Mitteilungen VSD - Volkssternwarte Darmstadt eV

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Mitteilungen
35. Jahrgang
D 13121
Volkssternwarte
Darmstadt e.V.
Nr. 4 / 2003
Transit: Merkur vor der Sonnenscheibe am 7. Mai 2003.
Mosaikaufnahme von Jan Wilhelm in Darmstadt.
Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Editorial: Individualismus oder Gemeinschaftssinn? — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Mars Express“ – Europa fliegt zum Mars — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
”
Im Schatten des Planeten — Jan Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Kraterwelten — Dr. Robert Wagner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Vorschau Juli / August 2003 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Zum Titelbild
Merkur vor der Sonnenscheibe am 7. Mai 2003. Dieses Mosaik der gesamten Sonne, aufgenommen um
10:18 MESZ, besteht aus 6 Einzelbildern. Aufnahmeinstrument 80/910-mm-Refraktor mit Filterfolie von
Baader-Planetarium. Es wurden jeweils 500 Bilder (20 Bilder/s; je 1/12000 s belichtet) mit der Mintron
MTV-12V1-EX aufgenommen und die besten 20 (2-fache Auflösung, nachher Originalgröße). Bildverarbeitung: Exponentielle Kontrasteinstellung mit Giotto, unscharfe Maske mit Corel Photopaint 7, Mosaikerstellung von Hand mit Micrografx Picture Publisher 8. Siehe Artikel ab Seite 8.
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Impressum
Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“
”
erscheinen alle zwei Monate im Eigenverlag des Vereins
Volkssternwarte Darmstadt e.V. — Der Verkaufspreis
ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Namentlich
gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die
Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei
den Autoren.
Geschäftsstelle / Redaktion: Flotowstr. 19,
64287 Darmstadt, Tel.: 06151-130900, Fax.: 06151130901. Vertrieb: Peter Lutz. Redaktionsltg.: Andreas Domenico. Layout, Satz: Philip Jander. Druck:
2
Digital Druck GmbH & Co KG, Landwehrstr. 58, 64293
Darmstadt. Auflage: 200.
Volkssternwarte Darmstadt e.V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender), Bernd Scharbert (2. Vorsitzender), Paul Engels (Kassenwart), Ulrich Metzner (2.
Kassenwart), Heinz Johann (Sternwartenleiter), Peter
Lutz (Vetrieb Mitteilungen). Jahresbeitrag: 60 EUR
bzw. 30 EUR (bei Ermäßigung). Konto: 588 040,
Sparkasse Darmstadt (BLZ 508 501 50). Internet:
http://www.vsda.de, email: [email protected]
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial
Individualismus oder Gemeinschaftssinn?
Vereine bestehen aus Menschen und Menschen sind nunmal sehr verschieden. Obgleich alle ein gemeinsames Interesse haben — in unserem Fall die Astronomie — , sind die Persönlichkeiten und Charaktere
der Mitglieder natürlich sehr vielschichtig. So bleibt es nicht aus, dass auch in Vereinen und Interessengemeinschaften — wie überall im Berufsleben oder im alltäglichen Umgang mit Menschen — Spannungen
und Konflikte unterschiedlichster Art und Weise auftreten.
Ursachen und Anlässe dafür liefert das Vereinsleben — wie das Leben allgemein — in rauen Mengen.
Selbst die Tatsache, dass in Vereinen viele persönliche Freundschaften geschlossen und gepflegt werden,
kann dies kaum verhindern. Im Gegenteil, dieser Umstand kann mitunter sogar zu einem ganz beträchtlichen Spannungsherd heran wachsen.
Auch grundlegende Unterschiede in der Auffassung von Sinn und Zweck eines Vereins können zu Konflikten führen, obgleich der Begriff Verein“ eigentlich nicht viel Freiraum für eigene Interpretationen
”
liefert: Verein bedeutet Gemeinschaft; in einer solchen sollte freilich der Gemeinschaftssinn im Vordergrund stehen. Egoismus und persönliche Interessen haben hingegen hinten anzustehen. Mehr noch: Derartige Bedürfnisse oder Wesenszüge stehen im direkten Widerspruch zu den Zielsetzungen ehrenamtlicher,
gemeinnützigen Zwecken dienender Organisationen. Sie alle wirken mit ihrem sozialen Einsatz dem besorgniserregend wachsenden Individualismus und einem sich ausbreitenden Egoismus in unserer Gesellschaft
entgegen. Im Berufsleben werden diese Eigenschaften oft beschönigend unter dem Begriff Ehrgeiz“ zu”
sammengefasst und als karrierefördernd betrachtet — wenngleich sie auch hier die Ursache vieler negativer
Aspekte sind. Ein Verein — in dem niemand zur Teilnahme gezwungen wird — ist für Machtspiele jedoch
keine angemessene Arena.
Dennoch stehen überall häufig Desinteresse, Egoismus und persönliches Profilierungsgehabe von Einzelnen ohne Übernahme von Verantwortung im Vordergrund. Werden nicht schon in den kleinsten Vereinen
Intrigen gesponnen und Streit provoziert? Werden nicht auch immer häufiger Nichtigkeiten von Menschen,
die vielleicht im Berufs- und Privatleben nicht mehr erfüllt sind, zu gigantischen Problemfällen hochstilisiert und tun sie nicht damit kund, dass sie das eigentliche Ziel längst aus den Augen verloren haben? Wie
ist es sonst zu verstehen, dass gleichgesinnte Menschen, die sich mit einem gemeinsamen Ziel freiwillig
in einem Verein zusammengeschlossen haben, unterschiedliche Meinungen von einem öffentlichen Gericht
klären lassen müssen? Dies ist schon vorgekommen, wenn auch — gottlob — nicht in unserem Verein.
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Ich verstehe Individualismus keineswegs als grundsätzlich negative Eigenschaft, im Gegenteil. Er allein steht auch nicht in unmittelbarem Widerspruch mit dem
Gemeinschaftssinn. Es gibt sogar einen beeindruckenden Zusammenklang von Selbstentfaltungswünschen
und der Bereitschaft zu sozialem oder ehrenamtlichem Engagement. Der sichtbarste Unterschied ist der,
dass beim Engagement von heute die Beteiligten stets etwas für ihr Handeln zurückbekommen möchten,
in erster Linie Anerkennung. Engagement muss sich lohnen, Spass machen, dem Ego gut tun und sichtbar
sein. Im Grunde ist daran auch nichts auszusetzen, aber darf all das Hauptmotivation sein?
Unsere Alltagserfahrungen zeigen einen allgemeinen Wertewandel, in dem Selbstentfaltungswerte (z. B.
eigene Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen und weiterentwickeln, sich selbst aktiv halten, interessante
Leute kennen lernen oder einfach nur Spass haben) immer bedeutsamer werden. Allerdings lösen diese
nicht einfach die traditionellen Werte, Tugenden und Pflichten (z. B. etwas Nützliches für das Gemeinwohl
tun, mehr für den Zusammenhalt der Menschen tun) ab, sondern sie vermischen sich auf höchst eigenwillige
Weise. Dies gilt genauso für die Motive des Engagements. Auch das ist im Grunde etwas Positives.
Jedoch sind nur wenige von uns wirklich in der Lage, sich sicher auf dem sehr schmalen Grat zwischen
Individualismus und Egoismus zu bewegen. Und hierin liegt das eigentliche Dilemma. . .
Eine schöne Ferienzeit wünscht
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Andreas Domenico
3
Astro-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neues aus Astronomie und Raumfahrt
von Bernd Scharbert
Eis oder nicht Eis – das ist hier die Frage.
Und über diese wird wohl noch länger spekuliert
werden. Gemeint ist der Titan – Saturns größter
Mond. Bislang wurde angenommen, daß sich unter der undurchdringlichen Atmosphäre des Mondes ein Ozean aus Methan befindet. Französischen
und amerikanischen Forschern gelang nun im Infrarotbereich ein kleiner Blick durch die Atmosphäre.
