28 I SommerfüUerung Eine Du sche bei hohen Te mperaturen sorgt f ür Abkühlung und mindert den Hitzestress. Wasser, Luft und viel Energie Sommerfütterung Wenn es heiß wird, geht die Futteraufnahme in den Keller. Diese Beobachtung machen Milchviehhalter im Sommer regelmäßig. Was man dagegen tun kann, erläutert Professor Dr. Manfred Hoffmann, Lichtenwalde. W ann kann man bei Rindern von hohen Außen temperaturen sprechen? Das hängt von der Rasse ab. Holstein Frisians (HF) fressen bereits bei Temperaturen von 25 bis 26 oe weniger. Bei anderen Rassen wie zum Beispiel der afrikanischen Rasse N ' Dama beginnt dies erst bei 35·e und bei Kreuzungstieren mit HF liegen die Werte dazwischen. Ab welcher Temperatur Tiere beginnen, weniger zu fressen, ist demnach genetisch festgelegt. Unter unseren Bedingungen liegt die optimale Stalltemperatur zwischen 5 und 18·e. Übersteigen die Außentempedlz primus rind _ Juli 201 3 faturen in unseren Breiten 30 oe, ist bei den Tieren mit deutlichen Reaktionen zu rechnen. Noch höhere Temperaturen, verbunden mit schlechter Ableitung der Wärme und ungenügender Frischluftzufuhr, führt zu Hitzestress. Was bewirken hohe Außentemperaturen? Hohe Außentemperaturen sorgen vor allem dafür, dass die Leistung abfallt, wei l die Tiere weniger fressen. Meist nehmen sie nicht ausreichend Faserstoffe zu sich und es kommt zu Pan senfermentations~ störungen. Diese sind mitverantwortlich für den im Sommeroft niedrigen Fettgehalt der Milch. Aber auch Brunstsymptome nehmen mit länger anhaltender Hitze ab. Allgemein bewegen sich die Tiere weniger, auch an den Futtertrog, was sich auf die Futteraufnahme auswirkt. Überschüssige Wärme versuchen die Tiere durch Verdunsten von Wasser abzugeben. Kühe können auf diese Weise über 60 Prozent ihres gespeicherten Wassers verliere n. Atmungsfrequenz und Rektaltemperatur erhöhen sich . Die verstärkte Atmung und die Wärmeabgabe benötigen wiederum Energie. Sommerfütterung I 29 Diese Energie geht der Erhaltung und Leistung des Tiers ab. Mit dem Wasser geben di e Tiere außerdem viele Mineralstoffe ab. Die Pansenbewegung nimmt ab. Grobfuttermittel haben dadurch eine längere Passagerate. was wiede rum die Futteraufnahme beeinträchtigt. Was kann man tun? • Tränkwasser ad libitum anbieten: Laktierende Kühe saufen über 100 I am Tag. Bei Tieren mit sehr hohen Leistungen gilt es. mit 150 I zu kalkulieren. Ein Drittel des Bedarfs wird unmittelbar nach dem Melken aufgenommen. Rund 25 I Wasseraufnahme pro Minute sind möglich . Althergebrachte. so genannte Selbsttränken reichen da nicht mehr aus. Am besten sind Kipptränken mit einer Mindestlänge von einem halben Meter. Die Kühe müssen ständig freien Zugang zur Tränke haben. Eine Kipptränke mit einer Länge von 1,5 m versorgt rund 20 Kühe. • Auf die Tränkwasserqualität achten: Das gilt vor allem bei eigenen Brunnen oder wenn das Wasser aus offenen Gewässern kommt (z. B. bei Weidebetrieb). Einen Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen Beurteilung und hygienischen Qualität von Tränkwasser hat das Landwirtschaftsministerium 2007 veröffentlicht. • Direkte Sonneneinstrahlung so niedrig wie mög1ich halt.en. • Für ausreichende Luftbewegung sorgen: Dies kann miteis zusätzlicher Ventilatoren erreicht werden (Luftbewegung bis 5 m/s). stunden verlegt werden. Das ist gut für die Futteraufnahme. • Überbelegung vermeiden: Überbelegen und ein zu weites Tier- FressplatzVerhältnis (größer 1:1) sowie ein zu langer Aufenthalt der Milchkühe in (oft zu engen) Vorwartehöfen und Stress beim Treiben wirken sich bei Hitze besonders nachteilig aus. • Wasserduschen installiere n : Das Besprühen von Kühen) kann den Hitzestress mindern und senkt außerdem den Keimdruck. weil sich weniger Staub entwickeln kann. • Erhöhten MineraJstoffbedarf beachten: Der Mineralstoffbedarf steigt bei hohen Temperaturen um etwa zehn Prozent. Um diesen Anteil sollte man die Mineral-futtergabe erhöhen. Auch Elektrolyte gilt es zusätzlich zu verabreichen (z. B. bis zu 50 g Natrium pro Tier und Tag als Viehsalz) . • Oxidativer Stress steigt an: Durch die Hitze steigt der