Nr. 32/2015 28. Mai 2015 Migration: Stresstest für europäische Solidarität "Was derzeit auf dem Spiel steht, ist die Solidarität: mit Migranten, zwischen Mitgliedstaaten, aber auch mit Drittstaaten. Wir sollten nicht vergessen, dass einige Länder im Mittelmeerraum mehr Flüchtlinge aufgenommen haben als dies EU-Mitgliedstaaten jemals getan haben", erklärte EWSA-Präsident Henri Malosse auf der heutigen Plenartagung in seiner Begrüßungsansprache für Dimitris Avramopoulos, den für Migration, Inneres und Bürgerschaft zuständigen EU-Kommissar. Er fügte hinzu: "Angesichts der alltäglichen menschlichen Tragödien können wir uns keine Fehltritte erlauben. Die Europäische Kommission kann darauf zählen, dass der EWSA ihre Maßnahmen mithilfe der Zivilgesellschaft vor Ort unterstützen wird. Konkret wird der EWSA mit Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, um Aufnahmezentren im gesamten Mittelmeerraum einzurichten. Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss und die Europäische Kommission verbindet hier eine enge Partnerschaft." "Ich brauche die Unterstützung des EWSA, der stets ein Vorreiter für Solidarität in unserem gemeinsamen Haus Europa gewesen ist", erklärte Kommissar Avramopoulos. "Wir leben in unsicheren Zeiten, und Europa wird als Zufluchtsstätte angesehen. Deshalb war es dringend erforderlich, dass die Europäische Kommission ihre Aufgabe wahrnimmt und handelt, um das schwierige Thema Migration anzugehen. Genau deshalb haben wir die Europäische Migrationsagenda vorgelegt." Wie Kommissar Avramopoulos erläuterte, ist diese Vorlage keine Agenda der Europäischen Kommission, sondern eine Agenda für ganz Europa. Er verwies auf das erste Europäische Migrationsforum, das am 26./27. Januar 2015 als gemeinsame Veranstaltung von EWSA und Kommission stattfand, und begrüßte das Engagement der organisierten Zivilgesellschaft. Anschließend erläuterte er die Europäische Migrationsagenda und die ersten am Vortag angekündigten Maßnahmen wie die Umsiedlungsprogramme und den Aktionsplan zur Bekämpfung von Menschenschmugglern. Zum vorgeschlagenen Umsiedlungssystem bemerkte Kommissar Avramopoulos: "Wir halten es für eine faire Regelung, die auf objektiven und quantifizierbaren Kriterien beruht. Wir schlagen eine gerechte Verteilung von Migranten vor, die des internationalen Schutzes bedürfen, keine Umverteilung illegaler Migranten." In der folgenden Aussprache wurde die Kommission von vielen EWSA-Mitgliedern dazu ermutigt, ihre Arbeit zur Gestaltung einer gemeinsamen Migrationspolitik fortzusetzen - eine Forderung, die der EWSA in den letzten Jahren wiederholt geäußert hatte. Ein Kritikpunkt war die geringe Wirksamkeit der Dublin-Verordnung, die die menschliche Dimension der Migrationspolitik vollkommen ausblende. Europäische Werte und Grundrechte sollten im Mittelpunkt einer neuen gemeinsamen Migrationspolitik stehen. Es wurde betont, dass in diesem Bereich mehr und nicht weniger Europa notwendig sei. Luis Miguel Pariza Castaños, Mitglied der ständigen Studiengruppe des EWSA zu Einwanderung und Integration, begrüßte den Plan der Kommission und wies darauf hin, dass "der EWSA bereits seit Jahren eine echte gemeinsame Migrationspolitik fordert. Endlich wurde dem Rechnung getragen - aber Europa könnte noch ehrgeiziger sein und viel weiter gehen. Etwa was das Umsiedlungsprogramm betrifft: Warum nur Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea? Warum nur sie? Und warum nur 40 000 Menschen?" Zum Abschluss der Debatte stellte Kommissar Avramopoulos fest "Innerhalb von fünf Monaten haben wir eine neue europäische Migrationspolitik gestaltet. Solidarität ist das Kernstück dieser Politik." Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 2 546 9779 – Fax +32 25469764 E-mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu Der EWSA auf: DE DIALOG MIT DEN SÜDLICHEN NACHBARLÄNDERN EIN WEITERER TAGESORDNUNGSPUNKT In Anwesenheit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini eröffnete EWSA-Präsident Henri Malosse das zweite Forum der Zivilgesellschaft der südlichen Nachbarländer, das der EWSA gemeinsam mit der Europäischen Kommission, dem Europäischen Auswärtigen Dienst und dem Ausschuss der Regionen veranstaltet. In seiner Rede gab der Präsident zu bedenken, dass Europa bereits 10 Jahre auf diesem Gebiet verloren habe und "dass wir jetzt unseren Dialog mit den südlichen Nachbarländern strukturieren und verstärken müssen. Es ist unsere gemeinsame Region, unser gemeinsames Meer, und wir müssen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Gemeinsamer Handel reicht nicht aus; wir brauchen die Zusammenarbeit in den Bereichen Einwanderung, Terrorismus, Jugendarbeitslosigkeit, Gleichstellung, Umweltschutz und auf vielen anderen Gebieten. Investitionen in die Zivilgesellschaft sind nachhaltige Investitionen." Der EWSA hat in den letzten 10 Jahren eine Brücke über das Mittelmeer geschlagen und bietet damit ein Fundament, auf dem wir gemeinsam aufbauen können. Für die EU-Außenbeauftragte ist es wichtig, keine Kluft zwischen den Institutionen zu schaffen, sondern "gemeinsam den Menschen zu dienen." Hintergrund Erklärung des EWSA zur Lage im Mittelmeerraum (23.4.2015). EWSA-Pressemitteilung – Erstes Europäisches Migrationsforum: Der Migration ein menschliches Gesicht verleihen (28.1.2015) Einwanderung und Integration: Die Schlüsselfunktion der Zivilgesellschaft (2012) Stellungnahme des EWSA zum Thema "Die Einhaltung der Menschenrechte in der europäischen Einwanderungspolitik und in ihren Rechtsvorschriften" (4/11/2009) Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an: Caroline ALIBERT-DEPREZ, EWSA-Pressereferat, E-Mail: [email protected] Tel.: +32 2 546 9406 / +32 475 75 3202 @EESC_PRESS _______________________________________________________________________________ Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) gewährleistet die Vertretung der verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Bereiche der organisierten Zivilgesellschaft. Er ist eine beratende Versammlung und wurde 1957 durch die Römischen Verträge errichtet. Die beratende Funktion des EWSA ermöglicht es seinen Mitgliedern und damit auch den Organisationen, die diese vertreten, am Beschlussfassungsprozess der EU teilzuhaben. Dem Ausschuss gehören 353 Mitglieder an, die vom Rat der Europäischen Union ernannt werden. _______________________________________________________________________________ Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 2 546 9779 – Fax +32 25469764 E-mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu Der EWSA auf: