weill ph

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Stationen eines Künstlerlebens.
ein Film von SVEN DÜFER
Deutschland 2001, 97 Minuten, Farbe/sw, 35mm
im Verleih der
Salzgeber & Co. Medien GmbH
Friedrichstraße 122 • 10117 Berlin • Telefon 030 / 285 290 90 • Telefax 030 / 285 290 99
Pressebetreuung: Guido Fischer • [email protected] • www.salzgeber.de
Ich habe niemals einen Unterschied zwischen ernster und leichter Musik
anerkannt. Es gibt nur gute Musik und schlechte Musik.
KURT WEILL
Deutschland 2001, 97 Minuten, Farbe/sw, 35mm
MILVA KATHRIN ANGERER STEFANIE WÜST
UDO LINDENBERG und PANIK ORCHESTER
KAJA PLESSING und GERHART ROSCHER
WILLEM BREUKER KOLLEKTIEF DAVID LEFKOWITZ BLIXA BARGELD
JOCELYN B. SMITH Klavier HENNING SCHMIEDT
mit
SVEN DÜFER Kamera CHRISTIAN SCHULZ Licht LORENZ TREES
TILO FEINERMANN und JOACHIM HÜTTEROTH
Montage PETRA JUROWSKI
Filmschnitt HALINA DAUGIRD
Produktionsleitung JENNI KRIEGEL
Produktionsberatung HFF HOLGER LOCHAU
Redakteur SFB Dr. HANS VON BRESCIUS
Regieassistenz ANJA KNUTH
Wissenschaftliche Beratung Dr. JÜRGEN SCHEBERA
Buch und Regie
Ton und Mischung
Produktion
THEVIKO
SFB
in Koproduktion mit dem
in Kooperation mit der
mit freundlicher Unterstützung durch den
HFF Konrad Wolf
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien,
Mitteldeutsche Medienförderung, kulturelle Filmförderung Sachsen-Anhalt
und unterstützt durch die Kurt Weill Gesellschaft und die Stadtsparkasse Dessau
weitere Informationen zum Film unter
www.kurtweill.de
Interpretationen der Weill-Songs
sowie der Soundtrack sind erhältlich bei
Peregrina Music
Lammstraße 4 • 71679 Asperg
Telefon 07141 / 66 12 67
Telefax 07141 / 66 12 68
eMail
[email protected]
Web
www.peregrinamusic.de
KURZTEXT
Kurt Weill – kaum einer hat den Rhythmus der zwanziger Jahre, vielleicht des gesamten
20. Jahrhunderts so genau eingefangen wie er. Jüdische Traditionen, Jazz Rhythmen und
Gershwin Melodien verbinden sich zu einem unverwechselbaren Werk innerhalb der
modernen Musik. Mit dem Weill-Kenner und -Biographen Dr. Jürgen Schebera als Tour
Guide, interessanten Zeitzeugen und Interpreten wie Milva, Udo Lindenberg und Jocelyn
B. Smith macht sich Regisseur Sven Düfer auf die Suche nach den Lebensspuren des
großen Komponisten und seiner Frau Lotte Lenya. Eine filmische Reise von seiner
Geburtsstadt Dessau über Berlin und Paris nach New York – vom epischen Theater zum
Broadwaymusical.
im Verleih der
Salzgeber & Co. Medien GmbH
Friedrichstraße 122 • 10117 Berlin • Telefon 030 / 285 290 90 • Telefax 030 / 285 290 99
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INHALT
Kaum einer hat den Rhythmus der zwanziger Jahre, vielleicht des gesamten 20.
Jahrhunderts so genau eingefangen, wie der 1900 in Dessau geborene Kurt Weill. Mit
dem Weill-Kenner und Biographen Dr. Jürgen Schebera als Tour Guide macht sich
Regisseur Sven Düfer auf die Suche nach den Lebensspuren des großen Komponisten.
