Markenstrategie Positionierung Milchprodukte erfolgreich im Markt positionieren FACHINFO • • • • • Markenstrategie Milchproduktmarken Positionierung Positionierungsprozess Ernährungstrends Prof. Dr. Hans Weindlmaier ist seit 1991 Direktor des Instituts für Betriebswirtschaftslehre am Forschungszentrum für Milch und Lebensmittel Weihenstephan der Technischen Universität München. Undine Maidl studierte an der TU MünchenWeihenstephan Agrarwissenschaften. Im Anschluss war sie mehrere Jahre bei Kraft Jacobs Suchard sowie bei Philip Morris im Consumermarketing tätig. 1996 wechselte sie in die Unternehmensberatung. Seit 1998 arbeitet sie als freie Beraterin. Kontakt: [email protected] [email protected] absatzwirtschaft Die Molkereiwirtschaft ist gegenwärtig mit einem harten Verdrängungswettbewerb konfrontiert. Der Erfolg einer Marke hängt in diesem Markt eng mit deren Positionierung zusammen. Undine Maidl und Hannes Weindlmaier erörtern die wichtigsten Rahmenbedingungen der Positionierung von Milchproduktmarken. Darüber hinaus stellen die Autoren eine Vorgehensweise zur Diskussion, welche es ermöglicht, den Positionierungsprozess auf eine systematische Basis zu stellen. Vom Verdrängungswettbewerb in der Molkereiwirtschaft sind insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sowie Genossenschaften, welche bislang kaum nationale Marken aufgebaut haben, betroffen. Soweit die Unternehmen aufgrund ihrer Größe und Organisation nicht in der Lage sind, als Kostenführer im Basissegment ausreichende Gewinne zu erwirtschaften, werden zumindest bei langfristiger Betrachtung solchen Unternehmen wesentlich bessere Chancen eingeräumt, die es schaffen, Marken im Premiumsegment zu etablieren. Der Erfolg einer Marke hängt dabei eng mit deren Positionierung zusammen. Entscheidend ist, ob ihre spezifischen Präferenzleistungen überzeugend zum Ausdruck gebracht werden. Trotz der zentralen Bedeutung, welche die Positionierung für den Erfolg einer Marke und letztlich für den Unternehmenserfolg hat, fehlt vielen Milchproduktmarken eine klare Positionierung beziehungsweise wird die Positionierung nur sehr unsystematisch betrieben. Grundlagen der Positionierung von Milchproduktmarken (1) Ausgangspunkt der Produktpositionierung ist die Tatsache, dass Konsu- menten durchweg solche Produkte auswählen, deren Eigenschaften ihre speziellen Bedürfnisse am besten befriedigen. (2) Das Ziel der Produktpositionierung ist es somit, einen Produktnutzen beziehungsweise. eine Produktleistung zu finden, welche mit den Nutzenerwartungen der potenziellen Kunden bestmöglich übereinstimmt. Dieser Produktnutzen oder dieses Leistungsangebot des Produktes sollte zudem einen einzigartigen Verkaufsvorteil darstellen, der das Produkt im Vergleich zum Wettbewerb unverwechselbar macht und damit Grundlage für eine ganz spezifische und nicht nachahmbare Profilierung darstellt ("USP"). (3) Die am weitesten entwickelte Form der Positionierung von Marken lässt sich in eine analytische und eine strategische Komponente unterteilen. (4) Die analytische Komponente der Positionierung besteht aus der Festlegung und Profilierung des USP's innerhalb der Wahrnehmung der Verbraucher und in der Schaffung eines strategischen Wettbewerbsvorteils. Zu der strategischen Komponente der Positionierung gehört die Definition der Marketingzielsetzung, die Strategieentwicklung zur Erreichung dieser Zielsetzung sowie die Science Factory 4/2002 1 Markenstrategie Festlegung des einzusetzenden Marketing-Mix und des Wettbewerbsverhaltens. Im Folgenden wird insbesondere auf die analytische Komponente der Positionierung näher eingegangen. Um seine Bedürfnisse zu befriedigen, kauft der Verbraucher mit einem Milchprodukt ein ganzes Bündel an Nutzenkomponenten (vgl. Abb. 1). Bei Milchprodukten werden