17. März 2010 (Reinhart Jarisch)

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Univ.-Prof. Dr. Reinhart Jarisch
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums
Fit trotz Allergie - Moderne Therapie bringt uneingeschränkte Lebensfreude
Wien, 17. März 2010 – Eine Allergie ist eine chronische Krankheit und muss auch als
solche wahrgenommen werden. Dementsprechend ist es wichtig allergische
Erkrankungen frühzeitig zu behandeln. Den Medizinern stehen dafür ausgezeichnete
Möglichkeiten zur Verfügung. Gut verträgliche Therapien lindern Symptome, bekämpfen
die Ursache der Allergie und können Asthma vorbeugen.
Die medizinische Diagnostik wurde in den letzten Jahren wesentlich präziser und das
verbesserte Therapieangebot wird von den Patienten vermehrt angenommen. Vor dem
Hintergrund dieser Entwicklungen ist es allerdings besonders alarmierend, dass vom Beginn
der allergischen Symptomatik bis zur endgültigen Diagnosestellung im Durchschnitt 6 bis 9
Jahre vergehen. Diese Tatsache macht sichtbar, dass gerade bei einer allergischen Erkrankung
viel experimentiert und lange zugewartet wird. Allergiker versorgen sich selbst mit Medizin
aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt und vertrauen auf zum Teil skurrile Heilmethoden
und
-versprechen. Eine Allergie ist aber eine sehr komplexe Funktionsstörung des Immunsystems,
die fachärztliche Expertise braucht.
Behandlung ist individuell
Wurde der Allergieauslöser identifiziert, wird die weiterführende Behandlung festgelegt.
Entsprechend der allgemeingültigen WHO Therapieempfehlung (ARIA - Allergic Rhinitis and
its Impact on Asthma) richtet sich die Therapie nach Art, Ausprägung und Schweregrad der
Erkrankung und wird somit individuell auf den Patienten abgestimmt. Die Behandlung basiert
im Wesentlichen auf drei Säulen: Allergenvermeidung, Linderung der Symptome und
Behandlung der Ursache.
Die Basis jeglicher Allergietherapie und wichtigste therapeutische Maßnahme ist die
Allergenvermeidung. Das bedeutet, Verursacher allergischer Beschwerden (Allergene) so weit
wie möglich zu vermeiden bzw. den Kontakt zu reduzieren. Pollenallergiker sollten ihre
Freizeitaktivitäten und Urlaubsplanung an die Pollensaison und -konzentration anpassen.
Unterstützung bietet hier der Österreichische Pollenwarndienst, der den tagesaktuellen
Pollenflug online auf www.pollenwarndienst.at abrufbar macht. Außerdem gibt es hilfreiche
Maßnahmen, die den Kontakt mit Pollen bzw. die Allergenbelastung verringern. Tipps und
Informationen dazu gibt’s im neu aufgelegten Ratgeber „Allergenvermeidung bei
Pollenallergien“ der Patientenplattform IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung)
bzw. auf der Webseite des Vereins www.allergenvermeidung.org.
Mehr Lebensqualität durch richtige Therapie
Je nach Art und Schweregrad der Allergie wird die weitere Behandlung individuell festgelegt.
Antihistaminika beispielweise lindern allergische Symptome wie Schnupfen, Niesen, juckende
und tränende Augen, indem sie den übermäßig ausgeschütteten Botenstoff Histamin
„neutralisieren“. Moderne Substanzen wirken gut und schnell und machen im Gegensatz zu
den früheren nicht müde oder wirken dämpfend, denn sie gelangen nicht ins Gehirn sondern
blockieren die Histamin-Rezeptoren. Damit wird Histamin zwar nach wie vor freigesetzt, es
kann aber nicht mehr wirken. Zudem verbessern die sogenannten H1-Antihistaminika die
Schlafqualität. Ein wichtiger Aspekt, immerhin leiden 57% der Erwachsenen und 88% der
Kinder mit allergischer Rhinitis an Schlafproblemen [1], die Tagesmüdigkeit, Konzentrationsund Lernschwierigkeiten verursachen und die Gedächtnisleistung vermindern. Ein nicht
sedierendes Antiallergikum kann Beeinträchtigungen in Job und Schule sowie in der Freizeit
deutlich reduzieren. Diese modernen Wirkstoffe können bereits im Kindesalter eingesetzt
werden.
Vorsicht bei sedierenden Antihistaminika für Personen, die aktiv im Leben stehen
Experten warnen in einem neuen Positionspapier [2] vor den Gefahren von rezeptfreien
sedierenden Antihistaminika der ersten Generation. Sie machen Patienten nicht nur
benommen und mindern die Leistungsfähigkeit, die von der Allergie grundsätzlich
eingeschränkt ist, sondern verringern zusätzlich den REM-Schlaf, der auch als Traumschlaf
bezeichnet wird und vorwiegend für die geistige Erholung wichtig ist. Außerdem waren sie
bereits in zahlreichen Verkehrsunfällen involviert. Vor allem für Personen, die aktiv im Leben
stehen, wie beispielsweise Schulkinder oder berufstätige Erwachsene, ist die Therapie mit nicht
sedierenden Antihistaminika empfehlenswert.
