MANAGEMENT Die Gruppenhaltung an der Abruffütterung verlangt eine intensive Tierbeobachtung. Schwerpunkt Gruppenhaltung Tragende Sauen in Gruppen halten j j j j j Abruffütterung Breinuckel und Belados Dribbelfütterung Selbstfang-Kastenstände Breiautomaten Die Gruppenhaltung tragender Sauen ist ein zentrales Thema der EuroTier. Über die Stärken und Schwächen gängiger Verfahren informieren Bernhard Feller und Dr. Jens-Peter Ratschow, LK Westfalen-Lippe. E s gibt eine ganze Handvoll guter Gründe, tragende Sauen in Gruppen zu halten. Dieses Haltungsverfahren ist nicht nur tiergerechter, weil angeborene Verhaltensweisen wie z. B. das Anlegen von S 6 top agrar 12/2000 Kot- und Liegeplätzen besser „ausgelebt“ werden und die Sauen eine soziale Rangordnung ausbilden können. Sie ist in der Regel auch wirtschaftlicher, weil Stallinventar eingespart werden kann und dadurch der Investitionsbedarf geringer ist. In England, Holland und Dänemark wird die Gruppenhaltung von Sauen daher inzwischen auch vom Gesetzgeber forciert. Doch die Gruppenhaltung hat auch ihre Tücken. Erstens ist die Tierkontrolle und Behandlung einzelner Sauen erschwert. Zweitens sind nicht alle Sauen gruppentauglich. Für sie müssen 10 bis S C H W E I N 15 % Reserveplätze bereitgehalten werden. Und drittens muss bei der Auswahl der Fütterungstechnik das Sozialverhalten der Tiere berücksichtigt werden. Denn Schweine sind Herdentiere, die gemeinsam fressen wollen. Der Futteranspruch lässt sich jedoch nur schwer über „einen Kamm scheren“. Er kann je nach Kondition und Trächtigkeitsstadium sehr unterschiedlich sein. Entscheidenden Einfluss hat auch die Gruppenstabilität. Man unterscheidet zwischen festen und wechselnden Gruppen. Bei der festen Gruppe bleiben die Tiere während der gesamten Wartezeit zusammen. Dadurch hat eine einmal gefundene Rangordnung während der gesamten Haltungsperiode Bestand. Zudem befinden sich alle Sauen immer im gleichen Trächtigkeitsstadium. Sie können daher zeitgleich selektiert und behandelt werden. Das sind klare Vorteile. Bei wechselnden Sauengruppen dagegen werden regelmäßig neue Tiere integriert. Das kann zu Unruhe führen, weil sich jedes Mal eine neue Rangordnung ausbilden muss. Hier muss man über geeignete Managementmaßnahmen gegensteuern. Generell gilt jedoch: Je größer die Gruppe, desto einfacher die Eingliederung. In der Praxis haben sich sechs Gruppenhaltungsverfahren etabliert. Welche Stärken und Schwächen die einzelnen Verfahren aufweisen, und welches System am besten zu Ihrem Betrieb passt, erfahren Sie in den folgenden Kurzbeschreibungen. Großgruppen an der Abruffütterung A bruffütterungen haben sich seit Jahren in der Praxis bewährt. Die Sauen können mit oder ohne Einstreu und wahlweise in festen oder wechselnden Gruppen gehalten werden. Dadurch eignet sich das Verfahren für alle Absetzrhythmen. Pro Abrufstation können 40 bis 60 Sauen gefüttert werden. Der Investitionsbedarf liegt zwischen 1 700 und 2 000 DM je Sauenplatz. Der Platzbedarf pro Sau beträgt bei der Abruffütterung 2 bis 2,2 m2. Vorhandene Altgebäude lassen sich ideal nutzen, da die Stationen variabel aufgestellt werden können. Selbst verwinkelte Gebäude und Stützpfeiler bereiten wenig Probleme. Wichtig ist nur, dass ein Grundriss gewählt wird, der den Sauen einen guten Überblick über das