20:00 UhR - Theater im Pfalzbau

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PFALZBAU
BÜHNEN
HEFT
No 03 Theater im Pfalzbau
Verzeichnis
Liebes Publikum,
mit dem internationalen Festival OFFENE WELT nahmen wir im März 2015 erstmals
brisante Fragen von Migration und interkulturellem Zusammenleben in den Blick. Seit
damals hat sich die Situation zugespitzt, es entstehen neue Herausforderungen, neue
Reibungspunkte und sicher auch neue Chancen durch den Zuzug so vieler Menschen
aus anderen Kulturen. In diesem Jahr werden wir uns zweifach mit den aktuellen Fragestellungen auseinandersetzen. Im März erwartet Sie ein Programmschwerpunkt OFFENE
WELT mit Theater vom Balkan, aus Serbien, Brasilien und Ludwigshafen, Musik aus
Schweden, einer Lesung von Feridun Zaimoglu und einer Ausstellung von Sakir Gökçebaǧ.
Als Auftakt zu den Festspielen Ludwigshafen im Oktober 2016 zeigen wir, neben einem
herausragenden Gastspiel, die Ergebnisse mehrerer in unserer Stadt entstandener Bürgerprojekte. Mit Ihnen und den Menschen, die nach der Flucht hier Aufnahme gefunden
haben, werden wir dann ein großes Fest feiern. Wegen kurzfristig ausbleibender Drittmittel können wir Ihnen ein Festival im Umfang des letzten Jahres nicht bieten.
Verzeichnis02
Complex Ristić
30
Grusswort Tilman gersch
03
Muttersprache Mameloschn
32
Programmübersicht 04
Ajax
33
KURZ UND WICHTIG
06
Ottoman Sufi Night
34
Stunde 0?
07
Anna von Hausswolff
35
Faustrecht
08
Mutter Courage
36
Le Petit Prince
10
Ball im Savoy
38
Half Broke Horses
11
The Kraut
39
4. Sinfoniekonzert
12
Wild Grass
40
5. Sinfoniekonzert
13
Effi Briest
42
Junger Pfalzbau
Der Barbier von Sevilla
14
44
Schatten (Eurydike sagt)
15
Hair
16
Servus Peter – Oh là là Mireille
17
Unser Programm der kommenden Monate hat einige, auch internationale Höhepunkte
zu bieten. Das Beijing Dance Theatre und das Balé da Cidade de São Paulo sind zwei
berühmte Tanzcompagnien, die im Abstand von wenigen Wochen hier gastieren. Aus
Karlsruhe kommt das Badische Staatstheater mit Jan Philipp Glogers hochgelobter
Jelinek-Inszenierung Schatten (Eurydike sagt), und das Staatstheater Stuttgart zeigt
Fontanes Effi Briest in der Regie von Jorinde Dröse. Das und vieles mehr macht
Ludwigshafen und das Theater im Pfalzbau zu einem Ort, an dem es für und durch die
Kultur heißt: Herzlich willkommen!
Balé da Cidade de São Paulo
18
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit mit dem Programm der Pfalzbau Bühnen.
Taksi to Istanbul
20
Sein oder Nichtsein
21
Dreier steht Kopf
22
Tatort: Schlachtfeld
23
Schwerpunkt OFFENE WELT
24
Vorhaut
26
Homework
28
Feridun Zaimoglu: Siebentürmeviertel
29
02
Programmvorschau46
IMPRESSUM48
Wenn uns der Strom der Flüchtlinge verunsichert, wenn Ängste und Ablehnung wachsen, kann es nur zuträglich sein, sich die eigene Geschichte in Erinnerung zu rufen. Auch
sie berichtet von Krieg, Terror, Vertreibung – und von einem Neubeginn, der unter anderem die Integration von mehreren Millionen Flüchtlingen erforderte. Drei sehr unterschiedliche Stücke zu diesem Thema haben mich in den letzten Monaten beschäftigt.
Ajax, Mutter Courage und Faustrecht zeigen die Auswirkungen von Krieg und Gewalt auf
die menschliche Psyche und helfen zu verstehen, warum die Welt uns im Moment so aus
den Fugen geraten scheint. Ich habe sie in Karlsruhe, Pforzheim und Ludwigshafen erarbeitet, im Februar und März sind sie an den Pfalzbau Bühnen zu sehen.
Ihr
Tilman Gersch
Intendant der Pfalzbau Bühnen
03
Sa, 13.02.16
So, 14.02.16
Di, 16.02.16
Uraufführung, WA
19:30 Uhr
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Fr, 19.02.16
So, 21.02.16
MT, TG
TG 3, TG 5, TG 6, WA
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Opera Buffa von Gioachino Rossini
Pfalztheater Kaiserslautern
Koproduktion Pfalzbau Bühnen
mit dem Badischen Staatstheater
Karlsruhe
Textfassung Barbara Wendland
Inszenierung Tilman Gersch
Hinterbühne, Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
So, 14.02.16
di, 16.02.16
18:00 Uhr
18:00 Uhr
Stunde
0?
(Was bleibt uns in den
Trümmern unserer Welt)
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Markus Bieringer
Inszenierung Alvaro Schoeck
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Di, 23.02.16
S2
Inszenierung Jan Philipp Gloger
Große Bühne, Preise 33 €, 28 €, 23 €, 18 €
Mi, 24.02.16
19:30 Uhr
20:00 Uhr
20:00 Uhr
4. Sinfoniekonzert
Werke von Frédéric Chopin und Peter Tschaikowsky
Philharmonisches Orchester
Breslau
Dirigent Daniel Raiskin
Solist Alexei Volodin, Klavier
BASF-Feierabendhaus, Preise 46 €, 40 €, 32 €, 25 €
zzgl. 3 € an der Abendkasse
Mo, 29.02.16
11:00 / 19:30 Uhr
Theaterhaus Ensemble Frankfurt
Für Kinder ab 5 Jahren
Inszenierung Rob Vriens
Große Bühne, Einheitspreis 5 €, ermäßigt 3 €
Familienpaket 10 €
BR 1
AL 2, JA
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Balé da Cidade
de São Paulo
Choreographien Mauro Bigonzetti, Luis
Arrieta und Itzik Galili
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
COM 1
19:30 Uhr
19:30 Uhr
S1, TG 6
Ballhaus Naunynstraße Berlin
Inszenierung Miraz Bezar
Große Bühne, Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
Nach einem Roman von Jeanette Walls
Für Jugendliche ab 14 Jahren
In englischer Sprache
Große Bühne, Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Istanbul
Ensembleproduktion Comedia Köln
Inszenierung Manuel Moser
Studiobühne, Einheitspreis 7 €, ermäßigt 4 €
Familienpaket 15 €
di, 01.03.16
Mi, 02.03.16
So, 06.03.16
11:00 Uhr
COM 2, WA
SEN 2
19:30 Uhr
14:30 Uhr
Sein oder
Nichtsein
Komödie von Nick Whitby
Nach dem gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch
Stadttheater Pforzheim
Inszenierung Caroline Stolz
Große Bühne, Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
SEN Einheitspreis 14 €
Mo, 14.03.16
Di, 15.03.16
Mi, 16.03.16
Di, 08.03.16
19:30 Uhr
Siebentürmeviertel
Lesung von Feridun Zaimoglu
Gläsernes Foyer, Einheitspreis 12 €
MI, 09.03.16
20:00 Uhr
Der Ristić
Komplex
Theaterstück in serbo-kroatischer Sprache mit
deutschen Übertiteln
Deutschlandpremiere
Internationale Koproduktion Slovensko mladinsko
gledališč e Ljubljana; HNK Ivana pl. Zajca
Rijeka; BITEF, Beograd; MOT, Skopje
Regie Oliver Frljić
Hinterbühne, Einheitspreis 18 €, ermäßigt 10 €
TG 4
19:30 Uhr
11:00 Uhr
19:30 Uhr
Mutter Courage
und ihre Kinder
ATO cia. cênica
Koproduktion Theater Pforzheim
und Pfalzbau Bühnen
In portugiesischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Europapremiere
Studio, Einheitspreis 18 €, ermäßigt 10 €
Mi, 09.03.16
Mi, 10.03.16
20:00 Uhr
20:00 Uhr
5. Sinfoniekonzert
Werke von Richard Strauss und Béla Bartók
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Dirigent Karl-Heinz Steffens
Solist Pinchas Zukerman, Viola
BASF-Feierabendhaus
Preise 46 €, 40 €, 32 €, 25 €
zzgl. 3 € an der Abendkasse
Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg
von Bertolt Brecht
Musik Paul Dessau
Inszenierung Tilman Gersch
Große Bühne, Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
Vorstellung am 15.03., 11:00 Uhr: Einheitspreis 11 €
Fr, 18.03.16
Sa, 19.03.16
So, 20.03.16
COM 2
TG 2, TG 5, WA
SEN 1
19:30 Uhr
19:30 Uhr
14:30 Uhr
Ball im
Savoy
Operette von Paul Abraham
Landestheater Coburg
11:00 / 19:00 Uhr
Inszenierung Tobias Materna
Musikalische Leitung Roland Fister
Große Bühne, Preise 38 €, 32 €, 26 €, 20 €
SEN Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
AJAX Wild Grass
Mi, 23.03.16
Lesung und Gespräch zum Ersten Weltkrieg
Mit Nicole Heesters und Andreas Hoppe
Im Anschluss Expertengespräch mit dem Historiker
Wolfgang Schivelbusch und Maria Böhmer (CDU,
MdB)
Gläsernes Foyer, Einheitspreis 12 €
S 2, JA
Muttersprache
Mameloschn
Do, 10.03.16
19:00 Uhr
11:00 Uhr
Taksi to
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Stück von Marianna Salzmann
Von Carsten Brandau
Komödie von Necati Öziri
American Drama Group
Do, 10.03.16
Fr, 11.03.16
Lingua mãe Mameloschn
Vorhaut
Mo, 29.02.16
Di, 01.03.16
Junges Staatsmusical Wiesbaden
Mi, 17.02.16
Do, 18.02,16
Ursli und Toni Pfister mit dem Jo Roloff Trio
Große Bühne, Einheitspreis 28 €, ermäßigt 18 €
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Regie und Choreographie Iris Limbarth
Musikalische Leitung Frank Bangert
Große Bühne, Einheitspreis 24 €, ermäßigt 15 €
Familienpaket 52 €
In französischer Sprache
Große Bühne, Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Mireille!
Von Elfriede Jelinek
Fr, 26.02.16
SA, 27.02.16
10:00 / 16:00 Uhr
Servus Peter –
(Eurydike sagt)
Von Gerome Ragni und James Rado
Musik Galt MacDermot
TNT Theatre
Fr, 04.03.16
Fr, 04.03.16
Sa, 05.03.16
11:00 Uhr
Theaterstück nach dem gleichnamigen Buch von
Antoine de Saint-Exupéry
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Lesung literarischer Texte der Nachkriegszeit
Gläsernes Foyer, Eintritt frei
Mo, 15.02.16
TG 1, TG 4
Oh là là
F a u s t
Nach Romanen von Gert Ledig
So, 28.02.16
Von Sophokles
Projekt mit Jugendlichen
Inszenierung Tilman Gersch
Hinterbühne, Einheitspreis 12 €, ermäßigt 7 €
Familienpaket 25 €
20:00 Uhr
Ottoman Sufi Night
Von Sheikh Bahauddin Adil
Große Bühne, Einheitspreis 19 €
SO, 13.03.16
20:00 Uhr
Anna von
Hausswolff
Konzert
19:30 Uhr
Beijing Dance Theater
Junger Pfalzbau
Sa, 12.03.16
BR 2, TG 3
Große Bühne, Einheitspreis 18 €, ermäßigt 15 €
Ein Abend in drei Teilen: Dead Fire / Farewell,
Shadows / Dance of Extremity
Choreographie Wang Yuanyuan
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Do, 24.03.16
COM 1
19:30 Uhr
The Kraut
Ein Marlene-Dietrich-Abend von Dirk Heidicke
Mit Susanne Bard (Marlene) und Jens-Uwe Günther
(Klavier)
Regie und Ausstattung Klaus Noack
Musikalische Leitung Jens-Uwe Günther
Große Bühne, Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
Mi, 30.03.16
DO, 31.03.16
AL 1, WA
S 2, TG 6
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Effi Briest
Nach dem Roman von Theodor Fontane
Schauspiel Stuttgart
Inszenierung Jorinde Dröse
Große Bühne, Preise 33 €, 28 €, 23 €, 18 €
04
05
Kurz und wichtig
Kleine Seemänner, große Schiffe
Die Aufführungen von Kleine Seemänner, große Schiffe von
Kindern für Kinder wurden verschoben: Die Premiere findet nun
am Freitag, 5. Februar 2016 um 16 Uhr statt, die zweite Vorstellung ist am Samstag, 6. Februar 2016 um 16 Uhr. Die kleinen
Akteure sind auf einem guten Weg, brauchen aber noch etwas
mehr Zeit für die Proben.
Le Petit Prince
Mit der französischsprachigen Produktion Le Petit Prince nach
dem gleichnamigen Buch von Antoine de Saint-Exupéry gastiert
das TNT Theatre am Montag. 15.02.16 um 11:00 Uhr im Theater
im Pfalzbau.
Bertolt Brecht
Casting Der kleine Horrorladen
Bald starten die Proben für die Ludwigshafener Aufführung des
Musicals Der kleine Horrorladen in der Regie von Iris Limbarth.
Interessierte junge Menschen aus Ludwigshafen und Umgebung
(Alter zwischen 15 und 25 Jahren) können sich beim Casting am
15. Februar um 18 Uhr, Treffpunkt Pforte, vorstellen. Weitere Informationen erhalten Sie beim Team des Jungen Pfalzbau, Telefon 0621/504-2561.
Tatort: Schlachtfeld
Eine Lesung mit literarischen Texten zum Ersten Weltkrieg unter
dem Titel Tatort: Schlachtfeld ist am Sonntag, 06.03.16 um 11:00
Uhr im Gläsernen Foyer zu hören. Nicole Heesters und Andreas
Hoppe lesen Texte von Autoren wie Stefan Zweig, Thomas Mann,
Ernst Jünger u.a. Im Anschluss findet ein Expertengespräch mit
dem Historiker Wolfgang Schivelbusch und Maria Böhmer (CDU,
MdB) statt.
Wort und Wein am 9. April
Der Schauspieler Sergej Gößner entstammt der bekannten Ludwigshafener Ringer-Familie. In Tilman Gerschs Inszenierung von
Brechts Mutter Courage am Theater Pforzheim spielt er die Rolle
des Eilif. Als Gast in der Reihe Wort und Wein liest er am 9. April
Literatur aus der Pfalz.
06
Ina Seidel
Wolfgang Borchert
Klaus Arp (1950 bis 2016)
Die Mitarbeiter der Pfalzbau Bühnen trauern um
den Dirigenten und Komponisten Professor Klaus
Arp, der am 4. Januar 2016 im Alter von 65 Jahren verstorben ist. Klaus Arp war nach seinem
Studium an der Hamburger Musikhochschule zunächst an der Hamburgischen Staatsoper tätig,
wurde dann 1. Kapellmeister am Stadttheater
Koblenz und später Chefdirigent des Rundfunkorchesters des Südwestfunks in Kaiserslautern.
