Tragende Sauen in Gruppen halten

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MANAGEMENT
Die Gruppenhaltung an
der Abruffütterung verlangt eine intensive Tierbeobachtung.
Schwerpunkt Gruppenhaltung
Tragende Sauen
in Gruppen halten
j
j
j
j
j
Abruffütterung
Breinuckel und Belados
Dribbelfütterung
Selbstfang-Kastenstände
Breiautomaten
Die Gruppenhaltung tragender Sauen ist ein zentrales Thema der EuroTier.
Über die Stärken und Schwächen gängiger Verfahren informieren Bernhard
Feller und Dr. Jens-Peter Ratschow, LK Westfalen-Lippe.
E
s gibt eine ganze Handvoll guter
Gründe, tragende Sauen in Gruppen zu
halten. Dieses Haltungsverfahren ist nicht
nur tiergerechter, weil angeborene Verhaltensweisen wie z. B. das Anlegen von
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Kot- und Liegeplätzen besser „ausgelebt“
werden und die Sauen eine soziale Rangordnung ausbilden können. Sie ist in der
Regel auch wirtschaftlicher, weil Stallinventar eingespart werden kann und dadurch der Investitionsbedarf geringer ist.
In England, Holland und Dänemark wird
die Gruppenhaltung von Sauen daher inzwischen auch vom Gesetzgeber forciert.
Doch die Gruppenhaltung hat auch
ihre Tücken. Erstens ist die Tierkontrolle und Behandlung einzelner Sauen erschwert. Zweitens sind nicht alle Sauen
gruppentauglich. Für sie müssen 10 bis
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15 % Reserveplätze bereitgehalten werden. Und drittens muss bei der Auswahl
der Fütterungstechnik das Sozialverhalten der Tiere berücksichtigt werden.
Denn Schweine sind Herdentiere, die gemeinsam fressen wollen. Der Futteranspruch lässt sich jedoch nur schwer über
„einen Kamm scheren“. Er kann je nach
Kondition und Trächtigkeitsstadium
sehr unterschiedlich sein.
Entscheidenden Einfluss hat auch die
Gruppenstabilität. Man unterscheidet
zwischen festen und wechselnden Gruppen. Bei der festen Gruppe bleiben die
Tiere während der gesamten Wartezeit
zusammen. Dadurch hat eine einmal gefundene Rangordnung während der gesamten Haltungsperiode Bestand. Zudem befinden sich alle Sauen immer im
gleichen Trächtigkeitsstadium. Sie können daher zeitgleich selektiert und behandelt werden. Das sind klare Vorteile.
Bei wechselnden Sauengruppen dagegen werden regelmäßig neue Tiere integriert. Das kann zu Unruhe führen, weil
sich jedes Mal eine neue Rangordnung
ausbilden muss. Hier muss man über geeignete Managementmaßnahmen gegensteuern. Generell gilt jedoch: Je größer
die Gruppe, desto einfacher die Eingliederung.
In der Praxis haben sich sechs Gruppenhaltungsverfahren etabliert. Welche
Stärken und Schwächen die einzelnen
Verfahren aufweisen, und welches System am besten zu Ihrem Betrieb passt,
erfahren Sie in den folgenden Kurzbeschreibungen.
Großgruppen an der Abruffütterung
A
bruffütterungen haben sich seit
Jahren in der Praxis bewährt. Die Sauen
können mit oder ohne Einstreu und
wahlweise in festen oder wechselnden
Gruppen gehalten werden. Dadurch eignet sich das Verfahren für alle Absetzrhythmen. Pro Abrufstation können 40
bis 60 Sauen gefüttert werden. Der Investitionsbedarf liegt zwischen 1 700 und
2 000 DM je Sauenplatz.
Der Platzbedarf pro Sau beträgt bei
der Abruffütterung 2 bis 2,2 m2. Vorhandene Altgebäude lassen sich ideal nutzen, da die Stationen variabel aufgestellt
werden können. Selbst verwinkelte Gebäude und Stützpfeiler bereiten wenig
Probleme. Wichtig ist nur, dass ein
Grundriss gewählt wird, der den Sauen
einen guten Überblick über das Geschehen im Stall ermöglicht! Denn Sauen sind
von Natur aus sehr neugierig. Über neue
Geräusche oder Aktivitäten wollen sie
sich schnell informieren. Gelingt dies
nicht im Liegen, springen sie auf und
bringen dadurch Unruhe in die Gruppe.