Geschehen im Stall ermöglicht! Denn Sauen sind von Natur aus sehr neugierig. Über neue Geräusche oder Aktivitäten wollen sie sich schnell informieren. Gelingt dies nicht im Liegen, springen sie auf und bringen dadurch Unruhe in die Gruppe. Die Vorteile der Abruffütterung: Erstens können die Sauen individuell gefüttert werden. Denn jedes Tier wird über Transponder identifiziert. Die Sauen können dabei wahlweise einer von der Software vorgegebenen Futterkurve zugeordnet werden, oder es wird Die Vorteile der Abruffütterung: Die Sauen werden individuell gefüttert, und es kann eine automatische Selektion durchgeführt werden. Fotos: Heil, Werkbilder Große Sonderschau Gruppenhaltung D ie Gruppenhaltung tragender Sauen wird ein zentrales Thema der EuroTier 2000 sein. In Halle 26 haben die Besucher die einmalige Gelegenheit, verschiedene Verfahren „live“ zu erleben und zu vergleichen. In der Dauerausstellung „Sauenhaltung – tiergerecht und zukunftsweisend“ werden unter anderem die Systeme Abruffütterung, Breinuckel, Dribbelfütterung und Selbstfang-Kastenstände in Aktion gezeigt, also mit lebenden Sauen. Parallel dazu finden an allen Messetagen in der Halle 26 Diskussionsforen zum Thema statt. Am 28.11. informiert die DLG um 12.00 Uhr über verschiedene Gruppenhaltungsverfahren. Am 29.11. um 14.00 Uhr und am 1.12. um 16.00 geht es um gesundheitliche Probleme und Lösungen rund um die Gruppenhaltung von Sauen. Und am 30.11. um 14.00 Uhr wird speziell über die Gruppenhaltung an der Abruffütterung diskutiert. eine eigene Futterkurve definiert. Und zweitens bietet die Abruffütterung die Möglichkeit, bestimmte Tiere farblich zu kennzeichnen und automatisch zu selektieren. Der Platzbedarf in der Selektionsbucht ist abhängig von der Größe der auszuselektierenden Gruppe. 1,2 m2 je Tier reichen vollkommen aus. Der Selektionsbereich muss jedoch nicht ständig zur Verfügung stehen, denn in kleineren Herden werden nicht täglich Sauen selektiert. Hier reicht es, wenn zur Selektion ein gewisser Stallbereich abgegittert werden kann. Nach wie vor kann bei der Abruffütterung das Anlernen der Jungsauen ein Problem sein. Bewährt haben sich Anlernbuchten, bei denen die Jungsauen einen separaten Zugang zur Station haben. Ein spezieller „Anlernmodus“, über den einige Stationen verfügen, gewährt den Tieren dabei zu Beginn ungehinderten Zugang zum Futter. Problematisch ist darüber hinaus, dass es im Stationsbereich zu Aggressionen zwischen den Tieren kommen kann. Einund Ausgang der Station sollten deshalb möglichst weit auseinander liegen, um zu verhindern, dass sich die Wege von satten und hungrigen Sauen kreuzen. Außerdem sollten sich im Radius von drei Metern rund um den Eingang zur Station keine Tränken oder Wände befinden. In der Futterstation selbst ist die Sau während des Fressens geschützt. Sie kann top agrar 12/2000 S7 MANAGEMENT nicht von ihren Artgenossinnen abgedrängt werden. Es hat sich zudem bewährt, nur solchen Sauen Zutritt zur Station zu gewähren, die noch einen Futteranspruch haben. Dadurch wird die Mechanik der Station weniger stark beansprucht. Und es werden Rangeleien im Eingangsbereich mit Sauen vermieden, die nur die Futterreste des vorangegangenen Tieres auffressen wollen. Zusätzlich wird der Trog in der Station nur den Sauen zugänglich gemacht, die noch Fut- S C H W