Idee - Hypnonlp

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Lernen
hypnonlp
Inhalt
Idee
3
Klassische Konditionierung
3
Operante Konditionierung
5
Lernebenen nach Bateson
7
Verhalten mit Lernebenen modifizieren (Format)
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11
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Lernen
Idee
Gregory Bateson definiert Lernen als “eine Veränderung in irgendeiner Art”1). Unsere Fähigkeit zu lernen wird bestimmt durch Wahrnehmungs-Filter. Mit anderen Worten: unsere Fähigkeit zu lernen wird bestimmt durch unsere Landkarte von der Welt, in der wir leben.
Dieses Papier befasst sich mit Lerntheorien, die im NLP besondere Bedeutung haben.
Klassische Konditionierung
Klassische Konditionierung ist eine von Iwan Petrowitsch Pawlow begründete behavioristische Lerntheorie, die besagt, dass einem natürlichen, meist angeborenen, sogenannten
unbedingten Reflex durch Lernen ein neuer, bedingter Reflex hinzugefügt werden kann.
Begriffe der klassischen Konditionierung
deutsch
englisch
Abk.
Erklärung
Unbedingter Reiz
unconditioned stimulus
US
(UCS)
Reiz, der ohne vorangegangenes Lernen eine
Reaktion auslöst
Unbedingte
Reaktion
unconditioned response
UR
(UCR)
angeborene Reaktion, die durch den US ausgelöst wird
Neutraler
Reiz
neutral stimulus
NS
Reiz, der zu einer unspezifischen Reaktion
führt
Bedingter
Reiz
conditiones
stimulus
CS
ursprünglich neutraler Reiz, der aufgrund einer
mehrmaligen Kopplung mit einem US eine gelernte oder bedingte Reaktion bewirkt
Bedingte
Reaktion
conditioned
response
CR
erlernte Reaktion, die durch den CS ausgelöst
wird
Beispiel ist der Pawlow’sche Hund, bei dem die Gabe von Futter mit einem Glockenton verbunden wurde. Nach Wiederholungen war allein auf den Glockenton hin ein Speichelfluss
beim Hund zu beobachten. Der Versuchs-Ablauf:
Ein weiteres Beispiel:
Das Fallen der Bomben im Zweiten Weltkrieg hat bei den Menschen Angst ausgelöst. Meistens jedoch ertönten vor dem Fallen der ersten Bomben Sirenen (Fliegeralarm) mit einem
spezifischen an- und abschwellenden Heulton. Bei vielen Menschen hat nach der zweiten
Wiederholung des Fliegeralarms schon der Heulton Angst verursacht. „Auch in Friedenszeiten löst die Sirene bei zahlreichen Menschen Angst aus, selbst wenn es sich nur um einen
1)
Bateson, Gregory, Ökologie des Geistes, S. 366 ff.
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Lernen
Ablauf der klassischen Konditionierung
Vor Training
neutraler Reiz (Glockenton) ➜ keine spezifische Reaktion (Ohrenspitzen
Lernprozess
neutraler Reiz (Glockenton) + unbedingter Reiz (Futter) ➜ unbedingte Reaktion (Speichelfluss)
Ergebnis
unbedingter Reiz (Futter) ➜ unbedingte Reaktion (Speichelfluss)
bedingter Reiz (Glockenton) ➜ bedingte Reaktion (Speichelfluss)
Probealarm handelt.“1) Beim unkonditionierten Menschen würde der Heulton allein keine
signifikante Reaktion auslösen. Erst durch die Kombination von Heulton und dem Fallen
von Bomben wird die Reaktion (die Angst) konditioniert. Wenn diese beiden Reize nicht in
einer unmittelbaren zeitlichen Abfolge zueinander gestanden hätten, hätte man den Heulton
nicht mit dem Fallen der Bomben assoziiert und die unbedingte Reaktion (Angst schon bei
dem Ertönen des Heultons zu verspüren) wäre nie zu einer bedingten Reaktion geworden.
Allein die Vorstellung des Ertönens des Fliegeralarms führte zu Angstzuständen.
