Was ist der Wert?

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01.2014
Die neue Rolle des Marketings
Im Interview mit Dr. Sven H. Becker
Marken und Neuroökonomie
Dr. Scheier über Kaufentscheidungen
Die Aura des Wertvollen
Mario Pricken stellt sein neues Buch vor
Was Marken wertvoll macht
Wertschätzung
Ingo Faecks über Zusammenarbeit
Schutz gebühr
Wert.
\ Das Magazin für B2B-Marken \ made by RTS Rieger Team
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\ Das Magazin für B2B-Marken
\ Editorial
Wert
(germanisch „werpa“ für würdig, Preis)
Der Wert ist ein meist in Geld ausgedrücktes materielles Äquivalent einer Sache, einer
Dienstleistung oder einer Information. (Quelle: Wictionary)
Ausdruck der Wichtigkeit eines Gutes, die es für die Befriedigung der subjektiven Bedürfnisse besitzt, wie sie sich etwa in seinem Nutzen und in der betreffenden Präferenzordnung
des Wirtschaftssubjektes widerspiegelt. (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)
Der Begriff Wert findet zum Beispiel in der Finanzwelt oder in der Axiologie (Lehre von
den Werten in der Philosophie) Anwendung. Soziologie und Psychologie befassen sich mit
Wertvorstellungen und Werturteilen. Mathematisch betrachtet ist ein Wert eine Zahl, die
die Variable einer Gleichung ersetzt. In Physik, Medizin und Technik bezeichnet man das
Ergebnis einer wissenschaftlichen Messung als solchen. (Quelle: definition-online.de)
Der Wert eines Gutes ist eine ökonomische Kategorie, welche die Grundlage dafür bildet,
dass völlig verschiedene Lieferungen und Dienstleistungen in einem bestimmten quantitativen Verhältnis gegeneinander verrechnet werden können. Im wirtschaftlichen Verkehr
wird er in Geld ausgedrückt, dem Preis. (Quelle: Wikipedia)
Der Wert der B2B-Marke
Ein Thema, das im Moment alle im Marketing umtreibt. B2Bler, B2Cler, Marketingverantwortliche,
Kommunikationsfachleute, Agenturvertreter:
Was ist die Arbeit, die wir leisten, wert? Welchen
Beitrag zum Unternehmenswert erbringen
Marketing und Marke? Und wie kann man diesen
Wert im wörtlichen Sinne bewerten? Wie brisant
diese Fragen sind, zeigt die Liste der Experten, die
wir als Gastschreiber, Interview­partner und besonders als Denkanstoßer gewinnen konnten.
Dr. Sven H. Becker, CEO der TBWA Deutschland,
behauptet im Interview, dass das traditionelle
Marketing keine dominante Rolle mehr spielt.
Dr. Christian Scheier, Gründer und Geschäftsführer von decode, Neuropsychologe und Autor
mehrerer Neuromarketing-Bestseller, beleuchtet
die Kaufentscheidung im Gehirn. Ingo Faecks,
Geschäftsführer DACH und Niederlande von
Sapient Nitro und frischgebackener Präsident des
GWA Deutschland, erzählt uns seine Auf­fassung
von Wertschätzung.
Simon Thun, Associate Partner bei Prophet, bietet werthaltige
Erkenntnisse zum Wert von Marken. Mario Pricken, Kreativtrainer,
der demnächst ein Buch mit dem appetitanregenden Titel „Die
Aura des Wertvollen“ publizieren wird, behauptet, dass Produkte
in der Fabrik entstehen – und Werte im Kopf. Heinz Schlüter, ehemaliger Weltklasse-Tischtennisspieler und aktueller Steuer- und
Finanzfachmann, und Peter Kopecky, CFO der TBWA Deutschland, sehen die Welt der Werte naturgemäß ein Stück faktischer.
Dazu der Beitrag zum Start der deutsch-österreichischen Freundschaft zwischen Netural und RTS Rieger Team, unsere B2B-Lifestyle-Themen und aktuelle Einblicke in die RTS-Werkstatt. Alles in
allem eine Ausgabe unseres B2B Magazins, bei der Sie am Ende
hoffentlich sagen werden, dass sie es wert ist.
Ganz viel Spaß beim Lesen!
Jörg Dambacher
Geschäftsführung
04
38
Digitalisierung und iteratives Arbeiten
78
Der Wert von Fleisch
inhalt
42
News Lifestyle
Ingo Faecks über Wertschätzung
06 B2B-News
08 B2B-Kalender
Titelthema
Jede Menge Wert
Warum uns manche Dinge lieber und teurer sind als andere
10 44
Interview mit Dr. Sven H. Becker
62
20 Ansichten
Im Interview mit Titelfotograf Steffen Jahn
22 Lifestyle
30
Fachbeitrag
Dr. Christian Scheier: Die Kaufentscheidung im Gehirn
32 36 Leitartikel
Was ist der Preis? Was ist der Wert?
Markenwert
Simon Thun: Marken bewegen Menschen
Digitale Werte
Netural: Die neue deutsch-österreichische Freundschaft
Digitale Arbeitswelt
E. Demmel und G. Freimüller: Schneller mit kleinen Schritten
38 42 44 48 Fachbeitrag
Ingo Faecks: Wertschätzung
Interview
Dr. Sven H. Becker über ein neues Agenturmodell
B2B-Expertenmeinung
Was ist ein Unternehmen wert? Wir haben zwei gefragt, die es wissen
Glosse
Wo sind all die Werte hin?
50 52 32
Marken bewegen Menschen
22
Leitartikel
56 Die Aura des Wertvollen
Das neue Buch von Mario Pricken
Interviewstrecke
Über den Wert von Immobilien, Koi-Karpfen, Kunst und Luxus
60 Interbrand Topmarken
Die Best Global Brands 2013
Lifestyle
Geschmack kann man nicht kaufen
62
B2B-Travel
Tour de Suisse – haargenau geplant und präzise getaktet
68
B2B-Lunch
Was ist Fleisch eigentlich wert?
72
RTS Werkstatt
Aktuelle Arbeiten aus unserem Hause
78
B2B-Literatur
Buchtipps rund um das Thema Wert
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Impressum
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FORSCHUNG
Mobilität der Zukunft
Mensch und Technik
Forscher der Universität Göttingen präsentierten jetzt den schärfsten Röntgenstrahl
der Welt. Er ist für das menschliche Auge
unsichtbar und 10.000 Mal dünner als ein
menschliches Haar. Erkennbar werden seine
Möglichkeiten vor allem in der Material­
forschung, etwa zur Untersuchung von
Nanodrähten, die in Solarzellen zum Einsatz kommen.
Energiereiches Röntgenlicht lässt sich nicht
einfach fokussieren wie sichtbares Licht
mit einem Brennglas. „Statt einer gewöhnlichen Linse verwenden wir daher eine
sogenannte Fresnel-Linse, die aus verschiedenen Schichten aufgebaut ist“, erläuterte
Markus Osterhoff vom Institut für Röntgenphysik. Als zentraler Träger diente ein
Wolframdraht, der nur knapp ein tausendstel
Millimeter dick war.
Luftkissen soll mit 1.220 km/h Reisende
transportieren – 600 Kilometer in 35 Minuten: Diese ultraschnelle Reisezeit von San
Francisco nach Los Angeles soll laut Elon
Musk eventuell im Jahre 2017 Realität
werden. Das Transportmittel der Zukunft
nennt sich „Hyperloop“. Dieses Konzept
verbindet bereits bekannte Antriebsformen
zu etwas völlig Neuem. Kapseln sollen in
einem Rohr-System von einem Ort zum
anderen geschossen werden. Die Shuttles
schweben dabei auf einem Luftkissen.
Auch der Antrieb erfolgt durch extremen
Luftdruck. Jedoch ist die Anwendbarkeit
laut einigen Kritikern fragwürdig. Musk,
Chef des Elektro-Sportauto-Herstellers
Tesla und des privaten Raumfahrt-Dienstleisters SpaceX meint hingegen, sein
Transportmittel sei eine effizientere
Alternative zu Zug- und Flugverkehr.
Die „Quantified Selfer“ messen („tracken“)
anhand elektronischer Sensoren oder Apps
beinahe jeden Aspekt aus ihrem täglichen
Leben: Körperfunktionen, Befindlichkeiten
und Verhaltensweisen. Das Stresslevel wird
ebenso in Zahlen festgehalten wie das tägliche Kommunikationsverhalten, Finanz­
aktionen, der tägliche Kaffee- oder Alkoholkonsum. Immer geht es darum, biologische,
psychi­sche und physische Werte, im Großen und Ganzen also alle gesundheitsrelevanten Daten (Körpergewicht, Blutwerte,
Blutdruck, Lungenkapazität oder psychisches
Befinden), mit umwelt- und verhaltens­
bezogenen Informationen (etwa Standort,
Arbeitszeit pro Tag, Ernährung, täglich zurückgelegte Wegstrecken oder Schritte) ins
Verhältnis zu setzen und daraus Erkenntnisse über den eigenen Lebensstil abzu­leiten.
Zudem steigern sie dadurch ihre Motivation.
(Quelle: www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de)
(Quelle: www.gehirn-und-geist.de)
Energie
Wohnen
INTERNET
Britische Forscher haben natürliche Stoffwechselprozesse genutzt, um aus Urin Strom
zu gewinnen – und damit ein Handy aufgeladen. Bakterien wandelten die organische
Masse in Elektrizität um. Die Forscher sehen
darin den ultimativen Öko-Strom. Die Ausbeute reiche für einen kurzen Anruf oder
eine SMS. Das Verfahren solle nun weiterentwickelt werden. Laut einem Forscher
könnte diese Technologie in der Zukunft
fester Bestandteil von Toiletten werden und
unter anderem Energie zum Duschen,
Rasie­ren oder für Licht liefern. Mikrobielle
Brennstoffzellen werden auch schon in
anderen Bereichen eingesetzt, liefern aber
derzeit noch nicht genug Strom für einen
weitreichenden wirtschaftlichen Einsatz.
Neuer Job? Oder der Liebe wegen umziehen? Für moderne Nomaden gibt es jetzt
das mobile Design-Haus. Kompakte Modulhäuser, die Designer Werner Aisslinger
gemeinsam mit den Architekten Achim
Aisslinger und Andreas Bracht entwickelt
hat, lassen sich in zwei Tagen ab- und
wieder auf bauen. Wohnf lächen bis zu
65 Quadratmetern sind möglich. Der Clou:
Mithilfe von Zusatzmodulen sind die Häuser beliebig erweiterbar. Gerade diese Flexibilität macht das Konzept interessant. Seit
es den „Loftcube“ gibt, sind mehr als 11.000
Anfragen eingetrudelt. Tendenz steigend!
Zielpublikum ist dabei die junge und
urbane Elite mit dem nötigen Kleingeld,
rund 90.000 Euro.
2014 starten die neuen sogenannten TopLevel-Domains. Für jeden, dem die altbekannten .de oder .com zu langweilig sind.
Und für alle, die ihren Blog, ihr Business
oder ihr Unternehmen individuell und
herausstechend im Web platzieren wollen.
Im Laufe des Jahres geht .berlin an den
Start, aber auch TLDs wie .business, .gmbh
oder .marketing werden nach und nach
verfügbar sein. So kann sich zum Beispiel
jedes Unternehmen eine zu seiner Branche
passende Web-Adresse zulegen. Die Möglichkeiten könnten nahezu grenzenlos werden.
Infos unter: www.united-domains.de
(Quelle: www.newsdeutschland.com)
(Quelle: www.pm-magazin.de)
Deutsche Forscher entwickeln
schärfsten Röntgenstrahl
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(Quelle: www.focus.de)
Menschliche Abfälle als Energiequelle
Hyperloop statt Flugzeug
und Zug
Vier Wände to go
„Quantified Self“ oder wie Sie Ihr
„Ich“ vermessen
Domains à la carte
* Kein bundesweiter Feiertag.
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Was wird 2014 von April bis Juli wichtig?
Diese Termine sollten Sie kennen.
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Der B2B-Kalender
09
Juli
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\ Thema
Jede Menge
wert
Rolex GMT Master II Ice: 380.000,00 Euro | Maybach 62S: 520.000,00 Euro
Edvard Munchs „Schrei“: 119,9 Mio. euro | Abendessen mit Thomas Gottschalk: 12.030,00 Euro
Der Wert eines Produktes oder einer Leistung drückt sich im Preis aus. Aber was genau macht eine Rolex
derart wertvoll, dass man für sie achttausendmal so viel bezahlt wie für eine ebenso funktionstüchtige
Casio-Uhr? Das Design? Vielleicht. Ihr Statusversprechen? Garantiert. Sonst noch was? Wir wollten es
genau wissen. Welche Faktoren unterscheiden einen 08/15- von einem Luxusartikel? Also machten wir
uns auf die Suche nach wertvollen Gesprächspartnern und landeten unter anderem bei einem Galeristen,
einem Auktionator und einem Karpfenzüchter. Was die uns erzählen konnten, ist zum Teil überraschend,
in jedem Fall jedoch interessant – wenn nicht sogar richtig wertvoll.
Warum uns manche Dinge lieber und
teurer sind als andere
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1 %
des Kaufpreises eines T-Shirts aus
Baumwolle macht den Lohnanteil aus.
Der Großteil f ließt in – raten Sie mal – Werbung.
Quelle: www.data.wdr.de
Don’t copy. Be yourself
Seine Individualität kann man durch vieles ausdrücken. Durch
die Musik, die man hört, die Veranstaltungen, die man besucht,
oder durch die Kleidung, die man trägt. Doch wer nicht aus­
sehen will wie die breite Masse, der muss auch tiefer in die
Tasche greifen. ave anziehsachen ist ein Laden für Menschen
mit individuellem Geschmack und dem nötigen Kleingeld. Wir
haben uns beraten lassen und viel gelernt: über optimale
Schnittführung, gedrehtes Garn und verdeckte Knopfleisten.
Unser Wissen geben wir Ihnen ab Seite 68 weiter.
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Schneller mit kleinen Schritten
Die Digitalisierung verändert Anforderungen und Arbeitsschritte. Anstatt mit
Vollgas in den Relaunch zu rauschen, werden kleinere Meilensteine realisiert –
so wird nichts übersehen und letztendlich ist diese Arbeitsweise nicht nur
schnell, sondern auch nachhaltig. Ernst Demmel und Gerhard Freimüller von
Netural erklären ab Seite 38, wie genau iteratives Arbeiten funktioniert.
1.200 PS
hat der Bugatti Veyron 16.4 Super Sport
und ist damit der schnellste straßenzugelassene
Seriensportwagen der Welt.
Quelle: www.bugatti.com
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Beten hilft nichts
Zumindest, wenn es darum geht, ob ein Unternehmen seine Marke erfolgreich etablieren kann.
Stattdessen hilft es, die richtige Strategie zu verfolgen – und Menschen erfolgreich mit seiner
Markengeschichte zu bewegen. Ab Seite 32 lesen Sie, was der Markenexperte Simon Thun dazu
zu sagen hat.
72 Mio.
Macs von Apple sind derzeit
weltweit in Benutzung.
Quelle: Studie www.interbrand.com
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Mio. Dollar war der höchste Preis, der je
bei einer Auktion für ein Gemälde, ein
Triptychon von Francis Bacon, bezahlt wurde.
Quelle: www.faz.net
Wertvolle Experten
Was haben ein Penthouse, ein Gemälde, ein Ring und ein Karpfen gemeinsam? Für alle vier
gibt es Menschen, die sich hauptberuflich mit ihnen beschäftigen. Interessante Menschen,
die uns geholfen haben zu verstehen, was den Wert einer Sache ausmacht. Wenn Sie schon
immer mal wissen wollten, wie Immobilienpreise entstehen, ab wann der blaue Strich auf
grünem Grund Kunst ist oder wer für einen Zierfisch 3.000 Euro hinblättert, dann sollten Sie
jetzt zu unserer Interviewstrecke ab Seite 56 blättern.
20
ansichten
21
Vita
Geboren _ 21. April 1967 in Werneck, Bayern
Laufbahn _ 1988 absolvierte er seine
Lehre in den René Staud Studios. Nach
mehreren Assistenzen machte er sich 1996
in Stuttgart selbstständig, mit dem Studio im
größten Zimmer der Wohnung. 2003 zog er
in sein aktuelles Studio – ein ehemaliger
Ballsaal einer Unternehmervilla.
Steffen Jahn ist Mitglied im BFF und AOP und
inszeniert wertige Produkte für Kunden wie
Lamborghini, Ferrari, Porsche, AMG, Aston
Martin, Jaguar, Audi, Mercedes, Bose, Bang &
Olufsen, Gucci, Infiniti, Hewlett Packard, GQ,
BMW magazine etc.
Awards (Auszug) _ Art Directors Club of New
York, Calendar Marketing Association, BFFAward, Kodak Kalender Preis, Grafischer Club
Kontakt_ +49 711 640 [email protected]_www.steffenjahn.com
Eine teure
Kamera allein
Mit dem Einsatz einer teuren Kamera beispielsweise bringe
ich dem Fotoobjekt und damit dem Kunden eine Wertschätzung entgegen. Wenn ich mit einer 500-Euro-Digitalknipse
vor einem Fünf-Millionen-Euro-Porsche stehen würde, wäre
die Frage, ob meine innere Einstellung stimmt. Häufig ist die
Kamera oder der Wert der Kamera auch ein Signal für den
Betrachter, wie ernst ich die Aufgabe nehme.
macht kein gutes Bild
diszipliniert zu höherer Konzentration: „Wenn du schon mit
diesem edlen Gerät arbeiten darfst, reiß dich zusammen, baue
keinen Mist und mache etwas Ordentliches daraus.“ Während
ich mit einem kleinen billigen Gerät auch manchmal pfusche.
Weil ich denke, es ist ja eh nichts Rechtes.
Wie also lassen sich Produkte „wertig“ inszenieren?
SJ_ Das Einfachste ist, das Objekt in eine wertige Umgebung zu
Der Fotograf unseres Titels
und der Fotostrecke
Steffen Jahn über materielle
und emotionale Werte
in der Fotografie
Was bedeutet für Sie ganz persönlich der Begriff „Wert“?
SJ_ Hauptsächlich Qualität und etwas Erstrebenswertes. Wert
haben für mich sehr hochwertige Dinge, die perfekt verarbeitet,
ästhetisch ansprechend und langlebig sind. Der finanzielle Wert
einer Sache ist nicht so wichtig, weil er eigentlich eher dem
Status zugehörig ist. Der innere, der wahre Wert einer Sache ist
höher einzuschätzen. Der Preis ist irgendwann vergessen, aber
der wahre Wert übersteht die Zeit.
Welche Rolle spielt der materielle und emotionale Wert in Ihrer Arbeit?
SJ_ Das ist natürlich ein hoher materieller Wert, mit dem man umgeht. Kameras und sonstige Ausrüstung kosten ein Vermögen.
Da ich auf Autofotografie spezialisiert bin, habe ich auch immer mit teuren und hochwertigen Objekten zu tun. Manchmal
sogar unbezahlbaren, weil sie Einzelstücke sind. Zum Beispiel
Concept Cars, die nur ein einziges Mal gefertigt werden, um
auf einer Show gezeigt zu werden. Oder Fahrzeuge, von denen
nur noch wenige exis­t ieren – oder sogar nur noch eines. In gewisser Weise muss das auch meine Ausrüstung widerspiegeln.
