AMOR ET CETERA TANZ-PERFORMANCE Ausschnitte aus „CARMINA BURANA“ von CARL ORFF und Improvisationen über „CARMINA BURANA“ „CATULLI CARMINA“ von CARL ORFF Aus der künstlerischen Arbeit der Universität Mozarteum Konzept/ Choreografie/Gesamtleitung: Irina Pauls Musikalische Leitung: Helmut Zeilner und Florian Müller Ausstattung: Ragna Heiny Performancegruppe „Das Collectif“ Musiker und Sänger der Universität Mozarteum KammerChor KlangsCala Salzburg Klavierquartett Sannicandro & Friends Arthur Schopa Samstag, 27. Juni 2015 Montag, 29. Juni 2015 Dienstag, 30. Juni 2015 Donnerstag, 2. Juli 2015 Sonntag, 5. Juli 2015 17.00 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 18.00 Uhr 18.00 Uhr Aufführungsdauer: 2 h mit Pause Großes Studio Universität Mozarteum Mirabellplatz 1 www.carlorff-tanzperformance.jimdo.com Trionfi – Trittico teatrale „Diese Zeilen, kurz und wie gemeißelt, faszinierten mich, sie waren für mich Musik. Ein Funke sprang über und hatte gezündet.“ (Carl Orff über das Distichon „Odi et amo“ von Catull) [1] 1934 begegnete Orff der bedeutendsten Sammlung mittellateinischer und mittelhochdeutscher lyrischer Dichtung, einer zwischen 1220 und 1250 wahrscheinlich in der Steiermark entstandenen Handschrift, die Andreas Schmeller 1847 als „Carmina Burana“, benannt nach dem ursprünglichen Aufbewahrungsort Kloster Benediktbeuren, herausgegeben hat. Innerhalb weniger Tage entwarf Orff eine szenische Kantate, deren Partitur er vom Frühjahr 1935 bis August 1936 ausarbeitete. [2] Auf der Suche nach einem Ergänzungsstück zu „Carmina Burana“ griff Orff 1941 auf den ersten der zwei A-capella-Chorzyklen zurück, die 1930 und 1932 aus der Faszination an dem Distichon „Odi et amo“ des römischen Lyrikers Catull entstanden waren. Der Zyklus wurde zum Ausgangsmodell für das 1943 vollendete szenische Tanzspiel „Catulli Carmina“. Orff empfand die „Carmina Burana“ als Eröffnungsstück, „Catulli Carmina“ als Intermedium und suchte nach einem großräumigen Finale. Der Schlussruf der Jünglinge in „Catulli Carmina“ weckte den Gedanken an die Darstellung einer antikischen Hochzeitsfeier mit einem schließenden Trionfo (=Jubel) der Liebesgöttin. Die Partitur entstand 1949-51. Der Zusammenschluss von selbständigen Werken unter dem Titel „Trionfi“, deren Entstehungszeit mehr als zwei Jahrzehnte umspannt, weist auf die Einheit von Orffs Theateridee hin, lyrische Dichtung Europas in den originalen Sprachformen der Vergangenheit als choreografisch orientiertes Musiktheater zu „in-szenieren“. [2] Carl Orff © 2015 Forum für Künstlernachlässe, Hamburg. Foto: Ingeborg Sello Seit 2012 arbeitet die Performancegruppe „Das Collectif“ unter der künstlerischen Leitung von Irina Pauls an einer speziellen Interpretation der „Carmina Burana“, welche das Zusammenwirken von Körper und Musik aus der Perspektive des zeitgenössischen Tanzes beleuchtet. 