9. Energiestoffwechsel - Citrat-Zyklus Bei der Glycolyse wird Glucose (6C) unter Energiegewinn (ATP) in Pyruvat (3 C) abgebaut. Aus Pyruvat entsteht Essigsäure(2C). Auch beim Abbau von Fetten und vieler Aminosäuren entsteht Essigsäure, die als Acetyl-Coenzym A in den Citrat-Cyclus eingespeist wird. Dort wird in kleinen Schritten unter Energiegewinn Kohlendioxid abgespalten und Wasserstoff auf + andere Stoffe (NAD , FAD) übertragen. In der Atmungskette wird dieser Wasserstoff zu Wasser oxidiert, wobei wieder Energie frei wird. Allgemeines zur Glycolyse Die Glycolyse - nach ihren Entdeckern auch EMBDEN-MEYERHOFF-Weg genannt - verläuft bei fast allen Organismen im Zellplasma. Die Glycolyse ist keine allzu effiziente Energiegewinnung. Dennoch gibt es - auch im menschlichen Körper - Zellen, die ihren Energiebedarf ausschließlich durch die Glycolyse decken. 59 Biochemische Reaktionen (im Citrat-Zyklus) Transaminierung Bei diesem Prozess wird die -Aminogruppe auf eine -Ketosäure (2-Oxosäure) übertragen, wobei aus der Aminosäure eine -Ketosäure wird und aus der vorherigen -Ketosäure eine Aminosäure. Da die Transaminierung reversibel ist, kann der Körper auch umgekehrt aus Ketosäuren -Aminosäuren herstellen. Durch diesen Prozess können nicht essentielle Aminosäuren für die Proteinbiosynthese hergestellt werden. Beispiel: Alanin Pyruvat (Brenztraubensäure) O NH2 C C COOH C C COOH Decarboxylierung Als Decarboxylierung bezeichnet man eine chemische Reaktion, bei der aus einem Molekül Kohlenstoffdioxid CO2 abgespalten wird. Durch Enzyme (Decarboxylasen) kann eine Decarboxylierung besonders leicht β-Ketosäuren und Aminosäuren erfolgen. O O C C C COOH Decarboxylase C -Ketobuttersäure wird zu Aceton decarboxyliert. 60 C C Hydrierung/Dehydrierung Als Hydrierung bezeichnet man eine chemische Reaktion, bei der an eine Doppelbindung 2 H-Atome angelagert werden. Bei einer Dehydrierung werden aus einem Molekül 2H-Atome eliminiert. Enzyme: Hydrogenasen/Dehydrogenasen (reversible Reaktion) Beispiel: Lactat Pyruvat OH C COOH C + O C C COOH + NAD /NADH-H H Beispiel: Succinat HOOC LactatDehydrogenase LDH -2H H H C C H H Fumarat SuccinatDehydrogenase -2H H HOOC COOH FAD/FADH2 C C COOH H Hydratisierung/Dehydratisierung Als Hydratisierung bezeichnet man eine chem ische Reaktion, bei der (an ein Molekül) Wasser angelagert wird. Bei der Dehydratisierung wird ein Wassermolekül abgespalten. Enzyme: Hydratasen/Dehydratasen (reversible Reaktion) Beispiel: Fumarat Malat H HOOC C C COOH FumaratHydratase* + H2O - H 2O HOOC H HOOC oder/bzw. *: Fumarase 61 OH H C C H H H H C C H OH COOH COOH Citrat-Zyklus (Zitronensäure-Zyklus) Grundprinzip Der in den Mitochondrien ablaufende Citratzyklus (Zitronensäurezyklus) ist einer der wichtigsten Stoffwechsel-Wege überhaupt. Er nimmt eine zentrale Stellung im Rahmen der aeroben Dissimilation ein. Das Endprodukt der Glycolyse ist Brenztraubensäure (Pyruvat). In einem vorgeschalteten Schritt zum Citrat-Cyclus reagiert das Pyruvat aus der Glycolyse mit dem Coenzym A. Das Pyruvat gibt eine COOH-Gruppe in Form von CO2 ab, und die beiden restlichen