Spezielle Relativitätstheorie Dynamik der Speziellen Relativitätstheorie Dynamik Dynamik als Teilgebiet der Mechanik beschreibt die Änderung der Bewegungsgrößen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung unter Einwirkung von Kräften im Raum Wichtige Sätze der Dynamik sind der Impulssatz (Kraftgesetz) und der Energiesatz © Dr. R. Göhring [email protected] VII-2 Impulssatz der klassischen Mechanik • Der Impuls ist per definitionem proportional der Geschwindigkeit und der (konstanten) Masse. • Mit dem Impuls läßt sich das Newtonsche Kraftgesetz – „lex secunda“ –bei konstanter Masse formulieren : p m v dv dp F ma m dt dt • Es gilt der Erhaltungssatz des Impulses © Dr. R. Göhring [email protected] Quelle: Wikipedia VII-3 Klassische Mechanik und Galilei-Transformation Relativitätsprinzip: Es gibt unendlich viele, relativ zueinander in Translationsbewegungen befindliche, gleichberechtigte Systeme, Inertialsysteme, in denen die Gesetze der Mechanik in ihrer einfachen, klassischen Form gelten. Koordinatentransformation: Die Transformation von einem Inertialsystem auf ein anderes beschreibt die Galilei-Transformation: x(1) x vt y(1) y z(1) z t(1) t Invarianz: Unter der Galilei-Transformation ist die Beschleunigung invariant und damit auch alle Gesetze der Mechanik. © Dr. R. Göhring [email protected] VII-4 Invarianz der Beschleunigung Die Ortskoordinate transformiert sich entsprechend der Galilei-Transformation: Die Geschwindigkeit ist die Änderung der Ortskoordinate nach der Zeit. u(1) ist ein Ausdruck für die Addition der Geschwindigkeiten. Die Beschleunigung ist die Änderung der Geschwindigkeit mit der Zeit. Da „v“ nicht von der Zeit abhängt, ist dv/dt=0 und damit die Beschleunigung in beiden Inertialsystemen gleich. x(1) x v t (1) u (1) b © Dr. R. Göhring [email protected] dx(1) dx v uv dt dt du(1) du dv dt dt dt du b dt VII-5 Dilemma • Einstein hat in seiner Arbeit 1905 gezeigt, daß die Gesetze der Kinematik und der Elektrodynamik invariant gegenüber der Lorentz-Transformation sind; es gilt dafür das Relativitätsprinzip. • In der klassischen Mechanik ist die Beschleunigung invariant gegenüber der Galilei-Transformation. • Die Beschleunigung „b“ mit der Definition b = dv/dt = d2x/dt2 ist in der Speziellen Relativitätstheorie nicht invariant! (mathematische Ableitung siehe Skriptum Kap. B.5 und B.6) • Um zu vermeiden, daß für Kinematik und Elektrodynamik die Lorentz-, für die Dynamik aber die Galilei-Transformation gilt, müssen Gesetze der relativistischen Dynamik gefunden werden, die die Lorentz-Transformation erfüllen. © Dr. R. Göhring [email protected] VII-6 Prämissen der Speziellen Relativitätstheorie 1. Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ist für alle gleichförmig gegeneinander bewegten Systeme gleich groß. 2. In allen gleichförmig gegeneinander bewegten Systemen gelten durchweg die gleichen Naturgesetze (Relativitätsprinzip). © Dr. R. Göhring [email protected] VII-7 Grundlage der relativistischen Dynamik Der Impulssatz der klassischen Dynamik würde sich anbieten, die Gesetze der relativistischen abzuleiten. „u“ ist die Geschwindigkeit. p mu Daraus leitet sich das Kraftgesetz ab: K dp du m mb dt dt Die Beschleunigung „b“ ist aber nicht Lorentz-invariant, so daß die Verwendung des Impulssatzes ausfällt! Der Ausweg ist statt dessen die Nutzung des Erhaltungssatzes des Impulses mit der Ergänzung, daß bei dem Impuls die Masse abhängig von „u“ ist: p m(u) u © Dr. R. Göhring [email protected] VII-8 Erhaltungssatz des Impulses ct ct(1) 2,00 Ein Teilchen zerfalle im Ruhesystem in zwei Sekundärteilchen. 