Aufbau des Seminars: Problemgeschichte und Theorieentwicklung der psychotherapeutischen Schulen I – Verhaltenstherapie Univ.-Doz. Dr. Walter Renner - Erste Welle der VT: Behaviorismus Input, Diskussion, Fallbeispiel - Zweite Welle der VT: Kognitive Wende Input, Diskussion, Fallbeispiel - Dritte Welle der VT: Achtsamkeit, Emotion, Akzeptanz Input, Diskussion, Fallbeispiel Es gibt keine allgemein verbindliche, einheitliche Definition - VT ist eher inhomogene Sammlung unterschiedlicher Methoden - im Gegensatz zu allen anderen Therapieschulen keine singuläre Gründerpersönlichkeit! 1. Erste Welle der VT: Behaviorismus Frühe Definitionen fassten VT eng als Anwendung von Lerntheorie zur positiven Veränderung von menschlichem Verhalten (Wolpe, Eysenck) Entwicklung der VT entlang der Linien der empirischen Psychologie Technizistisches Image der VT bis heute, v.a. in der populärwissenschaftlichen Darstellung. Geradezu groteskes Beispiel aus 2015: https://de.wikipedia.org/wiki/Verhaltenstherapie Erste Welle – was ist "Behaviorismus"? Erste Welle geprägt durch die Lerntheorie: Nicht ganz klar! Metaphysischer Behaviorismus: "es gibt kein Bewusstsein" (Watson) Radikaler Behaviorismus (vgl. radikaler Materialismus in der Philosophie): "die Welt besteht nur aus Materie, psychische Phänomene sind nur sprachliche Konstruktion" (Skinner) Methodologischer Behaviorismus: fragt nicht mehr, was "existiert", sondern was empirisch untersucht werden kann: beobachtbares Verhalten (moderner Standpunkt) Quelle: Margraf in Margraf, 1996 1.1 Klassisches Konditionieren Pawlow, Watson, Eysenck 1.2 Operantes Lernen Thorndike, Skinner nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff bzw. Schneider & Margraf, 2009) UCS => Unconditioned Stimulus 1.1 Klassisches Konditionieren (Futter) UCR => Unconditioned Reaction (Speicheln bei darbietung) Iwan Pawlow, russischer Physiologe (1849 - 1936) Futter- CS => Conditioned Stimulus (Glocke) CR => Conditioned Reaction (Speicheln bei Glockenton) Video: https://www.youtube.com/watch?v=cP5lCleKPM&list=RDEo7jcI8fAuI&index=5 http://images.google.com/imgres?imgurl=http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/LERNEN/pict0.jpg&imgrefurl=http://paedpsych.jk.unilinz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/LERNEN/klassi.htm&usg=__89DKT5diavNZSfNMEkRfT74K1fw=&h=687&w=477&sz=57&hl=en&start=15&um=1&tbnid=syHvLhwW93WPM:&tbnh=139&tbnw=97&prev=/images%3Fq%3DIwan%2BPawlow%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IESearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN From: http://classical--conditioning.wikispaces.com/What+is+Classical+Conditioning%3F Classical Conditioning: An example from advertising From: http://emilyshoreypsychology.blogspot.co.at/2011/04/review-countdown-to-ap-exam-day-13.html From: http://gallery4share.com/c/classical-conditioning-advertising.html Wichtige Begriffe: Löschung, spontane Erholung, Reizgereralisierung, Reitdiskrimination, Konditionierung höherer Ordnung Hohe klinische Bedeutung: konditionierte Angstreaktionen, somatoforme Störungen Watson – little Albert Konditionierte Angstreaktion Watson und Rayner (1920) verbanden bei "Little Albert" das Erscheinen einer weißen Ratte mit einem lauten Geräusch => konditionierte Angst vor weißen Ratten, anderen Pelztieren, weißen Haaren bei Menschen etc. (Generalisierung) selbstverständlich unethisch und noch keine VT J. B. Watson nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff bzw. 2009) http://www.uni-konstanz.de/ag-moral/images/watson-J-B.jpg Classical Conditioning: A Clinical Example – Conditioning a Fear Response John Watson (1913) Artikel: Psychology as the behaviorist sees it From: http://playlearnparent.com/2011/03/05/learning-classical-conditioning/ => Verhalten ausschließlich in Bezug zur Umwelt gesehen => nur objektive Untersuchungsmethoden => keine Introspektion => keine subjektiven Daten => Instinkt, erschlossene innere Zustände irrelevant Konfrontation (K) mit Reaktionsverhinderung (RV): "Löschung" der klassisch konditionierten Angstreaktion Jedoch (ältestes überliefertes Beispiel für VT): Konfrontation und Modell-Lernen Mary Cover Jones (1924) behandelte beim kleinen Peter erfolgreich die Angst vor Kaninchen bzw. Pelztieren im allgemeinen: einerseits dienten nicht-ängstliche Spielkameraden als Modelle, andererseits wurde das Kaninchen an Peter schrittweise angenähert. Mary C. Jones Foto: www.gpaulbishop.com/GPB%20History/GPB%20Archive/Section%20%202/M.C.