Bei vielen Zufallsvorgängen lassen sich verschiedenen Ausgängen und Ergebnisse durch Zahlen repräsentieren. Ein Beispiel dafür sind die verschiedenen Augenzahlen beim Wurf eines Würfels. Bei Zufallsvorgängen, deren Ergebnisse keine Zahlen sind, wie z.B. das Werfen einer Münze mit den beiden Ausgängen „Wappen“ oder „Zahl“, ist es auch zweckmäßig diesen Ergebnissen Zahlen zu zuordnen. Eine Zufallsvariable erhält man, indem man den Ergebnissen von Zufallsvorgängen Zahlen zuordnet. Wie in der deskriptiven Statistik unterscheidet man zwischen diskreten und stetigen Zufallsvariablen. Zufallsvariable Die Zufallsvariable X ist eine Funktion, die jedem Elementarereignis aus der Ergebnismenge eines Zufallsvorgangs genau eine Zahl zuordnet. Die Zufallsvariable heißt diskret, wenn sie endlich viele oder abzählbar unendlich viele reelle Werte annehmen kann. Die Zufallsvariable heißt stetig, wenn sie jeden beliebigen reellen Wert in einem endlichen oder unendlichen Intervall annehmen kann. X : Zufallsvariable (Funktion) mit großen Buchstaben. x k : Werte, die die Zufallsvariable annimmt, mit kleinen Buchstaben. X = x k ; mit k = 1 ; 2 ; . . . Folgende Zufallsvariable ist gegeben: X : „Ereichte Augenzahl beim Wurf eines homogenen Würfels“ Geben Sie alle Werte an, die diese Zufallsvariable annehmen kann. xk=1;2; 3;4 ;5;6 mit k=1;2;3 ;4 ;5;6 Eine homogene Münze wird 4-mal geworfen. Wir definieren folgende Zufallsvariable X : „Anzahl von Wappen beim 4-maligem Wurf einer homogenen Münze“ Wenn man z.B. als Ergebnis ( W Z Z W ), d,.h. 2-mal „Wappen“ und 2-mal „Zahl“ erhält, so ist: X = 2 Geben Sie alle möglichen Werte an, die diese Zufallsvariable annehmen kann. 1 ! " Folgende Zufallsvariable ist gegeben: X : „Ereichte Augenzahl beim Wurf eines homogenen Würfels“ Geben Sie die Wahrscheinlichkeiten, für das Eintreten der jeweiligen Augenzahlen an. P ( X = x1 ) = P ( X = 1 ) = 1/6 ; P ( X = x3 ) = P ( X = 3 ) = 1/6 ; P ( X = x5 ) = P ( X = 5 ) = 1/6 ; P ( X = x2 ) = P ( X = 2 ) = 1/6 ; P ( X = x4 ) = P ( X = 4 ) = 1/6 ; P ( X = x6 ) = P ( X = 6 ) = 1/6 . ! " Geben Sie für das obige Beispiel die Wahrscheinlichkeit an, eine Augenzahl größer als 2 zu erhalten. 1. Lösungsmethode P (X > 2) = P ( X = 3 ) + P (X = 4) + P (X = 5) + P (X = 6) = 1/6 + 1/6 + 1/6 + 1/6 = 4/6 2. Lösungsmethode P (X > 2) = 1 – P (X 2) = 1 – [ P ( X = 1 ) + P ( X = 2 ) ] = 1 – [ 1/6 + 1/6 ] = 4/6 2 Wahrscheinlichkeitsverteilung einer diskreten Zufallsvariable Sei X eine diskrete Zufallsvariable mit den Werten x 1 , x 2 , . . . . Die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer diskreten Zufallsvariable X kann wie folgt durch die Wahrscheinlichkeitsfunktion f ( x ) beschrieben werden. f(xk) =pk = P(X=xk) Dabei ist p k die Wahrscheinlichkeit dafür, dass X den Wert x k annimmt. Die Verteilungsfunktion einer Zufallsvariable X ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Zufallsvariable X einen Wert annimmt, der kleiner oder gleich einer vorgegebenen reellen Zahl x ist. F(x f (xk ) = P(X ≤ x) = ) xk ≤ x Die Wahrscheinlichkeitsfunktion erfüllt folgende Eigenschaften f (x k) ( f x k ) 0 = 1 k # Die Wahrscheinlichkeiten f (x k ) = p k haben eine Analogie zu den relativen Häufigkeiten fj