Untersuchungen dazu, obwohl EC generell akzeptiert ist
– EC besonders nutzvoll, da Werbung oft nur nebenher wahrgenommen wird --> großer EC Effekt
– „Mood-congruency“ (Bower, 1981) wird genutzt um Produkte in einem fröhlichen Setting
darzustellen, jedoch sind EC Effekte am höchsten, wenn man schlecht gelaunt ist (Schwarz, 1990).
Dies ist aber nicht ausreichend untersucht worden.
– „brand-extension“: Nicht nur die Werbung und die damit verbundene Marke muss ein gewisses
„Bild“ abgeben, sondern die Stimmung muss auch auf die Produkte an sich verlängert werden.
Fazit
Affektive Einstellungen können durch simple Lernmechanismen ausgebildet werden. Diese affektive
Einstellungs- Bildung ist scheinbar unabhängig von der (bewussten oder unbewussten) Erfahrung eines
bewerteten Ereignisses und kann über Assoziationsketten (Einstellungs- Ausbreitung bzw.
Vorkonditionierung und Stimulus Umwertung) erfolgen.
Können die erworbenen Einstellungen wirklich durch Mechanismen wie Umwertung und
Gegenkonditionierung beeinflusst werden, oder beeinflussen diese Techniken nur die Äußerung der
Einstellungen?
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