%20Jones/jones_m_c_01.JPG Neben England und USA spielte Südafrika eine große Rolle in der frühen Entwicklung der VT Der Arzt Joseph Wolpe versuchte in Südafrika, Neurophysiologie und Lernpsychologie zu vereinen – Zusammenarbeit mit den Psychologen Stanley Rachman und Arnold Lazarus Experimentelle Forschung stand im Mittelpunkt Später Fortsetzung dieser Arbeiten in GB und USA, z.B. bei Eysenck am Londoner Institute of Psychiatry https://portal.hogrefe.com/dorsch/konfrontation-mit-reaktionsverhinderung/ 40er/50er Jahre Joseph Wolpe (Südafrikanischer Arzt): Systematische Desensibiliserung Wolpe, Stanley Rachman und Arnold Lazarus - beeinflusst von den amerikanischen Lerntheoretikern verbanden experimentelle Psychologie mit Fallbesprechungen und Supervision (Beobachtung von Therapien durch die Einwegscheibe) Joseph Wolpe Begriff "Behaviour Therapy" erstmals in Südafrika von Lazarus 1958 im South African Medical Journal verwendet. nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff bzw. Schneider & Margraf 2009) http://images.google.com/imgres?imgurl=http://gcarvajalmodelos.files.wordpress.com/2008/06/wolpe1.jpg&imgrefurl=http://gcarvajalmodelo s.wordpress.com/2008/06/26/&usg=__bndETW4sux_iOC3C_8utWTLQn50=&h=287&w=198&sz=4&hl=en&start=15&um=1&tbnid=ZjetLGA ww6NpiM:&tbnh=115&tbnw=79&prev=/images%3Fq%3DJoseph%2BWolpe%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IESearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN Arnold Lazarus Progressive Relaxation nach Jacobson Wolpe... siehe: ...behandelte experimentelle Neurose bei Katzen: koppelte Futter mit einer Hierarchie Angst auslösender Reize ("reciprocal inhibition") – Beginn mit einfachen Aufgaben, Fortsetzung mit schwierigeren (da Nahrungsaufnahme mit Angst unvereinbar ist) Für Menschen: analog dazu Systematische Desensibiliserung 1958: Wolpes Buch "Psychotherapy by Reciprocal Inhibition" in den USA erschienen https://www.youtube.com/watch?v=wGlWXiu4vLA Entspannung als Reaktion auf Anspannung Edmund Jacobson In der Systematischen Desensibilisierung (SD) wird Entspannung klassisch konditioniert an (milde) imaginierte Angstreize gekoppelt und dadurch die Angstreaktion "gelöscht" ("in sensu"). Parallel praktische Übungen im Alltag ("in vivo"). Nähere Erklärung zur SD siehe: http://www.ukhypnosis.com/2012/04/27/progressiverelaxation-worry/ (zugleich Quelle Foto) 1952 Kritik Hans Jürgen Eysencks an der Psychoanalyse (London) - ("The effects of Psychotherapy. An Evaluation"). VT-Methoden als Alternative durch Anwendung von Konditionierung Maudsley Hospital - Institute of Psychiatry. 1950 wurde Eysenck Leiter des Psychology Departments. Sybil B. G. und Hans J. Eysenck Eysenck betonte individuelle Unterschiede in der "Konditionierbarkeit" (vs. Skinner!) 1958 Vortrag Eysencks "Learning theory and behaviour therapy" 1960 erschien Eysencks Buch "Behaviour Therapy and the Neuroses" 1963 gründete Eysenck die Fachzeitschrift "Behaviour Research and Therapy" Eysenck, unterstützt von seiner Gattin Sybil, lehnte sich mehr an Wolpe als an die operante Tradition der USA an. Eysenck und Rachman schlugen vor, den neuen therapeutischen Methoden einen Namen zu geben. Am Institut Eysencks entwickelte Rachman die Aversionstherapie (konditionierte Angst z.B. bei Alkoholproblemen) und die Behandlung von Zwangsstörungen weiter Begriff VT somit damals schon fest verankert, ab den 70ern synonym mit "Verhaltensmodifikation" verwendet http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/3/30/Hans&Sybil.2.jpg/180px-Hans&Sybil.2.jpg The Maudsley Hospital, London http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.slam.nhs.uk/images/history/maudsley.jpg&imgrefurl=http://www.slam.nhs.uk/about/history.aspx&usg=__eHHw_4tiNgsp-b1Bxm8CJNDQ9E=&h=214&w=475&sz=28&hl=en&start=11&um=1&tbnid=ZxVYLeRxQFKaGM:&tbnh=58&tbnw=129&prev=/images%3Fq%3DMaudsley%2BHospital%2BInstitute%2Bof%2 BPsychiatry%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN Instrumentelles (operantes) Konditionieren 1.2 Operantes Lernen Edward L. Thorndike (1874 – 1994) => Die Konsequenzen einer Handlung bestimmen die Wahrscheinlichkeit ihrer Wiederholung => gelernt werden Beziehungen zwischen "Reaktionen" und ihren Folgen => Man tut, wovon man sich Vergnügen verspricht und wodurch man Schmerzen vermeidet => Organismus lernt, aktiv auf Umwelt einzuwirken, statt nur auf Signale zu reagieren => kritische Reize treten nach der "Reaktion" auf und werden durch die Handlung des Lernenden erreicht Burrhus F. Skinner (1904 -1990) amerikanische Psychologen https://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Thorndike http://abcofsuccess.com/blog/2014/11/20/beyond-freedom-dignity-b-f-skinner/ Edward L. Thorndike (USA) => Lernen durch Versuch und Irrtum (trial and error) => Gesetz des Effektes: Verhalten wird durch seine Konsequenzen kontrolliert http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.indiana.edu/~intell/profileImages/newImages/Edward%2520Thorndike.jpg&imgrefurl=http://www.indiana.edu/~intell/ ethorndike.shtml&usg=__ADC36xhvQRxVLyg73yjYBOPX38=&h=160&w=110&sz=6&hl=en&start=6&um=1&tbnid=otuRPEteZM4ddM:&tbnh=98&tbnw=67&prev=/images%3Fq%3DEdward%2BL.