Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss ANTRAG AUF GENEHMIGUNG EINER INITIATIVSTELLUNGNAHME Antragsteller: Christian Moos Sitzung der Haushaltsgruppe: Präsidiumssitzung: Thema: 1. Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft Radikalisierungsprävention junger Menschen in der Kontext und Ziele der Initiativstellungnahme (Artikel 29 Absatz 2 GO) Diese Initiativstellungnahme steht im Kontext der notwendigen zivilen Gegenwehr gegen die Verführung junger Menschen durch radikale Gruppen, gleich ob sie religiös oder politisch angesprochen werden. Diese Verführer schaffen ein Reservoir für "Fanatismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" (EWSA-Stellungnahme SOC/388 von 2011); sie können die Grundlage für Terrorismus sein. Diese radikalisierenden Einflüsse erschweren Integration und tragen zu einer sozialen Spaltung bei. Das gilt besonders mit Blick auf die große Fluchtbewegung und die Uneinigkeit der Europäer in dieser Frage. Bisher wurde in der EU zu wenig unternommen, Radikalisierungstendenzen entgegenzuwirken. Neben repressiven Maßnahmen gegen Radikalisierung ist vor allem Prävention erforderlich. Es stellt sich die Frage, wie der Entfremdung vor allem junger Menschen von den Werten der westlichen Zivilisation verhindert werden kann. Ziel der Stellungnahme ist das Aufzeigen von Ansätzen für die erfolgreiche Mobilisierung zivilgesellschaftlicher Kräfte und im Verein damit institutioneller Mittel, um junge Menschen vor politischer oder religiöser Radikalisierung zu bewahren. 2. Etwaige frühere Arbeiten des EWSA zu diesem Thema Thematisch berührt wird der Gegenstand von den Stellungnahmen "Politik der EU zur Terrorismusbekämpfung" SOC/388 vom 5. Mai 2011 und "Verhütung von Terrorismus, Radikalisierung und Gewaltbereitschaft" SOC/301 vom 22. April 2008. Die neue Initiativstellungnahme baut darauf auf und trägt aktuellen Entwicklungen Rechnung. 3. Übereinstimmung des Antrags mit den politischen Prioritäten des EWSA und/oder Bezug zu bedeutsamen aktuellen politischen Entwicklungen in Europa Es gibt bereits etablierte europäische Ziele, die mit einem solchen Ansatz unterstützt werden: Es gilt, den sozialen Zusammenhalt zu sichern, die Ziele der EU-2020-Strategie zu erreichen. Die große Fluchtbewegung aus Syrien, dem Irak und anderen kriegsgeplagten Ländern macht, unbeschadet von offenen Fragen der europäischen Asyl- und Einwanderungspolitik, die EESC-2015-06175-00-00-TCD-TRA (DE) 1/4 DE erfolgreiche Integration dieser Menschen in unsere Gesellschaften zu einem zentralen Anliegen. Das ist zugleich Chance und Herausforderung für die europäische Zivilgesellschaft, aber auch eine besondere Aufgabe für die Sozialpartner, da die Arbeitsmarktintegration der schutzsuchenden Menschen ganz sicher im Vordergrund der Integrationsbemühungen stehen muss. Denn Integration geht vor allem über Beschäftigung. Rechtsextremisten wirken mit ihrer Agitation gegen die Aufnahme der schutzsuchenden Menschen, arbeiten darauf hin, etwa alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. In vielen EU-Staaten erzielen rechtspopulistische Parteien bei Wahlen zunehmend gute Ergebnisse. Für zahlreiche Jugendliche, zumal solche mit schlechten Arbeitsmarktperspektiven, sind rechtsextreme Gruppierungen, die sich offen fremdenfeindlich zeigen, attraktiv. Gleichzeitig werben Islamisten in den muslimischen Gemeinden für den Dschihad, sind salafistische Gruppen auch in Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge aktiv, um