Mitteilungen 35. Jahrgang D 13121 Volkssternwarte Darmstadt e.V. Nr. 4 / 2003 Transit: Merkur vor der Sonnenscheibe am 7. Mai 2003. Mosaikaufnahme von Jan Wilhelm in Darmstadt. Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial: Individualismus oder Gemeinschaftssinn? — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Mars Express“ – Europa fliegt zum Mars — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 ” Im Schatten des Planeten — Jan Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Kraterwelten — Dr. Robert Wagner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Vorschau Juli / August 2003 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Zum Titelbild Merkur vor der Sonnenscheibe am 7. Mai 2003. Dieses Mosaik der gesamten Sonne, aufgenommen um 10:18 MESZ, besteht aus 6 Einzelbildern. Aufnahmeinstrument 80/910-mm-Refraktor mit Filterfolie von Baader-Planetarium. Es wurden jeweils 500 Bilder (20 Bilder/s; je 1/12000 s belichtet) mit der Mintron MTV-12V1-EX aufgenommen und die besten 20 (2-fache Auflösung, nachher Originalgröße). Bildverarbeitung: Exponentielle Kontrasteinstellung mit Giotto, unscharfe Maske mit Corel Photopaint 7, Mosaikerstellung von Hand mit Micrografx Picture Publisher 8. Siehe Artikel ab Seite 8. -jw Impressum Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“ ” erscheinen alle zwei Monate im Eigenverlag des Vereins Volkssternwarte Darmstadt e.V. — Der Verkaufspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei den Autoren. Geschäftsstelle / Redaktion: Flotowstr. 19, 64287 Darmstadt, Tel.: 06151-130900, Fax.: 06151130901. Vertrieb: Peter Lutz. Redaktionsltg.: Andreas Domenico. Layout, Satz: Philip Jander. Druck: 2 Digital Druck GmbH & Co KG, Landwehrstr. 58, 64293 Darmstadt. Auflage: 200. Volkssternwarte Darmstadt e.V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender), Bernd Scharbert (2. Vorsitzender), Paul Engels (Kassenwart), Ulrich Metzner (2. Kassenwart), Heinz Johann (Sternwartenleiter), Peter Lutz (Vetrieb Mitteilungen). Jahresbeitrag: 60 EUR bzw. 30 EUR (bei Ermäßigung). Konto: 588 040, Sparkasse Darmstadt (BLZ 508 501 50). Internet: http://www.vsda.de, email: [email protected] Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial Individualismus oder Gemeinschaftssinn? Vereine bestehen aus Menschen und Menschen sind nunmal sehr verschieden. Obgleich alle ein gemeinsames Interesse haben — in unserem Fall die Astronomie — , sind die Persönlichkeiten und Charaktere der Mitglieder natürlich sehr vielschichtig. So bleibt es nicht aus, dass auch in Vereinen und Interessengemeinschaften — wie überall im Berufsleben oder im alltäglichen Umgang mit Menschen — Spannungen und Konflikte unterschiedlichster Art und Weise auftreten. Ursachen und Anlässe dafür liefert das Vereinsleben — wie das Leben allgemein — in rauen Mengen. Selbst die Tatsache, dass in Vereinen viele persönliche Freundschaften geschlossen und gepflegt werden, kann dies kaum verhindern. Im Gegenteil, dieser Umstand kann mitunter sogar zu einem ganz beträchtlichen Spannungsherd heran wachsen. Auch grundlegende Unterschiede in der Auffassung von Sinn und Zweck eines Vereins können zu Konflikten führen, obgleich der Begriff Verein“ eigentlich nicht viel Freiraum für eigene Interpretationen ” liefert: Verein bedeutet Gemeinschaft; in einer solchen sollte freilich der Gemeinschaftssinn im Vordergrund stehen. Egoismus und persönliche Interessen haben hingegen hinten anzustehen. Mehr noch: Derartige Bedürfnisse oder Wesenszüge stehen im direkten Widerspruch zu den Zielsetzungen ehrenamtlicher, gemeinnützigen Zwecken dienender Organisationen. Sie alle wirken mit ihrem sozialen Einsatz dem besorgniserregend wachsenden Individualismus und einem sich ausbreitenden Egoismus in unserer Gesellschaft entgegen. Im Berufsleben werden diese Eigenschaften oft beschönigend unter dem Begriff Ehrgeiz“ zu” sammengefasst und als karrierefördernd betrachtet — wenngleich sie auch hier die Ursache vieler negativer Aspekte sind. Ein Verein — in dem niemand zur Teilnahme gezwungen wird — ist für Machtspiele jedoch keine angemessene Arena. Dennoch stehen überall häufig Desinteresse, Egoismus und persönliches