E I N teranspruch haben. Einige Hersteller schwenken dazu den Trog zwischenzeitlich weg, andere verschließen ihn mit einer Trogklappe. Am besten dosiert man die gesamte Tagesration in einer Mahlzeit aus – allerdings in kleinen Portionen. Auf diese Weise muss jede Sau nur einmal täglich die Station aufsuchen. Auch das fördert die Ruhe in der Herde. Entscheidend ist: Die Herdenführung wird bei der Abruffütterung zwar durch die Elektronik unterstützt. Der Tierbetreuer muss die Sauen jedoch zusätzlich in der Herde und über den Protokollausdruck der Fütterung beobachten. Das erschwert den Einsatz von Urlaubsoder Krankheitsvertretungen. Arbeitszeit lässt sich nach allen bisherigen Erfahrungen durch den Einsatz einer Abruffütterung nicht sparen! Der Arbeitsaufwand verlagert sich lediglich von der reinen Futtervorlage hin zu Kontrollund Anlernarbeiten. Beim Breinuckel wird das Futter über ein Futterrohr schräg von oben direkt ins Maul befördert. Den Dosiermechanismus löst das Tier mit der Schnauze aus. Platzsparend: Breinuckel und Belados Bei der von Mannebeck entwickelten Breinuckel-Fütterung und dem Belados-System von Duräumat handelt es sich um Weiterentwicklungen der herkömmlichen Abruffütterung. Beide Systeme lassen sich wahlweise mit kleinen, festen oder großen Wechselgruppen betreiben. Eine Belados-Station kann bis zu 50 Tiere versorgen. Die Gruppengröße richtet sich nach dem Produktionszyklus und der Bestandsgröße. Flexible Gruppen sollten jedoch mindestens 25 Tiere umfassen. In größeren Gruppen lassen sich problemlos mehrere Stationen aufstellen. Das gilt auch für den Breinuckel, bei dem eine Station 15 bis 20 Sauen füttern kann. Dabei hat es sich bewährt, immer zwei Stationen gegenüber zu stellen. So kommen sich die Tiere weniger häufig ins Gehege. In punkto Raumnutzung sind beide Verfahren ähnlich flexibel wie die Abruffütterung. Der Platzbedarf beträgt bei Systemen eine tierindividuelle Fütterung möglich. Der entscheidende Unterschied besteht jedoch in der Gestaltung der Station. Denn Breinuckel und Belados-System kommen ohne Kastenstand an der Futterstation aus. Die Sauen stehen beim Fressen mehr oder weniger ungeschützt im Raum. Das spart Platz und Kosten. Beide Verfahren kosten zwischen 1 700 und 2 000 DM je Sauenplatz. kleineren Gruppen etwa 2,2 m2 je Sau, bei größeren Gruppen kommt man dagegen auch mit 1,8 bis 2 m2 je Tier aus. Dabei ist eine Strukturierung des Raumes in Aktivitäts-, Laufund Liegebereich empfehlenswert. Die Aufstallung kann strohlos oder eingestreut erfolgen. Altgebäude lassen sich optimal nutzen Im Fressbereich ohne Schutz Zur Funktionsweise: Beim Breinuckel frisst das Tier nicht aus einer Trogschale. Das Futter wird stattdessen über ein Rohr schräg von oben direkt ins Maul befördert. Die Sau betätigt mit der Schnauze einen pendelnd aufgehängten Hebel und setzt dadurch einen Dosiermechanismus in Betrieb, der Trockenfutter in das Futterrohr drückt. Dabei wird eine frei wählbare Wassermenge zudosiert, so dass das Futter breiförmig serviert wird. Das Belados-System arbeitet demge- Da die Sauen mit Transpondern ausgerüstet sind, ist auch bei diesen beiden An einer BeladosStation können bis zu 50 Sauen flüssig gefüttert werden. genüber noch mit einem herkömmlichen Trog. Gefüttert wird flüssig. Herzstück der Anlage ist eine