1993 übernahm er die Professur für Orchesterleitung der staatlichen Musikhochschule Heidelberg-Mannheim. Als Leiter des Beethovenchors
Ludwigshafen bereicherte er unser Programm
mit hochwertigen musikalischen Beiträgen. Er
wird uns fehlen.
G
ab es sie wirklich, die Stunde 0 nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die Uhren hoffnungsvoll auf Neuanfang gestellt wurden und man den Blick zurück tunlichst
unterließ, weil er so deprimierend und schuldbeladen ausfiel? Dass die Schriftsteller diese Zeit aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln wahrnahmen und mit vielfältigen künstlerischen Mitteln die zeitgeschichtlichen Ereignisse spiegelten, zeigt ein Blick
auf das Schaffen deutscher Dichter der 45er bis frühen 50er Jahre.
Bei der Lesung Stunde 0? geben Mitarbeiter des Theaters im Pfalzbau bedeutenden Autoren der unmittelbaren Nachkriegszeit eine Stimme. So wie Gert Ledig in seinen Texten
in erster Linie seine eigenen grausamen Kriegserlebnisse künstlerisch und kunstvoll verarbeitete, arbeiten auch andere Schriftsteller ihr individuelles Erleben während der Nazizeit auf: Der Dramatiker Günther Weisenborn schildert in seinem Erfolgsstück Die Illegalen das Wirken von Widerstandsgruppen im „Dritten Reich“, Paul Celan thematisiert
die Vernichtung der Juden in seiner Todesfuge, dem wohl bedeutendsten Gedicht der
Nachkriegszeit. Thomas Mann sinniert aus dem Exil darüber, warum er nicht nach
Deutschland zurückkehrt, Wolfgang Borchert, Heinrich Böll, Arno Schmidt und
Wolfgang Koeppen schildern in Erzählungen das karge und ganz auf’s Überleben ausgerichtete Dasein in der Trümmerlandschaft nach den Zerstörungen des Krieges. Was
bleibt uns in den Trümmern dieser Welt / Für Zuflucht aus dem Labyrinth der Trauer?
fragt Ina Seidel, die meistgelesene Lyrikerin dieser Tage, und Hans Erich Nossack schildert in seiner faszinierenden Erzählung Der Untergang ausführlich die Bombardierungen
Hamburgs durch die Alliierten im Sommer 1943.
Stunde 0?
(Was bleibt uns in den
Trümmern unserer Welt)
Lesung aus Texten der
Nachkriegszeit
Gläsernes Foyer, Eintritt frei
So, 14.02.16, 18:00 Uhr
Di, 16.02.16, 18:00 Uhr
Lassen Sie sich durch diese eindrücklichen Texte in die Stimmung, die Ängste, Traumata und Erwartungen der Nachkriegszeit versetzen, die Entstehungszeit von Gert Ledigs
Romanen – eine Zeit zwischen tiefer Schuld, Verarbeitung von Kriegsgräueln, aber auch
erster Hoffnung auf einen Neubeginn unter anderen Vorzeichen. Fort mit den Trümmern
/ und was Neues hingebaut! schreibt Bertolt Brecht kämpferisch in seinem Aufbaulied.
07
Gert Ledig trat direkt nach dem Zweiten Weltkrieg mit mehreren Romanen in Erscheinung, die sich mit dem brutalen
Kriegsgeschehen und der Nachkriegszeit auseinandersetzten. Was macht diesen Autor so bedeutsam, dass Sie sein
Werk heute wieder einem Publikum präsentieren möchten?
Gert Ledig hat eine sehr packende direkte Sprache. Er verwickelt
den Leser in kürzester Zeit plastisch in die Geschehnisse der
Zeit. Er selbst hat an der Ostfront gekämpft, darüber erzählt Die
Stalinorgel, sein schon damals hochgelobter Erstlingsroman. Als
Ingenieur war er später in der „kriegswichtigen Industrie“ eingesetzt und erlebt so auch den Luftangriff auf München. Das hat
Ledig in apokalyptischen Bildern in Vergeltung verarbeitet. In
Faustrecht entwirft er sehr lebensnah das Bild der Stunde Null im
Winter 1945/46. Im zerstörten München sehen wir junge Kriegsheimkehrer im Kampf ums Überleben. Das ist eine fesselnde Trilogie deutscher Geschichte, die mich sehr interessiert hat.
Wie entstand aus diesen drei Texten eine schlüssige Bühnenbearbeitung?
Barbara Wendland hat den sehr dialogreichen Roman Faustrecht, der sich am ehesten für das Theater eignet, geschickt verdichtet. Zitate aus den anderen Romanen werden so eingeflochten, dass daraus biografische Erfahrungen der Figuren entstehen. Das erweitert den Abend in Sprache und Horizont. Im Fokus
steht aber die spannende „Nichtzeit“ zwischen Kriegsende und
politischem Neuanfang.
Faustrecht
Nach Romanen von Gert Ledig
Hinterbühne
Sa, 13.02.16, 19:30 Uhr,
Uraufführung, WA
So, 14.02.16, 19:30 Uhr
Di, 16.02.16, 19:30 Uhr
Koproduktion Pfalzbau Bühnen mit
dem Badischen Staatstheater Karlsruhe
Für die Bühne bearbeitet von Barbara Wendland
Inszenierung Tilman Gersch
Bühne und Kostüme Henrike Engel
Musik Alex Gunia
Dramaturgie Marlies Kink/Barbara Wendland
Mit Michel Brandt (Rob), Luis Quintana (Edel), Sven
Daniel Bühler (Hai), Marthe Lola Deutschmann (Olga)
Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Einführung vor jeder Vorstellung, jeweils um 19:00
Uhr. Treffpunkt Eingang Hinterbühne
Nachgespräch am So, 14.02.16 und am Di, 16.02.16
im Anschluss an die Vorstellung
08
O
pa, erzähl vom Krieg!“ – es gibt nicht mehr viele Großeltern, die dieser Bitte
nachkommen können. Die Generation, die das Grauen von Frontkämpfen und
Bombennächten selbst erlebt und die Erinnerung an Hunger, Flucht und Vertreibung oft ein Leben lang mit sich getragen hat, verabschiedet sich nach und nach von
uns. Mit ihr verschwindet das Bewusstsein für die immensen Auswirkungen, die solch
traumatische Erlebnisse auch auf die Nachkommen, sogar auf Enkel und Urenkel, haben
können. Als Gert Ledigs Roman Vergeltung 1999, Jahrzehnte nach seiner ersten Veröffentlichung, wieder aufgelegt wurde, war auch er bereits verstorben. Umso mehr dankten Kritik und Leser ihm für diese authentische Chronik eines Bombenangriffs auf eine
deutsche Stadt, die seine Zeitgenossen noch allzu sehr verstört hatte. Auch seine anderen beiden Romane, Stalinorgel und Faustrecht, sind glaubwürdige Zeugnisse der Entmenschlichung infolge von Krieg und Zerstörung. Die Romantrilogie wird gleichermaßen
als historisches Dokument und als literarisches Wagnis geschätzt.
Unsere Theateradaption macht sich die Plastizität der Figuren und Dialoge in Ledigs
Nachkriegsroman Faustrecht zunutze. Die Geschichte mehrerer junger Menschen, die in
den Ruinen der zerstörten Stadt München ums Überleben kämpfen und nicht in der Lage sind, eine geeignete Zukunftsvision und für sich die neu entstehende Gesellschaft zu
entwickeln, bildet die Basis für das szenische Konvolut, das tief ins kollektive Unbewusste unseres Landes dringt und nach der Brüchigkeit und dem Preis unseres Wohlstands und unserer Sicherheit fragt. Regisseur Tilman Gersch erzählt von den Motiven,
die ihn zur szenischen Umsetzung der Romantrilogie bewegt haben.
Wie wird die Ausstattung der Aufführung, die in den Händen
von Henrike Engel liegt, gestaltet sein, mit der Sie ja schon
mehrfach zusammen gearbeitet haben: eher naturalistisch
oder in einer symbolischen Annäherung?
Wir arbeiten mit historischen Versatzstücken. Der Raum soll aber
dem großen Thema entsprechend keine naturale Einengung haben. Wichtig ist, dass der Zuschauer in der Bühnenatmosphäre
die verschiedenen Örtlichkeiten erfassen kann. Also letztlich
symbolisch mit realistischen Details.
Realisiert wird die Inszenierung in einer Koproduktion mit
dem Badischen Staatstheater Karlsruhe. Die Schauspieler
stammen von dort und die Ausstattung wird in den dortigen
Werkstätten hergestellt. Wie hat sich das Projekt entwickelt
und nach welchen Kriterien haben Sie z.B. die Besetzung
der Rollen vorgenommen?
Über die Besetzung der Rollen mit Schauspielern des Badischen
Staatstheaters Karlsruhe habe ich mich sehr gefreut. Der Schauspieldirektor Jan Linders und die Dramaturgin Marlies Kink, die
natürlich auch die neu engagierten Kollegen bestens kannten,
haben mich gut beraten. Im Jargon sagt man, sie liegen „wie gespuckt“ auf den Rollen. Beeindruckt hat mich, dass auch sie, mit
Anfang Zwanzig, sehr neugierig in den eigenen Familien nach Berichten über die Zeit während und nach dem Krieg geforscht haben. Sie erzählten so lebendig davon, dass mir klar wurde, wie
präsent die Geschichten um den Zweiten Weltkrieg noch immer
in den Menschen sind.
Der Roman schildert einen Ausschnitt aus dem Leben dreier
Kriegsheimkehrer und einer Frau, die alle nach einer neuen
Lebensperspektive suchen. Was macht diese Menschen
und ihre Erlebnisse für uns heute interessant?
Die Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Die Erfahrung, mit
Schuld leben zu müssen. Die elementare Erfahrung der Niederlage, die absolute Unbehaustheit, menschlich wie politisch. Meine
Eltern haben die Flucht aus Pommern und Schlesien erlebt. Mein
Großvater musste in beiden Weltkriegen kämpfen. Viel gesprochen wurde darüber nicht. Ich glaube, dass sich in vielen Familien die Frage nach sozialer und seelischer Prägung durch diese
Zeit bis heute stellt.
Als Erinnerungsfetzen fließen Zitate aus anderen Werken
des Autors in die Inszenierung ein. Welche Ebenen eröffnen
sich dadurch für die Zuschauer und wie werden diese Erinnerungen in der Aufführung dargestellt?
Durch die Collagetechnik wird deutlich, dass die Figuren nicht
geschichtslos in die Stunde Null fielen, sondern Situationen erlebt haben oder zu verantworten hatten, mit denen sie nun nicht
zurecht kommen. Wir haben den Musiker Alex Gunia auf der Bühne, der mit seiner Musik eine weitere atmosphärische und seelische Ebene schafft.
09
The American Drama Group Europe presents TNT theatre
in
HALF BROKE HORSES
by Jeannette Walls
“By special arrangement with Lions Gate Films and Jeannette Walls”
Half Broke
Horses
Nach einem roman von Jeanette Walls
GROSSE BUeHNE
Le Petit Prince
Schauspiel nach Antoine
de Saint-Exupéry in
französischer Sprache
GroSSe Bühne
Mo, 15.02.16, 11:00 Uhr
TNT Theatre
Regie Eric Tessier-Lavigner
Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Dauer 1 Stunde 45 Minuten
10
MO, 29.02.16
19:00 UHR
N
ur wenige literarische Werke sind von solch emotionaler Kraft wie die Erzählung
Antoine de Saint-Exupérys, für die man eigentlich erst im Erwachsenenalter reif
ist, wenn man sie als philosophisches Kompendium betrachten will. Andererseits hat er mit der Figur des kleinen Prinzen ein solch entwaffnendes Wesen geschaffen, das in der Begegnung mit dem Erzähler, der für die Welt der Erwachsenen steht,
eine ganz klare, unverblümte Sprache spricht, so dass sich manche Sätze aus dem
Büchlein ein Leben lang einprägen.
Adapted for the stage by Paul Stebbings and Phil Smith Music Paul Flush. Directed by Christian Flint
Producer Grantly Marshall
GASTSPIEL IN ENGLISCHER SPRACHE
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
Saint-Exupéry war nicht nur Autor, sondern auch Pilot, der eines Tages in der Wüste mit
seinem Flugzeug notlanden musste. Allein und auf sich gestellt, auf der Suche nach
Wasser oder Spuren menschlichen Lebens, wird er am Morgen nach dem Absturz von
folgender Bitte geweckt: „Bitte zeichne mir ein Schaf!“ Und so macht er die Bekanntschaft des kleinen Prinzen. Nachdem er in die Zivilisation zurückgekehrt ist, schreibt
Saint-Exupéry den Petit Prince. Dieser hat sich eines Tages auf die Reise gemacht, weil
er zu viele Schwierigkeiten mit einer Rose auf seinem eigenen kleinen Planeten hatte.
Im Laufe seiner Reise durch das Universum trifft der kleine Prinz auf einen egoistischen
König, einen beifallsheischenden Eitlen, einen pathetischen Trinker, einen gierigen Geschäftsmann, einen pflichtbewussten Laternenanzünder und einen einsam forschenden
Geographen. Letzterer empfiehlt ihm den Planeten Erde, der einen guten Ruf habe.
Durch die wachsende Liebe zum kleinen Prinzen, der dem Piloten durch seine vermeintlich kindliche Sicht der Dinge einen Spiegel vorhält, begegnet der Erzähler sich selbst.
Am Ende setzt der kleine Prinz seine Pilgerfahrt fort, nachdem er die Wüste wieder verlassen hat.
ir befinden uns am Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer Ranch an der
Grenze zu Texas mitten in der Wüste. Die kleine Lily hat keine einfache Kindheit und muss mit ihrer Familie nach Neumexiko ziehen, der Vater ist Invalide,
die Mutter fühlt sich für jegliche Arbeit zu schwach. Bereits in jungen Jahren muss sie
lernen, mit anzupacken und Verantwortung zu übernehmen, und verlässt schließlich früh
das elterliche Haus. Wie hart dieses Schicksal im ersten Moment auch klingen mag, so
sehr hat es Lily jedoch für ihr späteres Leben geprägt: Sie entwickelt sich zu einer starken, selbstbewussten Frau, deren Leben für die damalige Zeit erstaunlich fortschrittlich
verläuft. Sie beginnt an verschiedenen Orten zu unterrichten, zähmt wilde Pferde,
kämpft für ihre Rechte, lernt Autofahren und fliegt ein Flugzeug. In Chicago trifft sie auf
ihre große Liebe, heiratet und bekommt zwei Kinder. Immer neue Herausforderungen
erwarten sie, von denen sie sich aber in keiner Weise unterkriegen lässt – egal wie sehr
sie mit ihrem Verhalten aneckt oder wie schwer und problematisch ihr Leben und ihre
Ehe auch sein mögen.
Das TNT Theatre geht bei der Umsetzung dieses charmanten Werkes mit feinem Esprit
und übersprühender Energie vor, die sein Renommee ausmachen, es lässt poetische
Texte und Pragmatismus, Tanz und Komödie, Musik und Darstellungskraft zu einem
Ganzen verschmelzen. Eine bedeutende Rolle nimmt die Bewegung ein: die Darsteller
bringen die Poesie des Textes dank einer ausgeklügelten Choreographie zum Klingen.