1,50 Der Erhaltungssatz des Impulses besagt, daß dabei ct(1) =1 p2 1,00 x(1) p3 p1 Der gleiche Sachverhalt muß auch in einem relativ dazu bewegten Inertialsystem gelten. x(1) =1 0,50 0,50 1,00 1,50 p 1 = p2 + p 3 2,00 x © Dr. R. Göhring [email protected] VII-9 Unelastischer Stoß – 1 A u u B Kugel A bewegt sich mit der Geschwindigkeit „u“ auf die ruhende Kugel B zu. Bei dem unelastischen Stoß fliegen beide zusammen als vereinigtes Objekt mit der Geschwindigkeit ū davon. Impuls vor dem Stoß ist: pvor m(u) u m(0) 0 m(u) u Impuls nach dem Stoß: pnach M(u) u Dabei wird nicht angenommen, daß M(ū) = 2·m(u) ist! © Dr. R. Göhring [email protected] VII-10 Unelastischer Stoß – 2 - u(1) A - u(1) B Betrachten wir den Stoß von einem System S(1) aus, das sich mit der Geschwindigkeit +u in Bewegungsrichtung der Kugel A bewegt. Von diesem System aus gesehen ruht die Kugel A und B bewegt sich mit –u(1) auf sie zu. Nach dem Stoß bewegt sich das Konglomerat aus A und B mit der Geschwindigkeit –ū (1) und es gilt |u(1)| =u und |ū(1)| =ū. Mit dem Additionstheorem der Geschwindigkeiten können wir schreiben: u (1) u u u (1) u 1 c2 Nach „u“ aufgelöst ergibt: u 2u u2 1 2 c © Dr. R. Göhring [email protected] VII-11 Herleitung der relativistischen Masse Es gilt das Gesetz von der Erhaltung (bewegter) Massen: m(u) m(0) M(u) (Beweis dazu im Skriptum Kap. B.3) Die Beziehung für den Gesamtimpuls können wir damit schreiben: m(u) u M(u) u m(u) m(0) u Oder aufgelöst nach m(u): Mit u 2u u2 1 2 c m(u) m(0) u u u erhalten wir nach einigen Umrechnungen (siehe Skriptum Kap. 2.4.1) Für die Abhängigkeit der Masse von ihrer Geschwindigkeit „u“ ergibt sich so: m(u) © Dr. R. Göhring [email protected] u uu 1 u2 1 2 c m(0) u2 1 2 c VII-12 Die relativistische Masse Wenn wir für m(0) = m0 schreiben, erhalten wir für die Abhängigkeit der Masse von der Geschwindigkeit den Ausdruck: m(u) m0 u2 1 2 c Die Masse m0 ist die Ruhemasse, die Masse, die in dem System gemessen wird, in dem das Teilchen ruht. Die relativistische Masse m(u) wächst mit der Geschwindigkeit, wie der Faktor k. 104 k 103 102 10 1 0,2 c 0,4 c 0,6 c © Dr. R. Göhring [email protected] 0,8 c c VII-13 Der relativistische Impuls Der Impuls ist ein Vektor in Richtung der Geschwindigkeit; mit der relativistischen Masse ergibt sich für ihn: p m(u) u m0 u2 1 2 c u Dabei ist zu berücksichtigen, daß die relativistische Masse m(u) nur von dem Betrag der Geschwindigkeit u abhängt und nicht von deren Richtung! Mit steigender Geschwindigkeit nimmt die Masse immer mehr zu; sie setzt einer Steigerung der Geschwindigkeit einen immer höheren Trägheitswiderstand entgegen; die Lichtgeschwindigkeit ist auch hier wieder eine Grenzgeschwindigkeit. © Dr. R. Göhring [email protected] VII-14 Zusammenhang Masse/Energie Es gilt das Gesetz der Erhaltung bewegter Massen: m(u) m(0) M(u) Wie aber bestimmt man die Ruhemasse des vereinten Objektes M(0)=M0? Dazu nutzen wir ein System S(2), in dem M ruht. Es bewegt sich mit der Geschwindigkeit |ū| relativ zum System S. Von diesem System S(2) aus gesehen fliegen die Kugeln A und B aus Symmetriegründen mit der Geschwindigkeit ±ū auf das vereinte Objekt zu (Addition der Geschwindigkeiten): A u u B In dem System S(2) gilt natürlich auch das Gesetz der Erhaltung bewegter Massen: m(u) m(u) 2 m(u) M0 © Dr. R. Göhring [email protected] VII-15 Energie-Äquivalent – 1 m(u) m(u) 2 m(u) M0 Für die bewegten Massen 2·m(ū) setzen wir die Formel für die Abhängigkeit der Masse von der Geschwindigkeit ein und erhalten so für die Ruhemasse M0: M0 2 m0 u2 1 2 c Für kleine Geschwindigkeiten ū « c wird die Wurzel in Reihe entwickelt und nach dem quadratischen Glied abgebrochen: 1 u2 1 1 2 M0 2 m0 1 2 m 2 m u 0 0 2 c2 2 c2 © Dr. R. Göhring [email protected] VII-16 Energie-Äquivalent – 2 1 u2 1 1 2 M0 2 m0 1 2 m 2 m u 0 0 2 2 2 c c2 Die Ruhemasse M0 ist nicht, wie man annehmen würde, 2·m0, sondern um einen kleinen Betrag (zweiter Ordnung) größer. Die kinetische Energie der einzelnen Kugeln ist vor dem Stoß: Ekin 1 m0 u 2 2 Nach dem Stoß kommen beide Kugeln zur Ruhe. Ihre gesamte kinetische Energie wird in Wärme umgewandelt: 2 Ekin Q Für die Ruhemasse M0 gilt also: M0 2 m0 Q c2 Ein Zuwachs an Wärmeenergie Q erhöht die Masse um Q/c2. © Dr. R. Göhring [email protected] VII-17 Energie-Äquivalent – 3 Die Abhängigkeit der Masse von der Geschwindigkeit war gegeben durch die Formel: m0 m(u) u2 1 2 c Hier kann man ebenfalls für kleine Geschwindigkeiten – u « c – die Wurzel in Reihe entwickeln und nach dem quadratischen Glied abbrechen. 