Kolben-Breipumpe, die jeweils 300 ml Flüssigfutter in den Trog dosiert. Nach bisherigen Erfahrungen suchen die Sauen die Station sechs bis 12 mal täglich auf. Durch das größere Volumen des Flüssigfutters soll sich trotz geringer Engergiezufuhr schnell ein Sättigungsgefühl bei den Sauen einstellen. Bei beiden Systemen kommt es nach bisherigen Erfahrungen kaum zu Verdrängungskämpfen an der Station. Denn beim Belados-System schließt sich sofort eine Trogklappe, sobald ein zweites Tier oder eine Sau ohne Futteranspruch näher als 50 cm an den Trog tritt. Und beim Breinuckel wird in diesen Fällen der Futterhebel arretiert. Nachteilig ist bei beiden Systemen, dass es keine Möglichkeit zur Selektion gibt. Sowohl der Breinuckel als auch das Belados-System können jedoch mit einem Farbsprüher zur Tierkennzeichnung ausgerüstet werden. Dadurch ist es dann leichter möglich, spezielle Sauen in der Großgruppe zu finden. Übersicht: Platzbedarf, Kosten und Management der verschiedenen Gruppenhaltungsverfahren System Abruffütterung Sauen je Station/Fressplatz 40 – 60 Reserveplätze, % 10 Altgebäudenutzung einfach Futterzuteilung individ. Gruppengröße groß 2) Gruppenstabilität fest/wechsel. Selektionsmöglichkeit ja Anlernen erforderlich ja Platzbedarf/Tier, m2 2,2 – 2,5 Arbeits-/Kontrollaufwand mittel Investitionsbedarf/Platz, DM 1 700 – 2 000 1) Breinuckel 15 – 20 10 einfach individ. klein/groß fest/wechsel. nein3) ja 1,8 – 2,2 mittel 1 700 – 2 000 Belados1) Dribbelfütterung Breiautomat 50 1 4–8 10 10 10 einfach mittel einfach individ. gruppenw. satt/grupp. groß klein klein/groß fest/wechsel. fest fest/wechselh. nein3) nein nein ja nein nein 1,8 – 2,2 2,0 – 2,2 1,8 – 2,2 mittel-hoch niedrig hoch 1 700 – 2 000 1 500 – 1 700 1 400 – 1 700 nach bisherigen Erfahrungen; 2) feste Gruppen oder Wechselgruppen; 3) jedoch mit Möglichkeit der Farb-Sprühmarkierung S 8 top agrar 12/2000 Selbstfangb. 1 0 schwierig indiv./grupp. klein fest – nein 2,5 – 2,8 niedrig 1 900 – 2 100 In größeren Gruppen stellt man am besten zwei Breinuckel-Stationen nebeneinander und richtet sie entgegengesetzt aus. So gehen sich die Sauen beim Fressen aus dem Weg. © top agrar top agrar 12/2000 S9 MANAGEMENT S C H W E I N Dribbelfütterung: Kleine, feste Gruppen Um Konditionsgruppen mit 8 bis 12 Sauen bilden zu können, sind große Absetzgruppen erforderlich. Die Dribbelfütterung eignet sich daher nur für große Bestände oder Betriebe mit Mehr-WochenRhythmen. D ie Dribbel- oder Biofix-Fütterung erlaubt keine tierindividuelle Futterzuteilung. Die Sauen werden stattdessen in festen Gruppen gefüttert, entsprechend ihrer Körperkondition und des Trächtigkeitsstadiums. Bewährt haben sich 8er bis 12er Gruppen. Um Konditionsgruppen bilden zu können, sind jedoch große Absetzgruppen erforderlich. Die Dribbelfütterung kommt daher nur für größere Sauenbestände oder Betriebe mit Drei- bzw. Vier-Wochen-Rhythmus in Frage. Alle Tiere fressen gleichzeitig. Deshalb muss jeder Sau ein Fressplatz zur Verfügung stehen. Zur Futterzeit wird das Futter langsam ausdosiert, etwa 120 g pro Minute. Die Dosierung muss in jedem Fall langsamer sein als die Fressgeschwindigkeit. Auf diese Weise werden die Sauen biologisch am Trog fixiert. Der Platzbedarf der Dribbelfütterung Selbstfang-Kastenstände: Bewährt, übersichtlich, teuer beträgt etwa 2 m2 