Gilt dann für jedes Bild: je teurer Ausrüstung und Objekt,
desto wertvoller das Ergebnis?
SJ_ Nein. Ein teures Objekt und eine teure Kamera allein machen
noch kein gutes Bild. Wenn das fünf Millionen teure Auto eine
hässliche Gurke ist, dann bleibt es eine hässliche Gurke. Ein
Foto ist wertvoll, wenn es einen berührt, wenn es Gefühle
weckt wie „Mann, da möchte ich jetzt einsteigen und losbrausen“ oder „Dieses Licht erinnert mich an einen wunderbaren
Sommermorgen, den ich in der Toskana erlebt habe“. Eines
meiner Lieblingsbilder habe ich mit einem lausigen Handy
fotografiert. Es ist ein Foto von meinem Sohnemann. Letztlich
ist die Technik dazu da, das Bild auf die gewünschte Art und
Weise festzuhalten. Es bringt nichts, mit der grundverkehrten
Kamera hinten in einem Auto zu sitzen, das mit 150 über die
Rennstrecke rast, und zu meinen: „Die Kamera passt zwar
hinten und vorne nicht, aber das Bild ist wertvoll, weil es eine
teure Kamera ist.“ Das Werkzeug muss immer dem Zweck
angemessen sein. Allerdings kann eine wertvolle Ausrüstung
schon die innere Einstellung beeinf lussen, wie es ein japanisches Sprichwort besagt: „Nicht nur der Meister wirkt auf
das Werkzeug, sondern auch das Werkzeug auf den Meister.“
Wenn man mit einem sehr teuren, edlen Werkzeug arbeitet,
hat es auch immer eine gewisse mahnende Wirkung und
stellen. Also in eine Villa, einen toll angelegten Garten oder
vor hochwertige Architektur. Dann ist die Art der Positionierung entscheidend. Ob der Gegenstand einfach in der Ecke
steht oder ob man ihm einen prominenten Platz zuweist. Das
A und O in der Fotografie ist letztlich aber das Licht. Damit
kann ich salopp gesagt aus Discounterpfusch eine Ikone der
Industrieproduktion machen. Denn durch die Beleuchtung
kann man Formen herausheben oder untergehen lassen. Ich
kann Materialität betonen oder umgekehrt vermeiden, dass
man diese Materialität sieht. Ich kann Farbe strahlen oder verschwinden lassen. Und so das Objekt neu gestalten.
Manche Fotos werden für mehrere Millionen Euro gehandelt.
Wie bemisst sich ein solcher Wert aus Ihrer Sicht?
SJ_ Dieser Wert basiert nicht auf der Fotografie an sich. Das Bild
wird als Kunstwerk betrachtet. Genauso werden Ölgemälde
oder Rembrandts für ähnliche Summen gehandelt. Hintergrund ist, dass es früher so gehandhabt wurde, dass zum Beispiel nur 100 Abzüge gemacht und danach die Negative zerstört
wurden. Es gibt danach keine Bilder mehr, um durch diese
Verknappung einen Wert zu schaffen, eine Begehrlichkeit. Je
seltener etwas ist, desto mehr leuchtet sein Wert hervor.
INTERVIEWER \ Stephan Fuß
22
leitartikel
Was ist der Preis? Was ist der Wert?_
Und wie hängt beides zusammen?
Warum sind wir bereit, für gleiche oder ähnliche Produkte und Dienstleistungen völlig unterschiedliche
Preise zu bezahlen? Wie bestimmen wir den Wert, den wir Erzeugnissen und Service beimessen?
Ein Erklärungsversuch.
„Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.“ In der Tat, da hat Oscar Wilde den Nagel auf den Kopf getroffen.
Von vielem ahnt man den Wert. Man glaubt zu wissen, woran es liegt, dass der Wert sich für prinzipiell ein und dieselbe Sache in unterschiedlichen
Preisen niederschlägt.
Ein Businessschuh für Herren zum Beispiel, wie ich gerade auf Zalando recherchiert habe. Der Preis variiert vom teuren Business-Schnürer von
Marc Jacobs für 599,95 Euro bis runter zum Modell von Pier One für 59,95. Der eine Schuh kostet also ziemlich genau das Zehnfache des anderen.
Warum? Bei dem Schuh von Pier One steht: weich gepolsterte Innensohle, Decksohle Leder, Innenmaterial Kombination aus Leder und Textil­
futter, Lycralochung, Sohle hochwertiger Kunststoff, Obermaterial Leder. Die Beschreibung des Schuhs von Marc Jacobs liest sich da schon anders:
hochwertige Leder­verarbeitung, Rahmennaht, Absatz genagelt, Absatz in lackierter Holzschicht-Optik, Decksohle Leder, Innenmaterial Leder,
Sohle Leder, Obermaterial Leder. Es gibt also erkennbare Unterschiede. Rechtfertigt das einen höheren Verkaufspreis? Oder ist es am Ende doch
nur der Name? Ist Marc Jacobs den zehnfachen Preis von Pier One wert?
Der Wert ist abstrakt, der Preis konkret
Warum kostet ein Quadratmeter Wohnf läche in der Park Avenue 432 in New York 74.000,00 Dollar? Warum kostet ein Quadratmeter
in Hongkong in der Stubbs Road 94.000,00 Dollar und in London in Knightsbridge gar 102.000,00 Dollar (Quelle: brand eins, 2/2014)?
Und warum kostet ein Quadratmeter in Berlin in der Nähe der Museumsinsel nur 7.900,00 Dollar? Übrigens sprechen wir in Berlin von
einem neu gebauten Stadtpalais, das den aktuellen deutschen Baustandards entspricht. Wohingegen die Nobeladressen in New York oder
London zwar ebenfalls Neubauten sind, aber in puncto Energieeffizienz sicher nicht mit dem Standard in Berlin mithalten können.
Worin begründet sich also der Preisunterschied? Was macht den unterschiedlichen Wert aus? Wert entstammt der gleichen Sprachwurzel
wie das lateinische „versus“, das „gegen“ bedeutet. Wert ließe sich demnach in seiner Urform mit „als Gegenwert dienender Preis“
beschreiben. Wenn etwas wertvoll ist, wird es wertgeschätzt, hat also einen hohen Preis. Ökonomisch betrachtet ist der Wert eines Gutes
einfach eine Kategorie, die als Grundlage dafür dient, dass unterschiedliche Waren oder Dienstleistungen gegeneinander verrechnet
werden können. Interessant dabei ist, dass der Wert abstrakt bleibt. Der Preis als Ausdrucksform des Werts im wirtschaftlichen Verkehr
gilt jedoch als objektiv und wird als konkret empfunden. Das wiederum widerspricht der Tatsache, dass für manche Güter Fantasiepreise
ausgerufen werden können, die dann auch bezahlt werden.
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25
leitartikel
Sekt, Crémant oder Champagner?
Der Mehrwert ist rein subjektiv
Die Österreichische Schule, eine Gruppe von Theoretikern, die eine bestimmte Lehrmeinung in der Volkswirtschafts­lehre vertritt, bringt uns dem tatsächlichen Phänomen des Werts näher, weil sie in ihrer Definition den psychologi­schen
Aspekt berücksichtigt. Die Wissenschaftler betonen die Bedeutung der einzelnen Menschen und deren individuelle
Vorlieben für die wirtschaftlichen Prozesse. Somit beruht der Wert einer Ware auf der subjektiven Bewertung ihres
Nutzens durch die Marktteilnehmer, die letztlich die Nachfrage bestimmt. Wertvoll ist demnach das, was für viele
begehrlich ist. Noch besser: was für viele begehrlich und dazu noch knapp ist. Dass künstliche Verknappung ein wirksames Mittel darstellt, um die Preise hoch­z uhalten, ist heutzutage eine Binsenweisheit. Die Winzer in der Champagne
haben das längst erkannt und mittlerweile auch erreicht, dass sich nur noch in der Appellation hergestellte Schaumweine Champagner nennen dürfen. Zahlreiche Blind­verkostungen belegen: Den Unterschied zwischen einem Crémant
von der Loire und einem deutschen Winzersekt schmecken selbst Fachleute nicht – das Herstellungsverfahren ist das
gleiche. Dabei existiert nicht nur eine gewaltige Preisspanne zwischen den diversen Schaumweinen, sondern auch
innerhalb der Champagnersorten selbst. Nichtsdestotrotz würde wohl die Mehrheit von uns auf jeden Fall zu einem
namhaften Champagner greifen, wenn es etwas Besonderes zu feiern gäbe. Und die Begründung würde wahrscheinlich lauten, dass es das jetzt auf jeden Fall wert sei. Es ist eben einfach Champagner.
Jede Geschichte hat ihren Preis
Mario Pricken wird im Juni sein neues Buch mit dem Titel „Die Aura des Wertvollen“ veröffentlichen. Einen Hinweis
darauf finden Sie in diesem Heft. Für sein Buch hat er mehr als 300 Produkte, Objekte und Ereignisse über deren
gesamten Lebenszyklus hinweg analysiert, um jene Muster zu entdecken, die manche Dinge so wertvoll machen. Er behauptet, 80 Parameter identifiziert zu haben, die sich zum Beispiel in den Biografien wertvoller Autos, Uhren, Genussmittel, Designermöbel, Kunstwerke oder Dienstleistungen wiederfinden – zum Beispiel Elemente der Einzigartigkeit,
der Verknappung, der Wirkung von Zeit oder inszenierte Übergaben. Mit anderen Worten: Es geht um die Geschichten
dahinter. Oder noch einmal anders gesagt: Jede Geschichte hat ihren Preis. Und da sind wir topaktuell, denn welchem
Unternehmensführer oder Marketingverantwortlichen ist in letzter Zeit nicht das Stichwort Storytelling begegnet? Wer
hat nicht davon gehört, dass es insbesondere bei der Markenführung in Zeiten sozialer Netzwerke vor allem auf gute
Geschichten ankommt? Man braucht Geschichten, die man seiner Community erzählen kann.
Coca-Cola galt über Jahre als die wertvollste Marke der Welt. Erst 2013 wurde sie von Apple vom Thron gestoßen. Der
Wert dieser Unternehmen besteht zweifelsfrei aus mehr als Umsatz. Nämlich aus Immobilienbesitz, MitarbeiterPotenzial, Patenten oder Produktionseinrichtungen. Es kommt zunächst einmal der immaterielle Wert der Marke hinzu. Die positiven Assoziationen des Verbrauchers mit ihr ermöglichen dem Unternehmen, mehr Geld für das eigene
Produkt zu verlangen. In der Tat, vergleichen Sie einfach mal die Preise verschiedener Laptop-Anbieter mit denen von
Apple. In verschiedenen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien, ist bereits heute eine Bilanzierung dieses Markenwerts möglich. Aus dem immateriellen Markenwert wird also eine konkrete, materielle Zahl. Das Problem bei der
Ermittlung des Markenwerts stellt sich beim Verfahren. Man geht davon aus, dass es aktuell in der Praxis ungefähr
500 verschiedene Modelle zur Messung bzw. Ermittlung des Markenwerts gibt. Viele sind komplex, viele erfüllen nicht
die notwendigen Anforderungen an Objektivität, Verlässlichkeit oder Validität. Alle sind sich aber einig, dass es den
Wert der Marke gibt und dass es sich dabei um mehr handelt als die tatsächlich existierenden Werte eines Unternehmens.
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Der teuerste Fotoapparat der Welt ...
... kam im November 2013 bei Sotheby’s unter den Hammer. Es
handelt sich um eine Digitalkamera der Marke Leica. Das Modell
Leica M kostet normalerweise 6.200,00 Euro. Was dieses Exemplar
so besonders macht: Es handelt sich um ein Einzelstück, das vom
Apple-Chef kreativen Jonathan Ive und von Design-Ikone Marc
Newson entworfen wurde. Das war einem Sammler für einen guten
Zweck 1,8 Mio. Dollar wert.
Die teuerste Kloschüssel der Welt ...
... stammt wohl aus Japan vom dort ansässigen Hersteller Lixil. Das
mit rund 72.000 Swarovski-Kristallen besetzte Stück wurde für
einen Showroom in Tokio gefertigt und hat einen Wert von rund
97.000,00 Euro.
Das teuerste Kochmesser der Welt ...
... ist selbstverständlich handgearbeitet, mit einer Damastklinge aus
400 Lagen Stahl versehen und wird von der deutschen Manufaktur
Nesmuk aus – woher sonst? – Solingen gefertigt. Ausgeliefert
wird das edle Schneidwerkzeug in einer Klavierlackschatulle mit
Lindenholzsteckscheide für 4.900,00 Euro.
Das teuerste Auto der Welt ...
... wurde in Italien gebaut. Den Rekordpreis von 52 Mio. Dollar,
umgerechnet 38 Mio. Euro, erzielte ein Ferrari 250 GTO aus dem
Jahr 1963 unlängst in den USA. Dass das Auto an Wert verlieren
könnte, gilt unter Fachleuten als äußerst unwahrscheinlich, da von
dem Fahrzeug nur 39 Exemplare hergestellt wurden.
Kostenorientierte Verfahren beruhen auf der Überlegung, was es kostet, eine Marke zu rekonstruieren. Um mal direkt
den Bogen zur B2B-Welt zu schlagen: Was kostet es, das Unternehmen TRUMPF zu rekonstruieren? Was wäre schwieriger – die Produktionsstätten nachzubilden, die technologischen Errungenschaften nachzuvollziehen oder den langjährigen guten Ruf? Der Umsatz von TRUMPF lag zum Ende des Geschäftsjahres 2012/2013 bei 2,35 Mrd. Euro. Das
Vorsteuerergebnis lag bei 154 Mio. Euro. Unter anderem deshalb, weil man zur Zukunftssicherung 211 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung investiert hat. Welche dieser nackten Zahlen sagt uns jetzt etwas über den wahren Wert des
Unternehmens aus? Und was addiert die Marke TRUMPF, der gute Name, der Mythos mit seinen Geschichten hinzu?
Preispremiumorientierte Markenbewertungsverfahren setzen bei dem Gedanken an, wie viel mehr ein Kunde für eine
Maschine von TRUMPF im Vergleich zu einer technisch entsprechenden Maschine eines Wett­bewerbers zu zahlen
bereit ist. Die Differenz multipliziert mit der Absatzmenge der Maschine ergibt den Markenwert. Schwierig für ein
Unternehmen, das Werkzeugmaschinen, Elektrowerkzeuge, Lasertechnik, Elektronik und Medizintechnik herstellt
und vertreibt. Aber gleichzeitig einfach Wirklichkeit, denn ganz sicher wird nach wie vor für eine Maschine aus dem
Hause TRUMPF mehr bezahlt als für manch andere.
Die teuerste Pizza der Welt ...
... wurde in London bei einer Charity-Veranstaltung für umgerechnet
ca. 2.700,00 Euro verkauft: die „Pizza Royale 007“ von Domenico
Crolla. Der Belag? In 1968er Dom Perignon getränkter Lachs,
in Kognak eingelegter Hummer, feinster Kaviar, Rehmedaillons,
Parmaschinken, Trüffel und 24 Karat Blattgold.
Der Wert einer Marke
Die teuerste Armbanduhr der Welt ...
... kommt aus Sachsen. Genau gesagt aus Glashütte. Von der „Grand
Complication“ stellt A. Lange & Söhne gerade mal sechs Exemplare
her. Stückpreis: 1,9 Mio. Euro.
leitartikel
Verhaltenswissenschaftlich orientierte Modelle gehen davon aus, dass Markenassoziationen in den Köpfen der Kunden
das Fundament der Markenwertmessung bilden. Das Markenwissen, also die Mischung aus Kenntnis und Image, und
die Konsumentenurteile über die Marke erlauben dabei die Rückschlüsse auf den Markenwert. Weitere Ansätze zur
Wertermittlung von Marken basieren auf umfangreichen Ratings und Befragungen mit unterschiedlichen Scorings für
verschiedene Kriterien. Die große Anzahl der Ermittlungsverfahren und die Unterschiedlichkeit der Ansätze zeigt,
dass die 2010 von der internationalen Normierungsorganisation ISO veröffentlichte Norm ISO 10668 zur Markenwertmessung kaum zu einer Einschränkung der Vielfalt geführt hat. Einige der namhaftesten Markenwert-Ansätze haben
sich nämlich bereits einer Konformitätsbewertung erfolgreich unterzogen. Und sind völlig unterschiedlich geblieben.
Die Norm legt übrigens Grundanforderungen an Verfahren und Methoden zur Bestimmung des monetären Wertes
einer Marke fest und schließt wohlgemerkt finanzwirtschaftliche, verhaltenswissenschaftliche und rechtliche Aspekte
ein. Den Blick auf die rechtlichen Aspekte wollen wir Ihnen und uns ersparen.
Ein Standardklo bekommt man
ab 49,95 Euro. Fürs Geschäft
reicht das ja eigentlich aus.
Pizza Margarita vom Pizzaservice:
45 cm Durchmesser für 4,50 Euro
und gebracht wird sie auch noch.
Messerset vom Discounter: 15,99 Euro.
Im Test echt gut abgeschnitten.
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leitartikel
Das Beispiel Carl Zeiss von RTS Rieger Team
Summa summarum landen wir bei der Erkenntnis, dass der Preis, den wir für ein Produkt zu zahlen bereit sind, aus
mehr besteht als aus den Kosten für die Materialien, die bei der Herstellung verwendet werden. Er ist auch mehr als die
Sorgfalt, mit der das Erzeugnis produziert wird. Er ist mehr als der Nutzen, den mir das Produkt verspricht, und mehr
als die perfekte Lösung meines Problems. Der Preis ist schlicht und einfach vor allem auch der Absender. Die B2B-Marke
macht den sprichwörtlichen Mehrwert. Die Marke bildet die Plattform für die Geschichten, die es zu erzählen gibt.
Carl Zeiss ist ein plakatives Beispiel dafür, was damit konkret gemeint ist. Als Carl Zeiss und RTS Rieger Team ihre
Zusammenarbeit begannen, war zunächst nicht klar, wo wir überhaupt zusammen landen wollten und konnten. Am
Anfang stand der Wille aller Beteiligten, den gesamten Markenauftritt wieder einheitlicher, durchgängiger, integrierter
zu gestalten. Dann gab es auf der einen Seite die Kommunikationsauftritte der acht Geschäftsbereiche (Semiconductor
Manufacturing Technology, Industrial Metrology, Microscopy, Medical Technology, Vision Care, Camera Lenses, Sports
Optics, Planetariums), die außer einem Corporate Design, das mehr oder weniger eingehalten wurde, nicht viel mit­
einander zu tun hatten. Und auf der anderen Seite stand der geradezu legendäre Ruf der Produkte von Zeiss, der immer
wieder in spannenden Geschichten erzählt und belegt wurde. So bestand seinerzeit der Qualitätsfanatiker Peter Jackson
darauf, die Herr-der-Ringe-Trilogie mit Zeiss-Objektiven zu drehen. Praktisch alle bedeutenden Planetarien der Welt
sind mit dem Planetariumsprojektor von Zeiss ausgestattet. Das führt übrigens dazu, dass es den wirklich seltenen
Beruf des Sternenfädlers bei Zeiss gibt. Oder die Geschichte von den Industriekunden, die beim Betrachten des ZeissLogos auf dem Mess-Protokoll die einzelnen Messergebnisse gar nicht mehr so genau betrachten, weil das Markenzeichen
höchste Präzision verheißt. Diese und ähnliche Inhalte finden Sie auch heute noch auf der Homepage von Zeiss, wenn
Sie in der Suche „Wussten Sie, dass“ eingeben. Was bedeutet, dass Sie schon tief nach diesen Geschichten graben müssen.