Operante Konditionierung
Klassische und operante Konditionierung
Bei der operanten Konditionierung geht es um die Koppelung eines neutralen Reizes mit
einer erlernten Reaktion. Beliebiges spontanes Verhalten, das vom Lebewesen auch unbeabsichtigt oder rein zufällig gezeigt werden kann und ohne weitere Bedingungen (wie das
Vorhandensein eines Problems) wiederholt werden kann. Wird die Konsequenz als angenehm (Verstärkung) empfunden, wird die Reaktion häufiger. Wird die Konsequenz als unangenehm (Bestrafung) empfunden, wird die Reaktion seltener (Lernen am Erfolg).
Idee
Verhaltensforscher fassen alle inneren Zustände wie Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken in einer „Black Box“ zusammen. Auf diese Black Box wirken Umweltreize (Stimulus),
die Verhalten (Response) hervorrufen. Das Verhalten hat eine Konsequenz (Outcome). Wenn
in einem bestimmten Kontext irgendeine beliebige Handlung gezeigt wird, kann es sein,
dass diese Handlung künftig – unter gleichen Umständen – häufiger ausgeführt wird. Dann
kann man schließen, dass die Konsequenz „angenehm“ war. Oder die Handlung wird seltener. Dann war die Konsequenz vermutlich „unangenehm“. Im ersten Fall spricht man von
„Verstärkung“, im zweiten Fall wertneutral von „Bestrafung“.
1)
Edelmann, W. Lernpsychologie, 1996, S. 63
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Die Begriffe "angenehm/unangenehm" bzw. "appetitiv/aversiv" sind drücken aus, ob diese
Zustände gesucht oder gemieden werden: "Mit angenehmer Zustand ist ein Zustand gemeint, den das Tier nicht vermeidet, oft sogar aufsucht und aufrechterhält. Unangenehm
bezeichnet einen Zustand, den das Tier normalerweise meidet oder verlässt"1). Verstärkung
geschieht, wenn die Konsequenz des Verhaltens ein angenehmer Reiz (positive Verstärkung)
oder der Wegfall eines unangenehmen Reizes ist (negative Verstärkung). Entsprechend geschieht Bestrafung, wenn die Konsequenz ein unangenehmer Reiz (positive Bestrafung)
oder der Wegfall eines angenehmen Reizes ist (negative Bestrafung)
Verstärker
Verstärker sorgen beim operanten Konditionieren dafür, dass das Auftreten einer bestimmten Reaktion (instrumentelle oder operante Reaktion) begünstigt oder erschwert wird. Verstärker können recht unterschiedliche Dinge sein, für ein Kind vielleicht Schokolade, bei
einem Erwachsenen ist Kopfnicken oder Schulterklopfen vielleicht Verstärkung genug (sozialer Verstärker). Was letztendlich als Verstärker funktioniert, bestimmt die Person, bei der
eine bestimmte Verhaltensweise verstärkt werden soll.
Primäre Verstärker wirken von Geburt an: Essen und Trinken, aber auch Körperkontakt und
Verlangen nach Anerkennung 2). Sekundäre Verstärker sind ursprünglich neutrale Reize, die
erst durch wiederholte Koppelung mit primären Verstärkern gezielte Reaktionen hervorrufen.
Ein Beispiel ist Geld. Zunächst ein völlig neutraler Reiz, bis wir begreifen, dass es der Bedürfnisbefriedigung dienen kann.
Das Kontingenzschema
• Positive Verstärkung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens, wenn das Verhalten
einen angenehmen Reiz auslöst (z. B. Anerkennung, Achtung, Nahrung, Geld).
• Negative Verstärkung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens, wenn das Verhalten
einen unangenehmen Reiz verhindert oder beendet (z. B. jeweils das Entfernen von Lärm,
grellem Licht, Hitze oder Kälte).
• Positive Bestrafung oder Bestrafung I senkt die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens, wenn
das Verhalten einen aversiven Reiz auslöst (z. B. Lärm, grelles Licht, Hitze oder Kälte,
Stromschlag).