durch den Grundnutzen im wesentlichen Konsumentenbedürfnisse hinsichtlich Nährwert, Geschmack/Aroma, Konsistenz usw. befriedigt. Der Zusatznutzen unterteilt sich in Zusatzleistungen, wie etwa eine Milchproduktverpackung, die alternativ als Behälter für das Tiefgefrieren verwendet werden kann und Zusatzausstattungen, beispielsweise eine Verpackungsbeilage. Der Grundnutzen ist bei den meisten Milchproduktmarken für die Festlegung des USP nicht geeignet, da die Qualitätsunterschiede bei "Low-Interest Produkten", zu denen Milchprodukte überwiegend zählen, für eine Differenzierung zu gering sind. (5) Zusätzlich ließe sich ein darauf basierender USP nur schwer kommunizieren, da es einerseits über die echten Qualitätsunterschiede der konkurrierenden Marken nur wenige Informationen gibt und andererseits die (wenig involvierten) Konsumenten auf gesättigten Märkten nur ein geringes Produkt- und Informationsinteresse haben.. (6) Besser geeignet für die Positionierung sind emotionale Nutzenkomponenten, welche über die Vermittlung sinnlich-emotionaler Erlebnisse einen Beitrag zu einer Steigerung der emotionalen Lebensqualität leisten. Emotionale Erlebniswerte sind zum Beispiel Prestige, Sportlichkeit, Erotik und soziales Glück. Um diesen emotionalen Nutzen vermitteln zu können, muss das Produkt/die Marke mit diesen Werten aufgeladen werden. Beispielsweise suggeriert die Marke "Landliebe" die "reine, unberührte Natur", während die Joghurtmarke "LC1" von Nestlé versucht, durch den Markennamen die ernährungswissenschaftliche Basierung des probiotischen Milchprodukts zum Ausdruck absatzwirtschaft zu bringen und damit dem Produkt die Aura des "besonders Wertvollen" zu verleihen. (7) Soll eine emotionale Positionierung realisiert werden, geht es zunächst darum zu analysieren, welche emotionalen Werte für die Zielgruppe bedeutsam sind ("Core Values"). (8) Um bei den informations- und werblich überfluteten Märkten für Milchprodukte ein Chance zur Profilierung des festgelegten USP der Marke zu haben, ist es ferner erforderlich, eine einfach zu verstehende Botschaft für die Marke zu finden und sich auf einen der für die Verbraucher • Aufgrund der großen Informationsüberflutung der Konsumenten ist eine hohe Werbeintensität erforderlich ("VOICE"). (10) Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor für die Positionierung ist die Schaffung eines strategischen Wettbewerbsvorteils für das Unternehmen, das heißt die Sicherung einer dauerhaften und profitablen Alleinstellung im Wettbewerb. Hierzu ist es erforderlich, dass die Marke nicht nur auf aktuelle Bedürfnisse, sondern auch auf latente und zukünftige Bedürfnisse eine Antwort anbietet. Abb. 1: Nutzenebenen der Positionierung von Milchprodukten Positionierung Rationaler Nutzen Grundnutzen • • • • • Milchinhaltsstoffe Nährwert Geschmack/Aroma Frische Konsistenz etc. Sachlicher Zusatznutzen • Zusatzleistungen z.B. Conveniencevorteile der Verpackung • Zusatzausstattungen, z.B. Verpackungsbeilagen Emotionaler Nutzen Zielgruppenspezifische Werte zur Befriedigung emotionaler Bedürfnisse • Prestige • Sportlichkeit • Erotik • etc. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an KARMASIN H. (1993): Produkte als Botschaften, Wien , S. 252. VERSHOVEN W. (1959): Die Marktentnahme als Kernstück der Wirtschaftsförderung, Berlin/Köln, S. 89 wichtigsten Nutzen zu beschränken (z.B. "Gut für die Gesundheit"). Dies bedingt die Beachtung folgender drei Kriterien: (9) • Die Grundaussage muss einfach zu kommunizieren sein ("KISS: keep it simple and stupid"). • Die Marke soll in ihrer Kategorie als erste am Markt sein um von den Konsumenten wahrgenommen zu werden ("FIRST") und um in das "evoked set" der präferierten Marken zu gelangen. Darstellung des Positionierungsprozesses Eine erfolgversprechende