Klassische Probleme der konstruktiven Geometrie In unserem Projekt geht es um klassische Probleme der Geometrie, welche sich schon die alten Griechen stellten. Wir nahmen als Beispiel die Würfelverdoppelung, die Winkeldreiteilung und die Quadratur des Greises. Wir beschäftigten uns mit den Problemen, die bei der Konstruktion aufkommen und bewiesen auch, warum es nicht gelingt diese Figuren zu konstruieren. Danach suchten wir noch nach Hilfsmitteln, mit denen man diese „klassischen Probleme“ doch noch lösen kann, die aber nicht mehr zur Geometrie zählen. Das Projekt verbindet sowohl praktische, als auch theoretische Mathematik. I. Welche Zahlen lassen sich konstruieren? Es geht also um die Geometrie, doch auch hier gibt es Unterschiede. Für uns ist die Euklidische Geometrie wichtig. Euklidische Geometrie bedeutet grob, man konstruiert nur mit Zirkel und Lineal aus gegebenen Punkten neue Punkte. Folgende Regeln müssen berücksichtigt werden, wenn man mit der Euklidischen Geometrie arbeiten möchte: - Rechenoperationen dürfen nur auf bereits konstruierte oder vorgegebene Stücke angewandt werden Das Lineal darf nur zum ziehen von Geraden benutzt werden(nicht zum Messen oder zum Ziehen von Parallelen) Bei Einsatz des Zirkels muss ein Mittelpunkt des Kreises vorhanden sein und die Zirkeleinstellung darf während eines Zeichenschritts nicht verändert werden Die Konstruktionsschritte müssen endlich sein Die Einheit 1 ist bekannt Berücksichtigt man dies, lassen sich folgende Grundoperationen anwenden: 1) Zeichnen einer Geraden durch zwei Punkte Punkt B Punkt A 2) Zeichnen eines Kreises um einen Mittelpunkt und durch einen davon verschiedenen Punkt Punkt P Mittelpunkt M 3)Ermittlung des Schnittpunktes zweier gegebener Geraden Schnittpunkt S 4)Bestimmung der gemeinsamen Punkte eines Kreises und einer Geraden Schnittpunkt A Schnittpunkt B 5)Bestimmung der gemeinsamen Punkte zweier Kreise Schnittpunkt A Schnittpunkt B Welche Rechenschritte kann man so konstruieren? 1)Addieren 2)Subtrahieren: 3)Multiplizieren: 4)Dividieren 5)(mehrfaches) Quadratwurzelziehen Wie groß ist dann die Menge der Zahlen, die man mit Zirkel und Lineal konstruieren kann? Mit Hilfe der oben genannten Rechenschritte kann man folgende Zahlen darstellen: 1) alle Rationalen Zahlen 2) Zahlen, die sich durch rationale Rechenschritte (plus, minus, mal, geteilt) aus vorgegebenen Zahlen ergeben Anmerkung: man spricht in den obigen Fällen von Zahlen, die rational dargestellt sind 3) Quadratwurzelausdrücke Aber ist dies schon alles? Dazu schauen wir uns nochmals die möglichen Grundoperationen an: - - - den Schnittpunkt zweier Geraden der Form f(x)= mx + c erhält man durch ein lineares Gleichungssystem. Um dieses zu lösen, benötigt man nur die Rechenschritte plus, minus, mal, geteilt; also lassen sich die Schnittpunkte rational darstellen Hat man die Gleichung einer Geraden und die allgemeine Kreisgleichung eines Kreises so löst man beide Gleichungen geschickt durch Einsetzen und vereinfacht dann durch Ausmultiplizieren. Dadurch kommt man auf eine lineares Gleichungssystem der Form x² + px + q = 0, das man wiederum mit der Mitternachtsformel lösen kann, wobei man wiederum nur rationale Rechenschritte und das Quadratwurzelziehen benötigt Bei den Schnittpunkten zweier Kreise verhält es sich ähnlich wie bei dem Schneiden eines Kreises mit einer Gerade So kommen wir zum Hauptsatz über konstruierbare Zahlen: Mit Zirkel und Lineal konstruierbar sind genau die Punkte, deren Koordinaten sich allein durch rationale Verknüpfungen und durch ziehen von Quadratwurzeln aus den Koordinaten der gegebenen Punkte ausdrücken lassen II. Körper und Körpererweiterungen Wir schweifen kurz von der Geometrie ab, um uns ein wenig theoretische Mathematik anzueignen, die später noch wichtig ist: Es gibt wie wir wissen unterschiedliche Zahlenmengen: Natürliche Zahlen N, ganze zahlen Z, rationale Zahlen Q und reelle Zahlen R (und noch die komplexen Zahlen C). Will man alle rationalen Rechenregeln uneingeschränkt benutzen, so geht dies erst in der Menge der rationalen Zahlen (siehe Name). Man sagt auch: rationale Zahlen sind in Hinblick auf Addition und Multiplikation abgeschlossen Anmerkung: Subtrahiere kann man als Addition mit der Gegenzahl, dividieren als Multiplikation mit der Kehrzahl beschreiben. Doch hierzu ist die Definition von Gegenzahl und Kehrzahl notwendig: - Definition Gegenzahl: Addiert man zu einer Zahl ihre Gegenzahl, so ist das Ergebnis ein neutrales Element (hier:0). Bsp.: (5) + (-5) = 0 Definition Kehrzahl: Multipliziert man eine Zahl (außer 0) mit ihrer Kehrzahl, so ist das Ergebnis ein neutrales Element (hier:1). Bsp.: 