7. Oktober 2008 (Isidor Huttegger)

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IGAV – Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung
www.allergenvermeidung.org
Telefon-Hotline: 01/212 60 60
Es gilt das gesprochene Wort!
OA Dr. Isidor HUTTEGGER
Leiter der Kinderallergie- und Lungenambulanz an der Univ.-Klinik für Kinder- und
Jugendheilkunde St. Johanns-Spital Salzburg
Allergien: Therapie ist zugleich Prophylaxe
Wien, 7. Oktober 2008 – Verdauungsprobleme, lästige Niesattacken und juckende Augen
sind möglicherweise nur die Spitze des (allergischen) Eisbergs und durchaus Grund zur
Sorge. Denn: Unbehandelt kann eine Allergie in die nächste übergehen und die allergische
Entzündung von Augen und Nase in Richtung Lunge wandern – wo sie deutlich mehr
Schaden anrichten kann. Der Medizin stehen heute ausgezeichnete Diagnose- und
Behandlungsoptionen zur Verfügung, die helfen mögliche Allergie-Auslöser zu
identifizieren und ein Fortschreiten der allergischen Erkrankung einzuschränken.
Etwa jedes dritte Baby kommt mit einem erhöhten Allergie-Risiko (med. Atopie) zur Welt. Die
Eltern dieser Kinder sollten deshalb besonders achtsam sein und bei möglichen ersten
Anzeichen den Haus- oder Kinderfacharzt um Rat fragen, der gegebenenfalls an einen
allergologischen Spezialisten überweist.
Diagnose – der erste Schritt zur erfolgreichen Therapie
Für die Identifizierung des krank machenden Allergie-Auslösers (Allergen) stehen mehrere
Testmethoden zur Verfügung. Der erste wichtige Schritt ist das ausführliche Gespräch der
Eltern mit dem Arzt. Bei kaum einem Erkrankungsbild spielt das Anamnese-Gespräch eine so
wichtige Rolle wie bei Allergien, denn es liefert bereits wichtige Hinweise. Es wird hinterfragt,
ob eine familiäre Vorbelastung besteht sowie wann, unter welchen Umständen und in welcher
Intensität welche Symptome auftreten. Danach wird ein Hauttest (med. Prick-Test)
durchgeführt. Dabei werden geringe Mengen eines standardisierten Allergen-Konzentrats oder
des verdächtigten Nahrungsmittels auf die Haut aufgetragen und in die oberste Hautschicht
geritzt. Eine Überempfindlichkeit zeigt sich durch rote, juckende Quaddeln, ähnlich einem
Gelsenstich.
Darüber hinaus kann noch das Blut analysiert werden. Weist dieser Labortest, der bevorzugt
bei Kleinkindern und Verdacht auf Insektengiftallergie eingesetzt wird, so genannte IgEAntikörper nach, ist eine Sensibilisierung ebenfalls bestätigt. Ein Provokationstest bringt in
Einzelfällen letzte Sicherheit. Unter medizinischer Aufsicht wird im Krankenhaus eine geringe
Dosis des Allergens direkt am betroffenen Organ (Nase, Augen) angebracht bzw. bei Verdacht
auf Nahrungsmittelallergie gegessen.
Bei einer Unverträglichkeit gegenüber einem Nahrungsmittel ist die Diagnose detektivische
Kleinarbeit, denn häufig weiß man nicht so genau, worauf das Kind tatsächlich reagiert. Der
Eliminationstest ist dabei die aussichtsreichste Maßnahme, um den Übeltäter ausfindig zu
machen. Dabei wird ca. zwei Wochen das unter Verdacht stehende Nahrungsmittel
weggelassen. Sehr hilfreich ist das Führen eines Symptom-Tagebuches, in das eingetragen
wird, was im Lauf des Tages verzehrt wird bzw. wonach welche Beschwerden auftreten.
In vieler (Erwachsener) Munde: Die Nahrungsmittel-Intoleranz
Zusätzlich gibt es die Unterscheidung zwischen einer„echten“ und einer „Pseudoallergie“ - je
nachdem, ob das Immunsystem an den unerwünschten Reaktionen beteiligt ist oder nicht. Bei
Kindern kommt eine Intoleranz gegenüber Histamin, Laktose, Fruktose oder dem
Weizenbestandteil Gluten allerdings sehr selten vor. Doch auch diese Abgrenzung darf
ausschließlich durch den spezialisierten Facharzt erfolgen, denn gerade bei Kindern können
falsche Diätmaßnahmen folgenschwer sein.
Bei Verdacht auf eine Ausweitung der Allergie in die unteren Atemwege wird ein
Lungenfunktionstest durchgeführt. Dabei wird gemessen, mit welcher Geschwindigkeit Luft
aus der Lunge geblasen werden kann. Bei Asthmatikern sind die Atemwege verengt und
dadurch ist die Ausblasmenge pro Sekunde entsprechend geringer.
Rechtzeitiger Behandlungsbeginn schützt vor Allergiker-Karriere
Auf Basis der Diagnose-Ergebnisse wird gemeinsam mit den Eltern über die weiterführende
Behandlung entschieden. Je nach Krankheitsbild und betroffenem Organ gibt es mehrere
Möglichkeiten, einer allergischen Erkrankung Herr zu werden. Ziel der Behandlung ist es, die
vorprogrammierte „Allergiker-Karriere“ (das Durchlaufen mehrerer allergischer
Beschwerdebilder) sowie chronisches Asthma zu verhindern, die Krankheitssymptome zu
reduzieren und die Lebensqualität des Kindes zu verbessern.