Und das was Sie dort an Informationen erhielten würde auch zu einer Oberfläche aus Wassereis passen. Möglicherweise sammelt sich das organische Material nur in Seen und die Oberfläche besteht in der Tat hauptsächlich aus Wassereis. Nun
ja – beim Spähen durch kleine Fensterspalte hat
schon manch einer Dinge gesehen, die bei klarem
Durchblick ganz anders aussahen. Im Dezember
2004 wird die europäischen Raumsonde Huygens
auf dem Titan landen – dann wissen wir es hoffentlich genauer. [1]
Haben Sie schon von SO2500.5+165258 gehört?
Macht nix – da sind Sie in guter Gesellschaft. Hinter dieser – zugegeben recht abstrakten Bezeichnung – verbirgt sich ein roter Zwergstern. Nicht irgendeiner, sondern der uns nächstgelegene. Er ist
nur 7,8 Lichtjahre von der Erde entfernt und somit
der drittnächste Stern. Wie konnte man den
”
übersehen?“ Rote Zwerge zeichnen sich durch ihre
geringe Masse aus. Das ist der Grund warum dieser Nachbar so spät entdeckt wurde: Er hat nur 7%
der Sonnenmasse – ist somit nur 70 mal schwerer
als der Riesenplanet Jupiter – und unsere Sonne
leuchtet 300.000 mal heller als er. [2]
Der europäischen Raumfahrt wurde durch die
EU-Ministerkonferenz der Rücken gestärkt. Die
Gelder um die 10 Tonnen-Ariane betriebssicher zu
machen wurden bewilligt. Mit zwei Flügen im Jahr
2004 soll sie qualifiziert werden.
Für die Internationale Raumstation wurden weitere Gelder freigegeben. Diese sind primär für das Automatische Transport Vehikel (ATV) geplant, welches hauptsächlich in Deutschland gefertigt wird.
Mit dem ATV – welches mit einer Ariane 5 gestartet wird – soll die ISS mit Nachschub versorgt
werden. Das ATV fliegt unbemannt.
Darüber hinaus wird in Kourou eine weitere Start-
4
rampe gebaut, von der aus ab 2006 die russischen
Soyus-Raumschiffe gestartet werden können. [3]
Licht im Dunkeln: Astronauten können in der
Erdumlaufbahn ein ganz besonderes Phänomen erleben. Obwohl sie ihre Augen geschlossen haben,
sehen sie Lichtblitze. Insbesondere wenn sie gerade über die Küste Brasiliens fliegen. Und da lauert
auch schon des Rätsels Lösung. An dieser Stelle
ist das Erdmagnetfeld nämlich besonders schwach,
man spricht von der Südatlantischen Anomalie“.
”
Durch das schwache Magnetfeld können geladene
Teilchen – Protonen und Atomkerne – näher an
die Erde herankommen als an anderen Stellen. Die
Protonen und Atomkerne treffen im Auge auf die
Retina und lösen dort eine Reaktion aus, die vom
Gehirn als Lichtblitz interpretiert wird. [4]
In Stephans Quintett geht es heiß her. Und
das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei dem Quintett handelt es sich nicht um ein Streichquintett,
welches sich ob musikalischer Dissonanzen herumprügelt. Nein – Stephans Quintett ist eine Gruppe
aus fünf Galaxien, die 280 Millionen Lichtjahre von
uns entfernt sind. Eigentlich ist es nur ein Quartett,
denn eine der Galaxien liegt zwar in der gleichen
Richtung, ist jedoch nur 35 Millionen Lichtjahre
von uns entfernt.
Heiß her geht es deswegen, weil diese vier Galaxien so nahe beieinander stehen, daß sie in ständiger
Wechselwirkung miteinander sind. Zwischen den
Galaxien befindet sich Gas mit einer Temperatur
von 6 Millionen Grad. Das ist ziemlich heiß und es
wurde lange nach einer Erklärung dafür gesucht.
Nun wurde Sie gefunden. Eine der Galaxien dringt
gerade erst in das Trio ein. Die dadurch verursachte
Schockwelle heizt das Gas derart stark auf.
Übrigens wird auch Stephans Quintett irgendwann zur Ruhe kommen. Dann nämlich, wenn alle
vier Galaxien zu einer großen elliptischen Galaxie
verschmolzen sind. [5]
Literatur:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
www.astronews.com 25.04.2003
www.astronews.com 21.05.2003
ESA-Pressemitteilung vom 27.05.2003
Wissenschaft-online 16.04.2003
www.astronews.com 09.05.2003
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raumfahrt
Mars Express“ – Europa fliegt zum Mars
”
von Bernd Scharbert
Flight is nominal“, das war genau das was alle hören wollten. Und wir bekamen es zu hören. Immer
”
wieder, während der Lichtpunkt der Triebwerke schwächer und schwächer wurde. Es war ein problemloser
Start der Soyus-Fregat Rakete mit der ersten europäischen Marssonde Mars Express“ an der Spitze.
”
Wie geplant hob die russische Rakete am
02.06.2003 um 19:45 ab und verschwand im Nachthimmel. Unspektakulär – es gab keinen Countdown
– aber laut: Es wurden nicht nur Bilder, sondern
auch Ton aus Baikonur übertragen.
Der Start
Zwar gab es den ersten Applaus schon beim Abheben der Soyus-Rakete, doch lagen noch einige kritische Momente vor der Raumsonde, bis man von
einem erfolgreichen Start reden konnte.
Die Abtrennung der ersten und das Zünden der
zweiten Stufe wurde mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, gleiches bei Zündung der dritten
Stufe. Mit dem ersten Zünden der Fregat-Oberstufe
hatte Mars-Express“ dann seine Parkbahn im
”
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Erdorbit erreicht. Doch es sollte mehr als eine
Stunde vergehen, bis die Oberstufe erneut zünden
würde, um die Raumsonde endgültig auf den Weg
zum Mars zu befördern. Das war für die Gäste die
Zeit, sich intensiver mit dem hervorragenden Büffet
auseinanderzusetzen.
Um 20:59 Uhr zündete die Fregat-Oberstufe erneut und schoss Mars Express“ in seine Bahn zum
”
Mars. Nach Brennschluss wurde mit Spannung die
Bestätigung erwartet, dass sich die Raumsonde von
der Oberstufe getrennt hat. Diese Meldung erfolgte
um 21:18 Uhr und nun gab es großen Beifall – die
ersten kritischen Phasen waren überstanden.
Am 06.06.2003 gab es einen weiteren kritischen
Augenblick: Die Klammern, mit der das Landegerät
5
Raumfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Beagle 2“ während der Startphase auf der Raum”
sonde fixiert war, sollten sich öffnen. Nur dann kann
das Landegerät kurz vor der Ankunft am Mars von
der Raumsonde getrennt werden. Auch diese 30 Minuten dauernde Aktion verlief erfolgreich.
Mars-Express auf der Fregat-Oberstufe (das sind die
Kugeln unterhalb der Raumsonde)
Showtime im ESOC
Mehrere hundert Gäste im Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt verfolgten
den Start auf vier großen Leinwänden, die an den
Wänden befestigt waren. In der Mitte des Raumes
war eine kleine Drehbühne installiert – der Mars!
Um diese waren die Stühle kreisförmig aufgestellt.
Auf der Bühne lag ein Modell von Beagle 2“,
”
dem Landefahrzeug. Oberhalb hing ein Modell des
Mars-Express“. Auf dieser Drehbühne fanden eine
”
Reihe interessanter Interviews statt.
Es kamen verschiedene Projektverantwortliche zu
Wort, die Interessantes über die Raumsonde und
das Landefahrzeug berichteten. Dann gab es eine
Reihe von Gästen, die nicht direkt mit der Mission
zu tun hatten.
Zum einen Ulf Merbold, der deutsche Astronaut.
Zum anderen ein Vertreter der deutschen MarsSociety, die durch Expeditionen in die Eiswüsten
Kanadas versucht, das Überleben auf dem roten
Planeten zu trainieren. Vorbereitung auf den Tag,
an dem zum ersten Mal ein Mensch den Fuß auf den
Mars setzt. Ich würde allerdings jede Wette einge-
6
hen, dass die heutigen Mitglieder der Mars-Society
diesen historischen Schritt bestenfalls aus dem Altersheim verfolgen werden, als selbst dabei zu sein.