Die Vorteile der Abruffütterung:
Erstens können die Sauen individuell
gefüttert werden. Denn jedes Tier wird
über Transponder identifiziert. Die
Sauen können dabei wahlweise einer
von der Software vorgegebenen Futterkurve zugeordnet werden, oder es wird
Die Vorteile
der Abruffütterung: Die
Sauen werden
individuell
gefüttert, und
es kann eine
automatische
Selektion
durchgeführt
werden.
Fotos: Heil,
Werkbilder
Große Sonderschau
Gruppenhaltung
D
ie Gruppenhaltung tragender
Sauen wird ein zentrales Thema
der EuroTier 2000 sein. In Halle 26
haben die Besucher die einmalige Gelegenheit, verschiedene Verfahren
„live“ zu erleben und zu vergleichen.
In der Dauerausstellung „Sauenhaltung – tiergerecht und zukunftsweisend“ werden unter anderem die Systeme Abruffütterung, Breinuckel,
Dribbelfütterung und Selbstfang-Kastenstände in Aktion gezeigt, also mit
lebenden Sauen.
Parallel dazu finden an allen Messetagen in der Halle 26 Diskussionsforen zum Thema statt. Am 28.11. informiert die DLG um 12.00 Uhr über verschiedene Gruppenhaltungsverfahren.
Am 29.11. um 14.00 Uhr und am 1.12.
um 16.00 geht es um gesundheitliche
Probleme und Lösungen rund um die
Gruppenhaltung von Sauen. Und am
30.11. um 14.00 Uhr wird speziell über
die Gruppenhaltung an der Abruffütterung diskutiert.
eine eigene Futterkurve definiert.
Und zweitens bietet die Abruffütterung die Möglichkeit, bestimmte Tiere
farblich zu kennzeichnen und automatisch zu selektieren. Der Platzbedarf in
der Selektionsbucht ist abhängig von der
Größe der auszuselektierenden Gruppe.
1,2 m2 je Tier reichen vollkommen aus.
Der Selektionsbereich muss jedoch nicht
ständig zur Verfügung stehen, denn in
kleineren Herden werden nicht täglich
Sauen selektiert. Hier reicht es, wenn zur
Selektion ein gewisser Stallbereich abgegittert werden kann.
Nach wie vor kann bei der Abruffütterung das Anlernen der Jungsauen ein
Problem sein. Bewährt haben sich Anlernbuchten, bei denen die Jungsauen einen separaten Zugang zur Station haben.
Ein spezieller „Anlernmodus“, über den
einige Stationen verfügen, gewährt den
Tieren dabei zu Beginn ungehinderten
Zugang zum Futter.
Problematisch ist darüber hinaus, dass
es im Stationsbereich zu Aggressionen
zwischen den Tieren kommen kann. Einund Ausgang der Station sollten deshalb
möglichst weit auseinander liegen, um zu
verhindern, dass sich die Wege von satten
und hungrigen Sauen kreuzen. Außerdem
sollten sich im Radius von drei Metern
rund um den Eingang zur Station keine
Tränken oder Wände befinden.
In der Futterstation selbst ist die Sau
während des Fressens geschützt. Sie kann
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MANAGEMENT
nicht von ihren Artgenossinnen abgedrängt werden. Es hat sich zudem bewährt, nur solchen Sauen Zutritt zur Station zu gewähren, die noch einen Futteranspruch haben. Dadurch wird die Mechanik der Station weniger stark beansprucht. Und es werden Rangeleien im
Eingangsbereich mit Sauen vermieden,
die nur die Futterreste des vorangegangenen Tieres auffressen wollen. Zusätzlich wird der Trog in der Station nur den
Sauen zugänglich gemacht, die noch Fut-
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teranspruch haben. Einige Hersteller
schwenken dazu den Trog zwischenzeitlich weg, andere verschließen ihn mit einer Trogklappe.
