5. Elektron-Phonon-Kopplung 1. Allgemeine Betrachtungen Ein optisches Zentrum in einem Kristall nimmt an der Schwingungsbewegung des Kristalls teil: Veränderung der optischen Eigenschaften des Zentrums Hamilton-Operator des schwingenden Gitters: Hˆ Gitter Pˆl 2 Vl Rl l 2M l mit P̂ : Impuls des -ten Ions R : Ort des -ten Ions V R : Potential zwischen den Ionen 1 Sei R 0 die Gleichgewichtsposition R R 0 q mit V R 0 = konstanter Potentialterm Vl Rl Vl Rl 0 Vl ql l l und Vl ql : zusätzliche potentielle Energie durch Verschiebung aus der Gleichgewichtsposition Vereinfachungen: - V q ist harmonisch - nur nächste Nachbarn werden betrachtet - Vernachlässigung von Randeffekten 2 V q 2 1 K q q 1 2 K: Federkonstante Weiterhin: - Vernachlässigung des konstanten Terms V R 0 Hamilton-Operator des dynamischen Gitters: H dyn. Gitter Pˆ 2 1 2 K q q 1 2M 2 3 Nächste Schritte: - Bestimmung der Eigenzustände und Eigenwerte Zunächst: - linearer harmonischer Oszillator - Untersuchung des einfachsten Beispiels eines dynamischen Gitters: monoatomare Reihe von Atomen, gebunden durch harmonische Kräfte zwischen nächsten Nachbarn - Begriff des Phonons: Energiequant einer Schwingung (Mode) - Erweiterung auf 3-dimensionales Kristallgitter - Anwendung auf optisches Zentrum 4 2. Gitterschwingungen i) Linearer harmonischer Oszillator mit Masse M, bewegt sich in x-Richtung unter einer Kraft F = -KX, K = Federkonstante, X = Ort der Masse Hamilton-Operator: Hˆ HO 2 2 P 1 P 1 2 x KX 2 x M o X 2 2M 2 2M 2 mit 0 2 o Pˆx i K , Schwingungsfrequenz M X Es gilt: Xˆ , Pˆx i 5 Bestimmung der Eigenzustände und Eigenwerte von Hˆ HO durch Einführung von Aufund Absteigeoperatoren â und â (diese Methode kann generell zur Lösung benutzt werden, wenn das Quantensystem eines Hamilton-Operators die Form Hˆ AP 2 BQ 2 , mit Q, P i hat) aˆ aˆ 1 M 0 X iPx , Aufsteige-, Erzeugungsoperator 2 M 0 1 M 0 X iPx , Absteige-, Vernichtungsoperator 2 M 0 aˆ , aˆ 1 0 1 ˆ ˆ aˆ aˆ 0 aˆ aˆ aa Hˆ HO 2 2 6 Definition von Zuständen n , n Integer: aˆ n n n 1 aˆ n n 1 n 1 (daher die Namen für a und a+) aˆ aˆ n aˆ n n 1 n n n n n n sind Eigenzustände von Hˆ HO : Hˆ HO n 0 n 1/ 2 n Eigenwerte: En 0 n 1/ 2 E0 1 0 : Nullpunktschwingungsenergie 2 (nötig, um die Unschärferelation zu erfüllen!) 7 ii) Lineare, monoatomare Kette - harmonische Kräfte zwischen nächstenNachbarn - N: Anzahl der Atome - Gleichgewichtsposition Xl = la 2 2 P 1 Hˆ K q q 1 (N groß, ohne Randeffekte), mit q , P ' i 2M 2 ' 8 Transformation in AP2 + BQ2 durch Einführung neuer "Koordinaten" und "Impulse": q P 1 N 1 N 1 N 2 Qn exp 2 in / N 1 n N 2 1 N 2 Pn exp 2 in / N 1 n N 2 1 N 1 N Q kn exp ikn a kn P kn exp ikn a kn 1 N Q kn q exp ikn a N 0 1 N P exp ikn a mit: Pkn N 0 2 n kn Na 9 Es gilt: Qkn Pkn´ i nn ' allerdings sind Qkn und Pkn keine hermiteschen Operatoren (Qkn Qk n , Pkn Pk n ) Nach einigen Umformungen (die man nicht leicht sieht), gilt: Pkn Pkn 1 ˆ H G kn Qkn Qkn Hˆ kn 2 kn 2 M kn 1 mit: G kn 4 K sin 2 k n a 2 10 Jeder Hamilton-Operator hat also die Form: 1 1 Hˆ kn Pkn Pkn G kn Qkn Qkn 2M 2 (1) Dieses Ergebnis ist konsistent mit der Analyse für den linearen harmonischen Oszillator, da für ihn gilt: 1 1 1 1 Hˆ HO Px Px KXX Px Px KXX 2M 2 2M 2 (2) (Px und X sind hermitesche Operatoren!) Vgl. zwischen (1) und (2) liefert: G kn K kn a kn 2 sin M M 2 mit a kn a 11 kn überdecken ein Quasikontinum von diskreten Werten Dispersionsrelation: (Ergebnis stimmt mit dem aus der klassischen Analyse überein.) 