Zwecks Erforschung des Einflusses der monatelangen Schwerelosigkeit gab und gibt es Experimente,
bei denen sich die Teilnehmer wochenlang ins Bett
legen. So wird der Muskelschwund durch die lange
Schwerelosigkeit auf einem Marsflug simuliert und
getestet, mit welchen Trainingsmethoden man dem
vorbeugen kann. Ein Teilnehmer eines solchen Experiments wurde ebenfalls interviewt. Er erzählte
mir hinterher, dass er für das achtwöchige Experiment stapelweise Bücher mitgenommen hatte und
sich sogar eine Playstation gekauft hatte, um nicht
vor Langeweile umzukommen.
Allerdings kam er kaum zum lesen, weil die Zeit
mit medizinischen Tests und Training ausgefüllt
war. Die Frage, ob er noch einmal mitmachen
würde, beantwortete er mit einem klaren nein. Nur
auf dem Weg zum Mars würde er so etwas noch einmal über sich ergehen lassen. Stellen Sie sich vor,
sie liegen acht Wochen im Bett. Und müssen alles
im Bett erledigen. Alles? Alles!
Interessant und spannend waren die eingestreuten Live-Übertragungen aus dem Kontrollzentrum.
Mike McKay – der Mars-Express Ground Segment
”
Manager“ – gab den aktuellen Status der Startvorbereitungen durch. Er trug eine Mars-rote Krawatte, die ihm das Team für diesen Abend geschenkt
hatte.
Die Rakete
Soyus flog zum ersten Mal im Jahr 1963. Seit dem
hat dieser Raketentyp mehr als 1500 Starts hinter
sich und gilt mit einer Erfolgsquote von 98 % als
sehr zuverlässig. Es handelt sich um eine dreistufige
Rakete, die in der Regel für den Start der bemannten Soyus-Raumkapseln verwendet wird.
Die Fregat-Oberstufe flog erst sechs Mal, allerdings jedes Mal ohne Fehler. Die Kosten für den Raketenstart sind in den 300 Millionen Euro Missionskosten übrigens schon enthalten. Vermarktet wird
die Soyus-Fregat von Starsem“, einer Europäisch”
Russischen Firma.
Mars-Express
Warum eigentlich Mars-Express“? Zwar ist die
”
Entfernung Erde – Mars dieses Jahr besonders gering, was eine 30% höhere Nutzlast ermöglicht, der
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raumfahrt
Flug dauert allerdings immer noch knapp sieben
Monate. Der Name rührt denn auch von der kurzen Entwicklungszeit der Raumsonde her. Normalerweise dauert es für eine solche Raumsonde von
der Erstellung des technischen Konzepts bis zum
Baubeginn ca. fünf Jahre. Bei Mars Express betrug
dieser Zeitraum nur ein Jahr! Außerdem wurden
Instrumente verwendet, die schon für die RosettaMission entwickelt worden waren. Dadurch reduzierten sich die Kosten auf die Hälfte.
Beagle 2
Fünf Tage bevor Mars Express den Mars erreicht,
wird das Landefahrzeug abgetrennt. Dieses trägt
den Namen Beagle 2“, nach dem Schiff, mit dem
”
Charles Darwin 1830 um die Welt segelte. Während
Charles Darwin die Artvielfalt unseres Planeten
studierte wäre Beagle 2“ schon erfolgreich, wenn
”
überhaupt nur eine sichere Spur von Leben gefunden würde.
Am 25.12.2003 wird Beagle 2“ mit 20.000 km/h
”
in die Marsatmosphäre eintreten und durch einen
Hitzeschutzschild auf 1.600 km/h abgebremst. Nun
sorgt ein Fallschirm und später drei Airbags für
einen sicheren Abstieg und eine sichere Landung
in der Region Isidis Planitia. Geht alles gut, soll
das Landegerät ca. 180 Tage lang Daten liefern.
Auf der Oberfläche gelandet, werden die Solarzellen ausgeklappt und die Suche nach Leben kann
beginnen. Allerdings gibt es auch noch andere
Experimente: Mit einem zwei Spektrometern, einer Stereo-Kamera, einem Mikroskop, sowie einem
Bohrer für Felsen soll die Beschaffenheit der Marsoberfläche ermittelt werden.
Mit dem Radar soll Wasser auch unter der Oberfläche
gefunden werden.
Der Mars-Express-Orbiter wird den Mars mit einer Auflösung von 10 Metern fotografieren. Teilweise sogar mit einer Auflösung von 2 Metern. Die 3DKamera stammt aus dem Institut für Weltraumsensorik und Planetenerkundung in Berlin. Von
dort kam auch schon die Kamera der europäischen
Giotto-Raumsonde.
Besonders interessant ist freilich der Bohrer, mit
dem Bodenproben aus bis zu 1,5 Meter Tiefe auf
Spuren von Leben untersucht werden sollen. Durch
die Ultraviolette Strahlung der Sonne – die wegen der dünnen Atmosphäre fast ungehindert den
Marsboden erreicht – ist es unwahrscheinlich auf
der Oberfläche Spuren von Leben zu finden. Deswegen werden mit einem speziellen Gerät Bodenproben entnommen und auf Lebenspuren untersucht.
Mit weiteren Instrumenten soll die Zusammensetzung der Marsatmosphäre untersucht werden. Besonders interessant ist das Experiment Marsis“,
”
mit dem die Beschaffenheit des Marsbodens bis in
eine Tiefe von einigen Kilometern erkundet werden soll. Hier hofft man insbesondere auf Hinweise
auf Wassereis, welches sich nach neuesten Erkenntnissen in größeren Mengen im Marsboden befinden
könnte.
Der Orbiter soll mindesten ein Marsjahr – das sind
687 Erdtage – den Mars beobachten. Mit an Bord
ist übrigens eine geringe Menge der (Mars-) roten
Farbe, mit denen die Ferraris lackiert sind. Ein PRGag der ESA.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Das Landefahrzeug Beagle 2 auf der Marsoberfläche.
Weitere Details zu den einzelnen Experimenten
wird es in einer der nächsten Mitteilungen geben.¦
7
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Im Schatten des Planeten
Der Merkur-Durchgang — mit der Videokamera dokumentiert
von Jan Wilhelm
Abb. 1: Bildausschnitte der Austrittsphase, 7. Mai 2003, 12:21:00 bis 12:32:20 MESZ, 80/910-mm-Refraktor
mit Filterfolie, 500 Bilder (20 Bilder/s; je 1/12000 s belichtet), Mintron MTV-12V1-EX. Aufnahmen von Jan
Wilhelm.
Am 7. Mai 2003 wurde die Sonne von einem
Himmelskörper teilweise bedeckt, — allerdings nur
zu 0,005 %. Und so ist es nicht verwunderlich,
daß zur Beobachtung des Planetentransits auch ein
Fernrohr nötig war. Die Rede ist von Merkur, der
im Mittel 13 mal pro Jahrhundert vor der Sonne
vorüber zieht. Dies ist relativ häufig, wenn man bedenkt, daß die Merkurbahn 7 Grad gegen die Ekliptik geneigt ist. Merkur muß sich also nicht nur in
unterer Konjunktion befinden, sondern auch in der
Nähe der Erdbahnebene stehen. Merkurdurchgänge
finden deshalb nur statt, wenn die untere Konjunktion in die Zeit vom 6. bis 11. Mai oder vom 6. bis
15. November fällt.
Sonne zu erstellen (s. Titelbild). Ab 10:18 MESZ
konnte ich mit den Aufnahmen beginnen,— alle
fünf Minuten eine Serie von 500 Rohbildern.
Dazwischen beobachtete ich am Monitor, wie Merkur langsam über die Sonne wanderte. Es war faszinierend, Himmelsmechanik live zu erleben. Außerdem hat mich die Schwärze des Planetenschattens
im Vergleich zur Umbra eines größeren Sonnenflecks beeindruckt. Der 12 Bogensekunden große
Merkur erschien wie mit dem Locheisen ausgestanzt.
