Skriptum männliches FortFortpflanzungssystem

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Schülerskriptum Sexualbiologie
II. Das männliche Fortpflanzungssystem
Die wichtigsten Aufgaben des männlichen Fortpflanzungssystems sind die Bildung von
Samenzellen (Spermatogenese) und die Ablagerung dieser Zellen in der Scheide der
Frau.
Die männlichen Geschlechtsorgane sind die HODEN (Testes), welche die Spermien
und das elementare männliche Geschlechtshormon TESTOSTERON bilden. Die männlichen Geschlechtshormone sind unter dem Namen ANDROGENE bekannt, wovon Testosteron das wichtigste Androgen ist, das im männlichen Organismus gebildet wird.
Die Spermien werden innerhalb der Hoden in den Geweben der Samenkanälchen gebildet, während Testosteron in den LEYDIGSCHEN ZWISCHENZELLEN der Hoden
gebildet wird. Diese beiden Funktionen stehen in Beziehung zueinander, da für die
Spermienbildung das Vorhandensein und die Aktivität von ausreichenden Mengen Testosteron nötig ist.
Durch KASTRATION wird die männliche Sexualität beeinträchtigt, weil durch das Entfernen der Hoden die Spermien und Testosteronbildung aufhört. Der Eunuch, der den
Harem beaufsichtigte oder als Palastfunktionär diente, war ein Mann, der vor dem Eintreten der Pubertät kastriert wurde und dessen sekundäre Geschlechtsmerkmale niemals zur Entwicklung kamen.
II.1. Anatomie der Fortpflanzungsorgane
Die Hoden differenzieren sich innerhalb der Bauchhöhle des männlichen Embryos und
steigen kurz vor der Geburt in den Hodensack (Scrotum) ab. Der Hodensack ist ein
faltiger Hautsack, der im Vergleich zum übrigen Unterleibsbereich wenig Fetteinlagerungen hat. Bei Kindern kann es vorkommen, dass die Hoden nicht absteigen (Cryptorchidismus, crypt=versteckt; orchid=Hoden). Wird dieser Schaden nicht chirurgisch
behoben, dann verkümmern die Hoden kurz nachdem das Kind die Pubertät erreicht
hat, und die Folge ist eine permanente Sterilität (Unfruchtbarkeit). Jeder Hoden ist beim
erwachsenen Mann oval und im Durchschnitt 3,75 cm lang.
Spermienbildung: In den Samenkanälchen der Hoden teilen sich undifferenzierte
Keimzellen ununterbrochen. Diese dabei entstehenden neuen Keimzellen nehmen an
Größe zu und vollziehen die Reifeteilung (Meiose), wobei vier unreife Samenzellen entstehen. 50 % dieser Zellen tragen das X-Chromosom und die andere Hälfte das
Y-Chromosom; jedes Geschlechtschromosom tritt gemeinsam mit je 22 Autosomen auf.
Die unreifen Samenzellen unterliegen einer komplizierten Umbildung, deren Mechanismus noch zum Großteil unbekannt ist, und entwickeln sich zu reifen Spermien (Spermatozoen, Samenzellen).
Das reife Spermium gliedert sich in eine Kopf- und Schwanzregion. Der stark kondensierte Kern liegt im Kopf und ist teilweise von einer kappenförmigen Struktur bedeckt.
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Diese Kappe, das AKROSOM, ist reich an Enzymen, die später beim Eintritt des
Spermiums in das Ei die Eimembran auflösen und so bei der Befruchtung eine
große Rolle spielen. Die Schwanzregion schließt an den Kopf an und enthält Mitochondrien, die für den Stoffwechsel und die Beweglichkeit der Spermien wichtig sind.
Die Möglichkeit zur Bewegung liegt in dem peitschenförmigen Schwanzteil (Geißel oder
Flagellum) der eine Wandergeschwindigkeit des Spermiums zwischen 7 und 25 cm je
Minute bewirken kann.
Es dauert 60 bis 70 Tage bis aus der undifferenzierten Keimzelle ein reifes Spermium gebildet wird. Die Spermienbildung wird nicht unterbrochen und gewöhnlich werden einige hundert Millionen Spermien pro Tag im erwachsenen Mann gebildet.
Aus uns unbekannten Gründen läuft die Spermienbildung beim Menschen nur bei einer
Temperatur ab, die etwas unterhalb der Körpertemperatur liegt (ca. 35 Grad C). Hohe
Temperaturen hemmen die Spermienbildung oder führen zur Zerstörung der Spermien.
