1 2011 WissensWert Therapieoption nach Imatinib und Sunitinib: Phase III Studie mit Regorafenib angelaufen. Eine randomisierte, doppelblinde, Placebo kontrollierte Phase III Studie mit Regorafenib plus optimaler Betreuung für Patienten mit metastasiertem und/oder nicht resezierbaren GIST, deren Erkrankung trotz einer Behandlung mit Imatinib (Glivec® ) und Sunitinib (Sutent® ) fortschreitet. In diesen Tagen ist auch im deutschsprachigen Raum eine klinische Studie der Phase III (im Englischen mit dem Namen GRID-trial) gestartet, um zu klären, ob Regorafenib von Bayer (BAY 73-4506) eine Behandlungsoption für Patienten mit Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) darstellt. Die Studie soll die Wirksamkeit und Sicherheit von Regorafenib bei Patienten mit metastasierten und/oder nicht resezierbaren Gastrointestinalen Stromatumoren bewerten, die schon mit Imatinib und Sunitinib vorbehandelt sind. Derzeit sind die Optionen für Patienten mit einer progredienten Erkrankung nach Imatinib- und Sunitinib-Behandlung mit zwei „Off-Label-Optionen“ sehr begrenzt. Das Ziel der Studie ist es zu erforschen, ob Regorafenib eine sichere und effektive Behandlungsalternative für diese Patienten ist. Es können weltweit etwa 170 Patienten in 18 Ländern an dieser Studie teilnehmen. In der Studie werden Patienten per Zufallsverfahren im Verhältnis 2:1 aufgeteilt (randomisiert), um entweder in zwei Studienarmen Regorafenib (160mg am Tag für drei Wochen mit einer Woche Pause) oder in einem Studienarm Placebo (ein Scheinmedikament) zu bekommen. Die Studie ist eine sogenannte doppelbIind Studie, so dass weder der Patient noch der Arzt wissen, wer das Medikament bzw. das Placebo erhält. Patienten deren Erkrankung während der Studie weiter fortschreitet, können in den Regorafenib-Arm der Studie überwechseln. 16 WICHTIG 1. Verhältnis 2:1 bedeutet für den teilnehmenden Patienten, dass von vorn herein eine höhere Chance besteht, in der Studie den Wirkstoff und nicht das Placebo zu bekommen. 2. Randomisiert und doppelblind: Der Arzt hat keine Entscheidung – keinen Einfluss darauf welcher Patient was erhält. Dies geschieht im Zufallsverfahren – per Computer. 3. Sollten die Ergebnisse der regelmäßigen und engmaschigen Untersuchungen zeigen, dass der Patient tatsächlich Placebo erhält – kann er unmittelbar in den Regorafenib-Arm der Studie wechseln. Bayer zum Design der Studie: „Wir haben diesen Studienauf bau gewählt, um in dieser sehr speziellen Gruppe von Patienten, für die es keine zugelassene Therapie gibt, die Sicherheit und Wirksamkeit von Regorafenib zu bestimmen. Auch wenn Patienten, die in den Placebo Arm kommen, nicht sofort von der Teilnahme an der Studie profitieren, ist es wichtig zu betonen, dass die Studie eine Wechsel-Möglichkeit (Crossover) bietet, so dass Patienten die zuerst das Placebo bekommen, die Möglichkeit einer Behandlung mit Regorafenib bekommen, wenn der Tumor während der Studie fortschreitet. Unser erstes Ziel ist es mit dieser Phase III Studie die Sicherheit und die Wirksamkeit von Regorafenib bei dieser speziellen Patientengruppe zu bestimmen. N HN O O Daher ist die Studie sorgfältig gestaltet worden, damit dieses Ziel auch erreicht werden kann.“ Das primäre Ziel dieser Studie ist die progressionsfreie Zeit (progression-free survival = PFS). Weitere Zielpunkte sind unter anderem das Gesamtüberleben (overall survival = OS), die Zeitspanne bis zur Progression (time to progression = TTP), Krankheitskontrollrate (disease control rate = DCR), Tumoransprechrate (tumour response rate = RR), Dauer des Ansprechens (duration of response = DOR) und die Sicherheit der Behandlung. Alle Patienten werden nach dem Ende der Behandlung weiterhin regelmäßig kontrolliert, wobei der Status der Erkrankung alle 3 Monate erfasst wird. Patienten die von der Behandlung mit Regorafenib profitieren - erhalten das Medikament unbegrenzt weiter. Hintergrund zu Regorafenib: Regorafenib ist ein in der Studienphase befindlicher, oraler Multikinase-Inhibitor. Die Substanz Regorafenib hemmt angiogene Kinasen wie die Rezeptoren für VEGF und den TIE2 Rezeptor, die eine zentrale Rolle bei der Angiogenese spielen. Darüber hinaus hemmt es verschiedene onkogene Kinasen, wie z.B. RAF, RET und c-KIT. Damit hilft es die Vermehrung von Krebszellen zu