je Sau. Auf Kastenstände wird verzichtet, der Trog muss lediglich durch Fressplatzabtrennungen unterteilt sein. Die Investitionskosten schwanken je nach Hersteller zwischen 1500 und 1700 DM je Sauenplatz. Die Nutzung vorhandener Altgebäude ist häufig erschwert. Die Fressplatzabtrennungen müssen nach bisherigen Erfahrungen mindestens 65 cm tief sein, den Sauen also bis zur Schulter reichen. Dadurch wird verhindert, dass schwächere Tiere verdrängt werden und ranghöhere Tiere zwei Fressplätze blockieren. Jeder Fressplatz sollte 45 bis 55 cm breit sein, denn zu breite Fressstände werden von den Tieren mitunter doppelt belegt. Ist der Fressplatz dagegen zu schmal, wird er von großrahmigen Sauen gemieden. Teure Reserveplätze Wichtig ist, dass für schwächere Tiere oder Sauen, die gesondert gefüttert werden müssen 10 bis 15 % Reserveplätze als Fressliegestände vorgehalten werden! Am besten ordnet man die Reserveplätze außerhalb der Buchten an, damit die selektierten Tiere nicht attackiert werden können. Auch die Jungsauen sollte man bis zum ersten Abferkeln in einer separaten Bucht aufstallen, um sie extra füttern zu können. Erst während der zweiten Trächtigkeit werden sie dann zusammen mit den älteren Sauen aufgestallt. Ein unumstrittener Vorteil der Dribbelfütterung ist jedoch, dass sich die Tiere leichter kontrollieren lassen als an der Abrufstation, beim Breinuckel oder beim Belados-System. Denn während des Fütterns stehen alle Tiere am Trog. Und auch Tierbehandlungen sind einfacher möglich. Broschüre zur Gruppenhaltung D ie Bauförderung Landwirtschaft veröffentlicht zur EuroTier eine Sonderbroschüre mit dem Titel „Neue Haltungsverfahren tragender Sauen“. Darin werden die verschiedenen Haltungstechniken beschrieben und wertvolle Empfehlungen zum Management sowie zum Raum- und Funktionsprogramm gegeben. Darüber hinaus werden die gängigen Verfahren hinsichtlich Tierverhalten, Arbeitsbelastung, Kosten und Gewinnerwartung miteinander verglichen. Interessenten können das etwa 70seitige Heft zum Preis von 19,80 DM beim Landwirtschaftsverlag MünsterHiltrup unter der Telefonnummer 0 25 01-80 13 02 oder per Fax unter 0 25 01-80 13 51 bestellen. Ein Tipp: Während der Messe gibt es das Heft zum Sonderpreis von 15 DM an allen top agrar-Ständen und am BFL-Stand in Halle 26. Hinter oder zwischen den Kastenständen können sich die Sauen frei bewegen. Die Auslauffläche sollte mindestens 180 bis 200 cm breit sein. Daraus ergeben sich ein Gesamt-Flächenbedarf von 2,5 m2 und Investitionskosten in Höhe von etwa 1 900 bis 2 100 DM je Sauenplatz. Die Kastenstände sind mit einer Selbstfangvorrichtung ausgerüstet. Sie hat bei einigen Herstellern die Form einer Wippe. Diese Wippe lässt sich, sobald sie geschlossen ist, von außen nicht mehr öffnen. So findet die Sau Schutz vor aggressiven Buchtengenossinen. Will das Tier die Box verlassen, tritt es einfach nach hinten und entriegelt dadurch den Mechanismus. Um die Auslaufmöglichkeit aufzuheben, muss bei den meisten Systemen nur ein Hebel umgelegt werden. Betreten die Sauen anschließend den Kastenstand, bleiben sie eingesperrt. Keine tierindividuelle Fütterung möglich Fest steht: Durch die Anordnung der Liegeboxenreihen sind die Abmessungen des Stalles fest vorgegeben. Zweckmässig sind längere Doppelreihen, die durch Gitter im