An den biographischen Stationen Weills in Dessau, Berlin, Paris und New York kommen
sowohl heutige Musiker und Weill-Interpreten als auch Zeitzeugen zu Wort. Eine Collage
aus historischen Dokumenten und heutiger Sicht, aus Vergangenem und Gegenwärtigem
entsteht. Bisher nicht gehörte Freunde und Mitarbeiter Weills, wie die enge Pariser
Freundin Madeleine Milhaud oder Gertrude Jeanette, das letzte noch lebende
Ensemblemitglied der Uraufführung von LOST IN THE STARS, erzählen in Anekdoten und
Geschichten über Leben und Sehnsüchte des Komponisten. Interpreten wie Milva, Blixa
Bargeld, Kathrin Angerer, Udo Lindenberg, Stefanie Wüst, das Willem Breuker Kollektief
und Jocelyn B. Smith liefern an den historischen Schauplätzen herausragende
Interpretationen von Weill-Songs und thematisieren ihre Beziehung zu Weill und seinem
Werk.
Milva räkelt sich lasziv auf dem Flügel in dem Haus in Dessau, wo Weill Musikunterricht
gegeben hat und macht sich Gedanken über den frühen Weill. Die Liebe zwischen Weill
und Lotte Lenya interpretiert Kathrin Angerer. Sie singt auf dem Weg zum Haus des
Schriftstellers Georg Kaiser Surabaya Jonny – der Weg auf dem sich Weill und Lenya
verliebten. Das Willem Breuker Kollektief spielt auf der Wiese vor Weills Haus in
Louveciennes auf, Udo Lindenberg raunzt die Moritat des Macki Messer in gewohnt
cooler Manier. Blixa Bargeld ist auf den Spuren Weills am Broadway unterwegs und singt
zu einer instrumentalen Schellackaufnahme den Bilbao-Song.
Großes Gewicht legt der Film neben Weills Lebens-Odysse auf seinen religiösen Hintergrund.
Seine in bisherigen Weill-Biographien vernachlässigten jüdischen Wurzeln erscheinen
im Film als Schlüssel für das Verständnis Weills und seiner musikalischen Entwicklung.
In seinem Elternhaus jüdisch erzogen, tritt die Religion nach seinem Umzug nach Berlin
zunächst in den Hintergrund, um nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten und den
ersten antisemitischen Erfahrungen immer stärker hervorzutreten und während der
Emigration in New York wieder deutlichen Ausdruck in seiner Musik zu finden. Im Kiddush,
einem jüdischen Gebetsgesang, vier Jahre vor seinem Tod in New York komponiert,
verschmilzt Weill die Musik seines Elternhauses und seiner frühen Kompositionen mit
dem Jazz New Yorks und schafft eine musikalische Quintessenz seines Lebens in
einmaliger provozierender Qualität.
Die Aussagen der Zeitzeugen, Musiker, teilweise erstmalig gezeigtes Archivmaterial und
Fotos nähern sich auf vielen Ebenen der Frage an, wie ein Komponist in drei Ländern
erfolgreich komponierte und welchen persönlichen Preis er dafür zahlte.
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BIOGRAFIE KURT WEILL
Kurt Weill wurde 1900 in Dessau geboren. Sein Vater Albert Weill war hier seit 1898
Kantor der jüdischen Gemeinde. Bereits als Kind wurde Kurt Weills musikalische Begabung
von Herzog Friedrich II. von Anhalt gefördert.
1918 ging er zum Musikstudium nach Berlin. Schon bald machte er als Komponist von
Werken unterschiedlichster Genres, von kammermusikalischen bis zu symphonischen
Werken, vor allem aber von Bühnenwerken auf sich aufmerksam. In Zusammenarbeit
mit Dramatikern wie Georg Kaiser, Bertolt Brecht oder Lion Feuchtwanger entstanden
so Werke, die das Musiktheater des beginnenden 20. Jahrhunderts revolutionierten.
Anfang der dreißiger Jahre, nach dem überragenden Erfolg seiner stilprägenden, in
Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht 1928 entstandenen, DREIGROSCHENOPER gehörte
Kurt Weill zu den bekanntesten Komponisten seiner Generation. Am 21. März 1933 floh
Kurt Weill nach Paris, um der Verhaftung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.
Dort, in der damaligen ,Hauptstadt der deutschen Emigranten‘, entstanden neben
bedeutenden Werken wie DIE SIEBEN TODSÜNDEN zahlreiche Chansons.