Der Merkurdurchgang diesen Jahres begann um
7:11 MESZ. Doch leider war davon nichts zu sehen, da um diese Zeit noch Wolken den Himmel
über Darmstadt bedeckten. Nach 10 Uhr setzte sich
dann aber doch die Sonne durch. Und so habe ich
schnell den Refraktor rausgetragen und die Mintron
angeschlossen.
Obwohl die Mintron nur eine s/w-Kamera ist, habe ich sie diesmal aufgrund des größeren Bildfeldes
der Webcam vorgezogen. Ziel war es nämlich, mit
möglichst wenig Aufwand ein Mosaik der ganzen
8
Abb. 2: 10:18 MESZ
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
Abb. 3: 10:38 MESZ
Abb. 6: 11:38 MESZ
Abb. 4: 10:58 MESZ
Abb. 7: 11:58 MESZ
Besonders interessant war auch die Austrittsphase. Fast schien es, als wollte Merkur selbst das Ende noch etwas hinauszögern. Um 12:32 MESZ war
dann leider trotzdem alles vorbei.
Abb. 8: 12:19 MESZ
Abb. 5: 11:18 MESZ
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Jetzt heißt es warten auf den 9. Mai 2016: Dann
kommt es zum nächsten von Europa aus sichtbaren
Merkurtransit. Doch vorher ist noch ein sehr viel
selteneres Ereignis zu beobachten: Der Venustransit am 8. Juni 2004.
9
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zu den Aufnahmen:
Videokamera Mintron MTV-12V1-EX an 80/910mm-Refraktor mit Filterfolie von BaaderPlanetarium. Es wurden jeweils 500 Bilder (20
Bilder/s; je 1/12.000 s belichtet) aufgenommen
und die besten 20 % mit Giotto gemittelt (2-fache
Auflösung, nachher Originalgröße). Bildverarbeitung: Exponentielle Kontrasteinstellung mit Giotto, unscharfe Maske mit Corel Photopaint 7, Mosaikerstellung von Hand mit Micrografx Picture
Publisher 8.
Quellen:
[1] http://www.astronews.com
[2] Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2003
[3] Journal für Astronomie Nr. 11, I I/ 2003
Weitere Bilder des Merkur-Transits:
Austrittsphase, 7. Mai 2003, 12:25 bis 12:30 MESZ, 305/2100-mm-Newton der
Volkssternwarte Darmstadt (abgeblendet auf 80 mm) mit Filterfolie, Phillips
ToUCam Pro. Aufnahmen von Heinz Johann.
Diese Aufnahmen wurden von Heinz Johann mit
der Sternwarten-Webcam“ am 12-Zoll-Newton der
”
VSD gewonnen, dessen Öffnung zur Sonnenbeobachtung auf 80 mm abgeblendet und mit einer Filterfolie von Baader-Planetarium versehen wurde.
Es handelt sich um eine Auswahl sehr guter und
unbearbeiteter (!) Einzelbilder (VSD, Observatorium Ludwigshöhe). -ad
10:57 MESZ
10
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
Kraterwelten
Ein Spaziergang am Westrand des Mondes mit der Webcam
von Dr. Robert Wagner
Das anhaltend schöne Wetter im Februar und
März bot endliche wieder einmal ausgiebige
Möglichkeiten zur astronomischen Beobachtung. So
auch am 15. März., zwei Tage vor Vollmond. Da
sich in der Zeit um den Vollmond die Beobachtung
von Deep-Sky-Objekten aufgrund des aufgehellten
Himmelshintergrundes praktisch verbietet, nutzten
wir die Gelegenheit, um einmal die Landschaften
am Westrand des Mondes genauer unter das Okular zu nehmen und unsere neue Webcam zur Aufnahme von Mondbildern auszuprobieren.
Aristarch und Herodot
Abb. 1: Aristarch und Herodot, Aufnahme vom 15.03.03
um 23:19 MEZ. Refraktor 102/920, VSD, Brennweite mit 2×-Barlowlinse auf 1840 mm verlängert. Webcam Phillips ToUCam, Summenbild aus 25 Einzelbildern, nachbearbeitet mit Giotto, Norden ist oben, Westen links. Aufnahme: W. Beike, R. Wagner.
Bereits im 7 × 50-Sucher unseres 4”-Refraktors
war der Krater Aristarch als hellleuchtender Punkt
zu erkennen, der sich deutlich von den ihn umgebenden Ozean der Stürme (Oceanus Procellarum)
abhob. Aristarch gilt als hellster Krater auf dem
Mond und ist sogar im aschgrauen Licht sehen. Der
englische Astronom William Herschel, der dieses
Phänomen vor 200 Jahren beobachtete, vermutete
zunächst, er sei Zeuge eines Vulkanausbruches auf
dem Mond. Als aschgraues Licht oder Erdschein bezeichnet man das schwache Leuchten der dunklen
Mondhälfte im von der Erde reflektierten Sonnenlicht. Dieses Phänomen lässt sich vor allem vor dem
1. Viertel im Frühjahr und nach dem letzten Viertel
im Herbst beobachten.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Im 4”-Refraktor bei 153facher Vergrößerung zeigten sich dann viele Details der Aristarch-Region,
die recht gut durch unsere Webcam-Aufnahme
(Abb. 1) wiedergegeben werden. Aristarch hat
einen Durchmesser von etwa 40 km und ist 3000 m
tief. Er ist Mittelpunkt eines hellen Strahlensystems, das sich besonders gut bei Vollmond beobachten lässt. Bei genauerem Blick in das Kraterinnere waren deutlich drei dunkle Bänder auszumachen, die vom Kraterboden ausgehend entlang der
Innenwand nach oben verliefen. In unserer Aufnahme sind diese Bänder gerade noch erkennbar. Man
vermutet, dass Aristarch vor rund 450 Millionen
Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten entstand. Wesentlich älter dürfte Aristarchs westlicher
Nachbar Herodot sein. Sein ebener Boden ist mit
dunkler Lava gefüllt und misst 35 km im Durchmesser. Wahrscheinlich ist Herodots Kraterkessel
vor 3.1 — 3.8 Milliarden Jahren, als die Mondkruste aufbrach und austretendes Magma den Ozean
der Stürme bildete, geflutet worden.
Nördlich von Herodot befindet sich die wohl spektakulärste Mondrille, das Schröter-Tal, das sich
bereits gut mit kleinen Instrumenten beobachten
lässt. Den Anfang dieses Tales bildet ein 10 km breiter, länglicher Krater, der wegen seiner charakteristischen Form den Spitznamen Kobrakopf“ erhal”
ten hat. Das Schröter-Tal verläuft zunächst weiter
in Nordrichtung und schlängelt sich dann in vielen
Windungen nach Westen, wobei sein Durchmesser
allmählich auf 500 m abnimmt. Seine Gesamtlänge
beträgt rund 160 km. Immer wieder haben Mondbeobachter von eigenartigen Leuchterscheinungen
in der Region um Aristach berichtet: Als Ursache
dieser als TLPs (Transient Lunar Phenomena) bekannt gewordenen Erscheinungen werden u.a. der
plötzliche Austritt von Gasen aus der Mondkruste infolge seismischer Aktivität oder Einwirkung
von Gezeitenkräften angesehen. Die Mehrzahl der
Astronomen lehnt die Berichte über TLPs jedoch
rundweg ab und sieht als Ursache der Leuchterscheinungen vielmehr optische Täuschungen an,
die durch unsere eigene Atmosphäre hervorgerufen
werden.
11
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schickard, Nasmyth und Phocylides
Verlassen wir nun die Gegend um Aristarch und
setzen wir unsere Tour im Süden des Mondes entlang des Terminators fort. Ein Überblick über diese
Region vermittelt Abb. 2:
gentin, dessen westlicher Rand gerade im Sonnenlicht zu leuchten beginnt. Wargentin ist ein einzigartiger Krater, da er bis zu seinem Rand fast
vollständig mit Lava geflutet wurde. Auf der Oberfläche dieser Hochebene hat sich beim Erstarren der
Lava eine Y-förmige Erhebung gebildet, die in unserer Aufnahme im schräg einfallenden Sonnenlicht
schemenhaft zu erkennen ist.