12 Weitere Analyse der Schwingungen der monoatomaren, linearen Kette analog der Analyse des linearen harmonischen Oszillators: - für jeden Operator Hˆ k werden Operatoren aˆk und aˆk eingeführt: aˆk aˆk 1 M k Qk iPk 2 M k 1 M k Qk iPk 2 M k mit ak , ak' kk ' . - Einführung von Zuständen nk mit: aˆk nk nk nk 1 k aˆ nk nk 1 nk 1 , nk Integer 13 Letztendlich folgt: Hˆ Hˆ k k aˆk aˆk aˆk aˆk H kHO 2 k k k nk sind Eigenzustände von H kHO : H kHO nk (nk 1/ 2) k nk nk: Anzahl der Quanten in der Mode k, wobei nk der mittlere Wert von nk bei der Temperatur T ist: nk 1 (Bose Einstein Faktor) exp 1 kT Phonon: Quant einer Schwingung Eigenzustand von Ĥ ist Produktzustand nk 1 nk 2 nk 3 ..... andere Schreibweisen: nk 1 , nk 2 , nk 3 n1 , n2 , n3 , .... n 14 Energie des Eigenzustands n ist n k 1/ 2 k 2. Quantisierung: Quantisierung der Energie der Normalschwingungen Normalkoordinaten: zusammengesetzt aus Verschiebung der Atome ql multipliziert mit Phasenfaktor: Qk 2 M k aˆ k q q( k ) k k k aˆk 2 M k N aˆ k aˆ k exp( ikla ) aˆk exp ikla aˆk exp ik a 2 M k N (Beziehung zwischen Position des -ten Atoms und den Auf- und Abstiegsoperatoren). 15 iii) 3-dimensionales Gitter Betrachtung: - Reale Kristalle: 3 dimensionales Gitter - mehr als eine Atomsorte - Kräfte wirken nicht nur zwischen nächsten Nachbarn - Kräfte sind nicht harmonisch Berechnung sehr kompliziert! Dispersionskurven: - k abhängig von der Richtung im Kristall - akustische und optische Moden - transversale und longitudinale Moden 16 Berechnete Dispersionskurve für NaCl - langwellige akustische Moden: kleiner Phasenunterschied zwischen benachbarten Atomen - optische Moden: Bewegung benachbarter Atome antiphasig - ionische Kristalle: transversale optische Moden erzeugen großes oszillierendes Dipolmoment: starke Wechselwrikung mit dem elektromagnetischem Feld 17 Wellenlänge der Schwingung vergleichbar mit interatomarem Abstand: Verzerrungen der Kristallumgebung um das optische Zentrum sind noch komplizierter Verzerrungen werden gemäß den irreduziblen Darstellungen der Gleichgewichtssymmetrie des elektronischen Zentrums und der Umgebung klassifiziert Bemerkung: T1u und T2u zerstören die Inversionssymmetrie des Komplexes: starker Einfluß auf die spektroskopischen Eigenschaften des elektronischen Zentrums! 18 Normalmoden des Oktaederkomplexes: 19 Gekoppeltes Elektron-Phonon-System Untersuchung des Einflusses des dynamischen Gitters auf die optischen Eigenschaften des aktiven Zentrums (hier Ion). ˆ2 P Hamilton-Operator: Hˆ Hˆ FI ( ri ) Hˆ C ( ri , Rl ) Vˆl ( Rl ) 2M Hˆ FI ( ri ) : freies Ion Hˆ C ( ri , Rl ) : Kristallfeld Vˆl ( Rl ) : potentielle Energie zwischen den Ionen Pˆ 2 2 M : kinetische Energie der Gitterionen Problem: Kopplung von ri und R im Term Hˆ C ( ri , R ) , d.h. Kopplung der Elektronenbewegung mit den Schwingungen des Gitters. 