Die Devise des TNT Theatre stammt von dem berühmten russischen Direktor Meyerhold, der über das Theater sagte, es müsse „eine Tragödie mit einem Lächeln auf den
Lippen“ sein.
Bereits in The Glass Castle hatte die US-amerikanische Autorin Jeannette Walls ihre Familiengeschichte zu Papier gebracht, in der ihre Großmutter Lily Casey eine kleinere Rolle spielte, die in Half Broke Horses (auf Deutsch Ein ungezähmtes Leben) zur Hauptperson wird. Die erzählenswerte Lebensgeschichte dieser außergewöhnlichen Frau gibt
dem Zuschauer einen einzigartigen Eindruck, wie beschwerlich, aber auch abenteuerlich das Leben für eine Frau zur damaligen Zeit sein konnte. Die American Drama Group
präsentiert mit dieser englischsprachigen Aufführung die Adaption eines weiteren Literaturklassikers, wie zuvor schon David Copperfield oder Moby Dick.
W
29. Februar 2016, 11.00 und19.00 Uhr
Weitere Information: [email protected] www.adg-europe.com
Half Broke Horses
Nach einem Roman von
Jeanette Walls
GroSSe BÜHNE
Mo, 29.02.16, 11:00 Uhr
Mo, 29.02.16, 19:00 Uhr
American Drama Group
Für Jugendliche ab 14 Jahren
In englischer Sprache
Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Dauer 2 Stunden 15 Minuten
11
Mi, 09.03.16 20:00 Uhr Sinf A
Do, 10.03.16 20:00 Uhr Sinf B
BASF-Feierabendhaus
05
SINFONIE
KONZERT
Alexei Volodin
4. Sinfoniekonzert
Frédéric Chopin:
2. Klavierkonzert f-Moll op. 21
Peter Tschaikowsky:
Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64
BASF-Feierabendhaus
Mi, 17.02.16, 20:00 Uhr
Do, 18.02.16, 20:00 Uhr
Philharmonisches Orchester Breslau
Dirigent Daniel Raiskin
Solist Alexei Volodin, Klavier
Preise 46 €, 40 €, 32 €, 25 €
zzgl. 3 € an der Abendkasse
12
D
as NFM Philharmonische Orchester Breslau, Orchester der Kulturhauptstadt
Europas 2016, wurde 1945 gegründet. Der Klangkörper trat das Erbe einer großen städtischen Musiktradition an, die weit bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Komponisten wie Johannes Brahms, Edvard Grieg oder Gustav Mahler zählten zu
seinen Gastdirigenten.
In jüngerer Zeit arbeitete das Orchester viel mit Daniel Raiskin zusammen, der auch dieses Konzert leiten wird. Der russische Dirigent, Chef der Rheinischen Philharmonie Koblenz und der Artur-Rubinstein-Philharmonie in Polens zweitgrößter Stadt Lodz, hat sich
mit einem breit gefächerten Repertoire und anspruchsvollen Programmen einen Namen
gemacht. Er arbeitet mit zahlreichen internationalen Orchestern und ist auch als Operndirigent tätig.
Der Solist des Abends ist der 1977 in St. Petersburg geborene Alexei Volodin, der für
sein Fingerspitzengefühl und seine technische Brillanz von der Kritik hoch gelobt wird.
Er ist bei den renommiertesten Orchestern überaus gefragt und gehört zweifellos zu den
herausragenden Pianisten seiner Generation, den die internationale Presse als „betörenden Klangfarbenmagier“ betitelt. Sein außergewöhnlich vielfältiges Repertoire reicht
von Beethoven und Bach über Tschaikowsky, Rachmaninoff, Prokofjew und Skrjabin bis
zu Gershwin, Schtschedrin und Kapustin.
Beim 4. Sinfoniekonzert erklingen Werke von Frédéric Chopin und Peter Tschaikowsky.
Vom tragischen, pessimistischen und dennoch tröstlich klingenden Thema des ersten
Satzes über den emotionsgeladenen, poetischen zweiten Satz bis hin zur temperamentvollen polnischen Folklore mit dem Geist der aufblühenden nationalen Musik: Chopin
legt in seinem zweiten Klavierkonzert eine farbenreiche Gefühlspalette offen. Sehnsucht, Träumerei, die Kühnheit der jugendlichen Jahre, Schmerz und Hoffnung werden
hier vereint. All das verwandelte Chopin meisterhaft in weitgeschwungene Melodiebögen und perlende Läufe.
Tschaikowskys 5. Sinfonie, eine seiner am stärksten durchgeformten Arbeiten, wirkt wie
aus einem Guss und besticht durch „die innere Zusammengehörigkeit aller Themen und
Motive, die zwingende Logik der gesamten Entwicklung und das Festhalten an einer
Grundstimmung, einer nicht weichlich-wehmütigen, sondern herb-stolzen Resignation“,
so der Tschaikowsky-Biograph Richard Stein. Dabei beeindruckt u.a. der mächtige Finalsatz, dessen Schlussherrlichkeit eine starke Bildhaftigkeit und Assoziationsfülle
transportiert.
Pinchas Zukerman
R
ichard Strauss offenbart mit seiner Tondichtung Don Juan nach einem Gedichtfragment von Nicolaus Lenau eine Nähe zu Richard Wagner, dessen Tristan und
Isolde eine ähnliche Ruhelosigkeit und beständiges Weiterfließen in der orchestralen Polyphonie und Harmonik erkennen lässt. Auffällig ist die kraftvolle, in Sinnenfreude schwelgende Diesseitigkeit der Komposition: Die farbige Leuchtkraft des Orchesterklangs und die bereits in den Tondichtungen entwickelte psychologische
Differenzierung werden zu wichtigen stilistischen Voraussetzungen für für das Bühnenschaffen des Komponisten. Tod und Verklärung entstand unmittelbar nach Don Juan.
Entgegen der irrigen Ansicht, diese Komposition reflektiere ein eigenes Erleben, nannte
Strauss selbst die Idee zu Tod und Verklärung einen „Einfall wie ein anderer“. Nichtsdestotrotz ist der Naturalismus der Komposition frappierend, denn Strauss schildert den
physischen Tod mit einer geradezu klinischen Genauigkeit ohne emotionale Anteilnahme.
Bartók selbst sagte über sein Konzert für Viola und Orchester: „ Es ist fertig und auch
nicht...“, und dieser Widerspruch ist dem Werk anzumerken. Bartók konnte das Konzert
nur noch skizzieren, dem mit seiner Arbeitsweise vertraute Tibor Serly kam nach Bartóks
Tod die schwierige Aufgabe zu, die Skizzen zu einer spielbaren Komposition zusammenzufügen. Bartóks Manuskript enthielt jedoch die Werkidee nur im Rohzustand, während
die Angaben zur eigentlichen Instrumentation tatsächlich äußerst lückenhaft waren. So
gesehen lässt sich kaum darüber hinwegtäuschen, dass es sich beim Konzert für
Viola und Orchester eigentlich um eine Komposition von Tibor Serly handelt, basierend
auf Themen, Skizzen und Ideen Béla Bartóks.
5. Sinfoniekonzert
BASF-Feierabendhaus
Mi, 09.03.16, 20:00 Uhr, Sinf A
Do, 10.03.16, 20:00 Uhr, Sinf B
19.00 Uhr, Einführung Monika
Kursawe
Richard Strauss Don Juan op. 20
/ Tod und Verklärung op. 24
Béla Bartók Konzert für Viola
und Orchester
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Dirigent Karl-Heinz Steffens
Solist Pinchas Zukerman, Viola
Preise 46 €, 40 €, 32 €, 25 €
zzgl. 3 € an der Abendkasse
13
Fr
19.02.16
19:30 Uhr
MT, TG 2
So
21.02.16
19:30 Uhr
TG 3, TG 5, TG 6, WA
Der
Barbier
von
Sevilla
GroSSe Bühne
Der Barbier von Sevilla
Opera buffa von Gioachino
Rossini
GroSSe Bühne
Fr, 19.02.16, 19:30 Uhr, MT, TG 2
So, 21.02.16, 19:30 Uhr, TG 3,
TG 5, TG 6, WA
Pfalztheater Kaiserslautern
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Rodrigo Tomillo
Inszenierung Alvaro Schoeck
Bühne Anna Kirschstein
Kostüme Marcel Zaba
Chor Johannes Köhler
Mit Daniel Kim (Graf Almaviva), Wieland Satter (Bartolo), Monika Hügel (Rosina), Daniel Böhm (Figaro),
Alexis Wagner (Basilio), Christina-Mirl Rehm (Berta),
Peter Floch (Fiorello), Radoslaw Wielgus (Ambrogio),
Peter Hamon (Ein Offizier), Shin Nishino (Ein Notar)
Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
14
„Ein verliebter Alter will am anderen Morgen sein Mündel heiraten; ein junger Liebhaber
kommt ihm zuvor und macht sie am gleichen Tag, vor der Nase und im Hause des Vormunds, zu seiner Frau. Das ist die ganze Geschichte, aus der man nun mit gleichem Erfolg eine Tragödie oder eine Komödie, ein Rührstück oder eine Oper machen könnte“,
schrieb der französische Dichter Beaumarchais. Er machte daraus seine Komödie Der
Barbier von Sevilla oder die unnütze Vorsicht, den ersten Teil seiner Figaro-Trilogie.
Der italienische Komponist Gioachino Rossini schrieb auf dieser Stoffgrundlage nicht
nur eines seiner erfolgreichsten Werke, sondern ein unbestrittenes Meisterwerk der gesamten Buffo-Gattung, auch wenn die Uraufführung am 20. Februar 1816 in Rom zu den
spektakulärsten Opernskandalen der Musikgeschichte zählt. Das Publikum nahm
Rossini offenbar zunächst übel, dass er mit seiner Oper dem erfolgreichen Barbier von
Giovanni Paisiello aus dem Jahr 1782 Konkurrenz machte. Doch bereits ab der zweiten
Aufführung überwog die Begeisterung und Rossinis Barbier versetzte ganz Europa in
einen regelrechten Taumel.
Die Figuren der Handlung sind gleichermaßen liebevoll wie prägnant gezeichnet, seien
es der geizige Bartolo, sein raffiniertes Mündel Rosina, der umtriebige Barbier Figaro,
der galante Graf Almaviva oder der intrigante, bestechliche Musiklehrer Basilio. Das
Hauptkennzeichen dieser Opera buffa ist jedoch das aberwitzige, rasante Tempo, in
dem eine sich nahezu überschlagende Musik die Handlung charakterisiert und vorantreibt.
„Der Regisseur Jan Philipp Gloger hat mit seiner Karlsruher Inszenierung des Stücks
Schatten (Eurydike sagt) durchaus eine große Rettungstat geleistet. ... Gloger destilliert
in dieser Deutschen Erstaufführung mit fünf großartigen Schauspielerinnen fünf Frauenfiguren aus Jelineks Sprachflut heraus, die sich nicht mehr zum Objekt degradieren lassen wollen, fünf illusionsfreie, selbstironische, lebenskluge, mitunter schwermütige
Frauen – und eine deutliche Geschichte. So ein stringentes und doch vielfarbiges Muster hat noch kaum einer aus Jelineks Sprachteppichen herausgelesen.“ Dieser Auszug
aus der Jurybegründung von Barbara Behrendt für den Nachspielpreis des Heidelberger Stückemarkts beschreibt das Anliegen und die Qualität der Karlsruher Aufführung
anschaulich.
Schatten
(Eurydike sagt)
Deutsche Erstaufführung
Grosse Bühne
Di, 23.02.16, 19:30 Uhr, S 2
Einführung 19:00 Uhr,
Gläsernes Foyer
Der Mythos von Orpheus und Eurydike – erstmals erzählt aus der Sicht der Frau. Fünf
Schauspielerinnen feiern, klagen an und fragen, wie und wieso Orpheus die Frau zur
Muse stilisiert und zugleich reduziert, entmachtet und ihrer Individualität beraubt hat.
Als er sie aus dem Totenreich ins Leben zurückholen will, ist Eurydike fassungslos und
bleibt zurück – sie will nicht mehr Orpheus‘ Objekt der Begierde sein, entsagt der Leidenschaft.
Regisseur Jan Philipp Gloger stellte sich mit dieser Inszenierung erstmals dem Karlsruher Publikum vor. Nach dem Studium in Gießen und Zürich avancierte er sehr schnell zu
einem der gefragtesten Regisseure für Schauspiel und Oper im deutschsprachigen
Raum. Er inszenierte am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Opernhäusern
in Zürich und Frankfurt und war Hausregisseur am Staatstheater Mainz. 2012 eröffnete
er die Bayreuther Festspiele mit Der fliegende Holländer. Für die Inszenierung von Elfriede Jelineks Winterreise in Mainz wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater
heute“ als bester Nachwuchsregisseur nominiert und in die Liste der engeren Auswahl
zum Theatertreffen 2012 in Berlin aufgenommen.
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Inszenierung Jan Philipp Gloger
Bühne und Kostüme Marie Roth
Musik Kostia Rappaport
Video Christopher Otto
Dramaturgie Birgitt A. Ostermann, Jens Peters
Mit Veronika Bachfischer, Annette Büschelberger,
Florentine Krafft, Antonia Mohr, Lisa Schlegel
Preise 33 €, 28 €, 23 €, 18 €
Dauer ca. 1 Stunde 45 Minuten
15
Servus Peter –
Oh là là
Mireille!
Ursli und Toni Pfister
Große Bühne
So 28.02.16 19:30 Uhr
TG 1, TG 4
Hair
von Gerome Ragni
und James Rado
Musik Galt MacDermot
GroSSe Bühne
Mi, 24.02.16, 19:30 Uhr
B
ei zwei Hair-Aufführungen im Dezember 2015 schafften es die Darsteller und
Darstellerinnen des Jungen Staatsmusicals Wiesbaden buchstäblich, die Zuschauer von den Sitzen zu reißen. Es wurde getanzt und mitgesungen und am
Ende stehend applaudiert. Kein Wunder, denn kaum ein Musical passt so perfekt zu
dem semiprofessionellen Wiesbadener Ensemble. 1987 wurde es als Jugendclub des
Hessischen Staatstheaters Wiesbaden gegründet, seitdem sind mehr als 300 junge
Menschen in über 40 Produktionen dort aufgetreten. Für manche, wie die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer, war es der Sprung zu einer großen Karriere, für andere einfach
eine großartige Freizeitbeschäftigung. Im Jahr 2000 übernahm Iris Limbarth die Leitung
des Jugendclub-Theaters, weiterhin ist es fester und sehr erfolgreicher Bestandteil des
Spielplans am Hessischen Staatstheater. Auch in Ludwigshafen arbeitet Iris Limbarth
inzwischen mit jungen Darstellern und Darstellerinnen aus der Stadt. Am 7. Dezember
2015 hatte auf der Hinterbühne die Produktion The Full Monty Premiere, die Proben zum
Musical Der kleine Horrorladen starten bald.
