, gen die her n i t r s b t lic is i it n: ihei ndn ensch e „ ä r eite ahrhe t . F h s ) m n r y r r r e h e u na a eW ing orm ) ssv it z r Be ei W , dein r n br l Jaspers „Mi gste F tion“ hhe Pete rt) e d c ( t d s fi e n a hwo ei .“ bt ar r u i c e k K h i i ( g r ä r r M p n h e S e mu „Es e Wah hrheit hes „Di heißt, einand sisc n e a i Kom n t e i i W M (ch ie das um M dd z n e u i s 5. Was ist Kommunikation? Kommunikation hat eine grundlegende Be­ deutung für unseren Alltag. Eine davon ist, dass sie unter anderem die Qualität der Be­ ziehungen von Menschen bestimmt. Kom­ munikation findet verbal (mit Worten), paraverbal (über Sprechweise: Klang, Laut­ stärke, Tempo) und nonverbal (durch Ge­ stik, Mimik, Blickkontakt, Körperhaltung) statt. Dank moderner Technologien wie Handy, Computer und Internet ist es uns heutzutage möglich auch große Distanzen kommunikativ zu überbrücken. Dennoch scheint es aber immer schwieriger zu wer­ den miteinander zu reden, ohne dass es zu Kommunikationsproblemen oder Missver­ ständnissen kommt. Kommunikation ist alles, alles ist Kommunikation! Für Kommunikationsstörungen gibt es ver­ schiedene Ursachen: Missverständnisse, wel­ che in der verbalen und nonverbalen Kom­ munikation auftreten können, Vorurteile, unterschiedliche Ansichten, Meinungen, Wertvorstellungen und Bedürfnisse usw. Die­ se Störungen können sowohl kulturelle als auch nicht kulturelle Hintergründe haben. Gelingende Kommunikation ist schon in­ nerhalb des gleichen Kulturkreises oft mit Schwierigkeiten verbunden, die erfolg­ reiche Kommunikation zwischen zwei ver­ schiedenen Kulturkreisen stellt uns vor noch mehr Herausforderungen, da Erfahrungen und Prägungen in den meisten Fällen noch mehr von dem, was wir gewohnt sind, ab­ weichen und Missverständnisse daher noch häufiger entstehen können, als bei Personen der gleichen Kultur. Eine unhöfliche, ab­ lehnende oder sogar diskriminierende Ver­ haltensweise gegenüber Menschen anderer Kulturen hat ihren Grund vielfach in der Un­ kenntnis über deren Leben, Lebenssituati­ on, Bräuche und Sitten und als Folge auch in daraus entstehenden Vorurteilen. Auch wenn beide Kommunikationspart­ nerInnen aus dem gleichen Kulturkreis kom­ men, haben sie doch ihre individuelle Ge­ schichte und Prägung, welche sie in das Gespräch einfließen lassen. Noch mehr He­ rausforderungen birgt aber die Kommuni­ kation von Personen unterschiedlicher Kul­ turen. Wenn man aber weiß, wie Kommunikations­ störungen und Konflikte entstehen, kann man diesen schon im Vorhinein vorbeugen bzw. besser damit umgehen. Um eine gute Gesprächsbasis zu schaffen, kann man mit Sprache und Körpersprache Achtung, Re­ spekt, Toleranz und Offenheit dem anderen gegenüber ausdrücken. „Vor allem, Scout, sagte er, musst du einen ganz einfachen Trick lernen, dann wirst du viel besser mit Menschen aller Art auskommen. Man kann einen anderen nur richtig verstehen, wenn man die Dinge von seinem Gesichtspunkt aus betrachtet. Ich meine, wenn man in seine Haut steigt und darin herumläuft.“ Kommunikation stammt vom Lateinischen „communicare“ und bedeutet „teilen, mit­ teilen, gemeinsam machen“. In dieser Be­ deutung ist eine Sozialhandlung gemeint, in die mehrere Menschen einbezogen sind. Zwischenmenschliche Kommunikation ist das Senden und Empfangen von Botschaf­ ten. Obwohl ein „in Verbindung treten“, ein „Sich-Verständigen“ stattfindet, gehen KommunikationspartnerInnen erst einmal von sich selbst, von ihrem Ich und den ei­ genen Prägungen, Erfahrungen und Erleb­ nissen aus, welche sie gemacht haben. Das kann auch zu Missverständnissen und Pro­ blemen in der Kommunikation und einem „Aneinander-Vorbeireden“ führen. (aus: „Wer die Nachtigall stört“; Harper Lee, 1960) 22 5.1. Kommunikationstheoretischer Hintergrund 5.1.1.Verbale, paraverbale und nonverbale Kommunikation In der Kommunikationstheorie wird zwi­ schen verbaler, paraverbaler und nonver­ baler Kommunikation unterschieden. Interpunktion (Ursache und Wirkung) Der Anfang einer Kommunikationskette eines Dialogs, eines Konflikts - ist nicht im­ mer eindeutig. Das heißt, dass man nicht sa­ gen kann, wer mit dem Gespräch oder dem Streit eigentlich begonnen hat. Die verbale Kommunikation umfasst den Wort- und Satzbau, der paraverbale Kom­ munikationsteil bezieht sich auf jenen An­ teil des Sprechens, der die Stimmeigen­ schaften und Sprachmelodie beinhaltet. Menschliche Kommunikation verläuft kreis­ förmig, der Beginn kann letztlich nicht fest­ gestellt werden und wird daher subjektiv bestimmt (Interpunktion). Dennoch recht­ fertigen Menschen ihr Verhalten oft als Re­ aktion auf das Verhalten eines anderen Men­ schen. Zur nonverbalen Kommunikation zählen Mi­ mik, Gestik, Blickkontakt, Körperhaltung, Berührung, Kleidung und Olfaktorik (Wahr­ nehmung von Gerüchen). Diese hat an der Gesamtkommunikation den größten Anteil („Der Körper sagt mehr als 1000 Worte.“). Inhalt und Beziehung Watzlawick setzte sich auch mit der Inhaltsund Beziehungsebene der Kommunikation auseinander. Jede Mitteilung birgt außer ei­ ner sachlichen Information (Inhaltsaspekt) auch eine Absicht, wie die Nachricht emo­ tional aufzufassen ist (Beziehungsaspekt). Durch Tonfall, Mimik, Gestik und Körper­ sprache kann man z.B. verschiedene Ge­ fühle (Freundlichkeit, Unfreundlichkeit, Be­ wunderung, Misstrauen) ausdrücken. Der Inhalt wird immer von der Beziehung beein­ flusst. 5.1.2.Kommunikationstheorie nach ­Watzlawick Watzlawick baute seine Kommunikations­ theorie auf fünf Grundsätzen auf. Im Fol­ genden sind drei davon beschrieben, die weiteren können bei Watzlawick nachgele­ sen werden: Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren Als einen Grundsatz seiner Kommunikati­ onstheorie beschrieb Watzlawick die Un­ möglichkeit nicht zu kommunizieren. Alles was man macht oder nicht macht, ist Kom­ munikation - auch das Schweigen sagt et­ was über die Person aus (z.B. „Ich will mei­ ne Ruhe haben“ oder „Ich will nicht mit dir reden, da du keine interessante Gesprächs­ partnerin für mich bist!“). Schulz von Thun erweiterte die Theorie und entwickelte ein „Kommunikationsquadrat“ indem er vier Kommunikationsebenen be­ schrieb: Jede Nachricht sagt mehr aus, als nur die gesprochenen Worte. Es ist eine Vielzahl von Botschaften vorhanden und das macht die zwischenmenschliche Kommunikation so an­ fällig für Missverständnisse. Jedes Verhalten ist Kommunikation, wir kommunizieren auch nonverbal und unbe­ wusst miteinander. 