Positionierung stellt höchste Anforderungen an das Positionierungs-Management der Unternehmen. Um eine optimale Zielerreichung mir den nur begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen zu erreichen ist ein möglichst effektiver und effizienter Positionierungsprozess unerlässlich. Der im Rahmen der vorliegenden Arbeit entwickelte Positionierungsprozess unterscheidet drei Phasen (vgl. Abb. 2). In der ersten Phase wird das Positionierungsziel Science Factory 4/2002 2 Markenstrategie Abb. 2: Ablaufmodell Positionierungsprozess Analyse und Festlegung der Positionierungsziele 1. Phase 1. Schritt Bestimmung der IstSituation 2. Schritt Trendanalyse 3. Schritt Überprüfung der Positionierungsziele Ermittlung der Positionierungsalternativen 2. Phase 1. Schritt Marktsegmentierung 2. Schritt Vorselektion der Teilmärkte 3. Schritt Bestimmung der Bedürfnisse 4. Schritt Def. der Positionierungsalternativen Positionierungsentscheidung 3. Phase 1. Schritt Bewertung der Positionierungsalternativen 2. Schritt Auswahl der vorteilhaftesten Positionierung Systematische Überprüfung der Positionierungsentscheidung Quelle: Eigene Darstellung festgelegt. In der zweiten Phase werden potentielle Positionierungsalternativen erarbeitet. Die Positionierungsentscheidung in der dritten Phase erfolgt durch die Bewertung und Auswahl der für das Unternehmen am besten geeigneten Positionierungsalternative. In regelmäßigen Abständen ist die festgelegte Positionierung zu überprüfen und es ist zu entscheiden, ob die Positionierung beibehalten werden kann oder ob eine Um- bzw. Repositionierung erforderlich ist. Als Entscheidungshilfe wurden für die einzelnen Stufen umfangreiche Checklisten erarbeitet, um eine systematische Vorgehensweise im Positionierungsprozess zu gewährleisten. (11) Abb. 3: 1. Phase des Positionierungsprozesses: Analyse und Festlegung der Positionierungsziele Für die Definition der Zielsetzung der Positionierung ist die Bestimmung der Ist-Situation, die Durchführung einer Trendanalyse und die Überprüfung der Positionierungsziele erforderlich. Strategien das Unternehmen im Marketing verfolgt. Wird eine Präferenzstrategie oder eine Nischenstrategie umgesetzt? Wird im Marketing segmentorientiert oder undifferenziert vorgegangen? Soll eine Einzelmarken- oder eine Dachmarkenstrategie realisiert werden? Als Informationen für diese Analyse dienen die angepeilte Zielgruppe und deren Bedürfnisse, der USP, der "Reason Why", die Nutzenebenen, die "Core Values", das Wettbewerbsumfeld sowie die voraussichtliche Reaktion des Handels. • Trendanalyse Damit das Ergebnis des Positionie- rungsprozesses längerfristig Gültigkeit haben kann, sind auch künftige Entwicklungen und deren Auswirkungen zu berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die latenten und zukünftig erwarteten Bedürfnisse der Zielgruppe. Zur Informationserhebung im Kontext der Trendanalyse bietet es sich an, verfügbare Studien von Verlagen, Werbeagenturen, der CMA etc. zu nutzen. Neben den allgemein zugänglichen Sekundärquellen ist oftmals die Durchführung von Primärerhebungen erforderlich. Hier liefern insbesondere der Außendienst, Lieferanten, Kunden und Experten wichtige Informationen. Da Trends nicht unbedingt in der eigenen Branche oder im eigenen Land entstehen, ist zusätzlich die Analyse von verwandten Branchen und von Zielgruppen vorteilhaft, welche zu den "Trendsettern" gehören. Darüber hinaus bietet es sich an, Entwicklungen in anderen Ländern sorgfältig zu beobachten. Für die Identifikation latenter Bedürfnisse ist auch der Einsatz des LeadUser-Konzepts geeignet, das in der Entwicklung von Produktinnovationen im Molkereibereich erfolgreich getestet wurde. (12) Abb. 3 zeigt die für die Positionierung von Milchproduktmarken relevanten Trends (13), die auf