20 Entkopplung: Born-Oppenheimer-Näherung (1927) i) Vernachlässigung der kinetischen Energie, d.h. statisches Gitter R̂ ist ein Parameter, keine Variable mehr Hˆ 0 Hˆ FI ( ri ) Hˆ C ( ri , Rl ) Vˆl ( Rl ) Hˆ e ( ri , Rl ) Vˆl ( Rl ) mit Hˆ e ( ri , Rl ) : elektronischer Teil des Hamilton-Operators, siehe Kapitel 2.4 Seien a ( ri , Rl ) die Eigenfunktionen von Ĥ 0 , dann: Hˆ 0 a ( ri , Rl ) E ( a ) ( Rl ) a ( ri , Rl ) - Subskript a bezeichnet den jeweiligen elektronischen Zustand - die Energie hängt parametrisch von den Werten Rl ab - Vˆ ( R ) ist in Ĥ 0 enthalten, da die interionische Energie von der Kopplung zwischen dem Zentralion und dem Rest des Gitters abhängt 21 Energieeigenwert E ( a ) ( R ) : a a E ( a ) ( R ) a Hˆ e ri , R a a V ( R ) a H e Rl Vl Rl (3) a Hˆ e ( R ) : elektronische Energie des Ions im statischen Kristallfeld V ( R ) : interionisches Potential, abhängig vom elektr. Zustand a des Zentrums a ii) Berücksichtigung des dynamischen Gitters Hˆ Hˆ 0 l Pˆ 2 2M Gesucht: Eigenfunktionen der Form a ( ri , R ) a ( R ) a ( ri , R ) : Eigenzustand von Ĥ 0 a ( R ) : Funktion von R (jetzt Variable!) 22 Schrödingergleichung: ˆ Pˆ 2 H0 2M Mit P̂ i a ( ri , R ) a ( R ) E a ( ri , R ) a ( R ) folgt: 2 Pˆ 2 a 2 a 2( a )( a ) a 2 a a a 2M 2M a 2 a 2( a )( a ) ist vernachlässigbar, da a ( ri , R ) nur schwach von R abhängt Bedeutung der Vernachlässigung (Born-Oppenheimer-Näherung, adiabatische Näh.) das elektronische Zentrum ändert seinen elektronischen Zustand nicht bei Änderung von R , sondern paßt sich den ändernden R -Werten an physikalisch: Elektronenbewegung ist sehr viel schneller als Gitterbewegung Born-Oppenheimer-Zustände: a ( ri , R ) a ( R ) 23 Schrödingergleichung: 2 2 Hˆ 0 a ( ri , R ) a ( R ) a (R 2M ) a ( ri , R ) E a ( ri , R ) a ( R ) vereinfacht sich zu: 2 2M 2 E ( a ) ( R ) a ( ri , R ) E a ( R ) (4) mit E ( a ) ( R ) (Potential, in dem sich die Ionen bewegen) aus Gleichung (3) iii) Schwingung um Ruhelage R R ( a ) (0) q ( a ) R ( a ) (0) : Ruhelage des -ten Ions, wenn System im elektronischen Zustand a 24 q ( a ) : Auslenkung des -ten Ions von der Ruhelage Hˆ e( a ) ( R ) Hˆ e( a ) ( R( a ) (0)) Ve( a ) ( q ( a ) ) V ( a ) ( R ) V ( a ) ( R ( a ) (0)) V ( a ) ( q ( a ) ) (elektronische Energie) (5) (interionisches Potential) (6) Mittlere Energie des Gitters: E0( a ) H e( a ) ( R( a ) (0)) V ( a ) ( R( a ) (0)) damit folgt (3), (5), (6): E ( a ) ( R ) E0( a ) Ve( a ) ( q ( a ) ) V ( a ) ( q ( a ) ) E0( a ) V ( a ) ( q ( a ) ) Ve( a ) ( q ( a ) ) : Einfluß der Gitterverzerrung auf die elektronische Energie V ( a ) ( q ( a ) ) : Einfluß der Gitterverzerrung auf das interionische Potential Schrödingergleichung des Gitterzustands: (vgl. Glg. (4)) Pˆ 2 (a) (a) (a) V ( q ) ( q ( a ) ) ( E Eo( a ) ) a ( q ( a ) ) 2M (7) 25 Problem: V ( a ) ( q ( a ) ) kann nicht in eine Summe von q ( a ) -Termen separiert werden, da Gitter ein dynamisches System Einführung von Normalkoordinaten des Komplexes Gitterzustand a (Qk ) nk (wenn V(a) harmonisch, nk: lineare, harmonische k Oszillatorfkt.) 