1935 erreichte ihn die Einladung Max Reinhardts
in die USA, gemeinsam mit seiner Gattin Lotte
Lenya ging Weill nach New York. Seinem Antrag
auf Einbürgerung wurde 1943 stattgegeben.
Kurt Weill etablierte sich als Theaterkomponist
am Broadway und arbeitete mit den bekanntesten Schriftstellern und Librettisten des Landes
zusammen, unter ihnen Maxwell Anderson,
Langston Hughes und Ira Gershwin. So
entstanden Bühnenwerke wie LADY IN THE DARK
(1941), ONE TOUCH OF VENUS (1943) oder
STREET SCENE (1947), die das amerikanische Musiktheater entscheidend prägten. Sein
Beitrag zu dieser Entwicklung wird heute als ebenso bedeutend wie der George Gershwins
eingeschätzt.
Seine anspruchsvollen Musicals zählen mit teils über 500 Aufführungen in Serie zu den
erfolgreichsten des Broadway. Nach Deutschland kehrte er nicht mehr zurück.
1950 starb Kurt Weill in New York.
Kurt Weill hat in seinen drei großen Schaffensphasen (der deutschen, französischen und
amerikanischen) nicht nur Einflüsse der lokalen Musiktradition in sein Werk einbezogen,
sondern diese auch maßgeblich beeinflußt. Kurt Weill integrierte unterschiedlichste Stile
und wandte sich entschieden gegen die traditionelle Abgrenzung von sogenannter Eund U-Musik. Sein künstlerisches Streben nach der Entwicklung eines musikalischen
Theaters, das gleichberechtigt Musik, Wort, Szene und Bewegung zu einem Kunstwerk
verbindet, hat er sowohl in Deutschland als auch in den USA kontinuierlich verfolgt.
Nähere Infos bei der KURT-WEILL-GESELLSCHAFT e.V.
Ebertallee 63 • 06846 Dessau • Telefon 0340 / 61 95 95
oder unter www.kurt-weill.de
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MUSIK
Henning Schmied
wurde 1965 in Schlema geboren. Seit dem 7. Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht und
begann seine professionelle Laufbahn 1985 als Musiker in der Jazz-Formation COLLEGE.
Seit 1986 arbeitete er mit der Soul-Sängerin Angelika Weiz zusammen. Weitere Arbeiten
erfolgten mit Wolfgang Fiedlers Jazz-Rockband FUSION, sowie der Latino-Jazzband
BOSSANOSTRA. Seit 1989 komponierte er mehrere Film- und Theatermusiken und
begann 1991 die Zusammenarbeit mit Mikis Theodorakis, 1993 ist er mit der Sängerin
Jocelyn B. Smith unterwegs. 1996 realisierte er eine Instrumentalmusik-CD mit überwiegend
eigenen Kompositionen.
INTERPRETEN
Jocelyn B. Smith
wurde in Queens (New York) geboren und begann mit fünf Jahren ihre klassisch
musikalische Ausbildung in Klavier und Gesang. 1991 erscheint ihr erstes
Album RIVER im Folgejahr BORN OF MUSIC. 1998 hatte sie ihren ersten
Auftritt beim Kurt Weill Fest in Dessau, es erschien das Album BLUE LIGHT
& NYLONS mit Songs von Kurt Weill.
Stefanie Wüst
wurde in Köln geboren. Nach Theater- und Filmarbeit mit Alexander Kluge
studierte sie klassischen Gesang. Die weitere Formung ihrer Stimme erfolgte
bei Prof. Regina Werner und Gisela May. Seit 1989 leitet sie das Kurz Weill
Ensemble und war eine der Interpreten des ersten Kurt Weill Festes in Dessau,
bei dem sie danach häufig zu Gast war. Im Jahr 2000 folgten viele Auftritte
bei Kurt Weill Veranstaltungen, darunter mit dem Willem Breuker Kollektief.