eigenen Untersuchungen und verschiedenen aktuellen Studien basieren. Die dargestellten Trends wur- Aktuelle Ernährungstrends als Basis für die Positionierung von Milchprodukten Moral- Food (Fair Trade) Umweltfreundlich Kontrolliert Natürlich / Organisch Functional Food Mineralien / Vitamine Frische FamilienProdukte 5 2 SeniorenProdukte KinderProdukte Sicherheit / Verantwortung nds Tre Life style 4 SingleFood Bedürfnisse Preis / Leistung 6 „ProfessionalFood“ (Starköche) Gesundes Leben nds Tre Genuss Keine Zeit / Convenience Moderne Tradition 1 Fremde Länder (z.B. Ethnic Food) 3 • Bestimmung der Ist-SiFun-Food tuation Take away / Bei der Bestimmung der BasisSnacking Fast Food Produkte Zielsetzung ist festzulegen, welche generellen Ziele und Quelle: MAIDL U. (2002), a.a.O. und die dort angegebene Literatur absatzwirtschaft Leichtes Essen mit Geschmack Absolut sündhaftes, sinnliches Genießen Convenience Science Factory 4/2002 3 Markenstrategie den sechs grundlegenden aktuellen Bedürfnissen zugeordnet. Wie eine Auswertung von Marktforschungsergebnissen zeigte, repräsentieren bei Milchprodukten insbesondere "Gesundheit", "Geschmack/Frische," "Natürlichkeit" und "Kinder/Familie" zentrale Werte und sind dementsprechend für deren Positionierung besonders geeignet. (14) • Überprüfung der Positionierungsziele Auf der Basis der Erkenntnisse aus der Bestimmung der Ist-Situation und der Trendanalyse ist zu entscheiden, ob die bisherige Positionierung der Marke(n) des Unternehmens beibehalten werden kann oder ob Änderungen vorgenommen werden müssen. Beispielsweise hat die Positionierung von Milchprodukten in der MehrwegGlasverpackung auf der Basis der Werte "Umwelt- und Ressourcenschutz" stark an Bedeutung verloren, während andere Werte, z.B. der Wert "Convenience", wesentlich stärker in den Vordergrund gerückt sind. (15) tion der Teilmärkte", die "Bestimmung der Bedürfnisse" sowie die "Definition der Positionierungsalternativen". • Zielgruppendefinition/Marktsegmentierung Nachdem die Zielsetzung festgelegt ist, muss eine tragfähige und erfolgversprechende Neu- beziehungsweise Repositionierung gefunden werden. Je nach Positionierungstyp ist die Basis hierfür eine möglichst detaillierte Analyse von bestehenden und potenziellen Kunden. Um psychographische Segmentierungskriterien festlegen zu können, sind Primärerhebungen anzustreben. Dass diese nicht mit einem hohen Aufwand verbunden sein müssen, zeigt das Beispiel Unilever: Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten werden durch einfache Konzepte erhoben, die den direkten Kontakt zwischen Konsument und "Markenkreaturen" beinhalten. Dies erfolgt durch die Auswertung von Kundenreklamationen sowie die Durchführung von "In home" Anwendungen, welche im Haushalt mit Videokameras aufgenommen werden. (15) für das Unternehmen attraktivsten Teilmärkte auszuwählen. Für diesen Zweck bietet sich eine Portfolioanalyse an, in welcher die Teilmärkte zum Beispiel nach den Kriterien "Marktattraktivität" und "eigener Wettbewerbsvorteil" beurteilt werden. Alternativ dazu kann die Auswahl der Teilmärkte auch unter Einsatz einer Checkliste erfolgen, welche die für den Markterfolg entscheidenden Kriterien wie etwa das Absatzpotential, die Markteintrittschancen und -risiken sowie Erfahrungs- und Größenvorteile beinhaltet. • Bestimmung der Bedürfnisse Für die selektierten Zielgruppen beziehungsweise Teilmärkte müssen die Bedürfnisse erhoben werden. Für die Entwicklung einer langfristig relevanten Positionierung spielen die latenten und zukünftigen Bedürfnisse eine entscheidende Rolle. Ein wichtiger Grund ist darin zu sehen, dass bestehende Bedürfnisse häufig bereits durch Wettbewerber abgedeckt sind. • Definition der Positionierungsalternativen 2. Phase des PositionierungsprozesAuf der Basis