1 E E0( a ) k( a ) nk 2 k k(a): Frequenz der Mode k im Zustand a nk: Anzahl der Schwingungsquanten (Moden) in der Mode k oberhalb der Nullpunktsschwingungsenergie, 26 nk exp( k / kT ) 1 1 (iv) praktische Vorgehensweise Born-Oppenheimer-Zustand: a ( ri , R ) a ( R ) - elektronischer Teil a ( ri , R ) ist ein Eigenzustand von Ĥ 0 mit Energie E ( a ) ( R ) und R ist ein Satz variabler Parameter - in der Praxis: variable Parameter R werden durch feste Werte R (0) ersetzt das Elektron-Phonon-System wird nun durch „Crude-Born-Oppenheimer-Zustände“ beschrieben: a ri , R (0) a R 27 Aber: Es gibt sehr viele Normalmoden - Betrachtung nur einer Mode: Atmungsmode ("breathing mode"), d.h. die Liganden pulsieren um das Zentralion - Konfigurationskoordinate Q: Abstand des Zentralions von Liganden der ersten Schale Q oszilliert um den Gleichgewichtsabstand Q0( a ) Single Configurational Coordinate Model (SCCM): Crude-Born-Oppenheimer-Zustände: a ri , R (0) a R E ( a ) (Q ) E0( a ) V ( a ) (Q ) 28 Endlich am Ziel: Configurational Coordinate Diagram (Konfigurationskoordinaten-Diagramm) (Williams 1951, Curie 1963) Morse-Potential bzw. harmonisches Potential (a) kann von (b) verschieden sein 29 Strahlende Übergänge im Konfigurationskoordinatendiagramm (KKM) Einige „geometrische“ Betrachtungen: Grundzustand: E ( a ) (Q ) 1 M 2 (Q Qo( a ) )2 ( E0( a ) : 0) 2 1 1 Angeregter Zustand: E ( b ) (Q ) Eab M 2 (Q Qo( b ) )2 M 2 (Qo( b ) Qo( a ) )2 (1) 2 2 E ( b ) (Q ) E ( a ) (Q ) Eab M 2 (Qo( b ) Qo( a ) )(Q Qo( a ) ) (lineare Kopplung, da prop. zu Q - Qo( a ) ) mit A M (Qo( b ) Qo( a ) ) folgt aus (1): 1 M 2 (a) 2 E (Q ) Eab M (Q Qo ) A (Q Qo( a ) ) 2 (b) 30 Huang-Rhys-Parameter S: Der Huang-Rhys-Parameter S charakterisiert die Differenz in den Elektron-PhononKopplungen in den Zuständen a und b: A2 1 M 2 ( b ) Edis (a) 2 S : Q Q o o 2 2 Edis S m ' 1/ 2 In der Praxis werden Absorptions- und Emissionsübergänge mittels des KKM beschrieben und analysiert. Die Form der Spektren hängt stark von der Differenz in der Elektron-Phonon-Kopplung der bestehenden Zustände ab. 31 32 i) Absorption Übergangswahrscheinlichkeit zwischen vibronischen (vibrational electronic) Zuständen: 2 Wan bm b ( ri , Q ) b (m) a ( ri , Q ) a (n ) Vereinfachung: Condon-Näherung - Born-Oppenheimer-Funktionen: Q wird durch Mittelwert ersetzt - tiefe Temp.: Anfangszustand: a a (0) a (0) hat maximale Amplitude bei Q Q0 a Wan bm b ri , Q (a) o r ,Q Wan bm Pab b (m) a ( n ) a i 2 (a) o b m a n 2 |Überlappintegral der vibronischen Wellenfkt.|2 mit Pab rein elektronische Übergangswahrscheinlichkeit, identisch für alle vibronischen Zustände n, m 33 Absorptionsbandenform: (T=0K) exp( S ) S m exp( S ) S m I ab ( E ) I 0 ( Ebm Ea 0 E ) I 0 ( E0 m E ) m! m! m m mit E0 = Eb0 – Ea0: Null-Phononen-Energie ("zero-phonon-energy") Diskussion: - b ( m) a ( n ) 2 1 m Gesamtintensität ist I0, unabhängig von S und unabhängig von Temperatur (ACHTUNG: das gilt nur in dieser Näherung) - Intensität der Null-Phononen-Linie: IZPL = I0 exp(-S) - S = 0 IZPL= I0 S > 0 IZPL < I0, Phononseitenbanden erscheinen S >> 0 IZPL 0 34 Bandenformen, auf gleiche maximale Höhe normiert für S 1: Maximum bei (S-1/2) Bandenform unsymmetrisch, wird für größer werdendes S immer symmetrischer 35 In Realität existieren viele Gitterschwingungen, daher tritt nur die Null-Pononen-Linie als scharfe Linie auf, die Seitenbande erscheint als breites Band: 36 höchste Übergangswahrscheinlichkeit bei Q = Q0( a ) , da b (m) a (0) 2 maximal wird geometrisch: senkrechte Linie Franck-Condon-Prinzip! 