Profilierungsgehabe von Einzelnen ohne Übernahme von Verantwortung im Vordergrund. Werden nicht schon in den kleinsten Vereinen Intrigen gesponnen und Streit provoziert? Werden nicht auch immer häufiger Nichtigkeiten von Menschen, die vielleicht im Berufs- und Privatleben nicht mehr erfüllt sind, zu gigantischen Problemfällen hochstilisiert und tun sie nicht damit kund, dass sie das eigentliche Ziel längst aus den Augen verloren haben? Wie ist es sonst zu verstehen, dass gleichgesinnte Menschen, die sich mit einem gemeinsamen Ziel freiwillig in einem Verein zusammengeschlossen haben, unterschiedliche Meinungen von einem öffentlichen Gericht klären lassen müssen? Dies ist schon vorgekommen, wenn auch — gottlob — nicht in unserem Verein. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Ich verstehe Individualismus keineswegs als grundsätzlich negative Eigenschaft, im Gegenteil. Er allein steht auch nicht in unmittelbarem Widerspruch mit dem Gemeinschaftssinn. Es gibt sogar einen beeindruckenden Zusammenklang von Selbstentfaltungswünschen und der Bereitschaft zu sozialem oder ehrenamtlichem Engagement. Der sichtbarste Unterschied ist der, dass beim Engagement von heute die Beteiligten stets etwas für ihr Handeln zurückbekommen möchten, in erster Linie Anerkennung. Engagement muss sich lohnen, Spass machen, dem Ego gut tun und sichtbar sein. Im Grunde ist daran auch nichts auszusetzen, aber darf all das Hauptmotivation sein? Unsere Alltagserfahrungen zeigen einen allgemeinen Wertewandel, in dem Selbstentfaltungswerte (z. B. eigene Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen und weiterentwickeln, sich selbst aktiv halten, interessante Leute kennen lernen oder einfach nur Spass haben) immer bedeutsamer werden. Allerdings lösen diese nicht einfach die traditionellen Werte, Tugenden und Pflichten (z. B. etwas Nützliches für das Gemeinwohl tun, mehr für den Zusammenhalt der Menschen tun) ab, sondern sie vermischen sich auf höchst eigenwillige Weise. Dies gilt genauso für die Motive des Engagements. Auch das ist im Grunde etwas Positives. Jedoch sind nur wenige von uns wirklich in der Lage, sich sicher auf dem sehr schmalen Grat zwischen Individualismus und Egoismus zu bewegen. Und hierin liegt das eigentliche Dilemma. . . Eine schöne Ferienzeit wünscht Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Andreas Domenico 3 Astro-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neues aus Astronomie und Raumfahrt von Bernd Scharbert Eis oder nicht Eis – das ist hier die Frage. Und über diese wird wohl noch länger spekuliert werden. Gemeint ist der Titan – Saturns größter Mond. Bislang wurde angenommen, daß sich unter der undurchdringlichen Atmosphäre des Mondes ein Ozean aus Methan befindet. Französischen und amerikanischen Forschern gelang nun im Infrarotbereich ein kleiner Blick durch die Atmosphäre. Und das was Sie dort an Informationen erhielten würde auch zu einer Oberfläche aus Wassereis passen. Möglicherweise sammelt sich das organische Material nur in Seen und die Oberfläche besteht in der Tat hauptsächlich aus Wassereis. Nun ja – beim Spähen durch kleine Fensterspalte hat schon manch einer Dinge gesehen, die bei klarem Durchblick ganz anders aussahen. Im Dezember 2004 wird die europäischen Raumsonde Huygens auf dem Titan landen – dann wissen wir es hoffentlich genauer. [1] Haben Sie schon von SO2500.5+165258 gehört? Macht nix – da sind Sie in guter Gesellschaft. Hinter dieser – zugegeben recht abstrakten Bezeichnung – verbirgt sich ein roter Zwergstern. Nicht irgendeiner, sondern der uns nächstgelegene. Er ist nur 7,8 Lichtjahre von der Erde entfernt und somit der drittnächste Stern. Wie konnte man den ” übersehen?