23 Die Unterteilung der Botschaften, die in einer Nachricht stecken, erfolgt in folgenden vier Seiten. Appellseite Selbstkundgabe Sachebene Beziehungsseite (aus: www.schulz-von-thun.de) bal vermittelt. In der Selbstoffenbarungssei­ te sind Ich-Botschaften enthalten. Sachinhalt Hierbei handelt es sich um Daten, Fakten, Informationen und sachlichen Mitteilungen. Wenn es um Sachinformationen geht, steht diese Seite der Nachricht im Vordergrund. Hier wird die Nachricht unter dem Aspekt aufgenommen: „Was sagt sie mir über dich?“ Beziehungsseite Aus einer Nachricht kann man herauslesen, wie die KommunikationspartnerInnen zuei­ nander in Beziehung stehen und was der/die SenderIn von der Person, mit der sie kom­ muniziert hält. Dies ist z.B. an der Formu­ lierung und am Tonfall zu erkennen. Der nonverbale Aspekt spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Der empfangenden Person steht es frei, auf welche Seite der Nachricht sie reagiert - dies kann aber auch zu Verständigungs­ schwierigkeiten führen, wenn sie sich auf eine Seite bezieht, auf welche der/die Sen­ derIn keinen bzw. wenig Wert legt. Appell In fast jeder Nachricht ist ein Appell vor­ handen. Dieser soll Einfluss auf den/die EmpfängerIn nehmen. Eine Appellbotschaft kann offen oder versteckt erfolgen und soll dazu führen, dass der/die Gesprächspart­ nerIn Aktivitäten setzt (etwas tut, denkt, fühlt, unterlässt, usw.). Bezugnehmend auf Watzlawicks Aussa­ ge „Man kann nicht nicht kommunizieren“, kann die Sachinhaltsseite zwar leer sein, aber die drei anderen Bereiche senden sehr wohl Botschaften, meist durch Körperspra­ che und/oder Tonfall. Der/die EmpfängerIn möchte den Erwar­ tungen anderer entsprechen und es al­ len recht machen. Er/Sie kommt jedem Wunsch, jeder Aufforderung oder Bitte nach. Oft noch bevor diese geäußert wurde. Sachinhalt Selbstoffenbarung Ein weiterer Aspekt der Nachricht ist die Selbstoffenbarungsseite. Sie enthält Infor­ mationen über die sendende Person selbst. Dabei sind sowohl gewollte als auch nicht gewollte Selbstoffenbarungen gemeint. Hier geht darum, wie die Person sich fühlt, ob sie Muttersprachlerin ist oder nicht usw. aber auch um Bereiche, welche sie nicht einmal selbst wahrnimmt. Aspekte der Selbstoffenbarung werden oft nonver­ Appell (Empfänger) Nachricht Beziehung 24 Selbst­ offenbarung (Sender) Die empfangene Nachricht und ­Empfangsfehler, welche dabei auftreten können: In unserer Gesellschaft, besonders im Be­ rufsleben, steht die Sachseite stark im Vor­ dergrund, aber die SenderInnen senden im­ mer auf allen vier Seiten, bewusst oder unbewusst. Mit dem 4-Seiten-Modell kann man feststellen, dass gesendete und emp­ fangene Botschaften nicht immer gleich sein müssen. Es können sich Probleme und Unstimmigkeiten ergeben, wenn der/die SenderIn auf einer ganz anderen Seite sen­ det, als der/die EmpfängerIn empfängt. Die Inhalte einer Nachricht aus der Sicht des Empfängers Der Person, welche die Nachricht empfängt, steht es frei, auf welche Seite der Nachricht sie reagiert - dies kann zu Verständigungs­ schwierigkeiten führen, wenn sie sich auf eine Seite bezieht, auf welche der/die Sen­ derIn keinen bzw. wenig Wert legt. Bedeutung für die pädagogische Praxis: Eine wichtige Kommunikationsfähigkeit für Personen, welche an Schulen bzw. im Sozial­ bereich tätig sind, ist das „Aktive Zuhören“: so kann man vieles „zwischen den Zeilen“ aus einem Gespräch heraus hören. Es wird nicht wertend kommentiert, was der/die an­ dere sagt, sondern es wird versucht, sich in die Menschen einzufühlen und ihre Sichtwei­ sen anzunehmen. Durch dieses Zuhören und Anteilnehmen fühlen sich die Gesprächspart­ nerInnen angenommen und respektiert und es kann eine positive Gesprächsgrundlage geschaffen werden. Oft ist es auch für sich selbst und die andere Person hilfreich, das Gesagte der Person noch einmal mit eigenen Worten zu wiederholen. Das kann mehrere Ursachen haben. Wenn SenderIn und EmpfängerIn aus unterschied­ lichen kulturellen Kreisen stammen oder wenn der/die EmpfängerIn auf einer Sei­ te (mit einem „Ohr“) besonders stark empfängt und somit ganz andere Dinge versteht, als der/die sendende Person aus­ sagen wollte. Auf welche Seite der Nachricht besondere Bedeutung gelegt wird, hängt zu einem großen Teil auch von der Kultur ab. Manche Menschen bringen alles in Zusam­ menhang mit ihrer Person und fühlen sich leicht angegriffen (Beziehungs-Ohr). Frauen neigen generell eher zu dieser Haltung als Männer. Oft weichen Personen, mit einem ausgeprägtem Beziehungsohr der Sachaus­ einandersetzung aus und fühlen sich kriti­ siert. Beispiel: Eine afghanische Frau ist bei ei­ ner österreichischen Familie zu Besuch. Die Österreichische Gastgeberin fragt ihren af­ ghanischen Gast, ob sie noch Tee haben möchte. Nachricht Österreichische Gastgeberin fragt: „Möch­ ten Sie noch Tee?“ Gast (Frau) aus Afghanistan sagt: „Nein, danke!“ Je nachdem, welches „Ohr“ bevorzugt zum „Hören“ eingesetzt wird, desto unterschied­ licher können die Antworten auf ein und die­ selbe Frage ausfallen. Sachinhalt: Worum geht es? „Möchtest du noch Tee?“ Appell: Wozu will ich dich veranlassen? „Trink noch eine Tasse Tee.“ Selbstoffenbarung: Was sage ich über mich selbst aus? „Ich möchte eine gute Gastgeberin sein.“ Beziehung: Wie stehe ich zu Dir? „Ich möchte, dass du dich als mein Gast wohl fühlst.“ 25 Sachinhalts-Ohr (Worum geht es?) Gastgeberin hört: „Ich möchte keinen Tee mehr trinken.“ Frau meint: „Ich lehne den Tee vorerst ab“ SachinhaltsOhr Appell-Ohr (Was soll ich tun? Wozu willst du mich veranlassen?) Selbstoffen­ barungs-Ohr Nachricht Gastgeberin hört: „Du brauchst dich nicht weiter um mich bemühen!“ Frau meint: „Frage bitte mehrmals“ Appell-Ohr Selbstoffenbarungs-Ohr (Was sagt er über sich selbst aus?) Gastgeberin hört: „Ich möchte keinen Tee mehr haben.“ Frau meint: „Ich bin ein höflicher Mensch.“ BeziehungsOhr Beziehungs-Ohr (Wie steht er/sie zu mir? Wie fühle ich mich?) Gastgeberin: „Wir sagen zueinander was wir meinen.“ Frau: „Wir spielen das von der Höflichkeit gebotene Spiel.“ Näheres zum schon genannten Beispiel der österreichischen Gastgeberin und ihrem afghanischen Gast: Die Österreichische Gastgeberin fragt ihren afghanischen Gast, ob sie noch Tee haben möchte. Freundlich antwortet die Frau. Nein, danke“. Daraufhin bekommt sie kei­ nen Tee mehr von der Gastgeberin. Die Frau ist gekränkt, die Gastgeberin spürt dies, weiß aber nicht warum und ist irritiert. Wenn man die Situation mit dem Kommuni­ kationsmodell betrachtet, wird einiges kla­ rer und man sieht, dass die die Botschaften, welche bei der Gastgeberin ankommen und das, was eigentlich vom Gast gemeint war, sich unterscheiden. Im Folgenden wird be­ schrieben was der Gast meinte und was die Gastgeberin heraushörte: Dem Missverständnis hätte möglicherweise vorgebeugt werden können: Wenn man sich mit Bräuche, Sitten, Symbole und Kommu­ nikationsmuster der anderen Kultur vertraut macht, sichert man sich einen besseren Zu­ gang zur anderen Person und vermeidet so­ mit vielleicht unnötige Missverständnisse und Konflikte. Große Bedeutung, besonders in der Inter­ kulturellen Kommunikation, haben auch die nonverbalen Anteile eines Gesprächs. 