R. Brinkmann http://brinkmann-du.de Seite 1 17.11.2010 Grundbegriffe der Vektorrechnung Vektor und Skalar Ein Teil der in Naturwissenschaft und Technik auftretenden Größen ist bei festgelegter Maßeinheit durch die Angabe einer Maßzahl vollständig bestimmt. Solche Größen sind beispielsweise: Länge, Masse, Arbeit, Energie, Zeit, Temperatur und Potential. Diese Größen können auf einer Skala dargestellt werden und heißen deshalb skalare Größen oder Skalare. Größen, die zu ihrer eindeutigen Bestimmung neben der Angabe der Maßzahl noch die der Richtung benötigen, heißen vektorielle Größen oder Vektoren. Die Geschwindigkeit und die Beschleunigung sind solche Größen. Vektoren werden durch Pfeile dargestellt. Die Pfeillänge bestimmt den Betrag des Vektors, die Richtung des Pfeils bestimmt die Richtung des Vektors. Ein Vektor ist somit im Vergleich zu einem Skalar eine gerichtete Größe. Unterschieden werden freie Vektoren, liniengebundene Vektoren und ortsgebundene Vektoren. Die wesentliche Eigenschaft eines freien Vektors ist, dass er entlang seiner Wirkungslinie und parallel im Raum verschoben werden darf. Vektoren von gleicher Länge und gleicher Richtung sind einander gleich. JJJG G JJJG G AB = a und CD = b G AB = a = a G CD = b = b B a A Die Kraft, die an einem Körper angreift, stellt einen liniengebundenen Vektor dar. Dieser darf entlang seiner Wirkungslinie beliebig verschoben werden, nicht aber parallel dazu. D b C Wirkungslinie F Ein ortsgebundener Vektor, auch Ortsvektor genannt hat einen festen Angriffspunkt und darf nicht verschoben werden. Addition von Vektoren. G G G Einen Vektor b zu einem Vektor a addieren heißt, den Vektor b parallel zu sich G selbst so zu verschieben, dass sein Anfangspunkt a fällt. G auf den Endpunkt des Vektors G Die Verbindung des Anfangspunktes von a mit dem Endpunkt von b ergibt den G G G G Summenvektor c. c = a+b Erstellt von R. Brinkmann p50_vektor_01.doc 20.03.2010 10:28 Seite 1 von 5 R. Brinkmann http://brinkmann-du.de Seite 2 17.11.2010 Addition zweier Vektoren b b c= a+ b b a a a a+ b b ) ( a b a a + +b c c c Bei der Addition von drei Vektoren müssen diese nicht in einer Ebene liegen. Jeder der drei Vektoren ist eine gerichtete Strecke im Raum. Die drei Vektoren können ein räumliches Gebilde aufspannen. Es gilt das Assoziativgesetz: G G G G G G G G G a+b +c = a+ b+c = a+b+c ( b+ b+ Für die Addition zweier Vektoren gilt das Kommutativgesetz. G G G G a+b = b+a a+b ) b a Zwei betragsgleiche Vektoren mit entgegengesetzter Richtung heißen Gegenvektoren. Addiert man diese, so erhält man als Summe einen Vektor, dessen Anfangspunkt mit seinem Zielpunkt zusammenfällt. Da der Betrag dieses Summenvektors Null ist, heißt er Nullvektor. Er hat keine bestimmte Richtung. a -a G G G a + −a = 0 ( ) Subtraktion von Vektoren. Subtraktion zweier Vektoren -a Die Vektorsubtraktion kann auf die Vektoraddition zurückgeführt werden. Ein Vektor wird subtrahiert, indem man den Gegenvektor addiert. c=b-a b a Erstellt von R. Brinkmann p50_vektor_01.doc 20.03.2010 10:28 Seite 2 von 5 R. Brinkmann http://brinkmann-du.de Seite 3 17.11.2010 Beispiel 1: Vektoraddition zeichnerisch. An einem Stromverteilermast greifen in einem Punkt 4 Kräfte an, die in einer Ebene liegen sollen. Zeichnerisch ist der Betrag und die Richtung der Resultierenden zu bestimmen. Zeichenmaßstab: 1 cm entspricht 100N. Zeichnerische Lösung: Aufgabenstellung: F2 = 400 N F3 = 300 N 120 F2 = 400 N 70 80 120 F1 = 380N 70 F4 = 440N 80 F3 = 300 N 42 F4 = 440N F1 = 380 N R = 220 N JG JG JJG JJG JJG R = F1 + F2 + F3 + F4 JJG JG JG ⇒ R = 220N und ) F1 ,R = −42 0 ( ) Der Betrag der Resultierenden beträgt 220 N. Das bedeutet, an dem Verteilermast wirkt eine Restkraft von 