5 * 1/5 = 1 Will man uneingeschränkt Wurzeln ziehen, so ist dies erst in der Menge der reellen Zahlen möglich. Aber wann genau ist eine Menge abgeschlossen? Definition: Eine Zahlenmenge M ist dann abgeschlossen, wenn das Ergebnis der Verknüpfung (z.B.: + , * ) zweier Elemente aus M wieder in der Menge M liegt. Körper Wir führen nun einen neuen Begriff ein, den des „ kommutativen Körpers“ Definition: eine Menge in der man die Verknüpfungen „+“ und „*“ benutz ist ein kommutativer Körper wenn… - die Menge abgeschlossen ist - es gilt das Kommutativgesetz für die Addition ( a + b = b + a) - es gilt das Kommutativgesetz für die Multiplikation ( a * b = b * a) - es gilt das Assoziativgesetz für die Addition ( [ a + b] + c = a + [b + c] ) - es gilt das Assoziativgesetz für die Multiplikation ( a * [b * c] = [a * b] * c = 0 ) - es gibt genau ein neutrales Element(n), sodass gilt a + n = a (Bsp.: 7 + 0 = 7) - es gibt genau ein neutrales Element(n’) sodass gilt a * n’ = a (Bsp. 7 * 1 = 7) - zu jedem Element existiert eine Gegenzahl, sodass eine Addition beider Zahlen das neutrale Element ergibt ( [a] + [-a] = 0 ) - zu jedem Element (außer n) existiert eine Kehrzahl, sodass eine Multiplikation beider zahlen das Neutrale Element ergibt ( a * 1/a = 1) - es gilt das Distributivgesetz ( a * [b + c] = a * b + a * c ) Anmerkung: Der kleinste Körper mit unendlich vielen Zahlen ist die Menge der rationalen Zahlen. Reduzible und irreduzible Polynome Definition Polynom: Man nennt einen Term der Form ax^n + bx^n-1 + … + yx + z Polynom n-ten Grades über einer Zahlenmenge M (z.B. den rationalen Zahlen). a, b, …, x, y sind in der Menge M. Bsp.: Das Polynom 3x² - 15x +18 ist ein Polynom 2-ten Grades über den ganzen Zahlen. Dieses Polynom kann man jetzt in zwei weitere Polynome niedrigeren Grades über Z zerlegen: 3x² - 15x +18 = 3 * (x-2) * (x-3) Nach der Zerlegung sind die Koeffizienten wieder in der Menge Z. Mathematiker sagen: Das Polynom ist über Z reduzibel. Währe es nicht über der Menge Z zerlegbar, würde man sagen es ist irreduzibel. Beispiel für ein irreduzibles Polynom über Z : x² - 2 da die Lösung der Gleichung x² - 2 = 0 auf die Wurzel von 2 führen würde und diese Zahl nicht in der Menge der ganzen Zahlen ist. Anmerkung: Das oben genannte Polynom wäre aber über den reellen Zahlen reduzibel, da die Wurzel von 2 durchaus eine reelle Zahl ist. Körpererweiterung Wir wissen ja, dass wir alle Rationalen Zahlen konstruieren können (die ja einen Körper bilden). Zusätzlich können wir aber noch Quadratwurzelausdrücke konstruieren. Dies währe normalerweise erst im Körper der reellen Zahlen möglich, von dem wir jedoch sehr viele Zahlen (z.B. Kubikwurzeln, die Kreiszahl, usw.) nicht konstruieren können. Es währe also gut einen Körper zu finden, in dem alle Zahlen vorhanden sind, die sich mit der Euklidischen Geometrie konstruieren lassen, nicht mehr und nicht weniger. Man muss also nur Quadratwurzelausdrücke in den Körper der rationalen Zahlen aufnehmen. Nimmt man nur die Wurzel von 2 in die Menge der rationalen Zahlen auf, so kann man alle Zahlen, die sich so darstellen lassen in der Form a + b √2 mit a, b € Q darstellen. Diese Zahlen bilden auch einen Körper. Man spricht auch von einem Erweiterungskörper über Q, der zu den rationalen Zahlen noch die Wurzel von Zwei aufnimmt. Man schreibt Q(√2 ) [sprich: Q adjungiert √2 ]. Dieser Körper hat über Q den Grad zwei, da man mit ihm ein Polynom zweiten Grades lösen kann, welches sich nur durch Einführung der Wurzel von Zwei lösen lässt. Man schreibt: [ Q (√2) : Q ] = 2 Unser Ziel ist es jedoch eine Körpererweiterung aufzustellen, die alle Quadratwurzelausdrücke enthält (also auch die 8. Wurzel von 2). Hierzu reicht eine einfache Körpererweiterung nicht; man muss die Erweiterung noch mehrfach erweitern. Dies nennt man dann Körperturm [Körperturm wird noch eingefügt] Dies ist sehr wichtig zum Thema Konstruierbarkeit: In diesem Körperturm vom Grad 2^n sind nun alle Zahlen, die man mit Zirkel und Lineal konstruieren kann. Das heißt auch, dass man die Nullstellen eines über Q irreduziblen Polynoms vom Grad 2^n konstruieren kann, denn die Nullstelle, denn die Nullstellen eines solchen Polynoms haben immer Quadratwurzelausdrücke als Lösung. Andererseits können wir die Nullstellen eines irreduziblen Polynoms, das nicht vom Grad 2^n ist, nicht konstruieren, denn in der Lösung sind immer Kubikwurzeln enthalten. Dies ist eine sehr wichtige Erkenntnis, denn nun können wir beweisen, dass sich eine Sache nicht konstruieren läst, indem wir eine Gleichung finden, welche die Zahl beschreibt und ein irreduzibles Polynom ist, welches nicht vom Grad 2