Krater Wargentin
Ein Kuriosum auf dem Mond
Abb. 2: Schickard (oben links), Aufnahme vom 15.03.03
um 21:03 MEZ. Refraktor 102/920, VSD, Brennweite mit 2×-Barlowlinse auf 1840 mm verlängert. Webcam: Phillips ToUCam, Summenbild aus 36 Einzelbildern, nachbearbeitet mit Giotto, Norden ist oben, Westen links. Aufnahme: W. Beike, R. Wagner.
Der auffälligste Krater darauf ist Schickard, der
mit 227 km Durchmesser zu den größten Mondkratern gehört und besser als Wallebene zu bezeichnen
ist. Schickards Boden ist teilweise eben. Bei den
dunkleren Gebieten im Norden und im Südwesten
dürfte es sich wahrscheinlich ebenfalls um magmatisches Material handeln. Entlang seiner Südwestecke sind durch spätere Meteoriteneinschläge eine
Anzahl von kleineren Kratern entstanden. Südlich
von Schickard befindet sich Phocylides, eine weitere Wallebene, die etwa nur den halben Durchmesser von Schickard besitzt. Phocylides Wall geht im
Nordwesten in ein Geröllfeld über, das die Grenze zu Nasmyth, dem Verbindungskrater zwischen
Schickard und Phocylides, bildet. Das Kraterpaar
Nasmyth und Phocylides erinnert dabei ein wenig
an den Abdruck eines gigantischen Schuhs auf der
Mondoberfläche, dessen Spitze nach Süden zeigt.
Weiter westlich von Nasmyth befindet sich, noch
tief im Schatten des Terminators, der Krater War-
12
Krater Wargentin und Umgebung. Ausschnitt einer
Webcam-Aufnahme. 12”-Newton mit 2.1 m Brennweite,
14. April, 21:45 MESZ. Aufnahme: Heinz Johann.
Beim Durchstöbern von Mondaufnahmen finden
sich in der Vielzahl von Kratern, Bergen und Rillen immer wieder ungewohnt anmutende Objekte.
Eines davon ist der Krater Wargentin, der größte
Vertreter eines seltenen Kratertyps. Wargentin befindet sich auf folgendem Foto in der Bildmitte nahe am Terminator, er scheint fast vollständig mit
Lava aufgefüllt zu sein. Vermutlich fand die flüssige Lava keinen Abfluß aus dem Ringwall. Der Krater bildet mit seiner Füllung ein Hochplateau von
gut 80 km Durchmesser. Vorne rechts im Bild liegt
der große Krater Schickard. Die Aufnahme zeigt
einen Teil des südwestlichen Hochlands zwei Tage
vor Vollmond.
Wolfgang Beike
Quellen:
[1] Jean Lacroux, Christian Legrand: Der Kosmos
Mondführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmhH,
Stuttgart, 2000
[2] Fred W. Price: The Moon Observers Handbook.
Cambridge University Press, 1988
[3] Antonin Rükl: Atlas of the Moon. Kalmbach Publishing Co., 1996
[4] http://www.lpl.arizona.edu/alpo/
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Vorschau Juli / August 2003
von Alexander Schulze
Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N, 08◦ 40’ O. Alle
Zeitangaben erfolgen (soweit nicht anders angegeben) in Ortszeit (CEST/MESZ).
Sonne
Die Sonne befindet sich zu Beginn des
Vorschauzeitraums im Sternbild Zwillinge. Am 21.
Juli verläßt sie dieses zwischen 06 und 07 Uhr in
den Krebs, den sie wiederum am 11. August zwischen 05 und 06 Uhr in Richtung Löwe verlassen
wird.
Nach dem Deklinationsmaximum im Juni nimmt
die Deklination der Sonne zuerst langsam, dann immer schneller wieder ab. Am ersten Juli beträgt
sie noch 23◦ 09’22” und sinkt dann auf 18◦ 12’18”
am ersten August und 08◦ 33’15” am ersten Sep-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
tember. Verbunden mit dieser Abnahme nimmt die
Nachtlänge wieder zu, und kurz nach Beginn des
aktuellen Vorschauzeitraumes sinkt die Sonne auch
wieder mehr als 18◦ unter den Horizont, so daß auch
bald wieder an astronomische Beobachtungen gedacht werden kann.
Der Abstand der Erde zur Sonne erreicht sein
diesjähriges Maximum von 1,01673 AU am 04. Juli gegen 07:40. Er sinkt bis zum ersten August
auf 1,0151 AU und bis zum ersten September auf
1,0094 AU.
Am 06. Juli beginnt gegen 15:10 die Sonnenrotation 2005, am 02. August gegen 20:11 die Sonnenrotation 2006 und am 30. August gegen 01:50 die
Sonnenrotation 2007.
13
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
05:23
05:35
05:56
06:16
06:41
Untergang
21:35
21:27
21:06
20:42
20:08
Tag
16:12
15:52
15:10
14:26
13:27
Nacht
07:48
08:08
08:50
09:34
10:33
Dämm. Beginn
–:–
00:52
23:42
22:58
22:09
Dämm. Ende
–:–
02:11
03:19
04:00
04:40
Astron. Nachtl.
00:00
01:20
03:37
05:02
06:31
Tabelle 1a: Dämmerungsdaten, Tag- und Nachtlänge
In Tabelle 1b sind Daten zur Sonnenbeobachtung
aufgeführt. Sie werden für jeden Sonntag im Vorschauzeitraum angegeben und gelten für 12 Uhr
Ortszeit. R ist der Durchmesser der Sonnenscheibe,
P beschreibt die seitliche Neigung der Sonnenachse.
Datum
06.07.
13.07.
20.07.
27.07.
R
15’43,”9
15’44,”0
15’44,”3
15’44,”9
P
−0,◦44
+2,◦72
+5,◦80
+8,◦77
B
+3,◦41
+4,◦13
+4,◦80
+5,◦39
L
361,◦74
269,◦10
176,◦48
83,◦87
B beschreibt die heliographische Breite, L die heliographische Länge der Sonnenmitte. R dient dem
Sonnenbeobachter zur Auswahl der richtigen Kegelblende, P , B und L zur Anfertigung eines Gitternetzes der Sonnenoberfläche.
Datum
03.08.
10.08.
17.08.
24.08.
31.08.
R
15’45,”7
15’46,”7
15’47,”8
15’49,”1
15’50,”6
P
+11,◦59
+14,◦23
+16,◦66
+18,◦86
+20,◦80
B
+5,◦93
+6,◦38
+6,◦73
+7,◦00
+7,◦18
L
351,◦28
258,◦72
166,◦18
73,◦68
341,◦20
Tabelle 1b: Beobachtungsdaten Sonne
Mond
In den Tabellen 2a und 2b sind die
Monddaten für Juli und August zusammengestellt.
Datum
07.07.
11.07.
13.07.
Zeit
04:17
00:01
20:57
Ereignis
erst. Viert.
Perigäum
Vollmond
21.07.
22.07.
29.07.
05.08.
06.08.
12.08.
09:21
21:37
08:34
09:12
16:03
06:43
letzt. Viert.
Apogäum
Neumond
erst. Viert.
Perigäum
Vollmond
19.08.
20.08.
27.08.
31.08.
16:23
03:09
19:36
20:48
Apogäum
letzt. Viert.
Neumond
Perigäum
(Unterg. 01:12)
(365,145 km)
(12◦ 48’ Transithöhe um 00:42)
(Aufgang 00:34)
(404,328 km)
(Unterg. [04.] 23:53)
(369,433 km)
(18◦ 34’ Transithöhe um 01:26)
(404,102 km)
(Aufgang 23:52)
(367,926 km)
Datum
03.07.
03.07.
10.07.
10.07.
16.07.
17.07.
23.07.
23.07.