• Negative Bestrafung oder Bestrafung II senkt die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens,
wenn das Verhalten einen appetitiven Reiz verhindert oder beendet (z. B. Wegnahme von
Futter, Wärme, Weihnachtsgeld).
Negative Verstärkung und Bestrafung werden häufig miteinander verwechselt. Das Wort positiv steht hier nur für das Hinzufügen eines Reizes, das Wort negativ für das Entfernen.
1)
Thorndike, Edward Lee, Arthur I Gates, Elementary Principles of Education
2)
Stewart, Ian/Van Joines, TA Today, S 74 f.
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Lernen
Kontingenzschema
Verhalten wird ...
Konsequenz
erzeugt
verhindert/beendet
appetitiv
positive Verstärkung
negative Bestrafung (II)
aversiv
positive Bestrafung (I)
negative Verstärkung
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Lernebenen nach Bateson
Gregory Bateson definiert vier hierarchische Lernebenen. Jede höhere Ebene kann Veränderungen und Verfeinerungen auf der jeweils tieferen Ebene auslösen. Jede höhere Lernebene
setzt Leränderungen auf der jeweils tieferen Lernebene voraus.
Bateson gilt als einer der geistigen Väter des NLP. Die Logischen Ebenen des NLP gehen zurück auf die Ebenen des Lernens
Lernen 0
Bei Lernen 0 reagiert ein Mensch auf einen Reiz immer wieder gleich. Lernen 0 bedeutet
keine in Veränderung in irgendeiner Art. Es zeigt sich in sich wiederholenden Verhaltensweisen, in denen Individuen, Gruppen oder Organisationen stecken geblieben sind, gleichsam gefangen in einem Käfig von Gewohnheiten, Widerstand und Trägheit.
Berichtigungen der Reaktion durch Versuch und Irrtum – also kognitive Veränderung wie bei
Lernen I – findet nicht statt. Die Informations-Aufnahme ist “minimal strukturiert”. Bateson
verwendet das Beispiel das Lernen von der Werkssirene, dass es zwölf Uhr ist. Wobei die
Uhrzeit beim Klang der Sirene nicht hinterfragt wird. Es geht bei Lernen 0 also nicht um den
Kontext des Unweltreizes (Heult die Sirene wirklich um zwölf Uhr?), sondern nur um den
Reiz selbst, auf den reagiert wird. Bateson räumt ein, dass Lernen 0 bei Menschen nur annähernd vorkomme. Und zwar dann, wenn bei einem bestimmten Verhalten das Lernen abgeschlossen sei und kein Grund zu einer Änderung der Reaktion bestehe (367). Ob diese
Bedingung gegeben ist oder nicht, bewerten Menschen subjektiv – nach ihrer Landkarte
von der Welt.
Zu Lernen 0 zählen auch Gewohnheiten, Suchtverhalten und andere Muster, die fixiert und
nicht veränderbar erscheinen. Lernen 0 ist bei vielen Menschen und Organisationen der
Normalzustand. Viele unserer Verhaltensweisen werden zu unbewussten und automatischen Gewohnheiten, die es uns schwer machen, mit Veränderungen unserer Umwelt Schritt
zu halten. Oft führt dies zu Stillstand, Widerstand, Selbstgefälligkeit und Ineffizienz.
Bezogen auf Pawlows Experiment mit Hunden bedeutet Lernen 0: Speicheln beim Füttern
ist Lernen 0. Die Reaktion ist vorprogrammiert, instinktiv und angeboren. Sie kann nur mit
Mühe oder überhaupt nicht verändert werden1).
Lernen I
Lernen I ist Veränderung in der spezifischen Wirksamkeit der Reaktion durch Korrektur von
Irrtümern der Auswahl innerhalb einer Menge von Alternativen.. Bateson definiert Irrtum als
“Fehlentscheidungen ... wenn sie so beschaffen sind, dass sie dem Organismus Informationen liefern, die etwas zu seiner künftigen Fertigkeit beitragen können.” Lernen I ist schrittweise Veränderung, Lernen aus den Erfahrungen bei Lernen 0 von Versuch und Irrtum.