%2BThornd ike%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN nach: Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 276 Thorndikes “Problemkäfig“: Katzen lernten, durch welche Manipulationen sie den Käfig verlassen konnten From: http://studentweb2.reinhardt.edu/psoe/Funkhouser64115/Thorndike2.htm#slide0005.htm Burrhus F. Skinner Skinner (1988) on “verbal behavior“ => https://www.youtube.com/watch?v=jSOE_ cb_6uk => => Operantes Konditionieren (die Wahrscheinlichkeit operanter Reaktionen hängt von ihren Konsequenzen ab) Skinner (1972) on “Behavior control – Freedom and morality“ Experimentelle Analyse des Verhaltens (durch systematisches Variieren der Reizbedingungen werden die Faktoren untersucht, welche die Wahrscheinlichkeit von Reaktionen beeinflussen) keine Annahmen über innere Zustände operationale Definitionen (z.B. Hunger = 24 h Nahrungsentzug) https://www.youtube.com/watch?v=bQwP zSsXlyw B. F. Skinner Skinner: “It is possible to change the way people treat each other“ https://www.youtube.com/watch?v=u2135 8uiU6I nach: Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 276 ...and many others on You Tube! 3 zentrale Begriffe bei Skinners operantem Konditionieren: => Verhaltenskontingenzen => Verstärker => diskriminierende Reize Verhaltenskontingenz "Eine Verhaltenskontingenz ist eine konsistente Beziehung zwischen einer Reaktion und den Reizbedingungen, die ihr folgen. Eine Kontingenz kennzeichnet eine Beziehung vom Typ "wenn X, dann Y". Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 278 Positiver Verstärker: Reiz, der die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion erhöht, wenn er zu einer Situation hinzutritt (Belohnung) Partielle (intermittierende) Verstärkung Negativer Verstärker: Reiz, der die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion erhöht, wenn er aus einer Situation herausgenommen wird Verhalten wird nicht jedesmal verstärkt Löschung: einer Reaktion folgt keine Verstärkung mehr Quotenplan: Verstärkung nach bestimmter Anzahl von Reaktionen Bestrafung: Verabreichung eines aversiven Reizes nach einer Reaktion. Die Auftretenswahrscheinichkeit sinkt. Intervallplan: Verstärkung nach bestimmter Zeitspanne Positiver diskriminativer Reiz (SD) kündigt an: "Verstärkung erhältlich" => Reaktion erfolgt => löschungsresistenter Konditionierte Verstärker Neutrale Reize werden zu konditionierten Verstärkern, wenn sie mit Verstärkern gemeinsam auftreten. z.B. Statussymbole... Negativer diskriminativer Reiz (Sδ ) kündigt an: "keine Verstärkung erhältlich" => Reaktion wird unterdrückt Generalisierte konditionierte Verstärker kontrollieren zahlreiche verschiedene Reaktionen z.B. Geld, Gutscheine = "Reizkontrolle" nach Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 283 Operantes Lernen und VT Shaping (Verhaltensformung) "Veränderung des Verhaltens in aufeinanderfolgenden kleinen Schritten, wobei jeder eine weitere Annäherung an die erwünschte Leistung bedeutet." nach Zimbardo & Gerrig, 1995, S. 285 VT entwickelte sich zunächst außerhalb der USA ohne alle zu großen Bezug zu den operanten Verfahren Skinner war nie klinisch tätig 50er Jahre - USA: B. F. Skinner beschrieb Anwendungen von Verstärkung (operanten Methoden), u.a. im pädagogischen Bereich (streng technizistisch, keine klinische Sicht, lehnten Begriffe wie "Therapie" und "Patient" ab) => "applied behavioral analysis", "behavior modification" Operantes Lernen und VT "funktionale Verhaltensanalyse" : Erklärung von Vh. aus den nachfolgenden Bedingungen: Response – Consequences (+, -, +/, -/) Operantes Lernen und VT ...und vermehrte Beachtung der Bedingungen, die einem Vh. vorausgehen: Stimulus – Response – Consequences (+, -, +/, -/) Bsp.: Ayllon - token economies (= Münz-VerstärkerSysteme) bei chronisch hospitalisierten Personen – mit dem Ziel, psychotisches Vh. zu reduzieren. Token konnten später gegen echte Verstärker eingetauscht werden, die den individuellen Bedürfnissen entsprachen. ...andererseits in der klinischen Anwendung (stärker von Wolpe beeinflusst, der Vizepräsident war) später Betonung sozialer Verstärker (Lob, Zuwendung...) anstelle der Münzen... 1966: Gründung der "Association for the Advancement of Behavioral Therapies" in New York Entwicklung der VT in den USA einerseits im akademischen Bereich... Entwicklung in Europa Entwicklung in Europa 1971: European Association of Behavior Therapy in München gegründet 1968: Sabbatical von Frederick Kanfer in Bochum bei Heckhausen; 1970 Gastdozent in Münster zentrale Rolle von Johannes C. Brengelmann (zuvor bei Eysenck), ab 1967 Leitung des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München... Renate de Jong dort auch Gisela Bartling, Peter Fiedler G. Guttmann in der damaligen DDR schwierige Entwicklung; vom Regime wurde VT angefeindet ...dort auch Renate deJong, Kurt Hahlweg, Dirk Revenstorf, Eibe-Rudolf Rey, Rita Ullrich-de Muynck, Rüdiger Ullrich, HansUlrich Wittchen, Niels Birbaumer... Wien: Hans-Georg Zapotoczky, Giselher Guttmann, Ilse Kryspin-Exner Niels Birbaumer I. Kryspin-Exner in den 70ern Gründung von Fachzeitschriften und zahlreiche empirische Forschungen