26 5.2. Weitere Aspekte der Kommunikation 5.2.1.Wirklichkeitskonstruktion Wirklichkeit wird von jedem von uns kon­ struiert, d.h. jeder Mensch schafft sich sei­ ne eigene Realität und sieht dieselben Din­ ge möglicherweise anders als eine andere Person. Daher ist die Wirklichkeit zunächst immer subjektiv, und stimmt möglicherwei­ se wenig mit dem aller anderen Individuen überein. Durch Kommunikation, kann eine Übereinstimmung mit anderen hergestellt werden. trifft. Aber doch haben alle unrecht, weil keiner den Elefanten als ein Ganzes erfasst hat Im Folgenden eine weitere Version, welche gut dafür geeignet ist auch Kindern zu er­ zählen: Der Elefant und die sechs blinden Kinder Es waren einmal sechs blinde indische Kinder, die im Schulunterricht einer zweiten Klasse saßen. Auf dem Lehrplan stand Naturkunde und Thema des Tages war der Elefant. Der Lehrer hatte lange überlegt, wie er dieses Lebewesen seinen Schülern am besten nahe bringen könnte. Da in einer Schule für blinde Kinder sowieso das Berühren und Betasten neben dem Hören eine große Rolle spielt, entschloss er sich, einen lebenden Elefanten als Lernbeispiel zu nehmen, um die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Er führte sie zu einem Elefanten; jedes Kind hatte Zeit, sich mit ihm zu beschäftigen und den anderen mitzuteilen, mit was, nach ihren bisherigen Erfahrungen, der Elefant vergleichbar wäre. In komplizierten Sachverhalten sehen wir die Dinge oft sehr unterschiedlich. In sol­ chen Situationen ist auch Kommunikation schwierig. In der Kommunikation miteinan­ der, werden unsere subjektiven Wahrneh­ mungen, welche auf unseren Erfahrungen beruhen, verglichen. Noch mehr, als innerhalb eines Kultur­ kreises, unterscheiden sich die Erfahrungen in Interaktionen mit Menschen aus unter­ schiedlichen kulturellen Kreisen. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen, die wir machen, soll eine indische Fabel verdeutlichen, welche zeigt, dass es wichtig ist, dass die einzelnen Beobachtungen aus verschiedenen Perspektiven nicht Einzel­ heiten bleiben, sondern zu einem Ganzen zusammengesetzt werden sollen. Aber was ergibt das zusammen: Eine Schlange und ein welkes Blatt und ein Baum und ein Zweig und eine Höhle und ein hoher Berg? Der Lehrer war zunächst ratlos, aber dann ließ er den Kindern Zeit und Raum. Die Kinder blieben nicht an einer Stelle, sie bewegten sich und während der gesamten Zeit kommunizierten sie miteinander und mit dem Elefanten, der sich selbst auch bewegte und auf die Bewegungen und Berührungen der Kinder reagierte. So entstand nach und nach ein (fast) komplettes Bild bei allen Kindern. Der Elefant und die vier blinden Männer Vier blinde weise Männer treffen auf einen Elefanten und versuchen, ihn zu beschreiben. Der erste Blinde befühlt den Rüssel des Elefanten und schließt, ein Elefant müsse aussehen wie eine riesige Schlange. Der Zweite tastet sich an den Füßen hoch und meint, das Tier habe eine Gestalt wie ein uralter Baum. Der Dritte ertastet die Flanke des Tieres und beschreibt sie als eine Mauer. Und der Vierte dieser blinden Weisen gerät an den Schwanz des Dickhäuters und behauptet die Ähnlichkeit mit einem Seil. Bald streiten sich nun diese vier blinden Weisen, wobei ein jeder auf seine „Erkenntnis“ besteht. Dabei hat jeder recht, was den jeweiligen Körperteil be- 27 (aus: www.entwicklungsbegleitung-doering.de/05diagnostik) 5.2.2.Implizite und Explizite ­Botschaften Implizite Botschaften werden meist nonver­ bal (Mimik oder Gestik) übermittelt. 5.2.3. High context und low context communication Bei der high context und low context com­ munication geht es um das, was zwischen den Worten mitschwingt. Implizit bedeutet, etwas steckt in der Nach­ richt, ohne dass man es direkt sagt. Expli­ zit ist das Gegenteil, nämlich direkte Bot­ schaften, welche ausdrücklich formuliert sind. Je nach Kulturkreis ist es unterschied­ lich, welche Botschaften bevorzugt gesen­ det werden. In Kulturen mit high context communica­ tion, werden viele Dinge nicht gesagt, sie sind nur aus der Kultur heraus verständlich. Worte sind wichtig, mit wenigen Ausdrücken werden oft komplexe Inhalte transportiert. Kulturen mit starkem Kontextbezug sind im asiatischen Raum, Afrika, Lateinameri­ ka und Südeuropa zu finden (etwa 96% der Weltbevölkerung). Oft wollen wir ein Thema nicht direkt an­ sprechen und senden die eigentliche Haupt­ botschaft implizit. Beispiel: Ein Freund von dir sagt: „Ich gehe heute Abend ins Kino!“ Du würdest eigent­ lich gerne mitkommen. Wenn du mit einer impliziten Botschaft reagierst und mit „Ich gehe auch sehr gerne ins Kino!“ antwortest, garantiert dies nicht, dass du gefragt wirst, ob du mitkommen möchtest. Besser wäre die explizite Botschaft „Ich würde auch ger­ ne ins Kino gehen. Darf ich mitkommen?“ Hier hat der/die EmpfängerIn die Aufgabe die Nachricht zu verstehen und die vielen nonverbalen Botschaften richtig zu inter­ pretieren. Für low context-Kulturen (USA, Kanada, Nord- und Westeuropa) ergibt sich oft Fru­ stration, da diese häufig nicht gelernt ha­ ben, die nonverbalen Anteile herauszufil­ tern und als Teil der Gesamtbotschaft zu sehen. Alles wird aufgeschrieben und zu Pa­ pier gebracht, hier wird nichts dem kultu­ rellen Kontext überlassen. Die Empfindung, dass der/die Gesprächspartnerin aus einer high-Kontext-Kultur unehrlich ist und etwas verbergen will, kann dabei aufkommen. Ein Beispiel wären auch Witze, welche oft nur dann komisch sind, wenn man sie „zwischen den Zeilen“ versteht. 28 In der low context Kultur muss man sich viel deutlicher ausdrücken und mehr erklären. Low context Kommunikation ist im deut­ schen und englischen Sprachraum, sowie im westlichen Skandinavien üblich (nur 4% der Weltbevölkerung). Merkmale sind der direkte Gesprächsstil, die sprachliche Ver­ mittlung von Botschaften und Gefühlen. Die SprecherInnen sind dafür verantwortlich, dass die ZuhörerInnen die Botschaften ver­ stehen, ohne dass sie eine Interpretation vornehmen müssen. In Kulturkreisen, wo der nichtsprachliche Teil etwas anderes aussagt als bei uns - kann es für uns eine unstimmige Nachricht sein - für die andere Kultur ist sie wiederum stimmig. Hier ist das weiter unten erwähnte Beispiel des Lächelns zu nennen. Für uns völlig un­ angebracht, reagieren manche Kulturen auf schockierende Umstände, wie Unfälle oder Trauerfälle, mit einem Lächeln. 