IP/09/608 Brüssel, den 21. April 2009 Wissenschaft jenseits der Vorstellungen: Europa stellt Strategie für risikoreiche IKT-Forschung vor Unbegrenzte Rechenleistung, Computer, die das Gehirn nachahmen, mit Gedanken gesteuerte Rollstühle und freundliche Begleitroboter – all dies findet sich im neuen europäischen Plan zur Förderung der visionären Forschung, den die Europäische Kommission heute vorgelegt hat. Mit größeren Investitionen und mehr Zusammenarbeit in der risikoreichen Forschung auf dem Gebiet der künftigen Informationstechnologien kann Europa bei der Verwandlung glänzender Forschungsideen in die Technologien der Zukunft die Führung übernehmen. Die Kommission schlug heute vor, die risikoreiche Forschung auf dem Gebiet der neuen und künftigen Technologien zu verstärken und dazu die einschlägigen Investitionen auf nationaler und europäischer Ebene bis 2015 zu verdoppeln. Dabei wird sie mit gutem Beispiel vorangehen und bis 2013 die heutigen Fördermittel von 100 Millionen € pro Jahr um 70 % aufstocken. „Europa muss sich gerade in Krisenzeiten einfallsreich und mutig zeigen. Forschung führt zu Innovation, die wiederum der Schlüssel für die langfristige globale Wettbewerbsfähigkeit Europas ist. Revolutionäre wissenschaftliche Durchbrüche bieten enorme Chancen, und wir müssen die besten Köpfe zusammenbringen, um das diese Chancen bestmöglich zu nutzen“, erklärte die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding zur Eröffnung der allerersten „Europäischen Konferenz über Zukunftstechnologien“ in Prag. Europa muss die Anstrengungen in den 27 EU-Ländern unbedingt bündeln und die Zusammenarbeit mit den weltweiten Partnern ausbauen, um eine Führungsposition in den künftigen Informationstechnologien zu erlangen, denn diese können auf Gebieten wie Gesundheit, Klimawandel, Bevölkerungsalterung, nachhaltige Entwicklung oder Sicherheit grundlegend neue Lösungen für den europäischen Bürger hervorbringen.“ Europa investiert weit weniger in die Forschung auf dem Gebiet der Informationsund Kommunikationstechnologien (IKT) als andere Regionen der Welt. Die EU bringt zwar fast ein Drittel der weltweiten wissenschaftlichen Erkenntnisse hervor, die einschlägige Forschung macht aber nur ein Viertel der weltweiten Forschung aus (IP/09/397). Die Kommission rief heute die Mitgliedstaaten auf, mit einer Verdoppelung ihrer Investitionen in die risikoreiche IKT-Forschung endlich zu den USA, China und Japan aufzuschließen. Dazu sollten die Forschungsanstrengungen der nationalen und europäischen Programme gebündelt und neue Vorzeige-Forschungsinitiativen in Angriff genommen werden, damit große und dauerhafte Vorhaben in einer Größenordnung von mehreren Hundert Millionen Euro verwirklicht werden können. Die Kommission wird ihrerseits ab 2010 ihre Forschungsausgaben auf dem Gebiet der künftigen Informationstechnologien von 100 Mio. € auf 170 Mio. € im Jahr 2013 anheben. Außerdem möchte sie bis 2013 mindestens zwei Vorzeigeinitiativen starten, die über Ländergrenzen und Wissenschaftsdisziplinen hinweg an neuen wissenschaftlichen Durchbrüchen arbeiten sollen, beispielsweise an Biocomputern. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen will die Kommission talentierten jungen Forschern beim Einstieg in die risikoreiche Forschung helfen und forschungsintensive High-Tech-KMU unterstützen, die frühe Forschungsergebnisse in neue Geschäftschancen ummünzen können. Einige Beispiele für die künftige Forschung in Europa: - ein gedankengesteuerter Rollstuhl, der Gehirnsignale interpretiert und in Bewegung umsetzt, kann den 300 000 Menschen in Europa helfen, die aufgrund einer Rückenmarksverletzung behindert sind, sowie andere neuartige Neuroimplantate für behinderte Menschen; - neue Computertechnik, die die Informationsverarbeitung im Gehirn nachahmt und auf diese Weise selbst bei einem Teilausfall der Hardware arbeitsfähig bleibt; - viel sicherere Computer, die schneller als das Licht sind und unbegrenzte Informationsmengen verarbeiten können – dank erster Durchbrüche in der Quanteninformatikforschung – einem Gebiet, auf dem Europa bereits führend ist. Hintergrund Die Kommission fördert seit 15 Jahren die multidisziplinäre Forschung auf dem Gebiet der neuen und künftigen Technologien anhand ihres allgemeinen Forschungsprogramms (seit 1994 mit einem Gesamtbetrag von 1,285 Milliarden €). Sie leistete einen Beitrag zur europäischen Führung auf Gebieten wie Quanteninformatik und Quantenkommunikation, Nanoelektronik, Neuro- und Bioinformatik und Erforschung komplexer Systeme, anerkannt durch Auszeichnungen wie den Physik-Nobelpreis, der 2007 an Albert Fert (Frankreich) und Peter Grünberg (Deutschland) und 2005 an Theodor Hänsch (Deutschland) ging, die allesamt auch in risikoreichen europäischen Forschungsprojekten mitwirkten. Eine Pressemappe mit Informationen über einige der Projekte zu künftigen Technologien, die heutige Mitteilung der Kommission über die europäische Forschung auf dem Gebiet der neuen und künftigen Technologien und einen Videoclip finden Sie unter: http://ec.europa.eu/information_society/newsroom/cf/itemlongdetail.cfm?item_id=4871 Näheres über die heute in Prag beginnende Europäische Konferenz über Zukunftstechnologien, die unter dem Motto „Science Beyond Fiction“ steht, finden Sie auf der offiziellen Konferenzwebsite: http://ec.europa.eu/information_society/events/fet/2009/index_en.htm 2