DAS WASSERSTOFFSPEKTRUM Die Geschichte einer genialen Idee in der Physik des 20. Jahrhunderts Matthias Brack Universität Regensburg Akademie der Gesellschaft für Erwachsenenbildung “Haus der Begegnung”, Regensburg, 23. Februar 2010 Basel, anno 1884: Ein Schullehrer studiert das Licht der Sonne ... Basel, anno 1884: Ein Schullehrer studiert das Licht der Sonne ... Die verschiedenen Farben entprechen verschiedenen Wellenlängen des Lichts (“Fourier-Zerlegung”!) Wenn man genau hinschaut, erkennt man im Farbspektrum des Sonnenlichts dunkle Lücken Basel, anno 1884: Ein Schullehrer studiert das Licht der Sonne ... Die verschiedenen Farben entprechen verschiedenen Wellenlängen des Lichts (“Fourier-Zerlegung”!) Wenn man genau hinschaut, erkennt man im Farbspektrum des Sonnenlichts dunkle Lücken Joseph von Fraunhofer (*1787 in Straubing, †1826 in München) hatte bereits 1814 diese Lücken (“dunkle Linien”) entdeckt Licht als elektromagnetische Welle Wellenlänge: Frequenz: λ = Abstand zwischen Wellenbergen (oder -tälern) ν = Zahl der Wellenberge (oder -täler) pro Zeiteinheit Geschwindigkeit: c = λ ν = 2.9979 · 108 m s−1 (im Vakuum) c ist eine universelle Naturkonstante! Licht als elektromagnetische Welle Wellenlänge: Frequenz: λ = Abstand zwischen Wellenbergen (oder -tälern) ν = Zahl der Wellenberge (oder -täler) pro Zeiteinheit Geschwindigkeit: c = λ ν = 2.9979 · 108 m s−1 (im Vakuum) c ist eine universelle Naturkonstante! Balmer versuchte, die Wellenlängen λ der vier damals bekannten Lücken, die “Fraunhofer-Linien”, mit einer einfachen Formel zu erfassen Er liebte es, mit Zahlen zu spielen ... Die “Balmer-Serie” Johannes Balmer (*1825 in Lausen, †1889 in Basel) konnte 1885 die vier Wellenlängen mit einer einzigen Konstante B = 364.6 nm folgendermaßen erfassen: 9 4 25 9 λ = B , B , B , B 5 3 21 8 Die “Balmer-Serie” Johannes Balmer (*1825 in Lausen, †1889 in Basel) konnte 1885 die vier Wellenlängen mit einer einzigen Konstante B = 364.6 nm folgendermaßen erfassen: 9 4 25 9 9 16 25 36 λ = B , B , B , B = B , B , B , B 5 3 21 8 5 12 21 32 Die “Balmer-Serie” Johannes Balmer (*1825 in Lausen, †1889 in Basel) konnte 1885 die vier Wellenlängen mit einer einzigen Konstante B = 364.6 nm folgendermaßen erfassen: 9 4 25 9 9 16 25 36 λ = B , B , B , B = B , B , B , B 5 3 21 8 5 12 21 32 Dafür fand er die heute so genannte Balmer-Formel: λ = B 2 m m2 −4 mit m = 3, 4, 5, 6 Die “Balmer-Serie” Johannes Balmer (*1825 in Lausen, †1889 in Basel) konnte 1885 die vier Wellenlängen mit einer einzigen Konstante B = 364.6 nm folgendermaßen erfassen: 9 4 25 9 9 16 25 36 λ = B , B , B , B = B , B , B , B 5 3 21 8 5 12 21 32 Dafür fand er die heute so genannte Balmer-Formel: λ = B 2 m m2 −4 mit m = 3, 4, 5, 6 Der Physik-Professor an der Universität Basel maß dieser Formel keine physikalische Bedeutung zu. Aber er verwies auf andere ähnliche Formeln ... Die Rydberg-Formel Johannes Rydberg (*1854 in Halmstad, †1919 in Lund) verallgemeinerte die Balmer-Formel. Er formulierte sie für die Frequenzen ν der Spektrallinien: ν = c λ = R 1 n2 − 1 m2 n = 1, 2, . . . , m = 2, 3, . . . (m > n) (R = 3.29 · 1015s−1) n = 2 gibt mit λ = c ν und B = 4c R die Balmer-Formel! Die Rydberg-Formel Johannes Rydberg (*1854 in Halmstad, †1919 in Lund) verallgemeinerte die Balmer-Formel. Er formulierte sie für die Frequenzen ν der Spektrallinien: ν = c λ = R 1 n2 − 1 m2 n = 1, 2, . . . , m = 2, 3, . . . (m > n) (R = 3.29 · 1015s−1) n = 2 gibt mit λ = c ν und B = 4c R die Balmer-Formel! Für andere Werte von n sagte diese Formel neue Linien voraus: n = 1: “Lyman-Serie” (ultraviolett) n = 3: “Paschen-Serie” (infrarot) Diese wurden tatsächlich experimentell gemessen! Die Rydberg-Formel Johannes Rydberg (*1854 in Halmstad, †1919 in Lund) verallgemeinerte die Balmer-Formel. Er formulierte sie für die Frequenzen ν der Spektrallinien: ν = c λ = R 1 n2 − 1 m2 n = 1, 2, . . . , m = 2, 3, . . . (m > n) (R = 3.29 · 1015s−1) n = 2 gibt mit λ = c ν und B = 4c R die Balmer-Formel! Für andere Werte von n sagte diese Formel neue Linien voraus: n = 1: “Lyman-Serie” (ultraviolett) n = 3: “Paschen-Serie” (infrarot) Diese wurden tatsächlich experimentell gemessen! Aber: Weder Balmer noch Rydberg verstanden die Bedeutung ihrer Formeln doch etwa 27 Jahre später... Kopenhagen, anno 1912: Niels Bohr denkt über das Atom nach ... Ernest Rutherford (*1871 in Nelson, New Zealand, †1937 in Cambridge) zeigte 1911 experimentell, dass das Atom einen winzigen Kern enthält, der positiv geladen und (weit außen) von