37 Bandenform ist stark von S abhängig: S klein: Pekar-Form S groß: Gauss-Form 38 Berechnung der Bandenbreite liefert: (0) 2.36 S 2 2S (T ) (0) coth 2 kT Temperaturabhängigkeit: I ZPL I 0 exp S coth 2kT 1 n exp 1 kT I 0 exp S coth 1 2n 39 ii) Emission Bei gleichen Parabeln im Grundzustand und im angeregten Zustand sind Absorption und Emission spiegelsymmetrisch um die Null-Phonon-Linie. Stokes-Shift (SS): 2Abstand zwischen Null-PhononenLinie und Bandenmaximum = Abstand der Maxima SS = (2S-1) 40 Beispiel für Bandenformen und Spektren: Cr3+ 41 Bei idealer Symmetrie: Grundzustand: 4 A2 t23 gl. Konf. S klein 1. angeregter Zustand: 2 E t23 versch. Konf. S groß 4 2 2. angeregter Zustand: T2 t2 e Absorption: A2 2E: schmale Bande 4 A2 4T2: breite Bande 4 42 Emission: Tiefe Temperaturen: Emission nur aus dem 2E, selbst bei Anregung in den 4T2 folgt sehr schnelle Relaxation (ps) über Gitterschwingungen in den metastabilen Zustand 2 E, von dort aus schmalbandiger Emission (es stellt sich eine Boltzmann-Besetzung ein) Temperaturerhöhung: Thermische Besetzung des 4T2 möglich, dann Emission aus dem 4T2 Breitbandfluoreszenz. Allerdings starke Kristallfeldabhängigkeit der Spektren (generell bei Übergangsmetallen, da starke Kopplung zwischen Ion und Gitter). Bsp.: Rubin, Alexandrit (BeAl2O4), Granatkristalle 43 Generelle Anmerkungen zum KKM i) Die Beschreibung des gesamten Spektrums eines Übergangs durch die Ankopplung einer Atmungsmode ist natürlich unrealistisch. Allerdings wird für große S durch den Überlapp der verschiedenen koppelnden Phononen die Struktur ausgewaschen und das SCCM funktioniert recht gut. Für S<1 allerdings besteht das beobachtete Spektrum aus allen koppelnden Phononen, die Beschreibung durch ein Phonon ist viel zu grob. ii) Die Ankopplung der Atmungsmode stellt nur eine Veränderung der Frequenz des Übergangs dar, nicht aber seiner Natur; das Seitenband besitzt die gleiche Dipolnatur wie der rein elektronische Übergang. Das ist so korrekt nur für elektrisch-dipol-erlaubte Übergänge und gilt nicht unbedingt für schwach bzw. magnetisch dipol-erlaubte Übergänge (z. Bsp. durch Ankopplung ungerader Phononen. 44 Beispiel: Elektronisches Zentrum mit Inversionssymmetrie, Anfangs- und Endzustand besitzen gleiche Symmetrie: elektronischer Übergang ist nur magnetisch-dipol-erlaubt Durch Ankopplung ungerader Phononen wird die Inversionssymmetrie zerstört, dadurch wird der Übergang teilweise elektrisch-dipol-erlaubt. Der Null-Phonon-Übergang wird nicht beeinflußt. Deshalb ergibt sich eine viel stärkere Seitenbande als im SCCM vorhergesagt. [Die Kopplung ungerader (symmetriebrechender) Phononen bedeutet letztendlich die Beimischung von Zuständen anderer Parität, diese Beimischung ist i.a. gering, deshalb wird der Übergang teilweise elektrisch-dipol-erlaubt] Temperaturabhängigkeit der strahlenden Rate: E Wr T Wr T 0 coth vib 2kT , Evib = vib: ankoppelndes ungerades Phonon 45 Nichtstrahlende Übergänge über Multiphononen-Relaxation Bsp.: Energieniveaudiagramm von Mn2+ Lumineszenz nur von niedrigsten 4T1, nicht von den höheren Niveaus