verhindern. Regorafenib hat in präklinischen Studien eine starke Antitumor-Aktivität durch das Verhindern von Tumorwachstum in verschiedenen Modellen gezeigt. Basierend auf diesen Voruntersuchungen wird Regorafenib derzeit in klinischen Studien auf die Wirksamkeit 2011 HN HN CF3 O CI F bei der Behandlung von verschiedenen Tumorerkrankungen getestet. Die klinische Aktivität von Regorafenib wurde erst kürzlich in Phase I und Phase II Studien bei verschiedenen Tumorarten nachgewiesen. Standorte für die Studie in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Studienleiter in Deutschland: PD Dr. Peter Reichardt Kontakt: Frau Simone Micheel HELIOS Klinikum Bad Saarow Pieskower Straße 33, D-15526 Bad Saarow Tel: 033631 / 7-3728, Fax: 033631 / 7-3528 [email protected] Studienzentren: Bad Saarow: PD Dr. Peter Reichardt HELIOS Klinikum - Onkologie Essen: PD Dr. Sebastian Bauer Uniklinik Essen - Tumorzentrum Hannover: PD Dr. Viktor Grünwald Kliniken der MHH - Onkologie Köln: Prof. Dr. Clemens Wendtner Uniklinik Köln - Klinik I für Innere Medizin Mannheim: Prof. Dr. Peter Hohenberger Universitätsmedizin Mannheim Chirurgische Klinik Tübingen: PD Dr. Dr. med. Frank Mayer Uniklinik Tübingen - Medizinische Klinik - Onkologie Graz: Prof. Dr. Hellmut Samonigg Dr. Ferdinand Ploner Uniklinik Graz – Onkologie Graz Innsbruck: Prof. Dr. Wolfgang Eisterer Uniklinik Innsbruck – Innere Medizin I Wien: Prof. Dr. Thomas Brodowicz AKH Wien – Innere Medizin I Lausanne: Dr. Michael Montemurro CHUV Lausanne Centre Pluridisciplinaire d'Oncologie Zürich: Dr. Panagiotis Samaras Uni-Spital Zürich – Klinik für Onkologie Die Studie im Überblick: Sponsor: Bayer Identitätsnummer: NCT01271712 Titel: GRID = "GIST: Regorafenib In Progressive Disease" Wirkstoff: Regorafenib (BAY 73-4506) und Placebo Phase: III Linie: Drittlinie (nach Imatinib und Sunitinib) Dosierung: 160 mg/Tag (4 Einheiten a 40mg) 3 Wochen lang in 4 Wochen (28 Tage) Zyklus (3 Wochen mit/1 Woche Pause) Tumor Kontrolle: Alle 4 Wochen in den ersten 3 Monaten Alle 6 Wochen in den nächsten 3 Monaten (bis Monat 6) Alle 8 Wochen bis zum Ende der Behandlung Oder häufiger wenn dies irgendwie klinisch indiziert ist Teilnehmerzahl: 170 Patienten (in 18 Ländern) Mindestalter: 18 Jahre und älter Studien Start: Januar 2011 Voraussichtl. Studienende Januar 2013 Bitte beachten: Regorafenib ist eine neue Substanz und ist daher nicht zugelassen von der EMA; FDA oder anderen Gesundheitsbehörden. 1 GIST INFO Angiogenese und Wachstumsfaktor VEGF Als Angiogenese (griech. = Gefäßent­ stehung) bezeichnet man das Wachstum von kleinen Blutgefäßen (Kapillaren), überwiegend durch Sprossung aus einem vorgebildeten Kapillarsystem. Es handelt sich um einen sehr komplexen Prozess, bei dem die zur Bildung der Gefäßwände notwendigen Zellen u. a. durch den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) aktiviert werden. Der Erwachsene hat grundsätzlich alle Gefäße, die er be­ nötigt. Gesundes Gewebe stoppt automatisch die Bildung neuer Blutgefäße. Dieser Prozess wird durch Signale gestartet oder gestoppt, die Zellen untereinander austauschen. Die Angiogenese ist bei Krebs von erheblicher biologischer und medizinischer Bedeutung. Solide Tumoren sind abhängig von einem mitwachsenden Kapillarnetz, das den Tumor mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Je größer der Tumor wird, desto größer wird die Zahl der Blutgefäße, um die Tumorzellen zu versorgen. GIST können ständig neue Blutgefäße bilden, so dass es durchaus zu Tumorgrößen von über 30 cm Durchmesser kommen kann. Diese unnormale Angiogenese der Tumoren wird durch eine Signalübermittlung der Tumorzellen an das normale Umfeld gefördert. Hierbei entsenden die Tumorzellen ein Eiweiß – den Wachstumsfaktor VEGF, welcher bestimmte Zellen stimuliert, neue Gefäße zu bilden. Eine Methode zur Verhinderung der Gefäßneubildung bei Tumoren heißt Antiangiogenese. Da der Tumor ohne neue Blutgefäße nicht weiter wachsen kann, versucht man nun mit Wirkstoffen in Form von Angio­ genese-Hemmern die Gefäßneubildung zu verhindern. Hierbei wird die Signal­ übertragung der GIST-Zellen an die VEGF-Rezeptoren der künftigen, die Gefäße bildenden Zellen gestört. Diese Strategie ist z.B. Teil des Behandlungskonzeptes mit Multikinase-Inhibitoren wie Sunitinib oder Regorafenib. 17