220 N. JG Die Wirkungsrichtung beträgt in Bezug auf F1 − 420 oder 3180 Bemerkung: Gegen den Uhrzeigersinn (links herum) werden Winkel von der Bezugsgeraden ausgehend positiv gezählt, im Uhrzeigersinn (rechts herum) hingegen negativ. Die zeichnerische Lösung ist immer nur eine Näherungslösung. Sie ist nur so genau, wie gezeichnet werden kann. Eine rechnerische Lösung, die in einem späteren Kapitel behandelt wird liefert als exaktes Ergebnis: JG JG JG R = 224,009N und ) F1 ,R = −41,585 0 ( ) Beispiel 2: Gesucht ist die Entfernung des Halbierungspunktes E der Strecke DB vom Punkt A, wenn B der Endpunkt des Vektors JJJG AB JJJG und D der Endpunkt des JJJG Vektors JJJG AD ist und die Vektoren AB und AD vom Punkte A ausgehen. D E A Erstellt von R. Brinkmann p50_vektor_01.doc C 20.03.2010 10:28 B Seite 3 von 5 R. Brinkmann http://brinkmann-du.de Seite 4 17.11.2010 Lösung: JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG AD + DB = AB ⇔ DB = AB − AD Da E der der Strecke DB ist, gilt: JJJG Halbierungspunkt JJJG JJJG JJJG DB AB − AD DE = = 2 2 JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG JJJG AB − AD AB + AD = Für AE gilt dann AE = AD + DE = AD + 2 2 1 JJJG JJJG Für die Strecke AE gilt: AE = AB + AD 2 JJJG JJJG JJJG Da aber AC = AB + AD ist, muss E auch Halbierungspunkt der Strecke AC sein. Damit ist bewiesen, dass im Parallelogramm die Diagonalen durch ihren Schnittpunkt halbiert werden. Kosinus- und Sinussatz als Hilfsmittel für Vektorberechnungen. Bislang wurden Vektoren zeichnerisch addiert. Ergebnisse von zeichnerischen Lösungen sind nicht immer genau. Kosinussatz: In jedem Dreieck lässt sich das Quadrat einer Seite aus den beiden anderen Seiten und deren eingeschlossenem Winkel berechnen a2 = b2 + c 2 − 2 ⋅ b ⋅ c ⋅ cos ( α ) b2 = a2 + c 2 − 2 ⋅ a ⋅ c ⋅ cos ( β ) c 2 = a2 + b2 − 2 ⋅ a ⋅ b ⋅ cos ( γ ) Sinussatz: In jedem Dreieck ist das Verhältnis von Seitenlänge zum Sinus des gegenüberliegenden Winkels für alle Seiten dasselbe: a b c = = sin ( α ) sin ( β ) sin ( γ ) C γ b a β α c A B C γ b a β α A c B Beispiel 3 JG JJG JJG JJG Zwei Kräfte F1 und F2 mit F1 = F1 = 60N und F2 = F2 = 40N schließen miteinander einen WinkelJGvon α = 50 0 ein. JG JG JJG Wie groß ist die resultierende Kraft R ? Welchen Winkel bildet R mit F1 bzw. F2? Erstellt von R. Brinkmann p50_vektor_01.doc 20.03.2010 10:28 Seite 4 von 5 R. Brinkmann http://brinkmann-du.de JG JG JJG R = F1 + F2 JG JJG ( F1 ,F2 ( Seite 5 ) ist α = 50 17.11.2010 0 α2 β = 180 0 − 50 0 = 130 0 Nach dem Kosinussatz gilt: R= = ( F2 F12 + F22 − 2 ⋅ F1 ⋅ F2 ⋅ cos ( β ) ( R F2 α2 α α1 )) 602 + 402 − 2 ⋅ 60 ⋅ 40 ⋅ cos 130 0 N 2 β F1 ≈ 91,024N Nach dem Sinussatz gilt: sin ( β ) F R = ⇔ sin ( α1 ) = 2 ⋅ sin ( β ) F2 sin ( α1 ) R sin ( α1 ) = ( ) 40 ⋅ sin 130 0 ≈ 0,337 91,024 ⇒ α1 = arc sin ( 0,337 ) ≈ 19,672 0 ist der von R und F1 eingeschlossene Winkel. Da α1 und α 2 sich zu α = 50 0 ergänzen, wird der zwischen F2 und R liegende Winkel α 2 = 50 0 − α1 = 50 0 − 19,672 0 ≈ 30,328 0 Zusammenfassung: 1. Ein Vektor ist eine gerichtete, orientierte Strecke im Raum. 2. Vektoren sind gleich, wenn sie in Betrag, Richtung und Orientierung übereinstimmen. 3. Zwei Vektoren werden addiert, indem man den Anfangspunkt des einen Vektors an die Spitze des anderen setzt. G G Der Summenvektor a + b zeigt dann vom Anfangspunkt des ersten Vektors zum Endpunkt des zweiten Vektors. a+ b b a 4. Vektor und Gegenvektor haben den gleichen Betrag und die gleiche Richtung, aber entgegengesetzte Orientierung. G G G 5. Den Differenzvektor c = b − a G erhält man, indem man zu b den Gegenvektor von a addiert : G G G G b − a = b + −a ( ) Erstellt von R. Brinkmann p50_vektor_01.doc -a c=b-a b a 20.03.2010 10:28 Seite 5 von 5