http://wwwpsy.uni-muenster.de/imperia/md/images/psychologie_institut_1/ae_dejong/mitarbeiter/fotodjmw.jpg http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.tuebingen.de/bilddatenbank/birbaumer_250x350.jpg&imgrefurl=http://www.tuebingen.de/1564_9794.htm l&usg=__wRDpRtNKrGYrxIb3CGzMgk62kM=&h=350&w=250&sz=11&hl=en&start=2&um=1&tbnid=0egyQXs85Op9fM:&tbnh=120&tbnw=86&prev=/images%3Fq%3DNiels%2BBirbaume r%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN http://images.google.com/imgres?imgurl=http://www.univie.ac.at/Psychologie/klin/ike.jpg&imgrefurl=http://www.univie.ac.at/Psychologie/klin/kryspin_home.htm&usg=_ _SX5-aLsY1Lm55-PjMsP4xS-9ZRA=&h=114&w=85&sz=9&hl=en&start=9&um=1&tbnid=GB9owoHL27croM:&tbnh=87&tbnw=65&prev=/images%3Fq%3Dilse%2Bkryspinexner%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IE-SearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN http://www.neugalu.ch/textpics/guttmann2.jpg Entwicklung in Europa Biofeedback VT zunächst als effektive Methode bei Angst, Zwang, sexuellen Funktionsstörungen und in der Rehabilitation etabliert... = learning to control the autonomic nervous system by operant conditioning ...etwas später auch bei Depression; Entwicklung von Selbstsicherheitstrainings Entwicklung der "Verhaltensmedizin" – ursprünglich beschränkt auf Biofeedback = operantes Lernen autonomer Reaktionen (!)... ...heute ist Verhaltensmedizin die Anwendung von empirischer Psychologie auf körperliche Erkrankungen (z.B. Schmerz), aber auch Reduktion von Risikoverhalten (z.B. Rauchen) From: http://www.drmuellerhealthpsychology.com/treatments_biofeedback.html - skin conductance - blood circulation - muscle tension - respiration - EEG alpha ... From http://www.stress-relief-tools.com/how-biofeedback-works.html Fallbeispiel Panikstörung mit Agoraphobie DSM-5: 300.01, 300.22 ICD 10: F40.01 etwa 20 Panikattacken seit ca. ½ Jahr, welche etwa 30 min. dauern und sich bis zur Todesangst steigern - im Auto im Stau - in der U-Bahn - im Flugzeug - am WE zu Hause der Klient reagiert mit zunehmendem Vermeiden dieser Situationen wenn dennoch eine Attacke auftritt, nimmt er Tranquilizer und zieht sich zurück, bis die Angst nachlässt 32jähriger Akademiker, Leiter einer Bankfiliale im ländlichen Raum (4 Angestellte) verheiratet mit Turnusärztin 2 Kinder (1 Jahr, 2 Monate) aktuelle Lebenssituation: seit ½ Jahr bietet ihm ein Vorgesetzter einen Karrieresprung an – soll Vorstandsmitglied werden und ca. 50 – 60 MA führen. Kl. zögert, seine Frau sagt: „Das kannst du nicht ablehnen!“ und drängt ihn zugleich, mehr Zeit bei der Familie zu verbringen auf die erste Panikattacke folgte intensive Sorge und Zuwendung seitens der Gattin, die einen med. Notfall befürchtete... ...während sie nunmehr eher verständnislos reagiert und den Kl. auffordert, sein berufliches Engagement zu reduzieren und mehr Zeit zu Hause zu verbringen zusätzlich berichtet der Kl. „allgemeine Nervosität und Angespanntheit“ an fast allen Tagen – war „schon immer ein nervöser Mensch“ Bearbeitung des Fallbeispiels im Sinne der "Ersten Welle" der VT – Diagnostik und Behandlung nach dem Modell Zweite Welle der VT: Kognitive Wende Stimulus – Response – Consequences (+, -, +/, -/) nach Margraf in Margraf (1996, Band I, S. 1ff. bzw. Schneider & Margraf, 2009) Schon früh machte sich Unzufriedenheit mit einem rein behavioristischen Modell bemerkbar... ...insbesondere mit Watsons Postulat, dass "innere Zustände" nicht Gegenstand der Wissenschaft seien Schon Mowrers 2-Faktoren Modell der Angst kommt nicht ohne "innere Zustände" aus Eysenck und Brengelmann betonten biologische und genetische Unterschiede – die der Behaviorismus leugnete Drei Ebenen (1) Beobachtbares Verhalten (2) Kognitiv-emotional (Gedanken und Gefühle) (3)Physiologisch (Biologisch) Reaktionen auf diesen drei Ebenen sind hoch korreliert, aber nicht unbedingt synchron Beispiel: Angstreaktion bereits in der 1970ern wurden kognitive Elemente in der Behandlung von Angst und Depression eingesetzt Bekanntestes Beispiel: Aaron T. Becks Kognitive Therapie der Depression) Erweiterung des funktionalen Bedingungsmodells: Erweiterung des funktionalen Bedingungsmodells: S – O – R – C – KV Aktueller: Bartling et al. S = Stimulus Frühere Form: S – E – O – V – K O = innere Bedingungen, Kognitionen, Erwartungen und biologische Faktoren S = Situation R = Reaktion: unterscheidet alpha-, beta- und gammaVariablen, entsprechend den drei Betrachtungsebenen E = Erwartungen C = Konsequenzen (+, -, +/, -/), O = Organismus (rein biologisch) V = Vm, Vk, Ve, Vph KV = Kontingenzverhältnis (Verstärkung kontinuierlich oder intermittierend) K = Konsequenzen (+, -, +/, -/). von Fred Kanfer im Rahmen seines "SelbstmanagementAnsatzes" bekannt gemacht und bis heute populär Kognitive Wende Erweiterung des funktionalen Bedingungsmodells: => Albert Banduras Modell-Lernen und "self-efficacy" => Betonung von "Selbstkontrolle": Selbstbeobachtung, Selbstbewertung und