Die Herkunft der Muslime in Vorarlberg Avusturya Türk

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Die Herkunft der Muslime in Vorarlberg
Elisabeth Dörler, 2003.
Laut Volkszählung lebten 2001 in Vorarlberg schätzungsweise 30.000 Muslime; sie stellten rund 9% der
Gesamtbevölkerung dar. 17.000 davon sind türkische Staatsbürger; rund 8.000 sind österreichische
StaatsbürgerInnen türkischer Herkunft, was zeigt, dass der Islam in Vorarlberg nicht mehr nur eine Religion der
AusländerInnen ist.
Mit der Zuwanderung von Kriegsflüchtlingen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien Anfang der 90er
Jahre des vorigen Jahrhunderts wuchs auch die Zahl der bosnischen Muslime in Vorarlberg. Weiters leben
einzelne Muslime aus Ländern wie Ägypten oder Marokko in Vorarlberg.
Der Vorarlberger Islam ist hauptsächlich vom türkischen Islam geprägt. In der Türkei herrscht der sunnitische
Islam der hanafitischen Rechtsschule vor. 80% der Vorarlberger Muslime sind Sunniten dieser Rechtsschule. Die
von Abu Hanifa begründete Rechtsschule gilt als die liberalste der vier sunnitischen Rechtsschulen. Auch die
bosnischen Muslime gehören der hanafitischen Rechtsschule der Sunna an. Sie gelten als das einzige Volk in
Europa, das der muslimischen Religion angehört. Rund 20 % (6.300) der Muslime in Vorarlberg sind aus der
Türkei stammende Aleviten.
Die Landschaft des Islam in Vorarlberg ist nicht homogen. Sie wird von verschiedenen Gemeinschaften geprägt,
die jeweils ein sehr unterschiedliches Selbstverständnis haben. In dieser Landschaft spiegelt sich im Großen und
Ganzen die einfache ländliche Gesellschaft der Türkei der 70er und 80er Jahre. Es zeigen sich mittlerweile in
Vorarlberg jedoch auch Gruppen, die erst in den letzten Jahren in der Türkei entstanden oder stärker
hervorgetreten sind.
Von den Muslimen in Vorarlberg besteht zur Zeit keine zu beobachtende Absicht, Nicht-Muslime zu missionieren.
Zu beobachten sind Anstrengungen diverser islamischer Gemeinschaften, Menschen muslimischer Herkunft
wieder stärker in den Islam zu integrieren.
Avusturya Türk Islam Birligi (= ATIB)
Diese Organisation, allgemein bekannt unter ihrem Akronym ATIB, untersteht dem türkischen Staat. Die
Hodschas (Vorbeter und religiöse Lehrer) werden vom Präsidium für religiöse Angelegenheiten (kurz Diyanet
genannt) entsandt. (In Deutschland steht die Abkürzung ATIB für Avrupa Türk-Islam Birligi. Diese Gemeinschaft
wird dem islamischen Fundamentalismus nahe stehend eingestuft. Die österreichischen ATIB-Vereine haben
nichts damit zu tun. Die der österreichischen ATIB entsprechende Organisation in Deutschland ist die DITIB.)
Die ATIB-Gemeinschaften vertreten den sunnitischen Islam der hanafitischen Rechtsschule der Türkei. Inhaltlich
werden sie durch den Sozialattache der türkischen Botschaft in Wien kontrolliert. Für organisatorische Fragen der
Vorarlberger Gemeinschaften ist das türkische Generalkonsulat in Bregenz zuständig. Um die Werte des
laizistischen Staates, den die Türkei vertritt, aufrecht zu erhalten, ist diesen Gemeinschaften jegliche politische
Betätigung untersagt.
Der jeweilige din görevlisi (= Religionsbediensteter, entspricht im Normalfall einem Hodscha bzw. Imam) wird von
der Türkei entsandt und bezahlt. Er ist Inhaber eines türkischen Dienstpasses. Seine theologische Ausbildung hat
er meistens an einer türkischen Universität erhalten. Die theologische Ausrichtung der entsandten din görevlileri
entspricht in etwa der theologischen Ausrichtung des Präsidiums für religiöse Angelegenheiten. In Vorarlberg
bestehen 13 ATIB-Gemeinden. Die ersten wurden um 1978 gegründet. Jede Gemeinde ist in sich als Verein
organisiert. Ihre Zentren/Gebetsräume werden vor allem durch Imbissstände, kleine Geschäfte oder ähnliches
finanziert. Dies entspricht auch dem türkischen System der Finanzierung der Moscheen.