29.07.
30.07.
06.08.
06.08.
12.08.
13.08.
19.08.
19.08.
25.08.
27.08.
01.09.
Zeit
01:21
19:13
05:19
15:16
12:52
01:39
09:45
20:35
11:42
22:19
05:03
08:10
18:09
14:23
15:44
23:33
14:48
02:19
04:30
Ereignis
Min. Lib. in Länge (−5,◦58491)
Min. Lib. in Breite (−6,◦67157)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6,◦67036)
Max. Lib. in Länge (+6,◦01825)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−5,◦01697)
Min. Lib. in Breite (−6,◦55603)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Breite (+6,◦58115)
Max. Lib. in Länge (+5,◦30024)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−5,◦42372)
Min. Lib. in Breite (−6,◦53829)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond
(Mondbahn und Phasen)
Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond
(Librationsdaten)
Merkur
Merkur durchzieht in den nächsten
beiden Monaten vier Sternbilder. Er beginnt dabei
in den Zwillingen, wechselt am 12. Juli zwischen
10 und 11 Uhr in den Krebs, am 23. Juli gegen
00 Uhr in den Löwen und am 24. August gegen 01
Uhr in die Jungfrau. Kurz nach Ende des Vorschauzeitraumes, am ersten September knapp nach 00
Uhr, kehrt er dann in Rückläufigkeit in den Löwen
14
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
zurück.
Die Deklination des innersten Planeten durchläuft
am 03. Juli gegen 07:25 mit 24◦ 15’35,”6 ein Maximum und fällt dann auf 11◦ 12’23” am ersten August und auf ein Minimum von −02◦ 21’06,”3 am
30. August gegen 14:45. Den Himmelsäquator überquert Merkur dabei am 20. August gegen 11:55.
Die bereits angesprochene Rückläufigkeit beginnt
am 28. August gegen 02:26 bei einer Rektaszension
von 11h 39m 57,s 12.
Merkurs Elongation beträgt zu Beginn des Vorschauzeitraums −5,◦6, hat am 05. Juli gegen 12:20
einen Nulldurchgang (Sonnenabstand 1,◦3454, Merkur auf der anderen Seite des Sonnensystems: obere
Konjunktion) und steigt bis auf 27,◦4323 (das Maximum dieses Jahres) am 14. August gegen 22:58.
Bis zum ersten September fällt die Elongation dann
wieder auf 18,◦2.
Venus
Zu Beginn des Vorschauzeitraumes befindet sich Venus im Sternbild Stier. Bereits am 04.
Juli gegen 23 Uhr verläßt der Planet dieses in Richtung Zwillinge, am 27. Juli wandert er gegen 13 Uhr
weiter in den Krebs und am 12. August gegen 15
Uhr in den Löwen.
Die Deklination der Venus erreicht am 08. Juli gegen 10:39 ein Maximum von 23◦ 24’22,”0 und
nimmt dann auf 20◦ 17’31” am ersten August und
08◦ 30’13” am ersten September ab.
Die Elongation nimmt zunächst betragsmäßig ab,
hat am 18. August gegen 20:04 einen Nulldurchgang (Sonnenabstand 1,◦31304, Venus auf der anDatum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
04:25
04:44
05:25
06:06
06:58
Untergang
20:38
20:57
21:00
20:49
20:24
Der Erdabstand Merkurs fällt von einem Maximum von 1,33028 AU am 07. Juli gegen 05:26 auf
ein Minimum von 0,632903 AU am 08. September
um 11:15. Der Sonnenabstand steigt von einem Minimum von 0,307497 AU am ersten Juli gegen 09:50
auf ein Maximum von 0,466698 AU am 14. August
gegen 09:28 und nimmt dann wieder auf 0,4249 AU
am ersten September ab.
Die nächsten theoretischen Beobachtungsmöglichkeiten für Merkur ergeben sich Ende Juli und Anfang August in den Abendstunden. Vom 13. Juli
bis zum 09. August ist Merkur bei Sonnenuntergang noch 5◦ über dem Horizont, vom 23. Juli bis
zum 05. August sind es 7,5◦ ; ein Maximum von
7◦ 59’ wird am 29. Juli erreicht. Für Beobachtungen sollten sich diese Höhen wohl leider als nicht
ausreichend erweisen.
deren Seite des Sonnensystems) und steigt dann
wieder an. Der Erdabstand steigt dabei auf ein Maximum von 1,730428 AU, das am 15. August gegen
17:31 angenommen wird. Der Sonnenabstand fällt
derweil von 0,7213 AU zu Beginn des Vorschauzeitraumes auf ein Minimum von 0,718459 AU am 10.
August gegen 07:17 und nimmt dann wieder auf
0,7193 AU am ersten September zu.
Verbunden mit dem Elongations-Nulldurchgang
wird aus dem Morgenstern Venus ein Abendstern.
Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich allerdings
noch nicht: Bei Sonnenuntergang hat Venus eine
Höhe von noch nicht einmal 2◦ .
Helligkeit
−3,m8
−3,m8
−3,m8
−3,m8
−3,m8
Phase
97
99
100
100
100
Größe
10,”1
9,”9
9,”8
9,”8
9,”8
Elong.
−13,◦4
−9,◦6
−5,◦0
−1,◦6
+3,◦9
Erdabst.
1,67
1,70
1,72
1,73
1,72
Tabelle 3: Astronomische Daten Venus
Mars
Mars befindet sich während des gesamten
Vorschauzeitraums im Sternbild Wassermann. Am
18. Juli kommt es hier gegen 01:32 zu einem Deklinationsmaximum von −13◦ 03’20,”3, am 30. Juli
kehrt der Planet gegen 23:38 bei einer Rektaszension von 22h 55m 48,s 10 seine Bewegungsrichtung um
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
und wird rückläufig. Die Deklination sinkt dabei
auf −13◦ 28’24” am ersten August und −16◦ 03’55”
am ersten September.
Mars erreicht am 28. August gegen 19:46 seine Oppositionsstellung. Der Erdabstand sinkt dabei auf
ein Minimum von 0,372717 AU am 27. August
15
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
21.07.2000
15.08.2002
06.09.2004
30.09.2006
30.10.2008
07.01.2011
05.06.2013
12.07.2015
05.08.2017
29.08.2019
21.09.2021
18.10.2023
gegen 11:52. Auch der Sonnenabstand durchläuft
ein Minimum, das am 30. August gegen 13:04 mit
1,381145 AU angenommen wird.
Über das Minimum des Erdabstandes wurde in
letzter Zeit ausführlich im Rahmen der derzeit laufenden Mars-Missionen von NASA und ESA in den
Medien berichtet, da es sich um den geringsten
Wert für mehr als die nächsten 20 Jahre handeln
wird. Durch die verschiedenen Umlaufzeiten der
Planeten Erde und Mars um die Sonne unterliegen die extremalen Entfernungen beider Planeten
zueinander einer gewissen Periodizität; dabei sind
Begegnungen mit einem Minimum des Abstandes
(wie die aktuelle) auch immer verbunden mit einem
direkt davor oder danach liegenden Maximum des
Abstandes. Die folgende Tabelle enthält Maxima
und Minima der Erdentfernung des roten Planeten
von 2000 bis 2025 in AU (Abstand jeweils für 0 Uhr
MEZ).
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
00:29
23:42
22:44
21:48
20:33
Untergang
10:22
09:44
08:41
07:35
06:04
Abstand
2,621103
2,671435
2,667159
2,609365
2,503317
2,379313
2,466545
2,586910
2,658169
2,675330
2,638108
2,549737
Datum
22.06.2001
27.08.2003
30.10.2005
18.12.2007
27.01.2010
05.03.2012
15.04.2014
31.05.2016
31.07.2018
07.10.2020
30.11.2022
12.01.2025
Abstand
0,450166
0,372731
0,464065
0,589349
0,663982
0,673683
0,617574
0,503212
0,384972
0,414926
0,544477
0,642299
Der Transit von Mars verschiebt sich von 05:25 zu
Beginn des Vorschauzeitraumes auf 03:44 am ersten August und 01:20 am ersten September; die
Transithöhe steigt zunächst von 26◦ 36’ auf ein Maximum von 27◦ 09’ am 18. Juli und fällt dann langsam auf 24◦ 09’ am ersten September.