den negativ geladenen Elektronen umgeben ist Kopenhagen, anno 1912: Niels Bohr denkt über das Atom nach ... Ernest Rutherford (*1871 in Nelson, New Zealand, †1937 in Cambridge) zeigte 1911 experimentell, dass das Atom einen winzigen Kern enthält, der positiv geladen und (weit außen) von den negativ geladenen Elektronen umgeben ist Aber: nach der klassischen Theorie von Maxwell müssten die Elektronen Energie abstrahlen ... Bohr stellt die Frage: warum stürzen die Elektronen nicht in den Kern? Kopenhagen, anno 1912: Niels Bohr denkt über das Atom nach ... Ernest Rutherford (*1871 in Nelson, New Zealand, †1937 in Cambridge) zeigte 1911 experimentell, dass das Atom einen winzigen Kern enthält, der positiv geladen und (weit außen) von den negativ geladenen Elektronen umgeben ist Aber: nach der klassischen Theorie von Maxwell müssten die Elektronen Energie abstrahlen ... Bohr stellt die Frage: warum stürzen die Elektronen nicht in den Kern? Dann hat er eine Idee: er erinnert sich an Plancks Quantenhypothese... Die Plancksche Strahlungsgesetz Max Planck (*1858 in Kiel, †1947 in Göttingen) entdeckte 1900 seine berühmte Strahlungsformel für die Energiedichte u(λ) von elektromagnetischer Strahlung als Funktion von der Wellenlänge und der Temperatur Die Plancksche Strahlungsgesetz Max Planck (*1858 in Kiel, †1947 in Göttingen) entdeckte 1900 seine berühmte Strahlungsformel für die Energiedichte u(λ) von elektromagnetischer Strahlung als Funktion von der Wellenlänge und der Temperatur Verlauf der Kurve u(λ) bei verschiedenen Temperaturen (in Kelvin) Damit kann z.B. die Temperatur eines Sterns “gemessen” werden (auch: Altersbestimmung des Weltalls über die Hintergrunds-Strahlung nach dem “Big Bang”!) Aber: Um eine geschlossene Formel zu erhalten, musste Planck eine scheinbar unsinnige Hypothese machen ... Plancks Quantenhypothese Planck machte – sehr widerwillig! – folgende Quantenhypothese: “Die Energie E des Lichts (resp. des Strahlungsfeldes) ist nicht kontinuierlich (wie in der klassischen Mechanik und Elektrodynamik), sondern quantisiert! Sie muss ein ganzzahliges Vielfaches n von h ν sein:” E = nhν n = 1, 2, 3, . . . Das Plancksche Wirkungsquantum h = 0.66249 · 10−33 J·s ist dabei eine neue Naturkonstante Dimension: [h] = [Energie · Zeit] = [Wirkung] Plancks Quantenhypothese Planck machte – sehr widerwillig! – folgende Quantenhypothese: “Die Energie E des Lichts (resp. des Strahlungsfeldes) ist nicht kontinuierlich (wie in der klassischen Mechanik und Elektrodynamik), sondern quantisiert! Sie muss ein ganzzahliges Vielfaches n von h ν sein:” E = nhν n = 1, 2, 3, . . . Das Plancksche Wirkungsquantum h = 0.66249 · 10−33 J·s ist dabei eine neue Naturkonstante Dimension: [h] = [Energie · Zeit] = [Wirkung] Planck mochte diese revolutionäre Hypothese selber gar nicht! Aber der Erfolg seiner Formel, in welcher h explizit vorkommt, schien diese Annahme zu rechtfertigen Experimentelle Verifizierung von E = h ν im Photoelektrischen Effekt durch Albert Einstein (1905) n = 1: “Lichtquant” = “Photon” zurück zu Bohr ... Bohrs Quantenhypothese Niels Bohr (*1885 und †1962 in Kopenhagen) führte 1913 die Quantenhypothese für die Elektronen im H-Atom ein: “Die einzigen erlaubten Zustände der Elektronen im Atom sind Bahnen um den Atomkern, deren Drehimpuls L proportional zu n h ist”: 1 L = n h 2π n = 1, 2, . . . Bohrs Quantenhypothese Niels Bohr (*1885 und †1962 in Kopenhagen) führte 1913 die Quantenhypothese für die Elektronen im H-Atom ein: “Die einzigen erlaubten Zustände der Elektronen im Atom sind Bahnen um den Atomkern, deren Drehimpuls L proportional zu n h ist”: 1 L = n h 2π ⇒ der Drehimpuls L ist quantisiert! n = 1, 2, . . . n = 1, 2, ... heisst “Quantenzahl” Für Kreisbahnen: L = R × p (Impuls: p = m v = Masse · Geschwindigkeit) Dimension: [L] = [Länge · Impuls] = [Wirkung] = [h] (Planck-Konstante!) Triumph der Bohrschen Quantentheorie Die Quantisierung des Drehimpulses der Elektronen impliziert die Quantisierung ihrer Energien E. Für das Wasserstoff-Atom (H-Atom) ergibt dies das so genannte Rydberg-Spektrum: E ⇒ En = − E0 n12 n = 1, 2, . . . me e4 2~2 {En} = (Energie-) Spektrum = 13.6 eV besteht aus Naturkonstanten: Die “Rydberg-Energie” E0 = h me = Elektronenmasse, e = Elementarladung, ~ = 2π Triumph der Bohrschen Quantentheorie Die Quantisierung des Drehimpulses der Elektronen impliziert die Quantisierung ihrer Energien E. Für das Wasserstoff-Atom (H-Atom) ergibt dies das so genannte Rydberg-Spektrum: E ⇒ En = − E0 n12 n = 1, 2, . . . {En} = (Energie-) Spektrum me e4 2~2 = 13.6 eV besteht aus Naturkonstanten: Die “Rydberg-Energie” E0 = h me = Elektronenmasse, e = Elementarladung, ~ = 2π Ein weiteres Postulat von Bohr: “Beim Übergang eines Elektrons zwischen zwei Quantenzuständen n und m wird die Energiedifferenz als Licht(-quant) emittiert oder absorbiert”: ∆En,m = E0 1 n2 − 1 m2 = hν Triumph der Bohrschen Quantentheorie Die Quantisierung des Drehimpulses der Elektronen impliziert die Quantisierung ihrer Energien E. Für das Wasserstoff-Atom (H-Atom) ergibt dies das so genannte Rydberg-Spektrum: E ⇒ En = − E0 n12 n = 1, 2, . . . {En} = (Energie-) Spektrum me e4 2~2 = 13.6 eV besteht aus Naturkonstanten: Die “Rydberg-Energie” E0 = h me = Elektronenmasse, e = Elementarladung, ~ = 2π Ein weiteres Postulat von Bohr: “Beim Übergang eines Elektrons zwischen zwei Quantenzuständen n und m wird die Energiedifferenz als Licht(-quant) emittiert oder absorbiert”: ∆En,m = E0 1 n2 − 1 m2 = hν ν = c λ = R 1 n2 − 1 m2 Dies gibt mit E0 = h R die Rydbergformel (und mit R = E0/h die RydbergKonstante). Diese war jetzt zum ersten Mal verstanden! Bei Übergängen des Elektrons zwischen zwei Quantenzuständen wird die Energiedifferenz ∆E als Licht mit der Frequenz ν gemäß E = h ν emittiert – oder auch absorbiert! Bei Übergängen des Elektrons zwischen zwei Quantenzuständen wird die Energiedifferenz ∆E als Licht mit der Frequenz ν gemäß E = h ν emittiert – oder auch absorbiert! Die Fraunhofer-Linien müssen also den Frequenzen ν entsprechen, bei denen das Sonnenlicht in der Wasserstoff-Atmosphäre der Sonne absorbiert werden kann Die Absorptionslinien im Wasserstoff liefern direkt das Rydberg-Spektrum En des H-Atoms! Die Bohr-Sommerfeld-Quantisierung Arnold Sommerfeld (*1868 in Königsberg, †1951 in München) und Niels Bohr verallgemeinerten die QuantisierungsBedingung für ein gebundenes Teilchen “Das Wirkungsintegral S entlang einer geschlossenen Bahn des Teilchens ist quantisiert:” H S = p · dr = n h n = 1, 2, . . . S = Produkt von Impuls p (Komponente entlang der Bahn) mal Länge r, entlang der ganzen Bahn aufsummiert Die Bohr-Sommerfeld-Quantisierung Arnold Sommerfeld (*1868 in Königsberg, †1951 in München) und Niels Bohr verallgemeinerten die QuantisierungsBedingung für ein gebundenes Teilchen “Das Wirkungsintegral S entlang einer geschlossenen Bahn des Teilchens ist quantisiert:” H S = p · dr = n h n = 1, 2, . . . S = Produkt von Impuls p (Komponente entlang der Bahn) mal Länge r, entlang der ganzen Bahn aufsummiert Dimension: [S] = [Impuls · Länge] = [Wirkung] = [h] Für eine Kreisbahn: S = p 2πR = 2π(p R) = 2π L Die Bohr-Sommerfeld-Quantisierung war viel allgemeiner als die DrehimpulsQuantisierung von Bohr. Aber... Das Helium-Atom Das Helium-Atom besteht aus einem Kern (α-Teilchen) und zwei Elektronen Es ist also ein Drei-Teilchen-System Die beiden Elektronen stören gegenseitig ihre Bahnen! Werner Heisenberg (*1901 in Würzburg, †1976 in München) versuchte, zusammen mit seinem Lehrer Sommerfeld und mit Bohr, die Quantisierungs-Bedingung für die Elektronen im He-Atom zu finden Das Helium-Atom Das Helium-Atom besteht aus einem Kern (α-Teilchen) und zwei Elektronen Es ist also ein Drei-Teilchen-System Die beiden Elektronen stören gegenseitig ihre Bahnen! Werner Heisenberg (*1901 in Würzburg, †1976 in München) versuchte, zusammen mit seinem Lehrer Sommerfeld und mit Bohr, die Quantisierungs-Bedingung für die Elektronen im He-Atom zu finden Skizzen in einem Brief von Heisenberg an Sommerfeld (1922): Quantisierung der ϕ-Bewegung Das Versagen der Bohrschen Quantentheorie Heisenberg erhielt ein gutes Resultat für die Ionisations-Energie von Helium (24.6 eV statt 24.5 eV ), aber er brauchte eine nicht-ganze Quantenzahl: nϕ = 21 . Für Bohr war dies aber streng verboten! Angeregte Elektronenzustände konnte man überhaupt nicht beschreiben Helium konnte nicht verstanden werden – Bohrs Quantentheorie versagte! Was war falsch? Das Versagen der Bohrschen Quantentheorie Heisenberg erhielt ein gutes Resultat für die Ionisations-Energie von Helium (24.6 eV statt 24.5 eV ), aber er brauchte eine nicht-ganze Quantenzahl: nϕ = 21 . Für Bohr war dies aber streng verboten! Angeregte Elektronenzustände konnte man überhaupt nicht beschreiben Helium konnte nicht verstanden werden – Bohrs Quantentheorie versagte! Was war falsch? Albert Einstein (*1879 in Ulm, †1955 in Princeton) zeigte 1917 (von den meisten unbemerkt!), dass die Bohr-Sommerfeld-Quantisierung nur in integrablen (d.h. exakt