Wichtige Hinweise zum Praktikum 1. Bereiten Sie sich immer gut vor! Fangen Sie mit der Vorbereitung nicht erst einen Tag vor dem Praktikum an! Die Unterlagen sind umfangreich und nicht ohne Hinzunahme weiterer Literatur zu verstehen! Vor Beginn eines jeden Versuchs findet ein Kolloquium (d.h. eine mündliche Prüfung!) von ca. 15-30 Minuten statt, in dem SIE die Grundlagen, den Versuchsaufbau und die Versuchsdurchführung erläutern! Nur bei positiver Beurteilung werden Sie zum Versuch zugelassen! 2. Den Anweisungen der studentischen Hilfskräfte ist unbedingt Folge zu leisten! 3. Vergessen Sie niemals Ihren Unterschriftenzettel (Teilnahmenachweis) mitzubringen! Ein vergessener Unterschriftenzettel gilt als Fehlversuch! 4. Wer beim Essen oder Trinken erwischt wird, fliegt raus! Wichtige Hinweise zum Praktikum 5. Besorgen Sie sich Millimeterpapier (Sie können sich einen Block mit mehreren anderen teilen). 6. Abgabe des Protokolls: NUR ZU BEGINN ihres nächsten Praktikums! Später eingehende Protokolle werden nicht berücksichtigt! 7. Lesen Sie sich aufmerksam die Hinweise zum Praktikum durch, die Sie von Prof. Schmiedl erhalten haben! 1 Kapitel 3 - Mechanik 3.1 Kinematik 3.1.1 Bewegung in einer Dimension Ein Beispiel aus dem täglichen Leben: Sie fahren mit dem Auto in den Urlaub nach Italien. Sie starten um 8:00 Uhr und sind um 11:30 Uhr in Würzburg, was ca. 350 km von Bielefeld entfernt ist. Bis München sind es noch 250 km. Wie lange werden Sie wohl für diese Strecke brauchen? Kapitel 3 2 Kapitel 3 Durchschnittsgeschwindigkeit v= Gesamtstrecke Benötigte Zeit (3.1) Geschwindigkeit-Weg-Diagramm (v-x-Diagramm) v [km/h] v= Gesamtstre cke = const . Benötigte Zeit 350 0 x [km] Kapitel 3 Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm (v-t-Diagramm) v [km/h] v= 0 Gesamtstre cke = const . Benötigte Zeit 3,5 t [h] 3 Kapitel 3 Kapitel 3 Verallgemeinerung Ort x1 zur Zeit t1 Wie groß ist die Distanz zwischen x1 und x2? Ort x2 zur Zeit t2 4 Kapitel 3 Verallgemeinerung „Geradeziehen“ der Strecke und Abbildung auf x-Achse! Physikalische Modellbildung!!! x1(t1) x1(t1) x2(t2) x2(t2) Kapitel 3 Weg-Zeit-Diagramm (x-t-Diagramm) x [km] v= ∆x ∆t (3.2) ∆x 3,5 0 Entspricht dieses Bild Ihrer Erfahrung während der Reise?? t [h] ∆t Beobachtung: Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist offensichtlich die Steigung der Geraden! 5 Kapitel 3 Was ist der Unterschied zwischen der roten und der blauen Kurve? Rote Kurve: Messung der Orte x1,2 zu Anfangs- und Endzeitpunkt t1,2 Blaue Kurve: Kontinuierliche Messung der Orte x(t)! x [km] x2 x(t) ∆x x1 t1 t t2 t [h] ∆t Kapitel 3 Kann man die Geschwindigkeit für einen Punkt auf der blauen Kurve angeben? Tachometer!!! x [km] x2 x(t) ∆x x1 t1 t t2 t [h] ∆t 6 Kapitel 3 Wie bestimmt man diese Geschwindigkeit aus dem x-t-Diagramm? Man berechnet die Durchschnittsgeschwindigkeit für einen sehr kleines Zeitintervall um die Stelle t! Warum geht das? „(Fast) jede Kurve wird zur Geraden, wenn man nur den Ausschnitt klein genug wählt!“ x [km] ∆x x2 x(t) x1 t1 t2 t t [h] ∆t Kapitel 3 „Zusammenziehen“ des Zeitintervalls ∆t auf den Punkt t ergibt die Momentangeschwindigkeit in x-Richtung vx x [km] ∆x ∆x dx = ∆t → 0 ∆t dt v x = lim (3.3) x2 x(t) x1 t1 t t2 t [h] ∆t vx ist die Ableitung des Ortes x nach der Zeit t 7 Kapitel 3 Momentangeschwindigkeit vx zu verschiedenen Zeiten x [km] vx(t) t [h] Was fällt auf? vx ist nicht konstant, sondern ändert sich mit der Zeit! Kapitel 3 Die Änderung der Geschwindigkeit mit der Zeit nennt man (Momentan-) Beschleunigung. Die Definition erfolgt völlig analog zur Definition der (Momentan-) Geschwindigkeit (also der Änderung des Ortes mit der Zeit)! ∆x dx = ∆t dt dv ∆v a x = lim x = x ∆ t → 0 ∆t dt v x = lim ∆t → 0 (3.4) (Momentan −)Geschwindi gkeit (3.5) (Momentan −)Beschleuni gung 8 Kapitel 3 Experiment: Senkrechter und waagerechter Wurf Kapitel 3 Schiefer Wurf 9 Kapitel 3 Ein cleverer Affe flieht aus dem Zoo. Kurze Zeit später wird er von einem Wärter auf einem Baum entdeckt. Der Wärter zielt mit einem Betäubungsgewehr auf den Affen im Baum und schießt. Der clevere Affe lässt sich genau im Augenblick des Schusses fallen, um nicht getroffen zu werden. Trifft der abgefeuerte Pfeil den Affen oder nicht? Kapitel 3 Gleichförmige Kreisbewegung 10 Kapitel 3 Gleichförmige Kreisbewegung – Zentripetalbeschleunigung Kapitel 3 Bewegungsgleichungen für mehrdimensionale Bewegung Wichtigster Fall: Bewegung in drei Dimensionen 11 Kapitel 3 Momentangeschwindigkeit r r r r ( t + ∆ t ) = r ( t ) + ∆r r r r ∆r = r ( t + ∆t ) − r ( t ) r r r r r ∆r r (t + ∆t ) − r (t ) dr (t ) = lim v (t ) = lim = ∆t →0 ∆t ∆t →0 ∆t dt Kapitel 3 3.2. Dynamik Was bisher geschah … Beschreibung ein-, zwei- und mehrdimensionaler Bewegung Bislang unbeantwortet: Was ist die zugrunde liegende Ursache für Bewegung (siehe Kausalitätsprinzip!)? Beispiele: Wie kann ein Schlepper einen Tanker bewegen, der viele Male größer und schwerer ist? Warum kann man zwar einen Einkaufswagen anhalten, der auf einen zurollt, aber nicht einen Zug? .. Antworten zu solchen oder ähnlichen Fragen werden im Rahmen der Dynamik behandelt. Dynamik = Beschreibung der Ursache von Bewegung 12 Kapitel 3 3.2.1 Die Newtonschen Gesetze Grundsätzliches: Die Newtonschen Gesetze lassen sich nicht mathematisch herleiten, sondern reflektieren die Erkenntnisse aus unzähligen Experimenten Sie sind wahrhaft fundamental, d.h. sie lassen sich nicht aus anderen Prinzipien der Physik herleiten Sie begründen in der Physik den Zweig der Klassischen oder Newtonschen Mechanik (und z.B. der Technischen Mechanik in der Anwendung) Für den Einsatz im sehr Kleinen (Atome, Elementarteilchen, …) und im sehr Großen (Kosmologie) (ganz aktuell!!!), sowie bei großen Geschwindigkeiten müssen die Newtonschen Gesetze modifiziert werden (Quantenmechanik, Relativitätstheorie) Kapitel 3 Begründer: Sir Isaac Newton (1642 -1727) Aufbauend auf den Arbeiten von Kepler, Copernicus, Brahe und Galilei 13 Kapitel 3 Newtons Gesetze sind sehr einfach! Trotzdem haben viele Menschen Probleme damit, ihre Alltagserfahrungen und die tatsächlichen physikalischen Vorgänge zusammen zu bringen! Kraft und Wechselwirkung: In der Alltagserfahrung versteht man unter einer Kraft meistens eine Kontaktkraft, d.h. man zieht oder drückt an einem Gegenstand und „spürt“ so eine Kraft. Weniger bekannt in der Alltagserfahrung sind die kontaktlosen Kräfte oder Fernwirkungskräfte, z.B. Magnetismus, Erdanziehung, … Kräfte wirken richtungsabhängig, also beschreibt man sie mathematisch am besten mit Hilfe von Vektoren (tataaa!!!) Die SI Einheit für die Kraft ist das Newton Kapitel 3 Kraft ist das Konzept zur Beschreibung möglicher Wechselwirkungen Kräfte können durch ihre beschleunigende (oder verzögernde) Wirkung auf bewegliche Körper ihre verformende Wirkung auf Körper beobachtet und gemessen werden. Experimentelle Erfahrung: r Wirken N Kräfte mit verschiedenen Beträgen und Richtungen Fi auf einen Punkt ein, so ist der Effekt derselbe als wenn genau eine Kraft r N r R = ∑ Fi auf diesen Punkt einwirkt! i =1 Superpositionsprinzip von Kräften oder in seiner inversen Form: Zerlegungsprinzip von Kräften (siehe mehrdimensionale Bewegung!) 14