Die Zukunft der Region Hesselberg liegt in ihrer Vielfalt

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Die Zukunft der Region Hesselberg liegt in ihrer Vielfalt
Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg, Wirtschaftsförderung Landkreis Ansbach und Evang.
Bildungszentrum Hesselberg luden zum gemeinsamen Symposium ein
HESSELBERG – Die Region Hesselberg verändert sich. Ursprünglich stark landwirtschaftlich geprägt, nehmen Mittelstand, Handwerk und Dienstleister an Bedeutung zu. Im Landkreis Ansbach,
dem flächengrößten Landkreis in Bayern, gibt es derzeit circa 4.800 Unternehmen, betonte Thomas Merkel von der Wirtschaftsförderung Landkreis Ansbach. Mit derzeit etwa 4.000 landwirtschaftlichen Betrieben gebührt der Landwirtschaft jedoch auch weiterhin ein hoher Stellenwert.
Wie sich der Strukturwandel auf die Bevölkerung auswirkt und welche Möglichkeiten die Betriebe
in der Region haben, das wurde in einem Symposium besprochen, das von der Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg, der Wirtschaftsförderung Landkreis Ansbach und dem Evang. Bildungszentrum Hesselberg gemeinsam organisiert wurde. Fachleute aus verschiedenen Bereichen
stellten dabei ihre Firmenkonzepte vor.
Das Evang. Bildungszentrum Hesselberg möchte die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Region stärken. Deshalb setze man darauf, mit neuen Veranstaltungen Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenzubringen, so Pfarrer Dr. Marcus Döbert bei der Begrüßung.
Der traditionelle Bauerntag werde nun durch zwei Symposien abgelöst. Eines beschäftigt sich weiterhin stark mit landwirtschaftlichen Fragen (es ist geplant für den 7. Februar zum Thema „Agrarwirtschaft wohin?“). Das zweite richtet sich an alle, die dem ländlichen Raum und der Region verbunden sind, damit aber auch vermehrt an Unternehmer und Verbraucher. Die Anwesenden zeigen, dass das Konzept angenommen werde, so Döbert für die Organisatoren des Symposiums.
Früher stand das „L“ bei ländlicher Raum für Landwirtschaft, machte Ute Vieting von der Entwicklungsgesellschaft Hesselberg klar. Jetzt sei das jedoch nicht mehr so einfach, denn die Landwirtschaft sei nur mehr eine tragende Säule des ländlichen Raumes, nicht mehr die einzige. Gerade
diese Vielfalt sei aber die Stärke der Region Hesselberg, so Vieting.
Thomas Merkel von der Wirtschaftsförderung Landkreis Ansbach erläuterte wichtige Kennzahlen,
um einen Überblick über die Region zu erleichtern. Die Arbeitslosigkeit im Landkreis läge bei 2,8 %
(Oktober 08). Von den 4.800 gewerblichen Unternehmen seien 2.600 Handwerksbetriebe. Betriebe
mit einer Mitgliederzahl unter 20 stellen mit 4.500 Betrieben den „Löwenanteil“ an allen Unternehmen. Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern gäbe es nur zehn im Landkreis. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sei gesunken, von etwa 11.200 im Jahr 1972 auf derzeit 4.000.
Merkel betonte: Alle Betriebe können allein vom Umsatz in der Region nicht leben. Das träfe für
den Handwerksbetrieb genauso zu wie für das landwirtschaftliche Unternehmen oder den Großbetrieb. Doch das „Armenhaus Bayerns“ sei die Region nicht mehr, betonte Merkel, obwohl man
noch zu wenig von steigenden Branchen profitiere, wie etwa dem Export. Die Region lebe von der
Landwirtschaft, dem Gewerbe (hier v.a. dem Dienstleistungsgewerbe, mit Potential nach oben)
und der Produktion.
Wie man ein Unternehmen in der Region erfolgreich aufbauen kann, erläuterte Klaus Schülein am
Beispiel seiner Firma. Vor 25 Jahren machte er sich als Existenzgründer mit Rehart in Ehingen
selbständig. Seit 2003 ist die Firma eine Unternehmensgruppe mit insgesamt über 130 Mitarbeitern (8 Auszubildende), davon allein 68 in Ehingen. Vom ursprünglich klassischen Baustoffproduzenten (Branche: Grobkeramik) habe man sich zu einem „Tante-Emma-Laden“ entwickelt, so
Schülein liebevoll. Dabei hätte man sich zwar auf die Kernkompetenz (den Verschleißschutz im
Maschinenbau) konzentriert, sei aber sehr vielseitig. Und man expandiere – auch im Ausland. Eine
Marktanalyse habe dazu beigetragen, nach einem Betrieb in Rumänien nun einen Servicebetrieb
in Russland zu gründen. Die Firma Rehart würde aber nicht nur die Produkte anderer veredeln,
sondern auch viele Dinge selbst entwickeln. So wolle man jetzt besonders auf den Bereich neue
Energien, und hier ganz besonders die Wasserkraft, setzen.