Standorte von ATIB-Vereinen und -Gebetsstätten in Vorarlberg:
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Dornbirn, Quellengasse 4
Lustenau, Tavernhofstraße 17a
Hohenems, Robert Koch-Straße 18a
Bregenz, Vorklostergasse 58
Hard, Lochbachstraße 8
Frastanz, Augasse 4
Bludenz, Austraße 2
Nenzing, Getznerstraße 6
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Hörbranz, Lochauerstraße 52
Bezau, Reuthe 60a
Höchst, Landstraße 64
Rankweil, Schweizerstraße 111
Mäder, Alte Schulstraße 12
ATIB in Vorarlberg nennt im Jahr 2002 2.000 Mitglieder. Da meist das Familienoberhaupt stellvertretend für die
ganze Familie Mitglied wird, kann man davon ausgehen, dass die Gemeinschaft ca. 10.000 Personen erreicht.
Rund die Hälfte der 2.000 Mitglieder sind österreichische Staatsbürger.
Die Gebetsräume (mescid) sind meistens nicht sehr groß. Für die Feiertagsgebete/Bayram Namazi (wie am
Ramazan Bayrami/dem Dankfest am Ende der Fastenzeit Ramazan und Kurban Bayrami/dem Opferfest) werden
daher auch die Messehalle in Dornbirn und/oder das Festspielhaus in Bregenz angemietet. Zu diesen Gebeten
kommen - wie zur katholischen Weihnachtsmette oder zur Osternachtsfeier - auch viele Muslime, die nur zu
diesen beiden Anlässen zum gemeinsamen Gebet kommen und ansonsten keiner Gemeinschaft angehören. Im
Festspielhaus Bregenz nehmen an einem Bayram Namazi ca. 2.000 Personen teil.
Der Auslandsdienst ist der Diyanet, dem türkischen Präsidium für religiöse Angelegenheiten, und damit dem
türkischen Staat ein wichtiges Anliegen. Laut Eigendarstellung will Diyanet auf diese Weise der Ausbreitung eines
extremistischen Islam in Mitteleuropa entgegen wirken. Der türkische Staat und seine Auslandsvertreter stehen
daher den neben den ATIB-Gemeinden im Ausland existierenden religiösen Gemeinschaften und Vereinen mit
türkischem Hintergrund kritisch bis ablehnend gegenüber.
Verband Islamischer Kulturzentren (= VIKZ)
1972 wurde die erste Religionsgemeinde des heutigen Verbandes Islamischer Kulturzentren (VIKZ) in Vorarlberg
gegründet. Der Vorarlberger Verband mit der Funktion eines Dachverbandes wurde 1987 gegründet. Heute
bestehen im Land sieben Ortsgemeinden. Jede bildet einen eigenen Verein. Der Vorarlberger VIKZ ist mit der
europäischen Zentrale des Verbandes in Köln verbunden. Köln wiederum ist der Istanbuler Zentrale gegenüber
verantwortlich.
Die VIKZ ist theologisch eine islamische Bewegung der hanafitischen sunnitischen Rechtsschule und wurde von
Süleyman Hilmi Tunahan begründet. Die Mitglieder dieser Gruppe haben von ihrem Gründer auch den Namen
Süleymancilar. Sie bilden einen modernen Ableger des schon im Mittelalter gegründeten Nakschibendi-Ordens.
Die islamischen Orden (tarikat) sind in der Türkei verboten. Auch die Aktivitäten von S. H. Tunaham, die
Gründung von Koranschulen und religiösen Studentenheimen nach der Abschaffung des (von der neuen
Regierung wieder eingeführten) Religionsunterrichtes an den Schulen durch den laizistischen türkischen Staat,
brachten den Staat gegen diese Bewegung auf. Die Süleymancilar selbst sehen sich nicht als religiösen Orden.