Am besten dosiert man die gesamte
Tagesration in einer Mahlzeit aus – allerdings in kleinen Portionen. Auf diese
Weise muss jede Sau nur einmal täglich
die Station aufsuchen. Auch das fördert
die Ruhe in der Herde.
Entscheidend ist: Die Herdenführung
wird bei der Abruffütterung zwar durch
die Elektronik unterstützt. Der Tierbetreuer muss die Sauen jedoch zusätzlich
in der Herde und über den Protokollausdruck der Fütterung beobachten. Das
erschwert den Einsatz von Urlaubsoder Krankheitsvertretungen. Arbeitszeit lässt sich nach allen bisherigen Erfahrungen durch den Einsatz einer Abruffütterung nicht sparen! Der Arbeitsaufwand verlagert sich lediglich von der
reinen Futtervorlage hin zu Kontrollund Anlernarbeiten.
Beim Breinuckel wird das
Futter über ein
Futterrohr
schräg von
oben direkt ins
Maul befördert. Den
Dosiermechanismus löst
das Tier mit
der Schnauze
aus.
Platzsparend: Breinuckel
und Belados
Bei der von Mannebeck entwickelten Breinuckel-Fütterung und dem Belados-System von Duräumat handelt es
sich um Weiterentwicklungen der herkömmlichen Abruffütterung. Beide Systeme lassen sich wahlweise mit kleinen,
festen oder großen Wechselgruppen betreiben.
Eine Belados-Station kann bis zu 50
Tiere versorgen. Die Gruppengröße richtet sich nach dem Produktionszyklus und
der Bestandsgröße. Flexible Gruppen
sollten jedoch mindestens 25 Tiere umfassen. In größeren Gruppen lassen sich
problemlos mehrere Stationen aufstellen. Das gilt auch für den Breinuckel, bei
dem eine Station 15 bis 20 Sauen füttern
kann. Dabei hat es sich bewährt, immer
zwei Stationen gegenüber zu stellen. So
kommen sich die Tiere weniger häufig ins
Gehege.
In punkto Raumnutzung sind beide
Verfahren ähnlich flexibel wie die Abruffütterung. Der Platzbedarf beträgt bei
Systemen eine tierindividuelle Fütterung
möglich. Der entscheidende Unterschied
besteht jedoch in der Gestaltung der Station. Denn Breinuckel und Belados-System kommen ohne Kastenstand an der
Futterstation aus. Die Sauen stehen beim
Fressen mehr oder weniger ungeschützt
im Raum. Das spart Platz und Kosten.
Beide Verfahren kosten zwischen 1 700
und 2 000 DM je Sauenplatz.
kleineren Gruppen etwa
2,2 m2 je Sau, bei größeren
Gruppen kommt man dagegen auch mit 1,8 bis 2 m2
je Tier aus. Dabei ist eine
Strukturierung des Raumes in Aktivitäts-, Laufund Liegebereich empfehlenswert. Die Aufstallung
kann strohlos oder eingestreut erfolgen.
Altgebäude lassen sich
optimal nutzen
Im Fressbereich
ohne Schutz
Zur Funktionsweise: Beim Breinuckel
frisst das Tier nicht aus einer Trogschale. Das Futter wird stattdessen über
ein Rohr schräg von oben direkt ins
Maul befördert. Die Sau betätigt mit der
Schnauze einen pendelnd aufgehängten
Hebel und setzt dadurch einen Dosiermechanismus in Betrieb, der Trockenfutter in das Futterrohr drückt. Dabei
wird eine frei wählbare Wassermenge zudosiert, so dass das Futter breiförmig
serviert wird.
Das Belados-System arbeitet demge-
Da die Sauen mit Transpondern ausgerüstet sind,
ist auch bei diesen beiden
An einer BeladosStation können bis
zu 50 Sauen flüssig
gefüttert werden.
genüber noch mit einem herkömmlichen
Trog. Gefüttert wird flüssig. Herzstück
der Anlage ist eine Kolben-Breipumpe,
die jeweils 300 ml Flüssigfutter in den
Trog dosiert. Nach bisherigen Erfahrungen suchen die Sauen die Station sechs
bis 12 mal täglich auf. Durch das größere
Volumen des Flüssigfutters soll sich trotz
geringer Engergiezufuhr schnell ein Sättigungsgefühl bei den Sauen einstellen.