Die Verteilungsfunktion F (x ) hat eine Analogie zu den kumulierten relativen Häufigkeiten Fj Die Ereignisse X = x k bilden eine disjunkte Zerlegung von und wegen P ( ) = 1 gilt: 1 = P( Ω )= p k k ! " Folgende Zufallsvariable ist gegeben: X : „Ereichte Augenzahl , beim Wurf eines homogenen Würfels“ Stellen Sie die Wahrscheinlichkeitsverteilung von X graphisch dar. X =xk P ( X = x k) = f (x k) F(x ) 1 2 3 4 5 6 1/6 1/6 1/6 1/6 1/6 1/6 1/6 2/6 3/6 4/6 5/6 6/6 3 $ F (Fx(kx ) ) 1 f(x ) 1/6 0,15 0,10 2/6 0,05 0 1/6 0 1 2 3 4 Augenzahl 5 6 x –1 0 1 2 3 4 5 Augenzahl 6 xk !%" Folgende Zufallsvariable ist gegeben: (s. Aufgabe 1) X : „Anzahl von Wappen beim 4-maligem Wurf einer homogenen Münze“ Geben Sie alle Werte an, die die Wahrscheinlichkeitsfunktion sowie die Verteilungsfunktion dieser Zufallsvariable annehmen kann. X =xk P ( X = x k) = f (x k) F(x ) !%%" Geben Sie für die obige Aufgabe die Wahrscheinlichkeit dafür an, " höchstens 2-mal Wappen (d.h., 2-mal Wappen oder weniger) zu erhalten. " mindesten 2-mal Wappen (d.h., 2-mal Wappen oder mehr) zu erhalten. 4 & ' Für eine stetige Zufallsvariable X in einem Intervall [ a ; b ] kann X jeden beliebigen Wert annehmen. Die Wahrscheinlichkeiten werden in diesem Fall nicht mehr wie bei einer diskreten Zufallsvariable auf nur bestimmte Punkte xk konzentriert, sondern sind kontinuierlich im Intervall a X b verteilt. Für einen xk-Wert einer diskreten Zufallsvariable liefert die Wahrscheinlichkeitsfunktion f ( xk ) die Wahrscheinlichkeit P ( X = xk ) oder in einem bestimmten Intervall [a ; b] ist die Wahrscheinlichkeit P ( a X b ) die Summe der jeweiligen Wahrscheinlichkeiten für die verschiedenen xk-Werte in diesem Intervall. Dagegen für eine stetige Zufallsvariable sind die x-Werte in einem Intervall [a ; b] so viele, dass sie nicht mehr abzählbar sind und folglich deren Wahrscheinlichkeiten auch nicht aufsummiert werden können. Somit wird die Wahrscheinlichkeit einer stetigen Zufallsvariable in einem Intervall mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsdichte oder Dichtefunktion f ( x ) angegeben. Die Wahrscheinlichkeit in einem Intervall a X b wird durch die Fläche unterhalb der Dichtefunktion in diesem Intervall repräsentiert. &!% Aus der Serienproduktion zur Herstellung von Autobatterien wurde eine Stichprobe vom Umfang N = 40 entnommen. Die Messungen der Lebensdauer X (in Jahren) der Batterien ergab die folgende Tabelle für Häufigkeitsverteilung: j Kj 1 2 3 4 5 6 7 dj [ 1,5 [ 2,0 [ 2,5 [ 3,0 [ 3,5 [ 4,0 [ 4,5 ; ; ; ; ; ; ; 2,0 ) 2,5 ) 3,0 ) 3,5 ) 4,0 ) 4,5 ) 5,0 ) mj 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 1,75 2,25 2,75 3,25 3,75 4,25 4,75 hj fj 2 1 4 15 10 5 3 f 0,05 0,025 0,1 0,375 0,25 0,125 0,075 * j f := d Fj j j 0,1 0,05 0,2 0,75 0,5 0,25 0,15 0,05 0.075 0,175 0,55 0,8 0,925 1 " Zeichnen Sie ein Histogramm der relativen Häufigkeiten. ein Dichtehistogramm der Klassendichten der relativen Häufigkeiten und ein Häufigkeitspolygon ein geglättetes relatives Häufigkeitspolygon Relative Häufigkeiten f j ( ## 0,375 0,250 0,125 0 1,75 2,25 2,75 3,25 3,75 4,25 4,75 1,5 5 Lebensdauer [Jahre] Klassendichte der relative Häufigkeiten " Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine zufällig aus der Produktion entnommene Batterie eine Lebensdauer zwischen 3,5 bis 4,5 Jahre hat? f *j 0,75 ) (* + ## 0,50 0,25 0 1,25 1,75 2,25 2,75 3,25 3,75 4,25 4,75 5,25 1,5 5 Lebensdauer [Jahre] 5 Klassendichte der relative Häufigkeiten , * ) (* + 0,75 0,50 0,25 0 1,75 Die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig entnommene Batterie eine Lebensdauer zwischen 3,5 bis 4,5 Jahre hat, ist der Flächeninhalt des 5. und 6. Rechteckes, d.h. 0,5⋅0,5 + 0,5⋅0,25 = 0,375 oder die Fläche unterhalb des Häufigkeitspolygons oder näherungsweise die gefärbte Fläche unterhalb der Glockenkurve des geglätteten Häufigkeitspolygons (Dichtefunktion). 2,25 2,75 3,25 3,75 4,25 4,75 Lebensdauer [Jahre] Dichtefunktion (Wahrscheinlichkeitsdichte) Die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer stetigen Zufallsvariable X lässt sich durch die Dichtefunktion oder Wahrscheinlichkeitsdichte f (x) oder durch die dazugehörige Verteilungsfunktion: x F (x ) = P ( X ≤ x ) f (u ) du = − ∞ beschreiben. Die Dichtefunktion erfüllt folgende Eigenschaften: f (x) 0 f ist stetig bis auf endliche Punkte ∞ f ( x ) dx = 1 − ∞ &!%% " Zeichnen Sie für Daten des vorigen Beispiels ein Kumulatives relatives Häufigkeitspolygon (die Empirische Verteilungsfunktion) ein geglättetes kumulatives relatives Häufigkeitspolygon -" Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine zufällig aus der Produktion entnommene Batterie eine Lebensdauer weniger als 3,5 Jahre hat? 6 Häufigkeiten Fj .# , $ 0,75 0,50 0,25 0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 Lebensdauer [Jahre] / # (* + $ Kumulierte Relative Häufigkeiten 1,0 * Lebensdauer [Jahre] 3,5 F ( 3 ,5 ) = P ( X ≤ 3 ,5 f ( x ) dx ≈ 0 , 55 ) = − ∞ 2ba Die Flugdauer X (in Minuten) einer Airline für Flüge von Berlin nach Rom sei eine stetige Zufallsvariable. Die Flugdauer für diese Strecke kann zwischen 120 und 140 Minuten dauern. Die Dichtefunktion, die diesen Flug beschreibt sei wie folgt: f (x 0 1 )= x < 120 für 120 ≤ x ≤ 140 für 20 0 x > 140 für " Zeigen Sie, dass f eine Dichtefunktion ist.. " Bestimmen Sie die Verteilungsfunktion und stellen Sie die Wahrscheinlichkeitsverteilung von X graphisch dar. " Wie groß ist der Anteil an Flügen für diese Strecke, die weniger als 130 Minuten dauern? " Die Dichtefunktion ist in dem Definitionsbereich [120 ; 140] positiv. Die Dichte Funktion ist in dem Definitionsbereich [120 ; 140] stetig. ∞ f ( x ) dx = 1 gilt: Es muss noch überprüft werden, ob − ∞ ∞ 120 0 dx + f ( x )d x = − ∞ 140 120 − ∞ = 0 + 1 20 1 20 ∞ 0 dx dx + 140 140 x + 0 = 1 120 7 " Die Verteilungsfunktion ist: x 120 F(x) = x − ∞ 120 − ∞ 0 = 0 F (x ) = 1 + 20 1 x − 6 20 1 du x − 6 120 ≤ x ≤ 140 für x > 140 für F(x) 1/20 20 x < 120 für f(x) 0 1 0 du + f (u )d u = $ 1 120 Flugdauer [min] 140 0 x 120 140 Flugdauer [min] x " Die Wahrscheinlichkeit für alle Flugdauern unterhalb von X = 130 Minuten ist: 130 F ( 130 ) = P ( X ≤ 130 )= 120 0 ⋅d x + f ( x )d x = − ∞ 130 120 − ∞ 1 = 0 + 20 130 x = 120 1 20 ⋅ 130 1 20 ⋅d x − 1 20 ⋅ 120 = 0,5 F(x) f(x) 1 1/20 0,5 0,5 0 $ 120 130 Flugdauer [min] 140 x 0 120 130 Flugdauer [min] 140 x 8 & Wie groß ist der Anteil an Flügen für die Flugstrecke des vorigen Beispiels, die mehr