der anvisierten Zielses: Ermittlung der Positionierungsal- • Vorselektion der Teilmärkte gruppen/Marktsegmente und ihrer ternativen Für den Fall, dass durch die Bedürfnisse sind schließlich die PosiDie zweite Phase des Positionie- Marktsegmentierung mehrere inte- tionierungsalternativen zu definieren. rungsprozesses unterteilt sich in die ressante Segmente bzw. Zielgruppen Eine mögliche Vorgehensweise, die "Marktsegmentierung", die "Vorselek- identifiziert wurden, sind daraus die der Positionierung eines Milchdessert zugrunde liegen könnte, enthält Checkliste 1: Definition der Postionierungsalternativen auszugsweise Checkliste 1. Darauf aufbauend ist im Weg einer Vorselektion zu beurteilen, Zielgruppe/Teilmarkt: Milchdessert ob die Definition der ProduktBedürfnis: Genuss „Absolut sündhaftes, sinnliches genießen“ eigenschaften/Leistungen als Grundnutzen Sachlicher Emotionaler Differenzierungskriterien geeigZusatznutzen Nutzen net sind. Für eine zu entwickelnPositionierungsalternative 1: Produktnutzen: Erdbeersauce als „On Verführung in die de Positionierung sind insbesonPack“ (also separat Cremiger, sahniger beigefügt). Kann somit dere die Bedürfnisse von InteresGeschmack individuell dosiert werden. se, welche für die Konsumenten Reason Why: Mit „Panna Cotta von wichtig sind, die zur Zeit jedoch Verwendung von frischer „Firma X“ entfliehe ich in Sahne, hoher Fettgehalt die mediterrane Welt noch nicht optimal erfüllt werden des Desserts Italiens. (in Abb. 4 Feld links/oben). Bei Positionierungsalternative 2: Grundnutzen: Für eine festliche Tafel Wenn ich Mousse von Bedürfnissen, welche durch den „Mousse au Chocolat“ Traumhaft schokoladiger geeignetes Becherdesign „Firma X“ genieße, Wettbewerb bereits relativ gut vergesse ich für diesen Geschmack befriedigt werden, ist zunächst Moment alles um mich herum. zu überprüfen, ob dieser BefrieProduktnutzen 2 Reason Why: digungsgrad dauerhaft übertroffVerwendung von X % feinster Schokolade fen werden kann. Quelle: Eigene Darstellung absatzwirtschaft Science Factory 4/2002 4 Markenstrategie Kaufrelevanz der Produktleistung Abb. 4 Beurteilungs-Matrix der Positionierungsalternativen Hoch Bedürfnisse in diesem Feld sind für den Konsumenten von hoher Bedeutung. Sie werden jedoch noch gar nicht bzw. noch nicht sehr gut durch die Produktleistungen Bedürfnisse in diesem Feld sind von hoher Bedeutung, werden jedoch schon relativ gut durch Produktleistungen der Wettbewerber erfüllt. Bedürfnisse in diesem Feld sind nur von geringem Interesse und werden aus diesem Grunde durch die Produktleistungen auch nur unzureichend erfüllt. Bedürfnisse in diesem Feld sind zwar niedrig in der Bedeutung, werden jedoch durch die Produktleistungen relativ gut erfüllt. Erfüllungsgrad der Produktleistung Quelle: Eigene Darstellung 3. Phase des Positionierungsprozesses: Positionierungsentscheidung In der abschließenden Phase des Positionierungsprozesses ist endgültig zu entscheiden, welche Teilmärkte künftig bearbeitet werden und welche Leistungen beziehungsweise welcher USP in diesen Teilmärkten angeboten werden sollen. Das Ziel der Bewertung muss es sein, einerseits zu überprüfen, ob die in Phase 1 festgelegten Ziele von den jeweiligen Positionierungsalternativen erfüllt werden könn- nen, andererseits ist die für das Unternehmen erfolgreichste Alternative zu selektieren. Als Hilfe für diesen Entscheidungsprozess sind in Checkliste 2 (s. am Schluss dieses Beitrags) den einzelnen Positionierungsbausteinen die jeweiligen Anforderungen für eine erfolgreiche Positionierung zugeordnet. marken eine Differenzierungsstrategie verfolgen, kommt einer professionelllen Durchführung des Positionierungsprozesses eine sehr große Bedeutung zu. Neben dem erforderlichen Know-how ist der Erfolg des Positionierungsprozesses