Helligkeit
−1,m5
−1,m9
−2,m4
−2,m9
−3,m0
Phase
90
92
96
99
100
Größe
16,”7
19,”2
22,”3
24,”4
25,”0
Elong.
−123,◦4
−133,◦1
−147,◦7
−162,◦1
+172,◦4
Erdabst.
0,56
0,49
0,42
0,38
0,37
Tabelle 4: Astronomische Daten Mars
Jupiter
Jupiter verbleibt im ganzen Vorschauzeitraum im Sternbild Löwe. Seine Deklination
sinkt von 16◦ 13’54” am ersten Juli allmählich auf
14◦ 12’30” am ersten August und 11◦ 54’58” am ersten September.
Der größte Planet des Sonnensystems erreicht am
22. August gegen 12:08 seine Konjunktionsstellung.
Der Erdabstand erreicht ein hiermit verbundenes
Maximum von 6,383816 AU am gleichen Tag gegen
19:40. Der Sonnenabstand des Giganten nimmt von
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
08:48
08:08
07:22
06:44
05:58
Untergang
23:35
22:46
21:47
20:58
19:59
5,3580 AU am ersten Juli auf 5,3666 AU am ersten
August und schließlich 5,3749 AU am ersten September langsam zu.
Die Abendsichtbarkeit Jupiters geht schnell zurück; am ersten Juli ist die Höhe bei Sonnenuntergang noch 17◦ 38’, ab dem 24. August geht Jupiter
schon vor der Sonne unter. Einen Tag zuvor geht
der Planet erstmals vor der Sonne auf; Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich freilich im vorliegenden Vorschauzeitraum noch nicht.
Helligkeit
−1,m6
−1,m6
−1,m6
−1,m6
−1,m6
Größe
32,”2
31,”6
31,”1
30,”8
30,”9
Elong.
+39,◦2
+28,◦7
+16,◦0
+5,◦6
−7,◦1
Erdabst.
6,11
6,23
6,34
6,38
6,38
Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter
16
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Saturn
Saturn verbleibt im vorliegenden Vorschauzeitraum im Sternbild Zwillinge. Nach seinem Deklinationsmaximum von Mitte Juni nimmt
die Deklination von 22◦ 36’05” am ersten Juli
allmählich auf 22◦ 16’29” am ersten September ab.
Die Elongation steigt nach der Konjunktion betragsmäßig an. Während der Erdabstand den ganzen Vorschauzeitraum hindurch rückläufig ist, erreicht der Sonnenabstand am 26. Juli gegen 17:55
ein Minimum von 9,030900 AU und steigt dann
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
05:03
04:16
03:18
02:31
01:32
Untergang
21:06
20:18
19:20
18:31
17:30
Helligkeit
+0,m0
+0,m1
+0,m1
+0,m1
+0,m1
sehr langsam wieder an. Der Rückgang der Ringöffnung setzt sich weiterhin fort.
Saturn wird allmählich ein Objekt der Morgenstunden. Ist er zu Beginn des Vorschauzeitraums
bei Sonnenaufgang erst knapp 2◦ über dem Horizont, geht er um den ersten August erstmals vor
der Morgendämmerung auf und erreicht am ersten
September zum Zeitpunkt der Morgendämmerung
bereits eine Höhe von 27◦ 44’.
Größe
16,”5
16,”6
16,”8
17,”0
17,”4
Ringng.
−26,◦4
−26,◦1
−25,◦8
−25,◦6
−25,◦3
Elong.
−5,◦3
−16,◦8
−30,◦9
−42,◦8
−57,◦5
Erdabst.
10,04
10,00
9,89
9,75
9,53
Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn
Uranus
Wie in den vergangenen Monaten
bleibt Uranus auch für die kommenden zwei Monate im Sternbild Wassermann, wo er sich in einer
Phase der Rückläufigkeit befindet. Seine Deklination nimmt dabei nach dem Maximum von Anfang
Juni von −11◦ 17’12” am ersten Juli auf −12◦ 02’26”
am ersten September ab.
Der Erdabstand nimmt bis auf ein Minimum von
19,019131 AU ab, das am 23. August gegen 13:58
angenommen wird. Verbunden mit diesem Termin
ist die Opposition des grünen Planeten, die am 24.
August gegen 11:46 stattfinden wird. Der Sonnenabstand steigt weiterhin von 20,027 AU am ersten
Juli langsam auf 20,031 AU am ersten September
an.
Neptun
Neptun bleibt weiterhin dem Steinbock treu. Seine Deklination sinkt von −17◦ 00’54”
am ersten Juli auf −17◦ 27’59” am ersten September.
Auch bei dem blauen Gasriesen kommt es im Vorschauzeitraum zur Opposition; diese ereignet sich
am 04. August gegen 15:38. Verbunden hiermit
kommt es zu einem Minimum des Erdabstandes
von 29,064213 AU, das am gleichen Tag bereits
um 05:59 angenommen wird. Der Sonnenabstand
nimmt von 30,080 AU geringfügig auf 30,078 AU
ab.
Der Transit Neptuns verschiebt sich von 03:51 am
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Der Transit des Planeten verschiebt sich infolge
der Konjunktion von 05:10 am ersten Juli auf 03:05
am ersten August und 00:58 am ersten September;
die Transithöhe geht aufgrund der abnehmenden
Deklination leicht von 28◦ 55’ auf 28◦ 10’ zurück.
Die visuelle Helligkeit steigt von 5,m8 auf 5,m7, die
Größe der Planetenscheibe von 3,”4 auf 3,”5.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufg.
00:01
23:02
21:54
20:58
19:50
Unterg.
10:18
09:21
08:11
07:13
06:02
Elong.
−126,◦1
−139,◦8
−156,◦5
−170,◦5
+172,◦4
Erdabst.
19,41
19,24
19,09
19,03
19,03
Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus
ersten Juli auf 01:46 am ersten August und schließlich 23:37 am ersten September; die Transithöhe
reduziert sich dabei leicht von 23◦ 12’ auf 22◦ 45’.
Die Helligkeit Neptuns liegt bei 7,m8, die Größe
der Planetenscheibe bei 2,”1.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufg.
23:09
22:13
21:05
20:09
19:01
Unterg.
08:29
07:32
06:23
05:26
04:17
Elong.
−146,◦0
−159,◦7
−176,◦4
+169,◦8
+153,◦0
Erdabst.
29,23
29,12
29,07
29,08
29,18
Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun
17
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pluto
Auch bei Pluto ergeben sich keine tiefgreifenden Änderungen; der äußerste unserer Planeten befindet sich weiterhin im Sternbild Schlangenträger. Die Rückläufigkeit, in der er sich seit
dem 23. März befindet, endet kurz vor Ende des
Vorschauzeitraumes am 30. August gegen 04:15
bei einer Rektaszension von 17h 07m 53,s 57. Die Deklination Plutos geht weiter zurück; sie fällt von
−13◦ 27’27” am ersten Juli auf −13◦ 43’32” am ersten September.
Nach der Opposition von Anfang Juni geht die
Elongation betragsmäßig wieder zurück, während
der Erdabstand steigt. Auch der Sonnenabstand
steigt geringfügig von 30,665 AU am ersten Juli auf
30,690 AU am ersten September an.
Der Transit Plutos verschiebt sich in die frühen
Veränderliche Sterne
Die Tabelle 10 enthält
Angaben über Maxima und Minima der Helligkeit
veränderlicher Sterne in den Monaten Juli und August.
Abendstunden: Am ersten Juli findet er noch gegen
00:03 statt, am ersten August bereits um 21:54 und
am ersten September bereits um 19:52. Die Transithöhe geht von 26◦ 44’ auf 26◦ 28’ zurück. Am 23.
August erfolgt der Transit erstmals vor Sonnenuntergang.