1)
Dilts, Robert, Judith Delozier, Deborah Bacon Dilts, NLP II — die neue Generation, S. 79
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Lernen
Anders ausgedrückt: Lernen I ist Lernen über den Kontext von Lernen 0.
Lernen I ist graduelle, schrittweise Veränderung. Dazu gehören Korrekturen und Anpassungen, eine Flexibilisierung und Ausweitung bestehender Verhaltensweisen. Auch wenn dies
dazu beitragen kann, die Fähigkeiten eines Individuums oder einer Gruppe oder Organisation zu erweitern, bleiben diese weiterhin „im Käfig". Innerhalb dieser Begrenzung können
sie bestehende Prozesse und Fähigkeiten verbessern oder neue etablieren.
Alle Formen der Konditionierung – klassisch wie operant – sind Lernen I. Durch Wiederholung und Verstärkung lernt der Hund, die spezielle Reaktion des Speichelns – im Gegensatz
zu anderen Reaktionen wie Gähnen, Lecken, Blinzeln – mit dem speziellen Reiz einer Glocke
zu verbinden.
Auch psychomotorisches Lernen, Prozess-Reengineering oder stufenweise Verbesserungen
der Qualität sind Beispiele für Lernen I, wie es sich bei einzelnen Menschen und Organisationen vollzieht. Beim Lernen I ist Verhaltensflexibilität, ist Aktualisierung und Verbesserung
von bereits vorhandenen Handlungsweisen. Lernen I fördert man am besten, indem man
andere dabei unterstützt, eine bessere „Metakognition" zu entwickelt, also ein vertieftes
Gewahrsein der eigenen Handlungen, inneren Erlebnisse und Denkprozesse. Dies geschieht
über einfache Coaching- und Lehrmethoden wie kontrastive Analyse und Feedback2).
Lernen II
Lernen II ist eine Veränderung im Prozess des Lernen I, z.B. eine korrigierende Veränderung
in der Menge der Alternativen, unter denen die Auswahl getroffen wird, oder es ist eine Veränderung in der Art und Weise, wie die Abfolge der Erfahrung betont wird. Lernen II ist das
meist unbewusste Begreifen des Kontextes einer Lernsituation. Bei einer erneuten Lernsituation mit ähnlichem Kontext wird dieser erkannt und der Lernprozess aus der vorherigen
Lernsituation wird auf die neue Lernsituation angewendet. Dadurch erhöht sich die Menge
der Alternativen, aus der eine Verhaltens-Auswahl getroffen wird2).
Lernen II ereignet sich als rasche diskontinuierliche Veränderung. Es umfasst den deutlichen
Wechsel hin zu einer vollkommen neuen Kategorie oder Art von Verhalten. Im Kern handelt
es sich dabei jedoch um den Wechsel von einem „Käfig" in einen anderen. Typisch sind hier
Veränderungen auf der Ebene von Strategien, Werten oder Prioritäten.
Die Charakterisierung von Menschen ist eine Folge von Lernen II. Generalisierende Bezeichnungen wie abhängig, feindlich, weltfremd, affektiert, ängstlich, exhibitionistisch, narzistisch, passiv, konkurrenzorientiert, energisch, kühn, feige, fatalistisch sehen einen anderen
Menschen im Kontext seiner Handlung. Sie sagen etwas über die Selbst-, Welt- und Lebensanschauung des Beurteilenden aus. Nach Bateson geschieht das meist unbewusst in der
frühen Kindheit und impliziert “die meisten Prozesse und Gewohnheiten der Gestaltwahrnehmung”. Dazu gehören Generalisierungen, “die Prämissen dessen, was gemeinhin Cha1)
Dilts, Robert, Judith Delozier, Deborah Bacon Dilts, NLP II — die neue Generation, S. 79
2)
Bateson, Ökologie, S. 385
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rakter genannt wird – die Definition des Selbst” und Glaubenssätze. Die Muster von Lernen
II bestätigen sich oft selbst. Auch wenn die Umwelt nicht gemäß den Erwartungen reagiert,
wird die Weltanschauung nicht widerlegt. Weltanschauung und Realtiät sind, so Bateson,
unterschiedliche logisch Typen1).