lösbaren) Systemen funktionieren kann. Drei-Teilchen-Systeme sind aber i.A. nicht integrabel. NB: Das H-Atom ist integrabel, das He-Atom nicht! In nicht-integrablen Systemen kann Chaos auftreten! (s.u.) Um weiterzukommen, musste eine neue Quantentheorie entwickelt werden ... Die neue Quantenmechanik Die Jahre 1925 – 1928 brachten die Entwicklung der neuen Quantenmechanik (Heisenberg, Born, de Broglie, Jordan, Schrödinger, Bohr, Pauli, Dirac, ...) Die Erfolge der neuen Theorie waren überwältigend, und die “alte Quantentheorie” von Bohr (und Sommerfeld) wurde praktisch vergessen ... Das neue Credo: In Atomen laufen die Teilchen nicht auf klassichen Bahnen! Denn: Teilchen führen sich im mikroskopischen Bereich wie Wellen auf – und umgekehrt! (Teilchen-Welle-Dualität; Bohr: Komplementarität) Die neue Quantenmechanik Die Jahre 1925 – 1928 brachten die Entwicklung der neuen Quantenmechanik (Heisenberg, Born, de Broglie, Jordan, Schrödinger, Bohr, Pauli, Dirac, ...) Die Erfolge der neuen Theorie waren überwältigend, und die “alte Quantentheorie” von Bohr (und Sommerfeld) wurde praktisch vergessen ... Das neue Credo: In Atomen laufen die Teilchen nicht auf klassichen Bahnen! Denn: Teilchen führen sich im mikroskopischen Bereich wie Wellen auf – und umgekehrt! (Teilchen-Welle-Dualität; Bohr: Komplementarität) Ort und Impuls eines Teilchens (in derselben Richtung) können nicht exakt gemessen werden (Heisenberg: Unschärfeprinzip) Für Messgrößen können oft nur Wahrscheinlichkeiten vorausgesagt werden Statt Ort und Impuls (oder anderer Größen) kennt man nur deren Erwartungswerte (“Kopenhagener Interpretation” der Quantenmechanik) Es herrscht also kein exakter Determinismus wie in der klassischen Mechanik! Eine hervorragende Bohr-Biographie: Abraham Pais: (*1918 in Amsterdam, †2000 in Kopenhagen) Niels Bohr’s Times, In Physics, Philosophy, and Polity (Oxford University Press, New York, 1991) doch zurück zu Drei-Teilchen-Systemen ... Mikroskopisches Drei-Teilchen-System: Das Helium-Atom (Kern + 2 Elektronen) Makroskopisches Drei-Körper-System: Sonne - Erde - Mond Das älteste Drei-Körper-System der Welt Vor mehr als 2600 Jahren beobachteten die Babylonier die Bewegung von Sonne, Mond und Erde. Sie konnten deren Perioden sehr genau bestimmen! (s.u. ?) Das älteste Drei-Körper-System der Welt Vor mehr als 2600 Jahren beobachteten die Babylonier die Bewegung von Sonne, Mond und Erde. Sie konnten deren Perioden sehr genau bestimmen! (s.u. ?) Johannes Kepler (*1571 in Württemberg, † 1630 in Regensburg) entdeckte die elliptischen Bahnen der Planeten um die Sonne Das älteste Drei-Körper-System der Welt Vor mehr als 2600 Jahren beobachteten die Babylonier die Bewegung von Sonne, Mond und Erde. Sie konnten deren Perioden sehr genau bestimmen! (s.u. ?) Johannes Kepler (*1571 in Württemberg, † 1630 in Regensburg) entdeckte die elliptischen Bahnen der Planeten um die Sonne Sir Isaac Newton (*1643 in Woolsthorpe, † 1727 in London) leitete die elliptischen Bahnen der Planeten mathematisch her Das älteste Drei-Körper-System der Welt Vor mehr als 2600 Jahren beobachteten die Babylonier die Bewegung von Sonne, Mond und Erde. Sie konnten deren Perioden sehr genau bestimmen! (s.u. ?) Johannes Kepler (*1571 in Württemberg, † 1630 in Regensburg) entdeckte die elliptischen Bahnen der Planeten um die Sonne Sir Isaac Newton (*1643 in Woolsthorpe, † 1727 in London) leitete die elliptischen Bahnen der Planeten mathematisch her Im 19. Jh. untersuchte man die mathematischen Lösungen für dieses Drei-KörperProblem und insbesondere auch die Stabilität der Mondbahn Stabilität des Drei-Körper-Systems Henri Poincaré (*1854 in Nancy, †1912 in Paris), einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, gewann 1889 einen Wettbewerb anlässlich des 60. Geburtstags von König Oskar II von Schweden und Norwegen Stabilität des Drei-Körper-Systems Henri Poincaré (*1854 in Nancy, †1912 in Paris), einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, gewann 1889 einen Wettbewerb anlässlich des 60. Geburtstags von König Oskar II von Schweden und Norwegen Titel seines Beitrags: Sur le problème des trois corps et les équations de la dynamique (Über das Drei-Körper-Problem und die Gleichungen der Dynamik) Acta Mathematica (1890) Stabilität des Drei-Körper-Systems Henri Poincaré (*1854 in Nancy, †1912 in Paris), einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, gewann 1889 einen Wettbewerb anlässlich des 60. Geburtstags von König Oskar II von Schweden und