“ Rote Zwerge zeichnen sich durch ihre geringe Masse aus. Das ist der Grund warum dieser Nachbar so spät entdeckt wurde: Er hat nur 7% der Sonnenmasse – ist somit nur 70 mal schwerer als der Riesenplanet Jupiter – und unsere Sonne leuchtet 300.000 mal heller als er. [2] Der europäischen Raumfahrt wurde durch die EU-Ministerkonferenz der Rücken gestärkt. Die Gelder um die 10 Tonnen-Ariane betriebssicher zu machen wurden bewilligt. Mit zwei Flügen im Jahr 2004 soll sie qualifiziert werden. Für die Internationale Raumstation wurden weitere Gelder freigegeben. Diese sind primär für das Automatische Transport Vehikel (ATV) geplant, welches hauptsächlich in Deutschland gefertigt wird. Mit dem ATV – welches mit einer Ariane 5 gestartet wird – soll die ISS mit Nachschub versorgt werden. Das ATV fliegt unbemannt. Darüber hinaus wird in Kourou eine weitere Start- 4 rampe gebaut, von der aus ab 2006 die russischen Soyus-Raumschiffe gestartet werden können. [3] Licht im Dunkeln: Astronauten können in der Erdumlaufbahn ein ganz besonderes Phänomen erleben. Obwohl sie ihre Augen geschlossen haben, sehen sie Lichtblitze. Insbesondere wenn sie gerade über die Küste Brasiliens fliegen. Und da lauert auch schon des Rätsels Lösung. An dieser Stelle ist das Erdmagnetfeld nämlich besonders schwach, man spricht von der Südatlantischen Anomalie“. ” Durch das schwache Magnetfeld können geladene Teilchen – Protonen und Atomkerne – näher an die Erde herankommen als an anderen Stellen. Die Protonen und Atomkerne treffen im Auge auf die Retina und lösen dort eine Reaktion aus, die vom Gehirn als Lichtblitz interpretiert wird. [4] In Stephans Quintett geht es heiß her. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei dem Quintett handelt es sich nicht um ein Streichquintett, welches sich ob musikalischer Dissonanzen herumprügelt. Nein – Stephans Quintett ist eine Gruppe aus fünf Galaxien, die 280 Millionen Lichtjahre von uns entfernt sind. Eigentlich ist es nur ein Quartett, denn eine der Galaxien liegt zwar in der gleichen Richtung, ist jedoch nur 35 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Heiß her geht es deswegen, weil diese vier Galaxien so nahe beieinander stehen, daß sie in ständiger Wechselwirkung miteinander sind. Zwischen den Galaxien befindet sich Gas mit einer Temperatur von 6 Millionen Grad. Das ist ziemlich heiß und es wurde lange nach einer Erklärung dafür gesucht. Nun wurde Sie gefunden. Eine der Galaxien dringt gerade erst in das Trio ein. Die dadurch verursachte Schockwelle heizt das Gas derart stark auf. Übrigens wird auch Stephans Quintett irgendwann zur Ruhe kommen. Dann nämlich, wenn alle vier Galaxien zu einer großen elliptischen Galaxie verschmolzen sind. [5] Literatur: [1] [2] [3] [4] [5] www.astronews.com 25.04.2003 www.astronews.com 21.05.2003 ESA-Pressemitteilung vom 27.05.2003 Wissenschaft-online 16.04.2003 www.astronews.com 09.05.2003 Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raumfahrt Mars Express“ – Europa fliegt zum Mars ” von Bernd Scharbert Flight is nominal“, das war genau das was alle hören wollten. Und wir bekamen es zu hören. Immer ” wieder, während der Lichtpunkt der Triebwerke schwächer und schwächer wurde. Es war ein problemloser Start der Soyus-Fregat Rakete mit der ersten europäischen Marssonde Mars Express“ an der Spitze. ” Wie geplant hob die russische Rakete am 02.06.2003 um 19:45 ab und verschwand im Nachthimmel. Unspektakulär – es gab keinen Countdown – aber laut: Es wurden nicht nur Bilder, sondern auch Ton aus Baikonur übertragen. Der Start Zwar gab es den ersten Applaus schon beim Abheben der Soyus-Rakete, doch lagen noch einige kritische Momente vor der Raumsonde, bis man von einem erfolgreichen Start reden konnte. Die Abtrennung der ersten und das Zünden der zweiten Stufe wurde mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, gleiches bei Zündung der dritten Stufe. Mit dem ersten Zünden der Fregat-Oberstufe hatte Mars-Express“ dann seine Parkbahn im ” Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Erdorbit erreicht. Doch es sollte mehr als eine Stunde vergehen, bis die Oberstufe erneut zünden würde, um die Raumsonde endgültig auf den Weg zum Mars zu befördern. Das war für die Gäste die Zeit, sich intensiver mit dem hervorragenden Büffet auseinanderzusetzen. Um 20:59 Uhr zündete die Fregat-Oberstufe erneut und schoss Mars Express“ in seine Bahn zum ” Mars. Nach Brennschluss wurde mit Spannung die Bestätigung erwartet, dass sich die Raumsonde von der Oberstufe getrennt hat. Diese Meldung erfolgte um 21:18 Uhr und nun gab es großen Beifall – die ersten kritischen Phasen waren überstanden. Am 06.06.2003 gab es einen