Bei beiden Systemen kommt es nach
bisherigen Erfahrungen kaum zu Verdrängungskämpfen an der Station. Denn
beim Belados-System schließt sich sofort
eine Trogklappe, sobald ein zweites Tier
oder eine Sau ohne Futteranspruch näher als 50 cm an den Trog tritt. Und beim
Breinuckel wird in diesen Fällen der Futterhebel arretiert.
Nachteilig ist bei beiden Systemen,
dass es keine Möglichkeit zur Selektion
gibt. Sowohl der Breinuckel als auch das
Belados-System können jedoch mit einem Farbsprüher zur Tierkennzeichnung
ausgerüstet werden. Dadurch ist es dann
leichter möglich, spezielle Sauen in der
Großgruppe zu finden.
Übersicht: Platzbedarf, Kosten und Management der verschiedenen
Gruppenhaltungsverfahren
System
Abruffütterung
Sauen je Station/Fressplatz
40 – 60
Reserveplätze, %
10
Altgebäudenutzung
einfach
Futterzuteilung
individ.
Gruppengröße
groß
2)
Gruppenstabilität
fest/wechsel.
Selektionsmöglichkeit
ja
Anlernen erforderlich
ja
Platzbedarf/Tier, m2
2,2 – 2,5
Arbeits-/Kontrollaufwand
mittel
Investitionsbedarf/Platz, DM 1 700 – 2 000
1)
Breinuckel
15 – 20
10
einfach
individ.
klein/groß
fest/wechsel.
nein3)
ja
1,8 – 2,2
mittel
1 700 – 2 000
Belados1) Dribbelfütterung Breiautomat
50
1
4–8
10
10
10
einfach
mittel
einfach
individ.
gruppenw.
satt/grupp.
groß
klein
klein/groß
fest/wechsel.
fest
fest/wechselh.
nein3)
nein
nein
ja
nein
nein
1,8 – 2,2
2,0 – 2,2
1,8 – 2,2
mittel-hoch
niedrig
hoch
1 700 – 2 000
1 500 – 1 700
1 400 – 1 700
nach bisherigen Erfahrungen; 2) feste Gruppen oder Wechselgruppen; 3) jedoch mit Möglichkeit der Farb-Sprühmarkierung
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Selbstfangb.
1
0
schwierig
indiv./grupp.
klein
fest
–
nein
2,5 – 2,8
niedrig
1 900 – 2 100
In größeren Gruppen stellt man am
besten zwei Breinuckel-Stationen
nebeneinander
und richtet sie entgegengesetzt aus.
So gehen sich die
Sauen beim Fressen aus dem Weg.
© top agrar
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Dribbelfütterung: Kleine, feste
Gruppen
Um Konditionsgruppen mit
8 bis 12 Sauen
bilden zu können, sind große
Absetzgruppen
erforderlich. Die
Dribbelfütterung
eignet sich daher
nur für große
Bestände oder
Betriebe mit
Mehr-WochenRhythmen.
D
ie Dribbel- oder Biofix-Fütterung
erlaubt keine tierindividuelle Futterzuteilung. Die Sauen werden stattdessen in
festen Gruppen gefüttert, entsprechend
ihrer Körperkondition und des Trächtigkeitsstadiums. Bewährt haben sich 8er
bis 12er Gruppen. Um Konditionsgruppen bilden zu können, sind jedoch große
Absetzgruppen erforderlich. Die Dribbelfütterung kommt daher nur für größere Sauenbestände oder Betriebe mit
Drei- bzw. Vier-Wochen-Rhythmus in
Frage.
Alle Tiere fressen gleichzeitig. Deshalb muss jeder Sau ein Fressplatz zur
Verfügung stehen. Zur Futterzeit wird
das Futter langsam ausdosiert, etwa
120 g pro Minute. Die Dosierung muss in
jedem Fall langsamer sein als die Fressgeschwindigkeit. Auf diese Weise werden die Sauen biologisch am Trog fixiert.