Laufbereich unterteilt werden. Vorhandene Altgebäude lassen sich daher für dieses Haltungsverfahren oft nicht nutzen. Zudem verlangt die Klimatisierung eines Wartestalles mit Kastenstandhaltung mehr Sorgfalt, da sich die Tiere nicht aneinanderlegen können, um so Temperaturdefizite auszugleichen. Bewährt haben sich Rieselkanal-Lüftungen. Die Heizung erfolgt in der Regel über Gaskanonen oder Warmwasserrohre. Gefüttert wird trocken per Hand, mit einem Dosierwagen, über Ketten- bzw. Seilförderer und Dosierautomaten oder flüssig. Eine tierindividuelle Fütterung ist ohne elektronische Einzeltiererkennung nur möglich, wenn jedes Tier immer den gleichen Fressplatz aufsucht. Dazu sind jedoch Fressstände mit Einzelauslass erforderlich. In der Regel werden beim Absetzen stattdessen feste Konditionsgruppen gebildet. Alle Sauen einer Gruppe erhalten dann die gleiche Futtermenge. Die Gruppengröße entspricht der Größe der Absetzgruppe. Große Gruppen lassen sich zusätzlich unterteilen. Jede Konditionsgruppe sollte jedoch noch mindestens sechs Sauen umfassen. K astenstände mit Selbstfangvorrichtung sind ein bewährtes und übersichtliches Haltungssystem für den Wartestall. Der Vorteil: Die Herdenführung ist relativ einfach. Pro Sau steht ein separater Fressplatz zur Verfügung. Es kommt nicht zu Rangkämpfen – zumindest nicht während des Fütterns. Gruppenuntaugliche Tiere werden einfach im Kastenstand fixiert. Deshalb sind keine Reserveplätze erforderlich. Die Kastenstandhaltung ist strohlos oder eingestreut möglich. Die Fressliegeboxen sind 65 bis 70 cm breit und 110 bis 115 cm hoch. Stroheingestreute Stände sind maximal 5 cm breiter. Hinter dem Trog sollten mindestens 200 cm Platz sein. Die Gesamtlänge des Kastenstandes beträgt somit 230 bis 240 cm. Durch das Höherlegen des Troges lassen sich aber bis zu 25 cm Länge sparen. S 10 top agrar 12/2000 Breiautomaten: Wahlweise satt oder rationiert füttern Die Gruppenhaltung in Selbstfang-Kastenständen ist übersichtlich und lässt sich daher einfach managen. Für wachstumsorientierte Betriebe ist sie jedoch meist zu teuer. D ie Breiautomatenfütterung stellt mit Abstand die preiswerteste Haltungsvariante für tragende Sauen dar. Das System lässt sich gut in Altgebäude integrieren. Es eignet sich für Vollspalten ebenso wie für eingestreute Ställe. Ähnlich wie beim Breinuckel oder Belados-System kann sowohl mit kleinen Fest- als auch mit großen Wechselgruppen gearbeitet werden. Bei Kleingruppen beträgt der Platzbedarf etwa 2,2 m2 je Sau, bei Großgruppen rund 1,8 bis 2,0 m2/Tier. Dank der simplen Fütterungstechnik und der spartanischen Buchtenausstattung beschränken sich die Investitionskosten auf 1 400 bis 1 700 DM je Sauenplatz. Die Breiautomatenfütterung hat jedoch auch klare Nachteile: So ist z. B. keine individuelle Fütterung möglich. Stark abgesäugte Sauen müssen daher in separaten Kastenständen untergebracht werden. Dazu sind 10 bis 15 % Reserveplätze erforderlich. Außerdem sind die Tierkontrolle und die Einzeltierbehandlung in der Gruppe erschwert. Grundsätzlich muss man zwischen der Satt- und der rationierten Fütterung unterscheiden. Die Sattfütterung erfolgt top agrar 12/2000 S 11 MANAGEMENT mit speziellen Sauen-Breiautomaten, die im Kopfbereich weiter ausgeschnitten und insgesamt etwas stabiler ausgeführt sind als herkömmliche