oxidative St.ress. Die entstehenden freien Radikale wirken sich negativ auf den Stoffwechsel aus. Mit Vitamin E (mind. 500 mg je Tier und Tag, im geburtsnahen Zeitraum und bei hohen Leistungen 1.000 mg pro Tier und Tag) wirkt man dem entgegen. Bei Betacarotin-armen Rat ionen (z.B. bei hohem Maissilageanteil) kann Betacarotin Gesundheit und Leistung von Anfang an Ihr Spezialist für Tierernährung, Futterhygiene und biologische Siliermittel. www.schaumann.de LX\ SCHAUMANN _ - Erfolg im stall 30 I Sommerfütterung Wenn die heiße Luft im Stall steht, belastet das zusätzlich. Frische Luftzufuhr mittels Ventilatoren ist Kühe benötigen rund 100 I Wasser am Tag. An heißen Tagen ist Wasser doppelt so wichtig. als Antioxidans ins Minimum geraten. Das erhöht das Krankheitsrisiko und verschlechtert die Fruchtbarkeit. Inwieweit Gaben von Vitamin C bis 150 mg/100 kg Körpermasse am Tag bei Wiederkäuern den Hitzestress abbauen, wird von den Experten unterschiedlich beurteilt. • Fütterung anpassen: Damit die Tiere durch die Fütterung nicht zusätzlich Wanne produzieren, gilt es, keine Überschüsse an Rohprotein zu füttern und nur so viel Grobfutter zu verabreichen wie unbedingt nötig (strukturwirksame Rohfaser 400 gje 100 kg LM bzw. 430 g ADFom/lOO kg Lebendmasse). Es muss jedoch ausreichend Energie vorhanden sein. Daher ist der Einsatz von Futtermitteln mit hoher Energiekonzentration sinnvoll (z.B. Futterfett in pansenstabiler Form). Stroh ist nur in den Mengen einzusetzen, in denen es für die Strukturwirksamkeit wirklich notwendig ist, und nur in kurzgehäckselter Form (3 bis 5 cm) zunutzen. Muss man den Grobfutteranteil senken und kann die Anforderungen an die Strukturwirksamkeit nicht erfüllen, dann kann es wegen unzureichender Struktur sinnvoll sein, Pansenpuffer (NaHC03, MgO) einzusetzen. Dies sollte aber nur kurzfristig erfolgen! • Futterhäufigkeit und Futterzeiten an passen: An heißen Tagen ist es sinnvoll häufiger zu füttern. Man sollte mindestens zweimal pro Tag vorlegen. Besonders wichtig ist die Futterzeit in der kühleren Tages- oder Nachtzeit. Kühe nehmen bis zu zwei Drittel des Futters in der Nacht auf. Will Energie aufnehmen, sind Futtermittel mit hoher man nur einmal Energiekonzentration, wie pro Tag füttern , zum Beispiel Futterfett, im ist es besser, dies Sommer sinnvoll. statt morgens in den Abendstunden (nach 16 Uhr) zu tun. Bei zweimaligem Vorlegen sollten mindestens zwei Drittel der Menge nach 16 Uhr verfüttert werden. Dabei auch auf ein sachgemäßes Beleuchtungssystem im Stall achten: bei laktierenden Kühen und weiblichen Jungrindern 16 Stunden 150 bis 200 Lux und 8 Stunden dämmrig. In Hitzeperioden ist es besonders wichtig, die helle Beleuchtung in der Nacht zu sichern und eventuell auf 18 Stunden zu erweitern . • Restfutter beseitigen: Vor allem in der warmen Jahreszeit gilt es den Futtertisch gründlich von Restfutter zu reinigen, dlz primus rind . Juli 201 3 um den Keimdruck über das Futter zu senken. • Hygienisch einwandfreie Futtermittel vorlegen: Verfüttern Sie kein erwärmtes Futtermittel. Im Sommer ist auch die Zwischenlagerung nicht zu empfehlen. Eventuell kann es nötig sein, Propionsäure, Sorbinsäure oder andere Präparate der Mischration zuzusetzen, um zu verhindern, dass sich Hefen, Bakterien und Pilze entwickeln können. • Zusatzfuttermittel für die heiße Zeit einsetzen: 0,5 bis 1,0 I Glycerin pro Tier und Tag im geburtsnahen Zeitraum und bei hohem Leistungsniveau im ersten Laktationsdrittel stimuliert die Futteraufnahme und wirkt glukoplastisch. Lebendhefe (Menge nach Empfehlung der Hersteller) stimuliert und stabilisiert die Pansenfermentation. Sie fördert au ßerdem die zellulytischen Bakterien im Pansen und sorgt für ein besseres Verdauen der Zellulose aus dem Grobfutter. Das wiederum erhöht die Futteraufnahme. Fazit Um zu prüfen, ob einzelne Maßnahmen gewirkt haben, gilt, es Futteraufnahme, Milchleistung und Milchfettgehalt regelmäßig zu kontrollieren. Sie zeigen den Erfolg der einzelnen Maßnahmen am besten an. mp . Prof. Dr. ist Fütterungsberater beim Sächsischen Landeskontrollverband e. V.