5.2.5.Übertragungsverluste beim Informationsaustausch Vieles was wir sagen, kommt nicht - oder anders - bei unseren GesprächspartnerInnen an. Eigene Erfahrungen, Deutungen und In­ terpretationen beeinflussen unsere Wahr­ nehmung. Dieser direkte Gesprächsstil wird, z.B. von Menschen aus asiatischen Gebieten, oft als aufdringlich empfunden. Den sprechenden Personen wird unterstellt, dass sie die we­ sentlichen Informationen selbst herauszufil­ tern. Mit der Übung „Stille Post“, kann dies deut­ lich gemacht werden. Am Schluss einer „Kommunikations-Kette“ kommt fast im­ mer etwas anderes heraus, als am Anfang gesendet wurde. Diese Übung kann sowohl mit Eltern, als auch mit Kindern (in verein­ fachter Form) durchgeführt werden. Vor allem kollektivistische Kulturen legen in erster Linie Wert darauf, dass die Harmonie in der Gruppe erhalten bleibt. Dies hat zur Folge, dass vor allem indirekt miteinander kommuniziert wird. Kritik und Ablehnung, aber auch das direkte Ansprechen von Wün­ schen wird vermieden. Die eigentlichen In­ formationen müssen „zwischen den Zeilen“ - an Gesten und am Kontext - herausgefil­ tert werden. Methoden und Spiele: „Stille Post“ (siehe auch Kapitel 2.1.3.: Hofsteede) Gerüchtebildung funktioniert nach dem be­ schriebenen Prinzip: Jemand erzählt einem anderen etwas und dieser erzählt es in ir­ gendeiner Form verändert weiter, ohne be­ wusst diese Absicht zu haben. 5.2.4.Kongruente und inkongruente Nachrichten Sprachliche und nicht sprachliche Teile der Nachricht können unterstützend und ergän­ zend wirken, aber auch verwirrend, wenn sie einander widersprechen. Aber auch innerhalb einer Person finden sol­ che Prozesse statt. Wer etwas Erlebtes nach einiger Zeit wiedergibt, hat vielleicht schon etwas vergessen oder auch hinzugefügt und die Geschichte somit verändert. Eine kongruente (stimmige) Nachricht be­ steht dann, wenn alle Signale in die gleiche Richtung weisen und eindeutig sind. Wenn es schon so schwierig ist, Informati­ onen in der eigenen Muttersprache zu be­ halten, dann können wir uns vorstellen, dass es für Menschen mit nicht deutscher Mutter­ sprache umso schwieriger ist, Erzähltes zu behalten und wieder zu geben. Eine inkongruente (nicht stimmige) Nach­ richt ist vorhanden, wenn sprachlicher und nicht sprachlicher Teil der Nachricht im Wi­ derspruch stehen oder von einander abwei­ chen. Ein Beispiel für eine inkongruente Nachricht wäre, wenn eine Person weint und sagt, dass alles in Ordnung ist. Der/die Empfän­ gerIn der Nachricht ist verwirrt, weil er nicht weiß, welcher Ebene - der sprach­ lichen oder der nicht sprachlichen - er glau­ ben soll. Generell, aber besonders im Gespräch mit Personen, welche Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, ist es wichtig, die Informationsmenge auf das Wesentliche zu reduzieren. Es sollte immer wieder z.B. durch Rückfragen überprüft werden, ob die Information auch wie gewünscht angekom­ 29 men ist bzw. verstanden wurde. Es gibt Kulturen, welche ihre Informatio­ nen in viele Worte packen und viel „um das Wesentliche“ herum erzählen, das kann es schwierig machen, das Wesentliche heraus­ zufiltern. 5.2.6.SprecherInnenwechselmuster Lässt der/die Zuhörende sein/ihr Gegen­ über ausreden oder wird die jeweils spre­ chende Person unterbrochen? Ein Unter­ brechen wird nicht überall als unhöflich gesehen, sondern kann durchaus als positiv gewertet werden. 30 5.3. Interkulturelle Kommunikation vollziehen kann oder versteht bzw. dem/der KommunikationspartnerIn den Hintergrund eigener Verhaltensweisen und Einstellungen zu erklären, sind wichtige Hilfen, die zu ei­ ner gelingenden Kommunikation beitragen können. Interkulturelle Kommunikation bezeichnet eine soziale Interaktion von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Ein paar As­ pekte der Kommunikation haben dabei eine höhere Bedeutung als bei Kommunikati­ on innerhalb einer Kultur, da in einigen Be­ reichen häufiger Missverständnisse entste­ hen. Solche Missverständnisse werden z.B. häufig durch Unterschiede in Lautstärke, Sprechtempo, Intonation, Tonfall, Sprech­ pausen, Sprechwechselmuster, Mimik, Ge­ stik, Blickkontakt, Körpersprache und Kör­ perdistanz hervorgerufen. Zum Beispiel haben Expressivität im Ausdruck (Übertrei­ bung durch Betonung, lautem Sprechen, vielen Wiederholung und Schwüre) und das Einhalten von Pausen bzw. das Schwei­ gen im Gespräch in verschiedenen Kulturen auch unterschiedliche Bedeutungen. Gera­ de dieses Schweigen bzw. die Bedeutung oder Interpretation kann zu vielen Missver­ ständnissen führen. In jeder Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Menschen spielt die jeweilige kul­ turelle Prägung eine Rolle, da jeder Mensch im Laufe seines Lebens unterschiedliche Er­ fahrungen gemacht hat. Auch Personen ein und derselben Kultur haben unterschied­ liche Prägungen. So kann es zwischen einem älteren und jüngeren Menschen einer Nation mehr Kommunikationsprobleme geben als z.B. zwischen zwei Hipp-Hopp MusikerInnen aus verschiedenen Erdteilen, da die Basis der Kommunikation ihr gemeinsames Inte­ resse, die Musik, ist. Viele Probleme in der Kommunikation, sind auch durch Vorurteile bestimmt: Vorurteile sind immer negativ besetzt, im Gegensatz zu Stereotypen. Kulturelle Unterschiede werden als anders zum eigenen Verhalten wahrgenommen und damit verglichen. Da­ mit keine Wertung, oder Abwertung vorge­ nommen wird, muss man die eigene Kul­ turgebundenheit, welche sich auf Werte, Annahmen und Verhalten stützt, bewusst hinterfragen. Weitere Möglichkeiten, um negative Konse­ quenzen von Vorurteilen zu entgehen, sind: Kenntnis über eigenen Vorurteile, Offen­ heit für Revidierungen und Modifizierungen, Genauigkeit und Sorgfalt (statt Generali­ sierung), Beschreibung statt Bewertung, Bewusstwerden, dass jeder Mensch Fremd­ bilder und Vorurteile hat. Unterschiedliches Verhalten sowie kultu­ relle Praktiken anderer anzusprechen oder nachzufragen, aber auch sein eigenes Ver­ halten bzw. seine Sichtweise zu erläutern und die Hintergründe zu erklären, sind wichtige Fähigkeiten, welche oft im Zusam­ menhang mit interkultureller Kompetenz genannt werden. Fragen wie „Was meinst du damit?