Die Veränderung höherer Prozessebenen, Lernen II, richtet sich auf Strategien, Werte und
Prioritäten — auf Operationen, über die ganze Mengen von Alternativen gesteuert werden.
Wenn also ein Unternehmen etwa beschließt, sich mehr auf den Service als auf die Produkte
zu konzentrieren, so erfordert dies groß angelegte Veränderungen in Prozessen und Verhaltensweisen. Wahrscheinlich werden sogar ganz neue Verhaltensweisen und Prozesse geschaffen werden müssen, die nach externen Vorbildern modelliert werden können.
Ein Beispiel für Veränderungen auf der Ebene Lernen II bei einer einzelnen Person wäre etwa
der abrupte Wechsel von einem erforschenden Verhalten hin zu einem vermeidenden oder
von Aggression hin zu Erforschung und Spiel. Um eine solche unmittelbare und dramatische
Wendung zu vollziehen, müssen sich grundlegende Überzeugungen und Werte ändern.
Wenn jemand glaubt, dass eine bestimmte Situation „gefährlich" ist, wird er eher zu einem
„Vermeidungs"-Verhalten neigen und nicht zu einem „Spiel"-Verhalten. Wer hingegen davon
ausgeht, dass ein bestimmter Kontext „sicher" ist, wird sich kaum für „Kampf" oder „Flucht"
entscheiden.
Beim Lernen II verändert sich die Kategorie oder Art von Verhalten und damit die Menge der
Alternativen, aus denen ausgewählt wird. Für unseren Pawlow’schen Hund, der gerade gelernt hat, beim Klang einer Glocke zu speicheln, würde dies bedeuten, dass er seine Reaktion auf die Glocke komplett ändern und beispielsweise bellen oder weglaufen müsste, statt
einfach nur mehr oder weniger zu speicheln. Das Speicheln gehört zur Menge seiner FressVerhaltensweisen. Andere Mengen von Verhaltensweisen wären „Spielen", „Vermeiden",
„Untersuchen" oder „Aggression"2).
Lernen III
Lernen II ist eine Veränderung im Prozess des Lernens II, z.B. eine korrigierende Veränderung
im System der Mengen von Alternativen, unter denen die Auswahl getroffen wird. Lernen III
stellt die ungeprüften Ergebnisse von Lernen II in Frage.
Das ist ziemlich anspruchsvoll und, wie Bateson hervorhob, “selbst bei menschlichen
Wesen schwierig und selten sein wird “. Bateson sprich bei Lernen III von Zen-Buddhismus
und von abendländischen Mystikern3). Lernen II führt zu Individualität, lässt das Individuum
zu dem werden, was es als seinen Charakter bezeichnet. Lernen III dagegen lässt das Selbst
irrelevant werden. Bateson sagt, dass im Lernen II Erlerntes auch ohne Lernen III ersetzt
werden kann. Er unterscheidet zwischen dem Ersetzen von Lernen II durch anderes Lernen
II und dem Ersetzen von Lernen II durch Lernen II (390). Lernen II entwickelt den Charakter,
1)
Zitate aus: Bateson, Ökologie, S. 379-392
2)
Dilts, Delozier, Dilts, NLP II S. 79
3)
Zitate aus: Bateson, Ökologie, S. 389 f.