1 u2 1 1 Ekin 2 m(u) m0 1 m m u m 0 0 0 2 c2 2 c2 c2 Ein Zuwachs an kinetischer Energie Ekin erhöht die Masse um Ekin/c2 © Dr. R. Göhring [email protected] VII-18 Energie-Äquivalent – 4 Einstein hat nach seiner Originalarbeit 1905 in einem nächsten Artikel mit dem Titel: „Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig?“ gezeigt: Gibt ein Körper die Energie L in Form von Strahlung ab, so verkleinert sich seine Masse um L/c2. Das bisher abgeleitete können wir auf alle Arten von Energie erweitern - elektrische, chemische usw. – und verallgemeinern: Die Zuführung/Abgabe einer Energie E vergrößert/verkleinert die Masse eines Körpers um E/c2. © Dr. R. Göhring [email protected] VII-19 Energieinhalt einer Masse Für die Ruhemasse M0 des vereinten Objektes bei dem unelastischen Stoß wurde die Formel abgeleitet: Q M0 2 m0 2 c Beide Seiten dieser Gleichung mit c2 multipliziert ergibt: M0 c2 m0 c2 Q Auf beiden Seiten dieser Gleichung, die aus dem Gesetz der Erhaltung der Massen abgeleitet wurde, stehen Energieterme. M0c2 ist die Ruheenergie der Masse M, m0c2 die der Masse m. Verallgemeinert: Der Energiegehalt E eines Körpers ist gleich seine Masse m multipliziert mit c2. E=m·c2 © Dr. R. Göhring [email protected] VII-20 Lorentz-Transformation des Impulses und der Energie ct ct(1) 2,00 Im Ruhesystem S ist der Impuls: p = m(u)·u und die Energie: 1,50 ct(1) =1 p2 1,00 p1 E = m(u)·c2 x(1) p3 Im dazu mit der Geschwindigkeit v bewegten System S(1) ist der Impuls: x(1) =1 p(1) = m(u(1))·u(1) 0,50 und die Energie: E(1) = m(u(1))c2 0,50 1,00 1,50 2,00 x © Dr. R. Göhring [email protected] VII-21 Lorentz-Transformation des Impulses und der Energie Den Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit u im ruhenden System S und der Geschwindigkeit u(1) im dazu bewegten System S(1) ist durch das Additionstheorem der Geschwindigkeit bestimmt: u(1) v u u(1)v 1 2 c Wir nehmen hier der Einfachheit halber an, daß die Richtung der Geschwindigkeiten u und v in x-Richtung liegt. Für den Impuls p – genauer entsprechend unserer Annahme px – gilt dann: p m(u) u m0 u 2 u 1 2 c u(1) v 2 u(1)v u(1) v 1 2 c c2 © Dr. R. Göhring [email protected] 2 VII-22 Lorentz-Transformation des Impulses und der Energie Nach einigen Umformungen der Formel erhalten wir schließlich für den Impuls p: p m0 u(1) v v2 (u(1) )2 1 2 1 c c2 E(1) p v 2 c 2 v 1 2 c (1) Analog erhalten wir für die (bewegte) Masse resp. E/c2: E m(u) m0 2 c v (1) E(1) p(1) 1 2 u v 2 2 c c c v2 (u(1) )2 v2 1 2 1 1 2 c c2 c © Dr. R. Göhring [email protected] VII-23 Lorentz-Transformation des Impulses und der Energie Damit können wir die Transformationsgleichungen für dem Impuls und die Energie schreiben: E(1) p v 2 c px v2 1 2 c (1) x (1) y py p (1) z pz p E(1) p(1) v 2 2 E c c 2 c v2 1 2 c x x (1) vt 1 yy zz t t (1) 2 v c2 (1) (1) y p (1) z (1) (1) p(x1) v 2 x(1) c v2 1 2 c E c2 v2 1 2 c px v py p pz E(1) c2 E p v 2 c2 c v2 1 2 c © Dr. R. Göhring [email protected] x(1) xvt v2 1 2 c y(1) y z(1) z t(1) v x c2 v2 1 2 c t VII-24 Vierervektoren der Lorentz-Transformation x (1) x vt v2 1 2 c y(1) y (1) z t (1) z v x c2 v2 1 2 c t Mit dem „Ortsvektor“ im Raum-Zeit-Diagramm x y z ct Notation als Vierervektor: ct x0 x x1 y x2 z x3 x(1) v ct c v2 1 2 c x y(1) y z(1) z ct (1) v x c v2 1 2 c ct v 1 x 0 c x v2 1 2 c v x0 x1 x1 c v2 1 2 c x0 x 2 x2 x 3 x3 © Dr. R. Göhring [email protected] VII-25