als 130 Minuten dauern? ∞ f ( x ) dx = 1 Für die Gesamtwahrscheinlichkeit der Dichtefunktion gilt − ∞ Folglich ist die Wahrscheinlichkeit für alle Flugdauern oberhalb von X = 130 Minuten ist: P ( X > 130 ) = 1 − [ P ( X ≤ 130 ) ] = 1 − F ( 130 ) = 1 − 0 , 5 = 0 , 5 f(x) 1/20 0 120 0 130 Flugdauer [min] 140 x # Ähnlich den Maßzahlen in der beschreibenden Statistik ordnet man der Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Zufallsvariable X Kennwerte oder Maßzahlen zu. Zu ihnen zählen der Mittelwert (Erwartungswert) und die Varianz bzw. die Standardabweichung. . 1 1 23 1 " Führt man ein Zufallsvorgang sehr oft durch (N ∞) , so nähern sich die relativen Häufigkeiten f k für die jeweiligen x k -Werten den jeweiligen Werten der Wahrscheinlichkeitsfunktion f ( x k ) = p k an. Somit kann man analog zum Mittelwert x (arithmetischen Mittel) einer empirischen Verteilung eine Maßzahl für das Zentrum einer Wahrscheinlichkeitsverteilung bilden, die als Erwartungswert µ der Verteilung bezeichnet wird. 4 In der folgenden Tabelle ist die Wahrscheinlichverteilung der diskreten Zufallsvariable X: X: Erreichte Augenzahl beim Wurf eines homogenen Würfels dargestellt. Weiterhin sind in der Tabelle die absoluten bzw. relativen Häufigkeiten eingetragen, die beim wiederholten Zufallsexperiment von N = 1200 Würfen eines homogenen Würfels auftraten. Zufallsvariable k 1 2 3 4 5 6 X = xk 1 2 3 4 5 6 Wahrscheinlichkeits Absolute Häufigkeit: funktion f (xk) = pk hk 1/6 = 0,166 190 1/6 = 0,166 180 1/6 = 0,166 205 1/6 = 0,166 210 1/6 = 0,166 195 1/6 = 0,166 220 Relative Häufigkeit: N = 1200 fk = hk / N 0,158 0,15 0,171 0,175 0,162 0,183 9 " Bestimmen Sie für das Zufallsexperiment den Mittelwert x mit Hilfe der relativen Häufigkeiten. " Bestimmen Sie für die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zufallsvariable X den Mittelwert µ (Erwartungswert) " Mittelwert der Stichprobe (arithmetisches Mittel): (s. Kapitel 1) M x xk ⋅ = k M =6 M hk x k ⋅fk = N k == k = 1 M=6 x k ⋅fk = ( 1 ⋅ 0 , 158 + 2 ⋅ 0 , 15 + 3 ⋅ 0 , 171 + 4 ⋅ 0 , 175 + 5 ⋅ 0 , 162 + 6 ⋅ 0 , 183 ) = 3 , 58 " Erwartungswert (Mittelwert der Wahrscheinlichkeitsverteilung) : x k = k pk x µ = k ( ⋅ f x k ) k ⋅f (k ==== k = 1⋅ 6 + 2⋅ 1 6 + 3⋅ 1 6 + 4⋅ ) k = 1 M =6 1 M=6 1 6 + 5⋅ 1 6 + 6⋅ 1 6 = 3,5 Erwartungswert µ = E[ X ] einer Zufallsvariable Der Erwartungswert E[ X ] einer Zufallsvariable X ist: pk µ = E[X ] xk ⋅ f (xk = ) , falls X diskret ist. k Dabei ist p k = f ( x k ) die Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariable. ∞ µ = E[X ] = x ⋅ f ( x ) dx , falls X stetig ist. − ∞ Dabei ist f ( x ) die Dichtefunktion der stetigen Zufallsvariable. 10 52ba Die Flugdauer X (in Minuten) einer Airline für Flüge von Berlin nach Rom sei eine stetige Zufallsvariable mit der Dichtefunktion: 1 f (x) = für 20 120 ≤ x ≤ 140 0 sonst Berechnen Sie die mittlere Flugdauer für diese Strecke. ∞ 120 x ⋅0 d x + x ⋅ f ( x )d x = µ = − ∞ 140 120 − ∞ 0 = x⋅ 1 + 20 ⋅ x2 2 1 20 ∞ x⋅0 d x dx + 140 140 + 0 = 130 120 Also beträgt die mittlere Flugdauer für diese Strecke 130 Minuten. $ -' - - 1 Ist die Anzahl der Wiederholungen eines Zufallsexperiments (die Anzahl der Elemente einer Stichprobe) sehr groß (N ∞) so kann