Der Platzbedarf der Dribbelfütterung
Selbstfang-Kastenstände: Bewährt,
übersichtlich, teuer
beträgt etwa 2 m2 je Sau. Auf Kastenstände wird verzichtet, der Trog muss lediglich durch Fressplatzabtrennungen
unterteilt sein. Die Investitionskosten
schwanken je nach Hersteller zwischen
1500 und 1700 DM je Sauenplatz. Die
Nutzung vorhandener Altgebäude ist
häufig erschwert.
Die Fressplatzabtrennungen müssen
nach bisherigen Erfahrungen mindestens
65 cm tief sein, den Sauen also bis zur
Schulter reichen. Dadurch wird verhindert, dass schwächere Tiere verdrängt
werden und ranghöhere Tiere zwei
Fressplätze blockieren. Jeder Fressplatz
sollte 45 bis 55 cm breit sein, denn zu
breite Fressstände werden von den Tieren mitunter doppelt belegt. Ist der
Fressplatz dagegen zu schmal, wird er
von großrahmigen Sauen gemieden.
Teure Reserveplätze
Wichtig ist, dass für schwächere Tiere
oder Sauen, die gesondert gefüttert werden müssen 10 bis 15 % Reserveplätze als
Fressliegestände vorgehalten werden!
Am besten ordnet man die Reserveplätze außerhalb der Buchten an, damit die
selektierten Tiere nicht attackiert werden können. Auch die Jungsauen sollte
man bis zum ersten Abferkeln in einer separaten Bucht aufstallen, um sie extra
füttern zu können. Erst während der
zweiten Trächtigkeit werden sie dann zusammen mit den älteren Sauen aufgestallt.
Ein unumstrittener Vorteil der Dribbelfütterung ist jedoch, dass sich die Tiere leichter kontrollieren lassen als an der
Abrufstation, beim Breinuckel oder
beim Belados-System. Denn während
des Fütterns stehen alle Tiere am Trog.
Und auch Tierbehandlungen sind einfacher möglich.
Broschüre zur
Gruppenhaltung
D
ie Bauförderung Landwirtschaft
veröffentlicht zur EuroTier eine
Sonderbroschüre mit dem Titel „Neue
Haltungsverfahren tragender Sauen“.
Darin werden die verschiedenen Haltungstechniken beschrieben und wertvolle Empfehlungen zum Management sowie zum Raum- und Funktionsprogramm gegeben. Darüber
hinaus werden die gängigen Verfahren hinsichtlich Tierverhalten, Arbeitsbelastung, Kosten und Gewinnerwartung miteinander verglichen.
Interessenten können das etwa 70seitige Heft zum Preis von 19,80 DM
beim Landwirtschaftsverlag MünsterHiltrup unter der Telefonnummer
0 25 01-80 13 02 oder per Fax unter
0 25 01-80 13 51 bestellen. Ein Tipp:
Während der Messe gibt es das Heft
zum Sonderpreis von 15 DM an allen
top agrar-Ständen und am BFL-Stand
in Halle 26.
Hinter oder zwischen den Kastenständen können sich die Sauen frei bewegen.
Die Auslauffläche sollte mindestens 180
bis 200 cm breit sein. Daraus ergeben sich
ein Gesamt-Flächenbedarf von 2,5 m2
und Investitionskosten in Höhe von etwa
1 900 bis 2 100 DM je Sauenplatz.
Die Kastenstände sind mit einer
Selbstfangvorrichtung ausgerüstet. Sie
hat bei einigen Herstellern die Form einer Wippe. Diese Wippe lässt sich, sobald sie geschlossen ist, von außen nicht
mehr öffnen. So findet die Sau Schutz vor
aggressiven Buchtengenossinen. Will das
Tier die Box verlassen, tritt es einfach
nach hinten und entriegelt dadurch den
Mechanismus. Um die Auslaufmöglichkeit aufzuheben, muss bei den meisten
Systemen nur ein Hebel umgelegt werden. Betreten die Sauen anschließend
den Kastenstand, bleiben sie eingesperrt.