Ziel der Bewegung ist die Verbreitung des Koran und damit des Islam auf der ganzen Welt, sowie die
Aufrechterhaltung islamischer und türkischer Werte bei den türkischen Emigranten im Westen. Dazu dienen vor
allem Koranschulen, wie sie von S. H. Tunahan begründet wurden. Inhaltlich wird ein Gedankengut verbreitet,
das Elemente des traditionellen Islam und des türkischen Nationalismus enthält. Nach eigenen Angaben verfolgt
der VIKZ keine politischen Ziele. Bildung (religiöse und weltliche) ist ein zentrales Anliegen der Bewegung.
Die sieben Ortsgemeinden in Vorarlberg zählen rund 200 aktive Mitglieder, die auch regelmäßig Mitgliedsbeiträge
bezahlen. Davon sind über die Hälfte österreichische Staatsbürger. (70% der Vereinsvorstände sind, wie die
Verbandssprecher besonders betonen, österreichische Staatsbürger.) Der VIKZ rechnet, dass er insgesamt ca.
2000 Personen erreicht. Jede der Ortsgemeinden wird von einem Hodscha aus der Türkei betreut. Diese wurden
in einer der privaten Koranschulen der Bewegung des VIKZ in der Türkei oder an einem Imam Hatip Lisesi (einer
Prediger- und Vorbeterschule) ausgebildet. Die in Vorarlberg gespendete zekat (rituelle Almosensteuer) wird über
Köln an vom VIKZ geführte Schülerheime in Istanbul weitergegeben. Die Ortsvereine in Vorarlberg sind:
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Kennelbach, Hofsteigstraße 2
Lustenau, Flurstraße 30
Dornbirn, Marktstraße 46, und Islamisches Zentrum in der Bildgasse 17
Hohenems, Friedhofstraße 5
Götzis, Zollwehr 10
Rankweil, Dr. Griß Straße 6
Bludenz, St. Peters Straße 23
Das Angebot des VIKZ in Vorarlberg umfasst:
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Koran-Schulen am Wochenende
ein islamisches Schülerheim
Projekte für jugendliche Arbeitslose
Sprachkurse für Frauen und Jugendliche, die erst durch die Familienzusammenführung mit 14/15 Jahren
hierher kamen, und Computerkurse (in Zusammenarbeit mit der Vorarlberger
Arbeiterkammer)
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Kurse für Müllentsorgung
Das Islamische Zentrum in der Bildgasse hat die Funktion eines Bildungs- und Begegnungszentrums für ganz
Vorarlberg. Es gibt Pläne, im Raum Feldkirch ein Zentrum einzurichten, das sich mit der Beratung und Begleitung
von Kranken und Sterbenden beschäftigt und Schulungen für das Krankenhauspersonal anbietet.
Seit 1997 unterrichten islamische Religionslehrer des VIKZ auch an öffentlichen Schulen in Vorarlberg. Die
Anstellung erfolgte über die für den islamischen Religionsunterricht in Österreich zuständige Islamische
Glaubensgemeinschaft in Österreich. Ein Student des VIKZ besucht derzeit die mit dem Schuljahr 1998/99
eröffnete islamische Religionspädagogische Akademie in Wien, in der die Ausbildung der in Österreich tätigen
islamischen Religionslehrer erfolgt.
IGMG / Islamische Gemeinschaft "Milli Görüs"
Diese Gruppe, kurz "milli görüsch" (Nationale Sicht) genannt, hat in Vorarlberg in vier Orten Niederlassungen: in
Dornbirn (Sägerstraße 1 und 2), in Bregenz (Neu Amerika 4), in Lustenau (Kneippstraße 6 und Reichshofstraße
7) und in Feldkirch (Liechtensteinerstraße 50). Die Mitglieder sind mit ihren Angaben sehr vorsichtig und
verweisen auf die Zentrale in Kerpen bei Köln.