Selbstverstärkung - vgl. Kanfers "Selbstmanagement" => Meichenbaums "Selbstinstruktionstraining" => kognitive Therapie (Beck, 1967) und rationalemotive Therapie (Ellis, 1962) wurden in die VT integriert bzw. mit dieser kombiniert => Prägung der Begriffs der "kognitiven Verhaltenstherapie" (CBT) z. B. der Depression; Fachzeitschriften... Aktueller: Bartling et al. Neue Form: S WP IV V S = Situation WP = Wahrnehmungsprozess (selektive Wahrnehmung...) IV = interne Verarbeitung (z.B. dichotomes Denken) V = Vm, Vk, Ve, Vph C = Konsequenzen (+, -, +/, -/). C Albert Bandura http://images.google.com/imgres?imgurl=http://faculty.frostburg.edu/mbradley/psyography/bandura.JPG&imgrefurl=http://faculty.frostburg.edu/mbradley/psyograp hy/albertbandura.html&usg=__t22wCSb0FQosufRuORRXBSgqc9o=&h=351&w=350&sz=23&hl=en&start=2&um=1&tbnid=yZTIFDZ2_fk7M:&tbnh=120&tbnw=120&prev=/images%3Fq%3DAlbert%2BBandura%26um%3D1%26hl%3Den%26rls%3Dcom.microsoft:de:IESearchBox%26rlz%3D1I7DVXA%26sa%3DN A. Bandura Theorie sozialen Lernens Lerntheorien unzureichend: => wie entstehen neue oder komplexe Verhaltensweisen? => warum wird Verhalten gelernt, das nie verstärkt wurde => warum wird Verhalten gelernt, aber nicht ausgeführt? => Versuch und Irrtum erklärt nicht, wie jemand z.B. Autofahren oder Schwimmen lernt Beobachtungslernen (Lernen am Modell, Imitationslernen, Lernen durch Nachahmung) Eine Person nutzt Beobachtungen des Verhaltens und der Verhaltenskonsquenzen bei einer anderen Person, um ihr eigenes Verhalten zu gestalten. Nach Zimbardo & Gerrig, 1995 Bobo-doll experiment: Siehe https://www.youtube.com/watch?v=dmBqwWlJg8U nach Fisseni, 1998 Modell-Lernen am wirksamsten, wenn => Modellverhalten verstärkt wird => Modell positiv wahrgenommen wird (Status, beliebt...) => Modell und Beobachtende ähnlich wahrgenommen => Aufmerksamkeit des/r Beobachtenden verstärkt => Modellverhalten sichtbar und auffällig ist => Modellverhalten im Bereich der Kompetenz des/r Beobachtenden liegt nach Zimbardo & Gerrig, 1995 Personen mit Angststörungen achten selektiv auf potentiell gefährliche Informationen und interpretieren ambivalente Informationen als gefährlich Depressive Personen erinnern sich selektiv an ungünstige Informationen über sich selbst Kontrollierte vs. automatische Kognitionen: Letztere sind der Introspektion schlecht zugänglich – subliminale Wahrnehmung und Bewertung meist mit Stimmung kongruent (depressiv, ängstlich, aggressiv...) Man kann lernen, die automatischen Kognitionen wahrzunehmen (Rollenspiel, in-vivo, Imagination in der Therapie) z.B. erhöhte Selbstaufmerksamkeit, wenn man Schweißausbruch in der Öffentlichkeit erwartet / befürchtet => Überaktivierung und autonome Labilisierung ("Selbsterfüllende Prophezeiung") => Gedanke: "Die anderen werden mich für gestört halten" Der Versuch, das Schwitzen zu unterdrücken kann Problem verschlimmern Intervention: Hinterfragen der Bewertung ("sokratische Methode"), Verhaltensexperiment: Paradoxe Intention Becks Kognitives Modell der Depression und Angst - Intervention Becks Kognitives Modell der Depression und Angst Arbiträre Inferenz: Mein Nachbar hat mich nicht gegrüßt. Er hasst mich. Selektive Verallgemeinerung: Ich konnte die Frage des Lehrers nicht beantworten; deshalb weiß ich, dass ich die Schule nicht erfolgreich beenden werde Personalisierung: Sich für ein negatives Ereignis grundlos verantwortlich fühlen, z.B. für den Tod einer geliebten Person Dichotomes Denken: "Schwarz/Weiß"-Denken, Perfektionismus Becks Kognitives Modell der Depression und Angst - Intervention Tagebuch über negative, irrationale Gedanken führen Betroffene motivieren, realistischere Gedanken zu formulieren Einüben alternativer Gedanken im Rollenspiel Worst-Case Szenarios Sokratischer Dialog: z.B. Was sind die Argumente des Kl., für den Tod eines geliebten Menschen verantwortlich zu sein? Unterscheidung zwischen Tatsachen und Möglichkeiten üben Tagebuch über negative, irrationale Gedanken führen Betroffene motivieren, realistischere Gedanken zu formulieren Einüben alternativer Gedanken im Rollenspiel Worst-Case Szenarios Sokratischer Dialog: z.B. Was sind die Argumente des Kl., für den Tod eines geliebten Menschen verantwortlich zu sein? Unterscheidung zwischen Tatsachen und Möglichkeiten üben Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=_dAPW9j3UW4 Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=_dAPW9j3UW4 Franz Caspar: Plananalyse (Vertikale Verhaltensanalyse) 2. Betrachtungsdimension – zusätzlich zum funktionalen Bedingungsmodell ! Systemische Sichtweise tritt als 3. Dimension hinzu. Diagnostik von persönlichen Grundprinzipien Lebenszielen sowie Mitteln zur Erreichung dieser Ziele http://www.kpp.psy.unibe.ch/content/personal/fc/index_ger.html Theoretische Basis: Konsistenztheorie von Grawe Vier Grundbedürfnisse: Selbstwerterhöhung Bindung Lust bzw. Unlustvermeidung Orientierung und Kontrolle Inkonsistenz oder Dysfunktionalität der Mittel zur Zielerreichung führt zu chronischem Stress => Grawe sprach von Konflikten als „Nährboden“ für psychische Störungen (vgl. Diathese-Stress-Modell) - (siehe auch Stucki, 2013) Grawe, K. (2000). Psychologische Therapie (2., koor. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Stucki, C., (2013). Einführung in Fallkonzeption. http://www.webeplus.ch/ sites/ default/files/skripts_psychotherapie/20131121_stucki_christoph_fallkonzeption_ii_plananalyse.pdf Grundidee: durch Kenntnis zentraler Motive ein besseres Verständnis für die Problematik zu entwickeln, daraus Schlussfolgerungen für die Beziehungsgestaltung und Vorgangsweise in der Behandlung zu ziehen und den Kl. selbst diese Einsicht zu vermitteln. Welche zentrale Bedürfnisse bestehen bei Kl. und mit welchen Mitteln werden diese zu erreichen versucht? Sind diese „Pläne“ konflikthaft? (Konsistenz vs. Inkonsistenz?) Sind die Mittel geeignet, die Zielsetzungen zu erreichen? (Funktionalität vs. Dysfunktionalität) Caspar, F. (2007). Beziehungen und Probleme verstehen. Eine Einführung in die psychotherapeutische Plananalyse (3. Aufl.). Bern: Huber. Grundprinzip: Bartling et al. (2008, S. 67) Bartling, G. et al. (2008). Problemanalyse im therapeutischen Prozess. Leitfaden für die Praxis. (5. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer. Plananalyse: Oben stehen die (Grund-) Bedürfnisse, Pläne/Ziele/ Motive (konventionsbedingt im Imperativ) (WOZU?) Unten stehen die Mittel zur Erreichung (WIE?), konkretes Verhalten (ganz unten) in der 3. Person Singular: Einfaches Beispiel aus Bartling et al., 2008, S. 67: Beispiel: Sei jemand „Besonderer“ – Grundbedürfnis: Selbstwerterhöhung Habe maximalen Erfolg! Sei der Beste im Job! besucht Fortbildungen Werde von allen geliebt! Sei der Beste beim Tennis! ernährt sich gesund ... ... trainiert täglich Ergänzung zum Fallbeispiel Panikstörung mit Agoraphobie DSM-5: 300.01, 300.22 ICD 10: F40.01 Komplexes Beispiel aus Caspar, 2007, S. 121: In Situationen, in denen der Klient zur Untätigkeit gezwungen ist.. ...kann er nicht anders, als intensiv über seine beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und damit verbundene Chancen und Risiken nachzudenken („automatische Gedanken“)... ...wobei ihm auch in den Sinn kommt, dass es schwierig sein wird, Beruf und Familie „perfekt“ zu vereinen; „alles“ könnte schiefgehen Kognitives Modell der Panik ...Kl. bemerkt, dass sein Herz schneller schlägt als sonst, er wird blass... ...denkt, dies sei gefährlich („was wird aus meinen Kindern, wenn ich sterbe!“)... ...und fühlt intensive Angst, die sich bis zur Todesangst steigert... . Es sei für den Kl. ein zentrales Motiv, seine Familie glücklich zu machen. Dafür (1) achte er auf seine Gesundheit (kein Kaffee, bewusste Ernährung, Vorsicht im StVk., kein Fliegen), (2) habe er für alle Verständnis und (3) beziehe er alle ein (Verzicht auf Sport, Freunde, Freundin, Karriereschritte, verbringt viel Zeit zu Hause), (4) vermeide er es, eine „klassische Managerfamilie“ zu sein und (5) mache er es allen recht (erfüllt Wünsche sogleich, besucht Eltern, stellt MA, Lieferanten, Kundschaft und Vorgesetzte zufrieden) ⇒ „Vertikale Verhaltensanalyse“ Linker Teil Ein weiteres zentrales Motiv bestehe darin, allseits beliebt zu sein. Dies erreiche er dadurch, (1) es allen recht zu machen und (2) etwas für seine Familie zu schaffen (durch berufliche Verbesserung). Das dritte zentrale Motiv betrifft Leistungsorientierung und Erfolg. Dafür (1) bringe er mehr als erwartet wird (Nichtstun ist Zeitverschwendung, bildet sich weiter, bemüht sich um KundInnen und MA, Werbekampagnen...), (2) arbeite er genau und innovativ und (3) trage er Verantwortung (dazu gehöre es auch, sich unbeliebt zu machen) Bearbeitung des Fallbeispiels im Sinne der "Zweiten Welle" der VT – Diagnostik und Behandlung nach dem Modell S – E – O – V – K oder S WP IV V ...sowie Plananalyse und Ebene der Systemregeln ⇒ „Vertikale Verhaltensanalyse“ - Rechter Teil Vertikale VA – Linker Teil C Vertikale VA – rechter Teil Unzufriedenheit mit rein kognitiven Ansätzen... ...bereits Anfang der Neunzigerjahre: nicht alle Personengruppen sprachen zufriedenstellend auf kognitive Interventionen an... ...daher Einbezug interpersoneller und psychodynamischer Elemente, z.B.: Dritte Welle der VT: Achtsamkeit, Emotion, Akzeptanz Young (1990): Schematherapie Linehan (1993): Dialektisch-Behaviorale Therapie Hayes (2001): Akzeptanz- und Commitmenttherapie Nach Heidenreich, T. & Michalak, J. (Hrsg.). Die "dritte Welle" der Verhaltenstherapie. Grundlagen und Praxis. Weinheim: Beltz. Erkenntnisse der früheren "Wellen" nicht verworfen, sondern weiterentwickelt Schematherapie (Jeffrey Young) (Nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., S. 200 – Kap. 11) Schematherapie (Jeffrey Young) 2013, War Mitarbeiter von Aaron T. Beck in der ursprünglichen Fassung sollten noch maldadaptive Schemata "bekämpft" werden (vgl. kognitive