die Varianz mit Hilfe von absoluten bzw. relativen Häufigkeiten wie folgt berechnet werden. M hk ⋅ ( x k − x k s2 = M f k ⋅ (xk − x M hk ⋅ ( x k − x Sehr große N === N − 1 = )2 )2 k N M = k h k N ⋅ (xk − x )2 )2 k Dabei gibt M die Anzahl der verschiedenen Merkmalausprägungen. Führt man ein Zufallsvorgang sehr oft durch (N ∞) , so nähern sich die relativen Häufigkeiten f k für die jeweiligen x k -Werten den jeweiligen Werten der Wahrscheinlichkeitsfunktion f ( x k ) = p k an. Somit kann man analog zur Standardabweichung s einer empirischen Verteilung eine Maßzahl für die Streuung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung bilden, die als Standardabweichung σ der Verteilung bezeichnet wird. 11 Varianz ² = Var[ X ] und Standardabweichung Die Varianz einer Zufallsvariable ² einer Zufallsvariable X ist: pk σ 2 = Var [ X ] f (xk = ) ⋅( xk − µ )2 , falls X diskret ist. k Dabei sind p k = f ( x k ) die Wahrscheinlichkeitsfunktion und Erwartungswert der diskreten Zufallsvariable. ∞ σ 2 = Var [ X ] ) 2 dx , f (x )⋅ ( x − µ = der falls X stetig ist. − ∞ Dabei sind f ( x ) die Dichtefunktion und Zufallsvariable. der Erwartungswert der stetigen # Die Standardabweichung ist: σ = σ 2 Die Varianz für diskrete bzw. stetige Zufallsvariablen kann auch mit der bequemeren Formel berechnet werden. %" σ 2 2 k − µ dx − µ f ( x k )⋅ x = 2 , falls X diskret ist. , falls X stetig ist. k ∞ %%" σ 2 f (x)⋅ x = 2 2 − ∞ 6 In der folgenden Tabelle ist die Wahrscheinlichverteilung der diskreten Zufallsvariable X: X: Erreichte Augenzahl beim Wurf eines homogenen Würfels dargestellt. Weiterhin sind in der Tabelle die absoluten bzw. relativen Häufigkeiten eingetragen, die beim wiederholten Zufallsexperiment von N = 1200 Würfen eines homogenen Würfels auftraten. Zufallsvariable k 1 2 3 4 5 6 X = xk 1 2 3 4 5 6 Wahrscheinlichkeits Absolute Häufigkeit: funktion f (xk) = pk hk 1/6 = 0,166 190 1/6 = 0,166 180 1/6 = 0,166 205 1/6 = 0,166 210 1/6 = 0,166 195 1/6 = 0,166 220 Relative Häufigkeit: N = 1200 fk = hk / N 0,158 0,15 0,171 0,175 0,162 0,183 12 " Bestimmen Sie für das Zufallsexperiment die Varianz s mit Hilfe der relativen Häufigkeiten. " Bestimmen Sie für die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zufallsvariable X die Varianz σ " Varianz der Stichprobe (Empirische Varianz): (s. Kapitel 1) Mit Hilfe der relativen Häufigkeiten: s2 = = x k = k ; N = 1200 M N N − 1 1200 f k ⋅ (xk − x )2 k M = 6 ; x = 3 , 58 [ 0 , 158 ⋅ ( 1 − 3 , 58 ) 1199 ==== = 2,92 2 1200 1200 − 1 + 0 , 15 ⋅ ( 2 − 3 , 58 M=6 k = 1 )2 + fk ⋅ (k − x )2 + 0 , 183 ⋅ ( 6 − 3 , 58 )2 s = 1,708 " Varianz der Wahrscheinlichkeitsverteilung (Theoretische Varianz) : x k = k pk σ 2 ( f x = k )⋅( x k − µ k = ) 2 6 ⋅ ( 1− 3 , 5 = 2,923 )2 + 1 6 f ( k )⋅ ( k − 3 ,5 ==== M = 6 ; µ = 3,5 1 M=6 ⋅ ( 2 − 3,5 )2 + )2 k = 1 + 1 6 ⋅ ( 6 − 3 ,5 )2 = 1,709 13 ] & # Zweidimensionale (2D-) Zufallsvariable Für Zufallsexperimente, in denen gleichzeitig zwei Merkmale beobachtet werden, werden die beiden Zufallsvariablen X und Y zu einer 2-dimensionalen Zufallsvariable (X ; Y ) zusammengefasst. Die Zufallsvariable heißt diskret, wenn sie endlich viele oder abzählbar unendlich viele reelle Werte (x k ; y j ) eines 2D-Bereich annehmen kann. Die Zufallsvariable heißt stetig, wenn sie jeden beliebigen reellen Wert (x ; y ) in einem endlichen oder unendlichen 2D-Bereich annehmen kann. Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Diskreten Zweidimensionalen Zufallsvariable Seien X und Y diskrete Zufallsvariablen mit den Werten x 1 , x 2 , . . . bzw. y 1 , y 2 , . . . Die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer 2-dimensionalen diskreten Zufallsvariable (X ; Y ) lässt sich wie folgt durch die Wahrscheinlichkeitsfunktion beschreiben. f (x k ; y j ) = p k j = P ( X = x k ; Y = y j ) Dabei ist p k j die Wahrscheinlichkeit dafür, dass (X ; Y ) den Wert (x k ; y j) annimmt. Die Verteilungsfunktion einer 2-dimensionalen diskreten Zufallsvariable (X ; Y ) ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass (X ; Y ) einen Wert annimmt, der kleiner oder gleich eines vorgegebenen reellen Werts (x ; y ) ist. F ( x ;y ( ) = P(X ≤ x ; Y ≤y ) = f xk ;y xk ≤ x j ) y j ≤ y Die Wahrscheinlichkeitsfunktion erfüllt folgende Eigenschaften: f (x k ; y j ) ( f xk ; y k 0 j ) = 1 j 14 Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Stetigen Zweidimensionalen Zufallsvariable Seien X und Y stetige Zufallsvariablen. Dann lässt sich die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer 2-dimensionalen stetigen Zufallsvariable (X ; Y ) durch die Dichtefunktion (Wahrscheinlichkeitsdichte) f (x ; y) oder durch die dazugehörige Verteilungsfunktion: y x F(x; y ) = P(X ≤ x ; Y ≤y ) = f ( u ; v ) dv du − ∞ − ∞ beschreiben. Die Dichtefunktion erfüllt folgende Eigenschaften: f (x ; y) 0 f ist stetig bis auf endliche Punkte ∞ ∞ f ( x ; y ) dy dx = 1 − ∞ − ∞ 7 Ein elektronisches System besteht aus zwei von einander unabhängigen Komponenten, wobei X bzw. Y Zufallsvariablen für die Lebensdauer (in Jahren) der 1. bzw. 2. Komponenten sind. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Lebensdauer des Systems ist durch folgende Dichtefunktion gegeben. f (x ; y 0 )= 8e − sonst (2x+ 4y ) x > 0 ; y > 0 für Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, so dass die Lebensdauer der 1. Komponente weniger als 1 [Jahr] und die der 2.Komponente weniger als 3 [Jahre] beträgt. P(X ≤ 1 ; Y ≤ 3) = = 1 3 −∞ 0 −∞ 0 −∞ −∞ f ( x ; y ) dy dx 0 ⋅ dy dx 0 = = = 1 0 8e [1 −2x − e ⋅ − 12 + 4 [1 ]⋅ [ 1 3 0 0 1 + 1 1 0 − e − 12 − e −2 ] 8 e ]dx 8 e−(2x −2x − [ 1 4 + 4y ) dy dx 3 ⋅e = 2 1 − e −4y dx 0 − 12 ]⋅ − 1 2 1 e −2x 0 = 0 , 9599 ⋅ 0 , 8646 ≈ 0 , 8299 15 Lösen Sie das obige Beispiel mit Hilfe der Verteilungsfunktion F ( x ; y ) Definition 9) Randverteilungen einer Diskreten Zweidimensionalen Zufallsvariable Sei (X ; Y ) eine 2-dimensionale diskrete Zufallsvariable mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion f (x ; y ) Dann ist die Randverteilung für X = x k = x die Summe über alle Werte von Y: fX ( (x) = P(X = x) = f x ;y j ) j die Randverteilung für Y = y j = y die Summe über alle Werte von X: fY f (xk ;y ( y ) = P (Y = y ) = ) k Randverteilungen einer Stetigen Zweidimensionalen Zufallsvariable Sei (X ; Y ) eine 2-dimensionale stetige Zufallsvariable mit der Dichtefunktion f (x ; y ) Dann ist die Randverteilung von X gegeben durch: ∞ fX (x) = f (x ; y ) dy −∞ die Randverteilung von Y gegeben durch: ∞ fy (y ) = f (x ; y ) dx −∞ 16 Unabhängigkeit Zweier Zufallsvariablen Seien X und Y Zufallsvariablen (diskrete oder stetige). Dann heißen X und Y unabhängig, wenn die Ereignisse X x und Y y für beliebige Zahlen x und y unabhängig sind, also falls gilt: P(X x ; Y y) = P(X x ) · P(Y y) oder f(x ; y) = fX(x ) · fY(y) . Wenn dies auch nur für ein Wert ( x ; y ) nicht erfüllt ist, heißen X und Y abhängig. 