Keine tierindividuelle
Fütterung möglich
Fest steht: Durch die Anordnung der
Liegeboxenreihen sind die Abmessungen des Stalles fest vorgegeben. Zweckmässig sind längere Doppelreihen, die
durch Gitter im Laufbereich unterteilt
werden. Vorhandene Altgebäude lassen
sich daher für dieses Haltungsverfahren
oft nicht nutzen.
Zudem verlangt die Klimatisierung
eines Wartestalles mit Kastenstandhaltung mehr Sorgfalt, da sich die Tiere
nicht aneinanderlegen können, um so
Temperaturdefizite auszugleichen. Bewährt haben sich Rieselkanal-Lüftungen.
Die Heizung erfolgt in der Regel über
Gaskanonen oder Warmwasserrohre.
Gefüttert wird trocken per Hand, mit
einem Dosierwagen, über Ketten- bzw.
Seilförderer und Dosierautomaten oder
flüssig. Eine tierindividuelle Fütterung
ist ohne elektronische Einzeltiererkennung nur möglich, wenn jedes Tier immer den gleichen Fressplatz aufsucht.
Dazu sind jedoch Fressstände mit Einzelauslass erforderlich. In der Regel werden beim Absetzen stattdessen feste
Konditionsgruppen gebildet. Alle Sauen
einer Gruppe erhalten dann die gleiche
Futtermenge. Die Gruppengröße entspricht der Größe der Absetzgruppe.
Große Gruppen lassen sich zusätzlich
unterteilen. Jede Konditionsgruppe sollte jedoch noch mindestens sechs Sauen
umfassen.
K
astenstände mit Selbstfangvorrichtung sind ein bewährtes und übersichtliches Haltungssystem für den Wartestall. Der Vorteil: Die Herdenführung
ist relativ einfach. Pro Sau steht ein
separater Fressplatz zur Verfügung. Es
kommt nicht zu Rangkämpfen – zumindest nicht während des Fütterns. Gruppenuntaugliche Tiere werden einfach im
Kastenstand fixiert. Deshalb sind keine
Reserveplätze erforderlich.
Die Kastenstandhaltung ist strohlos
oder eingestreut möglich. Die Fressliegeboxen sind 65 bis 70 cm breit und 110 bis
115 cm hoch. Stroheingestreute Stände
sind maximal 5 cm breiter. Hinter dem
Trog sollten mindestens 200 cm Platz
sein. Die Gesamtlänge des Kastenstandes beträgt somit 230 bis 240 cm. Durch
das Höherlegen des Troges lassen sich
aber bis zu 25 cm Länge sparen.
S 10 top agrar 12/2000
Breiautomaten: Wahlweise satt
oder rationiert füttern
Die Gruppenhaltung in
Selbstfang-Kastenständen ist
übersichtlich
und lässt sich
daher einfach
managen. Für
wachstumsorientierte Betriebe ist
sie jedoch meist
zu teuer.
D
ie Breiautomatenfütterung stellt
mit Abstand die preiswerteste Haltungsvariante für tragende Sauen dar. Das System lässt sich gut in Altgebäude integrieren. Es eignet sich für Vollspalten ebenso wie für eingestreute Ställe. Ähnlich
wie beim Breinuckel oder Belados-System kann sowohl mit kleinen Fest- als
auch mit großen Wechselgruppen gearbeitet werden. Bei Kleingruppen beträgt
der Platzbedarf etwa 2,2 m2 je Sau, bei
Großgruppen rund 1,8 bis 2,0 m2/Tier.
Dank der simplen Fütterungstechnik und
der spartanischen Buchtenausstattung
beschränken sich die Investitionskosten
auf 1 400 bis 1 700 DM je Sauenplatz.
Die Breiautomatenfütterung hat jedoch auch klare Nachteile: So ist z. B. keine individuelle Fütterung möglich. Stark
abgesäugte Sauen müssen daher in separaten Kastenständen untergebracht werden. Dazu sind 10 bis 15 % Reserveplätze erforderlich. Außerdem sind die Tierkontrolle und die Einzeltierbehandlung
in der Gruppe erschwert.
Grundsätzlich muss man zwischen der
Satt- und der rationierten Fütterung
unterscheiden. Die Sattfütterung erfolgt
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S 11
MANAGEMENT
mit speziellen Sauen-Breiautomaten, die
im Kopfbereich weiter ausgeschnitten
und insgesamt etwas stabiler ausgeführt
sind als herkömmliche Mastautomaten.