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Lernen
die Definition des Selbst. Sie “bewahren das Individuum davor, die abstrakten, philosophischen, ästhetischen und ethischen Aspekte vieler Lebensabschnitte überprüfen zu müssen”
(390). So werden Kontexte geschaffen und miteinander verglichen, die den Umgang mit der
Flut von Erfahrungen erleichtern. Lernen III stellt diese ungeprüften Prämissen offen in Frage
(390). Lernen II führt, so Bateson, zum Selbst. Lernen III dagegen lässt das Selbst irrelevant
werden (390). Das kann Menschen im Falle des Scheiterns dazu führen, dass sie “von der
Psychiatrie als psychotisch etikettiert” werden (395)
Für Dilts (stellt sich Lernen III unproblematischer dar. Bei Lernen III schließlich geht es um
„Imprinting" und Persönlichkeitsentwicklung, um die Veränderung ganzer „Systeme" von
alternativen Verhaltensweisen. Bei der Verschiebung solcher „Systeme" vollziehen sich eigentlich immer Veränderungen auf der Ebene der Identität. Unser Verhaltensspektrum wird
erweitert um Möglichkeiten, die außerhalb unserer bisherigen Rolle und außerhalb der uns
bislang zur Verfügung stehenden Verhaltensalternativen liegen.
Lernen III kann mit Methoden des Modellierens und durch Leistungsvergleich unterstützt
werden und indem man die 2. Position einnimmt und in die Rolle des “anderen” schlüpft.
Diese Maßnahmen helfen uns, die Grenzen unserer gegenwärtigen Vorstellung von „Ich"
und Identität zu überwinden. Mit den Worten von Gregory Bateson: „In dem Maße, wie ein
Mensch Lernen III erreicht, ... wird sein ,Selbst' eine Art Irrelevanz annehmen." Er ergänzte,
dass Veränderungen auf der Ebene von Lernen III ausgesprochen schwierig seien und dass
„schon der Versuch, auf die Ebene III zu gelangen, gefährlich sein kann, und einige werden
daran scheitern. Diese werden von der Psychiatrie oft als psychotisch etikettiert ... "5).
Lernen III bedeutet evolutionären Wandel. Charakterisiert wird dieser durch grundlegende
Veränderungen, die über die Grenzen der aktuellen Identität eines Individuums, einer
Gruppe oder Organisation hinausgehen. Hier wird nicht nur „der Käfig" verlassen, sondern
gleich das ganze „Gebäude", in dem er steht. Rollenwechsel, Wechsel in der Marke oder
Identität gehören hierher.
Lernen III würde eine noch größere Veränderung mit sich bringen. Bateson nannte es “eine
Veränderung im System der Mengen von Alternativen, aus denen ausgewählt wird". Ein Hund
z.B. stellt ein „System" von Verhaltensmengen oder Alternativen dar. Andere Tiere (Katzen,
Vögel, Menschen, Wölfe usw.) wären die davon verschiedenen Systeme. Um ein Lernen III
zu erreichen, müssten Pawlows Hunde beim Läuten der Glocke plötzlich von „hunde-ähnlichem" zu „katzen-ähnlichem" Verhalten wechseln (miauen, Bäume hochklettern usw.). Offenbar wäre das ziemlich anspruchsvoll und, wie Bateson hervorhob, für erwachsene
Exemplare der meisten Spezies so gut wie unmöglich.
Lernen IV
Über diese drei Ebenen hinaus deutete Bateson ebenfalls die Möglichkeit eines Lernens IV
an- einer Lernebene, die nach seiner Überzeugung nicht von einem einzelnen Individuum
einer Spezies gemeistert werden kann, sondern nur kollektiv von einer Gruppe oder einer
Spezies als Ganzer. Lernen IV würde die Verankerung völlig neuer Verhaltensweisen mit sich
bringen, die in kein aktuell bestehendes System von Verhaltensklassen passen. Lernen IV
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wäre eine wirklich revolutionäre Art des Lernens, die die Erschaffung völlig neuer Archetypen
oder Verhaltenssysteme mit sich bringen würde. Bei Pawlows Hunden käme es zur Entwicklung einer neuen Art von Lebewesen oder zumindest zu einer signifikanten evolutionären
Entwicklung — wie das Wachsen von Flügeln oder die Entwicklung eines größeren Gehirns.
Eine solche Entwicklung würde dann vollkommen neue Verhaltensweisen erlauben.