maßgeblich davon abhängig, ob die entsprechenden Ressourcen sowie die notwendigen Tools zur Verfügung gestellt werden. Der Positionierungsprozess und die Verwendung der entwickelten Checklisten wurde in ausgewählten Molkereiunternehmen getestet. Es zeigte sich, dass damit der Positionierungsprozess effektiv und effizient durchgeführt werden kann. Dabei ist es wichtig, die festgelegten Positionierungsbedingungen an alle am Positionierungsprozess beteiligten Personengruppen umfassend zu kommunizieren. Neben dem Produktmanagement sind die Produktions- und Entwicklungsabteilung, der Einkauf sowie die Werbeagentur in diesen Prozess einzubeziehen. Entscheidend ist letztlich, ob das Top-Management voll hinter der gewählten Positionierung steht. Top-Management entscheidend In Molkereiunternehmen, die basierend auf dem Angebot von Hersteller- Anmerkungen (1) Der Beitrag basiert auf der Dissertation der aufgeführten Koautorin. Vgl. MAIDL, U. (erscheint 2002): Entwick-lung einer standardisierten Vorgehensweise zur Positionierung von Marken in mittelständischen Unternehmen. Dargestellt am Beispiel der Deutschen Molkereiwirtschaft. In: Hochschulschriften zur Betriebswirtschaftslehre, München: VVF-Verlag. (2) Vgl. KROEBER-RIEL W.; WEINBERG, P. (1996): Konsumentenverhalten, 6. Aufl., München, S. 211 ff. (3) Vgl. dazu z.B. BECKER J. (1998): Marketing Konzeption, 6. Auflage, München, S. 183 ff.; Bruhn M. (1997): Marketing, Grundlagen für Studium und Praxis, 3. Aufl., Wiesbaden, S. 130; ESCH, F. (2000): Markenpositio-nierung als Grundlage der Markenführung. In: ESCH, R. (Hrsg.): Moderne Markenführung. 2. Auflage. Wiesba-den, S. 233-265 (4) Vgl. TROMMSDORF V.; ZELLERHOFF C. (1994): Produkt- und Markenpositionierung. In: Bruhn M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, Bd. I, Stuttgart, S. 349-373. (5) Vgl. TROMMSDORFF, V. (1993), Konsumentenverhalten, 2. Aufl., Stuttgart, S. 52. (6) Vgl. Vgl. KROEBER-RIEL W.; WEINBERG, P. (1996): Konsumentenverhalten, 6. Aufl., München, S. 119 ff. (7) KÖHLER spricht in diesem Zusammenhang auch von einer "proaktiven Positionierung", durch welche neue Nut-zendimensionen in die Wahrnehmung der Nachfrager eingeführt werden. Vgl. KÖHLER, R. (2001): Erfolgreiche Markenpositionierung angesichts zunehmender Zersplitterung von Zielgruppen. In: KÖHLER, R.; MAJER, W.; WIEZOREK, H.: Erfolgsfaktor Marke. München. S. 57. (8) Vgl. BISMARCK V. W.-B.; BAUMANN S. (1996): Markenmythos, 2. Aufl., Frankfurt, S. 161. (9) Vgl. RIES A.; TROUT J. (1990): Marketing fängt beim Kunden an: Taktik geht vor Strategie, Frankfurt (10) Der Anstieg der Milchproduktwerbung von 144,2 Mio. EUR im Jahr 1989 auf 270,0 Mio. EUR in Jahr 2001 unterstreicht die Bedeutung der Unterstützung von Marken durch die Werbung. Vgl. Milch-Marketing (2002), 18. Jg., H. 3, S. 55. (11) Im vorliegenden Beitrag werden nur ausgewählte Checklisten dargestellt und erläutert. Für eine vollständige Darstellung der Checklisten vgl. MAIDL, U. (2002), a.a.O. (12) Vgl. STOCKMEYER, B. (erscheint 2002): Ansatzpunkte und Methoden zur Effizienzsteigerung im Innovations-management der Ernährungsindustrie. In: Hochschulschriften zur Betriebswirtschaftslehre, München: VVF-Verlag. (13) Vgl. dazu auch WEINDLMAIER, H.; FALLSCHEER, T.; DUSTMANN, H. (2001): Dem Trend auf der Spur. Weiße Linie: Perspektiven und Erfolgspotentiale. In: Milch-Marketing, 18. Jg., H. 10, S. 66-71 und H. 11, S. 50-54. (14) Vgl. Maidl, U. (2002), a.a.O., S. 93-142. (15) Vgl. dazu Stach, M. (1995): Reaktionen des Marketing auf eine sich ändernde Konsumentin. In. Markenartikel, H. 10, S. 459-462. absatzwirtschaft Science Factory 4/2002 5 Markenstrategie Checkliste 2: Anforderungskatalog für eine erfolgreiche Positionierung Positionierungsbauste Anforderungen in ð Emotionaler Nutzen: Passen