prinzipiell: wenn das Mn2+-Ion in ein höheres Energieniveau angeregt wird, gibt es 2 Möglichkeiten des Zerfalls: strahlend mit Rate Wr nichtstrahlend mit Rate Wnr 46 nichtstrahlende Zerfälle Wenn die Energielücke E zum niedrigeren Niveau größer als die maximale Phononenenergie ist, dann ist die Generation mehrerer Phononen nötig Prozeß höherer Ordnung, Störungsrechnung höherer Ordnung nötig Allgemein gilt: je höher die Ordnung desto unwahrscheinlicher ist der Prozeß die strahlende Übergangswahrscheinlichkeit steigt kubisch mit der Energielücke bei energetisch nahen Zuständen überwiegt der nichtstrahlende Zerfall, bei großen Energielücken dagegen der strahlende Zerfall nichtstrahlende Prozesse konkurrieren mit strahlenden Prozessen, die Effizienz der Emission wird durch nichtstrahlende Prozesse stark beeinflußt 47 Nichtstahlende Übergänge bei Dotierungsionen a) Selten-Erd-Ionen Gesamtrate: W 1 Wr Wnr Quanteneffizienz: Wr Wr Wnr d.h. Messung von und ergibt Wr und Wnr: Wr (Messung von sehr schwierig!) Wnr = Wnr (Egap) (für ein Wirtsgitter) Angegeben sind die „effektiven Phononenenergien“, d.h. die Energie der Phononen, die am Multiphononzerfall teilnehmen (i.a. Phonon höchster Energie im Gitter und ausreichender Dichte). 48 Mit Anzahl der Phononen p E gap eff ergibt sich: die Geraden konvergieren für p = 3. für p < 4-6 Phononen dominieren die nichtstrahlenden Raten die strahlenden Raten Allgemeine Formel: Wnr A exp( E ) A exp( p) (phänomenologische Formel!) 49 Temperaturabhängigkeit Längere Rechnung liefert: p Wnr T p Wnr 0 1 n eff p , mit neff 1 exp eff 1 kT (2) ist sehr genau für Selten-Erd-Ionen, aus der Temperaturabhängigkeit von Wnr (T ) kann p p und damit eff E gap p bestimmt werden. 50 b) Übergangsmetall-Ionen Wesentlich stärkere Kopplung, daher i.a. S > 1. nichtstrahlende Prozesse treten auch bei Egap 10000cm-1 auf, d.h. auch bei p 20! Modelle: i) E Mott-Aktivierungsenergie-Modell: Wnr T Am exp x kT , mit Am 1 1013 Hz Ex: Aktivierungsenergie, d.h. energetischer Abstand zwischen dem Parabelminimum und dem Kreuzungspunkt der Parabeln hier ist Wnr(T=0K) = 0! 51 ii) Struck&Fonger Nichtstrahlende Rate (nach diversen Näherungen!): exp p * 2 S 2m 1 Wnr Rnr exp S 2m 1 2 p * p p * p* mit: m p p2 4S 2 1 m m r 1 r 1 exp 1 kT r exp kT 52 Rnr: nichtstrahlende Zerfallskonstante (1014 Hz) S: Huang-Rhys Parameter p: Anzahl der Phononen, die die Energielücke überbrücken Egap: Energielücke : Energie des effektiven Phonons 53 Die Gesamtzerfallsrate ist daher gegeben durch: W T Wr T Wnr T exp p * 2 S 2m 1 Evib Wr T 0 coth Rnr exp S 2m 1 2 p * p p * 2kT p 6,0x105 35 5,0x105 0,5 4,0x105 20 3,0x105 15 2,0x105 10 1,0x105 5 0 0 100 200 Temperatur [K] 300 0,0 400 Quanteneffizienz 25 Rate [sec-1] Lebensdauer [µsec] 30 LAG YAG YGG GGG YSGG GSAG GSGG 0,6 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] 54 Bedeutung der nichtstrahlenden Rate für den Laserbetrieb: Laserschwelle: Pthr h p 2 2 e (T L) 1 e hp: Energie des Pumpphotons : Pumpradius : Pumpeffizienz e: Emissionswirkungsquerschnitt : Lebensdauer des oberen Laseniveaus T: Spiegeltransmission L: Verluste mit rad folgt: Pthr h p 2 2 e rad (T L) 1 , d.h. je kleiner , desto höher die Laserschwelle 55