„Geniestreiche" weisen häufig Eigenschaften des Lernen IV auf. Es handelt sich dann um
beispiellose und transformative Vorgänge, revolutionäre Veränderungen in unserer Sicht
der Welt und der Art und Weise, wie wir mit ihr interagieren. Bateson vermutete, dass die
plötzlichen Einsichten eines Lernen IV sich sehr wahrscheinlich in einer Art Inspiration oder
Offenbarung ereignen, deren Quellen außerhalb des Individuums in dem größeren uns umgebenden System oder dem „Feld" liegen. Bateson sprach hier auch von dem „größeren
Geist" oder dem „Muster, das alles verbindet". Der Zugang zum Lernen IV setzt eine starke
Verbindung zum Unbewussten voraus, in Zuständen des „Nicht-Wissens", der meditativen
„Wachheit" und des „aktiven Träumens", in denen man fokussiert und zugleich offen sein
muss für alle Möglichkeiten, die sich zeigen, ohne sie sofort zu bewerten oder zu interpretieren. In diesen besonderen Zuständen können wir unbewusst Kontakt zu den Potenzialen
des größeren „Umfelds" oder „Geists" um uns herum aufnehmen.
Lernen IV vollzieht sich als revolutionärer Wandel und bedeutet das Erwachen zu etwas völlig
Neuem, Einzigartigem und Transformativem. Auf der Ebene des Lernens IV verlassen Individuum, Gruppen oder Organisationen den „Käfig" und das „Gebäude" und betreten eine
ganz neue Welt. Sie entwickeln völlig neue Verhaltensweisen, Technologien oder Fähigkeiten, die die Tür zu bislang unbekannten und unerforschten Möglichkeiten aufstoßen.
1)
Dilts, Robert, Judith Delozier, Deborah Bacon Dilts, NLP II — die neue Generation, S. 77 ff.
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Lernen
Verhalten mit Lernebenen modifizieren
Indikation: Ungeliebtes Verhalten verändern 1)
1
Lernen 0
Was
Wie
Wiederkehrende Verhaltensmuster
Erinnern Sie sich an eine problematische Situation oder
Beziehung, in der Sie wiederholt in alte Verhaltensmuster zurückfallen, obwohl diese ineffektiv sind (Lernen 0)?
Assoziieren Sie sich in die Situation und leben Sie sie innerlich noch einmal nach.
Erleben Sie das Verhalten, das Sie normalerweise in dieser Situation zeigen. Identifizieren Sie die Struktur oder
das Musters der Angewohnheit, beispielsweise dass und
wie Sie anderen die Schuld zuschieben, nachgeben,
starr werden, sich klein machen oder versuchen, sich unsichtbar zu machen. Machen Sie sich bewusst, welche
Verhaltenskomponenten dazugehören. Achten Sie insbesondere auf körperliche Signale wie Haltung, Bewegung,
Körperspannung oder Atem.
2 Lernen I
Was
Wie
Veränderung innerhalb des
Musters
Treten Sie nun einen Schritt zurück und nehmen Sie Abstand von dieser Situation. Reflektieren Sie lhr Verhaltensmuster. Welche psychischen und körperlichen
Reaktionen erkennen Sie? Probieren Sie aus, welche anderen Reaktionsweisen Ihnen zur Verfügung stehen (Lernen I). Üben Sie im Rollenspiel, wie sich Ihr bisheriges
Verhalten variieren lässt, beispielsweise indem Sie es
übertreiben, herunterspielen oder modifizieren.
3 Lernen II
8)
Was
Wie
Ein neues Muster, das aus
einer anderen Situation
stammt
Treten Sie jetzt noch einen weiteren Schritt zurück und
wechseln Sie in die „Beobachterposition", von der aus
Sie sich selbst in dieser Situation beobachten können.
Dilts, NLP II, S. 95 ff.
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Lernen
Verhalten mit Lernebenen modifizieren (Fortsetzung)
3 Lernen II
Was
Wie
• Achten Sie darauf, wie Sie die Situation bisher eingeordnet haben (z. B. als gefährlich, ernst, dringend, bedrohlich usw.). Wie war Ihre Überzeugung bezüglich
dieser Situation?