Mastautomaten. Für jeweils acht Tiere steht ein Automat zur Verfügung. Damit die Sauen nicht verfetten, werden spezielle Niedrigenergiefuttermittel mit maximal 9 MJ ME/kg Futter eingesetzt. Sie weisen einen hohen Rohfaseranteil, bzw. einen hohen Anteil quellfähiger Komponenten auf. Diese Futtermittel sind häufig nicht billiger als herkömmliche Mischungen, die Sauen fressen nach bisherigen Erfahrungen von den energiearmen Mischungen jedoch pro Tag rund 1 kg mehr, so dass die niedrigeren Investitionskosten häufig durch höhere Futterkosten „aufgefressen“ werden. Rohrbrei-Automaten für die rationierte Fütterung Um die niedrigen Investitonskosten der Automatenfütterung zu nutzen, gleichzeitig jedoch die Nachteile der Sattfütterung zu umgehen, wurde von der Uni Gießen ein System der rationierten Fütterung am Breiautomaten entwickelt. Gemeinsam mit Big Dutchman konzipierte man dazu den passen- Die Breiautomatenfütterung ist mit Abstand die kostengünstigste GruppenhaltungsVariante. Ist das Futter zu energiereich, können die Sauen jedoch verfetten. den Rohrbreiautomaten. Mit ihm lassen sich nun auch herkömmliche Sauen-Alleinfutter problemlos verfüttern. Aber auch rohfaserreiche Rationen mit bis zu 40 % Strohmehl sollen dem Automaten keinerlei Probleme bereiten. Stärken und Schwächen auf einen Blick ■ Abruffütterungen erlauben eine tierindividuelle Futterzuteilung und lassen sich hervorragend in Altgebäude integrieren. Jungsauen müssen zwar angelernt werden. Dafür bieten Abruffütterungen jedoch die Möglichkeit zur automatischen Selektion. Der Platzbedarf beträgt 2 bis 2,2 m2 je Sau, die Kosten belaufen sich je nach Hersteller auf 1 700 bis 2 000 DM je Sauenplatz. Fakt ist: Arbeitszeit lässt sich durch eine Abruffütterung nicht sparen. Die Arbeit verlagert sich lediglich vom Füttern auf Kontrollaufgaben. Abruffütterungen eignen sich in erster Linie für Betriebe, die Altgebäude nutzen wollen. Die Bestandsgröße ist dabei eher zweitrangig. Wichtig ist, dass der Betriebsleiter und sein(e) Mitarbeiter bereit sind, sich intensiv mit der Technik auseinandersetzen. ■ Der Breinuckel und das BeladosSystem sind Weiterentwicklungen der Abruffütterung. Auch hier können die Sauen aufgrund der Einzeltiererkennung individuell gefüttert werden – beim Breinuckel mit breiförmigem Futter und beim Belados-System flüssig. Da auf schützende Gitter um die Station herum verzichtet wurde und auch keine Selektionsmöglichkeit besteht, S 12 top agrar 12/2000 ist der Platzbedarf pro Sau mit 1,8 bis 2,2 m2 deutlich geringer. Bei beiden Systemen lassen sich sowohl kleine als auch große, stabile und wechselnde Grupppen realisieren. Mit einem Breinuckel können 15 bis 20 Sauen versorgt werden, von einer BeladosStation bis zu 50 Tiere. Der Kontrollaufwand ist etwas größer als bei der herkömmlichen Abruffütterung, da keine Sauen automatisch selektiert werden können. Beide Systeme kosten etwa 1 700 bis 2 000 DM je Sauenplatz. ■ Die Kleingruppenhaltung mit Dribbelfütterung ist übersichtlich und anwenderfreundlich. Der Platzbedarf ist mit 2 bis 2,2 m2 jedoch etwas höher als bei der Abruffütterung. Zudem lässt sich das System mitunter schwer in Altgebäude integrieren. Hinzu kommt, dass die Dribbelfütterung große Gruppen gleichzeitig abgesetzter Sauen verlangt. Sie eignet sich daher nur für große