2014 entstand mit Studierenden des Orff Institutes und dem Tänzer Arthur Schopa eine Neu-Inszenierung der „Catulli Carmina“ für die Carl Orff Festspiele in Andechs in der Choreografie von Irina Pauls. Beide Arbeiten bilden die Grundlage für die Salzburger Aufführung und schaffen den Rahmen für den besonderen Reiz von „Amor et cetera“: Seit 1990 ist es die erste Aufführung der beiden Teile an einem Abend von Orffs Trittico teatrale in Salzburg! Für die mitwirkenden Studierenden ist es die Möglichkeit, tiefgehend in das Werk des Komponisten einzutauchen. CO-Dok IV, 7 Werner Thomas in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 4, München 1991, S. 581 ff. Textteile in: website Carl Orff-Stiftung [1] [2] Ausgangspunkt für den ungewöhnlichen Zugang zu den „Carmina Burana“ abseits der bekannten Aufführungspraxis war die Inspiration, die von den prägnanten Kompositionsprinzipien Carl Orffs ausging. So stellt diese neue Lesart einzelne Motive des Werks in den Vordergrund, bearbeitet sie spielerisch und erweitert sie phantasievoll zu Szenen, in denen besonders die Verbindung von Tanz und Musik erlebbar wird. Die Klänge des reichhaltigen Schlaginstrumentariums und der Sprachrhythmus der lateinischen Texte erzeugen bei den Tanzenden ein Pulsieren und lösen die Bewegungen aus. Dabei lehnen sich die Erfindungen stark an Orffs musikalische und geistige Auseinandersetzung an. Das choreografische Konzept steht im Kontext zur Entstehungszeit der Liedtexte aus dem 11./12. Jahrhundert und zieht daraus Figuren, Konstellationen, Situationen und Tanzformen. Das „Rad der Fortuna“ bildet das übergreifende Thema: Werden und Vergehen, Aufstieg und Fall, das Auf und Ab des menschlichen Schicksals. Im szenischen Tanzspiel „Catulli Carmina“ katalputieren uns Klang und Rhythmus der Komposition von Carl Orff in verschiedene Gefühlssphären, ekstatischer Überschwang höchster Lebensfreude bis hin zu melancholischen Selbstzweifeln: Die „Catulli Carmina“ drängen zu Tanz und Bewegung! Die Handlung dieser szenischen Parabel wird von Tänzern dargestellt. Chor, Sänger und Orchester interpretieren den Text, eine Auswahl an Liebesliedern des römischen Dichters Catullus, zusammengestellt von Carl Orff. In der Rahmenhandlung stehen sich Mädchen und junge Männer in höchster Liebesleidenschaft gegenüber. Direkt, frei von Tabus beharren sie auf die Erfahrung der Liebe als körperliche Empfindung und schlagen die Warnungen der Greise aus. In unserer Neu-Inszenierung geht es um Körper, die von dem was sie einfordern, durchdrungen und ergriffen sind. Ein Wechselspiel von intensivem Ausloten der eigenen Körperlichkeit der Tänzerinnen einerseits und dem dynamischen kraftvollen Zusammenwirken von Körper, Klang und Rhythmus andererseits öffnet das weite Spektrum menschlicher Emotionen. So findet es sich in der kompositorischen Anlage der „Carmina Burana“ und der „Catulli Carmina“ von Carl Orff, die ihre Akzente ebenso aus gegensätzlichen Polen in der musikalischen Gestaltungsweise bezieht. Aus der choreografischen Arbeit In „Fortune plango vulnera“ ist es die lateinische Sprache, welche die Quelle für den Textrhythmus der Komposition bildet. Auch für die choreografische Umsetzung bildet der Sprechrhythmus die Quelle. Er ist der Impulsgeber und iniziiert die Bewegung in den einzelnen Gruppierungen. Die Texte sind auf die Tänzerinnen verteilt und so bewegt sich der Textrhythmus im Raum. Dabei ist es der reizvolle Klang der Sprache, der durch die Wiederholungen und Raumveränderungen verstärkt erlebbar wird. Die Lautstärke verändert sich für den Zuschauer mit dem sich verändernden Bewegungsmaterial der Tänzerinnen. Ihre Atmung entspricht der Dynamik ihres Tanzes, und je nach