In jedem Fall ist es wichtig, den Kontakt mit den Allergie-Auslösern konsequent zu meiden
bzw. Allergene zu reduzieren. Damit die Besserung der Beschwerden anhält, muss die
Allergenbeseitigung langfristig und vor allem umfassend durchgeführt werden. Eine
nachhaltige Vermeidung von Innenraumallergenen (Tierhaare, Milben, Schimmelpilze) ist
besonders schwer und erfordert sorgfältige Planung sowie Beratung. Zahlreiche Tipps, wie
man den Allergenen aus dem Weg geht gibt es unter www.allergenvermeidung.org.
Symptome lindern...
Viele gute Wirkstoffe kommen bei Auftreten von allergischen Symptomen zum Einsatz. Diese
heilen die Allergie zwar nicht, wirken aber gut gegen die Symptome. Zu diesen bewährten
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Wirkstoffen zählen u.a. Antihistaminika, die abschwellend wirken und so allergische
Beschwerden wie Niesen, Juckreiz und tränende Augen lindern. Neue, moderne Wirkstoffe
können bereits im Kindesalter unbedenklich verabreicht werden und machen auch nicht mehr
müde. Ergänzend empfiehlt die WHO Kortison (Steroide) als Nasenspray, das die Entzündung
hemmt. Asthma bronchiale wird mit Bronchien erweiternden (Beta-2-Sympathomimetika) und
entzündungshemmenden Medikamenten behandelt.
Bei Neurodermitis beugt die Basispflege mit rückfettenden Cremen und Ölbädern
Krankheitsschüben vor, hilft den Säureschutzmantel der Haut zu stabilisieren und Infektionen
zu verhindern. Auch hier kommen zusätzlich entzündungshemmende Steroide zum Einsatz.
Zudem ist hautfreundliche Kleidung wesentlich: keine Wolle direkt auf der Haut, besser
Baumwolle oder Spezialseide. Bei einer Nahrungsmittelallergie hilft allein das strikte
Weglassen oder ggf. Kochen der Beschwerden auslösenden Lebensmittel.
Adrenalin zur Selbstinjektion ist ein wichtiges Notfallmedikament für Nahrungs- und
Arzneimittel- sowie Insektengiftallergiker. Es stabilisiert bei einem allergischen Schock den
Kreislauf und hilft die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrücken.
...Ursache bekämpfen
Zur kausalen Therapie zählen das Meiden von Allergie-Auslösern und die Allergie-Impfung
(spezifische Immuntherapie). Letztere wird von der WHO ab dem 5.-6. Lebensjahr v.a. bei
Pollen-, Hausstaubmilben- und Insektengiftallergien zusätzlich zur symptomatischen Therapie
empfohlen. Bei Insektengiftallergie muss manchmal bereits in jüngeren Jahren damit begonnen
werden. Sie setzt direkt am Immunsystem an und greift damit unmittelbar in den
Krankheitsprozess ein. Dabei wird das Immunsystem regelmäßig mit dem Allergie auslösenden
Stoff konfrontiert, wodurch die überempfindlichen Abwehrkräfte behutsam wieder umgewöhnt
werden. Weil so die Ursache und nicht allein die Symptome bekämpft werden, können die
Beschwerden einer Allergie langfristig, mitunter sogar dauerhaft gelindert werden. Eine
chronische Erkrankung der Atemwege und ein Fortschreiten der Allergiker-Karriere von den
oberen auf die unteren Atemwege kann damit oft verhindert werden. Die Therapie dauert in
etwa 3 Jahre und weist eine Erfolgsquote je nach Allergie von 70-90% auf.
Schulung für Eltern und Kinder
Einige Kliniken und Spitalsabteilungen bieten Schulungen für asthmakranke und die
Kinderabteilungen der Universitätskliniken in Wien, Salzburg sowie Graz auch für an
Neurodermitis erkrankte Kinder an. Aber auch was das Erkennen von Frühsymptomen, das
Reagieren in einer allergischen Notsituation und die Handhabung des lebensrettenden
Adrenalin-Autoinjektors betrifft, müssen Eltern aber auch sonstige betreuende Personen (z.B.
Kindergärtner, Lehrer) entsprechend informiert sein.
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Kontakt und Information für Patienten, eine Liste aller österreichischen Allergie-Ambulanzen und
-Ambulatorien sowie den neuen Ratgeber „Allergien bei Kindern und Jugendlichen“ gibt’s bei:
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Tel: 01/212 60 60
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Kontakt für Journalisten-Rückfragen:
OA Dr. Isidor Huttegger
Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde St. Johanns-Spital
Salzburg
Pädiatrische Pneumologie und Allergologie, Kinderallergie- und
Lungenambulanz
T: 0662/4482-575 37 (direkt)
E: [email protected]
------------------------------------------Diesen Text und das Foto von Dr. Huttegger in Printqualität gibt’s bei:
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Elisabeth Leeb, ikp, T: 01/524 77 90, E: [email protected] sowie auf www.allergenvermeidung.org (Presse)
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