4 Zeigen Sie, dass die Zufallsvariablen X und Y aus dem obigen Beispiel (Bsp. 6) unabhängig sind. ∞ fX (x) = f (x ; y ) dy = f (x ; y ) dx = −∞ ∞ fy (y ) = −∞ 8 In einer Lieferung befinden sich 12 Dioden, von denen 4 defekt sind. Es werden 2 Dioden Mit Zurücklegen gezogen. Dabei sind folgende Ereignisse definiert: A: Defekte Diode bei der 1. Ziehung, A : Keine defekte Diode bei der 1. Ziehung, B: Defekte Diode bei der 2. Ziehung, B : Keine defekte Diode bei der 2. Ziehung Die Zufallsvariablen für die obigen Ereignisse lauten dann: X: Ziehen einer Diode bei der 1. Ziehung Dabei nimmt X die Werte 0 für eine intakte Diode und 1 für eine defekte Diode an. Y: Ziehen einer Diode bei der 2. Ziehung Dabei nimmt Y die Werte 0 für eine intakte Diode und 1 für eine defekte Diode an. Zeigen Sie, dass die Zufallsvariablen X und Y unabhängig sind. 17 A P(A B B B) = 16/144 4/12 A A 8/12 4/12 B 8/12 B P(A B B) = 32/144 A 4/12 P(A A B B) = 32/144 8/12 A B B P(A B)) = 64/144 Da (X ; Y ) eine diskrete 2-dimensionale Zufallsvariable ist gilt: P ( X = x k ; Y = y j ) = f (x k ; y j ) fX ( (x) = P(X = x) = j ) f (xk ;y ) f x ;y j fY ( y ) = P (Y = y ) = k 0 Y 1 X 0 f ( 0 ; 0 )= 64 f ( 0 ; 1 )= 144 f X ( 0 ) = f (0 ; 0) + f (0 ; 1) 32 144 = 1 f ( 1 ; 0 )= 32 f ( 1 ; 1 )= 144 = 64 144 + 32 144 = 8 144 12 144 32 = 144 + 16 144 = + 144 f Y( 1 ) = f (0 ; 1) + f (1 ; 1) 32 + 32 144 = 8 12 f X ( 1 ) = f (1 ; 0) + f (1 ; 1) 16 = f Y( 0 ) = f (0 ; 0) + f (1 ; 0) 64 16 144 = 4 12 12 4 12 12 Für alle Wertepaare ( x ; y ) muss gelten: P ( X = x ; Y = y ) = P ( X = x ) · P ( Y = y ) f ( 0 ; 0 )= f ( 0 ; 1 )= f ( 1 ; 0 )= f ( 1 ; 1 )= 64 144 32 144 32 144 16 144 f X ( 0 ) · f Y( 0 ) = 8 · 8 = 64 12 12 144 8 4 32 f X ( 0 ) · f Y( 1 ) = · = 12 12 144 4 8 32 f X ( 1 ) · f Y( 0 ) = · = 12 12 144 4 4 16 f X ( 1 ) · f Y( 1 ) = · = 12 12 144 Da die Bedingung erfüllt ist, sind die Zufallsvariablen X und Y unabhängig. 18 5 In einer Lieferung befinden sich 12 Dioden, von denen 4 defekt sind. Es werden 2 Dioden Ohne Zurücklegen gezogen. Dabei sind folgende Ereignisse definiert: A: Defekte Diode bei der 1. Ziehung, A : Keine defekte Diode bei der 1. Ziehung, B: Defekte Diode bei der 2. Ziehung, B : Keine defekte Diode bei der 2. Ziehung Die Zufallsvariablen für die obigen Ereignisse lauten dann: X: Ziehen einer Diode bei der 1. Ziehung Dabei nimmt X die Werte 0 für eine intakte Diode und 1 für eine defekte Diode an. Y: Ziehen einer Diode bei der 2. Ziehung Dabei nimmt Y die Werte 0 für eine intakte Diode und 1 für eine defekte Diode an. Zeigen Sie, dass die Zufallsvariablen X und Y abhängig sind. A B P(A B B) = 12/132 3/11 A A 8/11 4/12 B B) = 32/132 P(A B) = 32/132 P(A B) = 56/132 A B 8/12 4/11 A B P(A 7/11 B A B B 0 Y 1 X 0 f(0;0) = 1 f( f Y( f(0;0) = f(0;1) = 