Einheitspreis 24 €, ermäßigt 15 €
Familienpaket 52 €
Dauer 2 Stunden 10 Minuten, eine Pause
Schauplatz von Hair ist der Central Park in New York. Der junge Farmer Claude ist auf
dem Weg zur Musterung und gelangt so in die pulsierende Großstadt. Mit Faszination
und Befremdung begegnet er im Park einer Hippie-Gruppe, erlebt seinen ersten Drogenrausch und verliebt sich hoffnungslos. Aber der Ausbruch aus seiner kleinen Welt ist
von kurzer Dauer, nach wenigen Tagen muss er zur Armee und schließlich als Soldat in
den Vietnamkrieg. Bis heute gehen Songs wie The Age of Aquarius oder Where do I go?
unter die Haut, weil in ihnen das ganze Gefühlsspektrum einer Jugend zwischen Euphorie, Protest und Rausch zum Ausdruck kommt. Kein anderes Musical bezieht politisch
so eindeutig Stellung und nimmt Partei für diejenigen, die aus der Gesellschaft ausscheren, um nach einer utopischen Lebensform zu suchen.
Weitere Termine:
Mi, 27.04.16, 19:30 Uhr
Do, 28.04.16, 19:30 Uhr
Beachten Sie auch das Casting zum Musical Der kleine Horrorladen in der Regie von Iris
Limbarth am 15. Februar um 18 Uhr, Treffpunkt Pforte. Mehr unter kurz und wichtig S. 6
Junges Staatsmusical Wiesbaden
Regie und Choreographie Iris Limbarth
Bühne Reinhard Wust
Kostüme Heike Korn
Musikalische Leitung Frank Bangert
Mit dem Ensemble des Jungen Staatsmusicals
Wiesbaden
16
M
it ihrer Musikshow Servus Peter – Oh là là Mireille verneigen sich Toni und Ursli Pfister vor den Idolen ihrer Kindheit und lassen die Schlager-Eleganz der
siebziger Jahre wiederaufleben. Als Cindi und Bert, Katja Ebstein und Nana
Mouskouri konnte man das deutsch-schweizer Trio bereits bei seinem Programm Wie
wär’s, wie wär’s – Die Geschwister Pfister in der Toskana mit großem Vergnügen bewundern, das die drei im Rahmen der Festspiele Ludwigshafen auf den Pfalzbau Bühnen
präsentierten. Und den gleichen Perfektionismus, mit dem sie in die Haut dieser Ikonen
der Nachkriegszeit geschlüpft sind, legen sie auch als Peter Alexander und Mireille
Mathieu an den Tag. Toni Pfister hat die Mimik und Gestik des großen Peter Alexander
offensichtlich so genau studiert, dass seine schlaksigen Bewegungen, jedes Schulterzucken und der treuherzige Dackelblick wie Reminiszenzen des charmanten Schmähs
des Originals aufscheinen. Stargast der Alexander-Show, zu der der Gastgeber inmitten
einer schnuckeligen Chippendale-Kneipe mit Seventies-Interieur lädt, ist der „Spatz von
Avignon“, deren reimverliebte Hits Ursli Pfister mit glockenheller Stimme und markantem Haareschütteln zum Besten gibt.
Mit Servus Peter – Oh là là Mireille scheinen die Geschwister Pfister zu den Ursprüngen
zurückzukehren, als sie 1991 mit Melodien fürs Gemüt begannen, das kleine Glück zu
besingen. Ihre Kunst besteht darin, ihrem Idol in der Parodie Respekt zu erweisen und
es nicht bloßzustellen. Im Gegenteil, man hat das Gefühl, dass sie die Figur, die sie verkörpern, schlichtweg lieb haben. Und so ist es nur konsequent, mit vollem Ernst in den
Kitsch abzutauchen und der Rührung die Schleusen zu öffnen.
Servus Peter – Oh là
là Mireille
Geschwister Pfister
GroSSe Bühne
So, 28.02.16, 19:30 Uhr, TG 1, TG 4
Ursli und Toni Pfister mit dem Jo Roloff Trio
Einheitspreis 24 €, ermäßigt 15 €
17
Samstag
27.02.16
19:30 Uhr
AL 2, JA
Paulo
GroSSe
B ü h n e
19:30 Uhr
BR 1
Freitag
26.02.16
Balé
da
Cidade
de SÃo
Balé da Cidade de São
Paulo
Grosse Bühne
Fr, 26.02.16, 19:30 Uhr, BR 1
Sa, 27.02.16, 19:30 Uhr, AL2, JA
E
s war schon eine umwerfende Mischung, die das Balé da Cidade de São Paulo
dem Publikum mitbrachte: ein Höchstmaß an Körpergefühl und Musikalität, gepaart mit enormem technischem Vermögen und großer Ausdruckskraft – das
Ganze getränkt von überschäumender Lebensfreude und gewürzt mit einer ordentlichen Prise Humor. Die Beifallsstürme wollten gar nicht enden. Leonberger Kreiszeitung
19. Juli 2004
Das Balé da Cidade de São Paulo gastiert nicht zum ersten Mal im Theater im Pfalzbau,
und immer wieder hat es mit seiner universellen Tanzsprache, seiner technischen und
interpretatorischen Vielfalt und nicht zuletzt wegen der Virtuosität seiner Tänzer das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Das zweitägige Gastspiel in Ludwigshafen
präsentiert drei Choreographien herausragender zeitgenössischer Choreographen und
verspricht erneut, ein Ohren- und Augenschmaus zu werden.
„Dieser packende Rhythmus, dieser Song, rettet mir das Leben vor dem Abgrund. Ich
spreche aus, was ich vermute (nicht weiß), in den Pausen, die mein Schicksal einlegt.“
so schreibt Luiz Arrieta über die Musik seiner Choreographie BandOnéon von Astor
Piazzolla, in dem zehn Tänzer in den originellen Kostümen von Lino Villaventura temperamentvoll die Bühne erobern.
Choreographien
Antiche Danze von Mauro Bigonzetti
BandOnéon von Luis Arrieta
O Balcao de Amor von Itzik Galili
Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Dauer ca. 2 Stunden
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Mauro Bigonzettis Choreographie Antiche Danze ist ein vollkommen von der Musik inspiriertes Stück, in dem sich der Musikgeschmack der Renaissance mit der Sinfoniekultur des 19. Jahrhunderts verbindet. Aus dieser Verschmelzung entspringt die choreographische Idee: Alltagsgesten, Stakkato-Bewegungen, Tanzpassagen mit großer
Dynamik; Duette, Solos und Gruppen in Kostümen aus zeitgenössischen Materialien,
aber in der Asthetik der Antike. Kurz, die Choreographie entfaltet diesen Kontrast zwischen Tradition und Modernität. Und welche Compagnie wäre denn besser aufgestellt,
um ein solches Konzept von Traditionen und deren Bruch lebendig zu machen, als das
Balé da Cidade de São Paulo?
Itzik Galili schuf seine Choreographie O Balcão de Amor zur Musik von Pérez Prado. 20
Tänzerinnen des Ensembles bewegen sich in diesem Stück auf einem schmalen Grat
zwischen Phantasie und Realität und in einem Traum vom Glück.
19
Taksi to
Istanbul
Ensembleproduktion
Text von Hannah Biedermann
und Manuel Moser
Studiobühne
Mo, 29.02.16, 19:00 Uhr
Di, 01.03.16, 11:00 Uhr
D
ie Komödie Sein oder Nichtsein basiert auf dem gleichnamigen Film von Ernst
Lubitsch aus dem Jahre 1942 und wirft einen abgründig augenzwinkernden
Blick auf das Theatergenre. Caroline Stolz, künstlerische Direktorin am Theater
Pforzheim, erfahrene Regisseurin und Spezialistin für anspruchsvolle Unterhaltung, hat
die temporeiche Theaterfarce inszeniert.
Taksi to Istanbul
Ensembleproduktion
Studiobühne
Mo, 29.02.16, 19:00 Uhr
Di, 01.03.16, 11:00 Uhr
Comedia Köln
Für Jugendliche ab 10 Jahren
Text Hannah Biedermann und Manuel Moser
Regie Manuel Moser
Ausstattung Maurice Dominic Angrés
Musik Öğünç Kardelen
Mit Sibel Polat, Faris Metehan Yüzbaşioğlu,
Harun Çiftçi
Einheitspreis 7 €, ermäßigt 4 €
Familienpaket 15 €
20
W
ie ist das Leben in Deutschland? Wie gefällt Dir die Stadt, in der Du lebst? Wo
fühlst Du Dich zu Hause? Und welche Vorstellungen erweckt Istanbul in Dir?
Diese und andere Fragen stellte das Team des COMEDIA Theaters Kölner
Kindern und Jugendlichen. Erkennungszeichen war ein gelbes „Taksi“, mit dem das
Ensemble durch die Stadt fuhr und bei Straßenfesten, auf Schulhöfen und an Jugendzentren Halt machte.
Aus den Antworten, die die Kinder und Jugendlichen gaben, haben Hannah Biedermann
und Manuel Moser einen lockeren Handlungsfaden entwickelt. Die drei Schauspieler
Sibel Polat, Faris Metehan Yüzbaşioğlu und Harun Çiftçi verkörpern dabei unterschiedliche Erfahrungen: Von Kindern, die schon immer in Deutschland leben oder erst seit
kurzem. Sie erzählen von denen, die gekommen sind und von anderen, die weg wollen.
Manche fühlen sich nirgendwo zu Hause. Beim lebhaften Schlagabtausch lässt das
Schauspieler-Trio weder Klischees noch Tabus aus. Mit Behauptungen wie „alle Südländer sind locker“ oder „Du tanzt aber wie eine deutsche Kartoffel“ wird jede Nationalität
auf die Schippe genommen und stereotype Äußerungen wie diese werden als das entlarvt, was sie letztlich sind: bloße Vorurteile.
In einem fiktiven Road-Trip von Deutschland nach Istanbul begegnen die Zuschauer
skurrilen Figuren, kleinen Geschichten, großen Fragen, Ängsten und Träumen und sich
selbst.
1939 probt eine Warschauer Theatertruppe ein antifaschistisches Stück. Da die polnische Regierung jedoch keinen Konflikt mit dem Hitlerregime provozieren will, führt man
schließlich Shakespeares Tragödie Hamlet auf. Zum Entsetzen des Schauspielers Josef
Tura, der die Titelfigur spielt, verlässt der Fliegerleutnant Sobinsky während des Monologs „Sein oder Nichtsein“ die Vorstellung und trifft sich zum Rendezvous mit Turas Frau
Maria. Während des Zweiten Weltkrieges kommt Sobinsky nach England. Als dort ein
Professor Silewski unter den polnischen Fliegern bekannt gibt, in das besetzte Warschau zu reisen, leitet der Leutnant eine Botschaft an Maria Tura weiter. Doch es stellt
sich heraus, dass Silewski noch nie etwas von der berühmten Diva gehört hat, demnach
ein Doppelagent ist und eine Adressenliste von polnischen Untergrundkämpfern an den
Gestapochef von Warschau weitergeben will. Um dem entgegenzuwirken, begibt sich
Sobinsky ebenfalls nach Warschau und bittet das Theaterensemble um Hilfe. Die Schauspieler reagieren prompt und schlüpfen in die Rollen der deutschen Besatzer. Ein ebenso atemloses wie absurdes Verwechslungsstück voller Wortwitz und Entsetzen nimmt
seinen Lauf, währenddessen die Darsteller von einer aufregenden Situation in die nächste schliddern. Am Ende greifen sie zu einer aberwitzigen List, um den Nazischergen zu
entkommen.
Mit Sein oder Nichtsein präsentiert das Pforzheimer Schauspielensemble eine schwarze Komödie, ein ebenso unterhaltsames wie substantielles “Theater auf dem Theater”.
In Anlehnung an die Schwarz-Weiß-Ästhetik der Filmvorlage sind sowohl Kostüme wie
auch das Bühnenbild rein in Beige-, Braun und Schwarztönen gehalten.
Sein oder Nichtsein
Komödie von Nick Whitby
Grosse bühne
Di, 01.03.16, 19:30 Uhr, COM 2,
WA
Mi, 02.03.16, 14:30 Uhr, SEN 2
Theater Pforzheim
Nach dem gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch
Inszenierung Caroline Stolz
Mit Markus Löchner, Katja Thiele, Sergej Gößner,
Robert Besta, Joanne Gläsel, Jens Peter, Konstanze
Fischer, Fredi Noël, Mario Radosin, Tobias Bode,
Thomas Peters, Klaus Geber und Thorsten Klein
Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
SEN Einheitspreis 14 €
21
Nicole Heesters
Andreas Hoppe
Dreier steht Kopf
Von Carsten Brandau
Hinterbühne
Fr, 04.03.16, 10:00 Uhr
Fr, 04.03.16, 16:00 Uhr
Theaterhaus Ensemble
Für Kinder ab 5 Jahren
Spiel Günther Henne, Oliver Kai Mueller,
Uta Nawrath
Regie Rob Vriens
Einheitspreis 5 €, ermäßigt 3 €
Familienpaket 10 €
22
I
n der Welt der Zahlen geht es ordentlich, ja, wenn man so will hierarchisch zu. Der
Logik folgend, ist Einer natürlich immer der Erste und Zweier immer der Zweite. Keiner der Beiden kommt auf die Idee, die bestehende Ordnung in Frage zu stellen. Sie
haben die Rechnung allerdings ohne Dreier gemacht. Der bringt ihre Welt ins Wanken,
denn er will sich nicht damit abfinden, als ewiger Dritter nie mitspielen zu dürfen. Und so
sagt er der Ordnung der Welt den Kampf an, indem er sich über die Reihenfolge der
Zahlen hinwegsetzt. Dreier will hinter die Hülle der bloßen Zahlen blicken: „Ihr sagt immer nur, der Wievielte ihr seid – aber der wievielte WAS seid ihr denn? Wer seid ihr eigentlich?!“
Carsten Brandau hat mit Dreier steht Kopf ein charmantes Stück Anarchie geschrieben.
Es erinnert die Erwachsenen daran, wieviel Spaß es macht, eine bestehende Ordnung
auf den Kopf zu stellen. Dass es Regeln gibt in einer Welt, in der viele, viele Menschen
zusammenleben, hat etwas Beruhigendes und gibt uns Sicherheit. Trotzdem muss nicht
jede Regel generell gut sein. Manchmal gibt es bessere Regeln als die bestehenden. Mit
seinem klugen und sehr witzigen Stück gewann Carsten Brandau ein Stipendium zum
deutschen Kindertheaterpreis und war zudem Preisträger des niederländisch-deutschen Autorenwettbewerbs „Kaas und Kappes 2013“. Die Jury zeichnete ihn aus, weil es
ihm „gelungen ist, für ein sehr junges Publikum einen komplizierten, aber reizenden Text
zu erschaffen, der mathematisch klingt und gleichzeitig wichtige Sachen thematisiert:
Wer bin ich? Wer bist du? Wie passen wir zusammen? Dies alles ist so locker und humorvoll geschrieben, dass jeder sich davon einnehmen lässt und mitgeht.“
H
undert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg haben die Gewaltkonflikte unserer Zeit
ganz neue Formen angenommen. Wenn anstelle von Staaten einzelne Milizen,
Warlords und Terrorgruppen zu den entscheidenden Akteuren werden, lassen
sich Kriege oft kaum noch als solche erfassen. Doch auch der Erste Weltkrieg als weltumspannendes Kriegsereignis war schon ein komplexes Gebilde unterschiedlichster
Parteiungen und Partisanen, Paramilitärs und kriegstreiberischer Intellektueller. Manchmal war nicht klar, wer eigentlich gegen wen und für was kämpfte, denn Freundschaften,
Loyalitäten und Überzeugungen gerieten oft in Konflikt mit der nationalen Identität.