Kaja Plassing
wurde in Düsseldorf geboren. Nach einer Ausbildung zum Operngesang an
der Hochschule für Musik und Theater Hannover erfolgte 1993 der Abschluß
des Studiums und ein Engagement an der Deutschen Oper am Rhein. Sie
wird 1998 erste Preisträgerin im CONCORSO OPERA GIOVANI IN EUROPA.
2000 nahm sie am ersten Lotte Lenya Gesangswettbewerb des Kurt Weill
Festes in Dessau teil und wurde eine der Preisträgerinnen des Wettbewerbes.
Udo Lindenberg
gelang 1972 der Durchbruch mit seinem PANIKORCHESTER. Mit der erfolgreichen
LP UDO LINDENBERG & DAS PANIKORCHESTER wurde Lindenberg zum Vorreiter
der deutschsprachigen Rockmusik. Die Vielseitigkeit seiner Themen, die
eigenwillige sprachliche Gestaltung, sein Gespür für Show-Effekte und nicht
zuletzt die musikalisch-stilistische Vielfalt seiner Titel, die er fast ausschließlich
alle selbst komponierte und textete, sicherten ihm ein hohes Maß an Popularität. In den
neunziger Jahren entdeckte die Technogeneration Lindenberg und integrierte ihn in ihren
Musikstil.
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Milva
wurde 1939 als Tochter einer Schneiderin und eines Fischhändlers in Goro
bei Ferrara geboren. Ab 1955 ließ sie sich in Bologna zur Sängerin ausbilden
und trat unter dem Namen Sabrina in Nachtclubs auf. 5 Jahre später
unterzeichnete sie ihren ersten Plattenvertrag. Giorgio Strehler, der Gründer
des Piccolo Teatro und Nachfolger von Grassi, hielt größere Aufgaben für
Milva bereit, so die Rolle der Seeräuber-Jenny in seiner Inszenierung von Brechts
DREIGROSCHENOPER. Brecht und sein Komponist Weill lassen sie seither nicht mehr
los. Große Erfolge hatte sie mit einer Brecht/Weill-Tournee, wie auch als Interpretin in
DIE SIEBEN TODSÜNDEN DER KLEINBÜRGER an den großen Opernhäusern Europas und
Japans.
Willem Breuker Kollektief
Das Willem Breuker Kollektief wurde vor 25 Jahren gegründet und gehört zu den
international bedeutendsten Jazzformationen, die Konzerte von Japan über Europa bis
nach Nordamerika geben. Die Faszination, die von ihnen ausgeht, liegt im Gesamtkonzept
der Band begründet: der Mischung musikalischer Stile und Formen und damit der
Verbindung von Kunstmusik mit Formen der populären Musik. Dabei steht Kollektief für
den gemeinsamen, gleichberechtigten Zugriff auf das Material, was nicht ohne Ironie
passiert, die von den Musikern auch durch theatralische Aktionen unterstrichen wird.
Loes Luca ist in Holland eine bekannte Theaterschauspielerin und Sängerin sowie
Hauptdarstellerin einer beliebten täglichen TV Kinderserie. Sie hat CDs mit dem Breuker
Kollektief gemacht und singt mit der Band bei deren Weill Programmen. Das Ergebnis
dieser Zusammenarbeit sind etliche herausragende Aufführungen von französischen
Werken Weills.
Kathrin Angerer
wurde 1970 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung als Facharbeiterin für
Schreibtechnik arbeitete sie in der Kostümabteilung des Maxim Gorki Theaters.
Während die Schauspielschulen in Berlin, Leipzig, Hannover, Frankfurt am
Main und Salzburg ihre Bewerbung ablehnten, holte sie sich Theaterpraxis in
Laienspielgruppen, Off-Inszenierungen und beim Theaterverein 1990/Berlin.
1993 wird sie für die Inszenierung FRAU AM MEER von Frank Castorf an die Volksbühne
engagiert. Aus dem Gastvertrag wird ein Festengagement mit Rollen in vielen Inszenierungen.
Im Jahr 2000 erhält sie beim Theatertreffen den Alfred Kerr Preis für die beste
Schauspielerin im deutschsprachigen Raum.