• Erinnern Sie sich nun an eine weitere Situation zu einer
anderen Zeit, in der Sie völlig anders und viel ressourcenvoller agieren konnten (Lernen II) - beispielsweise
ruhig, akzeptierend, offen oder fokussiert. Assoziieren
Sie sich in eine Situation hinein, in der Ihnen diese andere Klasse von Verhaltens
• Bauen Sie eine „Glaubens-Brücke" zur Problemsituation: Welche tiefe Überzeugung hatte Ihnen das ressourcenreiche Verhalten in der zweiten Situation
ermöglicht? Welche Überzeugung brauchen Sie, damit
Sie die neue Kategorie von Verhalten in der Problemsituation zur Verfügung haben?
• Gehen Sie noch einmal in die Problemsituation und
agieren Sie so, als ob die neue Überzeugung und das
damit assoziierte neue Verhalten in der Problemsituation zur Verfügung stünden. Was wäre jetzt anders?
4
Lernen III
Was
Wie
Modellieren des völlig
neuen Musters einer anderen Person
Treten Sie nun einen weiteren Schritt zurück. Betrachten
Sie sich selbst von außen.Welche Auswahl an Verhaltensmustern Ihnen bislang im Leben zur Verfügung steht. Wie
wäre es, wenn Sie auf ein völlig anderes System von Verhaltensweisen zurückgreifen könnten - mithin eine andere
Identität (Lernen III) hätten?
• Stellen Sie sich eine Person, ein Tier oder ein anderes
Wesen vor mit einer komplett anderen Verhaltensstrategie als der Ihren. Erfinden Sie ein Rollenvorbild für dieses Verhaltenssystem und assoziieren Sie sich komplett
in dieses andere Wesen hinein (zweite Position). Falls
nötig, nutzen Sie eine Glaubensbrücke, um in die Wahr-
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Lernen
Verhalten mit Lernebenen modifizieren (Fortsetzung)
4
Lernen III
Was
Wie
nehmungsposition dieses Vorbilds einsteigen zu können. Welche Überzeugung brauchen Sie, um sich in dieses Vorbild hineinzuversetzen
• Aus der Innenperspektive dieses Rollenvorbilds: Welche
Metapher haben Sie für sich als diese Figur? Welche
„Berufung" haben Sie in der Rolle des Vorbilds? Gab
oder gibt es jemanden in Ihrem Leben, der Ihnen helfen
kann, die Begrenzungen Ihrer Wahrnehmung, wer Sie
sind, auszuweiten? Kehren Sie nun gedanklich in die
Problemsituation zurück und tun Sie, „als ob" Sie diese
andere Person wären, und setzen Sie die eben kreierte
Metapher und Berufung ein.
4
Lernen IV
Was
Wie
Zustand der Offenheit und
Verbundenheit mit dem
„größeren Geist" (das Unbewusste/der Geist des Feldes)
TTreten Sie nun auch aus der Ebene des Lernens III hinaus.
Begeben Sie sich in den Zustand des „ Nicht-Wissens", in
dem Sie ganz bei sich sind und offen für alle Möglichkeiten. Öffnen Sie sich für das, was Gregory Bateson als das
„Muster, das verbindet" bezeichnete oder auch als den
„größeren Geist". Einstein sprach hier von den „Gedanken
Gottes" und dem „Universum".
Erinnern Sie sich an eine Person in Ihrem Leben, die
etwas Tiefes in Ihnen geweckt und Ihre Sichtweise auf
die Welt des Möglichen erweitert hat. Finden Sie einen
Anker für diesen Zustand. Mit diesem Anker und in dem
geankerten Zustand kehren Sie durch alle Ebenen des
Lernens zurück in die ursprüngliche Problemsituation —
und dort handeln Sie spontan! Was könnten Sie jetzt
tun, das keinem der Ihnen bislang bekannten Verhaltenssysteme entstammen würde? (Lernen IV).
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