Gebäude 2030 Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends März 2011 Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends 2 Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends 3 Vorwort Der VDI, mit über 140.000 Mitgliedern der größte technisch-wissenschaftliche Verein Europas, steht für weit mehr als nur für ein vielfältiges Portfolio an Beratungs- und Serviceleistungen, an qualifiziertem Wissenstransfer und Angeboten zur Weiterbildung oder Karriereplanung. Der VDI setzt sich weitsichtig für eine Politik ein, in der sich das große Innovationspotential der Ingenieure voll entfalten kann und begegnet den globalen Trends mit neuen Ideen, Impulsen und Initiativen. Die VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (VDI-GBG) ist eine von zwölf Fachgesellschaften im technisch-wissenschaftlichen Bereich des VDI. In der VDI-GBG wächst mit den Fachbereichen Architektur, Bautechnik, Technische Gebäudeausrüstung und Facility-Management zusammen, was zusammen gehört. Können wir doch den großen Herausforderungen unserer Zeit, sei es Klimawandel oder alternde Gesell- schaft, Verknappung der Ressourcen oder Bevölkerungswachstum, nur dann erfolgreich begegnen, wenn alle zusammenarbeiten. Eine perfekte Koordination und Vernetzung sind da gefragt: ganzheitliches Denken, fachübergreifendes Planen und gemeinsames Handeln. Die VDI-GBG ist offen für alle an Planung, Errichtung und Betrieb von Gebäuden beteiligten Fachleute, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind, und die deshalb einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Lebens- und Arbeitsräume leisten wollen. Die VDI-GBG verfolgt dabei einen den Lebenszyklus umfassenden Ansatz, um Lebensund Arbeitsräume im Neubau und im Bestand zu entwickeln. Dabei fühlt sie sich innovativen technologischen Ansätzen, der Individualität der Lösungen und dem Entstehen neuer Produktfelder verpflichtet. Januar 2011 Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends 4 Einleitung Die in der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (VDI-GBG) organisierten Architekten, Bauingenieure, Ingenieure der Technischen Gebäudeausrüstung und FacilityManager leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsräume, heute und in der Zukunft. Dabei stellen die globalen Trends, wie der Klimawandel, die Verknappung der Ressourcen, das Bevölkerungswachstum, die alternde Gesellschaft, die steigenden Komfortansprüche und die zunehmende Globalisierung herausfordernde Randbedingungen dar. Die VDI-GBG ist sich bewusst, dass sie diese gesellschaftlichen und sozioökonomischen Trends nicht beeinflussen kann und dass außerhalb Deutschlands hieraus andere Schlüsse gezogen werden. Sie kann daraus jedoch eigene Handlungsfelder ableiten und damit zur Weiterentwicklung des Planens, Errichtens, Betreibens und Nutzens von Bauwerken und Gebäuden zum Wohl der Menschen in Deutschland und weltweit einen wesentlichen Beitrag leisten. Die VDI-GBG fühlt sich dabei unverändert den folgenden Zielen verpflichtet: 1. Erhaltung einer lebenswerten Umwelt 2. Schaffung nachhaltiger, wirtschaftlicher und nutzungsorientierter Gebäude 3. Einsatz neuer Technologien und Entwicklungen in Gebäuden 4. Partnerschaftliche Arbeits- und Auftragskultur in der Branche während des gesamten Lebenszyklus www.vdi.de Diese Roadmap der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik will sowohl ihre eigenen Mitglieder ansprechen, als auch die allgemeine und politische Öffentlichkeit über die Leistungen dieser Branche für die Gestaltung unserer Zukunft informieren. Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends 5 1. Globale Trends 1.1 Klimawandel Den Klimawandel spüren wir durch veränderte Außenluftverhältnisse und durch ein vermehrtes Auftreten von Extremwetterereignissen. Dies führt zu völlig neuen Anforderungen an Gebäude und technische Systeme. Die Statik des Gebäudes, die bauphysikalischen Eigenschaften der Fassade sowie alle technischen Ver- und Entsorgungssysteme müssen auf neue und veränderte Auslegungsbedingungen angepasst werden. Das gilt umso mehr, als es keine Einschränkungen in der Nutzbarkeit der Räume bezüglich der hygienischen und thermischen Bedingungen geben darf. Zugleich muss es uns durch ressourcenschonende Prozesse in der Planung, der Errichtung, des Betriebs und der Entsorgung gelingen, dass Gebäude weniger zum Klimawandel beitragen als es heute der Fall ist. Die Forderung des Klimakonzepts der Bundesregierung vom September 2010 für einen klimaneutralen Gebäudebestand wird ausdrücklich unterstützt. Im VDIPositionspapier „Klimaschutz und Energiepolitik – Hinweise für den Gebäudebestand“ [1] vom Oktober 2010 sind weitergehende Forderungen zum Gebäudebestand formuliert. 1.2 Alternde Gesellschaft Die alternde Gesellschaft macht es in stärkerem Maße als bisher notwendig, sowohl beim Neubau als auch in der Sanierung für barrierefreie oder barrierearme Lösungen zu sorgen. Diese Anforderung betrifft das jeweilige Wohnumfeld und schließt die Stadt, den öffentlichen Personennahverkehr und den Arbeitsplatz mit ein. Wenn wir wollen, dass bis zum 67. Lebensjahr gearbeitet wird, dann ist es erforderlich, dass die barrierearme Arbeitsstätte und der barrierearme Weg dorthin dazu beitragen, dass dies möglich wird. Des Weiteren ist es notwendig, dass die am Bau Beteiligten vernetzte Bau- und Dienstleistungsangebote erarbeiten, damit Ältere zukünftig auch an der technischen Entwicklung, dem zunehmenden Komfort und der größeren Energieeffizienz teilhaben können. Dies kann z.B. die Anpassung des Wohnraums, die Badsanierung, die energetische Sanierung der Fassade oder den Einbau eines Aufzugs betreffen. Nicht zuletzt bietet das Geschehen rund um den Bau auch vielfältige Möglichkeiten, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu beschäftigen. Hierzu sollten entsprechende Anreize entwickelt werden. Die Richtlinienreihe VDI 6008 [2] wird weitere Möglichkeiten zur Reduzierung von Barrieren aufzeigen. 1.3 Verknappung von Ressourcen Die Material- und Energieressourcen auf der Erde sind begrenzt. Bei der Errichtung und dem Betrieb von Bauwerken muss es das Ziel sein, bei verbesserter Funktion mit weniger Ressourcen auszukommen. Diesen nachhaltigen Ansatz verfolgt die VDI-GBG mit all ihren Möglichkeiten. Nachhaltigkeit bedeutet dabei, die ökologischen mit den ökonomischen Be- Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends 6 langen unter Wahrung der sozialen Aspekte zu verbinden und den kompletten Lebenszyklus von Bauwerken sowie die darin eingesetzten technischen Anlagen einzubeziehen. Energie- und Ressourceneffizienz setzen voraus, dass bereits bei der Projektidee ein interdisziplinäres Team von Fachleuten zusammenarbeitet. Dieses Team muss sich von der Planung und Ausführung bis zum Betreiben sowie letztendlich zur Umnutzung oder zum Recycling der Bauwerke und Anlagen partnerschaftlich mit der Aufgabe befassen. In diesem Zusammenhang wird es erforderlich sein, neue Entlohnungspraktiken für diese Leistungen zu entwickeln. 