Milli Görüs ist die Nachfolgeorganisation der am 22. Oktober 1976 in Köln gegründeten "Türkischen Union Europa
e.V.", die 1978 (nach einer anderen Darstellung 1983) in "Islamische Union Europa e.V." umbenannt wurde. In
dieser Zeit spaltete sich eine radikale Gruppe um Cemalettin Kaplan (seit 2001 in Deutschland verboten) von Milli
Görüs ab. Seit 1995 trägt die Vereinigung den Namen "Islamische Gemeinschaft Milli Görüs" (kurz IGMG).
Gleichzeitig schuf sie die EMUG ("Europäische Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft") für die
Verwaltung ihrer Liegenschaften. Weitere Holdings vertreten die Wirtschaftsinteressen der Gemeinschaft.
Milli Görüs folgt der sunnitisch-hanafitischen Rechtsschule, ist allerdings auch für andere Rechtsschulen offen. In
Deutschland ist die IGMG die wichtigste Gemeinschaft des (neben der türkei-staatlichen DITIB) zweitgrößten
Dachverbandes "Islamrat der Muslime in Deutschland". Die IGMG gilt als der größte türkisch-islamische Verband
Europas. Auffällig ist die Beziehung der IGMG zur früheren türkischen Fazilet-Partei, die unter dem Vorwurf des
Fundamentalismus in der Türkei verboten wurde, bzw. zur heutigen als Nachfolge-Organisation der "FaziletPartei" geltenden Saadet-Partei.
Nach Selbstdarstellung der IGMG ist dieser der interkulturelle und interreligiöse Dialog wichtig. Sie betonen, dass
unter Integration jedoch nicht Assimilation verstanden werden kann.
Milli Görüs wird in Deutschland von Verfassungsschutzdiensten einiger Bundesländer aufmerksam beobachtet.
Der Verband wird als nicht dialog-freundlich eingestuft, da er – trotz neuerer theologischer Entwicklungen im
Islam – das Ziel noch nicht aufgegeben habe, das Scheriat-Recht auch im Westen einzuführen, was einer
Aufhebung der Trennung von Religion und Staat/Recht gleichkommen würde.
Nurcular
Die Nurcu-Bewegung (sprich nurdschu) ist in Vorarlberg seit dem Jahr 2001 aktiv. Die Gruppe steht den Nurcular
um Said Nursi bzw. der Gruppe um Fethullah Gülen in der Türkei nahe. Sie verstehen sich als islamische
Reformbewegung, die moderne Wissenschaft und Technologie mit dem Islam versöhnen will. Inhaltliche
Grundlage dafür ist das Werk "risale-i nur külliyati" (Briefe des Lichts) von Said Nursi.
Die Nurcular wollen im Westen vom Glauben abgefallene Muslime zurückgewinnen bzw. verhindern, dass im
Westen aufgewachsene muslimische Jugendliche ihre islamische Identität verlieren. Sie gehen vom Islam als
einer auf Dauer bestehenden Größe im Westen aus. Von der Türkei ausgehend wird für 2003 der Aufbau einer
Zeitschrift speziell für die türkischen Muslime in den deutschsprachigen Ländern geplant.
Die theologische Ausrichtung der Nurcular ist in der Türkei umstritten. Sie haben aber einige interessante
Akzente im christlich-islamischen Dialog gesetzt.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo diese Gruppe relativ weit verbreitet ist, befindet sie sich in Vorarlberg erst im
Aufbau (Institute "Galileo" für Kultur, Bildung und Sport mit Sitzen in Dornbirn und Feldkirch). Sie sind gemäß den
Interessen der Nurcu-Bewegung für bildungsorientierte jüngere türkische Muslime interessant. Sie engagieren
sich in der Lernhilfe für türkische Kinder, um diese im Umfeld ihrer Religion zu fördern.
Ülkücüler
Ülkücüler (sprich ülküdschüler) ist die Kurzform von Avrupa Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyonu
(Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Europa e.V.). Die Vorarlberger Gemeinschaften
stehen in enger Verbindung mit der deutschen Organisation.