Zusätzlich zu Antihistaminika werden entzündungshemmende Nasensprays (nasales Steroid)
empfohlen. Vor allem bei einer verstopften Nase ist der Einsatz eines Kortison-Sprays üblich,
da es die Entzündung eindämmt und allergische Beschwerden lindert. Obwohl viele Patienten
Angst vor Kortison-Sprays haben, ist die Anwendung unbedenklich. Auch nach einem Jahr
Anwendung kommt es zu keiner Veränderung der Nasenschleimhäute. Im Gegensatz zu
herkömmlichen Schnupfensprays, die max. 7 bis 10 Tage angewendet werden dürfen. Asthma
bronchiale wird mit Bronchien erweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten
behandelt.
Allergie an der Wurzel packen
Die Allergie-Impfung (Spezifische Immuntherapie, SIT) ist die dritte Säule des
Therapieschemas. Sie lindert nicht nur allergische Symptome, sondern bekämpft gleichzeitig
die Ursache der Allergie. Die spezifische Immuntherapie kann eine Allergie langfristig bessern
und teilweise sogar völlig ausheilen. Dies gelingt, indem direkt in den Krankheitsprozess
eingegriffen und der Körper langsam und behutsam an das Allergen gewöhnt wird. Im
Rahmen der SIT wird regelmäßig die allergieauslösende Substanz injiziert bzw. unter die
Zunge getropft, sodass das überempfindliche Immunsystem nicht mehr auf die an sich
harmlosen Pollen reagiert. Für Gräserpollenallergiker steht die Allergie-Impfung auch in
Tablettenform zur Verfügung. Die Gräsertablette [3] ist eine komfortable und höchst effektive
Alternative zur Spritzenkur. Sie wird einmal täglich unter die Zunge gelegt, wo sie sich
innerhalb weniger Sekunden auflöst. Seit Anfang 2009 steht die Gräsertablette auch Kindern
und Jugendlichen ab 5 Jahren zur Verfügung. Die Ergebnisse der Zulassungsstudie zeigten
auch bei Kindern eine deutliche Reduktion der Beschwerden. Sogar Asthmasymptome
(Giemen, Husten, Kurzatmigkeit etc.) und die Anzahl der Tage mit Asthmasymptomen konnten
signifikant um mehr als 60% reduziert werden [4].
Die Daten der klinischen Langzeitstudie GT-08 bestätigen die Erwartungen einer anhaltenden
Wirkung der Gräsertablette: Diese Allergie-Impfung in Tablettenform sorgt auch noch zwei
Jahre nach Ende der dreijährigen Behandlung für verringerte Heuschnupfen-bedingte
Beschwerden, der Bedarf an symptomlindernden Medikamenten ist weiterhin um die Hälfte
reduziert und die Lebens- sowie Schlafqualität können erheblich verbessert werden [5-8].
Damit die spezifische Immuntherapie rechtzeitig wirken kann, muss mit der Behandlung –
egal ob mittels Injektion, Tropfen oder Tablette - mindestens zwei, besser aber drei bis vier
Monate vor der erwarteten Pollensaison begonnen werden. Für Gräserpollenallergiker besteht
jetzt noch die (letzte) Möglichkeit für einen Therapiestart vor der heurigen Gräserpollensaison.
Mit frühzeitiger Therapie Asthma verhindern
Dass die spezifische Immuntherapie den Krankheitsverlauf von allergischem Asthma positiv
beeinflussen kann, ist bereits durch zahlreiche Studien belegt. Seit November letzten Jahres
läuft nun eine weitere Studie, die untersucht, inwieweit die Gräsertablette das Fortschreiten
der Erkrankung zu Asthma verhindern kann. Die in 27 europäischen Ländern – darunter auch
Österreich - durchgeführte Untersuchung bezieht mehr als 600 Kinder zwischen 5 und 12
Jahren mit Gräserpollen-induzierter allergischer Rhinokonjunktivitis mit ein.
Die Kosten der symptomatischen als auch der ursächlichen Therapie werden von der
Krankenkasse übernommen.
Kontakt für Journalisten-Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Reinhart Jarisch
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums
T: 01/270 25 30
E: [email protected]
© FAZ, Abdruck honorarfrei
Text und Foto in Printqualität gibt’s bei Elisabeth Leeb, ikp, T: 01/524 77 90-14, [email protected]
und auf www.allergenvermeidung.org (Presse-Ecke, aktuelle Downloads).
__________________________________________
1 Nathan, Robert A.: The burden of allergic rhinitis, Allergy and Asthma Proceedings, January - February 2007, Vol .28, No.
1
2 Church M.K. et al.: Risk of first-generation H1-antihistamines: a GA²LEN position paper, John Wiley & Sons A/S, 2010
3 Hinweis für medizinische Fachmedien: Grazax®
4 Bufe A et al., safety and efficacy in children of an SQ-standardised grass allergen tablet for sublingual immunotherapy;
JACI 2009
5 Frolund et al.,Allergy 2009;64 ( Suppl 90) 550
6 Emminger W. et al, Allergy 2009;64 ( Suppl 90) 548
7 Durham et al.; Allergy 2009,64 ( Suppl 90) 146
8 Data on file
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