Nachdem wir gemeinsam einige Wochen gearbeitet hatten, stellten wir fest, dass diese Geschichten einen echten Wert
für die Marke darstellen und dass es darum gehen musste, diesen Wert für alle Bereiche zu thematisieren und zum Mittel­punkt der Werbung zu erklären. Und so entstand der Zeiss-Moment, der seitdem den roten Faden und die durchgängige
Mechanik jedes Werbekanals und jeder Maßnahme bildet. Zeiss und RTS Rieger Team gingen bei der Kreation davon
aus, dass jeder Benutzer eines Zeiss-Produkts zumindest beim ersten Mal, vielleicht aber auch immer wieder, einen
besonderen Moment erlebt. Den Zeiss-Moment, für den man in Oberkochen und in allen Niederlassungen und Vertretungen der Welt arbeitet. So weit das Versprechen und die Grundlage für alle Geschichten, die Zeiss in der Werbung
seitdem erzählt. Der Mehrwert ist also das Thema in der Kommunikation und er beweist sich durch die Leistungsfähigkeit der Produkte. Und nicht, wie sonst immer noch üblich in der B2B-Kommunikation, das umgekehrte Prinzip: Man
redet nur über die Produkte und die Geschichten dazu kommen irgendwie zustande. Und werden womöglich am Ende
des Tages ausschließlich vom Vertrieb mündlich überliefert.
Wertschöpfung und Digitalisierung
Die glorreiche digitale Revolution erhöht derzeit eher die Penetranz der Werbung, schließlich scheinen Big Data und
Co. den Marketingverantwortlichen zu versprechen, dass man die Entscheider ab jetzt immer und überall ganz präzise
erreichen kann. Trotzdem bleiben ein paar Fakten aus der Vergangenheit nach wie vor Fakten. Erstens existiert neben
dem eigentlichen materiellen Wert einer Ware oder einer Dienstleistung der immaterielle, der Markenwert. Dieser Wert
addiert zweifelsfrei dem materiellen Wert ein Plus hinzu. Wie hoch dieses Plus ausfällt, hängt direkt mit dem Mehrwert
zusammen, den die Marke verspricht. Zweitens: Dieses Versprechen muss den Mittelpunkt jeder Kommunikation bilden.
Wer dazu imstande ist, die Geschichten seiner Marke und ihren Mehrwert über die Produkte hinaus zu beschreiben,
der wird diesen Mehrwert irgendwann kassieren, weil er zwangsläufig daraus entsteht. Drittens gilt das genauso für das
B2C- wie für das B2B-Marketing. Wenn KUKA am 11. März dieses Jahres zur Einführung eines seiner Produkte auf dem
chinesischen Markt Roboter zu einem Tischtennismatch gegen Timo Boll antreten lässt, dann ist das schlicht und einfach ein genialer Einfall, den wir bei RTS Rieger Team auch gerne gehabt hätten. Chapeau! Und es ist tolles Marketing,
das der Marke eine riesige Aufmerksamkeit bescheren wird. Am Ende handelt es sich dabei aber vor allem um eine
spannende Geschichte, von der man noch lange erzählen wird. Und die Schuhe von Marc Jacobs, der Marken wie Iceberg
beraten und Louis Vuitton entstaubt hat, bringen sicher die dickere Marge als die Schuhe von – wie hießen die noch gleich?
Autor \ Jörg Dambacher
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fachbeitrag
5.000,–
Die Kaufentscheidung im Gehirn_
Je höher die Erwartung, umso höher der Wert
48.000,–
Vor einiger Zeit verfolgte ich das Ziel, einen intelligenten Roboter
zu bauen. Der Roboter konnte sich bewegen, verfügte über eine hochauflösende Kamera und Distanz-Sensoren, um Hindernissen schnell
ausweichen zu können. Er besaSS zwei Arme mit Tast-Sensoren –
und ein künstliches Gehirn, um alle Sinneswahrnehmungen zu
ver­a rbeiten, daraus zu lernen und Handlungen auszuführen.
Autor \ Dr. Christian Scheier
Das Hauptproblem? Es war nicht die Technik. Sondern die Frage:
Warum sollte der Roboter überhaupt irgendetwas tun? Erst als wir
dem Roboter Werte einprogrammierten, beispielsweise „Licht ist
gut, bewege dich dahin“, ergab sich ein sinnvolles Verhalten – also
ein Grund für den Roboter, sich zu bewegen.
Ohne Werte kein Verhalten, denn ohne Werte ist
nichts wichti
g
Erst Werte führen dazu, dass einige Dinge wie Produkte und
Serviceleistungen relevant werden und zur (Kauf-)Handlung motivieren. Die Neurowissenschaftler sprechen vom „Value System“.
Dabei handelt es sich um ein neuronales Werte-Netzwerk, das
reguliert, was für uns wichtig ist. Das bestimmt maßgeblich unser (Kauf-)Verhalten.
Schauen wir uns das genauer an. Der Neurowissenschaftler Brian
Knudsen von der Stanford University legte in einer Studie der
Neuroökonomie Menschen in den Hirnscanner (fMRT). Er zeigte
ihnen für jeweils vier Sekunden Produkte und anschließend für
vier Sekunden den Preis. Schließlich sollten die Probanden sich
entscheiden, ob sie anhand dieser Informationen kaufen würden.
Die Wissenschaftler konnten auf Basis der neuronalen Aktivierungen in den ersten beiden Phasen – dem Einblenden von Produkt
oder Marke und anschließend dem Preis – vorhersagen, ob der
Proband das Produkt kaufen würde oder nicht.
Was also ist die Neuro-Logik einer Kaufentscheidung? Wenn wir
ein Produkt sehen, das wir haben wollen, leuchtet im Gehirn das
sogenannte Belohnungssystem auf. Es handelt sich hierbei um ein
allgemeines Bewertungssystem – eine Werte-Landkarte –, mit
dem das Gehirn entscheiden kann, ob wir 1.000 Euro lieber in
den nächsten Urlaub oder in eine Stereoanlage investieren wollen.
Der Preis dagegen aktiviert das Schmerz-Areal (Insula) – dasselbe
Areal, das aktiviert wird, wenn wir physischen Schmerz emp­
finden oder sozial ausgegrenzt werden.
Wir kaufen demnach ein Produkt, eine Marke oder
einen Service, wenn die erwartete Belohnung höher
ist als der erwartete Schmerz.
Demnach hat ein Gut für das Gehirn einen hohen Wert, wenn es
eine hohe Belohnung verspricht. Es geht dabei nicht nur um die
objektive Belohnung, also die faktische Produktleistung, sondern
auch um Belohnungen auf psychologischer Ebene. Wir kaufen
den SUV nicht nur wegen der tollen Fahrleistung, sondern auch
um Status zu konsumieren und zu signalisieren. Werte existieren
demnach aus neuropsychologischer Sicht auf zwei Ebenen:
*Ohne Werte kein Verhalten, denn ohne Werte ist nichts wichtig. der faktisch-funktionalen Ebene und der psychologischen, meist
impliziten Ebene. Belohnung, und damit (subjektiver) Wert, entsteht im ökonomischen Kontext immer dann, wenn ein Produkt
oder eine Dienstleistung dem Kunden hilft, ein Ziel zu erreichen.
Das kann ein funktionales Ziel sein, beispielsweise von A nach B
zu fahren, oder ein psychologisches Ziel, beispielsweise Status zu
signalisieren.
Die Neuropsychologie zeigt zudem, dass es drei
grundlegende Zielsysteme im Gehirn gibt:
* Das Streben nach Sicherheit (Fürsorge, Geborgenheit)
* Das Streben nach Erregung (Abwechslung, Inspiration)
* Das Streben nach Autonomie (Macht, Status)
Die „Wertigkeit“ eines Angebots steigt, wenn es
hilft, eines oder mehrere dieser Ziele des Kunden zu bedienen. Aus Sicht der Neuroökonomie
entfalten Angebote also dann ihren größten
Wert, wenn sie dabei helfen, funktionale und
psychologische Ziele des Kunden zu erreichen.
vita
Dr. Christian Scheier ist weltweit einer der wenigen
Neuropsychologen, die Forschungs- und Praxiskompetenz in der Marketingberatung kombinieren. Nach einer
wissenschaftlichen Karriere am California Institute
of Technology und dem erfolgreichen Aufbau einer
Agentur für Marketingforschung gründete er zusammen
mit Dirk Held die decode Marketingberatung GmbH.
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begreifen
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markenwert
Wert
Marken bewegen Menschen_
Vom Wert einer Marke
messen
W
um den Wert von Marken im
Sinne von monetären Markenwerten. Natürlich liegt es
im betriebswirtschaftlichen
Zusammenhang nahe, Werte
in monetären Größen auszu­
drücken, um dann beurteilen
zu können, inwiefern Markeninvestitionen aus finanzieller
Sicht erfolgreich waren. Aber
so einfach ist es leider nicht,
wie man an der Vielzahl der
unterschiedlichen Bewertungsphilosophien und -verfahren
sieht. Viel wichtiger ist zunächst einmal zu verstehen,
auf welche Weise Marken einen
Wertbeitrag leisten (können) –
um dann entsprechende Werte
zu schaffen und zu erhalten.
be
if e
n
Gerade die eher theoretischen Diskussionen um Markenwerte lenken sehr schnell davon ab, worum
es im Kern geht: Marken bewegen Menschen. Und Wert für Unternehmen entsteht dann, wenn diese
Menschen im Sinne des Unternehmens handeln. Punkt.
Marke
Entscheidend ist, dass „Menschen“ hier keineswegs nur die handelnden Personen in Kunden­
unternehmen meint – auch wenn diese natürlich den wesentlichen Beitrag zum Umsatz leisten (neudeutsch „top line impact“). Marken können und sollen gleichermaßen auch andere für das Unter­nehmen
wichtige Menschen bewegen: Zulieferer, Vertriebspartner, Mitarbeiter, Talente, Geldgeber. Der Wertbeitrag zeigt sich dann auf der Ergebnisseite („bottom line impact“) in Form geringerer Aufwände für
Beschaffung, Absatz, Mitarbeitermotivation und -bindung, Rekrutierung und Finanzierung.
Wertvoll ist eine Marke also dann für ein Unternehmen, wenn sie Kunden im Sinne des Unternehmens
bewegt. Je besser sie dies tut und je mehr andere relevante Gruppen sie dabei gleichzeitig erreicht und
ebenfalls bewegt, desto wertvoller ist die Marke.
Daher müssen Unternehmer wissen, welche Menschen oder Gruppen für ihr Unternehmen relevant
sind und welche Rolle die eigene Marke bei ihnen spielt. Dabei ist ein Vergleich mit Wettbewerbern
unerlässlich. Das ist der erste wichtige Schritt für eine klare Markenstrategie. Vertriebsfeedback und
Befragungen geben hierzu häufig wichtige erste Anhaltspunkte.
erhalten
Gleich vorweg: Hier geht es nicht
t
er
e
gr
Wert
Wert
Ein Rundgang auf einer beliebigen Messe macht es besonders deutlich: Hier werden heutzutage nicht mehr nur
Produkte und Dienstleistungen präsentiert und gehandelt, sondern vor allem auch Marken in Szene gesetzt.
Offensichtlich „bringen“ Marken also etwas – leisten einen Wertbeitrag für Unternehmen. Aber was genau
macht eine Marke eigentlich wertvoll? Und was können Unternehmen tun, um besonders wertvolle Marken
aufzubauen?
Wert
schaffen
34
We
sc
rt
h
aff
vita
Simon Thun (38) berät seit mehr als 13 Jahren B2B- und B2C-Unternehmen in den Bereichen
Marke, Marketing und Unternehmensstrategie. Zuletzt war er Associate Partner der
internationalen Marken- und Marketingberatung Prophet. Ab April 2014 ist er der neue
Chief Strategy Officer bei Saatchi & Saatchi Germany.
en
Wie bewegt man nun die relevanten Menschen?
Im B2B-Bereich geht es im Kern um drei Punkte:
• Komplexität reduzieren
• Vertrauen auf bauen
• Mehrwert transportieren
Die Kunden, aber auch Mitarbeiter, sollen begreifen, worum es geht, weshalb sie dem Unternehmen vertrauen können und welchen Nutzen
sie daraus ziehen. Und da es hier um Menschen
geht, meint „Begreifen“ nicht nur ein rationales
„Verstehen“, sondern auch ein emotionales
„Fühlen“. Entsprechend geht es auch nicht nur
um Kommunikation – alle Kontaktpunkte und
Interaktionen müssen auf diese Punkte ausgerichtet und somit konsistent erlebbar sein.
Eine ausformulierte Markenstrategie hilft hierbei und präzisiert die zuvor genannten Punkte
für die relevanten Gruppen. Die Markenstrategie
erfüllt somit gleichzeitig drei Aufgaben: Erstens
richtet sie die Marke so aus, dass diese tatsächlich
Menschen bewegen kann. Zweitens hilft sie dabei, die verschiedenen Rollen der Marke für die
unterschiedlichen Gruppen aufeinander abzustimmen, sodass diese sich nicht widersprechen,
sondern idealerweise ergänzen und verstärken.
Und drittens gibt sie der Unternehmensleitung
ein Instrument an die Hand, mit dem sämtliche
Entscheidungen im Hinblick auf Markenkonformität und damit Marktwirkung überprüft und
justiert werden können.
Im dritten Punkt steckt wohl das größte Poten­
zial für Marken – es setzt allerdings voraus, dass
Unternehmensleitungen den zusätzlichen Wert
von Marken als übergeordnetes Steuerungs­
instrument verstehen und annehmen.
Tipps
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te
al
n
Ebenso wichtig wie das Generieren von Wert durch Marken ist es,
diesen zu erhalten. Wertverfall droht dabei aus drei Richtungen:
1. Man verliert die Fokussierung der Markenstrategie aus den
Augen, beispielsweise durch Maßnahmen, die ihr widersprechen.
2. Man hält sich an eine Markenstrategie, die jedoch nicht mehr zu veränderten Rahmenbedingungen passt, beispielsweise
ge­ä nderten Zielgruppenbedürfnissen oder neuen oder neu
aufgestellten Wettbewerber-Marken.
3.Man investiert zu wenig in die Marke und lebt damit (eine
Zeitlang sogar ganz gut) von ihrer Substanz, indem marken relevante Maßnahmen eingestellt werden.
Wertvoll können Marken nur bleiben, wenn sie aktiv
geführt werden und so den vorgenannten Gefahren
entgegengewirkt wird.
t
ss
me
en
Eine wesentliche Voraussetzung für eine aktive Markenführung
und die Verhinderung von Wertverfall ist eine entsprechende
Erfolgsmessung. Dabei geht es nicht nur darum zu klären, wie
„stark“ die Marke gerade ist, also welchen Wertbeitrag sie leistet.
Ebenso wichtig ist, wie sie dorthin gekommen ist, also welche der
eingesetzten markenbezogenen Maßnahmen erfolgreich waren
und welche nicht.
Mögliche Kennzahlen gibt es viele. Auch hier hilft es, sich nochmals vor Augen zu führen, auf welche Weise die Marke einen
Wertbeitrag leisten soll. Entscheidend ist, wie gut eine Marke relevante Zielgruppen im Sinne des Unternehmens bewegt. Bezogen auf Kunden geht es also beispielsweise um folgende Fragen:
Welchen Anteil hat die Marke an der Kaufentscheidung? Welcher
Zusammenhang besteht zwischen Marke und Preisbereitschaft?
Welche Maßnahmen haben die Wahrnehmung der Marke durch
den Kunden in diesem Sinne gestärkt bzw. geschwächt? Sind die
Fragen für alle relevanten (Ziel-)Gruppen formuliert, lassen sich
die geeigneten Messinstrumente und -verfahren bestimmen.
Natürlich kann man dann auch versuchen, die Antworten auf die
ersten beiden Fragen in monetäre Größen zu überführen und
so bei einem monetären Markenwert zu landen. Entscheidend ist
aber eben auch die dritte Frage – denn was hilft es mir zu wissen,
wie viel eine Marke wert ist, wenn ich nicht weiß, wie ich sie noch
wertvoller machen kann?
für den Auf bau wertvoller Marken
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markenwert
Unternehmer sollten an die
folgenden Punkte denken, um
mit Marken nachhaltig Wert
zu schaffen:
_ Es geht darum,
Menschen zu bewegen
_ Nicht nur an die Kunden denken
_ Relevanten Nutzen vermitteln
_ Beide Hirnhälften
gleichermaßen ansprechen
_ Konsistentes Markenerlebnis
sicherstellen
_ Marke aktiv führen
_ Nicht nur auf das Ergebnis,
sondern auch auf die Treiber
schauen
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digitale werte
Die neue deutsch-österreichische
Freundschaft_ Oder was passiert, wenn sich
eine deutsche B2B- und eine österreichische
Digitalagentur zusammentun
2013 SETZTEN SICH JÖRG DAMBACHER UND TIM BÖGELEIN INS AUTO, UM INS BENACHBARTE ÖSTERREICH ZU REISEN.
SIE WAREN NEUGIERIG. AUF EINE AGENTUR, DIE SICH IM DIGITALEN MARKETING EINE SPUR ANDERS BEWEGT ALS andere:
STRATEGISCH, INNOVATIV UND WERTORIENTIERT.
lassen, um die Anforderungen großer Kunden
innovativ zu erfüllen. Letztlich geht es darum,
ein digitales Fundament zu schaffen und das mit
der Marke und relevanten Services zu koppeln.
Albert Ortig
Tim Bögelein
Wir haben bei RTS Rieger Team sowieso nie
deutlich zwischen „Digital“ und „Klassik“ unterschieden. Dennoch erreichen wir durch das Joint
Venture mit Netural ein neues Level, was die strategische, aber auch operative Begleitung unserer
Kunden betrifft. Wir haben 100 Werbeprofis im
Team und bekommen 50 Digitalexperten dazu.
Seit März 2014 beherbergt RTS Rieger Team
nun in Leinfelden bei Stuttgart eine frisch
gegründete Digitalagentur. Netural. Präzise:
den Deutschland-Zweig der Österreicher.
Unter der Führung eines internationalen
Marketingprofis und Konzern-Aussteigers,
gebürtigen Schwaben – frisch zurück aus
China.
arbeiten wollen. Uns zieht es in eine ähnliche
Richtung. Und wir glauben, dass wir zusammen
Größeres erreichen können.
Jörg Dambacher
Stephan Beck
Man kann schon sagen, wir ticken synchron. Beide Agenturen suchen nach um­
fassenden, nach- und werthaltigen Lösungen. Beide Agenturen zeichnet eine große
Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit aus, wenn es um die Ziele ihrer Kunden geht.
Wild Style? – Nein. Eher Liebe auf den ers­
ten Blick. Eine alle Grenzen überschreitende Beziehungsgeschichte. Erzählt von vier
Geschäftsführern: Jörg Dambacher, Tim
Bögelein, Albert Ortig und Stephan Beck.