“, wenn man etwas nicht nach­ 31 5.4. Kulturelle Besonderheiten der Kommunikation 5.4.1.Begrüßung Die unterschiedliche Art der Begrüßung birgt viele Missverständnisse in sich: Wenn die Regeln nicht bekannt sind, bauen sich schon beim Kennen lernen unnötige Span­ nungen auf. wesentliche Rolle und sagt etwas über Sta­ tus und Respekt seines Gegenübers aus.) In arabischen Ländern sowie vielen asia­ tischen und afrikanischen Kulturen geben sich nur die Männer die Hand. Die Frauen halten Abstand und nicken leicht mit dem Kopf. Die Höflichkeit und der Respekt gebie­ ten es, denn Kopf zu senken. Blickkontakt zwischen Mann und Frau wird als belästi­ gend und unsittlich gesehen. In Europa bli­ cken wir unserem Gegenüber in die Augen, als Zeichen dafür, dass wir ihn/sie wahrneh­ men und ihm/ihr zuhören. Während sich ÖsterreicherInnen die Hän­ de schütteln, berühren sich MongolInnen an den Nasenspitzen, HolländerInnen geben sich drei Küsschen auf die Wangen, Hawaiia­ nerInnen stehen sich regungslos gegenüber. In Asien verbeugt man sich voreinander bzw. legt die Hände vor der Brust zusam­ men. (Wobei es auch hier Differenzierungen gibt: Die Tiefe der Verbeugung spielt eine Einige interessante Begrüßungsbesonderheiten aus anderen Ländern: Eskimos (Inuit), Maori (Ureinwohner Neuseelands): Nase reiben Eipo (Neuguinea): unter dem Kinn kraulen Kupfer-Eskimos: leichter Faustschlag gegen Kopf und Schulter Assyrer: ein Kleidungsstück hergeben Inder: Handflächen aneinanderlegen, vor den Körper halten und sich leicht verbeugen Polynesier: über das eigene Gesicht mit den Händen des anderen streichen Mongolen: gegenseitig die Wangen beriechen und sich mit den Nasen reiben Balonda (Afrika): Händeklatschen und mit den Ellbogen auf Rippen trommeln Methoden und Spiele: Methoden und Spiele: Das Spiel „Begrüßung international“ ist ein Kennenlern-Spiel, welches unterschied­ liche Begrüßungsformen zeigt und auch gut als auflockernde Übung eingesetzt werden kann. Das „Derdianer-Spiel“ kann deutlich ma­ chen, welche Bedeutung die Erwartungshal­ tung in der interkulturellen Kommunikation (z.B. bei der Begrüßung) hat. 32 5.4.2.Lachen und Weinen Lachen und Weinen kann in den verschie­ denen Kulturen eine unterschiedliche Be­ deutung haben, die sogar entgegengesetzt sein kann (Weinen vor Trauer oder Rührung und Freude, Lachen aus Spaß, Übermut und Lust oder Schadenfreude, Verlegenheit oder Bedrücktheit). Einerseits kann uns die übertriebene Freundlichkeit bzw. eine für uns unpassende Situation irritieren bzw. wird es manchmal auch mit Falschheit in Verbindung gebracht. 5.4.3.Gesten Interkulturell missverständliche Gesten sind Gesten, welche in anderen Kulturen gegen­ teiliges bedeuten und dadurch leicht zu Missdeutungen führen können. Zu Beginn ein kleiner Selbsttest: Was bedeu­ ten folgende Gesten bzw. Gesichtsausdrü­ cke? Die Lösungen finden sich jeweils unter den Bildern. In Schwarzafrika gilt das Lachen als Aus­ druck der Überraschung, der Unsicherheit oder sogar des Unbehagens. Frauen aus Ja­ pan oder Vietnam kichern und lachen, wenn etwas peinlich oder schmerzlich ist. „Okay“; „Alles in Ordnung“ sexuelle Beleidigung „Du Null!“, etwas ist bedeutungs- oder wertlos Geld „Wovon sprichst du?“ „Du Schnatterliese!“ Beispiel: Eine chinesische Frau lacht am Grab ihres Mannes. Für sie ist es ein Ventil für die starke Trauer. Lachen kann bei Ge­ mütsbewegungen und schockierenden Um­ ständen, z.B. auch bei Unfällen vorkom­ men. Lösung: Verschiedene Hintergründe kann Lächeln in China haben: „Okay“; „Alles in Ordnung“ (Nordamerika, Europa) Unsicherheit sexuelle Beleidigung (Griechenland, Türkei) Verständnisproblemen „Du Null!“; etwas ist bedeutungs- oder wertlos (Belgien, Frankreich, Tunesien) Neugier Geld (Japan) Erstaunen „Wovon sprichst du?“ (Italien) Unwissenheit „Du Schnatterliese!“ (Mittelamerika) Entschuldigungen indirekte Ablehnung Überbringen negativer Nachrichten „Okay“ obszöne Geste Mann; Fünf Peinlichkeiten Ausdruck des aktiven Zuhören Das soll uns zeigen, dass ohne Erfahrung und Wissen in der fremden Kultur zu haben, es für uns schwierig sein wird “fremdes“ Lächeln/Weinen passend zu deuten. Lösung: „Okay“ v.a. in Europa, USA, Lateinamerika) obszöne Geste in einigen islamischen Ländern) Mann; Fünf (Japan) 33 „Ja-Nein“ - Gesten im Kulturvergleich: „Ja“: mit dem Kopf nicken: weltweit Kopf hin und her wiegen: Indien, Pakistan, Bulgarien Kopf zurückwerfen: Äthiopien „Victory/Sieg“ obszöne Geste „Nein“: Kopf schütteln: weit verbreitet Kopf zurückwerfen: arabische Kulturen, Griechenland, Türkei, Süditalien Augenbrauen hochziehen: Griechenland mit der Hand abwinken: weit verbreitet mit der Hand fächeln: Japan Hände überkreuzen: weit verbreitet Hand am Kinn hoch schnippen: Süditalien, Sardinien mit dem Zeigefinger abwinken: weit ver­ breitet Lösung: „Victory/ Sieg“ (ursprünglich Großbritan­ nien, später weltweit) obszöne Geste (Griechenland) „Hände zum Gebet“ „Danke“; Gruß „Es tut mir leid“; Entschuldigung“ Weitere Beispiele aus unterschiedlichen Kulturkreisen: Der Einsatz der linken Hand gilt in Südosta­ sien als obszöne sexuelle Geste. Mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis formen: in den USA und bei Tauchern bedeutet das OK- alles ist in Ordnung. In einigen Mittelmeerländern, Russland und in großen Teilen Südamerikas ist das eine beleidigende, vulgäre Geste. InderInnen zeigen ihre Zustimmung, indem sie ihren Kopf schütteln, so wie es Mittel­ europäerInnen tun, um zu verneinen. Jemanden mit der Hand heranwinken (Handflächen zeigen zum Körper und der Zeigefinger wird ausgestreckt) hat in arabischen Kulturen etwas Abwertendes an sich. Mit dem Zeigefinger zeigen gilt in ganz Süd- und Ostasien als unhöflich. Das Berühren des/der GesprächspartneIn ist in vielen asiatischen Kulturen unange­ bracht. In anderen Kulturen (z.B in Italien) wird, besonders zur Begrüßung, häufig Körperkontakt, in Form von Umarmungen und Küssen eingesetzt. Die Schuhsohlen zeigen (z.B. beim Sitzen) ist in arabischen Kulturen unhöflich bzw. gilt als Zeichen der Unreinheit. Lösung: „Hände zum Gebet“ (weltweit) „Danke“; Gruß (Asien) „Es tut mir leid“; „Entschuldigung“ (weit verbreitet) (aus: www.ikkompetenz.thueringen.de/.../offenheit/index. htm) Wie man sehen kann, waren alle Lösungen richtig. Je nach Kulturkreis finden sich für die Mimik und Gestik unterschiedliche Be­ deutungen. 