Tatort: Schlachtfeld
Lesung und Gespräch zum
Ersten Weltkrieg
Gläsernes Foyer
So, 06.03.16, 11:00 Uhr
Nicole Heesters und Andreas Hoppe lesen literarische Texte, Briefe und Zeitungsartikel
aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, um vor dem historischen Hintergrund zu einem neuen Verständnis heutiger Phänomene wie Terror und Bürgerkrieg, militärische Interventionen, Flucht und Vertreibung zu kommen.
Ein Expertengespräch mit dem Historiker Dr. Wolfgang Schivelbusch und Maria Böhmer
(CDU, MdB) im Anschluss an die Lesung vertieft die Auseinandersetzung mit einem
Krieg, der wie kaum ein anderer Künstler*innen und Literat*innen seiner Zeit beschäftigt
hat und der – vor dem Hintergrund gegenwärtiger Entwicklungen – dazu auffordert, Fragen nach politischer und ziviler Verantwortung neu zu stellen.
Eine Produktion vom Haus der Kulturen der Welt, Berlin, im Rahmen des
Projekts „100 Jahre Gegenwart“
Mit Nicole Heesters und Andreas Hoppe
Im Anschluss Expertengespräch mit dem Historiker
Wolfgang Schivelbusch und Maria Böhmer (CDU,
MdB)
Konzeption Dr. Sonja Valentin
Weitere Informationen zur bundesweiten Lesereihe
unter hkw.de/tatort
Preis 12 €
23
Programmschwerpunkt OFFENE WELT 2016
In der gegenwärtigen Debatte über den Umgang mit Flüchtlingen ist es nicht leicht, einen klaren Standpunkt zu finden. Und klüger, es sich dabei erst gar nicht leicht zu machen. Schaffen wir das oder schaffen wir das nicht? Vielleicht liegt diese Entscheidung
nur zu einem kleinen Teil bei uns. Unendlich viele Menschen sind jetzt unterwegs, auf
der Suche nach Schutz und einem besseren Leben. Wer will es ihnen verdenken, dass
sie an unsere Tür klopfen. Es ist einfach ein Zeichen dieser Zeit.
Über all den Fragen, Schlagzeilen, traurigen und bewegenden Bildern gerät in den Hintergrund, dass Migration meistens eine Erfolgsgeschichte ist, auch und gerade hier in
Ludwigshafen. Die Gesellschaft bleibt in Bewegung, und selbst da, wo kulturelle Unterschiede als Störfaktor wahrgenommen werden, gibt es die Chance zur Weiterentwicklung. Konflikte, sofern sie bewältigt werden, sind produktiv. Aber dazu braucht es Offenheit und die Bereitschaft, sich und das allzu Gewohnte in Frage zu stellen.
4.3. –
13.3.16
Unser Programmschwerpunkt OFFENE WELT nimmt Regionen in den Fokus, die einen
Querschnitt des kulturellen Reichtums unserer Erde zeigen. Künstler und Künstlerinnen
aus Lateinamerika, Skandinavien, der Türkei, vom Balkan und aus Deutschland analysieren unser soziales Miteinander unter dem Aspekt des culture clash. Sie legen den
Finger in offene Wunden, befragen die Eltern und Großeltern, suchen ihren Platz zwischen Vergangenheit und Zukunft und sind authentisch in einem künstlerischen Ausdruck, der aus den unterschiedlichsten globalen Einflüssen etwas ganz Neues schafft.
Andere Künstler schlagen ab jetzt ihre Zelte in Ludwigshafen auf und recherchieren vor
Ort, wo Migration gelingt und wo noch etwas zu tun ist. Dank großzügiger Unterstützung
durch die BASF entstehen in den nächsten Monaten Projekte mit Bürgern und Bürgerinnen der Stadt. Wir zeigen sie bei der nächsten OFFENEN WELT, als Auftakt zu den
Festspielen Ludwigshafen 2016. Und freuen uns auf anregende Begegnungen mit Ihnen
im ersten Teil der OFFENEN WELT vom 04. bis zum 13.03.16 in den Pfalzbau Bühnen.
25
Vorhaut
Komödie von Necati Öziri
GroSSe Bühne
Fr, 04.03.16, 19:30 Uhr, COM 1
Sa, 05.03.16, 19:30 Uhr, S1, TG 6
E
rinnert sich noch jemand an die „Beschneidungsdebatte“, die vor ein paar Jahren
die politischen Auseinandersetzungen beherrschte? Damals war ein Vierjähriger
nach der rituellen Beschneidung mit Nachblutungen in einem Kölner Krankenhaus behandelt worden. Die anschließende Gerichtsverhandlung ergab, dass die Beschneidung des Jungen „Körperverletzung“ und zu verbieten sei. Danach entbrannte
eine heftige Diskussion um „körperliche Unversehrtheit“ und freie Ausübung der Religionen, die den islamischen und jüdischen Gemeinden am Herzen lag. Wo fangen „Persönlichkeitsrechte“ an, wo hört „Religionsfreiheit“ auf?
Am Ballhaus Naunynstraße Berlin nahm man sich des Themas auf eine etwas andere
und weit weniger ernsthafte Art an, dafür aber mit großem Unterhaltungspotential.
Autorin Necati Öziri erzählt in Vorhaut die Geschichte eines Silvesterabends in einem
Berliner Krankenhaus. Oberschwester Jasmin (Melek Erenay) ist auf einen ruhigen
Dienst bei Sekt und Knabberzeug eingerichtet, als die schwangere Ela (Lodi Doumit) mit
verfrühten Wehen eingeliefert wird. Im Schlepptau hat sie ihre illustre Familie Bülükoglu.
Mutter Elif (Sema Poyraz) ist mit gefüllten Weinblättern zur Stelle. Bruder Abraham
(Timur Isik), philosophisch belesener Bodybuilder, flirtet eifrig mit Krankenschwester
Schwenzer (Katharina Koch) und Schwager Mohammed (Eray Egilmez) entdeckt vor
dem Kreißsaal seine wahre sexuelle Bestimmung und träumt vom ersten Christopher-Street-Day in Ramallah. Kindsvater Christian aus Niederpierscheid im Eifelkreis
Bitburg-Prüm (Michael Wenzlaff) schließlich ist wild entschlossen, die Vorhaut seines
künftigen Stammhalters gegen alle blutrünstigen religiösen Bräuche und notfalls auch
gegen die türkische Schwiegermutter zu verteidigen. Christian „Es reicht mir! Ich fordere hiermit die sofortige Beendigung der Unterdrückung der Mehrheitsgesellschaft in
Deutschland!!“ Mohammed und Abraham (zusammen): „Alter! Was für ’ne Mehrheit?
Guck dich doch mal um!“
Ballhaus Naunynstraße Berlin
Inszenierung Miraz Bezar
Bühne Katharina Faltner
Kostüme Sofia Vannini
Dramaturgie Tuncay Kulaoğlu
Mit Lodi Doumit, Eray Egilmez, Melek Erenay, Timur
Isik, Sema Poyraz, Katharina Koch, Michael Wenzlaff
Eine Produktion von Kultursprünge im Ballhaus
Naunynstraße gemeinnützige GmbH. Erstproduktion
gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und
die Interkulturelle Projektförderung des Landes Berlin
Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
26
Bei der absurden und grotesk-komischen Beschneidungskomödie führte Miraz Bezar
Regie. Er rollt in seinem schrillen Boulevardstück ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten
und politische Korrektheit die Vorhaut-Frage volksnah auf. Es entsteht ein greller Abend
voller satirischer Seitenhiebe auf religiöse Bräuche, das Aufeinandertreffen unterschiedlicher gesellschaftlicher Vorstellungen und familiärer Strukturen. Ein Stück über ein
Fleischstück, an dessen umstrittener Länge Deutschlands Zukunft zu hängen scheint.
Ein prä-ziser Griff zwischen die Beine mit vielen Fragen: Gefüllte Weinblätter oder Butterbrot? Korantreue Christen oder jüdische Bodybuilder? Saugglocke oder Geburtszange? Knochenharte Gutmenschen und watteweiche Fundamentalisten wollen es wissen!
27
Ohne Titel, 2012, 45 x 65 x 45 cm
Feridun Zaimoglu
D
as hat man so noch nicht gelesen: Feridun Zaimoglu führt seine Leser ins Istanbul der 30er-Jahre und mitten hinein in eine fremde und faszinierende Welt, in
der sich ein deutscher Junge behaupten muss. Eine Familiensaga der besonderen Art, emotionsgeladen, abgründig und spannend. Wolf weiß nicht, wie ihm geschieht.
Nach dem Tod seiner Mutter hat er mit seinem Vater gelebt, der aber nach einer Warnung vor der Gestapo plötzlich Deutschland verlassen muss. Es ist das Jahr 1939, und
Wolf findet sich in Istanbul wieder, in der Familie von Abdullah Bey und mitten im Siebentürmeviertel, einem der schillerndsten Stadtteile der Metropole, in der Religionen
und Ethnien in einem spannungsreichen Nebeneinander leben.
Siebentürmeviertel
Lesung von Feridun Zaimoglu
Gläsernes Foyer
Di, 08.03.16, 19:30 Uhr
Läufer # 2, 2013, 360 x 125 x 12 cm
Homework
Installation von Sakir Gökçebağ
Vernissage
Kassenfoyer
Di, 08.03.16, 18:30 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung Reorientation im
Kunstverein Ludwigshafen
Eintritt frei
28
D
er türkische Künstler Sakir Gökçebağ setzt sich mit dem „Alltäglichen“ auseinander, mit Dingen, die uns allen bekannt und sehr vertraut sind. Durch minimale,
äußerst subtile Eingriffe unterzieht er sie einer Verwandlung, die ihre ursprüngliche Funktion vollkommen vergessen lässt. Kleiderbügel, Schirme, Gürtel, Toilettenpapier, Orientteppiche oder Gebetsketten werden in neue, überraschende und zweckfreie
Ordnungen überführt.
Für die Ausstellungshalle des Kunstvereins Ludwigshafen schafft er eine neue Installation, die dort vom 23. Januar bis zum 10. April 2016 gezeigt wird. Auch im Rahmen unseres Programmschwerpunkts OFFENE WELT zeigt Sakir Gökçebağ eine seiner Arbeiten.
Im Kassenfoyer des Theaters im Pfalzbau begegnet der Zuschauer einem Kunstwerk,
das ihm die Grenzen seiner Wahrnehmung bewusst macht und den Blick öffnet für neue,
ungeahnte Erfahrungen. Zur Vernissage am 8. März sind der Künstler sowie die Direktorin des Kunstvereins Ludwigshafen Barbara Auer anwesend.
Was als vorübergehende Maßnahme gedacht war, wird zu einer Dauerlösung, und Wolf
muss sich zurechtfinden in diesem überwältigenden Kosmos. Er wird von Abdullah Bey
an Sohnes statt angenommen, besucht die Schule und erobert sich seine Stellung unter
den Jugendlichen des Viertels. Als er langsam zu begreifen beginnt, welche Rolle Abdullah
Bey wirklich spielt, gerät er in große Gefahr. Nach »Leyla«, dem Bestseller über den Weg
einer jungen Türkin von Anatolien ins Deutschland der 60er-Jahre, wendet sich Feridun
Zaimoglu wieder der Türkei zu und greift dabei die deutsche Emigration auf. Mit großer
Sprachkraft und Poesie führt er den Leser in eine Welt, in der Kulturen und Religionen,
aber vor allem menschliche Leidenschaften und Sehnsüchte aufeinanderprallen.
Feridun Zaimoglu
geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit etwa 45 Jahren in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist arbeitet. Er war Kolumnist für das ZEITmagazin und schreibt für Die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und die FAZ. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis,
2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2004 den Adelbert-von-Chamisso-Preis.
Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhielt er den Hugo-Ball-Preis und 2007
den Grimmelshausen-Preis, 2008 den Corine-Preis für seinen Roman Liebesbrand, 2010 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis und 2012 den Preis der Literaturhäuser. Im Jahr 2015 ist er Stadtschreiber von Mainz.
Einheitspreis 12 €
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Kompleks Ristić
Der Ristić Komplex
Deutschlandpremiere
Hinterbühne
Mi, 09.03.16, 20:00 Uhr
Einführung 19:30 Uhr
Treffpunkt Eingang Hinterbühne
Bildertheater
Internationale Koproduktion Slovensko
mladinsko gledališče Ljubljana; HNK Ivana pl.
Zajca Rijeka; BITEF, Beograd; MOT, Skopje
Regie Oliver Frljić
Dramaturgie Goran Injac, Tomaž Toporišić
Kostüme Sandra Dekanić, Slavica Janošević
Bühnenbild Oliver Frljić, Dalibor Laginja
Mit Primož Bezjak, Uroš Kaurin, Jerko Marčić, Nika
Mišković, Draga Potočnjak, Matej Recer, Blaž Šef
Gefördert durch das slowenische Kulturministerium
Einheitspreis 18 €, ermäßigt 10 €
Dauer 60 Minuten
30
I
nwieweit lassen sich Theater und Politik trennen? Inwiefern lehrt uns politische Wirklichkeit den Verfallswert von gesellschaftlichen Visionen? Wie lassen sich kulturelle
und ästhetische Identität nach Umbruch und Zerfall beschreiben?
Nach dem großen Erfolg mit Aleksandra Zec zur Eröffnung des internationalen Festivals
Offene Welt im vergangenen Jahr ist der europäische Star-Regisseur Oliver Frljić mit seinem eindringlichen Ensemble wieder zu Gast in den Pfalzbau Bühnen. Auch in seinem
jüngsten Projekt Complex Ristić setzt er sich vielperspektivisch mit der Geschichte und
dem kulturellen Erbe Ex-Jugoslawiens auseinander. Er trifft mit seinen radikalen Fragestellungen die klaffende Wunde eines zerrissenen Landes und gräbt sich tief in dessen
kollektives Bewusstsein hinein.
Im Fokus steht der bedeutende serbische Theaterregisseur Ljubiša Ristić, ein kommunistischer Guerillero der Szene, der den Krieg gegen die bürgerliche Gesellschaft als
Theaterspiel inszenierte und Mitte der 70er Jahre das jugoslawische Theater, das sich
zu der Zeit in einer künstlerischen Krise befand, ästhetisch und politisch revolutionierte.
Er gründete die KPGT, ein Kürzel bestehend aus den Anfangsbuchstaben für das Wort
Theater auf Kroatisch, Serbisch, Slowenisch und Mazedonisch. Seine Theaterarbeiten
standen für die Vision eines pluralistisch vereinten Jugoslawiens – ein multikulturelles
Projekt, die gelebte Utopie von Jugoslawien als einem kulturellem Raum, der die besten
Autoren, Schauspieler, Regisseure aus der Region vereinte. In den Jahren nach 1991, als
sich Ex-Jugoslawien in Folge der blutigen Bürgerkriege aufzulösen begann, nahm
Ljubiša Ristić eine bedeutende Position in der Jugoslawischen Linken ein, die von 1990
bis 2000 die bestimmende politische Kraft Serbiens unter der Führung Mira Markovićs
war, der Witwe des früheren Präsidenten Slobodan Milošević.