Therapie)... - das sind neuronale Muster, die durch frühkindliche Erfahrungen enstanden - später: Modus-Modell, psychodynamisch geprägt – "lösungsbringendes Prinzip" als Modus des gesunden Erwachsenen betont unbewusste Prozesse und therapeutische Beziehung (ähnlich PA) https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 Beispiele für Schemata: − emotionale Entbehrung − im Stich gelassen werden − soziale Isolation − Misstrauen/Missbrauch − Beachtung suchen − Besonders sein − Strafneigung Durch sog. "Bewältigungsreaktionen" wird versucht, die Aktivierung unangenehmer Schemata zu unterdrücken (bei Ew. maladaptiv) https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 Schematherapie (Jeffrey Young) Schematherapie (Jeffrey Young) "Modi sind aktuelle personale Gesamtzustände (...), wie z.B. Modi des verletzbaren oder wütenden Kindes, strafende oder antreibende Elternmodi, die in der Regel aus mehreren zugleich aktivierten Schemata und spezifischen Bewältigungsreaktionen (d.h. Erdulden, Vermeiden oder Überkompensieren) bestehen". Neurobiologische Befunde: Emotion steuert Verhalten viel eher als Kognition... (Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013, S. 200) ...und zwar weitgehend automatisiert und unbewusst Einfluss der Bindungstheorie hinsichtlich der Bedeutung frühkindlicher Erfahrungen in der Therapie Verschiebung der subkoritikalen Dominanz zu einer kortikalen Dominanz (insb. Frontalhirn) (nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013) https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 Schematherapie (Jeffrey Young) Schematherapie (Jeffrey Young) Grawes fünf Wirkfaktoren: zentrale Rolle der "emotionalen Konfrontation" durch Aktivierung der zuvor vermiedenen Schemata 1. Problemaktualisierung negative Emotionen werden gezielt aktiviert, dann folgt Neuerfahrung durch "limited reparenting" in der Therapie 2. Problemklärung, 3. motivationale Klärung Bildsprache, wie im Märchen, zunächst kindlich; dann Wechsel in die Perspektive des Erwachsenen: "imagery rescripting" 4. Problembewältigung, 5. therap. Beziehung "Dritte Welle" arbeitet eher störungsübergreifend als störungsspezifisch Schematherapie hat empirisch gut belegte Erfolge bei Borderline- und anderen Persönlichkeitsstörungen durch Beziehungserfahrung; Befrieidgung von Grundbedürfnissen Anwendung auch bei (früheren) "Achse-1Störungen", wenn therapieresistent (nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013) (nach Roediger & Zarbock in Heidenreich et al., 2013) https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 Schematherapie (Jeffrey Young) Gute Zusammenfassung Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=y2pejWyN4_o https://therapists.psychologytoday.com/rms/prof_detail.php?profid=36627 Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Nach: Bohus et al. (2011) in Heidenreich & Michalak, S. 102ff. (Kap. 6) Am besten empirisch gesichertes Verfahren zur Behandlung der Borderline-PS therapeutische Haltung vergleichbar jener beim Sporttraining zentrale Rolle der "Mentalisierung" (Fonagy & Bateman, 2006) = Fähigkeit, Emotionen bei sich und anderen wahrzunehmen Defizit bei Mentalisierung wird als zentrales Merkmal der BL-PS angenommen http://www.linehaninstitute.org/ Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Zentrale Symptomatik bei Borderline-PS: Therapie muss diese Besonderheiten sensibel berücksichtigen - Störung der Affektregulation (impulsives Vh.) - Störung der Identität - Störung der zwischenmenschlichen Interaktion. Zusätzlich: starke innere Spannung, (para)suizidales Vh., Angst, verlassen zu werden, somit auch vor Therapieende! 90% der BL-Betroffenen haben Gewalterfahrungen in Kindheit oder Jugendzeit http://www.linehaninstitute.org/ Phase 1: Verhaltensebene zuerst lebensbedrohliches, dann therapiegefährdendes Vh. bearbeiten, Fokus liegt dann bei sozialer Integration, "Achse-1"-Störungen nur wenn unbedingt nötig, ins Zentrum stellen http://www.linehaninstitute.org/ Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Phase 2: Emotionales Erleben Module: Therapie im Einzelsetting (1 bis 3 Jahre, 1x wöchentlich) Zugleich tel. Erreichbarkeit für den Fall akuter Krisen Skills Training (Gruppe, manualbasiert, 6 – 12 Mo., parallel zur Einzeltherapie) Skills Trainer und Einzelther. treffen einander wöchentlich im "Konsultationsteam", Fortschritte in Einzeltherapie integrieren, Supervision Arbeit, Partnerschaft; Erarbeiten von Zielorientierung, Fokus auf langfristigen Folgen des Vh., "Achse-I" nur, bei akuter Dringlichkeit, Bearbeitung von Selbsthass, Körpergefühl etc. erst, wenn Voraussetzungen gegeben Phase 3: Sinnerfülltheit Akzeptanz eigener Vergangenheit sowie von NichtÄnderbarem, Selbstakzeptanz (Schwächen...) http://www.linehaninstitute.org/ http://www.linehaninstitute.org/ Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Module: Therapie im Einzelsetting (1 bis 3 Jahre, 1x wöchentlich) Zugleich