56 132 )= ; )= 56 132 32 132 f(0;1) = f( f Y( 32 132 )= ; fX(0) = fX( 56 132 + 32 132 = 8 12 ) = )= f X ( 0 ) · f Y( 0 ) = f X ( 0 ) · f Y( 1 ) = f(1;0) = f X ( 1 ) · f Y( 0 ) = f(1;1) = f X ( 1 ) · f Y( 1 ) = 19 0 # - # Satz 1) Für den Erwartungswert der Summe von zwei Zufallsvariablen X und Y gilt: E[X+Y] = E[X] + E[Y] = µ X+Y # µX + µY Dabei ist egal , ob X und Y unabhängig oder abhängig sind. Satz 2) Seien X und Y unabhängige Zufallsvariablen. Dann gilt für den Erwartungswert des Produkts von X und Y : E[X·Y] = E[X]·E[Y] µ X·Y = µX · µY Satz 3) Seien X und Y unabhängige Zufallsvariablen. Dann gilt für die Varianz der Summe von X und Y : Var [ X + Y ] = Var [ X ] + Var [ Y ] σ ² X+Y # = σ²X + σ²Y Für die Standardabweichung gilt: σ [ X + Y ] = ( Var [ X ] + Var [ Y ] ) Satz 4) Sei X eine Zufallsvariable und g( X ) eine von X abhängige Funktion. Dann gilt für den Erwartungswert von g( X ) : pk E [g ( X g(xk )] = )⋅ f ( x k ) , falls X diskret ist. k Dabei ist p k = f ( x k ) die Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariable. ∞ E [g ( X )] = g ( X ) ⋅ f ( x ) dx , falls X stetig ist. − ∞ Dabei ist f ( x ) die Dichtefunktion der stetigen Zufallsvariable. 20 Satz 5) Sei X eine Zufallsvariable und seien a und b beliebige reelle Zahlen und g( X ) = a X + b eine Zufallsvariable. Dann gilt für den Erwartungswert : E [g( X ) ] = E [ a X + b ] = a · E [ X ] + b = µ g(X) + b a·µX und für die Varianz : Var [g( X ) ] = Var [ a X + b ] = a ² · Var [ X ] σ ² g(X) = a ²·σ²X 9 2b Ein elektronisches System besteht aus zwei von einander unabhängigen Komponenten. Das System funktioniert, wenn beide Komponenten funktionieren (d.h. , wenn die 1. und die 2. Komponente gleichzeitig funktionieren). X bzw. Y seien die Zufallsvariablen für die Lebensdauer (in Jahren) der 1. bzw. 2. Komponenten. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Lebensdauer des Systems ist durch folgende Dichtefunktion gegeben. f (x ; y 0 )= 8e − sonst (2x+ 4y ) für x > 0 ; y > 0 Berechnen Sie die mittlere Lebensdauer des Systems. ∞ E[X Y ] ∞ x y ⋅ f ( x ; y ) d y dx = − ∞ − ∞ 0 0 ∞ ∞ x y ⋅ 8e −( 2 x x y ⋅ 0 ⋅ d y dx + = 0 −∞ −∞ 0 −4y − 1 8x e−2x + (− 4) 0 ∞ 8x e−2x = −1 (0) − 16 − ∞ = 1 −2x − 1 2 (− 2) 2 ∞ ⋅e − x = 0 ) ⋅ d y dx 0 ∞ = + 4y 2 ∞ = − ∞ 1 2 dx 0 ∞ dx y ⋅e− (0 ) − 1 2 x e − 2 x dx − 1 4 = 1 8 = 0 , 125 [ Jahre ] 21 6 Da die Zufallsvariablen des obigen Beispiels voneinander unabhängig sind, kann die mittlere Lebensdauer einfacher durch E [ X · Y ] = E [ X ] · E [ Y ] bestimmt werden. Lösen Sie das obige Beispiel, indem Sie das Produkt von E [ X ] und E [ Y ] berechnen. 7 Sei X eine (eindimensionale) Zufallsvariable, die die Anzahl von Autos beschreibt, die an einem Vormittag die Waschanlage C&W passieren. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung dieser Zufallsvariable ist in der folgenden Tabelle gegeben. k X=xk P ( X = x k) = f (x k) 1 4 1/12 2 5 1/12 3 6 1/4 4 7 1/4 5 8 1/6 6 9 1/6 " Bestimmen Sie die mittlere Anzahl von Autos, die an einem Vormittag die Waschanlage C&W benutzen. " Sei g( X ) = 10 X – 5 das Einkommen in € des Betreibers für die Waschanlage. Geben Sie das mittlere Einkommen für einen Vormittag an. " E[X] = " E [ g( X ) ] = 22