Zusammen mit einem mehrköpfigen Team internationaler Künstler und Wissenschaftler
hat sich das Ensemble um den Regisseur Oliver Frljić und seinen Dramaturgen Goran
Injac und Tomaž Toporišić bei der Stückentwicklung intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, inwieweit sich Ristićs Theater von seinen politischen Aktivitäten trennen lässt,
inwieweit Kunst und Politik in Widerspruch stehen und der Bereich des gesellschaftlich
Visionären nur auf die Kunst begrenzt sein kann. Entstanden ist ein hoch politischer
Theaterabend, ein kraftvoller, poetischer und musikalischer Bilderreigen, der von der
Biographie Ljubiša Ristić ausgeht, letztlich aber die Verflechtung von Kunst, Politik, Geschichte und Identität zum Gegenstand hat. Complex Ristić ist eine theatrale Reflexion
über Vergangenheit und Gegenwart aus der Perspektive einer anderen Generation von
Künstlern, die auf der Grundlage der Überbleibsel eines vereinten jugoslawischen Kulturraums Theater machen, ihre eigene Sprache sprechen, ihre eigene Ästhetik ausgeprägt haben und von dem Blickwinkel zeitgenössischen Bildungswissens ausgehend
analysieren, was ihre kulturelle und ästhetische Identität ausmacht. Somit ist Oliver
Frljićs Arbeit zugleich immer eine Reflexion, die weit über den rein jugoslawischen Kontext hinausweist auf brennende Fragen globaler Gesellschaften in Zeiten von Krieg,
Krise und Fluchtbewegung.
31
von Sophokles
Hinterbühne
Mi 16.09.15, 19:30 Uhr, Premiere
Do 17.09.15, 11:00 Uhr
Fr 18.09.15, 19:30 Uhr, JA
Sa 19.09.15, 19:30 Uhr
Lingua mãe Mameloschn
Muttersprache
Mameloschn
Stück von Marianna Salzmann
Studiobühne
Do, 10.03.16, 19:30 Uhr
Fr, 11.03.16, 19:30 Uhr
Einführung vor jeder Vorstellung
19:00 Uhr
Treffpunkt Eingang Hinterbühne
Nachgespräch mit Mirah Laline
im Anschluss an die Vorstellung
ATO cia. cênica
In portugiesischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Regie Mirah Laline
Mit Ida Celina, Mirna Spritzer, Valquiria Cardoso,
Phillipe Philippsen
Bühne Rodrigo Shalako
Kostüme Rosangela Cortinhas
Gefördert vom Goethe-Institut Porto Alegre,
Brasilien sowie München
Einheitspreis 18 €, ermäßigt 10 €
Dauer 1 Stunde 30 Minuten
32
E
in Frauenhaushalt: Großmutter, Mutter und Tochter. Marianna Salzmann, im sowjetischen Wolgograd geboren und in Deutschland aufgewachsen, webt in
Muttersprache Mameloschn (Mameloschn bedeutet übrigens auf jiddisch Muttersprache) das Gespinst eines jüdischen Generationendreiecks. Die Frauen gehen
sich mit brillanten Dialogen auf die Nerven. Großmutter Lin etwa hat in der DDR gelebt
und will auch heute den Traum vom gelingenden Sozialismus nicht aufgeben. Für ihre
Tochter Clara ist das kaum erträglich. Sie reagiert unwirsch und aggressiv auf die aus
ihrer Sicht rosarote Verbrämung einer ehemaligen DDR mit antisemitischen Unterströmungen.
Für Enkelin Rahel ist das ganz anders. Sie hört der Großmutter gerne zu und scheint zu
spüren, dass die Ruhe der Großmutter im Festhalten an der Utopie liegt. Zu ihrer Mutter
hat Rahel, wie könnte es anders sein, ein angespanntes Verhältnis. Die jüngste der Frauen will weg nach New York und es ist wie ein Befreiungsschlag, wenn Rahel in einem
Nebensatz meint: Nein, sie werde in Brooklyn auf keinen Fall Ausschau nach einem jüdischen Mann halten. Mit Männern habe sie nicht so viel am Hut, mit Frauen schon eher.
In all diesen Erzählungen und Wortgefechten geht es um Fragen der Identität und Zugehörigkeit – zu einem Land, einer Religion, einer sexuellen Orientierung. Es geht um so
etwas wie Heimat und wie man sie in einem fremden Land findet, oder auch nicht. Als
das Stück 2012 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde, spielten die Schauspielerinnen in einem mit Möbeln voll gepackten Wohnzimmer. Mirah Laline, eine in
ihrem Heimatland Brasilien mit mehreren Preisen ausgezeichnete junge Regisseurin, hat
Muttersprache Mameloschn in der südbrasilianischen Metropole Porto Alegre ganz
puristisch inszeniert. Auf der Bühne sind die notwendigsten Möbel, ansonsten konzentriert die brasilianische Erstaufführung sich auf Marianna Salzmanns Dialoge. Auf
portugiesisch klingt das wie Musik.
N
ach dem Tod des Achill werden dessen Waffen nicht Ajax, dem besten Kämpfer,
sondern Odysseus zugesprochen. Ajax ist in seiner Ehre tief gekränkt und sinnt
auf Rache. Um Schlimmes zu verhindern, lenkt die Göttin Athene seinen Zorn
auf eine Herde aus Schafen, die Ajax wie besinnungslos schlachtet. Als er seinen Irrtum
erkennt, entzieht er sich der Schmach und dem Spott der anderen durch Selbstmord.
Gegen den Brauch und den Befehl der Heerführer Menelaos und Agamemnon setzt sich
Odysseus dafür ein, dass sein ehemaliger Rivale durch ein ordentliches Begräbnis nach
dem Tod Ruhe finden kann.
Ajax
Projekt mit Jugendlichen
Hinterbühne
Do, 10.03.16, 11:00 Uhr
Do, 10.03.16, 19:00 Uhr
In der Regie von Tilman Gersch spielen Jugendliche das antike Theaterstück von Sophokles entlang moderner Leitfragen: Was bringt einen Menschen dazu, eine Gewalttat
oder gar einen Amoklauf zu verüben? Was bewegt einen Menschen zu einem Selbstmordattentat? Gerade in einer Zeit voller Gewalt auf der ganzen Welt zeigt sich die große Aktualität des antiken Dramas. Die 15 jugendichen Darstellerinnen und Darsteller
zwischen 12 und 18 Jahren haben zum Großteil Migrationsgeschichte und bringen Impulse mehrerer Kulturen und Sprachen in die Arbeit ein. Kernsätze des 2000 Jahre alten
Textes wie „Wohin gehen? Wo bleiben?“ werden in verschiedenen Sprachen gesprochen und entwickeln auf der Bühne eine starke Eindringlichkeit. Gedanken an Flüchtlingsströme und das Gefühl der Entwurzelung drängen sich auf.
Tilman Gersch hat jede Rolle mit mindestens zwei Darstellern besetzt. Ajax, den der Regisseur als Prototypen eines Attentäters zeichnet, wird von einem deutschen und einem
iranischen Jungen gespielt. Dadurch wird die Figur des Ajax nicht in einem bestimmten
Kulturfeld verortet. Wie konkret in der jahrtausendealten Geschichte ungeklärte Fragen
des 21. Jahrhunderts angesprochen werden, ist nicht zuletzt der Übersetzung Simon
Werles zu verdanken. Den Bezug zwischen der Antike und heute bringt Stefanie Schnitzler in ihrer Rezension der Premiere auf den Punkt: „Es geht um das Zusammenleben
verschiedenartiger Menschen, um Regeln, auf die sich alle einigen können, um Solidarität und Gerechtigkeit.“ Die Rheinpfalz, 18.9.2015
Junger Pfalzbau
Von Sophokles
Inszenierung Tilman Gersch
Ausstattung Henrike Engel
Einheitspreis 12 €, ermäßigt 7 €
Familienpaket 25 €
Dauer 50 Minuten
33
Ottoman Sufi Night
von Sheikh Bahauddin Adil
GROsse bühne
Sa, 12.03.16, 20:00 Uhr
S
heikh Bahauddin Adil, Meister eines der ältesten Sufi-Orden, ist der jüngere
Bruder und Vertreter von Sheikh Mehmed Adil, dem seit 2014 amtierenden
spirituellen Oberhaupt der Sufis. Auf seiner Reise durch viele Länder der Welt
fasziniert und berührt Sheikh Bahauddin Adil Menschen durch seine weisen Ansprachen und seinen hinreißenden meditativen Gesang.
Im Jahr 2009 wurde Sheikh Bahauddin im Auftrag seines Vaters für sein außerordentliches Lebenswerk mit der höchsten Auszeichnung des Sultans von Malaysia in Kuala
Kangsar, Perak geehrt. Viele Institutionen wie z.B. die UNESCO schätzen seine menschennahen und friedlichen Botschaften und laden ihn gern zu Vorträgen ein.
Sheikh Bahauddin Adil, geboren im Jahr 1963, studierte in Damaskus. Bald danach ging
er nach Zypern. Nach seinem ältesten Bruder Sheikh Mehmed Adil wurde Sheikh
Bahauddin zum zweiten Mann im Naqshibandi-Sufi-Orden. Mit seiner begnadeten Stimme veröffentlichte er 2013 ein Album und arbeitet an weiteren Produktionen. Im Januar
dieses Jahres erschien sein fünftes Buch; seine Schriften handeln von Herzlichkeit,
Menschlichkeit und Spiritualität.
Als Sufimus bezeichnet man die mystische Auslebung des Islam, im Westen hauptsächlich bekannt durch die drehenden Derwische und Jelaleddin Rumi, den persischen
Poeten. So wie sich alles, was lebendig ist, dreht auf dieser Welt, so drehen sich die Derwische mit ihren weiten weißen Röcken weltentrückt um sich selbst, um eins zu werden
mit dem Lebendigen, dem Liebenden, mit Gott.
Begleitet wird Sheikh Bahauddin Adil, der Tradition entsprechend, von einer original osmanischen Mehter-Kapelle. Ensembles dieser Art wurde schon zu Zeiten des Osmanischen Reiches genutzt, um Ehrengäste willkommen zu heißen. Die Musiker stammen
aus Ludwigshafen und proben im Ludwigshafener Sufi-Verein „Harmonie der Herzen
e.V.“, der 2009 von Ayberk Efendi gegründet wurde. Die osmanische Mehter-Kapelle des
Vereins tourte bereits durch viele Länder und Hauptstädte Europas.
Einheitspreis 19 €
34
Die Ottoman Sufi Night by Sheikh Bahauddin Adil verspricht ein mystisches Erlebnis aus
Gesang, Derwischtanz und Sufi-Weisheiten.
T
he Miraculous nennt die in Kopenhagen lebende zierliche Schwedin ihr neues
Album, es ist sehr düster, ein wenig angsteinflößend, aber auch unglaublich
schön. Es knüpft an ihr allerorts beliebtes Funeral-Pop-Album »Ceremony« an.
Als Kind erzählten Annas Eltern immer Geschichten von einem Ort, den die Familie gerne besuchte. Es handelte sich dabei um einen Ort von außergewöhnlicher natürlicher
Schönheit, aber mit wechselvoller Vergangenheit: Heimat der traditionellen schwedischen Folk-Musik, aber auch Kulisse für die blutige Niederschlagung eines Bauernaufstandes. Kurzum, ein geheimnisvoller Ort voller Magie und Terror, voller Geschichten,
Sagen und Geheimnisse. Obwohl Anna nicht verraten will, wo er ist, kehrt sie heute immer noch regelmäßig dorthin zurück, manchmal nur in ihrer Phantasie. Diesen Ort nennt
sie The Miraculous.
Einen Großteil der Musik auf The Miraculous schöpft sie aus diesen Geschichten und
Bildern, die sich um jenen geheimnisumwobenen Ort ranken. Gleichzeitig macht sie wieder exzessiven Gebrauch von der „Acusticum“-Pfeifenorgel in Piteå (Nordschweden),
deren kolossaler Sound – mit mehr als 9000 Pfeifen ist sie eine der Größten ihrer Art im
ganzen Land – heldenhaft auf dem ganzen Album umherschwebt. Im Jahr 2012 eingeweiht und designt von Gerard Woehl, verleiht sie dem Album eine einzigartige Note,
erzeugt dramatische Momente und untermalt die brütenden Drone-Sounds und verträumten Klanglandschaften, die die Grundlage des Albums bilden.
Anna von Hausswolff
Konzert
GROsse bühne
So, 13.03.16, 20:00 Uhr
Band Ulrik Ording (Schlagzeug), Joel Fabiansson
(Gitarre), Karl Vento (Gitarre) und Filip Leyman (Synthesizer)
Einheitspreis 18 €, ermäßigt 15 €
35
Mutter
Courage
und ihre
Kinder
Eine Chronik aus dem
DreiSSigjährigen Krieg
GroSSe Bühne
Montag
14.03.16
19:30 Uhr
S 2, JA
Dienstag
15.03.16
11:00 Uhr
Mittwoch
16.03.16
19:30 Uhr
TG 4
Mutter Courage
und ihre kinder
Eine Chronik aus dem
Dreißigjährigen Krieg
von Bertolt Brecht
GroSSe Bühne
Mo, 14.03.16 19:30 Uhr, S2, JA
Di, 15.03.16 11:00 Uhr
Mi, 16.03.16 19:30 Uhr, TG 4
Nachgespräch am Mi, 16.03.16
im Anschluss an die Vorstellung
im Gläsernen Foyer
36
A
nna Fierling, genannt Mutter Courage, fürchtet nichts mehr als den Ruin. Als alleinerziehende Mutter dreier Kinder hat sie es nicht leicht, schließlich geht es
ums Überleben. Das gelingt paradoxerweise dort am besten, wo der Tod besonders nah ist: im Krieg, der noch immer seinen Mann ernährt. Mit einem Wagen voller
Waren zieht die Courage im Dreißigjährigen Krieg den evangelischen Truppen hinterher
und macht ihren Reibach. Ihr Gewissen ist rein, den Kindern ist es ja bislang nicht
schlecht ergangen, und wenn man schon den Krieg nicht abschaffen kann, dann sollte
er wenigstens Gewinn bringen. Anna Fierling ist stolz darauf, ihren Nachwuchs halbwegs unbeschädigt durch die lebensfeindlichen Verhältnisse an der Front gebracht zu
haben. Nur die Tochter Kattrin hat was abbekommen und ist seither stumm. Auf Dauer
aber geht die Rechnung nicht auf. Nacheinander kommen der Courage ihre drei Kinder
abhanden, und der Handel geht den Bach herunter. Allein zieht sie schließlich den verwahrlosten Truppen hinterher und hofft noch immer aufs große Geschäft, unbelehrbar
wie sie ist.