dem überwiegt die sprachliche oder körperliche Präsenz in der Wahrnehmung für den Zuschauer. Es ist diese Art von Musik, die Körper und Sprache zusammenschließt - Orffs Musik. Foto: Wolfgang Lienbacher Carl Orff Carmina Burana Carl Orff Catulli Carmina Ausschnitte und Improvisationen aus: Musikalische Leitung: Helmut Zeilner und Florian Müller Künstlerische Leitung/Choreografie: Irina Pauls Ausstattung: Ragna Heiny I II III Fortunae plango vulnera Uf dem Anger Ego sum abbas, In taberna Amor volat undique, Stetit puella, Veni, veni,venias, Tempus est iocundum, Dulcissime, Ave formosissima Konzept/Choreografie/Gesamtleitung: Irina Pauls Musikalische Leitung: Florian Müller Ausstattung: Ragna Heiny Performancegruppe „Das Collectif“ Musiker der Universität Mozarteum Tanz/ Gesang/Sprache Maria Benker, Johanna von Bibra, Magdalena Eidenhammer, Rahel Imbach, Andrea Kraft, Elina Lautamäki, Susanne Rebholz, Alina Reißmann, Maria Schreiner, Mirjam Stadler, Sara Wilnauer, Viktoria Wirth Schlagwerk Angelika Frech, Matthias Klebel, Florian Müller, Natalia Shestopalova, Sabine Pürner Aufführungsdauer: ca. 50 Minuten Mit freundlicher Genehmigung der Universal Edition AG Wien, in Vertretung von Schott Music Mainz und Unterstützung der Carl Orff-Stiftung PAUSE Personae Catullus Lesbia amica Arthur Schopa (Tanz) Jungyun Kim (Tenor) Domenica Radlmaier (Sopran) Klavierquartett Sannicandro & Friends Alexandra Seywald, Gianfranco Sannicandro, Ines Bartha, Lorenz Widauer Schlagwerk Katharina Augendoppler, Rosemarie Flotzinger, Angelika Frech, Matthias Klebel, Martin Kraft, Florian Müller, Theresa Schobesberger, Natalia Shestopalova, Sabine Pürner Tanz Johanna Bernet, Johanna von Bibra, Stefanie Grutschnig, Andrea Kraft, Patrizia Lohinger, Susanne Rebholz, Alina Reißmann, Sara Wilnauer Chorus Juvenes, juvenculae, Senes Sopran Maria Benker, Magdalena Gschaider, Johanna Heller, Ines Hickmann, Trixi Hinterhofer, Lydia Kremshuber, Saskia Lermer, Gabi Roidmayr, Isabel Ruhland, Simone Seymer, Franziska Weber, Felicia Zeilner Alt Trixi Ainedter, Theresa-Sulamith Bauer, Christine Ennsthaller, Barbara Knieling Stadlbauer, Petra Kronberger, Christine Mayringer, Susanne Rinderer, Gabi Ruhland, Eva Schwaighofer, Evelyn Spineth, Gerda Winkler Tenor Erwin Eßl, Klaus Kieslinger, Franz-Josef Labmayr, Konstantin Schmidbauer, Reinhard Stocker, Georg Winkler, Christoph Winter, Ortwin Zeilner, Hermann Züger Bass Gottfried Forster, Johannes Forster, Julian Horngacher, Alexander Kranabetter, Tobias Kremshuber, Mario Morandini, Erhard Petzel, Valentin Petzel, Richard Rauscher, Stefan Reitbauer, Klaus Wetzlinger Aufführungsdauer: ca. 45 Minuten Foto: Wolfgang Lienbacher Foto: Wolfgang Lienbacher Catulli Carmina - Handlung Irina Pauls: Eine tänzerische Uraufführung Aus der Arbeit an den „Catulli Carmina“ „Praelusio“: Im Proszenium haben links die Jünglinge, rechts die Mädchen Platz genommen, in der Mitte die Greise: Rufe und Gegenrufe ekstatisch sich steigernder, sinnenfroher Liebesbeteuerungen der Jugend wechseln mit wütenden Ausbrüchen der über die Nichtigkeit der Liebe meckernden Greise. Für mich war für die Entwicklung einer Choreografie für die „Catulli Carmina“ klar: Das möchte ich mit Studierenden des Orff Institutes der Universität Mozarteum in Salzburg