Norwegen Titel seines Beitrags: Sur le problème des trois corps et les équations de la dynamique (Über das Drei-Körper-Problem und die Gleichungen der Dynamik) Acta Mathematica (1890) Poincarés Erkenntnis: Das Drei-Körper-Problem ist nicht immer integrabel! Trotz des strengen Determinismus der klassischen Mechanik kann keine exakte Voraussage über die Stabilität des Systems Sonne-Erde-Mond gemacht werden! Stabilität des Drei-Körper-Systems Henri Poincaré (*1854 in Nancy, †1912 in Paris), einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, gewann 1889 einen Wettbewerb anlässlich des 60. Geburtstags von König Oskar II von Schweden und Norwegen Titel seines Beitrags: Sur le problème des trois corps et les équations de la dynamique (Über das Drei-Körper-Problem und die Gleichungen der Dynamik) Acta Mathematica (1890) Poincarés Erkenntnis: Das Drei-Körper-Problem ist nicht immer integrabel! Trotz des strengen Determinismus der klassischen Mechanik kann keine exakte Voraussage über die Stabilität des Systems Sonne-Erde-Mond gemacht werden! Seine drei Bücher Les méthodes nouvelles de la méchanique céleste (Die Methoden der neuen Himmelsmechanik) (Paris, 1899) legten die Grundlagen zur modernen Chaos-Forschung Fraktale Strukturen im Chaos: (“Mandelbrot-Diagramm”) Beim Vergrößern eines Ausschnittes (“zoom”) wiederholen sich dieselben Strukturen Dies kann unendlich oft fortgesetzt werden! Determinismus in der klassischen Mechanik Die Bahn r(t) (Koordinate r als Funktion der Zeit t) eines Teilchens wird durch die Newton-Gleichung bestimmt: Kraft = Masse · Beschleunigung : K = mb Determinismus in der klassischen Mechanik Die Bahn r(t) (Koordinate r als Funktion der Zeit t) eines Teilchens wird durch die Newton-Gleichung bestimmt: Kraft = Masse · Beschleunigung : K = mb Ausgehend von einer Potentialfunktion V (r) ergibt dies eine Differentialgleichung für r(t): K(r) = −∇V (r) = m b = m d2 dt2 r(t) Die Lösung r(t) ist für alle Zeiten eindeutig festgelegt durch die Anfangsbedingungen zur Zeit t0: Ort r0 = r(t0) und Impuls p0 = mv(t0) d r(t) = Geschwindigkeit] v(t) = dt Determinismus in der klassischen Mechanik Die Bahn r(t) (Koordinate r als Funktion der Zeit t) eines Teilchens wird durch die Newton-Gleichung bestimmt: Kraft = Masse · Beschleunigung : K = mb Ausgehend von einer Potentialfunktion V (r) ergibt dies eine Differentialgleichung für r(t): K(r) = −∇V (r) = m b = m d2 dt2 r(t) Die Lösung r(t) ist für alle Zeiten eindeutig festgelegt durch die Anfangsbedingungen zur Zeit t0: Ort r0 = r(t0) und Impuls p0 = mv(t0) d r(t) = Geschwindigkeit] v(t) = dt [NB: In der Quantenmechanik gilt die Newton-Gleichung nicht mehr Stattdessen: Lösen der Schrödingergleichung, Berechnen von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Teilchen!] Periodische Bahnen und Chaos Periodische Bahnen wiederholen sich nach einer endlichen Periode T der Zeit: r(t + T ) = r(t) , p(t + T ) = p(t) (z.B. Kreis, Ellipse, ...) In integrablen Systemen sind alle Bahnen periodisch (oder quasi-periodisch) In nicht-integrablen Systemen gibt es sowohl periodische als auch nicht-periodische irreguläre Bahnen, die sich nie wiederholen Periodische Bahnen und Chaos Periodische Bahnen wiederholen sich nach einer endlichen Periode T der Zeit: r(t + T ) = r(t) , p(t + T ) = p(t) (z.B. Kreis, Ellipse, ...) In integrablen Systemen sind alle Bahnen periodisch (oder quasi-periodisch) In nicht-integrablen Systemen gibt es sowohl periodische als auch nicht-periodische irreguläre Bahnen, die sich nie wiederholen Ein wichtiger Aspekt ist die Stabilität einer Bahn (s.u.) Chaos: In einem chaotischen System sind alle Bahnen instabil Kleine Störungen (z.B. numerische Fehler) wachsen exponentiell! ⇒ praktisch: Keine Voraussagbarkeit trotz Determinismus! Laut Poincaré sind die periodischen Bahnen der “Schlüssel zum Chaos”! stabile Bahn: bei kleiner Änderung der Anfangsbedingungen bleibt die gestörte Bahn in der Nähe der ungestörten Bahn instabile Bahn: bei kleiner Änderung der Anfangsbedingungen entfernt sich die gestörte Bahn exponentiell von der ungestörten Bahn Ein nicht-integrables System mit Chaos Ein Teilchen im Hénon-Heiles-Potential1 [V (x, y) = 3 (x2 + y 2) + 6 x2y − 2 y 3] Höhenlinien konstanter potentieller Energie E: b 1.0 0.5 y 0.0 -0.5 g -1.0 r -0.5 0.0 x 0.5 1.0 Minimum bei (x, y) = (0,0) mit Energie E = 0; drei Sattelpunkte (b,g,r) mit Energie E = 1 1 ursprünglich: Modellpotential für einen Stern in einer Galaxie! Dreidimensionale Perspektive: 1 0.5 -1 -0.5 0 0 x -0.5 0.5 1 -1 y Die drei kürzesten periodischen Bahnen (bei E = 1): Bahn A: stabil bis zu E = 0.96 dann abwechselnd stabil und instabil bis zu E = 1; dabei entstehen neue periodische Bahnen durch Bifurkationen ⇒ Chaos1 1.0 A 0.5 y C Bahn B: instabil bei allen Energien 0.0 Bahn C: stabil bis zu E = 0.89 bei E > 0.89: instabil B -0.5 -1.0 -0.5 0.0 x 0.5 1.0 [1 vgl. das sog. “Feigenbaum-Szenario”] Zwei weitere periodische Bahnen bei E = 1: 1.0 0.5 y 0.0 -0.5 -1.0 -0.5 0.0 x 0.5 1.0 Eine quasi-periodische Bahn bei E = 0.5: 1.0 0.5 y 0.0 -0.5 -1.0 -0.5 0.0 x 0.5 1.0 Eine chaotische Bahn bei E = 1: 1.0 0.5 y 0.0 -0.5 -1.0 -0.5 0.0 x 0.5 1.0 Bei E > 1 sind > 95% der Bahnen chaotisch! Gebundene Bahnen bei E > 1: Teilchen kann gebunden sein! (hier bei E = 1.2) 1.0 0.5 y 0.0 -0.5 -1.0 -0.5 0.0 x 0.5 1.0 Beide Bahnen sind stabil, obwohl hier 99% der Bahnen chaotisch sind! Ungebundene Bahnen bei E > 1: Teilchen kann entweichen! (hier bei E = 1.2) 1.0 0.5 y 0.0 -0.5 -1.0 -0.5 0.0 x 0.5 1.0 Man bemerke die empfindliche Abhängigkeit der Entweich-Barriere (g,b,r) von der Anfangsrichtung (-geschwindigkeit)! Entweichen aus dem Hénon-Heiles-Potential Wohin entweicht das Teilchen, wenn es bei E > 1 von (x, y) = (0,0) aus startet? Wir variieren die Anfangsgeschwindigkeit v (Komponenten vx, vy ) 1.5 blue 1 y 0.5 vy 0 vx -0.5 green red -1 -1.5 -1.5 -1 -0.5 0 x 0.5 1 1.5 und tragen farbige Punkte (blau, grün, rot), welche der Entweich-Barriere entsprechen, in ein Diagramm (vx, vy ) ein Fraktale im Hénon-Heiles-Potential Farbe gibt Entweich-Barriere (blau: oben, rot: unten rechts, grün: unten links; schwarz: kein Entweichen, Teilchen gebunden; schwarzer Kreis: E < 1) 1.21 0.61 vy 0 -0.61 -1.21 -1.21 -0.61 0 vx 0.61 1.21 Fraktale im Hénon-Heiles-Potential Farbe gibt Entweich-Barriere (blau: oben, rot: unten rechts, grün: unten links; schwarz: kein Entweichen, Teilchen gebunden; schwarzer Kreis: E < 1) 1.21 0.39 0.61 0.25 zoom −→ vy 0 -0.61 -1.21 -1.21 -0.61 0.1 -0.05 0 vx 0.61 1.21 -0.21 0.39 0.55 0.7 0.85 1. Fraktale im Hénon-Heiles-Potential Farbe gibt Entweich-Barriere (blau: oben, rot: unten rechts, grün: unten links; schwarz: kein Entweichen, Teilchen gebunden; schwarzer Kreis: E < 1) 1.21 0.39 0.61 0.25 zoom −→ vy 0 -0.61 0.1 -0.05 -1.21 -1.21 -0.61 0 vx 0.61 -0.21 1.21 0.39 0.55 0.7 0.85 1. 0.03 zoom −→ auch bei E > 1 gibt es noch stabile gebundene Bahnen (s.o.) ⇒ Teilchen kann gebunden bleiben! 0 -0.03 0.57 (J. Kaidel, Regensburg, 2002) 0.605 0.64 Fraktale im Hénon-Heiles-Potential Farbe gibt Entweich-Barriere (blau: oben, rot: unten rechts, grün: unten links; schwarz: kein Entweichen, Teilchen gebunden; schwarzer Kreis: E < 1) 1.21 0.39 0.61 0.25 zoom −→ vy 0 -0.61 0.1 -0.05 -1.21 -1.21 -0.61 0 vx 0.61 -0.21 1.21 0.39 0.55 0.7 0.85 1. 0.03 zoom −→ auch bei E > 1 gibt es noch stabile gebundene Bahnen (s.o.) ⇒ Teilchen kann gebunden bleiben! 0 -0.03 0.57 (J. Kaidel, Regensburg, 2002) 0.605 0.64 doch zurück zur alten Idee von Bohr ... Renaissance von Bohrs Quantentheorie Martin Gutzwiller (*1925 in Basel) entwickelte 1967-1971 die Theorie der periodischen Bahnen: eine moderne Version der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung, die auch für nicht-integrable und chaotische Systeme gilt! Renaissance von Bohrs Quantentheorie Martin Gutzwiller (*1925 in Basel) entwickelte 1967-1971 die Theorie der periodischen Bahnen: eine moderne Version der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung, die auch für nicht-integrable und chaotische Systeme gilt! Die semiklassische Spurformel von Gutzwiller: g(E) = P n δ(E − En) ≃ P 1 po Apo (E) cos ~ Spo(E) − αpo Links: Summe über das Quantenspektrum {En} gibt die exakte quantenmechanische Zustandsdichte g(E) Rechts: Summe über alle periodischen Bahnen (po) des klassischen Systems gibt näherungsweise dasselbe Resultat (∼ Fourier-Zerlegung) H Spo = po p · dr = Wirkungsintegral entlang der periodischen Bahn ⇒ also doch Quantenmechanik mit klassischen Bahnen? Exakte Spurformel für das H-Spektrum n g (E) = (−E0/E )5/2/2E0 1 + 2 P∞(kmax) k=1 (integrabel) cos 2πk p −E0/E o Die Summe über k = 1 . . . ∞ entspricht der Summation über alle periodischen Bahnen Für numerische Rechungen muss k = ∞ durch ein endliches kmax ersetzt werden! Exakte Spurformel für das H-Spektrum n g(E) g (E) = (−E0/E )5/2/2E0 1 + 2 kmax=1 -1.0 -0.75 -0.5 -0.25 0.0 -0.25 0.0 -0.25 0.0 g(E) kmax=4 -1.0 -0.75 -0.5 g(E) kmax=2000 -1.0 -0.75 -0.5 E/E0 P∞(kmax) k=1 (integrabel) cos 2πk p −E0/E o Exakte