MIT STEPHAN BECK, ZULETZT FÜR HUAWEI IN CHINA TÄTIG UND
JAHRELANG IM FÜHRUNGSTEAM VON IBM IN INTERNATIONALEN PROJEKTEN, BOT SICH EINE PERFEKTE BESETZUNG FÜR
DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG VON NETURAL DEUTSCHLAND AN.
Es geht darum, Kunden bewusst nicht mehr nach
Abteilungen oder Medien getrennt zu betrachten,
sondern all ihre Bedürfnisse zu verbinden. Und
sie dann in der Umsetzung direkt zu betreuen,
wo wir das anbieten können. Diese Palette wird
durch die neue Konstellation recht breit und
reicht bis zu Apps für die Vertriebsmannschaft
oder digitale Installa­tionen im Messeeinsatz. Wobei wir – wie schon RTS Rieger Team, aber auch
Netural in Öster­reich – einen Schwerpunkt in
der B2B-Kommunikation setzen werden.
Stephan Beck
Netural ist heute eine der größten Digitalagenturen
Österreichs, mit einer ganzen Reihe international
agierender Kunden. Wir sehen „Digital“ als ganzheitliche Aufgabenstellung, und werden ange­
feuert von Entwicklungen in Technologie, UserExperience und Kommunikation. Wir sind, was
die Sache betrifft, sehr unaufgeregt, aber überzeugt. Und vielleicht hartnäckiger, als man es
von Österreichern erwarten würde.
Als Tim und Jörg mit der Idee zu „Netural Deutschland“ ankamen, hat es sofort gekribbelt. Viele Unternehmen durchlaufen gerade eine Transformation. Einen digitalen
Wandel. Und ich spreche da nicht nur vom Marketing. Es verändern sich Abläufe,
Geschäftsprozesse, manchmal ändert sich die gesamte Zielsetzung des Unternehmens.
In so einer Zeit ist die Trennung von „Klassik“ und „Digital“ in zwei Lager fast widersinnig. Gleichzeitig existieren nun mal verschiedenste Disziplinen. Umso spannender
finde ich Wege, wie den von uns anvisierten.
ZIEL IST ES, SICH ZU ERGÄNZEN?
Tim Bögelein
Wir haben nicht länger als eine Stunde Gespräch
gebraucht, um zu merken, dass wir miteinander
„DIGITAL“ IST OMNIPRÄSENT UND RePRÄSENTIERT QUASI DIE ZUKUNFT.
EINE SELTEN GESTELLTE FRAGE:
GIBT ES BEREICHE, IN DENEN
„DIGITAL“ VON „KLASSIK“ LERNEN
KANN?
Jörg Dambacher
Albert Ortig
Deutlich mehr als das. Die Zukunft – eigentlich auch die Gegenwart – fordert integrierte
Strategien. Das ist mit den bestehenden Grenzen zwischen Agenturen kaum zu
bewerkstelligen. Wir müssen uns hier auf neue Formen des Zusammenwirkens ein-
Lernen ist Teil der Netural-DNA, würde ich sagen …
Stephan Beck
Und wir verstecken das auch nicht. Digitale Strategien laufen heute auf ein begleitendes Optimieren hinaus, Stichwort: iterative, partnerschaftliche Entwicklung. Da
zapfen wir leidenschaftlich alle Quellen für spannende Inputs und Sichtweisen an.
Auch sehr klassische ...
Wo steht Netural Deutschland in einem Jahr?
Jörg Dambacher
Am Ende gilt das Prinzip der Unteilbarkeit der
Marke. Und dem folgt ein riesiges Thema: wieder­erkennbarer, differenzierender, spannender Content. Wir werden die Leistungen von Netural in
unser 3P-Modell integrieren und vice versa. Damit bieten wir eine völlig neue Art der Marken­
ausstattung und Markenführung.
Albert Ortig
würdige Rolle, weil sie vieles zu sehr auf die Spitze treiben. Aber Netural ist da
zum Glück unverdächtig. Umgekehrt täte es „Klassik“ gut, wieder etwas mehr Selbst­
bewusstsein zu entwickeln und die Art der Ansprache zu überdenken.
Profan gesprochen könnte „Digital“ lernen, den
Ball etwas f lacher zu halten und nicht jede Neuerung als nächste Sau durchs Dorf zu treiben.
Da spielen die Medien für mich auch eine frag-
Tim Bögelein
April 2015? Erste Projekte laufen ja schon heute. Ich sehe daher bis zu zehn feste Mitarbeiter in Stephan Becks Team, beste Kontakte ins gesamte Netzwerk und zumindest
ein großes internationales Projekt in der Anbahnung.
Albert Ortig
Ich erwarte mir einen sehr guten Namen bei mittleren und großen Kunden. Ziel ist
es, aus Überzeugung empfohlen zu werden.
Stephan Beck
Wir werden mehrfach bewiesen haben, was eine „Digital“-Strategie für Unternehmen
bewirken kann, wenn man das Thema seriös angeht. Wir werden dauerhafte Werte
geschaffen haben und mit unseren Kunden partnerschaftlich zusammenarbeiten –
Schritt für Schritt und Grenzen hinterfragend.
Interviewer \ Ernst Demmel
info
Netural (Digital Media mit Einhorn im Wappen)
„Das Schöne sehen und das Komplexe nicht spüren“, lautet
das Credo der Digital-Media-Agentur Netural, die seit 1998
für österreichische und internationale Top-Unternehmen
innovative Strategien und aufregende Projekte entwickelt.
Netural zeichnet sich durch fundiertes Wissen und Erfahrung aus – kombiniert
mit dem Bestreben, exzellente Lösungen zu erarbeiten. Neturals lieben die
Herausforderung. Mit 55 Mitarbeitern an drei Standorten (in Wien, Linz – und
nun auch Stuttgart) zählt die Agentur heute zu den erfolgreichsten österreichischen Spezialisten für die Kommunikation in einer zunehmend digitalen Welt.
www.netural.com
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digitale arbeitswelt
Schneller mit kleinen Schritten_
Wie sich laufend verändernde Anforderungen
auf die digitale Arbeitswelt auswirken
Relaunch ade? Digitale Medien werden zunehmend iterativ entwickelt. Das Vorgehen
step by step bringt zahlreiche Vorteile. Es ermöglicht sichere Planung von Ressourcen,
effizienteren Mitteleinsatz, weniger Dokumentationsaufwand und – last, but not least –
user-freundlichere Websites und Apps.
Wir leben und arbeiten in einem Umfeld, das
sich schneller ändert, als wir uns ihm anpassen
können. Das gilt aber nicht nur für Menschen,
sondern auch in Bezug auf Produkte, Leistungen und Medien. Der Druck, zeitgemäß zu
koordinieren, zu produzieren und zu kommunizieren steigt. Gleichzeitig streben wir danach,
nicht Getriebene zu sein, sondern das Gesetz
des Handelns in Händen zu halten. Agieren
statt reagieren – gerade im Marketing seit jeher
ein nicht zu unterschätzender Wert.
Entpuppen sich Ziele
als beweglich, erscheint
es zunehmend schwierig,
Strategien zu entwickeln.
Web- oder App-Projekte unterliegen naturgemäß einer besonderen Dynamik. Märkte, Technologien, Trends, Nutzerverhalten – alles ständig
im Umbruch. Und die Revolution stresst ihre
Kinder: Komplexere Vorhaben, die heute entworfen werden, sind bis zu ihrem Start angegraut
und bis zur ersten aussagekräftigen Evaluierung
nicht mehr State of the Art.
Der digitale Fortschritt ist nur noch auf wenige
Jahre wirklich abschätzbar. Dies wirft auf die
klassische Relaunch-Logik einen Schatten. Werden Internetauftritte alle vier bis sieben Jahre
neu gedacht, so mündet das in Projekten, bei
deren Konzeption und Design Entwicklungen
antizipiert werden müssen, die auf bloßen Annahmen beruhen.
Die Summe der kleinen Optimierungen trägt viel zum Erfolg bei.
Beispiel: das Hervorheben einer Social Media-Leiste auf Silhouette.com
die Grossen machen’s vor
Wer große internationale Websites wie Amazon.com, Apple.com oder CNN.com
die letzten Jahre über beobachtet hat, notierte fast zwangsläufig das Fehlen bedeutender Umbrüche. Stattdessen wurde und wird von den verantwortlichen Teams
permanent an Design und Funktionen geschraubt. Beinahe unmerklich, aber mit
täglichen Neuerungen.
Weshalb man diesen Weg wählt, erscheint bei näherem Betrachten mehr als logisch:
Millionen von Usern kennen die Portale und finden sich heute gut zurecht. Kleine
Anpassungen sind ihnen zumutbar, große Änderungen nicht. Ein vollständiger
Relaunch eines E-Commerce-Auftritts wie Amazon.com erscheint nicht nur aus
Projektmanagement-Sicht völlig unbewältigbar, er wäre zudem ein nicht zu unterschätzendes Risiko für laufende Umsätze. Zudem kostet jeder Relaunch auch
auf organisatorischer Ebene Substanz. Projektteams sind über Monate hinweg
blockiert, im Livebetrieb kehrt Stillstand ein. Viel naheliegender als der „große
Wurf“ erscheint daher ein Entwicklungsmodell, das auf ständige Verbesserungen
setzt: die iterative Herangehensweise.
Der Begriff „iterativ“ ist dem Software-Development entliehen und beschreibt
Vorhaben, die, anders als beim bekannten „Wasserfallmodell“, bei dem ein geplanter
Projektschritt nach dem anderen gesetzt wird, in vielen kleinen Zyklen („Iterationen“)
realisiert werden. Die Lösung wächst organisch, basierend auf laufenden Revisionen.
Das Konzept gedeiht als Work in Progress, die Entwicklung wird nie abgeschlossen –
und doch kommt man den gesetzten Zielen mit jedem Schritt näher. Aus einem
Projekt wird ein Prozess.
40
41
digitale arbeitswelt
nutzer
Aufgaben/Motivation/
Informationsbedürfnisse
mikrostrategie
Inhalte
qualität/Relevanz/
Umfang
Qualitative und
quantitative analyse
design
prototyp
unternehmen
Technische möglichkeiten
Mitbewerber/Ziele …
test
Moving Targets
analyse
adaption
mikroProjekt
Launch
Dynamische Einf lüsse verändern auch definierte Ziele.
vita
Ernst Demmel (1970) ist Redakteur und Senior
Strategist bei Netural. Zu seinen thematischen Schwer­
punkten gehören unter anderem Online-Marketing, Social
Media und Stor­y telling.
Gerhard Freimüller (1972) ist Senior
Strategist bei Netural. Seine Schwerpunkte liegen in den
Bereichen Strategisches Marketing, Change-Management
und B2B-Kommunikation.
Evolutionsführer
Iteratives Management des Webauftritts oder einer App macht erst ab einer gewissen
Größe Sinn. Was dabei gerne übersehen wird: Die Messlatte legen hier nicht Budgets,
sondern legt die Bedeutung der Präsenz oder Anwendung fürs Geschäft des jeweiligen Anbieters. Umso erfolgskritischer für Service, Marke oder Absatz, desto mehr
sollte auf laufende Optimierung geachtet werden. Das gilt für Große wie für Kleine.
Temporäre Angebote, zum Beispiel Kampagnen-Microsites, sind auszunehmen,
werden aber in der Praxis zunehmend in Gesamtlösungen integriert.
Wer eine iterative Entwicklung ins Auge fasst, muss für ein tragfähiges Fundament
sorgen. Das betrifft die eigene Organisation, etwa Manpower oder Entscheidungsspielräume, genauso wie die im Hintergrund laufenden Technologien. Hier haben
viele Unternehmen massiv aufgeholt und verfügen heute über Content-Managementoder E-Shop-Systeme auf Enterprise-Level. Webanalyse-, Monitoring- und Survey-Tools
gewinnen dagegen weiter an Bedeutung. Sie geben im Idealfall alle wichtigen Antworten und untermauern die Entscheidungen zugunsten einzelner Mikrostrategien.
Teilprojekte und laufende Entwicklung sind zweierlei und in der Planung klar zu
trennen. Iterationen umfassen nur kleine Verbesserungsschritte, aber viele, etwa
das Verhalten von Navigationselementen, die Anordnung von Teasern oder die
Struktur eines Warenkorbs. Diese führen zu ständigen Verbesserungen von innen
heraus. Hier stehen Ressourcen fürs gesamte Vorgehen zur Verfügung, ohne dass
jeder einzelne Schritt gesondert kalkuliert werden muss.
Teilprojekte ergänzen komplett neue Dienste auf der Website oder in der App.
Beispiel: die Implementierung eines Corporate-TV-Channels. Sie haben, wie
Projekte generell, einen Realisierungshorizont und ein eigenes Budget. Beide
„evolutionären“ Entwicklungslinien – laufende Iterationen
und Teilprojekte – finden innerhalb einer
übergeordneten digitalen Strategie statt,
die Ziele festschreibt, die Vorhaben aber
nur skizziert.
Der Rhythmus aus permanenter Analyse, die in laufend
implementierte Verbesserungsschritte mündet.
immer am Puls
Ein inkrementelles, „agiles“ Vorgehen sichert Auftraggebern eine schlanke Lösung.
Frühe Prototypen helfen, Fehler schnell zu erkennen und zu beheben, und ver­
meiden Missverständnisse, die durch die Abstraktion in Pf lichten- und Lastenheften
entstehen. Ideen können zu jeder Zeit aufgegriffen werden. Durch permanente
Evaluierung und A-/B-Tests am lebenden Objekt basiert die Vielzahl kleiner Entscheidungen im iterativen Modell auf Fakten, nicht auf Meinungen. Die Zusammenarbeit mit der Agentur wird versachlicht und unterliegt Gesetzmäßigkeiten, die
es dieser ermög­licht, schneller zu reagieren, deutlich mehr Verantwortung zu über­
nehmen und präziser zu beraten.
Kurz: alle Kräfte fokussieren darauf,
Gutes besser zu machen statt Altes neu. Die
laufende Weiterentwicklung von Websites und Apps wird durch das iterative Modell
„business as usual“, die Dienste sind stets optimiert und am Puls der Zeit.
Autoren \ Ernst Demmel und Gerhard Freimüller
wahrnehmung
Service, markt, absatz
Investitionsbudget und
Personalaufwand
It e r at
herk
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e Vor
Iterativ
Die Entwicklungen rechnen sich in der
Wahrnehmung und führen gleichzeitig
zu einer effizienteren Verteilung von
Budgets und Manpower im Hintergrund.
gehen
s w e is e
gehe
nsw
e is e
Herkömmlich
launch
relaunch
zeit
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43
uns das bringen, was wir, die Agenturen, schon
geraume Zeit vermissen: Wertschätzung für
unsere Arbeit.
Wir sehen den Aufstieg von Social Media mit Firmen wie Twitter und Facebook. Wir sehen, wie bahnbrechend
Smartphones die Beziehung zwischen Marke und Kunde revolutionieren. Wir reden von Big Data und Digital
Performance. Wir sehen, wie sich Marketing mit Forschung und Entwicklung vernetzt. Wir sehen: Das gesellschaftliche Betriebssystem hat sich dramatisch geändert.
D
Es gilt also, das Verhältnis zu unseren Kunden
zu verbessern, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Wir brauchen einen ständigen Dialog,
in dem wir Agenturen kontinuierlich und aktiv
unseren Beitrag zur Wertschaffung zeigen.
Agenturen sind nicht länger nur die Umsetzer –
sie begleiten den Kunden und seine Sichtweise
langfristig und müssen die neuen Herausforderungen an sein Geschäft aus seiner Perspektive
betrachten und verstehen. Als Agenturen ist es
unsere Aufgabe, unser Gefühl für Marken zu beweisen und die oben genannte Mystik herzustellen. Denn genau das bleibt der differenzierende
Faktor, den wir gegenüber den McKinseys und
vita
ie Gesellschaft ist digitalisiert. „Always on“ ist ein neues Paradigma. Wir nutzen Medien heute völlig anders als vor zehn Jahren.
Die Markenloyalität sinkt, soziale Medien werden mit Kunden
kombiniert, sodass diese ihre Ansprüche immer schneller und
deutlicher artikulieren können. All das sind Herausforderungen
für die Beziehung zwischen Marke und Kunde.
Dialog ist immer und überall möglich – es reicht nicht mehr, Marken- und Produktgeschichten spannend und fesselnd zu erzählen:
Die Kunden wollen die Geschichten erleben und mitgestalten.
Wir Agenturen kämpfen mit unseren Kunden
jeden Tag darum, die Aufmerksamkeit, Treue,
begeisterung und natürlich auch die Kaufbereitschaft der Konsumenten zu gewinnen
und zu bewahren. Doch wird unser Einsatz
bemerkt? und wenn er bemerkt wird, wird er
auch wertgeschätzt?
Ist der Auf bruch in die digitale Ära der Beginn einer schwindenden
Wertschätzung? Oder sind mit den unendlichen Möglichkeiten, die die
Digitalisierung mit sich bringt, auch die gegenseitigen Erwartungen
überproportional gestiegen? Bleibt Agenturen die Wertschätzung – ob
tatsächlich oder gefühlt – versagt?
Agenturen leisten einen wesentlichen Anteil an der Wertschaffung
verschiedenster Branchen. Gemeinsam mit unseren Kunden defi-
nieren, erschaffen, entwickeln, testen, positionieren, promoten, beschreiben, verpacken, illustrieren und vertreiben wir Marken, Produkte und
Dienstleistungen. Wir kultivieren gemeinsam
mit unseren Kunden die Mystik von Marken und
machen diese Mystik für den Konsumenten erleb­bar. Genau das macht die Agenturwelt zu einer
faszinierenden Branche. Genau das macht die
Agenturwelt aber auch zu einer Branche, die sich
wie kaum eine andere diesem massiven Wandel
stellen muss. Wir müssen beweisen, dass wir
nicht nur unser Geld wert sind, sondern dass wir
auch Wertschätzung für unsere Arbeit verdienen.
Wie können wir das erreichen?
Zunächst mit der Erkenntnis, dass Wertschätzung sich nicht einfordern lässt. Wertschätzung
ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit, die auf
Respekt und gegenseitiger Anerkennung basiert.
Wertschätzung ist kein Anspruch! Es muss ein
Umdenken stattfinden, denn es reicht nicht mehr
länger aus, nur die ausführende Rolle zu erfüllen –
also auf das Briefing zu warten und vermeintliche Ziele in Form einer Kampagne oder eines
Werbespots umzusetzen. Langfristig kann diese
Arbeitsweise nicht mehr zum Erfolg führen und
den Googles dieser Welt weiterhin haben. Während Beratungs­
unternehmen Strategien und Empfehlungen entwickeln, haben wir
Agenturen das nötige Verständnis für die Mystik von Marken.
Kombiniert man die Disziplinen Markenverständnis, Kreativität,
Strategie, Analytik und Technologie-Expertise mit einer erprobten
Methodik zur Durchführung unter einem Dach, dann können
Agenturen zum beratenden Marken-Wertschöpfer werden, der
seinen Kunden dabei hilft, langfristige und vor allem nachhaltige
Unternehmensziele zu erreichen und nicht nur kurzfristige Absatzfeuerwerke. Nachhaltigkeit statt Effekthascherei.