dort Anhänger für ihre radikalen Gedanken zu gewinnen. Aus einigen europäischen Großstädten stammen Kämpfer des Daesh, die als potenzielle Terroristen aus der Levante zurückkehren. Beide, Rechtsextremisten und Islamisten, verbindet ihr Hass, auch ihre Gewaltbereitschaft. Beide nähren sich von Angst und beide lehnen die Freiheitswerte der westlichen Zivilisation ab, die auch die Werte des vereinten Europa sind. Terrorismus ist nicht nur auf islamistische Sekten beschränkt. In Deutschland ermordete der so genannte "Nationalsozialistische Untergrund" zehn Jahre lang unerkannt Migranten. Radikalisierung verhindern kann vor allem eine lebendige und ihrer selbst sichere Zivilgesellschaft. Der Staat kann und muss sie dabei unterstützen. Auch für die EU eröffnen sich in diesem Zusammenhang neue Felder der Förderung und Unterstützung von sozialen Projekten, um das Ziel eines friedlichen Zusammenlebens in Europa zu erreichen, rechtsextremer, fremdenfeindlicher und auch fanatischer Radikalisierung entgegenzuwirken wie auch den Zustrom von Kämpfern aus Europa in Krisengebiete einzudämmen. 4. Beteiligung der Organisationen der Zivilgesellschaft an der Ausarbeitung der Stellungnahme Der dbb beamtenbund und tarifunion vertritt u.a. auch Sozialarbeiter, die unmittelbar mit diesen Fragen befasst sind. Zu nennen ist hier vor allem der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit. Wichtig sind auch die Schulen und damit die Lehrergewerkschaften. Der dbb arbeitet in einer Tarifgemeinschaft mit dem DGB-Mitglied Ver.di und in beamtenrechtlichen Fragen auch mit dem DGB als Spitzenorganisation zusammen. Daher würde der Antragsteller eine enge Zusammenarbeit insbesondere mit dem DGB suchen. Der dbb ist Mitglied im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, wo die ehrenamtliche Zivilgesellschaft in vielfältiger Weise mit dem Thema befasst und konfrontiert ist. Dies betrifft die nationale Ebene. Unter anderem über das BBE ist der dbb aber auch auf europäischer Ebene in zivilgesellschaftliche Strukturen eingebunden. So bestehen Verbindungen zu Solidar bzw. zur Social Platform. Diese Organisation würde das antragstellende Mitglied einbeziehen. Daneben würde gezielt die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament gesucht, wohin EESC-2015-06175-00-00-TCD-TRA (DE) 2/4 sehr gute Verbindungen bestehen. Last but by no means least: Der Unterzeichner ist wie die Präsidentin der Gruppe 2 Vorstandsmitglied im Netzwerk der Europäischen Bewegung Deutschland. Diese ist wie das BBE in hohem Maße repräsentativ für die deutsche Zivilgesellschaft. Die Arbeit des EWSA kann auch hierüber – wie auch über die Europäische Bewegung International – eingespeist werden. 5. Geplante oder erwogene Folgemaßnahmen gegenüber anderen Institutionen Die Stellungnahme sollte konkrete Vorschläge beinhalten, die gleichsam Forderungen der Zivilgesellschaft darstellen. Diese Vorschläge wären dann im Dialog mit den anderen Institutionen zu verfolgen, die Institutionen zu diesem Thema durch gezielte Äußerungen des EWSA zu begleiten. Der Antragsteller würde parallel zur Stellungnahme eine Prioritätenliste nacheinander einzuleitender Schritte, zu erhebender Forderungen vorschlagen, die von EWSA-Repräsentanten im Dialog mit den Institutionen Schritt für Schritt behandelt werden kann und sich auch öffentlichkeitswirksam für den EWSA nutzen lässt. 