Für jeweils acht Tiere steht ein Automat
zur Verfügung. Damit die Sauen nicht
verfetten, werden spezielle Niedrigenergiefuttermittel mit maximal 9 MJ ME/kg
Futter eingesetzt. Sie weisen einen hohen
Rohfaseranteil, bzw. einen hohen Anteil
quellfähiger Komponenten auf.
Diese Futtermittel sind häufig nicht
billiger als herkömmliche Mischungen,
die Sauen fressen nach bisherigen Erfahrungen von den energiearmen Mischungen jedoch pro Tag rund 1 kg mehr, so
dass die niedrigeren Investitionskosten
häufig durch höhere Futterkosten „aufgefressen“ werden.
Rohrbrei-Automaten für
die rationierte Fütterung
Um die niedrigen Investitonskosten
der Automatenfütterung zu nutzen,
gleichzeitig jedoch die Nachteile der
Sattfütterung zu umgehen, wurde von
der Uni Gießen ein System der rationierten Fütterung am Breiautomaten
entwickelt. Gemeinsam mit Big Dutchman konzipierte man dazu den passen-
Die Breiautomatenfütterung ist mit Abstand die kostengünstigste GruppenhaltungsVariante. Ist das Futter zu energiereich, können die Sauen jedoch verfetten.
den Rohrbreiautomaten. Mit ihm lassen
sich nun auch herkömmliche Sauen-Alleinfutter problemlos verfüttern. Aber
auch rohfaserreiche Rationen mit bis zu
40 % Strohmehl sollen dem Automaten
keinerlei Probleme bereiten.
Stärken und Schwächen auf einen Blick
■ Abruffütterungen erlauben eine tierindividuelle Futterzuteilung und lassen
sich hervorragend in Altgebäude integrieren. Jungsauen müssen zwar angelernt werden. Dafür bieten Abruffütterungen jedoch die Möglichkeit zur
automatischen Selektion. Der Platzbedarf beträgt 2 bis 2,2 m2 je Sau, die Kosten belaufen sich je nach Hersteller auf
1 700 bis 2 000 DM je Sauenplatz.
Fakt ist: Arbeitszeit lässt sich durch
eine Abruffütterung nicht sparen. Die
Arbeit verlagert sich lediglich vom Füttern auf Kontrollaufgaben.
Abruffütterungen eignen sich in erster Linie für Betriebe, die Altgebäude
nutzen wollen. Die Bestandsgröße ist
dabei eher zweitrangig. Wichtig ist,
dass der Betriebsleiter und sein(e) Mitarbeiter bereit sind, sich intensiv mit
der Technik auseinandersetzen.
■ Der Breinuckel und das BeladosSystem sind Weiterentwicklungen der
Abruffütterung. Auch hier können die
Sauen aufgrund der Einzeltiererkennung individuell gefüttert werden –
beim Breinuckel mit breiförmigem Futter und beim Belados-System flüssig.
Da auf schützende Gitter um die Station herum verzichtet wurde und auch
keine Selektionsmöglichkeit besteht,
S 12 top agrar 12/2000
ist der Platzbedarf pro Sau mit 1,8 bis
2,2 m2 deutlich geringer.
Bei beiden Systemen lassen sich sowohl kleine als auch große, stabile und
wechselnde Grupppen realisieren. Mit
einem Breinuckel können 15 bis 20 Sauen versorgt werden, von einer BeladosStation bis zu 50 Tiere. Der Kontrollaufwand ist etwas größer als bei der herkömmlichen Abruffütterung, da keine
Sauen automatisch selektiert werden
können. Beide Systeme kosten etwa
1 700 bis 2 000 DM je Sauenplatz.
■ Die Kleingruppenhaltung mit Dribbelfütterung ist übersichtlich und anwenderfreundlich. Der Platzbedarf ist
mit 2 bis 2,2 m2 jedoch etwas höher als
bei der Abruffütterung. Zudem lässt sich
das System mitunter schwer in Altgebäude integrieren. Hinzu kommt, dass
die Dribbelfütterung große Gruppen
gleichzeitig abgesetzter Sauen verlangt.