Es ist wichtig, dass wir Agenturen bereit sind, Vorurteile und Vor­
behalte gegen unsere Branche ehrlich zu analysieren, und beginnen,
diese ehrlich zu adressieren. Wir müssen die Erwartungen unserer
Kunden noch besser verstehen, um ihnen dann auch gerecht zu
werden. Vor allem jedoch müssen wir ein Zukunftsbild zeichnen,
das klar und deutlich für alle Beteiligten beschreibt, wer wir sind,
wofür wir stehen und wie wir uns in Zukunft weiterentwickeln.
Ingo Faecks (44) ist seit acht Jahren bei SapientNitro, seit Januar 2009 als Geschäftsführer
für Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande. Seit November 2013 Präsident
des GWA, des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen. Hier hat er es sich zur Aufgabe
gemacht, das Thema Wertschätzung in der Zusammenarbeit mit Kunden, gegenüber dem
Agentur-Nachwuchs und gegenüber den GWA-Mitgliedern zu forcieren.
wenn wir daran arbeiten, ist das ergebnis ein Wachstum an Wertschätzung – wertschätzung, die wir nicht eingefordert, sondern die
wir uns auch tatsächlich durch wertschaffung verdient haben.
fachbeitrag
44
45
interview
UmBruch
Herr Becker, was ist eine Idee wert?
SB_ Eine Idee an sich hat heute keinen Wert mehr. Es gibt zu viele
Ideen und zu wenige Lösungen, die das Leben der Menschen
verbessern oder verändern. Erfolg scheitert heute nicht mehr
an einem Mangel an Ideen, sondern daran, eine Idee zum
Leben zu erwecken. Der Wert entsteht also aus der Qualität
der Idee und der Qualität der Umsetzung. Der Unterschied
zwischen wertlos und wertvoll liegt in der Realisierung.
Wie ist die Rolle der Agentur dabei?
SB_ Früher haben Agenturen eigentlich nur Werbung gemacht
und Werbeideen kreiert. Heute liefern Agenturen ein viel
breiteres Spektrum: Innovationsideen, Produktideen, Vertriebsideen, Inszenierungsideen … Dadurch ist der Wert­
beitrag für unsere Kunden viel höher.
Um in Zukunft gute, kreative Ideen liefern und
umsetzen zu können, muss sich die Vergütung von
Agenturen verändern – es kann also nicht mehr
nur nach aufgewandter Zeit bezahlt werden.
Wie sieht ein neues Vergütungsmodell denn aus?
SB_ Zuerst müssen beide Komponenten berücksichtigt werden,
also Idee und Umsetzung. Es gibt zum Beispiel die erfolgs­
orientierte Honorierung. Je erfolgreicher die Idee, desto höher
die Vergütung. Eine weitere Möglichkeit ist, dass man mit
dem Kunden gemeinschaftlich in die Umsetzung geht und
beide Parteien wie Partner an den Kosten und an den Erträgen
beteiligt sind. In einigen Fällen wird es für die Nutzung einer
Idee Lizenzen mit zeitlicher Begrenzung geben, sodass zwei
Komponenten vergütet werden: die Arbeitszeit, die auf­gewandt,
und der Wert der intellektuellen Leistung, die erbracht wurde.
Das ist in anderen Branchen wie der Film­industrie schon
„Das traditionelle Marketing spielt keine
dominante Rolle mehr“_
Ein Gespräch mit Dr. Sven H. Becker
Die Werbebranche verändert sich. Die digitale Revolution sorgt für neue
Anforderungen, denen Agenturen sich stellen müssen. Dr. Sven H. Becker,
CEO der TBWA Gruppe Deutschland, erklärt, wie die Agentur der Zukunft
aussieht und was das eigentlich mit Wertschätzung zu tun hat.
lange üblich. Ein Film wird gedreht und
der Urheber bekommt auch nach der
674. Ausstrahlung nach 40 Jahren Geld.
Setzen Sie das schon um?
SB_ Ja, das passiert bereits in einzelnen Projekten und bei einzelnen Kunden, aber
wir sind vorsichtig. Das gängige Modell ist
noch, dass für Zeit honoriert wird. Die
Honorierungsmodelle der Agenturwelt
haben sich schon mehrfach verändert. Eine
neue Vergütung wird sich auf breiter Basis
erst noch durchsetzen müssen.
Was machen Sie, wenn der Kunde nicht erfreut
über die neue Honorierung ist? Trotzdem für den
Kunden arbeiten?
SB_ Wir reden hier ja über ein Modell der
Zukunft, das kommt, wenn es so weit ist.
Das muss jede Agentur für sich entscheiden. Konsequent
wäre es dann, mit dem Kunden nicht zu arbeiten.
Dann wandert er ab.
SB_ So ist das, aber wenn eine Agentur für sich in Anspruch
nimmt, auch für die Ideenleistung honoriert zu werden, dann
passt das eben auch nur bei Kunden, die den Wert einer Idee
schätzen.
Viele Agenturen beklagen derzeit, dass Ideen nicht als besonders
wertvoll angesehen werden. Wie kommt das?
SB_Ich glaube, man darf sich darüber nicht beklagen. Die Frage
ist doch nicht, wie viel Wertschätzung einer Idee beigemessen
wird, sondern wie hoch mein Wertbeitrag zum Geschäfts­
erfolg meines Kunden ist. Ich bin sicher, in einem gesunden
Verhältnis wird sich das die Waage halten.
Agenturen, die breiter aufgestellt sind und die neue Kanäle
wie Social Media beliefern, die PR machen, die Innovations­
beratungen machen, werden durchaus wertgeschätzt, da die
46
47
interview
Unternehmen merken, dass sie einen echten Wertbeitrag
leisten. Aber wenn ich heute Postkutschen verkaufe, darf ich
mich nicht wundern, wenn ich für die Unternehmen nicht
mehr so wichtig bin, wie ich es früher vielleicht einmal war.
Ohne Digitalisierung wird es bei den Agenturen also nicht weitergehen?
SB_Nein, die Digitalisierung ist ein ganz wichtiger Aspekt, wobei
das eine enorme Bandbreite beinhaltet. Nicht für jedes Unternehmen ist alles, was digital möglich ist, wirklich sinnvoll.
Aber kein Unternehmen kann auf digital
verzichten,
Haben die Agenturen eine Mitschuld daran, dass die Wertschätzung
derzeit gering ist?
SB_ Es wird immer gesagt, wir Agenturen sind selbst dran schuld,
weil wir es früher übertrieben hätten. Dass wir zu viel Geld
kassiert und zu wenig dafür geleistet hätten und nicht sehr
kundenorientiert gewesen seien. Seit ich in der Werbung bin,
habe ich das immer nur als Geschichte von früher gehört. Ich
selbst habe das nie so erlebt. Ich war immer in Agenturen, in
denen sehr hart gearbeitet wurde, in denen auch immer fair
berechnet und kalkuliert wurde. Von daher kann ich das aus
eigener Erfahrung nicht sagen. Und wenn ich jetzt sage, dass
das vor meiner Zeit gewesen sein muss, ist das schon zu lange
her, als dass man das als Argument nehmen könnte.
da
kein Mensch
auf Digital
verzichtet
Klar sind wir in einem Verdrängungswettbewerb. Das führt
dazu, dass einige Agenturen an der Preisschraube drehen.
Was wenig kostet, ist wenig wert, und was gar nichts kostet,
ist gar nichts wert. Das müssen wir uns als Branche sicherlich
vorhalten lassen.
gebaut. Wenn ein Kunde ein Stück Werbung bestellt hat,
wurde die Bestellung aufgeschrieben und in die Abteilung
Kreation gegeben. Unter der Anleitung des Creative Directors
wurde an der Aufgabe gearbeitet.
Heute ist eine Agentur mehr ein Studio, in dem die große
Linie oder Idee festgelegt wird. In einer angeschlossenen Fertigung wird anschließend möglichst effizient und möglichst
schnell weltweit ausgerollt. Durch viele digitale Arbeitsschritte
braucht man da weniger Handarbeit. Das ist die Basis, um
mit Kunden andere Verträge zu schließen, die eine andere
Honorierung erlauben. Dieser Prozess ist noch lange nicht
abgeschlossen, aber da kommen wir hin.
Auf der TBWA-Homepage schreiben Sie, dass sich das Geschäftsmodell
der Agenturen völlig ändern muss. Wie genau geht die TBWA vor?
SB_ Das passiert an mehreren Stellen. Zum einen hat es damit
zu tun, wie wir arbeiten. Die Digitalisierung unserer Arbeits­
abläufe ermöglicht heute ganz anderes Arbeiten und eine
ganz andere Verfügbarkeit und Effizienz, für Kunden zu
arbeiten. Agenturen waren früher wie Manufakturen auf­
Wie ist Ihre Prognose für die Zukunft der Werbelandschaft in den nächsten fünf bis
zehn Jahren?
SB_Kanäle, die früher die größten Budgets verschlungen haben, wie TV, Print und
Out-of-Home, werden weiter an Bedeutung verlieren. Es wird andere Kanäle
mit wesentlich höherer Bedeutung geben. Wir werden diesen Kanälen folgen,
denn letztendlich ist es unsere Aufgabe, die Werbebotschaft an die Verbraucher
zu bringen, und wir gehen dahin, wo sie sind und wo sie die Botschaft haben
möchten. Diese Entwicklung werden wir mitgehen, wir werden für unsere
Kunden Lösungen anbieten, wie sie ihre Kunden erreichen. Eine Agentur
ist nie fertig, sondern eigentlich immer kurz vor dem nächsteN Wandel und Umbruch. Nur so können wir für unsere Kunden auch in
Zukunft einen echten Wertbeitrag gewährleisten.
Interviewerin \ Lisa Bittner
{
{
vita
Dr. Sven H. Becker (Jahrgang 1966) studierte
Business Economics und Marketing in Münster,
London und Glasgow. 2005 wurde er Chefstratege
der TBWA Deutschland, seit 2009 übernahm er
als CEO Deutschland die Führung der deutschen
TBWA Gruppe.
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stimmen zum thema
B2B-Expertenmeinung_
Der Wert eines Unternehmens
Peter Kopecky,
CFO der TBWA Deutschland
Heinz Schlüter,
Geschäftsführender Gesellschafter
Schlüter + Kollegen
Der CFO der TBWA Deutschland und ein Steuerberater erklären,
was ein wertvolles Unternehmen aus ihrer Sicht ausmacht.
Wie ermittelt man den Wert eines Unternehmens?
PK_Es gibt unterschiedliche Bewertungsmethoden. Man kann sich entweder am
Ertragswert oder an einer Mischung aus Ertrags- und Substanzwert orientieren. Da ich in der Dienstleistungsbranche tätig bin, richte ich mich bei der
Bewertung von Unternehmen nach dem Ertragswert. Dabei orientiert sich der
Wert eines Unternehmens ausschließlich an der Höhe seines Gewinnes. Die
Bewertung aufgrund Ertrags- und Substanzwert findet man eher bei Produktionsunternehmen, also Unternehmen mit signifikantem Anlagevermögen.
Kann ein Unternehmen seinen materiellen Wert durch immaterielle Einf lüsse steigern?
PK_Natürlich – aber nur, wenn sich die immateriellen Werte auch im materiellen
Wert niederschlagen. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel eine strahlende
Marke ist, wird es keine Probleme haben, qualifizierte Mitarbeiter zu rekru­
tieren, die aufgrund ihrer Markenbegeisterung bereit sind, weniger Gehalt zu
akzeptieren. Auch aus Kundensicht ist das sehr interessant, denn natürlich
mache ich lieber mit jemandem Geschäfte, der am Markt etabliert ist.
Welchen Beitrag zur Wertsteigerung kann eine Kommunikationsagentur
für ein Unternehmen leisten?
PK_Also ich sehe das ja immer sehr finanzorientiert. Für mich muss jede Kommunikationsmaßnahme, die ein Unternehmen bei einer Agentur kauft, zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen, das heißt, damit müssen Ergebnis­
verbesserungen erzielt werden können. Am Ende des Tages zählt nur eines, ob
wir das wollen oder nicht: die Fähigkeit eines Unternehmens, Profit zu machen.
Was ist ein wertvolles Unternehmen für Sie?
PK_Eines, das Gewinne macht, und zwar – ganz wichtig – nachhaltige Gewinne.
Wie ermittelt man den Wert eines Unternehmens?
HS_Bei Erbschaft oder Übertragung im Konzern und unter Nahestehenden wird
die Bewertung eines Unternehmens für steuerliche Zwecke erforderlich. In
solchen Fällen wendet die Finanzverwaltung ein standardisiertes Verfahren an:
das vereinfachte Ertragswertverfahren. Mit einem entsprechenden Fachgutachten ist eine Korrektur dieses vom Finanzamt ermittelten Werts möglich.
Der zweifelsfrei „richtige“ aktuelle Wert eines Unternehmens zeigt sich bei
notierten Unternehmen an der Börse. Bei nicht notierten Unternehmen im
Falle eines Verkaufs am verhandelten Kaufpreis.
Kann ein Unternehmen seinen materiellen Wert durch immaterielle Einf lüsse steigern?
HS_Die Steigerung des Unternehmenswerts gehört zu den Zielen jedes Unter­
nehmens. Neben den vergleichsweise leicht zu bewertenden materiellen sind es
die immateriellen Wirtschaftsgüter wie Kundenstamm, Patente, Know-how,
Firmenwert und insbesondere die Marke, die einen wesentlichen Teil des Gesamt­werts ausmachen. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung des
Bilanzrechts (BilMoG) 2009 können selbst geschaffene immaterielle Werte mit
den Herstellungskosten in den Jahresabschlüssen ausgewiesen werden. Ihr
tatsächlich häufig höherer Wert ist jedoch aus den Bilanzen nicht ersichtlich.
Welchen Beitrag zur Wertsteigerung kann eine Kommunikationsagentur
für ein Unternehmen leisten?
HS_Neben der Entwicklung und Steigerung der Wertfaktoren Image, Kunden­
beziehung und Kundenzufriedenheit liegt der Fokus der Agenturen vor allem
auf der Entwicklung einer Marke, die das Unternehmen unverwechselbar
macht. Der Wert der Marke zeigt sich am Ruf, der ihren Produkten und Dienstleistungen vorauseilt, und an dem öffentlichen Image des gesamten Unter­
nehmens. Das gilt für die Bereiche B2B ebenso wie für B2C. Mit der positiven
Entwicklung der Marke kann eine Agentur einen wesentlichen Beitrag zur
Steigerung des Unternehmenswerts leisten.
Was ist ein wertvolles Unternehmen für Sie?
HS_Ein Unternehmen, dem es gelingt, die tatsächlich gute Qualität seiner Produkte
in der Öffentlichkeit überzeugend darzustellen.
B2B_
Interviewerin \ Lisa Bittner
50
51
glosse
Es soll Menschen geben, die blättern für einen japanischen Karpfen mehrere Tausender hin und greifen bei Edeka
zum „Gut & Günstig“-Lachs für knapp drei Euro. Es soll Fußballclubs geben, die legen 100 Mio. Euro Ablöse für
einen Spieler auf den Tisch und würden nie auf die Idee kommen, einer Fußballerin auch nur ein Hundertstel
davon als Jahresgehalt zu zahlen. Was hat in unserer Gesellschaft welchen Wert? Wie viel ist zum Beispiel der
„Schrei“ von Edvard Munch wert (119,9 Mio. Dollar) und wie viel das erste Bild des eigenen Kindes (was durchaus
Ähnlichkeit mit Munchs Gemälde be­sitzen könnte)? Manager lassen sich Luxusreisen sponsern und Bischöfe f liegen first class in Dritte-Welt-Länder. Der Steuerzahler verzichtet unterdessen auf Beitragssenkungen. Wir haben
schließlich Finanzkrise. Irgendwie scheint uns der Sinn für den Wert einer Sache abhandengekommen zu sein.
Oder sind es vielleicht die Werte an sich, die wir verloren haben? Und wenn ja: Wer hat Schuld? Wer ist denn für die
Wertevermittlung in einer Gesellschaft verantwortlich? Die Kirche? Der Staat? Die Eltern? Das Fernsehprogramm?
Die Kirche ist seit Tebartz-van Elst raus aus der Wertevermittler-Nummer. Oder seit „Vatileaks“? Nein, eigentlich
schon seit den Kreuzzügen und Hexenverbrennungen. Oder wer glaubt denen noch die Leier von „du sollst nicht
töten“ oder „… falsch Zeugnis reden“?
Wie sieht’s dann mit den deutschen eltern aus? Sie sollten doch eigentlich ihre Wertvorstellungen an die nächste
Generation weitergeben. Einige tun das sicher auch erfolgreich. Viele andere geben diese Verantwortung aber
lieber ab. An die Kindergärtnerin, die den kleinen Zappelphilipp mal ordentlich erziehen soll (schließlich ist das
doch ihr Job). Und wenn’s in der Schule ständig Fünfen hagelt, kann auch nur einer schuld sein: der Lehrer.
Da bleibt wohl nur noch das fernsehprogramm als Wertevermittler. Und so schlimm, wie alle behaupten, ist das gar
nicht. Schließlich lernen wir jeden Sonntagabend, dass sich stehlen, töten und lügen nicht auszahlt. Denn irgendein Tatortkommissar kommt immer dahinter.
Deshalb, liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Werte bewahren wollen, schauen Sie mal wieder in die Röhre …
Autorin \ Claudia Polster
Ein ernüchterter Blick auf
unsere werte Gemeinschaft
Der staat ist da schon weiter. Für die Wertevermittlung hat er Institutionen wie Schule, Schwimmverein und Steuerfahndung. Darüber hinaus kann er sogar seinen eigenen Wert bis aufs Komma genau berechnen. Das Maß aller
Dinge heißt Bruttoinlandsprodukt. Der Wert dieser Berechnung ist allerdings fraglich. Denn ein hohes BIP macht
noch lange nicht glücklich. Da lohnt ein Blick nach Bhutan. Hier versucht man mit dem Bruttonationalglück den
gesamten Lebensstandard der Menschen abzubilden.
Wo
sind
all
die
Werte
hin?
zwischen
leitbild
und
störbild
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53
die aura des wertvollen
„Wertvolle Objekte haben eine Biografie“_
Mario Pricken über Strohfeuer, Entstehungsmythen und Speicher wahrer Werte
Man kennt ihn als KreativCoach und erfolgreichen Autor von „Kribbeln im Kopf“. Jetzt will Mario Pricken
unseren Geist aufs Neue anregen: mit spannenden Überlegungen zum Wert von Produkten. Bevor sein Buch „Die
Aura des Wertvollen“ erscheint, erklärt er uns im Interview schon einmal, warum der Wert eines Objektes im
Kopf des Kunden steckt, was man gegen Strohfeuer tun kann und wie er uns einen Apfel für 67 Euro schmackhaft machen würde.
Warum kaufen manche Menschen eine Rolex für 300.000 Euro
statt einer Casio-Uhr für 40? Funktionieren tun sie doch beide.
mp_ Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Aber sie trifft
genau den Kern des Buches. Die Grundidee war es, sich
genau solche Gegenstände anzuschauen und herauszufinden,
welche Faktoren den Wert eines Objektes ausmachen.
Ein ziemlich komplexes Thema. Wie bist du rangegangen?
mp_ Zuerst einmal hab ich mich umgeschaut: Gibt es Literatur zum
Thema? Die meisten Bücher bemühen sich, das Thema aus
der Perspektive der Menschen zu beschreiben. Die schauen sich
die Käufer der Produkte an und versuchen dann psychologische
Erklärungsmodelle und Theorien zu finden. Ich wollte aber
wissen, was am Gegenstand tatsächlich wert­entscheidend ist.