Bestände oder Betriebe, die mehrwöchige Absetzrhythmen praktizieren. Bei Herdengrößen bis 250 Sauen konkurriert die Dribbelfütterung mit dem Breinuckel oder dem Belados-System. ■ Die Sauen-Gruppenhaltung am Breiautomat besticht durch die geringen Investitionskosten von nur 1 400 bis 1 700 Der Rohrbreiautomat besteht aus einem Vorratsrohr mit einem Durchmesser von 30 cm und einem 70 cm großen Rundtrog. Der große Rohrdurchmesser und eine im Innern befestigte Kette verhindern die Brückenbildung im Automaten. DM je Sauenplatz und die simple, wenig störanfällige Technik. Zudem lassen sich Altgebäude hervorragend nutzen. Je nachdem, wieviele Automaten in einer Bucht aufgestellt werden, lassen sich große und kleine Gruppen realisieren. Bei der Sattfütterung werden die geringen Investitonskosten jedoch häufig von den Kosten des höheren Futterverbrauchs kompensiert. Ist der Energiegehalt des Futters zu hoch, können die Sauen verfetten. Neu ist die rationierte Fütterung mit herkömmlichen Futtermitteln für tragende Sauen an modifizierten Rohrbrei-Automaten. Die Automaten werden mit Fressplatzteilern ausgerüstet und lassen sich einzeln oder in Reihe aufstellen – je nachdem, wie groß die Sauengruppen sind. ■ Der Selbstfang-Kastenstand ist ein bewährtes Haltungssystem für den Wartestall. Das Herdenmanagement ist denkbar einfach. Außerdem sind keine Reserveplätze erforderlich. Aufgrund des großen Platzbedarfes von 2,5 bis 2,8 m2 je Sauenplatz ist dieses Gruppenhaltungsverfahren jedoch auch sehr teuer. Die Investitonskosten betragen 1 900 bis 2 100 DM je Platz. In größeren und wachstumsorientierten Sauenbeständen wird die Kastenstandhaltung daher an Bedeutung verlieren. –lh– S C H W E I N Neu: Die rationierte Fütterung von Sauen am Rohrbreiautomaten. Jeder Automat bietet vier Fressplätze. Die Rationierung erfolgt über Volumendosierer. Um für die rationierte Fütterung ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1 zu erreichen, wurde der Rundtrog durch 80 cm lange Kunststoff-Trennwände in vier Fressplätze unterteilt. Jeder der vier Fressplätze ist 50 bis 55 cm breit. So- bald die Sauen den Dosiermechanismus betätigen, rieselt eine kleine Futtermenge in jedes Trogviertel. Auf diese Weise werden die Sauen ähnlich wie bei der Dribbelfütterung biologisch am Trog fixiert. Dank der Trennwände soll es kaum zu Aggressionen kommen. Der Automat kann einzeln oder „in Reihe“ in einer Sauengruppe aufgestellt werden. Auf diese Weise sind 8er, 16er oder 32er Sauengruppen realisierbar. In der Praxis empfiehlt es sich, zwei Konditionsgruppen zu bilden: Eine für die abgesäugten, leichten Sauen und eine für die Sauen mit guter Kondition. Rationierung durch Volumendosierer Die Befüllung erfolgt in der Regel über einen Rohrkettenförderer. Stehen mehrere Rohrbreiautomaten in einer Bucht, müssen auf jeden Fall Volumendosierer zwischen Rohrkette und Automat zwischengeschaltet werden. Denn nur so lassen sich alle Automaten gleichzeitig befüllten, so dass alle Sauen zur gleichen Zeit Futter bekommen. Gefüttert wird ein- oder zweimal täglich. Dazu können die Volumendosierer wahlweise von Hand oder automatisch geöffnet werden. Der Vorteil beim Öffnen von Hand: Der Sauenhalter kann die Zeit gleichzeitig für die Tierkontrolle nutzen und einzelne Tiere behandeln. –lh– top agrar 12/2000 S 13