tel. Erreichbarkeit für den Fall akuter Krisen Skills Training (Gruppe, manualbasiert, 6 – 12 Mo., parallel zur Einzeltherapie) Skills Trainer und Einzelther. treffen einander wöchentlich im "Konsultationsteam", Fortschritte in Einzeltherapie integrieren, Supervision Techniken: http://www.linehaninstitute.org/ Bewährte VT-Techniken wie: Problemlösen, paradoxe Intention, Modelling, Verstärkung Akzeptanz Achtsamkeitsübungen – beruhend auf ZenMeditation, "mindfulness" - sollen Kl. anleiten, ihre eigenen Emotionen zu "relativieren": genau reflektierendes Beobachten der eigenen Reaktionen – evtl. am Beginn jeder Sitzung wiederholen http://www.linehaninstitute.org/ Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan) Skills-Training in der Gruppe: Übung zur "Achtsamkeit" (mindfulness): (1) (2) (3) (4) (5) Siehe https://www.youtube.com/watch?v=thYoVMCVs0 Achtsamkeitsübungen Stressbewältigung und Spannungsreduktion Übungen zur Emotionsregulation Training Interpersoneller Fertigkeiten Selbstwerttraining http://www.linehaninstitute.org/ Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) Einsetzbar bei breitem Spektrum von Störungen, einschließlich schwerer körperlicher Erkrankungen zu deren psychischer Bewältigung Ziel ist aktives und sinnvolles Engagement im eigenen Leben... ...anstelle von abwehrenden Verhaltensweisen wie Flucht oder Vermeidung http://www.linehaninstitute.org/ Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) Nach: Sonntag, R. F. (2011) in Heidenreich & Michalak, S. 20ff. (Kap. 2) Therapieziel: Durch Achtsamkeit und Akzeptanz die Wirkung, nicht den Inhalt von Kognitionen verändern offene, empathische, engagierte Haltung entwickeln psychische Flexibilität entwickeln, um persönliche Werte zu realisieren auch schmerzliches Leben kann sinnerfüllt sein https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) Hayes war unzufrieden mit kognitiver Therapie und stellte Kausalität (Kognition => Verhalten) in Frage "Unachtsamkeit": dem Mensch wird von Gedanken und Gefühlen in Anspruch genommen, statt auf seine Wahrnehmung zu achten stattdessen: Relational Frame Theory (RFT): Sprache als wesentlicher Teil der Umwelt, zu der Sprecher und Hörer gehören Gedanken, Gefühle und Körpersensationen werden "verdinglicht", Ursache z.B. zu viel Kritik in der Kindheit Veränderung sprachlicher Automatismen in der Therapie, z.B. Gedanken automatisch ernstzunehmen Folge: Mangel an "Achtsamkeit" (Hayes: "Selbst-alsProzess") mit Grübeln, Befürchtungen, Depression... https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) 6 Bausteine – zeitliche Abfolge variabel: (1) Achtsamkeit ("Selbst-als-Prozess") Aufmerksamkeit von Kl. aus das Hier und Jetzt lenken – Beobachtung der unmittelbaren Auswirkungen von Gedanken und Gefühlen; erkennen, dass z.B. Grübeln resultiert. Lernen, den eigenen Atem zu beobachten und gemeinsame Nachbesprechung... https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) (2) Akzeptanz und Bereitwilligkeit treten an die Stelle von Vermeidung: vermiedenes Gefühl wird identifiziert, Vermeidung bewusst gemacht und Bereitschaft zur Akzeptanz des Gefühls erarbeitet (3) Übung "kognitiver Defusion" kognitive Fusion: automatische Bindung von Gedanken an Situationen, z.B. dass eine anstehende Arbeit sofort erledigt werden müsse https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Hayes) (4) Konstanz des Selbsterlebens Auch wenn wir nicht konstant an einem Ort bleiben, beobachten wir die Welt immer relativ zum eigenen Ich – auch im zeitlichen Verlauf. Auch meine Kindheit habe "ich" erlebt, das "Ich" in meinem Körper blieb immer dasselbe. (5) Wertetraining In einer Liste von Lebensbereichen wird eine wertebezogene Rangreihe gebildet: Partnerschaft, Arbeit, Spiritualität... und Kl. wird ersucht, anzugeben, an welchem Bereich er/sie derzeit am liebsten arbeiten möchte, welche vernachlässigt wurden etc. https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview (6) Commitment Einsatz für die eigenen Werte anstelle von Vermeidung! Dazu gehört auch Engagement in der Therapie, wie z.B. Beteiligung an Übungen, Einhalten von Vorsätzen, Offenheit etc. Ferner: Umsetzen des Gelernten im Alltag. Gute Kombinationsmöglichkeit mit den klassischen VT-Methoden. https://www.psychotherapy.net/interview/acceptance-commitment-therapy-ACT-steven-hayes-interview Aufbau des Trainings Praxisbeispiel: Berking, M. (2010). Training emotionaler Kompetenzen (2. Aufl.). Berlin: Springer. => => => => => => Muskel- und Atementspannung bewertungsfreie Wahrnehmung Akzeptieren & Tolerieren Selbstunterstützung Analysieren Regulieren Ergänzung zum Fallbeispiel => Für jede Einheit Power Point Präsentation => Für jede Einheit Audio-File => zusätzliche Materialien (Arbeitsblätter, Kalender...) Panikstörung mit Agoraphobie DSM-5: 300.01, 300.22 ICD 10: F40.01 Welche (zusätzlichen) Interventionen – entsprechend der "3. Welle" der VT - werden vorgeschlagen?