Und was hat jetzt die Rolex, was eine Casio nicht hat?
MP_ Darauf gibt es viele Antworten. Eine könnte zum Beispiel
sein, dass die teure Uhr einfach eine Wertbehauptung aufstellt, mit der sie in den Markt geht. Und findet sich dann
ein Mensch, der dieser Wertbehauptung zustimmt, indem
er den geforderten Preis bezahlt, steigt der Wert tatsächlich.
Handelt es sich dann nicht um einen immateriellen Wert?
MP_ Nein. Das ist schon ein objektiver Wert. Ich kann dir zwei
Äpfel anbieten und sagen, der eine kostet einen Euro, der andere 67. Dann sagst du: Die sind ja ungefähr gleich, vielleicht
sogar vom selben Baum. Und ich sag: Ja, nur der eine ist von
der Süd- und der andere von der Nordseite. Der Südapfel ist
viel gesünder und verleiht körperliche Vitalität, das ist nach­
gewiesen. Wenn du dann bereit bist, meine Wertbehauptung
durch das Bezahlen des Preises anzunehmen, wird sie faktisch
Realität. Und der Apfel ist nun tatsächlich 67 Euro wert.
Das heißt aber, ich muss meine Wertbehauptung immer
begründen. Ich muss dem Käufer Argumente liefern.
MP_Nicht immer. Ich hab im Buch ein Beispiel von einem Künstler –
Yves Klein. Er hat elf blaue Monochrome gemalt. Die Bilder
sind exakt gleich – die gleiche Farbe, das gleiche Format. Und
er ist mit den Bildern auf den Markt gegangen und hat gesagt,
die Bilder haben elf verschiedene Preise. Was ist passiert? Alle
wurden gekauft – zu erheblichen Preisunterschieden. Und die
Leute wussten über die unterschiedlichen Preise Bescheid.
*
„Der Wert ist nie im Objekt selbst.
Er ist immer in der Vorstellung
der Menschen.“
Aber nehmen wir deinen Parameter „Wirkung der Zeit“. Der steckt
doch tatsächlich im Objekt.
MP_ Klar gibt es Produkte, die beruhen auf fünf Jahren Forschung,
die bestehen aus einem besonders guten Material und so
weiter. Aber wenn das tolle neue Mountainbike mit der innovativen Technik zum Ladenhüter wird, spielen alle Ressourcen,
die im Vorfeld investiert wurden, keine Rolle mehr. Es kann
seine Wertbehauptung im Markt nicht realisieren. Wie viel
etwas wert ist, bestimmt nicht das Objekt. Der Wert entsteht
erst im Kopf des Betrachters.
Was hat dich überhaupt dazu bewogen, dich mit dem Thema
„Produktwert“ zu beschäftigen?
MP_ Vor vier Jahren habe ich eine religiöse Zeremonie beobachtet,
in deren Mittelpunkt eine intensiv verehrte Holzfigur stand.
Das war im asiatischen Raum, also einer Kultur, die mir nicht
so vertraut war. Aus dieser Fremdheit heraus habe ich nur ein
Stück Holz wahrgenommen, womit andere viel mehr verbunden haben. Dieses Erlebnis hat mich dazu gebracht, mich zu
fragen: Wie entsteht Wert? Mit dem Buch wollte ich mir also
meine eigene Frage beantworten.
Was ist das Interessanteste, das du herausgefunden hast?
mp_ Zum einen: Was wirklich wertvoll ist, kann nicht im Massenmarkt sein. Wenn etwas 380 Millionen Mal für einen Euro
an jedem Ort der Welt jederzeit für jedermann zur Verfügung
steht, dann kann es per se nicht wertvoll sein. Hier könnten
verschiedenste Zugangsbeschränkungen oder Restriktionen
wertsteigernd wirken.
Ein weiterer Aspekt, der dem heutigen Massenmarkt meist
widerspricht, ist: Wertvolle Dinge wachsen langsam aus sich
heraus. Da kann man nicht eine Einführungskampagne von
zwei Monaten machen und dann muss sich das Produkt bewiesen haben. Das führt zu Strohfeuer. Wertvolle Dinge entwickeln sich langsam.
Aber es macht schon Sinn, sich bereits bei der Produktentwicklung
Gedanken über die Vermarktung zu machen, oder?
mp_ Unbedingt. Marketing beginnt bei der Produktentwicklung.
Das ist einer der wichtigsten Leitsätze überhaupt. Und der
zweite wichtige Punkt lautet: Wertvolle Objekte haben eine
Biografie. Das heißt, ich kann nicht anonym in Asien produzieren lassen, dann importiere ich das Produkt in die Schweiz,
mach ein Label drauf, eine Kampagne dazu und auf einmal
ist das Produkt wertvoll und begehrt. Die Überlegungen beginnen meist schon in der Geburtsstunde, beim Entstehungsmythos. Denn sobald ein Objekt einen Ursprung hat, der klar,
trans­parent und mit positiven Geschichten verbunden ist, wird
es als authentisch wahrgenommen. Und das hat eine sehr
starke Anziehungskraft.
Dann ist es vielleicht sinnvoll, wenn das Marketing bereits bei der
Produktentwicklung dabei ist.
MP_ Nicht vielleicht. Das ist Pf licht. Eine sehr wichtige Erkenntnis
ist: Wert denkt nicht in Quartalen, sondern in Generationen.
Dieses kurzfristige Denken, dieses schnelle Ausschlachten
von irgendwelchen Dingen durch puren Werbedruck wird von
den Menschen durchschaut und immer häufiger auch abgelehnt. Und am Ende des Tages sind das die Dinge, die auf dem
Müll landen.
Und Wertvolles wird nicht weggeschmissen.
MP_ Es gibt eine wunderschöne Definition: Ein wertvolles Objekt
ist ein Objekt, das es wert ist, repariert zu werden. Das werfe
ich nicht weg. Was ich wegwerfe, sind Dinge, die keine Geschichte, keine Persönlichkeit haben, die austauschbar sind.
Sieht man es wertvollen Dingen eigentlich oft an, dass sie wertvoll
sind?
mp_ Bling-Bling habe ich immer ausgeblendet. Dieser asiatische
oder russische Luxus ist ja ein anderer als der europäische
Luxus, wo man eher versucht zu kaschieren und zu verstecken.
Hier gibt es teilweise Codes, die nur von Leuten erkannt
werden, die zu einer bestimmten Gruppe gehören.
*
„Marketing beginnt bei der
Produktentwicklung.“
54
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die aura des wertvollen
*
„Wert denkt nicht in Quartalen,
sondern in Generationen.“
das Grundmuster und gebe dann provokante Anstöße, um das
Grundmuster zu nutzen, zu brechen und auf innovative Weise
neu aufzuladen. Wenn ich zum Beispiel Wartelisten habe,
dann mache ich sie nicht so, wie sie alle machen, sondern
frage mich: Ist es möglich, dass ich meine Kinder auf die Warteliste setzen kann, die das Produkt dann in 18 Jahren bekommen? Kann ich in der Reihenfolge der Warteliste nach vorn
rutschen? Was müsste ich dafür tun? Es gibt hundert Möglichkeiten, wie man auf spannende Weise mit diesen alten Mustern
arbeiten kann, um sie moderner zu machen und an das eigene
Produkt anzupassen.
Warten erhöht also auch den Wert.
mp_ Ja, auch das ist einer der 80 Parameter. In unserer heutigen
Konsumwelt muss immer alles sofort und rund um die Uhr an
jedem Platz verfügbar sein. Aber in diesem Fall verhält es sich
wie mit Luft. Wenn man mit Luft handeln würde, sie würde
keinen hohen Preis erzielen, denn von ihr ist überall genügend
vorhanden. Und genauso funktioniert es auch mit den Objekten, die stets in ausreichender Zahl verfügbar sind. Wenn
nicht alles sofort an jedem Ort erhältlich ist, ist das ein ganz
entscheidendes Kriterium dafür, dass ein Objekt in der Wertwahrnehmung steigt.
Wenn du jetzt dein Buch analysieren müsstest:
Welche der 80 Parameter könntest du identifizieren?
mp_ Da triffst du jetzt einen wunden Punkt. Ursprünglich wollte
ich ja schon die Parameter, die im Buch präsentiert werden,
auf das Buch selber anwenden. Aber da spielt natürlich kein
Verlag mit, die haben diese Prinzipien einfach noch nicht
durchschaut (lacht). Und so ist es jetzt einfach ein hochwertiges Buch mit Hardcover und abgerundeten Ecken. Es ist
großformatiger als ein Taschenbuch und hat ein tolles Design
mit schönen Illustrationen. Ich hoffe also, dass es optisch das
wertvolle Innere widerspiegelt.
Interviewerin \ Claudia Polster
Was können solche Codes sein?
MP_ Leika hat zum Beispiel eine Kamera auf den Markt gebracht,
auf der kein Logo mehr ist. Das heißt, sie sieht absolut austauschbar aus. Nur der Besitzer und einige Insider kennen den
Wert der Kamera. Das Spannende an Codes ist, dass sie nur
zwischen Gleichgesinnten funktionieren, die sie lesen können. Es kann sein, dass sich eine Gruppe untereinander erkennt, aber nach außen gar keine Wirkung erzielen will. Die
Zusammengehörigkeit stiftet den Wert. Das lässt sich übrigens noch steigern. Wenn nämlich nur ich um den Wert eines
Objektes weiß. Ein Beispiel: Extrem verschleierte Frauen in
Saudi-Arabien gehen aus dem Haus und haben die reizvollste
Unterwäsche an, die man sich vorstellen kann. Das Wissen,
das nur sie besitzen, kann ein extremer Gewinn sein. Auf der
Ego-Ebene, quasi.
Als ich mir das Inhaltsverzeichnis deines Buches angeschaut
hab, ist mir ein Parameter besonders aufgefallen: der einzigartige
Makel. Wie kann ein Makel zu einer Wertsteigerung führen?
mp_ Wenn zum Beispiel in einem Teppich ein kaum sichtbarer
Makel eingewebt ist, dann weiß man, der kommt tatsächlich
aus dieser Werkstatt. Oder der Makel wird zum Charakteristikum, das das Individuum ausmacht. Da fällt mir Helmut
Schmidt ein. Obwohl es in­z wischen ein Tabu ist, in geschlossenen Räumen zu rauchen – er darf es. Das ist ein Makel,
der ihn einzigartig und liebenswürdig macht. Oder es gibt
alte Sportwagen, die ganz eigne Macken haben – trotzdem
lieben sie die Leute.
Und das ist nur einer von 80 Parametern. Kann ich mir nicht
einfach die besten für mein Produkt heraussuchen und kopieren?
mp_ Das kann man machen, aber das ist dann die platte, langweilige
Kopie dessen, was andere schon seit Jahrhunderten viel besser
gemacht haben. Die Idee des Buches ist ja folgende: Ich zeige
Das Buch ist also nicht nur Lektüre, sondern auch Arbeitstool.
Du hast einen sogenannten 4D-Innovationsprozess entwickelt.
Was muss man sich darunter vorstellen?
mp_ Da geht es darum, die 80 Parameter über den gesamten Lebenszyklus des Produktes anzuwenden. Wenn der Parameter
Reinheit lautet, dann ist das Produkt nicht nur sauber gefertigt.
Reinheit kann sich auch auf den Herstellungsort beziehen.
Oder die Verpackung.
Und wofür steht das 4D?
mp_ Ein Objekt besteht ja erst mal aus drei Dimensionen. Und
wenn du jetzt das Objekt anschaust und wie ein Filmprojektor
deine Vorstellungen und Wertphantasien auf das Objekt pro­
jizierst, dann ist das die vierte Dimension. Die empfindest du,
allerdings ist sie nicht im Objekt selbst enthalten.
*
Ein wertvolles Objekt ist ein
Objekt, das es wert ist, repariert
zu werden.
Wem hilft dieses Arbeitstool?
mp_ Das Buch richtet sich an Produktentwickler, InnovationsManager, Marketingleute und Designer. Es funktioniert für
aufsteigende Stars der Kunstbranche, für Clubs oder ShoppingMalls. Alle, die sich im Premium- oder auch Luxusbereich befinden – obwohl ich diese Wörter nicht mag und auch im Buch
nicht verwende –, sollen sich angesprochen fühlen.
Welches besonders wertvolle Produkt besitzt du?
mp_ Das eine ist ein sehr altes Ölgemälde, das ich seit meiner Kindheit besitze. Es hing in meinem Zimmer und ist von einem
akademischen Maler, der es auch signiert hat. Obwohl das Bild
jetzt über 130 Jahre alt ist, hat es keine Relevanz am Markt.
Aber für mich besitzt es einen hohen persönlichen Wert – aus
der Geschichte heraus, die das Bild für mich hat.
Etwas anderes ist Musik. Ich lege gern Geld in Instrumenten
an. Lass mich aber nie dazu verführen, billige Gitarren zu
kaufen, nur weil ich sie schnell haben möchte. Ich spare über
längere Zeit und kaufe mir dann ein Objekt, das auch eine
Wertanlage darstellt.
Mario Pricken arbeitet seit 16 Jahren in den Creative Industries
und hat seit 2001 drei Bücher zum Thema Kreativität und
Innovation publiziert. Als Innovation Director und Consultant
inspiriert er Marketingabteilungen internationaler Unternehmen,
namhafte Agenturen, Designfirmen und Fernsehstationen. Kaum
jemand kennt so viele Kreativunternehmen von innen wie er. Seit
2006 unterrichtet Pricken zudem an der Universität für angewandte
Kunst in Wien das Schwerpunktthema „Kreativität und Strategie“. 56
57
interviewstrecke
Luxus ohne schlechtes Gewissen_
Oder: ein Gespräch über Pelz, Moral und Wertanlagen
Schwimmende Statussymbole_
Was japanische Koi-Karpfen so wertvoll macht
Vor 30 Jahren gründeten Franz und Gabriele Eppli ein Juweliergeschäft. Heute ist Eppli Juweliergeschäft,
Pfand- und Auktionshaus in einem und ist an mehreren Standorten im Raum Stuttgart vertreten. In seiner
Filiale im Königsbau sprach Franz Eppli, öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator, über sein Wertverständnis und verrät, warum Schmuck nur dann eine Wertanlage ist, wenn er aus zweiter Hand gekauft wird.
Deutsche Karpfen werden hierzulande pro Kilo abgerechnet und landen an Weihnachten in den Kochtöpfen.
Für ihre farbenfrohen japanischen Verwandten, die Kois, werden hingegen Höchstsummen bezahlt und eigens
klimatisierte Teiche angelegt. Was Kois so attraktiv macht, darüber sprachen wir mit Jörg Scherle, Geschäftsführer von Koi Stuttgart. RegelmäSSig fliegt er nach Japan, um für seine Kunden die schönsten Exemplare aus
den Becken der Züchter zu holen. Sein gutes Händchen beweist er dabei mit zahlreichen Welt- und Europameistertiteln, die er mit ausgesuchten Kois errungen hat.
Franz Eppli (1953) studierte Pädagogik. Schon während seines Studiums war er mit seinem ersten
Juweliergeschäft selbstständig, das er mit seiner heutigen Frau gründete. Neben dem Studium absolvierte
er eine Kaufmannslehre und bildete sich zum Diamantgutachter und Gemmologen weiter.
Jörg Scherle, geboren 1969, ist gelernter Konditor und Koch. Nach der Ausbildung stieg er im
elterlichen Hotel „Zur Weinsteige“ in Stuttgart ein. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer und
Küchenchef im Hotel betreibt er unter dem Namen „Koi Stuttgart“ einen eigenen Koi-Handel.
Was bedeutet Wert für Sie?
FE_ Unser Claim heißt „Wir schätzen Werte“.
Für Eppli gehen materieller und moralischer
Wert Hand in Hand. Wir verkaufen hier
zum Beispiel Pelze. Die sind gesellschaftlich umstritten. Unsere Pelze sind aber
keine Neuware, sondern alles Erbstücke.
Ich finde, dass es mehr Sinn hat, einen gut
erhaltenen Pelz weiterzuverkaufen, anstatt
ihn wegzuwerfen und einen neuen Pelz zu
erstehen. Das ist nachhaltiger.
Wie bewerten Sie ein Produkt, wenn jemand
zu Ihnen ins Geschäft kommt und es verpfänden
möchte?
FE_ Das Risiko liegt auf unserer Seite. Wenn wir
das Produkt falsch einschätzen, machen wir
unter Umständen Verlust, deswegen haben
wir unsere Experten. Man hört dann oft den
Vorwurf, dass das Pfandgeschäft unehrlich
FE_ ist und wir die Gegenstände niedrig beleihen,
um uns am Gewinn der Auktion zu bereichern. So etwas behaupten Leute, die sich
mit dem Pfandgeschäft nicht auskennen. Das
Pfandgeschäft ist ein Bankgeschäft, seriös
und streng überwacht. Wir behalten nicht
den Mehrwert einer Versteigerung, nur Zinsen und Gebühren. Der Rest des Geldes geht
an den Pfandkreditnehmer. Holt dieser das
Geld nicht ab, muss es an das Land BadenWürttemberg abgeführt werden.
Man hört immer, Schmuck sei eine gute Wertanlage.
FE_ Ich vergleiche das gerne mit Autos. Da weiß jeder, dass sie nach dem Kauf
sofort an Wert verlieren. Das ist bei Schmuck genauso. Wir haben oft den Fall,
dass jemand im Laden ein Schmuckstück für beispielsweise 10.000 Euro kauft
und es dann seiner Frau schenkt, die es aber nie trägt. Der Laden nimmt das
natürlich nicht zurück. Also kommen die Leute hierher und fallen dann aus
allen Wolken, wenn ich sage, dass der Schmuck etwa die Hälfte an Wert ver­
loren hat. Kaufen Sie hingegen Schmuck aus zweiter Hand, ohne hohe Gewinnmargen, haben Sie eine gute Wertanlage. Kaufen Sie heute ein Stück für 500 Euro
bei uns, können Sie es nächstes Jahr wieder mit etwa 500 Euro verkaufen. Mit
etwas Glück steigt der Goldpreis und Sie bekommen sogar noch mehr.
Und welche Gegenstände sind besonders wertbeständig?
FE_ Zum Beispiel Taschen von Luxusmarken wie Hermès oder Louis Vuitton.
Wenn ich als Kunde in ein LV-Geschäft gehe, kann ich so viele Taschen kaufen,
wie ich will, ich bekomme keinen Cent Rabatt. Bei uns bekommen Sie dann
neuwertige Taschen mit Rechnung, teilweise sehr seltene Modelle aus vergangenen Kollektionen, und können ein paar Hundert Euro sparen. Da muss ich
nicht lange überlegen, wo ich die Tasche kaufe. Und dann habe ich noch den
Nervenkitzel der Auktion. Das macht einfach mehr Spaß, als in einen Laden zu
gehen und meine schwarze American Express auf den Tisch zu legen.
Interviewerin \ Lisa Bittner
Was bedeutet für Sie ganz persönlich „Wert“?
JS_ Als Hotelier muss man einiges aufgeben,
um Menschen einen schönen Aufenthalt zu
bieten. Man ist quasi rund um die Uhr im
Dienst. In der kurzen Freizeit, die ich habe,
hat deshalb für mich mein Familienleben
den höchsten persönlichen Wert. Alles andere, Materielle ist ersetzbar.