1.4 Bevölkerungswachstum Die Weltbevölkerung umfasst heute rund 6,9 Milliarden Menschen und wächst nach UNOAngaben mit rund 79 Millionen Menschen pro Jahr mit abnehmender Tendenz. Bis 2025 rechnet die UNO mit einer Weltbevölkerung von ca. 8 Milliarden Menschen. Der überwiegende Anteil des Bevölkerungswachstums wird in den wenig entwickelten und ärmeren Ländern stattfinden. In den entwickelten Ländern und den Industriestaaten dagegen wird das Bevölkerungswachstum abnehmen, die Lebenserwartung jedoch steigen. Dabei wird die globalisierte Welt weiter zusammenwachsen. In ländlichen Regionen entstehen neue Ballungsgebiete, aus Großstädten werden Megastädte. Die Bedürfnisse der Menschen werden sich unter diesen Bedingungen stark verändern. Daraus ergeben sich technische und logistische Herausforderungen für die Fachleute der Bau- und Gebäudetechnik. Die VDI-GBG wird zusammen mit ihren internationalen Partnern daran mitwirken, eine menschengerechte, energieeffiziente, kostengünstige und ressourcenschonende Versorgung der wachsenden Bevölkerung der Welt zu ermöglichen. www.vdi.de 1.5 Steigender Komfort Das technische Umfeld der Menschen, vor allem in hoch entwickelten Ländern, wird durch gestiegene und immer weiter steigende Komfortansprüche gekennzeichnet sein. Als Vorreiter dieser Entwicklung werden die Mobilität, die Kommunikation und die Unterhaltungselektronik empfunden. Der Wunsch nach Komfort ist verbunden mit dem Wandel der Produktions- zur Dienstleistungsgesellschaft. Die VDI-GBG nimmt diese Herausforderung an und arbeitet weiter an der Verknüpfung der Kommunikationswelt mit der Welt der Bauwerke. Zukünftig werden sich Gebäude schnell und unkompliziert an Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen anpassen lassen. Daraus werden innovative Konzepte erwachsen, um Raumempfindungen, aber auch Raumzuschnitte so ändern zu können, wie es den Komfortansprüchen des aktuellen Nutzers entspricht. 1.6 Globalisierung Der Bedarf an innovativen Lösungen für Bauwerke und Gebäudetechnik wird weltweit steigen. Produkte und Dienstleistungen aus Deutschland definieren dabei heute den Weltmaßstab. Ergebnisse aus der Richtlinienarbeit der Fachbereiche der VDI-GBG sind Arbeitsgrundlage für viele Bereiche der Gebäudetechnik und werden auch zukünftig in europäische und weltweite Normenwerke übernommen. Die VDI-GBG unterstützt somit das internationale Auftreten der einschlägigen deutschen Wirtschaftsbereiche. Darüber hinaus steht der weltweite Austausch von Informationen und Wissen durch die zahlreichen Partnerschaften mit anderen Vereinigungen im Fokus. Diese Verbindungen sollen weiter im Sinne der Unterstützung der Ingenieure und Unternehmen unseres Landes ausgebaut und vertieft werden. Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends 7 2. Handlungsfelder Für die Architekten, Bauingenieure, Ingenieure der TGA und Facility-Manager in der VDIGBG ergeben sich aus den Trends neue und herausfordernde Aufgaben und Entwicklungen, die in Zusammenarbeit mit den Fachkollegen gewerkübergreifend bearbeitet werden sollen. Dazu wird die VDI-GBG Konzepte und Technologien entwickeln, veröffentlichen und deren Anwendung durch Richtlinien fördern. Im Bereich der Gebäude will sich die VDI-GBG zukünftig insbesondere mit folgenden Themen befassen: entwickeln. Dabei fühlt sie sich innovativen technologischen Ansätzen, der Individualität der Lösungen und dem Entstehen neuer Produktfelder verpflichtet. Schrifttum [1] Positionspapier des VDI „Klimaschutz und Energiepolitik – Handlungsempfehlungen für den Gebäudebereich“ Oktober 2010, www.vdi.de/gbg [2] Richtlinienreihe VDI 6008 (in Vorbereitung) „Barrierefreie Lebensräume“ Ressourceneffizienz Barrierefreiheit Sicherheit - Blatt 1 „Grundlagen“ Gesundheit - Blatt 2 „Sanitärtechnik“ Die VDI-GBG verfolgt dabei einen den Lebenszyklus umfassenden Ansatz, um Lebensund Arbeitsräume im Neubau und Bestand zu - Blatt 3 „Elektrotechnik und Gebäudeautomation“ - Blatt 4 „Türen, Tore, Zugänge“ Gebäude 2030 – Entwicklung von Lebens- und Arbeitsräumen im Spiegel globaler Trends Verein Deutscher Ingenieure e.V. VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik Dipl.-Ing. Thomas Terhorst Geschäftsführer Tel. +49 211 6214-466 [email protected] Internet: www.vdi.de/gbg 8