Sie eignet sich daher nur für große Bestände oder Betriebe, die mehrwöchige
Absetzrhythmen praktizieren. Bei Herdengrößen bis 250 Sauen konkurriert die
Dribbelfütterung mit dem Breinuckel
oder dem Belados-System.
■ Die Sauen-Gruppenhaltung am Breiautomat besticht durch die geringen Investitionskosten von nur 1 400 bis 1 700
Der Rohrbreiautomat besteht aus einem Vorratsrohr mit einem Durchmesser
von 30 cm und einem 70 cm großen Rundtrog. Der große Rohrdurchmesser und eine im Innern befestigte Kette verhindern
die Brückenbildung im Automaten.
DM je Sauenplatz und die simple, wenig störanfällige Technik. Zudem lassen sich Altgebäude hervorragend nutzen. Je nachdem, wieviele Automaten
in einer Bucht aufgestellt werden, lassen sich große und kleine Gruppen realisieren.
Bei der Sattfütterung werden die
geringen Investitonskosten jedoch häufig von den Kosten des höheren Futterverbrauchs kompensiert. Ist der Energiegehalt des Futters zu hoch, können
die Sauen verfetten.
Neu ist die rationierte Fütterung
mit herkömmlichen Futtermitteln für
tragende Sauen an modifizierten Rohrbrei-Automaten. Die Automaten werden mit Fressplatzteilern ausgerüstet
und lassen sich einzeln oder in Reihe
aufstellen – je nachdem, wie groß die
Sauengruppen sind.
■ Der Selbstfang-Kastenstand ist ein
bewährtes Haltungssystem für den
Wartestall. Das Herdenmanagement ist
denkbar einfach. Außerdem sind keine
Reserveplätze erforderlich. Aufgrund
des großen Platzbedarfes von 2,5 bis 2,8
m2 je Sauenplatz ist dieses Gruppenhaltungsverfahren jedoch auch sehr teuer.
Die Investitonskosten betragen 1 900
bis 2 100 DM je Platz. In größeren und
wachstumsorientierten Sauenbeständen wird die Kastenstandhaltung daher
an Bedeutung verlieren.
–lh–
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Neu: Die rationierte Fütterung von Sauen am Rohrbreiautomaten.
Jeder Automat
bietet vier
Fressplätze.
Die Rationierung erfolgt
über Volumendosierer.
Um für die rationierte Fütterung ein
Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1 zu
erreichen, wurde der Rundtrog durch
80 cm lange Kunststoff-Trennwände in
vier Fressplätze unterteilt. Jeder der vier
Fressplätze ist 50 bis 55 cm breit. So-
bald die Sauen den Dosiermechanismus
betätigen, rieselt eine kleine Futtermenge in jedes Trogviertel. Auf diese
Weise werden die Sauen ähnlich wie bei
der Dribbelfütterung biologisch am
Trog fixiert. Dank der Trennwände
soll es kaum zu Aggressionen kommen.
Der Automat kann einzeln oder „in
Reihe“ in einer Sauengruppe aufgestellt
werden. Auf diese Weise sind 8er, 16er
oder 32er Sauengruppen realisierbar. In
der Praxis empfiehlt es sich, zwei Konditionsgruppen zu bilden: Eine für die abgesäugten, leichten Sauen und eine für
die Sauen mit guter Kondition.
Rationierung durch
Volumendosierer
Die Befüllung erfolgt in der Regel
über einen Rohrkettenförderer. Stehen
mehrere Rohrbreiautomaten in einer
Bucht, müssen auf jeden Fall Volumendosierer zwischen Rohrkette und Automat zwischengeschaltet werden. Denn
nur so lassen sich alle Automaten gleichzeitig befüllten, so dass alle Sauen zur
gleichen Zeit Futter bekommen.
Gefüttert wird ein- oder zweimal täglich. Dazu können die Volumendosierer
wahlweise von Hand oder automatisch
geöffnet werden. Der Vorteil beim Öffnen von Hand: Der Sauenhalter kann die
Zeit gleichzeitig für die Tierkontrolle
nutzen und einzelne Tiere behandeln.
–lh–
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