34 5.4.4.Distanz (Proxemik) Unter Distanz während eines Gesprächs (nach E.T.Hall) wird der Platzbedarf eines Menschen verstanden. Die erwünschten Ab­ stände sind von Kultur zu Kultur verschieden, können aber auch auf der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Klassen, Schichten, Grup­ penzugehörigkeiten etc. hervorgehen. Die Zunge herausstrecken gilt in Nordeuro­ pa als Zeichen des Abscheus und als Beleidigung einer anderen Person gegen­ über. In Tibet dagegen ist es Ausdruck von Hochachtung und Respekt. Gesten beim Reden: Was manche Asia­ tInnen als unerträgliches Gefuchtel emp­ finden, schätzen LateinamerikanerInnen als Ausdruck eines eifrigen Redners. Hall unterscheidet in erster Linie zwischen Intimer und Sozialer Distanz: Die aufrecht gehaltene und geballte Faust bei gleichzeitigem Klopfen auf den Ober­ arm mit der flachen Hand des anderen Armes ist in Deutschland eine Demonstra­ tion von Kraft, in Spanien hingegen eine Geste der Missachtung/Beleidigung. Die intime Distanz beschreibt den engen Raum rund um eine Person, diese Distanz dürfen nur enge Freunde und FreundInnen überwinden. Die soziale Distanz ist der Abstand, welcher bei normalen Gesprächen mit Bekannten und Fremden eingehalten wird, und bei der sich der Mensch noch wohl fühlt. Augenkontakt zu vermeiden oder auf den Boden zu starren, während man mit seinen Eltern oder einer höhergestellten Person spricht, ist in afrikanischen und arabischen Kulturen ein Zeichen von Respekt. Im Gegensatz dazu gilt dieselbe Handlung in Nordamerika und dem größten Teil Euro­ pas als Signal von unangemessener Scheu oder Unehrlichkeit. 5.4.5. Ausdruck Unterschieden werden kann in expressive und reservierte Kulturen (nach Richard R. Gesteland). In expressiven Kulturen wird laut und deutlich gesprochen, Mimik und Gestik kommen stark zum Einsatz, fester Blickkontakt und naher Körperkontakt wer­ den gesucht. Berührungen sind selbstver­ ständlich, der Körperabstand ist mit 20-35 cm relativ gering. Schweigen kommt kaum vor und dem Gegenüber wird oft ins Wort gefallen. Die Wortwahl ist außerdem belie­ big und „leichtsinnig“ (es wird nicht lange darüber nachgedacht, was gesagt wird). Am Straßenrand stehende AnhalterInnen mit ausgestrecktem Daumen möchten in Europa von vorbeifahrenden AutofahrerIn­ nen mitgenommen werden, der nach oben gestreckte (und auf und ab bewegende Daumen) ist in einigen Teilen Afrikas und Asiens hingegen eine obszöne Geste. Das Zeichen „Daumen nach oben“ ist für Muslime ein grobes sexuelles Zeichen. Mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen wird bei uns als „du bist verrückt“ gedeu­ tet, in Nordamerika bedeutet die gleiche Geste soviel wie „du bist intelligent“. Als stark expressive Kulturen gelten Länder des Mittelmeer-Raums, das romanische Eur­ opa und Lateinamerika. Einem buddhistischen Kind soll man nicht über den Kopf streichen, da man in diesem Kulturkreis die Auffassung vertritt, dass dies die Seele beschädigen könne. Für unseren Kulturkreis ist es eine liebevolle Geste. Reservierte Kulturen sind sowohl verbal, als auch nonverbal zurückhaltend. Gespro­ chen wird generell leise und monoton, Pau­ sen im Gespräch und Schweigen gehören zur Kommunikation und werden als angenehm erlebt, expressive Körpersprache und in­ tensiver Blick- und Körperkontakt (die Kör­ perdistanz beträgt ca. 40-60 cm) werden vermieden. In der Wortwahl sind reservierte Kulturen sehr bedacht. Zu den relativ expressiven Kulturen zählen USA und Kanada, Australien und Neuseeland, Mittel- und Osteuropa. 35 5.5. Tipps für eine erfolgreiche (interkulturelle) Kommunikation 5.4.6.Beispiele im interkulturellen Kontext … aus einer Grazer Frauengruppe des Vereins SOMM (SelbstOrganisation von und für Migrantinnen und Musliminnen): „Beim Reden darf man nicht in die Augen des Mannes bzw. der Lehrerin schauen. Das ist ein Zeichen dafür, dass man Respekt vor dem anderen hat!“ „Hand geben zwischen Männern und Frauen ist im Iran nicht üblich“ „Im Gespräch halten Afrikaner viel weniger Abstand als z.B. in Tschetschenien eingehalten wird. Wird als nicht angenehm empfunden.“ „Der Mann geht immer zuerst, ist aber von Kultur zu Kultur unterschiedlich…“ „Distanz/ Abstand ist wichtig (mehr als einen Meter)“ „Beim Essen muss man öfters anbieten und auffordern, es wird der Aufforderung nicht beim ersten Mal nachgegangen.“ „Füße in die Richtung der Eltern zu strecken ist respektlos, vor dem Vater bzw. Bruder darf man nur gerade sitzen, kein bequemes Sitzen oder Liegen erlaubt“ Anmerkung: Die Schuhsohle gilt in einigen arabischen Kulturen als schmutzig, sie einer anderen Person zu zeigen ist eine große Beleidigung. „Wenn die Großen reden, müssen die Kleinen ruhig sein!“ „Gäste essen zuerst!“ „In Tschetschenien sagt man nicht „Bitte“. Es gibt auch kein „Sie“ im Gespräch. „Mit dem Finger zeigen ist unhöflich!“ „In Russland gibt die Frau zuerst die Hand“ Was kann erfolgreiche Kommunikation un­ terstützen? Hier einige Anregungen: GesprächspartnerInnen ausreden lassen Gesprächspausen zulassen und dem/der anderen nicht ins Wort fallen positive, nonverbale Signale setzen, um seinen Gegenüber bestärken Ich-Botschaften senden (z.B.: „Ich bin der Meinung...“, „Wir sollten...“) Du-Botschaften vermeiden (z.B.: „Du musst… „Ihr solltet...“) offen sein für andere: Bereitschaft, Men­ schen aus anderen Kulturen kennen zu lernen, versuchen sein/ihre Kultur und Weltbild nachzuvollziehen. versuchen, sich in die Situationen und Sichtweisen andere Personen hineinzuden­ ken Verständnis für die Situation des/der anderen zeigen aktives Zuhören nachfragen, wie das Gesagte angekommen ist nachfragen ob man den/die andere/n richtig verstanden hat sich der eigenen Vorurteile und Denkmuster bewusst werden und sie hinterfragen Stereotype vermeiden beschreiben, nicht bewerten sich der eigenen Vorstellungen, Werte, Ansichten und Meinungen bewusst sein (Selbstreflexion) flexibel sein, d.h. nicht nur nach festgefah­ renen Mustern handeln, sondern sich der Situation anzupassen sich landeskundliches und kulturelles Wissen aneignen bei Konfliktgesprächen bedenken: „Nicht ich bin das Problem, sondern ein bestimm­ ter Sachverhalt oder die Situation!“ Nicht alles persönlich nehmen! 