Die visuelle Helligkeit Plutos sinkt von 13,m8 auf
13,m9, die Größe der Planetenscheibe beträgt 0,”3.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufg.
19:02
18:05
16:58
16:02
14:56
Unterg.
05:00
04:03
02:55
01:59
00:51
Elong.
+157,◦4
+144,◦6
+128,◦5
+115,◦2
+99,◦0
Erdabst.
29,72
29,83
30,04
30,24
30,52
Tabelle 9: Astronomische Daten Pluto
Datum
02.07. 23:45
28.07. 21:00
29.07. 19:30
01.08. 23:05
05.08. 01:15
08.08. 23:05
10.08. 00:00
13.08. 22:50
17.08. 22:20
21.08. 01:00
01.09. 01:00
Ereignis
Min
Max
Max
Min
Max
Max
Min
Min
Min
Min
Min
Stern
Al Dra (Bedeckungsver.)
η Aql (δ Cep-Stern)
δ Cep
Al Dra (Bedeckungsver.)
η Aql (δ Cep-Stern)
δ Cep
β Per (Bedeckungsver.)
Al Dra (Bedeckungsver.)
TW Cas (Bedeckungsver.)
β Lyr (Bedeckungsver.)
U Cep (Bedeckungsver.)
Tabelle 10: Veränderliche Sterne
Sternbedeckungen durch den Mond
In Tabelle 11 finden sich alle in den Monaten Juli und
August von Darmstadt aus beobachtbaren Sternbedeckungen durch den Mond. Es sind im aktuellen
Vorschauzeitraum lediglich sieben Ereignisse, wobei bei einem davon Ein- und Austrittsdaten angegeben wurden.
Der hellste bedeckte Stern hat eine Magnitude von
4,m22; es handelt sich um 65 κ1 Tau, für den Beginn
und Ende der Bedeckung angegeben wurden. Diese
Bedeckung verläuft in Randnähe des Mondes und
dauert lediglich ca. 17 Minuten; die angegebenen
Zeiten sind stark von der Position des Beobachters
abhängig. Drei Sterne liegen zwischen 5m und 6m ,
18
die restlichen drei Sterne liegen jenseits von 7m . Die
minimale Mondphase beträgt diesmal 26 Prozent.
(E Eintritt, A Austritt)
Zeitpunkt
04.07. 23:16:25E
07.07. 23:11:44E
10.07. 21:55:49E
11.07. 23:24:27E
08.08. 23:20:14E
21.08. 01:23:35E
21.08. 01:40:19A
21.08. 01:52:33A
bed. Stern
BD+10◦ 2250
81 Vir
5 ρ Oph
CD−26◦ 12152
CD−27◦ 12588
65 κ1 Tau
65 κ1 Tau
65 κ2 Tau
Helligk.
7,m24
7,m76
5,m02
5,m97
7,m09
4,m22
4,m22
5,m28
Phase
0, 26+
0, 59+
0, 88+
0, 95+
0, 87+
0, 41−
0, 41−
0, 41−
Tabelle 11: Sternbedeckungen durch den Mond
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Meteorströme
Tabelle 12 enthält Angaben zu
den im aktuellen Vorschauzeitraum beobachtbaren
Meteorströmen.
Das Perseidenmaximum wird in diesem Jahr am
13. August gegen 07:00 erwartet. Zwar gehen die
Prognosen schon von einer hohen Stundenrate in
den Nachtstunden vom 12. auf den 13. August
aus, doch kommt leider noch der störende Einfluß
des Mondes hinzu: Die Mondphase beträgt 99 Prozent, der Untergang erfolgt gegen 07:11. Murphy’s
Law. . .
Meteorstrom
Sagittariden
Juni-Bootiden
Pegasiden
Piscis Austriniden
δ-Aquariden (S)
α-Capricorniden
ι-Aquariden (S)
δ-Aquariden (N)
Perseiden
κ-Cygniden
ι-Aquariden (N)
α-Aurigiden
Beg.
15.04.
26.06.
07.07.
15.07.
12.07.
03.07.
25.07.
15.07.
17.07.
03.08.
11.08.
25.08.
Ende
15.07.
02.07.
13.07.
10.08.
19.08.
15.08.
25.08.
25.08.
24.08.
25.08.
31.08.
05.09.
Max.
20.05.
27.06.
10.07.
28.07.
28.07.
30.07.
04.08.
09.08.
13.08.
18.08.
20.08.
01.09.
ZHR
5
var
3
5
20
4
2
4
140
3
3
10
Tabelle 12: Meteorströme
Der Sternenhimmel
Die Graphik am Anfang
dieses Artikels zeigt den Sternenhimmel für den ersten August um Mitternacht.
Dem Beobachter zeigt sich ein typischer Himmel
des Hochsommers. Im Zenit steht die Leier mit dem
hellen Stern Vega, umgeben vom Herkules und dem
Schwan mit Deneb. Den dritten Stern des Sommerdreiecks, Altair, finden wir in Richtung Süden
im Sternbild Adler, das den Südsternhimmel dominiert und vom Wassermann, dem Steinbock, dem
Schützen, dem Skorpion und dem Schlagenträger
umgeben ist. Im Osten stehen Perseus, Andromeda
und Pegasus, im Westen die nördliche Krone und
der Bärenhüter mit dem großen Bären, tiefer die
Sternbilder Waage und Jungfrau. Dicht am Nordhorizont erkennt man den Luchs und den Fuhrmann mit Capella, dem einzigen im Moment sichtbaren Stern des Wintersechsecks.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003
Die Ekliptik liegt der Jahreszeit entsprechend tief
am Südosthorizont; der galaktische Äquator (und
damit das Band der Milchstraße) gewinnt an Höhe.
Vor allem die Regionen um den Schwan und den
Schützen dürften eine Vielzahl interessanter Beobachtungsobjekte bieten.
Als planetare Beobachtungsobjekte findet man
den Mars, Uranus und Neptun. Auch Pluto befindet sich über dem Horizont, wenngleich er aufgrund
seiner geringen Helligkeit auf der Übersichtskarte
nicht dargestellt ist. Man findet ihn im aus den
Sternen ν Ser, η Oph und ζ Oph gebildeten Dreieck und somit in der Nähe der bereits angesprochenen Region interessanter Deep-Sky-Objekte im
Schützen. Mit einer Helligkeit von fast 14m ist eine Beobachtung des sonnenfernsten Planeten allerdings nicht allzu einfach.
¦
19
Volkssternwarte Darmstadt e.V., Flotowstr. 19, 64287 Darmstadt
POSTVERTRIEBSSTÜCK
. . . . . . . .Veranstaltungen und Termine. . . . . . . .Juli / August 2003. . . . . . . .
Donnerstags ab
19:30
Leseabend, Beobachtung, Gespräche über astronomische Themen,
Fernrohrführerschein
Sonntags ab
10:00
Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen
Freitag,
11. 07.
19:00
Astro-Jugend
Donnerstag,
17. 07.
20:00
Redaktionssitzung Mitteilungen 5/2003
Freitag,
25. 07.
19:00
Astro-Jugend
Donnerstag,
31. 07.
20:00
Themenabend: Einführung in die Planetenbeobachtung
Donnerstag,
07. 08.
20:00
Öffentliche Vorstandssitzung
Freitag,
08. 08.
19:00
Astro-Jugend
Donnerstag,
14. 08.
20:00
Redaktionssitzung Mitteilungen 5/2003
Samstag,
16. 08.
Donnerstag,
21. 08.
20:00
Themenabend: Unsere Sonne
Freitag,
22. 08.
19:00
Astro-Jugend
Redaktionsschluss Mitteilungen 5/2003
Die Astro-Fotografie-Gruppe trifft sich nach telefonischem Rundruf. Interessenten mögen
Freitags- oder Samstagsabend auf der Sternwarte anrufen oder ihre Telefonnummer hinterlassen
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle:
Auf der Ludwigshöhe 196
Flotowstr. 19
Telefon: (06151) 51482
64287 Darmstadt
email: [email protected]
Telefon: (06151) 130900
http://www.vsda.de
Telefax: (06151) 130901
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