Bertolt Brecht schreibt seine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg im dänischen und
schwedischen Exil, kurz vor und nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Er ahnt,
dass Europa ein ähnlicher Vernichtungsfeldzug bevorsteht, wie es im 17. Jahrhundert
der dreißig Jahre währende, unvorstellbar grausame Krieg zwischen Katholiken und Reformatoren war. In Skandinavien ist 1939 von allgemeiner Mobilmachung nichts zu spüren. Wie schon im Ersten Weltkrieg berufen sich die Staaten auf ihre Friedfertigkeit und
Neutralität – und halten nach wie vor ihre Handelsbeziehungen zum Aggressor Deutschland aufrecht. Brechts Mutter Courage ist ein Appell an die vermeintlichen Pazifisten,
sich nicht dem Weltgeschehen zu entziehen, sondern politisch Haltung zu beweisen;
aktiv vorzugehen gegen einen Diktator und sein willfähriges Volk, das sich aufmacht, die
Welt an den Abgrund zu treiben. Uraufgeführt wird das Stück nicht am Entstehungsort,
sondern 1941 in Zürich, in der ebenfalls neutralen Schweiz. Aber da ist es längst zu spät,
der Krieg ist in vollem Gange, die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.
Mutter Courage ist mehr als ein Antikriegsdrama. Bertolt Brecht hat auch ein Stück über
das unbedingte Primat der Ökonomie geschrieben, dem sich jede moralische Frage unterzuordnen hat. Sein Krieg ist eine Metapher, er steht für eine Welt im Ausnahmezustand, in der das Gesetz des Stärkeren gilt. Die Stärkeren, das sind noch immer wir in
der Festung Europa. Aber die Festung wackelt. Jahrzehntelang hat auch Deutschland
Waffen in die Krisengebiete geliefert, aus denen uns jetzt die Flüchtlinge erreichen, die
es lebend nach Europa schaffen. Die Waffenindustrie hat daran gut verdient und kämpft
erbittert gegen jeden Versuch, die Lieferungen zu limitieren. Jahrzehntelang haben wir
alle auf Kosten der Entwicklungsländer billig eingekauft. Jetzt werden wir zur Verantwortung gezogen. Wenn in Bangladesh ein Haus einstürzt, in dem über dreitausend Näherinnen und Näher gegen einen Hungerlohn für deutsche Textilfirmen arbeiten, oder in
Pakistan reihenweise junge Männer daran sterben, dass sie für uns die Jeans sandstrahlen, bewegt uns das nicht nachhaltig. Der Gang zu den Textildiscountern macht nicht
mehr ganz so viel Spaß, aber er scheint uns unvermeidlich, bei diesen Preisen! Erst
wenn die „Dritte Welt“ an unsere Haustür klopft, wird die Lage unangenehm. Dann ist
schnell von Krise die Rede, als käme ein Schicksal über uns, gegen das wir machtlos
sind – so wie die kleinen Leute in der Mutter Courage, die jede gesellschaftliche Verantwortung an die „Großen“ delegieren und die Handlungsspielräume, die auch sie sich
nehmen könnten, ignorieren.
In der Inszenierung von Tilman Gersch ist Anna Fierling eine Frau von heute, mit allen
Widersprüchen der modernen Gesellschaft: Eine Kämpferin, wenn es um das Wohl ihrer
Kinder geht, aber auch eine knallharte Geschäftsfrau, die Moral und Mitleid den Gesetzen der Wirtschaft unterordnet. Gespielt wird sie von Joanne Gläsel, die durch ihre Rolle als Hauptkommissarin Eva Klaussner in der Krimiserie Der Ermittler auch dem Fernsehpublikum bekannt ist und 2002 für den Publikums-Bambi nominiert wurde. Joanne
Gläsel war unter anderem am Staatsschauspiel Dresden und an der Schaubühne Berlin
engagiert und ist seit vier Jahren festes Ensemblemitglied am Theater Pforzheim. Und
auch ein Sohn der Stadt ist dabei: Sergej Gößner aus der berühmten Ludwigshafener
Ringer-Familie spielt die Rolle des Eilif. Am 9. April 2016 ist er außerdem in der Veranstaltung Wort und Wein zu erleben.
Koproduktion Pfalzbau Bühnen mit
dem Theater Pforzheim
Inszenierung Tilman Gersch
Ausstattung Andreas Auerbach
Musikalische Leitung Frank Rosenberger
Dramaturgie Barbara Wendland/Peter Oppermann
Mit Joanne Gläsel (Mutter Courage), Konstanze Fischer (Kattrin), Sergej Gößner (Eilif), Henning Kallweit (Schweizer Kas), Jens Peter (Koch), Hanns Jörg
Krumpholz (Feldprediger), Lilian Huynen (Yvette Pottier), Tobias Bode (Feldwebel), Timo Beyerling (Werber), Fredi Noel (Obrist), Antonia Schirmeister (Bäuerin); Anna-Maria Barth/ Sofia Katharina Fischer (Violine), David Sasowski (Trompete), Heiko Mall
(Gitarre), Samuel Bilger/René Lotz (Schlagzeug),
Frank Rosenberger (Wanzenklavier und Harmonium)
Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
Vorstellung am 15.03., 11.00 Uhr: Einheitspreis 11 €
Dauer 2 Stunden 30 Minuten
37
Ball im Savoy
Operette von Paul Abraham
Grosse bühne
Fr, 18.03.16, 19:30 Uhr COM 2
Sa, 19.03.16, 19:30 Uhr TG 2,
TG 5, WA
So, 20.03.16, 14:30 Uhr SEN 1
D
as wichtigste Requisit einer formidablen Operette: das Telegramm! In Paul
Abrahams durchgeknalltem Revue-Feuerwerk bringen gleich zwei Telegramme
die Spaßgesellschaft in Wallung. Telegramm 1: Tangolita erinnert den frisch,
aber leider nicht mit ihr verheirateten Aristide daran, dass sie noch ein Gala-Diner bei
ihm gut hat. Schließlich verzichtete sie auf den üblichen Scheck, als er sie abservierte.
Heute möchte sie dinieren – im Savoy. Telegramm 2: Ein Komponist namens „Pasodoble“ lädt Aristide zu einer wichtigen Uraufführung ein – natürlich heute Abend, natürlich:
im Savoy.
Die wahre Absenderin dieser Zeilen: Jazz-Komponistin Daisy Darlington, Alibi-Lieferantin für Aristide und beste Freundin von – richtig! – Aristides jung vermählter Braut
Madeleine. Was so beginnt, geht noch verrückter weiter.
Landestheater Coburg
Inszenierung Tobias Materna
Musikalische Leitung Roland Fister
Mit Dirk Mestmacher, Anna Gütter, Carolin Soyka,
Niklaus Scheibli, Benjamin Hübner
Bühne und Kostüme Jan Henrik Neidert und
Lorena Diaz Stephens
Chor und Ballett Landestheaters Coburg
Philharmonisches Orchester Landestheater
Coburg
Preise 38 €, 32 €, 26 €, 20 €
SEN Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Dauer 3 Stunden
38
Der Ball im Savoy feierte seine Uraufführung am 23. Dezember 1932 als letztes großes
Kulturereignis der Weimarer Republik im Großen Berliner Schauspielhaus. Hier war 1930
das berühmte Weiße Rössl über die Bühne galoppiert, doch Ball im Savoy ist für das
Berlin dieser Zeit noch verrückter, noch mehr Jazz und noch mehr Frivolität – der Stoff,
aus dem die ganz großen Erfolge sind. Und noch bevor Berlin das letzte Weihnachten
als Hauptstadt einer vergnügten Republik feiert, rattern die Telegramm-Empfänger die
Nachricht vom Triumph der neuen Abraham-Operette in alle Zeitungsredaktionen.
„Abgefahren, schräg und schrill veranstaltet Regisseur Tobias Materna den Ball im Savoy.“
Neue Presse, 26. Oktober 2015
I
n The Kraut nimmt die alternde Marlene Dietrich alias Susanne Bard ihre Zuschauer
mit auf eine faszinierende Zeitreise in die Vergangenheit und hält aus ihrem zurückgezogenen Leben heraus musikalische Rückschau auf die Zeit in Paris 1944. Mitte
September treffen sich die Dietrich und der Schriftsteller Ernest Hemingway nach der
Befreiung von Paris im dortigen „Ritz“ und genießen in der Bar des Hotels ein paar
Abende lang eine Atempause innerhalb eines Krieges, von dem sie nicht wissen, wie er
ausgehen wird und ob sie ihn überleben werden.
The Kraut
Ein Marlene-Dietrich-Abend
von Dirk Heidicke
Grosse bühne
Do, 24.03.16, 19:30 Uhr, COM 1
Marlene singt und erzählt von ihren Ängsten, ihren Hoffnungen, ihrer Wut und ihren
Sehnsüchten. Sie berichtet von den zahlreichen Versuchen der Nazis, sie „heim ins
Reich“ zu holen und von ihren ewigen Zweifeln, ob sie diesen Rufen nicht doch hätte
folgen sollen. Die Diva sinniert, philosophiert und hadert mit sich. Sie gibt ihre großen
Erfolge zum Besten, lässt ihre verflossenen Männer Revue passieren und teilt zahlreiche
Seitenhiebe auf ihre Kolleginnen aus. Und ganz nebenbei erwacht ein Zeitalter samt seiner verschiedenen Protagonisten erneut zum Leben.
Unter der musikalischen Leitung des Leipziger Komponisten und Pianisten Jens-Uwe
Günther schlüpft die Schauspielerin Susanne Bard mit verblüffender Ähnlichkeit zu
ihrem großen Vorbild in die Rolle der Diva und ermöglicht dabei einen Blick auf die private und sorgsam versteckte Seite Marlene Dietrichs. Neben den Liedern der Grande
Dame parodiert und interpretiert die Schauspielerin auch zahlreiche Songs anderer
Künstler.
Nach dem gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch
Mit Susanne Bard (Marlene) und Jens-Uwe Günther
(Klavier)
Inszenierung und Ausstattung Klaus Noack
Musikalische Leitung Jens-Uwe Günther
Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
39
Der dreiteilige Abend Wild Grass ist inspiriert von der gleichnamigen Gedicht-Anthologie
des chinesischen Dichters Lu Xun aus dem Jahre 1927. Der Poet zieht eine ambivalente
Bilanz: „Das vergangene Leben ist gestorben. Ich umarme diesen Tod mit großer Freude, denn ich erkenne, dass es einmal ein Leben war. Die Reste dieses Lebens liegen
verlassen auf dem Boden; aus ihnen wuchsen keine Bäume, nur wildes Gras. Das ist
meine Sünde.“ Das erste Stück Dead Fire entfaltet eine beklemmend schöne Bildwelt, in
der Feuer auf Eis zu treffen scheint; traumverlorene Menschen bewegen sich in einer
Landschaft voll kalter Poesie. Im zweiten Stück Farewell Shadows! agieren die Tänzerinnen und Tänzer dynamisch und virtuos zwischen Dunkel und Licht. Der dritte Teil des
Abends ist ein Tanz vom äußersten Ende aus der „unendlichen Wildnis“, in der die Menschen „eingetaucht sind in des Lebens schwindelerregendes, qualvolles Glück“, wie es
im Gedicht Lu Xuns heißt.
Wild Grass
Ein Abend in drei Teilen
Dead Fire / Farewell, Shadows /
Dance of Extremity
GroSSe Bühne
Mi, 23.03.16, 19:30 Uhr, BR 2,
TG 3
40
Beijing Dance Theater
Choreographie Wang Yuanyuan
Musik Su Cong, Wang Peng, Biosphere
und Kangding Ray
Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Dauer ca. 1 Stunde 50 Minuten
M
it der Gründung des Beijing Dance Theatre im Jahre 2008 entstand das erste
zeitgenössische Ballettensemble in China, das klassisches Ballett mit Modern
Dance verschmelzen lässt. Das große Repertoire der Compagnie, basierend
auf der klassischen Balletttechnik, greift zusätzlich die traditionellen Elemente der chinesischen Kultur auf und verbindet diese mit Elementen des Balletts und des Modernen
Tanzes.
Mit dem BDT hat Yuanyuan Wang das erste eigenständige Tanzensemble im Riesenreich China gegründet. Für sie ist der Spagat zwischen dem Ballett, einem europäischen
Kulturphänomen des 17. ⁄ 18. Jahrhunderts, und der eigenen traditionsreichen Kultur
längst nicht mehr so riesig wie man zunächst annehmen könnte. Mögen beide Kulturen
historisch betrachtet auch sehr unterschiedlich sein, lassen sie sich im Kreationsprozess doch ohne weiteres miteinander verknüpfen: „Choreographiere ich ein Stück, das
von einem aktuellen Ereignis irgendwo im Westen inspiriert ist, flechte ich oft Elemente
des chinesischen Alltags ein.“, erläutert Wang Yuanyuan. Umgekehrt arbeite sie an einem Thema aus der chinesischen Geschichte, färbe sie es mit Überlegungen – die an
keiner Ländergrenze haltmachen.
Wang Yuanyuan ist davon überzeugt, dass „klassische chinesische Ideen mit Methoden präsentiert werden können, die ästhetisch westlichen Bühnen zuzuordnen sind“. Ihr
eigener Werdegang ist ein hervorragendes Beispiel dieser Synthese von West und Ost.
Als Kind begann sie an der Beijing Dance Academy zu tanzen und studierte danach
Choreographie. 1998 entwickelte sie ihr eigenes chinesisches Nussknacker-Ballett. Früh
zog es sie zu Fortbildungen nach Amerika. Einladungen als Gast-Choreographin folgten:
Beim New York City Ballet ebenso wie beim Königlich Dänischen Ballett und beim
Shanghai Ballet arbeitete sie immer mit dem Bewusstsein, die „Freiheit des modernen
Tanzes“ sichtbar werden zu lassen. Als sie sich schließlich mit Lichtdesigner Han Jiang
und Bühnenbildner Tan Shaoyuan zusammentat, um ihre eigene Tanzcompanie zu gründen, machte sie mit dieser Entscheidung einen großen Schritt in die Unabhängigkeit, der
Wagnis und Befreiung zugleich bedeutete.
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Mi, 30.03.16, 19:30 Uhr, AL 1, WA
Do, 31.03.16, 19:30 Uhr, S 2, TG 6
Große Bühne
Br
Nach dem Roman von Theodor Fontane
iest
Effi Briest
Nach dem Roman von Theodor
Fontane
GroSSe Bühne
Mi, 30.03.16, 19:30 Uhr, AL1, WA
Do, 31.03.16, 19:30 Uhr, S2, TG6
Schauspiel Stuttgart
Inszenierung Jorinde Dröse
Bühne Natascha von Steiger
Kostüme Bettina Schürmann
Musik Philipp Hagen
Video Stephan Bischoff
Dramaturgie Carmen Wolfram
Mit Anja Schneider (Effi Briest), Robert Kuchenbuch
(Baron von Innstetten), Michael Stiller (Wüllersdorf/
Vater Briest), Paul Schröder (Johanna/Crampas),
Gabriele Hintermaier (Roswitha), Vianne Landsberg/
Jana Neumann (Annie)
Preise 33 €, 28 €, 23 €, 16 €
Dauer 2 Stunden 15 Minuten
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D
as junge Mädchen Effi Briest wandert von einem goldenen Käfig in den nächsten. Schon mit 17 Jahren verlässt sie das behütete Elternhaus, um den fast doppelt so alten Baron von Innstetten zu heiraten. Das Eheleben in der Provinz
erfüllt sie nicht, Effi fühlt sich einsam und unverstanden. Die Konventionen auf dem
pommer‘schen Dorf sind starr und es gibt keinen Raum für Effis Lebenslust. Aber dann
begegnet sie dem Offizier Crampas. Endlich ist da jemand, der ihre Gefühle versteht und
teilt. Effi pfeift auf alle Sitten und beginnt eine Affäre, doch die Liebelei ist nicht von Dauer und irgendwann auch wieder vergessen. Effi und der Baron siedeln nach Berlin über,
wo sich so etwas wie Eheglück einstellt - bis Innstetten die Briefe findet, die Effi Jahre
zuvor von Crampas erhielt. Jetzt zeigt sich wieder die große Ignoranz der Adelsgesellschaft, und diesmal ist das für Effis Leben fatal.