Diese Gruppierung hat vier Niederlassungen in Vorarlberg:
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Bregenz, Neugasse 2 (Zentrale)
Lustenau, Reichstraße 20
Bludenz, Austraße 2
Feldkirch, Schlossgraben 10
Sie gilt nur im Westen als religiöse islamische Organisation. In der Türkei ist sie eine national orientierte politische
Gruppierung, bekannt als Graue Wölfe. Ihr Logo ist der heulende Wolf in der islamischen Mondsichel. In der
Türkei entsprechen sie der MHP-Partei (milliyetçi hareket partesi), der Wahlsiegerin der türkischen
Parlamentswahlen vom April 1999, die im November 2002 jedoch wieder vollständig aus dem türkischen
Parlament hinausgewählt wurde.
In ihren Vereinslokalen sind zwar Gebetsräume integriert; nicht jeder Verein jedoch unterhält einen eigenen Imam
oder Hodscha.
Ülkücüler
Ülkücüler (sprich ülküdschüler) ist die Kurzform von Avrupa Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyonu
(Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Europa e.V.). Die Vorarlberger Gemeinschaften
stehen in enger Verbindung mit der deutschen Organisation.
Diese Gruppierung hat vier Niederlassungen in Vorarlberg:
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Bregenz, Neugasse 2 (Zentrale)
Lustenau, Reichstraße 20
Bludenz, Austraße 2
Feldkirch, Schlossgraben 10
Sie gilt nur im Westen als religiöse islamische Organisation. In der Türkei ist sie eine national orientierte politische
Gruppierung, bekannt als Graue Wölfe. Ihr Logo ist der heulende Wolf in der islamischen Mondsichel. In der
Türkei entsprechen sie der MHP-Partei (milliyetçi hareket partesi), der Wahlsiegerin der türkischen
Parlamentswahlen vom April 1999, die im November 2002 jedoch wieder vollständig aus dem türkischen
Parlament hinausgewählt wurde.
In ihren Vereinslokalen sind zwar Gebetsräume integriert; nicht jeder Verein jedoch unterhält einen eigenen Imam
oder Hodscha.
Die Aleviten
Laut eigenen Angaben lebten im Jahr 1998 rund 6.300 Aleviten in Vorarlberg. Das entspricht etwa einem Viertel
der türkisch-stämmigen Bewohner des Landes. Das Zahlenverhältnis entspricht den Relationen in der Türkei.
Der Alevitische Kulturverein Bodensee (Lauterach, Bundesstraße 23) wurde 1991 gegründet. Er zählt über 300
Mitglieder; inklusive der entsprechenden Familien erreicht er also rund 1.600 Personen. Seit dem Jahr 2000
existiert eine zweite alevitische Gruppe in Vorarlberg. In der Türkischen Plattform Vorarlbergs finden sich 2005
neben dem Alevitischen Kulturverein Bodensee noch zwei weitere alevitische Vereine.
Einmal im Monat organisiert der Verein einen cem, die alevitische religiöse Gemeinschaftsfeier, mit
anschließender Möglichkeit für Interessierte, sich mit dem dede, der religiösen Autorität, auszutauschen.
Ebenfalls monatlich wird ein Seminar zu religiösen Fragen organisiert.
Alevitische Eltern melden ihre Kinder in der Regel vom islamischen sunnitischen Religionsunterricht ab.
Gewünscht wäre von Seiten der Aleviten ein eigener alevitischer Religionsunterricht. Allerdings wäre dafür eine
Differenzierung der verschiedenen islamischen Gruppen, analog der christlichen Konfessionen, die auch jeweils
eigenständige Körperschaften dem Staat gegenüber sind, notwendig. Den Aleviten steht in Österreich die volle
Religionsfreiheit zu, da sie aber keine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft sind, haben sie nicht das Recht
auf einen von der öffentlichen Hand bezahlten Religionsunterricht.
Die Aleviten empfinden sich selbst der mitteleuropäischen Kultur gegenüber als liberaler und anpassungsfähiger
als die Sunniten. Durch ihre Geschichte als religiöse Minderheit hätten sie gelernt, ihre Werte auch
zurückgezogen zu leben. Für Aleviten ist die Trennung von Staat und Religion grundsätzlich positiv besetzt, da
sie damit Religionsfreiheit verbinden. Bildung hat in dieser Gemeinschaft einen hohen Stellenwert.
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