36 Bedeutung für die pädagogische Praxis: Diese Hilflosigkeit verbunden mit der gerin­ gen sprachlichen Ausdrucksweise lassen den Ton migrantischer Eltern oft laut und un­ freundlich werden. Um das Gespräch ruhig weiter zu führen, muss den PädagogInnen dieser Hintergrund bewusst sein. Der Kontakt zwischen den Eltern und den LehrerInnen ist wichtig für das Lernen der Kinder, aber oft auch schwierig. Oft ste­ hen auch sprachliche Verständnisprobleme im Weg, sodass man die Beiziehung eines/r Dolmetscher/in in Betracht ziehen soll. Dies kann natürlich keine Dauerlösung sein, aber wenn man den Wunsch hat zu diesem Zeit­ punkt gut verstanden zu werden, kann es eine gute Unterstützung sein. Die Erfahrungen zeigen, dass Eltern von Kin­ dern mit Migrationshintergrund sich und ihre Kinder wenig respektiert und verstanden füh­ len. Nur vereinzelt kann man Zufriedenheit erkennen. Hintergründe können u.a. auch auf kulturellen Missverständnissen beruhen. Aber auch hier kann die Dolmetschung der Gespräche vielleicht zur Aufklärung beitra­ gen. So kann es vorkommen, dass ein Migranten­ vater eine Pädagogin, da sie eine Frau ist, nicht respektiert. Hier sollte man einen männlichen Kollegen das Gespräch, wenn möglich unter eigener Anwesenheit, führen lassen. Dem Vater soll im Laufe der Zeit ver­ mittelt werden, dass gut ausgebildete Pä­ dagogInnen da sind, um ihr Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen, damit es mög­ lichst gut lernt, um im späteren Leben er­ folgreich zu sein. Allerdings wird es Väter geben, die aufgrund der kulturellen Prägung auch nach vielen Gesprächen und Versuchen nicht von ihrer Linie abweichen. Dies gilt es dann ebenso zu akzeptieren, ohne sich selbst herabgesetzt zu fühlen. In Gesprächen mit Eltern kann es oft - aus der Sicht der/s Pädagogin/en - zu unan­ gebrachten Reaktionen seitens der Eltern kommen. Hier gilt herauszufinden, warum die Eltern entsprechend (für uns vielleicht im ersten Augenblick völlig unverständlich) reagieren. Das Interesse der PädagogInnen wiederum zeigt den Eltern, dass sie und ihre Kinder sich respektiert fühlen können und es den LehrerInnen wichtig ist, dass es den Kindern und Eltern gut geht. Auf dieser Grundlage können die Eltern die Beratung der LehrerInnen besser annehmen. Somit kann man auf die Situation einwirken um die interkulturelle Begegnung erfolgreich zu gestalten. Im Rahmen von Elternabenden haben viele Eltern Scheu sich zu äußern. Dies sollte nicht als Desinteresse ausgelegt werden, da es andere Gründe haben könnte. Eltern sollten immer wieder ermutigt werden sich zu äußern, mit der Betonung, dass es sich um das Wohl ihres Kindes handelt und man gemeinsam das Beste für ihr Kind möchte. In interkulturellen Begegnungen im Schul­ kontext, z.B. zwischen PädagogInnen und Eltern oder PädagogInnen und SchülerInnen ist es von besonderer Bedeutung, sich auf die Sichtweise der Kommunikationspartner­ Innen einzulassen, um dem interkulturellen Verstehen ein Stück näher zu kommen. Zu empfehlen ist bei Elterngesprächen, sich nicht nur inhaltlich darauf vorzubereiten, sondern auch auf die jeweiligen Gesprächs­ partnerInnen. Herkunft, Lebensumstände, Beruf, Interesse, Informationen wie die Per­ son aufgewachsen und sozialisiert ist, wel­ che Erfahrungen sie gemacht hat, ihre Aus­ bildung, ihre Vorlieben und Interessen usw. können hilfreich sein, sie besser zu verste­ hen bzw. eine gute Gesprächsbasis zu schaf­ fen. Hinderlich im Gespräch können die bereits beschriebenen Bereiche der Nähe und Di­ stanz, des Blickverhaltens und die einge­ räumte Zeit für das Gespräch sein. Auch die Kleidung kann für die Gesprächs­ partnerInnen unangemessen wirken, falls sie wenig dezent gewählt wurde. Eltern wird oft mitgeteilt, dass es ihre Auf­ gabe ist, die Kinder beim Lernen und den Aufgaben zu unterstützen. Oft sind sie dazu aber nicht in der Lage, weil sie selber Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben (sie beherrschen die Sprache nicht oder we­ nig, niedriger Bildungsstand usw.), es aber nicht zugeben bzw. um Hilfe bitten. Hilfreich ist, sich Hintergrundinformationen über das Land und die Kultur der Gesprächs­ partnerInnen anzueignen. Diese können als hilfreiche Orientierung dienen, aber es ist wichtig, nicht von allgemeinen Informatio­ 37 nen auf die Person zu schließen, d.h. der Person unvoreingenommen gegenüberzu­ treten, keine Kulturvergleiche anzustellen und sie nicht in eine Schublade zu stecken. (Meine Gesprächspartnerin kommt aus Ni­ geria, daher denkt und handelt sie so). etc. mitbringt, welche die Einhaltung die­ ser Grundregel oft sehr schwer machen. Es braucht dann viel Zeit, Nerven, Frustrati­ onstoleranz, Selbstreflexion und vor allem Geduld, um dem anderen gegenüber wert­ schätzend zu sein. Dennoch soll man sich bewusst sein, dass jede Geschichte ein Neu­ anfang ist und es sich doch wieder auszahlen kann genau hinzuschauen! Wichtig im Gespräch ist, durch Nachfragen und Beobachten sicherzugehen, wie eine für mich vielleicht irritierende Verhaltens­ weise, zu deuten ist. Oft gehen die Vor­ stellungen eines angemessenen Umgangs kulturbedingt in eine unterschiedliche Rich­ tung, z. B. kann die Bedeutung von Wörtern in verschiedenen Kulturen eine andere sein. Konfliktsituationen zwischen PädagogInnen und SchülerInnen LehrerInnen und SchülerInnen befinden sich zwar im selben Lernumfeld, allerdings un­ terscheidet sich- je nach kultureller Her­ kunft- die Wahrnehmung bezüglich kultur­ spezifischer Normen und Werte. Beispiel: Ein „Ja“ von einem Elternteil einer anderen Kultur muss nicht „Ja“ im Sinne ei­ ner Zustimmung bedeuten. Es kann als Höf­ lichkeit benutzt werden, um mitzuteilen, dass man zuhört, obwohl der Inhalt des Ge­ spräches gar nicht verstanden wurde bzw. der/die GesprächspartnerIn gar nicht zu­ stimmt. Der/die PädagogIn ärgert sich dann eventuell, dass vorher Vereinbartes nicht eingehalten wird. Dabei wurde es nur nicht verstanden bzw. hatte das Nicken eine an­ dere Bedeutung. Österreichische LehrerInnen mit geringen Machtdistanzempfinden erwarten von Ihren SchülerInnen selbstständiges Arbeiten und aktives Teilnehmen am Unterricht. (Lehren­ de (siehe dazu auch Kapitel Arbeit und Be­ ruf und Kapitel Kultur: Definitionen und Di­ mensionen). SchülerInnen, welche aus Kulturen mit ho­ hem Machtdistanzdenken kommen, erwar­ ten, dass die Initiative vom Lehrer ausgeht und zeigen daher wenig Eigeninitiative. Sie brauchen mehr Anleitung als andere. Diese Unterschiede können Konflikte im Schulall­ tag begünstigen. Vor allem in folgenden Bereichen sind oft Unterschiede/Besonderheiten in den Kul­ turen zu finden, oft ist es hilfreich, sich schon im Vorhinein zu informieren und da­ rauf vorzubereiten: In vielen Ländern wird von den Kindern größ­ tenteils diszipliniertes Verhalten im Unter­ richt erwartet: Am Platz bleiben, ruhig sit­ zen, nicht durcheinander reden usw. Kinder aus anderen Kulturen sind diese „Regeln“ oft nicht gewohnt und brauchen Zeit sich daran zu gewöhnen. Dies erfordert von den PädagogInnen häufig ein „mehr“ an Geduld. nonverbale Kommunikation Zuhörgewohnheiten Grußverhalten über welche Themen wird gesprochen/über welche wird nicht gesprochen