Niedere Temperaturen hemmen die Spermienbildung auch, zerstören aber keine Zellen.
Die Hoden werden bei niederen Temperaturen an den Körper herangezogen und dehnen sich bei höheren Temperaturen aus; dies geschieht durch Zusammenziehung oder
Erschlaffung der Muskulatur des Hodensacks.
Spermienabgabe
Die Spermien gelangen aus den Samenkanälchen der Hoden in das Kanälchensystem
der Nebenhoden und in den großen dickwandigen Samenleiter.
Das Transportsystem des männlichen Fortpflanzungstraktes übt einige wichtige Funktionen aus:
1.) Die Spermien können vor ihrer Ausstoßung im Nebenhoden und Samenleiter gespeichert werden.
2.) Die Spermien reifen während ihres Aufenthaltes im Nebenhoden und werden aus
zum Teil noch unbekannten Ursachen beweglich und befruchtungsfähig.
3.) Durch starke Muskelkontraktionen der Kanalwände des Samenleiters und des Nebenhodens werden die Spermien beim Orgasmus (Höhepunkt des Geschlechtsaktes)
ausgestoßen.
Die große Vorsteherdrüse (Prostata) liegt direkt unter der Harnblase und umgibt die
Harnröhre. In ihr werden nun einerseits Harn, andererseits Spermien transportiert. Von
der Vorsteherdrüse, den Samenblasen und den Cowperschen Drüsen werden ständig
kleine Sekretmengen abgegeben; wesentlich größere Mengen werden beim Geschlechtsakt produziert. Diese verdünnen das Spermakonzentrat aus dem Samenleiter.
Sekret und Spermien werden aus der Harnröhre gleichzeitig ausgestoßen.
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Die Aufrichtung des männlichen Gliedes (Erektion) ist die Vorbedingung zum Geschlechtsverkehr. Arterielles Blut strömt in die Hohlräume der Schwellkörper ein, die
glatte Muskulatur dieser Hohlräume erschlafft und so wird gleichzeitig der venöse Rückfluss gestaut. Die Hohlräume füllen sich mit venösem Blut, die Schwellkörper nehmen
an Volumen zu, straffen sich, richten sich auf und werden hart. Findet keine Aufrichtung
des Glieds statt, dann spricht man von Impotenz (Impotentia coeundi; im Gegensatz
zur Impotentia generandi = Zeugungsunfähigkeit). Diese Impotenz kann die Folge von
organischen oder viel öfter von psychischen Störungen sein; auch Alkohol- und Drogenmißbrauch kann zu Impotenz führen.
Bei der Ausstoßung (Ejakulation) kontrahiert sich die glatte Muskulatur in den Nebenhoden, Samenleiter, Samenblase und Vorsteherdrüse. Die Samenflüssigkeit wird mit dem
Sekret der Geschlechtsdrüsen durchmischt. Durch Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur wird der Samen ausgestoßen. 1 cm 3 Ejakulat enthält normalerweise 60 bis 120
Millionen Spermien.
II.2. Hormonale Kontrolle
Alle Erscheinungen der männlichen Fortpflanzung werden
1.) von den männlichen Geschlechtshormonen (ANDROGENE) und
2.) von den gonadotropen Hormonen der Hypophyse beeinflusst und kontrolliert.
Das bedeutendste Androgen ist Testosteron, welches in den Hoden gebildet wird. Die
beiden wichtigsten gonadotropen Hormone, die im Hypophysenvorderlappen gebildet
werden, sind das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon
(LH). Diese Hormone sind in beiden Geschlechtern gleich. Die gonadotropen Hormone
wirken beim Mann nur auf das Hodengewebe, während Testosteron ein breites Wirkungsspektrum zeigt: Hoden, Anhangsdrüsen, sekundäre Geschlechtsmerkmale,
sexuelles Verhalten und allgemeiner Stoffwechsel bis hin zum Muskelwachstum .
Testosteron beeinflusst direkt die Entwicklung von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen. FSH und LH sind für die normale Spermienbildung und die Ausschüttung von Testosteron von Bedeutung. FSH regt die Spermienbildung direkt an,
während LH die Sekretion von Testosteron anregt und dadurch die Spermienbildung
beeinflusst. Wenn der Hypophysenvorderlappen entfernt wird, nehmen die Hoden an
Gewicht ab und die Spermien- und Testosteronbildung unterbleibt. Bei den Männern
wird ständig FSH und LH in der Hypophyse und Testosteron in den Hoden gebildet; es
kommt zu keinem Zyklus wie bei der Frau.
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