6. Erwartete Wirkung und Mehrwert der Stellungnahme für die Politikgestaltung und Entscheidungsfindung der EU Die EU-Mitgliedstaaten müssen in der Extremismusbekämpfung besser zusammenarbeiten, vor allem mit Blick auf Präventionsmaßnahmen. Unter dieser Voraussetzung kann die EU die Mitgliedstaaten auch besser unterstützen als bisher. Dieser Mehrwert ist unverzichtbar vor dem Hintergrund der in vielen EU-Staaten zu beobachtenden Radikalisierung besonders junger Menschen. In einigen EU-Staaten gibt es zunehmend Übergriffe auf Migranten und Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Der Fremdenhass nimmt zu. Radikale parlamentarische und außerparlamentarische Gruppierungen am Rande der Gesellschaft befördern Spannungen innerhalb der Mitgliedstaaten. Auch unter den Migranten und bei EUBürgern mit Migrationshintergrund gibt es ein ernstes Radikalisierungsproblem. In einigen EU-Staaten ist die Zahl gewaltbereiter Islamisten erschreckend hoch. Hat die Radikalisierung erst dazu geführt, dass diese zumeist sehr jungen Menschen als dschihadistische Kämpfer in Krisengebiete gezogen sind, ist es für Prävention zu spät. Ein Austausch über Best Practice in der Radikalisierungsvorbeugung ist dringend geboten. Es geht für den EWSA insbesondere um die Frage, welche Maßnahmen die Sozialpartner und, unterstützt von institutionellen Stellen, die Zivilgesellschaft ergreifen können. Der EWSA positioniert sich in einem für die politische Diskussion der näheren Zukunft fundamental wichtigen Thema. 7. Nutzen für die Zivilgesellschaft Der Nutzen ist evident. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stabilität der Demokratie in Europa sind Schritte hin zu einer besseren Prävention der Radikalisierung junger Menschen ganz unverzichtbar. EESC-2015-06175-00-00-TCD-TRA (DE) 3/4 8. Geplante oder erwogene Kommunikationsaktivitäten Initiativstellungnahme oder des Informationsberichts zur Verbreitung der Die Verbreitung erfolgt über nationale Publikationen mit genannten Partnern sowohl online wie auch Print, eine enge Zusammenarbeit mit EurActiv.com. Gezielte Medienansprache, vor allem auch über Zusammenarbeit mit der Politik. Der Antragsteller steht als Generalsekretär der überparteilichen Europa-Union Deutschland in Verbindung mit einer Reihe von EUAbgeordneten und würde diese Kontakte intensiv für die Diskussion und Verbreitung der Haltung des EWSA nutzen. 9. Ausgabenschätzung Ausgabenschätzung: – Ausgabenbereich: – Teilnehmer: 12 + 1 Mitglieder (Posten 1004) erste Studiengruppensitzung (½ Tag) zweite Studiengruppensitzung (½ Tag) Anhörung (½ Tag) ... Delegierte (Posten 1008) 1 Sachverständiger (Posten 1422) von den Gruppen zu beschließen 2 weitere Teilnehmer (Posten 2542) – Dolmetschkosten (Posten 2548) insgesamt Kosten/Slot x Zahl der Slots x Zahl der Dolmetscher 1. SG-Sitzung (½ Tag): 7/5 + GD Dolmetschen 2. SG-Sitzung (½ Tag): 7/5 + GD Dolmetschen Anhörung (½ Tag): Art der Verdolmetschung + GD Dolmetschen/ortsansässige Dolmetscher – Raummiete (Posten 2000) – Technische Infrastruktur (Artikel 214) – Fahrzeugmiete (Artikel 216) – Dienstreisekosten (Artikel 162) (... AD+ ... AST) – Repräsentationsausgaben (Posten 2546) – Ausgaben für Wasser, Kaffee usw. (Posten 2540) – Verschiedene Sitzungskosten (Posten 2542) – Kommunikation (Posten 2600) – Sonstiges (bitte angeben) GESAMTKOSTEN _____________ EESC-2015-06175-00-00-TCD-TRA (DE) 4/4 € SOC Other 19 734 9 867 9 867 von einer Sitzung der Studiengruppe abgedeckt 1 760 2 000 25 365 (445 € x 1 Slot x 19 Dolm.) = 8 455 (445 € x 1 Slot x 19 Dolm.) = 8 455 (445 € x 1 Slot x 19 Dolm.) = 8 455 300 500 49 659