verwirklichen. Es sollte für sie eine Erfahrung sein, Carl Orffs Idee von der „körpernahen Musik“ in einer szenischen Aufführung selbst zu erleben. Seit einigen Jahren arbeite ich am Orff Institut: Als Choreografin für die Performancegruppe „Das Collectif“ und für ein Jahr als Lehrende im Fach Elementare Komposition Tanz. Meine neuen Tanzstücke sind wesentlich geprägt von den Tänzerinnen, die mit mir den Prozess des Erfindens durchlaufen. Am Carl Orff Institut ist die Arbeit aber eine andere und für mich sehr besondere: Die Studierenden denken und empfinden zuerst musikalisch! Die Beziehung von Tanz und Musik ist ein herausforderndes Thema. Mit jeder neuen choreografischen Arbeit stelle ich mich dieser interessanten Aufgabe neu. Der Tanz hat sich befreit von vorgegebenen rhythmischen Strukturen. Das Percussive ist nun aber ein wesentliches Kompositionsmerkmal in Carl Orffs künstlerischem Schaffen. Welche rhythmische Partitur erfinden wir mit unserer körperlichen Bewegung, dem Tanz, zu der Komposition der „Catulli Carmina“? Wie wird das Zusammenspiel sein, wenn wir eine Bewegung fließen lassen, sie stoppen, oder mit unserem Atem die eigene körperliche Empfindung suchen? 1. Akt: Catullus lehnt an einer Säule, während Lesbia erscheint. Sie lassen sich nieder, und Catullus entschlummert im Schoß der Freundin, die bald den Schlafenden verlässt und vor Liebhabern in der Schenke tanzt. 2. Akt, Nacht: Catullus schläft auf der Gasse vor Lesbias Haus. Im Traum erscheint Lesbia, die nicht ihn, sondern Caelius liebkost. Verzweifelt fährt er aus dem Schlaf auf. 3. Akt: Catullus schreibt der am Fenster erscheinenden Ipsitilla einen Liebesbrief. Ameana, eine alte Buhlerin, wendet sich an Catullus; er verjagt sie jedoch und sucht unter den Liebhabern und Buhlerinnen nach Lesbia. Lesbia erblickt Catullus, doch er stößt sie zurück. Lesbia flieht verzweifelt. „Exodium“: Die Greise geben ihr Spiel verloren. Die Jungen entbrennen unbelehrt von Neuem in gegenseitiger Leidenschaft. [1] Werner Thomas in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 4, München 1991, S. 581 ff. Text in: website Carl Orff-Stiftung [1] Mir geht es um Körper, die auf der Erfahrung der Liebe als körperliche Empfindung beharren, die von dem was sie einfordern, durchdrungen und ergriffen sind. Das Zusammenspiel von Musikern und Tänzerinnen muss dafür dicht und spürbar sein. Auf der Bühne werden sie sich auf engstem Raum begegnen. Tremolo, Wirbel und Ostinato der Musiker sollen bei den Tanzenden innere Vibration erzeugen und die Bewegung auslösen. In den Proben arbeite ich mit den Studierenden an Körperspannung und Entspannung. Wir setzen dabei den Focus auf den Muskeltonus und verschiedene Gelenke. Ich möchte, dass die Körper vibrieren, dass sie beben und zittern in innerer Erwartung. Das zu finden erfordert eine sehr hohe Konzentration auf den eigenen Körper. Die Suche nach dieser kaum sichtbaren kontinuierlichen Bewegung ist kräftezehrend. Die Studierenden werfen sich erschöpft auf den Boden... „Ich kriege das nicht“. Wir probieren weiter daran. Wir verlängern unsere Gliedmaßen mit Schlegeln. Die Vibration wird deutlich sichtbarer über das Zittern der Schlegelköpfe. Die Spannung der Körpermuskulatur muss nun über die Handgelenke in die Schlegel übertragen