Blixa Bargeld
wurde 1959 in Berlin geboren. 1980 erfolgte die Gründung der Gruppe
EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, deren Kopf und Sänger er ist. Außerdem ist er
seit 1984 Gitarrist der Band NICK CAVE AND THE BAD SEEDS. Zahlreiche
Konzertreisen durch Europa, Nord- und Südamerika, Australien und Japan
begründeten seinen Erfolg im Ausland. Bargeld arbeitet als Komponist, Sänger,
Schauspieler, Performer, Autor und Dozent in vielen Bereichen der darstellenden Kunst.
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SVEN DÜFER ÜBER KURT WEILL
Weills Leben ist geprägt durch einen Zwischenzustand. Seine zwei Ehen mit Lenya lassen
sich am besten als Mitte zwischen bürgerlichem Eheglück und Scheidung beschreiben,
das sie gleichzeitig lebten. Der Komponist der Musik der Städte wohnte gerne an ihren
Rändern, auf dem Land, in Sichtweite der Stadt. Er machte in Berlin ernste Musik, die
unterhält und in New York unterhaltende Musik mit einem ernsten Anspruch.
Der Anfang des Films ist in Farbe gedreht und zeigt die Grabsteine von Kurt Weill und
Lotte Lenya in New York, den Endpunkt der Biographie. Über den Fluß Hudson wird zur
Mulde nach Dessau überblendet, in eine s/w Sequenz von Weills Geburtststadt. Dieses
Wechselspiel zwischen Farbe und s/w zieht sich durch den Film. Durch den Verlust der
Farbe entstehen Brüche, die Körnigkeit des s/w Materials verhindert einen klar abbildenden
Blick in die Vergangenheit. Das s/w ist das Neuentwickelte 400 ASA Material von Filmotec
(ORWO). Die unterschiedliche Qualität der Fotos verschwindet, heutige Landschaften
erscheinen vergangen, die Passagen mit Interpreten wirken bunter, gegenwärtiger. Je
weiter die Spurensuche sich nach Westen bewegt, umso reduzierter wird der s/w Anteil
im Film, der Broadway ist die bunteste Stelle des Filmes, gebrochen von Blixa Bargelds
Analyse der Musikindustrie in den USA. Die dokumentarischen Szenen sind durchgehend
mit der Handkamera gedreht, die Aufnahmen der Musikinterpretationen werden,
entsprechend Weills Veränderungen, zum Ende hin klassischer, statischer.
Grundlage für die Auswahl der Interpreten war eine gegenwärtige Herangehensweise an
den Komponisten. Diese führte bei Kathrin Angerer und Blixa Bargeld – der auf eine
Instrumentalversion einer Schellacklaufnahme von 1929 sang – zu einer den zwanziger
Jahren nahen Interpretation. Aufnahmetechnisch bestand das Ziel, nicht die höchstmögliche
klangliche Qualität einer Studioaufnahme zu erreichen, sondern Weills Flavour wahrnehmbar
zu machen. Bei allen Interpreten brachte die Atmosphäre der Räume, in denen Weill
lebte und arbeitete, außergewöhnliche Ergebnisse.
Seit Adorno wird Weill in Deutschland in den Berliner Avantgardekomponisten und den
Broadway Kommerzkomponisten eingeteilt, während Weill am Broadway immer wieder
an seinen nichtkommerziellen Ansprüchen scheiterte. Damit bietet das Werk des
Komponisten eine Möglichkeit, über Anpassungsdruck im kapitalistischen Kulturbetrieb
in Deutschland und den USA, und die Möglichkeit produktiv damit umzugehen, zu
reflektieren.
BIO-FILMOGRAFIE SVEN DÜFER
1966 in Dessau geboren, studierte Sven Düfer zunächst Germanistik und Theaterwissenschaften und arbeitete als Assistent am Deutschen Theater in Berlin. Er erstellte
verschiedene Dokumentationen, u.a. für Ruth Berghaus, Heiner Müller und Frank Castorf,
sowie Kinospots für das Staatsschauspiel Dresden.
Filme: ATEM (Kurzfilm), 1998 und KURT WEILL, 2001. Festivals u.a.: Dokfilmfest München
2001, Filmfest Braunschweig 2001 (Publikumspreis)
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