C-Gruppen werden an das Coenzym A angelagert, es entsteht das sogenannte Acetyl-Coenzym A. Das Acetyl-Coenzym A überträgt den Acetyl-Rest dann auf eine Verbindung namens Oxalacetat, welche aus 4 C-Gruppen besteht. Es ensteht dabei das Citrat (6 C-Gruppen). Nach dieser organischen Verbindung hat der ganze Zyklus seinen Namen: Citratzyklus oder Zitronensäurezyklus. Was ist das Ziel des Citrat-Zyklus ? In den Zellen findet eine „Knallgasreaktion“ statt, in der Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser reagieren. Natürlich wird hier kein gasförmiger Wasserstoff eingesetzt, sondern chemisch gebundenen + Wasserstoff, z.B. in Form von NADH/H oder FADH2 (Co-Enzyme bei der Dehydrierung bzw. Oxidation). Dieser chemisch gebundene Wasserstoff muss aber erst einmal gewonnen werden. Organische Verbindungen wie Glucose enthalten jede Menge Wasserstoff (ein Glucose-Moleküle besitzt z.B. 12 H-Atome), und die Zelle muss es irgendwie schaffen, den organischen Molekülen möglichst viel von diesem Wasserstoff zu entziehen. Um dies zu schaffen, hat die Natur den Citratzyklus (Zitronensäurezyklus) "erfunden". Aus dem Endprodukt der Glycolyse (dem Pyruvat) sollen möglichst viele H-Atome gewonnen werden + (in Form von Form von NADH/H oder FADH2 ), damit diese dann unter ATP-Bildung mit Sauerstoff reagieren können. Die Abbildung hier zeigt, wie ein Teilschritt des Citratzyklus + ein NAD -Teilchen reduziert, und wie das so gewonnene + NADH/H anschließend unter ATP-Bildung mit Sauerstoff zu Wasser reagiert. 62 Citrat-Cyclus im Überblick 63 Citrat – Zyklus im Detail Vorbereitung: Herstellung von Acetyl-CoA aus Coenzym A und Pyruvat Das Coenzym A tritt bei dieser Reaktion als Überträger eines C2-Körpers auf. Enzym: Pyruvat-Dehydrogenase COOH CO Diese Reaktion gehört eigentlich nicht zum Zyklus selbst, sondern wird als letzter Schritt der Glycolyse bzw. des Fettsäure-Abbaus angesehen. + Pyruvat + NAD + CoA ----> Acetyl-CoA + + NADH/H + CO 2 CoA - CO2 -H CH3 Schritt 1: (nicht reversibel) Bildung von Citrat CO CH3 Diese Reaktion wird durch das-Enzym PyruvatDehydrogenase katalysiert. Wie man der Reaktionsgleichung entnehmen kann, findet nicht nur eine Decarboxylierung statt (Abspaltung von Kohlendioxid), sondern das Pyruvat wird auch noch oxidiert (= dehydriert). (Reduktion von NAD). Im diesem ersten Schritt des Citratzyklus entsteht aus dem Oxalacetat und dem Acetyl-Coenzym A der C6-Körper Citrat: Acetyl-CoA + Oxalacetat + H 2O ----> CoA + Citrat Diese Reaktion (= Kondensation) wird durch das Enzym Citrat-Synthetase katalysiert. Enzym: Citrat-Synthetase Schritt 2: (reversibel) Isomerisierung: Citrat - Isocitrat Enzym: Aconitase Hier handelt es sich um eine typische Isomerisierung. Die Strukturformel des Citrats wird nur geringförmig geändert, indem eine OH-Gruppe und ein H-Atom ihren Platz tauschen. Dadurch gelangt die OH-Gruppe an das zweite CAtom und kann anschließend im dritten Schritt oxidiert werden. Würde diese OH-Gruppe noch an der alten Position sitzen, so wäre keine Oxidation zur Carbonylgruppe C=O möglich (das dritte CAtom von unten ist tertiär)). Info für Chemiker: Zunächst wird ein Wassermolekül abgespalten. Es bildet sich eine C=C-Doppelbindung. (die Verbindung heißt Aconitat). Dann wird ein Wassermolekül addiert. Dabei erhält das andere C-Atom die OH-Gruppe. 