Industriestrasse 30, 5036 Oberentfelden, Telefon 062 737 50 40 [email protected], www.vital-ag.ch Antibiotika im Schweinestall Niklaus Scheiwiller, Ing. Agr. ETH, Vital Beratungsdienst Ostschweiz Durch reisserisch aufgemachte Presseartikel über Keimresistenzen wird Antibiotika in der Landwirtschaft zu einem Reizwort. Der Landwirtschaft wird eine Teilverantwortung für die zunehmenden Antibiotikaresistenzen zugewiesen. Der Druck aus Politik und Öffentlichkeit steigt. Die Schweinebranche stellt sich dieser Herausforderung. Flächensanierung Ein weiterer Meilenstein war die Flächensanierung der Schweinebestände, die mehrheitlich 2003 abgeschlossen wurde. Unsere Schweinebestände sind frei von den Lungenkrankheiten Enzootische Pneumonie (EP) und Actinobacillose (APP). Unsere Schweine weisen innerhalb Europas einen einzigartigen Gesundheitsstatus auf. In der Folge bedeutet auch dies eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes. Beweglich wie die Schweinebranche ist, hat sie sich sofort dieser Thematik angenommen. Es werden Projekte lanciert (z.B. PathoPig und MMA-Projekt) und an diversen Veranstaltungen Fachvorträge gehalten, um dem Schweinehalter Wege aufzuzeigen, den Antibiotikaeinsatz möglichst zu vermeiden. Teilweise bekommt man den Eindruck, dass damit völliges Neuland betreten wird. Verbot antimikrobieller Leistungsförderer Doch werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. 1999 wurden richtigerweise Antibiotika als sogenannte antimikrobielle Leistungsförderer (AML) verboten. Niemand wusste, was mit diesem Schritt auf die Schweinehalter zukommt. Die Futtermittelhersteller standen einer riesigen Herausforderung gegenüber. Anstelle der Wachstumsförderer traten Alternativprodukte wie Säuren, Enzyme, Milchsäurebakterien und andere Futtermittelzusatzstoffe. Mit diesen Produkten wurden in der Zwischenzeit viele Erfahrungen gesammelt. Der Prozess, den Antibiotikaverbrauch zu senken, hat also damals schon begonnen. Es war damals schon das Ziel, Produkte zu entwickeln, die eine Senkung des Antibiotikaverbrauchs ermöglichen. Das Ziel der Antibiotikareduktion konsequent weiterverfolgen Die Schweinebranche hat in der Vergangenheit schon vieles gut gemacht (Abbildung 1). Es ist schade, wenn dies durch eine entsprechende Berichterstattung zu wenig gewürdigt oder ganz ausgeblendet wird. Gerade solche Massnahmen, wie das Verbot der antimikrobiellen Leistungsförderer und die Flächensanierung zeigen, wie innovativ die Schweinebranche ist. So gesehen ist die aktuelle Entwicklung nur der logische nächste Schritt in Richtung einer weiteren Antibiotikareduktion. Antibiotische Wirkstoffe in der Veterinärmedizin Vetriebsmenge in Tonnen 75 70 65 60 55 50 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Jahren Abbildung 1: Seit 2008 ist der Verbrauch an antibiotischen Wirkstoffen um 26% zurückgegangen (Quelle: BLV) 1 Auszug aus dem Vital Aktuell März 2013 Kranke Tiere haben ein Anrecht auf Heilung Trotz aller Bemühungen kann es zu einem Krankheitseinbruch kommen. Wenn nach sorgfältiger Abklärung mit dem Tierarzt feststeht, dass die Tiere behandelt werden müssen, soll dies im Sinne von Artikel 1 des Tierschutzgesetzes auch geschehen! Wichtig ist, dass das Antibiotikum richtig dosiert und die empfohlene Behandlungsdauer eingehalten wird. Es darf auf keinen Fall passieren, dass aufgrund des Druckes auf die Antibiotika Therapien verkürzt oder die Dosierung herabgesetzt wird. Dies wäre kontraproduktiv und würde die Entstehung resistenter Keime erst recht fördern. satz als unspezifische Schutzmassnahme missbraucht wird. Ausser Impfungen sind andere prophylaktische Massnahmen zahlreich vorhanden. Zuerst sind die grundlegenden Anforderungen für eine gesunde und leistungsfähige Tierhaltung zu erfüllen. Dazu seien hier nur einige Stichworte aufgeführt: Bauliche Massnahmen, Management, Stallklima, Temperatur, Hygiene, Wasserversorgung und so weiter. Vieles ist bekannt. Es geht darum, dass einiges noch besser gemacht wird. Hier sind wir alle gefordert, denn nur gesunde Tiere können ihr Leistungspotential voll entfalten. Wir helfen Ihnen dabei! Der vorbeugende Einsatz von Antibiotika hat in Schweineställen keinen Platz mehr Was keine Zukunft hat, ist der vorbeugende Einsatz von Antibiotika. Es darf nicht sein, dass der Antibiotikaein- Die Schweinebranche muss offen sein für die Herausforderung der Antibiotikareduktion. Es geht dabei nur um die konsequente Weiterverfolgung des Weges, der schon vor längerer Zeit beschritten wurde. Abbildung 2: Gesunde Schweine sind glücklicher und leisten mehr 2 Auszug aus dem Vital Aktuell Mai 2015