Welchen Wert hat der Koi-Handel für Sie?
JS_ Die Kois sind mein Ausgleich. Diese Tätigkeit ist so ganz anders als das, was ich im
Hotel mache. Der Handel ist sozusagen der
Gegenpol. Er hilft mir, mich abzulenken
und voll und ganz auf null zu kommen.
Ein Koi kostet bei Ihnen auch mal mehrere Tausend
Euro. Wie bemisst sich dieser Wert?
JS_ Also wer möchte, bekommt bei mir schon
kleine Kois ab 20 Euro. Allerdings gilt: Je
perfekter ein Koi ist, desto höher ist der
Preis. Wichtige Kriterien dabei sind Größe,
Körperform und natürlich die Färbung.
Und für schöne Kois sind Kenner natürlich
bereit, mehr zu zahlen. Vor allem, wenn er eine Auszeichnung gewonnen hat.
Doch das Aussehen ist nur die halbe Wahrheit. Schon die Zucht in Japan ist
zeit- und kostenintensiv. Dann f liege ich persönlich zu den Züchtern, um die
Kois auszuwählen. Zur Reise müssen noch Dolmetscher-, Versand- und ZollGebühren gerechnet werden. Danach kommen die Kois bei mir erst einmal in
Quarantäne. Das bedeutet Kosten für Haltung und Tierarztuntersuchungen.
All das treibt den Kaufpreis in die Höhe. Dafür besitzen Kois einen hohen emotionalen Wert. Zum einen gelten sie als Symbol für Glück und Erfolg. Zum anderen werden Kois sehr zutraulich. Man kann sie sogar streicheln und manch
einer legt sich einen Schwimmteich an. Durch die hohen Anschaffungs- und
Haltungskosten ist der Koi als Statussymbol zu sehen. Also etwas, was gut aussieht und von dem man weiß, dass es teuer ist.
Ist der Koi denn eine gute Wertanlage?
JS_ Nein. Der Koi ist ein Luxusgut. Und als Lebewesen verliert er eher an Wert,
als dass er gewinnt. Hinzu kommt die aufwändige Haltung und Pf lege. Man
braucht einen großen Teich, Heiz- und Filteranlagen und vor allem das richtige
Futter. Sonst verliert der Koi Gewicht und seine Farben verändern sich. Außerdem droht immer Gefahr von Krankheiten. Durch Teilnahme an Meisterschaften kann der Wert gesteigert werden. Allerdings kostet ein WM-tauglicher Koi
ab Züchter bereits 5.000 Euro – und die Teilnahme schlägt noch einmal mit
1.500 Euro zu Buche. Wer sich privat einen Koi anschafft, der tut es, um sich
daran zu erfreuen. Und nicht, um ihn später weiterzuverkaufen. Selbst für
Händler ist der Koi kein Selbstläufer. Ohne das Hotel hätte ich den Handel
nicht auf bauen können. Und jeder Koi-Händler, den ich in Deutschland kenne,
der hat auch immer noch ein zweites Standbein.
Interviewer \ Stephan Fuß
58
59
interviewstrecke
„Das ist zu persönlich, um es beschreiben zu können“_
Der Galerist Ewald Schrade über den Wert von Kunst
Es gibt nicht den einen Immobilienwert_
Ein Gespräch über die Immobilienbranche
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, Kunst zu sammeln – als Wertanlage, als Ausdruck der Individualität
oder aus Prestigegründen. Im Gespräch erklärt Ewald Schrade, welche Bedeutung Kunst für ihn hat, und gibt
einen Einblick, wie der Kunstmarkt funktioniert.
Eigentlich wollten wir von Prof. Dr. Gerrit Leopoldsberger wissen, wie man den Wert einer Immobilie ermittelt.
Wie sich herausstellte, gibt es aber den einen Immobilienwert nicht. Im Interview erklärt der Professor für
Immobilienbewertung die verschiedenen Wertbegriffe.
Ewald Karl Schrade (1941) lernte eigentlich Modellbauer. Nach einem Motorradunfall verlor er 1960
seine rechte Hand und absolvierte eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Aus Interesse begann
er in einer von ihm geleiteten Bankzweigstelle Kunstausstellungen zu organisieren. Heute betreibt er
zwei Galerien (Schloss Mochental und Karlsruhe) und ist Initiator und Kurator der art Karlsruhe, die
sich zu einer der bedeutendsten Kunstmessen im deutschsprachigen Raum entwickelt hat.
Gerrit Leopoldsberger (1965) studierte Betriebswirtschaft mit anschließender Promotion in Deutschland,
den USA und Mexiko. Seit 1999 führt er die Grundstückssachverständigengesellschaft
Dr. Leopoldsberger + Partner. Am Campus of Real Estate ist er Professor für Immobilienbewertung.
Herr Schrade, welchen Wert hat Kunst?
ES_ Kunst hat einen ganz zentralen Wert! Kunst
ist das Oberste, was es gibt, und ist so alt
wie die Menschheit. Sie kann zwar keine
Kriege verhindern, aber schafft eine Grundlage zum friedlichen Zusammenleben über
kulturelle Grenzen hinweg. Sie ist wie der
heilige Geist, der über uns schwebt. Kunst
verhilft zum Dialog.
Wie ermittelt man den Wert einer Immobilie?
GL_ Bei Immobilien gibt es nicht den einen
Wert. Wert ist hier eher als Nachname zu
betrachten, dem man verschiedene Vor­
namen geben kann. Der Begriff Wert wird
in der Immobilienbranche sehr vielfältig
verwendet. Da gibt es den Ertragswert, den
Sachwert, den Vergleichswert …
Welche Kunstwerke hängen bei Ihnen im
Wohnzimmer?
ES_ Ach, bei mir hängt alles, klassische und
aktuelle Kunst. Das wechselt ja auch immer.
Ich lebe ja auch in Schloss Mochental, meiner Galerie, da findet sich ein breites Spektrum. Die Kunst gehört zu mir, bereichert
und prägt mein Leben. Ich muss immer
umgeben sein von meiner Kunst, sie ist
mein Motor, mein Leben.
Haben Sie ein Lieblingskunstwerk?
ES_ Nein. Sie fragen eine Mutter ja auch nicht, welches ihrer 16 Kinder ihr das
liebste ist. Jedes meiner Kunstwerke hat für mein Leben eine Bedeutung. Das
kann man mit Worten nicht beschreiben. Das ist die Sprache der Bilder. Über
die handwerklichen Aspekte der Kunst kann man fachsimpeln, aber nicht
darüber, was Kunst in einem auslöst. Ein Kunstwerk wirkt auf jeden Menschen
unterschiedlich und löst ganz andere Empfindungen aus – der Wert der Kunst
ist zu persönlich, um ihn zu beschreiben. Aber genau das macht den Wert aus.
Wie bewertet man als Galerist einen neuen Künstler, den niemand kennt? Wie setze ich
den Preis seiner Kunst fest?
ES_ Da muss ich mich auf mich und mein Gefühl verlassen. Bin ich von einem
Künstler überzeugt, dann muss ich die Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam
machen. Kunst ist ja etwas sehr Subjektives. Wenn Kuratoren, Galeristen und
Kunstexperten ihre positiven subjektiven Meinungen zu einem Künstler addieren, kann sich daraus ein objektiver Maßstab ergeben. Dadurch wird bei den
Sammlern eine Begehrlichkeit geweckt. So funktioniert der Kunstmarkt, so
entwickelt ein Künstler Präsenz. Es gehört auch Glück für den Künstler dazu.
Wie mein Freund, der verstorbene Künstler Shmuel Shapiro, sagte: „Zur Kunst
gehören immer zwei. Einer, der sie macht, und einer, der sie kauft.“ Ein Sammler muss bei einem Kunstwerk das Gefühl des „Habenwollens“ bekommen.
Und je mehr Sammler ein Kunstwerk haben wollen, desto teurer wird es. Viele
Sammler sehen Kunst als Ausdruck der eigenen Individualität, wenn sie Unikate besitzen. Das ist eine Form von natürlichem Snobismus.
Interviewerin \ Lisa Bittner
Wie bewerten Sie eine besonders schöne Aussicht?
GL_ Das ist nicht ganz einfach. An einer guten
Aussicht hängt kein Preisschild. Man kann
sich in solchen Fällen an einem Vergleich
mit anderen Immobilien orientieren. Man
bewertet Immobilien natürlich so objektiv
wie möglich, beispielsweise über die Lagequalität, aber ganz eindeutig ist es nie. Ist
eine Immobilie hellblau gestrichen, kann
ich aber recherchieren, wie beliebt die Farbe
ist – unabhängig davon, wie ich sie finde.
Man muss sich von seinen Vorlieben frei
machen.
info
Auf www.leopoldsberger.de/wissenswertes finden
Sie alle wichtigen Begriffe der Immobilienbewertung
erläutert.
Warum bezahlen Käufer in Städten wie München mitunter hohe Summen für
eine Immobilie? Woher kommt diese Bereitschaft?
GL_ Hohe Preise werden bezahlt, wenn die Käufer sich davon ein entsprechendes
Prestige versprechen, zum Beispiel in Kampen auf Sylt. Bei den Inseln kommt
noch die Knappheit der verfügbaren Flächen hinzu. In gewisser Weise sind aber
auch die sehr guten Lagen knapp. Damit lassen sich die hohen Preise in München erklären. Hinzu kommt, dass diese guten Lagen als besonders sicher gelten
und gerade deutsche Investoren sehr gerne „Sicherheit“ kaufen. Immo­bilien­
investments sind sehr häufig für Privatleute, aber auch – etwas erstaunlich –
Investoren eine emotionale Entscheidung. Das erklärt, warum Käufer Preise
bezahlen, die die Mieten nicht rechtfertigen. Mit anderen Worten: Wenn die
Mieten um 10 % gestiegen sind, dann ist es nachvollziehbar, wenn auch die
Preise um 10 % anziehen. Die Preisblasen können dann entstehen, wenn die
Käufer Beträge zahlen, denen keine Mietsteigerung gegenübersteht.
Besteht dadurch nicht die Gefahr einer Immobilienblase?
GL_ Für Deutschland als Gesamtheit sind keine Preisblasen festzustellen. Die Mietentwicklung lag in den letzten Jahren oft unterhalb der Inf lationsrate. Für einige
Standorte wie München oder Sylt könnten die hohen Preise dazu führen, dass
die Spitzenbeträge bereits erreicht sind oder in naher Zukunft erreicht werden.
Aber gerade an den hochpreisigen Standorten stehen die Emotionen über den
harten wirtschaftlichen Fakten. Es kann also genauso gut sein, dass wir in zehn
Jahren rückblickend feststellen, dass es heute auch dort billig gewesen sei.
Interviewerin \ Lisa Bittner
60
61
interbrand topmarken
Die Best Global Brands 2013_
Nach 13 Jahren gibt es eine neue Nummer 1
New
Google
02
01 Apple
Jedes Jahr veröffentlicht der Markenberater Interbrand den Report Best Global Brands, in der die erfolgreichsten Marken der Welt aufgelistet sind. 13 Jahre in Folge landete Coca-Cola auf Platz 1 der Topmarken.
Doch dieses Mal ist alles anders. 2013 muss sich das Unternehmen mit Platz 3 begnügen. Apple und Google haben
die Spitze übernommen und läuten damit die neue Ära der Technologie ein.
GE
Coca-Cola
IBM
Intel
03
04
Interbrands jährliche Hitliste gilt als einer der
wichtigsten MaSSstäbe für die Wirtschaft.
Samsung
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06
Microsoft
07
Toyota
08
McDonald’s
09
10
Aber nach welchen Kriterien wird sie eigentlich erstellt? Es sind
vor allem drei Faktoren, mit deren Hilfe sich der Wert einer Marke
bestimmen lässt. Unter Financial Analysis fällt vor allem
der Profit des jeweiligen Unternehmens. Allerdings wird auch
berücksichtigt, welches Kapital das Unternehmen insgesamt besitzt und aufwendet, um Gewinn zu generieren. Der Faktor Role
of Brand geht der Frage nach, welche Faktoren einen Kunden
zum Kauf einer bestimmten Marke bewegen. Dabei geht es um das
Vertrauen, das potenzielle Kunden in die Marke setzen. Der Grund,
warum man sich für dieses Produkt und nicht den Konkurrenten
im Regal daneben entscheidet. Eng damit zusammen hängt die
Brand Strength. Der wichtigste Faktor gibt Auskunft über
das Image einer Marke: Wie bekannt ist sie, wie loyal stehen die
Kunden zu ihr und wie viel Einf luss nimmt sie auf uns alle? Verfolgt das Unternehmen mit seiner Marke ein klares, einzigartiges
Konzept? Und wie gut ist die Marke in der Lage, sich an die stets
verändernde Welt anzupassen? Gerade in diesem Bereich können
Marken wie Apple und Google besonders punkten.
Eines wird dem Konsumenten von heute aber immer wichtiger:
nachhaltigkeit. Inzwischen hat Interbrand auch eine Liste der
Best Global Green Brands, die diesem Trend folgt. Eine Marke,
die in Zukunft auf Nachhaltigkeit setzt, wird gute Erfolgsaussichten
haben, wenn dazu noch möglichst spektakuläres und ästhetisches
Produktdesign kommt. Reine Funktionalität reicht heute nicht mehr
aus. Genau das haben Marken wie Google und besonders Apple
verstanden: Hinter den Erfolgen steht ein eigenes, unverwechselbares Image. Auch wenn beide immer wieder Kritik ein­stecken
müssen, ist die Faszination der Menschen für diese Marken
un­gebrochen. Und deshalb sind sie auch Interbrands Best Global
Brands. Weil sie die Welt verändert haben, wie Jez Frampton
(Global CEO Interbrand) bestätigt:
„Von Zeit zu Zeit verändert ein Unternehmen unser
Leben, nicht nur mit seinen Produkten, sondern
mit seiner Philosophie. Deshalb hat Interbrand, Nachdem Coca-Cola 13 Jahre in Folge die Spitze der best
Global Brands angeführt hat, eine neue Nummer 1:
Apple.“
autor \ Gabriel Doser
62
63
lifestyle
Geschmack kann
man nicht kaufen
kleidung mit wert – das b2b magazin zu gast bei ave » anziehsachen
Gucci, Prada, D&G. Gute Mode hat einen Namen – und für den bezahlt man. So denken viele. Zumindest, wenn sie
noch nicht von Stephan Kalbfell, Inhaber von ave » anziehsachen, beraten wurden. Er meint: Richtig gute
Kleidung braucht kein Riesen-Label. Und schon gar keine Massenwerbung. Was wertvolle Mode stattdessen
ausmacht? Präzision, Schnittkunst und innovative Ideen.
Am besten, man spürt ihn gar nicht. Kein Zwicken im Nacken,
kein Druck auf den Schultern, kein Ziehen am Rücken. Dann sitzt
der Anzug perfekt. Und auch das Portmonee fühlt sich gleich viel
leichter an. Klar, Komfort kostet. Aber ein gutes Kleidungsstück ist
seinen Preis wert, meint zumindest ave-Inhaber Stephan Kalbfell.
„Man fühlt sich einfach wohler in seiner Haut und das strahlt man
dann auch aus.“
Zur Veranschaulichung holt er zwei Sakkos hervor. Auf den ersten
laienhaften Blick sehen sich die zum Verwechseln ähnlich. Doch
der Wert liegt im Detail. So besteht das 520-Euro-Sakko von Stephan
Schneider aus gedrehtem Garn, was das Ganze stabiler macht.
Dank ver­schiedener Lagen statt Schulterpolster fällt das Sakko
weich und formschön. Mit der dazugehörigen Hose kommt man
auf einen Gesamtpreis von 810 Euro. Ganz schön happig. Zu happig für einige Männer. Die entscheiden sich dann oft lieber für den
455-Euro-Anzug von Filippa K und nehmen dafür noch ein Paar
64
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lifestyle
ave » anziehsachen bietet seit 1996
innovative, hochwertige Damen- und
Herren-Mode für Individualisten.
Dabei setzt das Team nicht nur auf
renommierte Marken, sondern auch
auf spannende Newcomer-Labels.
Neben Anziehsachen gehören auch
Accessoires, Parfüms, Magazine und
Zeitgeistartikel zum Sortiment.
edle Schuhe mit. Kalbfell kann daran nichts Verwerf liches finden:
„Ein etwas günstigerer Anzug mit teuren Schuhen sieht natürlich
hochwertiger aus als umgekehrt. Und schlechte Anzüge findet
man bei uns sowieso nicht.“
Frauen hingegen schauen nicht so auf den Preis. Das sollten sie
auch besser nicht, denn im Schnitt zahlen Frauen für ein BusinessOutfit mehr als Männer. Während er mit 900 bis 1.400 Euro gut
an­gezogen ist, muss sie um die 1.500 Euro berappen. Auf lange
Sicht allerdings – davon ist Kalbfell überzeugt – spart man Geld.
„Unsere Mode ist langlebig – sowohl vom Material her als auch vom
Design.“ Will heißen: Die Bluse aus der letzten Saison ist auch in
diesem Sommer durchaus tragbar. Und wenn sie in der Hektik des
Alltags einen Riss abbekommen hat, dann lohnt es sich auch, sie
zu reparieren. „Das Shirt vom Billiganbieter landet nach der dritten Wäsche im Müll. Und genau dieser Wegwerf-Mentalität wollen
wir etwas entgegen­setzen“, so Kalbfell. „Deshalb recyceln wir zum
Beispiel auch die Stofftaschen unserer Kunden.“ Und immer mehr
von ihnen fragen aktiv nach: Woher kommt der Anzug? Unter welchen Bedingungen wurde er gefertigt? Wer ist der Designer? Der
hohe Preis muss gerechtfertigt werden. Doch das fällt Kalbfell
nicht schwer. „Wenn einer weiß, wo seine Produkte herkommen, dann
ich.“ Oft steht die Herkunft auch schon im Label – ein weiteres
Indiz für die Wertigkeit eines Kleidungsstücks. „Wir achten penibel darauf, dass unsere Ware aus einer fairen Fertigung stammt.
Die meisten Sachen kommen ohnehin aus Europa“, versichert
Kalbfell.
Mit einer 150-Euro-Bluse kauft man sich bei ave » anziehsachen
also nicht nur Qualität, sondern auch ein gutes Gewissen. „Und
Individualität“, ergänzt der, der es wissen muss. Denn es sind
hauptsächlich Individualisten, die bei ave einkaufen. Menschen,
die nicht nach Massenware aussehen wollen. Menschen, die gern
in verschiedene Rollen schlüpfen: heute der Anzug-, morgen der
Jeanstyp. Und: Menschen, die sich Gedanken machen über ihre
Lebensweise. Das fängt beim Essen an und geht über die Wohnungseinrichtung bis hin zur Kleidung. Lifestyle eben.
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lifestyle
Kalbfell würde gern mehr von diesen Leuten in Stuttgart sehen:
„Fürs Straßenbild wäre das enorm bereichernd.“ Und auch die
Mode selbst könnte seiner Ansicht nach gut und gerne etwas bunter, vielfältiger ausfallen. „Es fehlt an neuen Ideen und Konzepten.