64 Schritt 3: (reversibel) Oxidation (Dehydrierung) von Isocitrat Das Isocitrat gibt zwei Wasserstoff-Atome ab und wird dadurch oxidiert. Die Wasserstoffatome werden durch NAD aufgenommen. Das Oxalsuccinat (Oxalbernsteinsäure) wird nicht freigesetzt, sondern bleibt an dasselbe Enzym gebunden und wird vom gleichen Enzym sofort zu Ketoglutarat umgesetzt (Schritt 4). Enzym: Isocitrat-Dehydrogenase IDH Schritt 4: (reversibel) Decarboxylierung von Oxalsuccinat Aus Oxalsuccinat (Oxalbernsteinsäure) bildet sich Ketoglutarat. Dabei wird Kohlendioxid abgespalten. Insgesamt wurden zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Kohlendioxidmoleküle abgespalten: das erste bei der Bildung des Acetyl-Coenzym A, das zweite bei der Bildung von Ketoglutarat. Man bedenke, dass es das im Citratzyklus gebildete Kohlendioxid ist, welches wir beim normalen Atmen ausatmen. Die Isocitrat-Dehydrogenase ist für die beiden Schritte 3 und 4 verantwortlich. Enzym: Isocitrat-Dehydrogenase IDH Schritt 5: (nicht reversibel) Bildung von Succinat Enzyme: Ketoglutarat-Dehydrogenase (-KGDH) Succinyl-CoenzymA Dieser Schritt ist sehr kompliziert, weil eine Vielzahl chemischer Reaktionen gleichzeitig ablaufen. Ein einzelnes Enzym reicht zur Beschleunigung der Reaktion nicht aus, es werden mehrere Enzyme benötigt, die Hand in Hand arbeiten, ein so genannter Multienzymkomplex. Der erste Teilschritt ähnelt in vieler Hinsicht der Einstiegsreaktion in den Citratzyklus. Dort wurde Pyruvat auf CoA übertragen, verlor dabei eine Carboxylgruppe in Form von CO2 , und wurde gleichzeitig oxidiert, so dass Reduktionsprodukte in Form von NADH freiwurden. Genauso ist es hier: Es wird Ketoglutarat auf CoA übertragen, auch hier wird Kohlendioxid freigesetzt, und das Substrat wird ebenfalls oxidiert, so dass NADH gebildet werden kann. Das Endprodukt des ersten Teilschrittes heißt Succinyl-Coenzym A. + Ketoglutarat + CoA + NAD ---> + Succinyl-CoA + NADH/H + CO2 65 Schritt 6: (nicht reversibel) Dehydrierung (Oxidation) von Succinat Bildung von Fumarat Die Succinat-Dehydrogenase oxidiert das Succinat zu Fumarat. Hauptzweck dieses Schritts ist die G Gewinnung von Wasserstoff in Form von FADH2 . Wir erinnern uns: Der eigentliche Sinn des Zitratzyklus ist die Bereitstellung von möglichst viel Wasserstoff, damit die Atmungskette angetrieben werden kann. Enzym: Succinat-Dehydrogenase Schritt 7: (reversibel) Hydratisierung von Fumarat Bildung von Malat Es wird ein Wassermolekül an die Doppelbildung addiert. Enzym: Fumarase (Fumarat-Hydratase) Schritt 8: (reversibel) Dehydrierung (Oxidation) von Malat Bildung von Oxalacetat In diesem letzten Schritt des Citratzyklus wird nun endlich das Oxalacetat regeneriert. Die soeben angelagerte OH-Gruppe wird oxidiert, es entsteht + noch einmal NADH/H . Die Reaktion läuft nur dann ab, wenn die Oxalacetat-Konzentration niedrig ist. Enzym: Malat-Dehydrogenase MDH 66