wie werden Konflikte gelöst? Oft werden Regeln von den Kindern auch nicht „erkannt“: Der „freundliche“ Ton der Lehrperson kann verhindern, dass die An­ weisung nicht als „verbindlich“ angesehen wird. Auch kann der „freundschaftliche“ Ton zwischen LehrerInnen und SchülerInnen (Du-Wort) dazu führen, dass Kinder die An­ weisungen nicht ernst nehmen. Eine ent­ sprechende Erklärung und Aussprache der Erwartungen des/der PädagogIn ist wichtig, um die notwendigen Regeln zu erklären. Verbindlichkeit von Vereinbarungen (Zeit-, Terminvereinbarungen) Umgang mit körperlicher Distanz (Berüh­ rungen, Gesprächsabstand) Als eine wichtige Grundregel hat sich erwie­ sen, die GesprächspartnerInnen respektvoll zu behandeln und zu versuchen ihr Selbst­ wertgefühl nicht zu verletzen. Dies immer und überall zu beachten ist sicher nicht so einfach. Vor allem dann, wenn man schon Vorerfahrungen, Erlebnisse, Begegnungen Aber dennoch sollte man bei allen Bege­ benheiten immer hinterfragen ob der Grund 38 Wenn Vater und Mutter unterschiedliche Sprachen sprechen ist es wichtig, dass es Regeln für den „Sprachgebrauch“ gibt. Das Kind soll wissen: Papa spricht so, Mama spricht so, beim Essen wird so gesprochen. Sprachmischungen sollen vermieden wer­ den. kulturell bedingt ist oder ob es auch einen anderen Grund geben kann. Die Gefahr zu „Schubladisieren“ oder Vorurteile zu entwi­ ckeln ist zu groß! Beispiele zur Elternarbeit zum Thema Erziehung mehrsprachiger Kinder (Anregungen und Tipps für Eltern) Eltern sind sich oft unsicher, wie sie die Er­ ziehung mehrsprachiger Kinder gestalten sollten. Mit einigen Hinweisen und Tipps, kann man ihnen die Unsicherheit nehmen: Es ist auch ganz normal, wenn das Kind ein­ mal nur in einer Sprache sprechen möch­ te und z.B. die Muttersprache ablehnt. Das Kind lernt auch durch Zuhören sehr viel. So kann die Sprache weiter lebendig gehalten werden. Den Eltern soll vermittelt werden, dass Kin­ der von klein auf gut zwei oder sogar meh­ rere Sprachen parallel lernen können. Dies bringt dem Kind für sich und seine Zukunft viele Vorteile: Es kann sich in der Schule und zu Hause mit Familie und Verwandten unterhalten, es ermöglicht eine bessere In­ tegration in verschiedene Gruppen, die Be­ rufsaussichten für die Zukunft steigen, die eigene Kultur kann besser „verstanden“ werden, es stärkt die Offenheit für andere Menschen und Kulturen und bedeutet eine persönliche Bereicherung. Und nicht zu­ letzt sei erwähnt, dass eine Sprache im Kin­ desalter ganz natürlich und mühelos erlernt werden kann. Eltern sollten Kindern ein Vorbild sein. Wenn die Kinder sehen, wie die Eltern sich bemü­ hen Deutsch zu lernen, sind auch sie sehr motiviert dazu und neugierig auf die neue Sprache. Wichtig ist ebenso, dass Kinder beim Erler­ nen der Sprache nicht zu oft korrigiert wer­ den, da es sein kann, dass sie die Freude am Sprechen verlieren. Hier ist es notwen­ dig ein gutes Mittelmaß an Korrektur zu fin­ den und auch nicht zu vergessen die Kinder häufig zu loben. Sprachanregende Gestaltung des Alltags Wie die Praxis zeigt, haben sich folgende Anregungen als hilfreich für ein funktionie­ rendes (interkulturelles) Miteinander erwie­ sen: Wenn es dazu kommt, dass das Kind et­ was später spricht als seine Altersgenossen ist dies etwas Normales und soll die Eltern nicht beunruhigen. Lieder, Reime, Übungen (z.B. zur Begrüßung und zum Abschied) Mit Geschichten, Gedichten, Liedern und Spielen kann die Sprachentwicklung des Kindes einerseits gefördert werden, ande­ rerseits wird auch die emotionale Entwick­ lung durch die Beschäftigung mit dem Kind unterstützt. Der Fernseher, vor den Kinder oft gesetzt werden, sollte in den Hinter­ grund treten! Bilder und Schilder für Bestimmte Arbeits­ anweisungen und den Tagesablauf für eine Orientierung ohne Worte einsetzen (z.B. ein „Pssst!! – Ich arbeite“ - Schild, ein „Pause“ - Schild usw. bewusst gesteuerter Spracheinsatz durch die PädagogInnen Viele Eltern bekommen auch den gut ge­ meinten Ratschlag, dass sie zu Hause mit den Kindern nur Deutsch sprechen sollten. Hier kann man den Eltern entgegnen, dass es gut ist mit ihren Kindern in der Mutter­ sprache zu sprechen, wenn die Eltern diese am besten können. Besonders Eltern, die in erster Linie den späteren schulischen Erfolg ihrer Kinder bedenken und daher bevorzugt mit ihnen Deutsch sprechen möchten, ist dies klar zu machen. kurze, einfache, sich wiederholende Sätze zu Beginn bestimmte Phrasen im Team vereinbaren und einheitlich anwenden regelmäßigen Gesprächsrunden und evtl. unterstützend individuell) Veränderungen mitteilen und Erklärungen geben 39 Veränderungen gemeinsam vorbereiten (z.B. Umräumaktion) und versprachlichen viel Kleingruppenarbeit Sitzordnung variieren, so dass sich keine Sprachgruppen bilden. Das kann z.B. bei Kleingruppenarbeit geschehen, oder es können Tischkärtchen mit Fotos gebastelt werden, die für gewisse Schulstunden bzw. täglich vertauscht werden Übungen zur Sprache optisch unterstützen (bei täglichen Ritualen: Wo möchte ich spielen? Wer ist da?) Wiederholungen des Wortschatzes Schriftbilder anbieten Bereiche schaffen, die auch klassenüber­ greifende Begegnungen ermöglichen Interkulturelle Kommunikation kann dann erfolgreich verlaufen, wenn man unvorein­ genommen beobachtet, langsam und sen­ sibel die Kulturgewohnheiten der anderen Personen kennen lernt, sowie wertschät­ zend agiert und sich darauf einlassen möch­ te. Die Wahrnehmungsgewohnheiten des Ge­ genübers müssen respektiert werden, denn Wahrnehmung ist selektiv und subjektiv, hängt mit unseren Hörgewohnheiten zu­ sammen und ist erfahrungsabhängig. Kompetenzen in der interkulturellen Kom­ munikation und Interaktion zu entwickeln ist deshalb von großer Bedeutung, da es den Umgang mit anderen, fremden Kulturen er­ leichtert, das vielleicht vorhandenen Ge­ fühl der Ablehnung, Bedrohung und Angst vermindert und dabei hilft, bestehende Vorurteile abzubauen. 40 5.7.Literaturverzeichnis Axtell, Roger E.: Gestures. The DO’s and TABOOs of Body Language Around the World, New York: John Wiley & Sons, 1998. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Hg.): Den ersten Schritt gehen wir gemeinsam. Eine Handreichung für SchulleiterInnen und LehrerInnen an Volksschulen zur Integration fremdsprachiger SchulanfängerInnen. Wien, 2002. http://www.bmukk.gv.at/medienpool/8547/leitfaden_2003_01_23.pdf Kumbier, Dagmar / Schulz von Thun, Friedeman: Interkulturelle Kommunikation: Methoden, Modelle, Beispiele, Reinbek: Rowohlt, 2006. 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