werden. Wir erzeugen einen zitternden, flackernden Raum um unseren gesamten Körper. Das Übertragen der Schwingungen hin und her versetzt Tänzerinnen und Musiker dabei in höchste Aufmerksamkeit füreinander. Eine pulsierende gemeinsame Energie, die auf die Zuschauer die Erregtheit überträgt und die Liebesraserei fühlbar macht. Helmut Zeilner: Aus der chorischen Probenarbeit KlangsCala zu Catulli Carmina Wilhelm Keller Auszüge aus: Zeugenaussage über C.O. und sein Werk Und manchmal auch singen wie die Gesangslehrer es verbieten würden. Meine erste Begegnung mit dem Werk Orffs fand mitten im zweiten Weltkrieg, im Herbst 1943 während einer Uraufführungswoche in Leipzig statt, und zwar aus der Perspektive eines Mitwirkenden in der Kantorei des Leipziger Konservatoriums unter der Leitung meines Lehrers Johann Nepomuk David, dem für die Uraufführung der Catulli Carmina die Einstudierung des A-capella-Teils, also der Musik zur eigentlichen Spielhandlung anvertraut war ... David hatte offenbar gute Probenarbeit geleistet, denn Orff war mit Tempo, Dynamik und Ausdruck der Interpretation der Catulli-Chöre sehr zufrieden. Nur das „Odi“ zu Beginn wollte er noch schärfer und gespannter haben. Uns Musikstudenten begeisterte das Werk sofort, manche regte es geradezu auf. Ein blondes Mädchen im Sopran erklärte sogar zur Belustigung Orffs, dem es hinterbracht wurde, nach den Proben sei sie immer „ganz wild“ ... Wortsalven; wimmernd, weinerlich; wehklagend zumal; waghalsig wehmütig, dem Wahnsinn nah wallende Worte. In Silben wogende Wortspiele. Schäumendes Schwadronieren schwülstiger Schwüre. Schwelgen und schwärmen; schlüpfrig Schönes und ganz schön Schlüpfriges; stampfend stakkato, stoisch staunend; Auf den Tönen, mit den Tönen um die Töne tanzen. Schweigend singen, singend schweigen. Knackiges Knattern kichernd kehliger Wortkaskaden; kühn, kunstvoll, voll Kummer; kümmerlich klagend; Malerisch mystisches, müßig mäanderndes Musizieren. Mal männlich, masochistisch manches Mal; Macho mäßig. Minimalistisch. Und maximal. Tanzen in hohen, in tiefen, gehauchten Tönen. Stimmlos rufen, rufende Stimmen. Proben. Arbeiten. Singen. Raunen. Und Proben. Und Arbeiten. Und Singen. Und Raunen. Und Staunen. Und manchmal auch singen wie die Gesangslehrer es verbieten würden. Orff musste später allerdings Textstellen streichen bzw. ändern, die sich bis zu einem wechselseitigen Besingen der primären Geschlechtsmerkmale und ihrer Symbole vorwagten: ... Ich erkläre an Eides statt, dass Orff nicht aus Einsicht und Reue, sondern aus Rücksicht auf jene Zeitgenossen - vor allem im italienischen Sprachraum - , die wie seine Greise in Catulli immer SEXUS verstehen und schreien, wenn die Jungen „EROS“ meinen und singen, seinen Text „gereinigt“ hat ... Bei einer dieser Proben erlebten wir auch Orffs ungewöhnlich empfindliches und feines Gehör: es saß ganz vorne am Rand des Orchestergrabens und verfolgte mit vorgestrecktem Kopf die Aktionen der Schlagwerker. Plötzlich unterbrach es das Spiel und rief: „Halt, da klingt etwas Metallisches mit, das nicht dazu gehört!