Spurformel für das H-Spektrum n g (E) = (−E0/E )5/2/2E0 1 + 2 g(E) -0.75 -0.5 -0.25 0.0 -0.25 0.0 -0.25 0.0 g(E) kmax=4 -1.0 -0.75 -0.5 g(E) kmax=2000 -1.0 -0.75 k=1 cos 2πk p −E0/E o Die erste Fourierkomponente (k = 1), d.h. die kürzeste periodische Bahn, gibt bereits die richtigen Positionen (Maxima!) der Quantenenergien kmax=1 -1.0 P∞(kmax) (integrabel) -0.5 E/E0 Exakte Spurformel für das H-Spektrum n g (E) = (−E0/E )5/2/2E0 1 + 2 g(E) -0.75 k=1 cos 2πk p −E0/E o Die erste Fourierkomponente (k = 1), d.h. die kürzeste periodische Bahn, gibt bereits die richtigen Positionen (Maxima!) der Quantenenergien kmax=1 -1.0 P∞(kmax) (integrabel) -0.5 -0.25 0.0 g(E) kmax=4 Wenige kurze Bahnen geben eine gemittelte Zustandsdichte -1.0 -0.75 -0.5 -0.25 0.0 kmax = 2000 gibt praktisch das exakte Rydberg-Spektrum: g(E) kmax=2000 En = −E0/n2 -1.0 -0.75 -0.5 E/E0 -0.25 0.0 Spurformel für das Hénon-Heiles-Potential (nicht-integrabel) Gemittelte Zustandsdichte (oszillierender Teil) für kleine Energien: 0.4 g(E) 0.2 0.0 -0.2 qm scl -0.4 0 .1 .2 .3 .4 .5 .6 .7 E Schwarz: quantenmechanisch berechnet Rot: über die Spurformel, mit nur drei periodischen Bahnen A, B, und C [M. Brack, P. Meier, K. Tanaka, J. Phys. A 32, 331 (1999)] Das Schwebungsmuster kommt durch die Interferenz der drei klassichen Bahnen A, B, und C zustande! Dasselbe bei E > 1: (chaotischer Bereich) Gemittelte Zustandsdichte (oszillierender Teil) für Energien oberhalb Barriere: 3.0 g(E) 1.5 0.0 -1.5 -3.0 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 2.0 E ausgezogene Linie: quantenmechanisch berechnet gestrichelt: über die Spurformel mit 18 periodischen Bahnen berechnet (weitere Bahnen tragen bei dieser Auflösung nicht mehr bei!) [J. Kaidel, P. Winkler, M. Brack, Phys. Rev. E 70, 066208 (2004)] Die Spurformel funktioniert auch im völlig chaotischen Bereich! Dasselbe bei E > 1: (chaotischer Bereich) Gemittelte Zustandsdichte (oszillierender Teil) für Energien oberhalb Barriere: 3.0 g(E) 1.5 0.0 -1.5 -3.0 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 2.0 E ausgezogene Linie: quantenmechanisch berechnet gestrichelt: über die Spurformel mit 18 periodischen Bahnen berechnet (weitere Bahnen tragen bei dieser Auflösung nicht mehr bei!) [J. Kaidel, P. Winkler, M. Brack, Phys. Rev. E 70, 066208 (2004)] Die Spurformel funktioniert auch im völlig chaotischen Bereich! à propos Fourier-Zerlegung ... Derselbe Ton auf vier verschiedenen Instrumenten: (Schalldruck als Funktion der Zeit) (a) Euphonium (b) Baritonhorn (c) Tenorposaune (d) Messingrohr (2.5 m) Fourier-Zerlegungen derselben vier Töne: (Intensität als Funktion der Frequenz) Das H-Atom in einem starken Magnetfeld (chaotisch) (a) Experimentelles Quantenspektrum der Ionisationsenergie (in Magnetfeldern von 3 ≤ B ≤ 5.2 Tesla) (b) Fourier-Zerlegung dieses Spektrums: Die Maxima liegen bei den Perioden der geschlossenen Bahnen im chaotischen klassischen System! [A. Holle, J. Main, G. Wiebusch, H. Rottke, und K. H. Welge, Phys. Rev. Lett. 61, 161 (1988)] Leitwert-Oszillationen in mesoskopischem Kanal Gate Gate 0.2µm Gate Gate 0 EF E 1.0µm Ein Halbleiter-Kanal mit zwei Hindernissen im Magnetfeld B. Elektronen, die durch den Kanal fließen, können in geschlossene Bahnen um die Hindernisse herum eingefangen werden, deren Größe (Radien) von B abhängen Leitwert-Oszillationen in mesoskopischem Kanal Gate Gate 0.2µm 1.0µm Gate Gate EF E δGxx[arb.u.]→ 0 0.15 0.20 0.25 B[T]→ Ein Halbleiter-Kanal mit zwei Hindernissen im Magnetfeld B. Elektronen, die durch den Kanal fließen, können in geschlossene Bahnen um die Hindernisse herum eingefangen werden, deren Größe (Radien) von B abhängen Leitwert-Oszillationen: ausgezogene Linie: experimentell (Sachraida et al., Ottawa, 1997) gestrichelte Linie: semiklassisch über eine Spurformel berechnet [J. Blaschke und M. Brack, Europhys. Lett. 50, 294 (2000)] Leitwert-Oszillationen in mesoskopischem Kanal Gate Gate 0.2µm 1.0µm Gate Gate EF E δGxx[arb.u.]