Theodor Fontanes berühmter Roman beschreibt die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine Epoche, die längst Vergangenheit ist. Dennoch wird ihm, auch über die per
se berührende Geschichte hinaus, große Aktualität bescheinigt. Denn das Ungleichgewicht, das die Beziehung zwischen Effi Briest und Baron von Innstetten so tragisch
scheitern lässt, findet sich bis heute in der traditionellen Rollenverteilung zwischen
Mann und Frau. „Auch heute noch gelten die Ehefrauen an der Seite erfolgreicher Männer als Ausweis für deren Sozialkompetenz und der Karriere durchaus dienlich.“ schreibt
die Dramaturgin Carmen Wolfram. Anders als zu Effis Zeiten ist die Trennung kein Tabu
mehr, viele Ehen und Beziehungen zerbrechen an dem Widerspruch zwischen gesellschaftlichem Anspruch und gelebter Realität.
Jorinde Dröse
Die Regisseurin Jorinde Dröse wurde nach ihrem Studium am Regieinstitut der Universität Hamburg als
Shootingstar des deutschen Theaters gefeiert. Mittlerweile ist sie vierzig Jahre alt und noch immer in der
ersten Liga unterwegs. Neben Arbeiten am Theater
Bremen, am Schauspiel Frankfurt und am Münchner
Volkstheater inszeniert sie regelmäßig am Deutschen
Theater Berlin. Von 2010-2013 war sie Hausregisseurin am Maxim-Gorki-Theater Berlin.
In der Inszenierung von Jorinde Dröse lotet die grandiose Schauspielerin Anja Schneider
ihre Figur in allen nur denkbaren Facetten aus. Vom romantisch daherplappernden Girlie
entwickelt sie sich zur frustrierten Ehefrau und von da zu einer Verstoßenen, deren Tragik antike Ausmaße annimmt. Schon ihretwegen ist diese Aufführung, die am Maxim
Gorki Theater in Berlin entstand und später ans Staatstheater Stuttgart übernommen
wurde, absolut sehenswert.
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Junge Bühne
Die Junge Bühne ist ein neues Projekt, bei dem wir regionalen Newcomern, etablierten
Künstlern, aber und vor allem DIR die Möglichkeit geben, etwas Neues, Spannendes
und Aufregendes auszuprobieren! Ob du gerne tanzt, Theater spielst, auf Rock, Pop
oder Jazz stehst, wir laden dich ein, komm vorbei und zeig, was du kannst! Deine Talente und Ideen sind gefragt!
Wann 22.04.2016
Anmeldung
[email protected]
Frei Raum
Frei Raum ist meist begrenzt und muss erarbeitet, ja manchmal sogar erkämpft werden!
Wir suchen viele Wege, um uns zu verwirklichen und unseren Frei Raum zu schaffen.
Doch wie sieht er aus? Soll es ein Treffpunkt an realen Orten sein, oder ein imaginärer
Ort? Sucht ihr den Frei Raum in der Identifikation mit einem Musikstil oder drückt ihr
euch in der Fotografie oder in einer Rolle beim Theaterspiel aus?
Leitung Nelly Danker
Eltern-Kind-Kurs
05./06.03.2016, 10:00 –11:30Uhr;
28./29.05.2016, 10:00 –11:30 Uhr
Wo Probebühne 2, Berliner Str.30c,
67059 Ludwigshafen
Kosten 2 € pro Teilnehmer
Anmeldung
[email protected]
Pfalzbau-Flöhe ab 1 Jahr – Alle Vögel
fliegen hoch
Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar! Und die Flugzeuge! Und die
Luftballons! Und ein Haus! Und ein Auto! Und ich?
Leicht wie eine Feder schweben die Pfalzbau-Flöhe durch den Raum, wirbeln durch die
Luft wie ein Blatt im Wind oder plumpsen schwer wie ein Sandsäckchen auf den Boden.
Gemeinsam untersuchen die Flöhe den Unterschied zwischen Leichtigkeit und Schwere, zwischen Fliegen und Fallen.
Gemeinsam mit Künstlern und Pädagogen aus den Bereichen Theater, Performance,
bildende Kunst, Fotografie und Design geben Jugendliche der Stadt Ludwigshafen ihrer
Sicht auf das Thema Frei Raum Ausdruck. Im März werden alle Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert.
Eine Kooperation der Pfalzbau Bühnen mit der Jugendförderung und Erziehungsberatung der Stadt Ludwigshafen sowie der Anne-Frank-Realschule Plus .
Frei Raum wird gefördert durch:
Leitung Patricia Jarry
Wann 30./31.03.2016, 10:00 –14:00 Uhr
Wo Probebühne 2, Berliner Str.30c,
67059 Ludwigshafen
Kosten 5 € pro Teilnehmer
Anmeldung
Friederike.Hartung@ludwigshafen
Leitung Jan-Erik Werbelow
Wann 07.05.2016, 10:30 –16:00 Uhr
Wo Pforte, Berliner Str. 30, 67059 Ludwigshafen
Kosten 5 € pro Teilnehmer
Anmeldung
[email protected]
Ein Live Hörspiel – Workshop für alle
ab 8 Jahren
In diesem Workshop wird eine Geschichte in einem Live-Hörspiel zum Leben erweckt.
Dabei dürfen die Teilnehmer nicht nur verschiedene Figuren sprechen und darstellen,
sondern auch Geräusche mit der Stimme und Instrumenten erfinden und produzieren.
Technik oder Zauberei – Workshop für
alle ab 12 Jahren
Ihr wollt einen neuen Theaterberuf kennenlernen? In diesem Workshop habt ihr die Möglichkeit, ein einfaches Bühnenbild herzustellen, ein Flugwerk einzurichten, selbst am
Licht- und Tonpult zu sitzen, die Bühnenmaschinerie zu betätigen und noch vieles mehr.
All die vielfältigen Details, die für eine Aufführung im Theater wichtig sind, werden wir
ausprobieren.
Terminänderung: Der Workshop wird nicht wie angekündigt Ende April stattfinden,
sondern am 07.05.2016 von 10:30 Uhr bis 16:00 Uhr.
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Programmvorschau Pfalzbau Bühnen 02.04. – 09.07.16
Sa, 02.04.
So, 03.04.
S1
19:30 Uhr
19:30 Uhr
sa, 09.04.
mo, 11.04.
ja
19:00 Uhr
11:00 Uhr
Deutschstunde Super
TG 1, TG 4, WA
Nach dem Roman von Siegfried Lenz
Thalia Theater Hamburg
Bühnenfassung Susanne Meister
Inszenierung Johan Simons
Große Bühne, Preise 33 €, 28 €, 23 €, 18 €
hero
So, 17.04.
19:30 Uhr
Orient
Exzess
Kabarett vom Duo Die Trockenblumen
Mit Lilay Huser und Marcia Golgowsky
Gläsernes Foyer, Einheitspreis 18 €, ermäßigt 10 €
mi, 04.05.
do, 05.05.
BR 2
T T, TG 5, JA
19:30 Uhr
19:30 Uhr
TT
19:30 Uhr
Staatstheater Mainz
Für Jugendliche ab 12 Jahren
Inszenierung Markolf Naujoks
Hinterbühne, Einheitspreis 11 €
Familienpaket 28 €
Mi, 13.04.
do, 14.04.
SINF A
SINF B
Dance Chicago
Choreographien von William Forsythe, Alejandro
Cerrudo und Chrystal Pite
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Do, 07.04.
16:00 Uhr
Dirigentin Karen Kamensek
Solistin Alisa Weilerstein
BASF-Feierabendhaus, Preise 46 €, 40 €, 32 €, 25 €
zzgl. 3 € an der Abendkasse
fr, 15.04.
sa, 16.04.
SEN 2
19:30 Uhr
14:30 Uhr
20:00 Uhr
20:00 Uhr
Werke von Nyman, Schumann und Brahms
Choreographien José Navas und Danièl Desnoyrs
Große Bühne, Preise 38 €, 32 €, 26 €, 20 €
COM 1
19:30 Uhr
Musical von Frederick Loewe und Alan Jay Lerner
Pfalztheater Kaiserslautern
Musikalische Leitung Rodrigo Tomillo
Inszenierung und Choreographie Cusch Jung
SEN Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
Mi, 27.04.
Do, 12.05.
Fr, 13.05.
Sa, 14.05.
19:30 Uhr
TG 1, JA 19:30 Uhr
TG 2 19:30 Uhr
COM 2
Inszenierung Mark Zurmühle
Große Bühne,
SEN Einheitspreis 21 €, ermäßigt 11 €
COM 2, JA
Vorstadttheater Basel
Hinterbühne, Einheitspreis 7 €, ermäßigt 4 €
Familienpaket 15 €
Di, 21.06.
Mi, 22.06.
BR 1
BR 2, PAS
19:30 Uhr
19:30 Uhr
19:30 Uhr
muss weg
Euro-Studio Landgraf
Regie Kay Neumann
Große Bühne, Preise 26 €, 22 €, 18 €, 14 €
So, 22.05.
16:00 Uhr
Les Ballets de Monte Carlo
Choreographie Jean Christophe Maillot
Dirigent Nicolas Brochot
Große Bühne, Preise 52 €, 44 €, 36 €, 28 €
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Inszenierung und Musikalische Leitung
Heiner Kondschak
Große Bühne, Preise 33 €, 28 €, 23 €, 18 €
..
Regie und Choreographie Iris Limbarth
Große Bühne, Einheitspreis 24 €, ermäßigt 15 €
Familienpaket 52 €
Zu Gast Sergej Gößner, Schauspieler
Moderation Tilman Gersch
In Kooperation mit der Städtischen Musikschule
Ludwigshafen und den MEDIENAGENTEN,
Bad Dürkheim
Gläsernes Foyer, Einheitspreis 12 €
(inkl. drei Weinproben)
Deutsches Theater in Göttingen
19:30 Uhr
Für Kinder im Alter von 3-8 Jahren
In italienischer Sprache
Mit Deniz Azhar Azari, Andrea Coppone
Regie und Bühnenbild Fabrizio Montecchi
Schattenfiguren Nicoletta Garioni, Federica Ferrari
(nach den Zeichnungen von Wolf Erlbruch)
Hinterbühne, Einheitspreis 7 €, ermäßigt 4 €
Familienpaket 15 €
Wort und Wein
Stück für Kinder ab 8 Jahren
Alonzo King
Lines Ballet Frau Müller
Junges Staatsmusical Wiesbaden
19:30 Uhr
17:00 Uhr
10:00 Uhr
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
19:30 Uhr
TG 2, TG 5 19:30 Uhr
Musikalische Komödie in zwei Akten
von Oskar Straus
So, 29.05.
Mo, 30.05.
Komödie von Lutz Hübner
Musical von Galt MacDermot (Musik)
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AL 2, TG 4, WA
Choreographien von Alonzo King
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Nach Dolf Verroen & Wolf Erlbruch
sa, 09.04.
di, 10.05.
COM 2
Teatro Gioco Vita
14:30 Uhr
Von Mark Zurmühle und Nicola Bongard
Sa, 21.05.
6. Sinfoniekonzert
Tanzmainz
Sa, 23.04.
So, 24.04.
SEN 2
Hubbard Street
Von Anthony McCarten
Di, 05.04.
mo, 16.05.
mo, 02.05.
TG 3, TG 6, WA
19:30 Uhr
Komische Oper Berlin
So, 15.05.
Vorsicht, die
THEATER AN DER PARKAUE
Hinterbühne, Einheitspreis 7 €, ermäßigt 4 €
Familienpaket 15 €
Mi, 25.05.
Fr, 27.05.
19:30 Uhr
AL 1, TG 1, TG 4 19:30 Uhr
MT, TG 3, JA
Mi, 06.07.
Sa, 09.07.
MT, TG 1, TG 4
AL 2, WA
19:30 Uhr
19:30 Uhr
Idomeneo
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Pfalztheater Kaiserslautern
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Türken kommen!
Musikalische Komödie von Aydin Ergin
Theater Ulüm
In türkischer Sprache
Hinterbühne, Preise 8 €, ermäßigt 5 €
Musikalische Leitung Adam Benzwi
Inszenierung Barrie Kosky
Mit Dagmar Manzel und Max Hopp
Große Bühne, Preise 38 €, 32 €, 26 €, 20 €
16:00 Uhr
Stück für Kinder ab 8 Jahren
Deutschsprachige Erstaufführung
Forced Entertainment, Barbican (UK),
Oper von Peter Tschaikowsky
Pfalztheater Kaiserslautern
In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Große Bühne, Preise 44 €, 37 €, 30 €, 23 €
Von Mark Zurmühle und Nicola Bongard
Deutsches Theater Göttingen
Inszenierung Mark Zurmühle
Große Bühne, Preise 38 €, 32 €, 26 €, 20 €
47
Theater im Pfalzbau
Impressum
Berliner Straße 30, 67059 Ludwigshafen
www.theater-im-pfalzbau.de
[email protected]
Herausgeber
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
Intendant
Tilman Gersch
Redaktion
Jürgen Berger, Carolin Grein, Daniel Richter,
Dr. Roswita Schwarz, Barbara Wendland
Mitarbeit
Michelle Nicklis
Konzept und Gestaltung
Double Standards
Druck
Nino Druck
Fotos
Faustrecht Tilman Gersch, Le Petit Prince
TNT Theatre, 4. Sinfoniekonzert Marco
Borggreve, 5. Sinfoniekonzert Cheril
Mazak, Der Barbier von Sevilla HansJürgen Brehm-Seufert, Schatten (Eurydike sagt) Falk von Traubenberg, Hair
Martin Kaufhold, Servus Peter - Oh là là
Mireille Christian Knecht, Balé da Cidade de São Paulo Sylvia Masini, Taksi
to Istanbul Meyer Originals, Sein oder
Nichtsein Sabine Haymann, Dreier steht
Kopf Katrin Schander, Tatort: Schlachtfeld Nicole Heesters: ©Stefan Odry,
Andreas Hoppe: ©SWR/Alexander Kluge
Vorhaut Lena Obst, Complex Ristić Nejc
Saje, Muttersprache Mameloschn Adriana Machiori, Ajax Eva Wunder, Mutter
Courage und ihre Kinder Sabine Haymann, Ball im Savoy Henning Rosenbusch, The Kraut Dorit Gätjen, Wild
Grass Jiang Han, Effi Briest Bettina Stöß
Theaterkasse /
Reservierungen
Telefon (0621) 504 25 58
Fax (0621) 504 25 26
Mail pfalzbau.theaterkasse@ludwigs­
hafen.de
Öffnungszeiten
Montags bis freitags von 10:00 – 13:00 Uhr
und von 16:30 – 19:00 Uhr, samstags von
11:00 – 13:00 Uhr.
Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor
Vorstellungsbeginn.
Online-Verkauf
www.theater-im-pfalzbau.de­unter „Tickets
kaufen“
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