“ Es ließ sich aber kein Fehler eines Spielers feststellen. Erst nach einigen Wiederholungen stellte sich heraus, dass ein Schlagwerker einem an dieser Stelle nicht gebrauchten Triangel zu nahe gekommen war und dieses leicht berührte, sodass es leise mitklang. Weder der Dirigent noch einer der Musiker hatte etwas bemerkt, bis Orff schließlich die Ursache der Störung entdeckte, sodass die Probe weitergehen konnte. Zur Uraufführung der Catulli Carmina wurden im zweiten Teil des Abends die Carmina Burana als Wiederaufnahme gegeben, und zwar in der Choreografie Mary Wigmans ... Ich werde auch nicht Mary Wigmans Choreografie vergessen, die eine vollkommene Synchronisierung von musikalischer und tänzerischer Form erreichte, wie ich sie in keiner noch so phantasievollen Inszenierung späterer Aufführungen des Werkes wieder erlebte. ... Als ich Orff nach dem Krieg in Salzburg ... persönlich kennenlernte ... wurde mir schnell klar: dieser Mann ist ein Musiker, Dichter und selbst der beste Elementarinterpret seiner Kunst! Und nur über seine Musik, Sprachkunst und ihre pädagogische Dimension einer aus dem Geist der Sprache geborenen Musik und aus dem Geist der Musik geborenen Sprache führt der Weg zum Begreifen seines Schaffens. Aus: Horst Leuchtmann: Carl Orff. Ein Gedenkbuch, hg. im Auftrag der Abteilung Musik der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Tutzing, Hans Schneider, 1985. Mitwirkende Irina Pauls - Choreografin, Künstlerische Gesamtleitung Irina Pauls lebt als freischaffende Choreografin und Regisseurin in Leipzig. Ihre Tanzausbildung erhielt sie an der Palucca Schule Dresden. Choreografie studierte sie an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Sie kreierte mehr als 70 Uraufführungen als Leiterin der Tanztheater am Landestheater Altenburg, Schauspiel Leipzig, Staatstheater Oldenburg, Theater Heidelberg, Kooperation der Tanztheater Freiburg/Heidelberg und im Ausland, unter anderem in Athen, Dublin, Manila, Valletta, Perm, Salzburg und in Thailand. Seit 2009 entstehen vor allem Site-Specific Performances. Für ihre künstlerischen Kreationen wurde sie mit dem Choreografiepreis des Ministeriums für Kultur ausgezeichnet. Irina Pauls hat Lehraufträge an der Universität Mozarteum Salzburg und an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. www.irina-pauls.de Helmut Zeilner - Musikalischer Leiter Helmut Zeilner ist Landeschorleiter des Salzburger Chorverbandes und Fachgruppenleiter für Gesang & Chor am Musikum Salzburg (wo er auch Sänger und Chorleiter ausbildet). Neben dem KammerChor KlangsCala ist er Chefdirigent des Symphonieorchesters der Salzburger Kulturvereinigung sowie seit vielen Jahren Leiter der Salzburger Chorknaben & Chormädchen, mit welchen er u.a. bei den Salzburger Festspielen, den Salzburger Kulturtagen und dem Carinthischen Sommer gastierte und mit welchen er Konzertreisen in alle Welt unternimmt. Er wurde mit einer Reihe von nationalen und internationalen Dirigentenpreisen ausgezeichnet (Rom 2013, „Austria Cantat“ 2012, Internationaler Chorwettbewerb Bad Ischl 2011). Seine Chorkompositionen werden von vielen Chören regelmäßig und gerne gesungen. Als Gesangssolist des „Ballaststofforchesters“ (Filmmusik der 20er und 30er Jahre) hat Helmut Zeilner neben mittlerweile weit über zweihundert Konzerten mehrere Fernsehaufzeichnungen sowie sechs CDs eingespielt. Auch mit seinen Liedprogrammen macht er - auch von der Kritik lobend erwähnt - immer wieder auf sich aufmerksam. Helmut