Schülein wollte von Anfang an nicht nur ein Produkt verkaufen, sondern dazu Beratung liefern und
damit Hilfe zur Problemlösung geben. Die hohe Kundenorientierung sei für den Erfolg seines Unternehmens mitentscheidend, betonte er.
Frank Dommel stimmte dem uneingeschränkt zu. Sein Unternehmen besteht seit 35 Jahren. Er
beschäftigt 70 Mitarbeiter, davon 7 Auszubildende. Die Philosophie des Elektronikdienstleisters in
Wassertrüdingen lautet: „Wir handeln in ihrem Sinne.“ Man versuche dem Kunden ein „RundumWohlfühl-Paket“ anzubieten. Auch die Firma Dommel sei breit aufgestellt, doch man wolle das
noch ausbauen. Bisher sei man etwa in starkem Maße für die Automobilindustrie tätig - hier bestehe eine gewisse Abhängigkeit, die man zu verringern suche. Ganz bewusst setze man auf Marketing, aber auch auf Netzwerke mit Partnerorganisationen.
Franz Antretter stellte anschließend seinen Familienbetrieb der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus vor, die Firma CNC-Technik Antretter aus Dürrwangen. Antretter begann die Fertigung im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb mit gebrauchten Maschinen. Mittlerweile wird eine
neue Halle gebaut. Die Kunden kämen oft mit einer Zeichnung zu ihm, so Antretter. Dann versuche er, die Zeichnung in Teile aus Metall oder Kunststoff umzusetzen. Er sieht die Größe seines
Kleinbetriebes als Stärke. Denn hier könne man schnell fertigen. Die Firma ist ein Zulieferbetrieb.
Sie hat 11 Vollerwerbs- und 5 Teilzeitkräfte sowie einen Lehrling. Antretter betonte, dass es fast
aussichtslos sei, in der Region qualifiziertes Personal zu bekommen. Deshalb versuche er, Kräfte
anzulernen. Er habe sogar schon lernschwächeren Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht.
In einer ganz anderen Branche tätig ist Peter Salomon. Seine Firma Salomon aus Dürrwangen
bietet Dienstleistungen in der IT-Branche. Der Schwerpunkt liegt auf der Systementwicklung. Die
Firma wurde 1985 gegründet und hat derzeit 5 Mitarbeitende und einen Auszubildenden. Sie richtet sich v.a. an Firmen aus Handel, Handwerk und Industrie, die weniger als 20 Beschäftigte haben. Die Firma Salomon bietet dabei Komplettlösungen für Betriebe an. Salomon spricht von
kaufmännischen Lösungen, die den gesamten Bereich abdecken.
Als letzte Referentin des Symposiums sprach die Jungunternehmerin Linda Kuhr. Sie hat sich seit
2 ½-Jahren im Bereich Physiotherapie – und damit im Gesundheitswesen – in Geilsheim selbständig gemacht. Seit kurzem beschäftigt sie eine Teilzeitkraft.
Kuhr habe sich bei der Gründung ganz bewusst für die Region entschieden, erläuterte sie. Zum
einen, weil sie selbst hier geboren sei und über viele soziale und private Bindungen verfüge. Zum
anderen aber, weil sie die Menschen kenne – und die wenigen Angebote im Bereich Gesundheit.
Auch wenn sie auf – etwa behördliche - Widerstände gestoßen sei: sie wäre ihren Ideen immer
treu geblieben. Ihr ursprüngliches Vorhaben, einen mobilen Service für Physiotherapie und Massage anzubieten, habe sie nun zum Programm für Firmen weiterentwickelt. So bietet sie in ihrer
Praxis für Physiotherapie mit dem Namen „mo-ma linda“ zum Beispiel Energiemassagen am Arbeitsplatz an.
Die Zuhörenden erfuhren durch die verschiedenen Praxisbeispiele, wie es in der Region in den
unterschiedlichsten Bereichen möglich ist, Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen.
Wichtig erschien allen die hohe Kundenorientierung, aber auch der Mut, den eigenen Weg zu gehen. Mit der richtigen Idee sowie viel Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit sei es auch in einer ländlichen Region ohne direkten Autobahnanschluss möglich, erfolgreich am Markt zu bestehen, war
das Resümee der Einzeldarstellungen.
Dr. Christine Marx
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