die Werte zu den relevanten Werten der Zielgruppe bzw. verkörpern sie ihren Nutzenebenen der Positionierung Lifestyle? „Reason Why“ · Für die Zielgruppe nachvollziehbare und einfache Begründung des USP Kann der „Reason Why“ einfach und verständlich kommuniziert werden? · Bestimmung des USP · Ist der USP von so immenser Bedeutung für die Zielgruppe, dass er sie wirklich dazu motiviert, das Produkt zu · Beschränkt sich der USP auf den für die Zielgruppe wichtigsten Nutzen? · Passt der USP zu den „Core Values“ des Unternehmens bzw. der Marke, und wird er durch diese in den Augen · Passt der USP zu den zentralen Werten der Produktgruppe? · Zusätzliche Kriterien bei einer Positionsaktualisierung oder Positionsverstärkung: ð Sind die neben der Kernaussage aufgestellten Positionierungsdimensionen eigenständig? ð Passen die verschiedenen Positionierungsdimensionen zum Markenkern? ð Wird die Grundpositionierung beibehalten bzw. nur geringfügig geändert? ð Liegt eine zeit- und dimensionsgemäße Gestaltung der Positionierungsschwerpunkte vor? Profilierung des USP · KISS (Keep it simple and stupid) ð Kann der USP einfach und verständlich kommuniziert werden? ð Ist der USP für die Zielgruppe glaubwürdig und echt - kann er durch einen plausiblen „Reason Why“ begründet ð Ist der USP stimmig zu bereits vorhandenen Interessen und Einstellungen der Zielgruppe? · FIRST ð Besteht die Möglichkeit, die erste Stelle im „Evoked-set“ der Zielgruppe zu besetzen? ð Entsteht durch den USP in der Wahrnehmung der Verbraucher eine neue Kategorie? · VOICE ð Kann die Zielgruppe effektiv mit der Botschaft erreicht werden (Mediadruck, Interesse der Zielgruppe)? Wettbewerbsumfeld Aufbau eines komparativen Konkurrenzvorteils durch den USP · Spiegelt das Wettbewerbsumfeld die Marktstruktur so wieder, wie der Konsument es sieht? · Von welchen Wettbewerbern soll das geplante Volumen generiert werden und welche Maßnahmen sind hierzu · Mit welchen Wettbewerbsreaktionen, die den Positionierungserfolg beeinträchtigen könnten, muss gerechnet werden und wie ist darauf zu reagieren? · Alleinstellung im Wettbewerb: ð Ist der definierte USP einmalig bzw. wird er von den Konsumenten für einmalig gehalten? ð Hebt sich das Produkt vom Wettbewerb ab? ð Ist eine Umsetzung der Differenzierung auf allen für den Konsumenten erlebbaren Ebenen möglich? · Gewinnbeitrag: ð Übersteigt der Mehrpreis, den die Abnehmer zu zahlen bereit sind, die Mehrkosten der Differenzierung? ð Besteht die Gefahr, dass der Kostenunterschied zu den Billiganbietern so groß wird, dass die Markenloyalität von den Konsumenten nicht mehr aufrechterhalten wird? ð Wie groß ist das Risiko der Kannibalisierung mit dem bestehenden Leistungsangebot? · Dauerhaftigkeit: ð Sind die Werte bzw. Bedürfnisse der Zielgruppe, die durch den USP befriedigt werden, langfristig? Gehören ð Ist eine flexible Anpassung des USP's an sich ändernde Wettbewerbs- und Kundenpräferenzen durch die Positionsaktualisierung oder -verstärkung möglich? ð Kann die "Einzigartigkeit" des USP's dauerhaft vor Nachahmern geschützt werden? Bestehen Barrieren gegen Nachahmung? Kann ein dauerhafter Kostenvorteil bei der Differenzierung erreicht werden? - Reaktion des Handels · Welchen Vorteil bietet das neue Produkt für den Handel gegenüber bestehenden Produkten? ð Ist das neue Produkt profitabler als bestehende? ð Ist ein Zusatzumsatz erzielbar, z.B. durch die Ansprache neuer Kundenbedürfnisse? Quelle: Eigene Darstellung © 2002 Verlagsgruppe Handelsblatt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Artikels darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter diese Verbot fällt insbesondere auch die gewerbliche Vervielfältigung bei Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CDROM. absatzwirtschaft Science Factory 4/2002 6