Zeilner ist regelmäßig Referent bei Dirigier- und Chorweiterbildungen sowie Juror bei Gesangs- und Chorwettbewerben. Für seine musikalische Arbeit wurde ihm im vergangenen Jahr das Verdienstzeichen des Landes Salzburg verliehen. Florian Müller - Musikalischer Leiter Schlagzeug und Percussion: Marimbaphon, Vibraphon, Hang und diverse Percussion-Instrumente leiten Florian Müller vom Frühbarock über Minimal Music und jazzigen Klängen bis hin zur freien Improvisationen. Konzerttätigkeit als Orchestermusiker u.a. mit den Nürnberger Symphonikern, dem Mozarteumorchester Salzburg und dem Radio-Symphonie-Orchester Zagreb. Von 199295 musikalischer Leiter der Palindrome Dance-Company New York sowie Schlagzeuger und Percussionist in verschiedenen Jazz- und Rock Ensembles. Konzerte und Uraufführungen im Bereich der Neuen Musik. Florian Müller ist Lehrbeauftragter am Orff Institut der Universität Mozarteum, Vertragslehrer für Schlagwerk an der Universität Mozarteum und Fachgruppenleiter der Fachgruppe Schlagwerk am Musikum Salzburg. Seit 2000 ist er festes Jurymitglied beim Wettbewerb „prima la musica“. 1993 wurde Florian Müller mit dem Kulturförderpreis der Stadt Fürth/Bayern ausgezeichnet. Ragna Heiny - Kostümbildnerin, Ausstattung Ragna Heiny studierte Kostüm- und Bühnenbild an der Universität Mozarteum Salzburg bei Herbert Kapplmüller. Bereits während ihrer Studienzeit konnte sie Assistenzen bei Hartmut Schörghofer, Andrea Schmidt-Futterer, Peter Mussbach, Marie-Jeanne Lecca und Robert Wilson u.a. an der Semperoper in Dresden, den Salzburger Festspielen der Volksoper Wien, Staatsoper Hamburg und der Ruhrtriennale übernehmen. Seither hat sie als Bühnen- und Kostümbildnerin zahlreiche eigene Produktionen u.a. am Zimmertheater in Tübingen, am Tiroler Landestheater in Innsbruck, an der Oper Graz, der Oper in Ljubljana, am Teatro Albéniz in Madrid, am Theater Phoenix in Linz, an der Oper in Halle und am Schauspielhaus Salzburg übernommen. Performancegruppe „Das Collectif“ Seit 2007 am Carl Orff Institut beheimatet, bietet „Das Collectif“ den kreativen Platz für eine künstlerische Zusammenarbeit mit wechselnden Partnern, Lehrenden und Studierenden. In ihren Arbeiten widmet sich die Performancegruppe besonders der Verbindung von Tanz, Musik und Sprache und entwickelt daraus ihr besonderes Profil. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit besteht seit 2009 mit der Choreografin Irina Pauls. Die daraus entstandene letzte gemeinsame Produktion „Stomping La Luna“ wurde fünfzehn Mal erfolgreich aufgeführt, in Salzburg, auf Malta, in den USA, in Kanada und in Deutschland. Mit „Amor et cetera“ widmet sich „Das Collectif“ dem künstlerischen Werk von Carl Orff auf eigenwillige Weise, jenseits der bekannten Aufführungspraxis. KammerChor KlangsCala Der KammerChor KlangsCala, sowohl hinsichtlich geografischem Einzugsgebiet als auch im Altersgefüge so bunt und mannigfaltig wie die Chorliteratur, die es mit Engagement und Leidenschaft für A-Cappella-Gesang zu entdecken gilt, wurde vor sieben Jahren im Rahmen des Musikum vom Salzburger Landeschorleiter Helmut Zeilner gegründet. Mittlerweile darf sich KlangsCala über eine Vielzahl an internationalen Preisen freuen, wie dem Franz-Schubert-Chorpreis 2010, dem Sieg bei „Österreich Singt“ 2011 (der einen in ORF2 & 3Sat live übertragenen Auftritt bei der Eröffnung der Wiener Festwochen am Wiener Rathausplatz brachte), dem Jubiläumspreis des Landes Oberösterreich 2011, dem Gesamtsieg bei „Austria Cantat“ 2012 und dem Sieg beim Wettbewerb für zeitgenössische Chormusik „Canta Sacra“ in Rom 2013. Der Chor ist wieder im Oktober im von Ö1 und BR4-Klassik live übertragenen Finale von „Let the Peoples Sing“ zu hören. Arthur Schopa, Tänzer Arthur Schopa wurde 1983 in Leverkusen geboren. 2010 schloss er sein Studium zum zeitgenössischen Bühnentänzer an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln ab. Seitdem ist er als freischaffender Tänzer, Choreograf und Trainer tätig. Überwiegend arbeitet(e) er für freie Tanzproduktionen, mit denen er in Deutschland, Österreich, Kroatien, Malta, Polen, Rumänien, Korea und im Kongo auftrat. Derzeit ist er als Tänzer bei Irina Pauls (Leipzig), Sabine Seume (Düsseldorf) und IP-Tanz (Köln) engagiert. Außerdem choreografiert(e) er u.a für Schule in Bewegung beim Schauspielhaus Bochum und ist Mitbegründer des FREIraum-Ensembles in Köln, das eigene Werke, wie „FREIraum“ (2013), „euphOria“ (2014) und „exil“ (2015) produziert. Domenica Maria Radlmaier, Sopran Domenica Maria Radlmaier absolvierte 2010 ihr Abitur am musischen Gymnasium in Freising bei München. Ihren ersten Gesangsunterricht erhielt sie bei der Sopranistin Manuela Dill. Derzeit studiert sie an der Universität Mozarteum Salzburg bei Andreas Macco. Schon während ihrer Schulzeit wurde sie als Solistin für verschiedene Musicals und geistliche Werke engagiert. Sie war unter anderem schon in der Kammeroper „The Rest is Silence“ von Agustín Castilla-Ávila und als Narrator in „Joseph and the amazing technicolor dreamcoat“ von Andrew Lloyd Webber zu sehen. 2013 spielte sie das Sandmännchen aus E. Humperdincks ,,Hänsel und Gretel“ im Theater an der Rott und 2014 sang sie diese Partie in einer Inszenierung unter der Leitung der OPERA INCOGNITA. Jungyun Kim, Tenor Jungyun Kim wurde 1989 in Changwon, Südkorea, geboren. Sein Gesangsstudium als Tenor erhielt er von 2009 bis 2013 an der Korea National University of Arts. Er gewann den 1. Preis der Music Association of Korea Competition und war Finalist bei der 2. Korea National Opera Competition. Bühnenerfahrungen konnte er bereits in Korea sammeln, wo er an der National Opera of Korea in der Rolle des Monostatos in „Die Zauberflöte“ auftrat. Zudem wirkte er am Theater der Korea National University of Arts in dem koreanischen Bühnenwerk „Hwang jun-i“ mit. Derzeit studiert Jungyun Kim an der Universität Mozarteum Salzburg in der Gesangsklasse von Barbara Bonney. Im Dezember 2014 sang er im Rahmen des Opernstudios der Universität Mozarteum die Rolle des Sir George in Mieczystaw Weinbergs „Lady Magnesia“. Zuletzt war er, ebenfalls in einer Produktion der Universität Mozarteum, im Juni 2015 in der Rolle des Remendado in „Carmen“ zu hören. Klavierquartett Sannicandro & Friends Im Klavierquartett „Sannicandro & Friends“ musizieren zwei Pianisten und zwei junge Nachwuchstalente - Lehrende und Studierende am Musikum Salzburg - miteinander. Musikalische Neugier und kammermusikalische Konzerterfahrung verbindet die vier Musiker. In „Catulli Carmina“ spielen sie zum ersten Mal im Quartett.