→ 0 0.15 0.20 0.25 B[T]→ Ein Halbleiter-Kanal mit zwei Hindernissen im Magnetfeld B. Elektronen, die durch den Kanal fließen, können in geschlossene Bahnen um die Hindernisse herum eingefangen werden, deren Größe (Radien) von B abhängen Leitwert-Oszillationen: ausgezogene Linie: experimentell (Sachraida et al., Ottawa, 1997) gestrichelte Linie: semiklassisch über eine Spurformel berechnet [J. Blaschke und M. Brack, Europhys. Lett. 50, 294 (2000)] ... und wieder zurück zum Helium-Atom: Das He-Atom semiklassisch – nach 70 Jahren D. Wintgen, K. Richter und G. Tanner (Universität Freiburg) konnten 1989 - 1992 die angeregten Zustände des He-Atoms mit Drehimpuls L = 0 mit Gutzwillers Theorie richtig wiedergeben! [siehe: G. Tanner, K. Richter und J. M. Rost, Rev. Mod. Phys. 72, 497 (2000)] Das He-Atom semiklassisch – nach 70 Jahren D. Wintgen, K. Richter und G. Tanner (Universität Freiburg) konnten 1989 - 1992 die angeregten Zustände des He-Atoms mit Drehimpuls L = 0 mit Gutzwillers Theorie richtig wiedergeben! [siehe: G. Tanner, K. Richter und J. M. Rost, Rev. Mod. Phys. 72, 497 (2000)] ⇒ Mehr als 70 nach dem Versagen von Heisenberg, Bohr und Sommerfeld wurde das He-Problem (wenigstens teilweise) semiklassisch gelöst! Heute: viele Erfolge mit der semiklassischen Theorie auf dem Gebiet der mesoskopischen Physik und der Nanophysik (insbesondere auch “Quantenchaos”) Das He-Atom semiklassisch – nach 70 Jahren D. Wintgen, K. Richter und G. Tanner (Universität Freiburg) konnten 1989 - 1992 die angeregten Zustände des He-Atoms mit Drehimpuls L = 0 mit Gutzwillers Theorie richtig wiedergeben! [siehe: G. Tanner, K. Richter und J. M. Rost, Rev. Mod. Phys. 72, 497 (2000)] ⇒ Mehr als 70 nach dem Versagen von Heisenberg, Bohr und Sommerfeld wurde das He-Problem (wenigstens teilweise) semiklassisch gelöst! Heute: viele Erfolge mit der semiklassischen Theorie auf dem Gebiet der mesoskopischen Physik und der Nanophysik (insbesondere auch “Quantenchaos”) Die Frage war: können wir Quantenmechanik mit klassischen Bahnen treiben? Das He-Atom semiklassisch – nach 70 Jahren D. Wintgen, K. Richter und G. Tanner (Universität Freiburg) konnten 1989 - 1992 die angeregten Zustände des He-Atoms mit Drehimpuls L = 0 mit Gutzwillers Theorie richtig wiedergeben! [siehe: G. Tanner, K. Richter und J. M. Rost, Rev. Mod. Phys. 72, 497 (2000)] ⇒ Mehr als 70 nach dem Versagen von Heisenberg, Bohr und Sommerfeld wurde das He-Problem (wenigstens teilweise) semiklassisch gelöst! Heute: viele Erfolge mit der semiklassischen Theorie auf dem Gebiet der mesoskopischen Physik und der Nanophysik (insbesondere auch “Quantenchaos”) Die Frage war: können wir Quantenmechanik mit klassischen Bahnen treiben? Antwort: Yes, we can! Dank an meine Kollegen und früheren Student(inn)en: • R. K. Bhaduri, McMaster University, Hamilton, Kanada • M. V. N. Murthy, IMSc, Chennai, Indien • K. Tanaka, University of Saskatchewan, Saskatoon, Kanada • S. Reimann, Lund Institute of Technology, Schweden • J. Blaschke, J. Kaidel, (damals) Universität Regensburg Dank an meine Kollegen und früheren Student(inn)en: • R. K. Bhaduri, McMaster University, Hamilton, Kanada • M. V. N. Murthy, IMSc, Chennai, Indien • K. Tanaka, University of Saskatchewan, Saskatoon, Kanada • S. Reimann, Lund Institute of Technology, Schweden • J. Blaschke, J. Kaidel, (damals) Universität Regensburg an meine Geldgeber: • Deutsche Forschungsgemeinschaft • NSERC, Kanada Dank an meine Kollegen und früheren Student(inn)en: • R. K. Bhaduri, McMaster University, Hamilton, Kanada • M. V. N. Murthy, IMSc, Chennai, Indien • K. Tanaka, University of Saskatchewan, Saskatoon, Kanada • S. Reimann, Lund Institute of Technology, Schweden • J. Blaschke, J. Kaidel, (damals) Universität Regensburg an meine Geldgeber: • Deutsche Forschungsgemeinschaft • NSERC, Kanada und an meine gedulgigen Zuhörer! Monddaten aus Babylon (seit ca. 600 B.C.) SU (min) 80 Die Babylonier beobachteten vier Zeitintervalle SU, NA, GE, ME zwischen Aufund Untergängen von Sonne und Mond an sukzessiven Oppositionen (numeriert durch die Lunationszahl L) 60 40 20 0 SU+NA (min) 0 200 300 400 80 Sie notierten auch regelmäßig die Teilsummen (SU+NA) und (ME+GE) 60 40 20 SU+NA+GE+ME 100 0 100 200 300 400 Die Summe (SU+NA)+(GE+ME) wurde sehr wahrscheinlich verwendet, um die “Kolonne Φ” zu bestimmen, welche die korrekte Mondperiode T$ enthält 140 120 100 80 [Lis Brack-Bernsen, Centaurus 33, 39 (1990)] 0 100 200 300 luna t ion numb er 400 L Fourier-Analyse derselben Monddaten SU |A(T)| 2 Die Babylonier bewerkstelligten (ohne es zu wissen!) implizit eine Fourier-Analyse ihrer beobachteten Monddaten: 2 4 6 8 10 12 14 16 18 SU+NA |A(T)| 2 Die Daten SU, (SU+NA) und (GE+ME) enthalten Informationen über die Perioden T⊙ ≃ 12 (Sonne) und T$ ≃ 14 (Mond) 2 4 6 8 10 12 14 16 18 In der Summe (SU+NA)+(GE+ME) wird der Einfluss von T⊙ eliminiert und T$ bestimmt die Periode der Oszillationen! |A(T)| 2 SU+NA+GE+ME 2 4 6 8 10 12 14 period T (in months) 16 18 [L. Brack-Bernsen und M. Brack, Int. J. Mod. Phys. E 13, 247 (2004)]