Was ich suche, sind Innovationen.“ Eine hat er vor kurzem entdeckt:
ein Sakko – von außen aus Wolle und innen mit einer wasser- und
winddichten Membran ausgestattet. „Hier wird Technik so um­
gesetzt, dass man sie nicht sieht. Fantastisch“, freut sich Kalbfell.
Freude. Das ist wohl der wichtigste, der entscheidende Verkaufs­
faktor bei ave. „Die Menschen, die hierher kommen, wollen wieder
das Glücksgefühl nach dem Kauf spüren. Und zwar eines, das
länger andauert als bis zum nächsten Schnäppchen. Wenn die
Kunden unseren Laden mit einer Einkaufstüte verlassen, wissen
sie, dass sie etwas wirklich Wertvolles gekauft haben.“
Autorin \ Claudia Polster
Fotograf \ Volker Schrank
vita
Stephan Kalbfell ist seit 18 Jahren Inhaber von ave » anziehsachen. Doch schon Anfang der 80er beschäftigte er sich
mit Kleidung und entwarf sie auch selbst. Ausschlag gaben die damals hippen, in allen Neonfarben erhältlichen
Elho-Shirts. Für Kalbfell ein Graus. Kurzerhand startete er eine Gegenbewegung mit eigenen Shirts aus Fliegerseide.
2
1
Tour de Suisse
3
Haargenau geplant und präzise getaktet
>>>>>>
2
Höchstleistungen aus Zürich und Umgebung
Mittwoch, der 05.02.2014, 8:55:42 Uhr
47° 40’ 41° N, 8° 36’ 54’’ O
457 m ü. M.
Dienstag, der 04.02.2014, 8:59:57 Uhr
Basel auf die exakte Tour
47° 29’ 38° N, 7° 35’ 28’’ O
303 m ü. M.
Wir starten unsere Tour in Reinach bei Basel. Präziser: in der Kägenstraße 2. Hier
sitzt Endress+Hauser. Die Meister der Mengen und Massen sorgen mit ihren Mess­
geräten, Dienstleistungen und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik seit
über 60 Jahren für Präzision in Produktionsunternehmen. Dabei gehören Genauigkeit und Sorgfalt schon seit jeher zu den Tugenden der Basler. Ob Stadtmauer oder
Messeturm, geschichtsträchtig oder modern: Die Architektur Basels ist bis in den
kleinsten Winkel durchdacht. Und das kann sich sehen lassen. Zum Beispiel bei einer
Stadtführung für Architekturliebhaber – von der Stadtmauer mit ihren drei Toren
zum Messeturm mit seinen 31 Etagen bis zum Bahnhof, der einem Gebirgszug aus
Stahl gleicht.
1
Während in Laufen-Uhwiesen jede Sekunde 373 Kubikmeter Wasser den Rheinfall nach unten
stürzen, versucht man im 48 Kilometer entfernten Zürich der Natur zu trotzen. Hier sitzen die
Experten für Spezialitätenchemie von Sika und tüfteln an einem wasserdichten Weg durch
eines der höchsten Alpenmassive, den Gotthard. Dafür soll das Unternehmen Betontechnologie
und Abdichtungssysteme liefern, die unter größter Hitze und Luftfeuchtigkeit die nächsten
100 Jahre überdauern. Verlässlich und bewährt ist auch die Technologie, mit der im 27 Minuten
entfernten Winterthur gearbeitet wird. Bei Kistler setzt man auf die Messung mit piezoelektronischen Sensoren und ermöglicht seinen Kunden damit ein Höchstmaß an Qualität. Ganz vorn
dabei ist man auch am Zürcher Flughafen. Hier dürfen Flugzeugfans bis auf den Vorfeldturm
laufen und den Piloten von dort direkt ins Cockpit schauen. Wer noch näher ran will, geht ins
Kulturama. Hier gibt es Wissenschaft zum Anfassen und Ausprobieren.
>>>>>>
01
Schweizer Uhren sind die genauesten, Schweizer Taschenmesser die langlebigsten und Schweizer
Schokoladenkreationen die leckersten. Ist ein Produkt „made in Switzerland“, dann hat es Wert – bis
zu dreimal so viel wie das gleiche Produkt aus einem anderen Land. Das ist auch der Grund, weshalb
die Anzahl der registrierten Marken mit Swiss- oder Schweiz-Zusatz in den vergangenen Jahren
enorm zugelegt hat. Wo Schweiz draufsteht, ist mehr Gewinn drin. Grund genug, uns einmal in dem
Land der Luxusmarken umzuschauen. Dabei lassen wir die Consumer-Labels wie Rolex, Lindt oder
Caran d’Ache links liegen und machen uns auf die Suche nach B2B-Schwergewichten, die jeden Tag
aufs Neue den Schweizer Ruf für Präzision und Qualität verteidigen.
69
b2b-travel
68
71
b2b-travel
70
Grande Dixence
>>>>>>
3
Auch einen Ausflug wert:
_ Skulpturen aus Stroh gibt es beim Strohfestival im Zürcher Oberland
zu bestaunen – von Mitte Januar bis Anfang Mai.
_ Skulpturen aus Eis stehen im Gletscher-Palast Zermatt am Matterhorn –
15 Kilometer unter der Gletscheroberf läche.
_ Die Albulalinie der Rhätischen Bahn ist UNESCO-Welterbe und eine
echte Pionierleistung. Bestaunen kann man sie bei einer Wanderung
auf dem Bahnerlebnisweg Albula.
_ Mit einer großen Licht- und Tonschau können Sie die höchste Gewichts staumauer der Welt – die Grande Dixence – erleben.
_ Die ganze Schweiz in Klein zeigt Swissminiatur in Melide.
Der Geist von St. Gallen
Donnerstag, der 06.02.2014, 9:03:12 Uhr
47° 25’ 54° N, 9° 22’ 29’’ O
675 m ü. M.
St. Gallen ist bekannt für seinen Geist und Intellekt. Schließlich steht hier nicht nur eine der führenden
Wirtschaftsuniversitäten Europas. Nur zwölf Busminuten entfernt kann man sich durch die älteste Bibliothek
der Schweiz schmökern – und dabei einiges über Handschriften und ihre Herstellung lernen. Wer sich lieber
mit etwas Handfesterem beschäftigt, sollte sich allerdings auf den Weg ins 21,2 Kilometer entfernte Uzwil
machen. Hier tüftelt Bühler täglich an der optimalen Herstellung von Nahrungsmitteln. Wie kann die
Produk­tion von Mehl noch effizienter ablaufen? Und wie schafft man es, die Spitzenqualität der Schweizer
Schokolade durch eine Spitzenfertigung abzusichern? Das sind nur zwei von unzähligen Fragen, die den
erfahrenen Verfahrensspezialisten beschäftigen. Apropos Schokolade: Wenn Sie schon mal in Uzwil sind,
lohnt sich der kleine Abstecher von 6,3 Kilometern nach Flawil. Hier sitzt maestrani und produziert seine
Schoko­lade aus nachhaltigem Anbau für ein nachhaltiges Genusserlebnis. Wir wünschen: Ä Guetä!
Autorin \ Claudia Polster
Teil des Gotthardpasses
Stadtteil von Basel
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MO. Und DI. Ruhetage
Markgräflerlan
location Eine überschaubare Ortschaft im Markgräflerland, südlicher Schwarzwald, nicht weit entfernt von
der Schweizer Grenze. Ein altes Bauernhaus, schön restauriert. Wer im Sommer kommt, kann die Anfahrt mitten
durch die Weinberge nehmen. Das ist der Schauplatz des Spektakels, das sich auf leisen Sohlen anschleicht. Auch
die Inneneinrichtung ist betont schlicht gehalten und trotzdem edel. Alles reduziert auf das Wesentliche, auf den
absoluten Genuss. Wem es gefällt, der bleibt einfach über Nacht im zugehörigen Hotel.
Diese Ausgabe:
Die Schwarzwaldregion und der Deutschen liebstes Kind – das Rind.
Karte Wer Currywurst mit Pommes sucht, ist hier falsch. Die Karte präsentiert sich schlank in Sachen Quantität
und üppig in Sachen Qualität. Neben saisonaler Küche wie frischen Morcheln im Frühjahr gibt es auch feste „Signature Dishes“. Da hätten wir zum Beispiel den Wandersaibling mit Imperialkaviar und Blumenkohlstampf oder die
Dombes-Ente in Sarawak-Pfefferjus. Dazu eine erlesene und ausufernde Weinkarte, die keine Wünsche offenlässt.
Menu
Können wir
das beim
Essen besprechen?
In dieser Ausgabe gehen wir mit B2B-Lunch neue Wege. Dieses Mal widmen wir
uns speziell einem Lebensmittel. Die Rede ist von Fleisch und seinem Weg von
der Aufzucht bis auf unseren Teller. Auch wenn vegetarische Lebens­
Ambitionierte Küche Henrik Weiser, der Küchenchef der Traube, hat sich bereits einen Michelin-Stern erkocht.
Für viele ist das schon die Krönung ihrer Laufbahn. Aber Weiser sieht die Auszeichnung vor allem als Ansporn, den
Gästen ein erlesenes Gaumenerlebnis auf höchstem Niveau zu bieten und die Küche ständig weiter zu verfeinern.
entwürfe im Trend liegen, spielt Fleisch in unserer Ernährung nach wie vor
eine groSSe Rolle. Wir stellen die Frage, ob es eine „Wertigkeit des Essens“
gibt. Und wie diese sich mit Genuss verbinden lässt.
Besonders geeignet für Genießer, die sich etwas Besonderes gönnen wollen.
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Der ultimative Steakguide_
von Sterne-Koch
Henrik Weiser
Damit sich jeder sein perfektes Steak zubereiten kann,
hat Sterne-Koch Henrik Weiser für uns den ultimativen
Steakguide zusammengestellt.
Der Einkauf Alles beginnt mit dem Produkt. Das sollte möglichst hochwertig sein,
am besten vom Metzger. Achten Sie auf eine schöne Fettmarmorierung und verwenden
Sie anstelle von ganz frischem Fleisch lieber ein hochwertiges Dry-Age-Beef. Da hat
man den puren Fleischgeschmack. Henrik Weiser empfiehlt übrigens das Entrecote.
Dieses Stück hat im Gegensatz zum mageren Filet einen etwas höheren Fettanteil, und
Fett ist Geschmacksträger.
Tipp:
Entrecote
statt Filet
Unschlagbar:
Die Vorbereitung Was sollte jeder richtige Mann in seinem Leben einmal gemacht
haben? Ein Haus bauen? Nein. Grillen natürlich. Sie können ein Steak auch in Ihrer
Pfanne brutzeln, aber geschmacklich ist der Holzkohlegrill unschlagbar. Das Fleisch
zwei Stunden vorher zum Temperieren aus dem Kühlschrank holen. Bei den Gewürzen
heißt es: Weniger ist mehr. Marinaden sind eine Todsünde. Benutzen Sie nur Salz und
Pfeffer, um den puren Steakgeschmack herauszuarbeiten.
Die Zubereitung Das Steak wird dann von beiden Seiten scharf angegrillt. Lassen Sie
das Fleisch lieber zu kurz als zu lange auf dem Grill, ein paar Minuten pro Seite reichen.
Englisch, allenfalls medium, auf keinen Fall darf es durch sein. Danach das saftige Steak
noch etwas ruhen lassen und dann: Bon Appetit!
Grillen!
Besser
kurz braten
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„Ich muss nicht um jeden Preis
Fleisch essen“
Unsere
spezialität
Glaubt man dem Statistischen Bundesamt, geben die Deutschen vor allem für Lebensmittel weniger Geld aus
als der Europäische Durchschnitt. Grund genug, einmal nachzufragen, was uns Essen eigentlich wert ist.
Metzger Dirk Brunner stellt hochwertige Produkte aus besonderen Rindern her. Wir haben ihn gefragt,
warum Wert auch auf unseren Tellern eine Rolle spielt.
Warum sind Sie nicht den konventionellen Weg
gegangen, sondern haben sich so spezialisiert?
DB_Ich wusste, dass große Betriebe mit ihren
Preisen immer günstiger sein werden als
ich. Deshalb war mir klar, dass ich nur eine
Chance habe, wenn ich auf absolute Qualität
setze.
Waren die Anfänge schwer? Besonders wenn es darum ging, neue Kunden zu gewinnen?
DB_Noch vor zehn Jahren hatte ich es schon schwer. Auch andere Metzger haben
nicht an unseren Erfolg geglaubt. Aber durch das allmähliche Umdenken in der
Bevölkerung, auch dank der vielen Medienberichte, ist der Zulauf immer weiter
angewachsen. Heute kommen alle möglichen Leute bei mir einkaufen, die Wert
auf Qualität bei Lebensmitteln legen.
Wie schwer fällt das Schlachten, wenn man so einen Bezug zu den Tieren hat?
DB_Als Metzger habe ich nicht so einen engen Bezug zu den Tieren wie die Bauern.
Würde ich die Tiere selbst aufziehen und ihnen noch Namen geben, dann würde
es mir sehr nahegehen, sie zu schlachten. Aber ich weiß, dass es vielen sehr
schwerfällt, ihre Tiere abzugeben. Deshalb gehe ich sehr respektvoll mit den
Tieren um, aus Respekt vor den Bauern und vor der Sache, die man macht.
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Wo kommt Ihr Fleisch her?
DB_Das Hinterwälder-Rind ist eine alte, ursprüngliche Rasse und stammt aus dem
Südschwarzwald. Sie ist nicht überzüchtet,
die regionalste Rasse, die wir hier haben,
und wird auch zur Landschaftspf lege ein­
gesetzt. All diese Tiere wachsen unter den
optimalen Bedingungen auf: Die Höhenlage
des Schwarzwalds, unbehandeltes Gras, und
sie haben vor allem auch genügend Zeit, um
heranzuwachsen. Dementsprechend liefern
sie auch qualitativ hochwertiges Fleisch. Inzwischen schlachten wir zu 90 % das Hinter­
wälder-Rind, die restlichen 10 % sind zum
Beispiel Charolais-Rinder aus der Region.
Steckt hinter Ihrer Arbeit auch ein
Stück Idealismus?
DB_Absolut, das ist ganz klar. Da geht es nicht
nur darum, bloß Geld zu verdienen. Man
muss das schon so wollen. Ich bin auch seit
vielen Jahren Fördermitglied von Slow Food,
gerade auch weil sich die Organisation für
regionale Produkte und speziell die Hinterwälder-Rinder einsetzt.
Dirk Brunner
Metzger
Was macht Ihre Spezialitäten zu etwas Besonderem?
DB_Eine unserer Spezialitäten ist das Dörrle. Das ist Dörrf leisch aus
den mageren Edelstücken der Kuh und meines Wissens einzigartig in Deutschland. Es wird von uns ausschließlich in BioQualität hergestellt und auch an Shops in ganz Deutschland
geliefert. Viele Kunden wissen nicht, dass Metzger, die ausschließlich ihre eigenen Produkte verkaufen, in Deutschland
eine absolute Ausnahme sind. Jedes Produkt, das wir verkaufen,
ist komplett aus eigener Herstellung, vom Fleisch bis zur
Gewürzmischung. Wir verwenden zum Beispiel hochwertiges
Salz aus einer ganz alten Saline, die unter Denkmalschutz
steht. Das kostet zwar das Sechsfache von normalem Speisesalz, aber die Qualität steht an erster Stelle. Und die Qualität
aller Produkte spiegelt sich in der Qualität des Fleisches wider.
Ist bio denn nun wirklich besser?
DB_ Das kann man nicht generell sagen. Einer meiner Zulieferer
hat eine riesige Weidef läche, auf der nur zwei Rinder pro Jahr
grasen, das ganze Jahr verhätschelt werden und unter besten
Bedingungen aufwachsen. Für mich ist das mehr „bio“ als
alles andere, aber dieser Betrieb ist nicht zertifiziert, sprich, er
hat kein Label. Ich würde mich deshalb nie blind auf ein Label
verlassen wollen, sondern mich lieber über Haltung und Futter
der Tiere informieren. Die Kunden, die nicht mein Bio-Fleisch
kaufen wollen, wissen, dass mein „normales“ Fleisch genauso
gut ist, weil ich keine Tiere von schlechter Qualität einkaufen
würde. Für viele Kunden ist so ein Label aber zumindest ein
Anhaltspunkt, dass man hier bessere Qualität erwarten kann.
Hochwertigkeit beim Essen liegt also im Trend?
DB_Ich denke nicht, dass es ein Trend ist. Es ist eine Lebens­
einstellung. Und das wird sich auch immer mehr durchsetzen.
Die Leute, die es sich leisten können und vor allem leisten
wollen, sollten mehr auf Nachhaltigkeit achten. Und das fängt
bei der Ernährung an. Leider geben viele immer noch lieber
Geld für unwichtige Dinge aus anstatt für Nahrungsmittel.
Für mich gehört es mit zu unserer Aufgabe, das Bewusstsein
der Leute zu schärfen.
Wie lautet also Ihre persönliche Empfehlung für jeden Fleischliebhaber?
DB_Ich kann nur jedem empfehlen, was auch Ernährungswissenschaftler sagen: weniger Fleisch essen. Ich selbst ernähre mich
auf Reisen auch lieber vegetarisch, wenn ich nichts über die
Herkunft des Fleisches weiß. Und dann besser hoch­werti­gere
Produkte kaufen, die es wert sind, etwas mehr dafür zu bezahlen. Am besten ist es, saisonal und regional bei Händlern einzukaufen, die man kennt, und immer Infos zu den Produkten
und den Produktionsbedingungen einzuholen. Damit geht es
langfristig der Umwelt, der Landwirtschaft und vor allem uns
besser. Und man kann ohne Reue tolle Qualität genießen.
Interviewer \ Gabriel Doser
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Seit 2001 ist Dirk Brunner als Metzger selbstständig.
Metzgerei Brunner und Rüdlin GmbH
Höllbergstraße 2, 79379 Müllheim-Hügelheim
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Der stille Angriff auf Ihr Geschäftsmodell und Ihre Marke
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\ Impressum
Herausgeber
RTS Rieger Team Werbeagentur GmbH
Stuttgart: Bunsenstraße 7–9
70771 Leinfelden-Echterdingen
E-Mail: [email protected]
Düsseldorf: Schanzenstraße 20 a
40549 Düsseldorf
E-Mail: [email protected]
Redaktion
Jörg Dambacher (V. i. S. d. P.),
Lisa Bittner, Gabriel Doser,
Stephan Fuß, Mona Krebs,
Claudia Polster
www.rts-riegerteam.de
E-Mail: [email protected]
B2B-Blog: www.b-2-b.de
weitere fotografen
Jürgen Rösner, Volker Schrank
Titelfoto/Fotostrecke
Steffen Jahn
gestaltung
Eva Höfer („Das traditionelle
Marketing“, „Wertschätzung“,
„Die Kauf­entscheidung im Gehirn“,
„Centerfold“, „B2B-Lunch“),
Bernhard Hütter („Die Aura des
Wertvollen“, „Lifestyle“), Boris
Pollig, Stefanie Walkenfort („Leitartikel“, „Schneller mit kleinen
Schritten“, „Glosse“, „B2B-Travel“)
Satz
Anja Behrmann
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JUNG PRODUKTION, Stuttgart
Beiträge, die mit Namen gekennzeichnet sind, stellen nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion dar. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie ander­weitige Vervielfältigung sind nur mit Zustimmung des Herausgebers gestattet.
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