weiteren kritischen Augenblick: Die Klammern, mit der das Landegerät 5 Raumfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beagle 2“ während der Startphase auf der Raum” sonde fixiert war, sollten sich öffnen. Nur dann kann das Landegerät kurz vor der Ankunft am Mars von der Raumsonde getrennt werden. Auch diese 30 Minuten dauernde Aktion verlief erfolgreich. Mars-Express auf der Fregat-Oberstufe (das sind die Kugeln unterhalb der Raumsonde) Showtime im ESOC Mehrere hundert Gäste im Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt verfolgten den Start auf vier großen Leinwänden, die an den Wänden befestigt waren. In der Mitte des Raumes war eine kleine Drehbühne installiert – der Mars! Um diese waren die Stühle kreisförmig aufgestellt. Auf der Bühne lag ein Modell von Beagle 2“, ” dem Landefahrzeug. Oberhalb hing ein Modell des Mars-Express“. Auf dieser Drehbühne fanden eine ” Reihe interessanter Interviews statt. Es kamen verschiedene Projektverantwortliche zu Wort, die Interessantes über die Raumsonde und das Landefahrzeug berichteten. Dann gab es eine Reihe von Gästen, die nicht direkt mit der Mission zu tun hatten. Zum einen Ulf Merbold, der deutsche Astronaut. Zum anderen ein Vertreter der deutschen MarsSociety, die durch Expeditionen in die Eiswüsten Kanadas versucht, das Überleben auf dem roten Planeten zu trainieren. Vorbereitung auf den Tag, an dem zum ersten Mal ein Mensch den Fuß auf den Mars setzt. Ich würde allerdings jede Wette einge- 6 hen, dass die heutigen Mitglieder der Mars-Society diesen historischen Schritt bestenfalls aus dem Altersheim verfolgen werden, als selbst dabei zu sein. Zwecks Erforschung des Einflusses der monatelangen Schwerelosigkeit gab und gibt es Experimente, bei denen sich die Teilnehmer wochenlang ins Bett legen. So wird der Muskelschwund durch die lange Schwerelosigkeit auf einem Marsflug simuliert und getestet, mit welchen Trainingsmethoden man dem vorbeugen kann. Ein Teilnehmer eines solchen Experiments wurde ebenfalls interviewt. Er erzählte mir hinterher, dass er für das achtwöchige Experiment stapelweise Bücher mitgenommen hatte und sich sogar eine Playstation gekauft hatte, um nicht vor Langeweile umzukommen. Allerdings kam er kaum zum lesen, weil die Zeit mit medizinischen Tests und Training ausgefüllt war. Die Frage, ob er noch einmal mitmachen würde, beantwortete er mit einem klaren nein. Nur auf dem Weg zum Mars würde er so etwas noch einmal über sich ergehen lassen. Stellen Sie sich vor, sie liegen acht Wochen im Bett. Und müssen alles im Bett erledigen. Alles? Alles! Interessant und spannend waren die eingestreuten Live-Übertragungen aus dem Kontrollzentrum. Mike McKay – der Mars-Express Ground Segment ” Manager“ – gab den aktuellen Status der Startvorbereitungen durch. Er trug eine Mars-rote Krawatte, die ihm das Team für diesen Abend geschenkt hatte. Die Rakete Soyus flog zum ersten Mal im Jahr 1963. Seit dem hat dieser Raketentyp mehr als 1500 Starts hinter sich und gilt mit einer Erfolgsquote von 98 % als sehr zuverlässig. Es handelt sich um eine dreistufige Rakete, die in der Regel für den Start der bemannten Soyus-Raumkapseln verwendet wird. Die Fregat-Oberstufe flog erst sechs Mal, allerdings jedes Mal ohne Fehler. Die Kosten für den Raketenstart sind in den 300 Millionen Euro Missionskosten übrigens schon enthalten. Vermarktet wird die Soyus-Fregat von Starsem“, einer Europäisch” Russischen Firma. Mars-Express Warum eigentlich Mars-Express“? Zwar ist die ” Entfernung Erde – Mars dieses Jahr besonders gering, was eine 30% höhere Nutzlast ermöglicht, der Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raumfahrt Flug dauert allerdings immer noch knapp sieben Monate. Der Name rührt denn auch von der kurzen Entwicklungszeit der Raumsonde her. Normalerweise dauert es für eine solche Raumsonde von der Erstellung des technischen Konzepts bis zum Baubeginn ca. fünf Jahre. Bei Mars Express betrug dieser Zeitraum nur ein Jahr! Außerdem wurden Instrumente verwendet, die schon für die RosettaMission entwickelt worden waren. Dadurch reduzierten sich die Kosten auf die Hälfte. Beagle 2 Fünf Tage bevor Mars Express den Mars erreicht, wird das Landefahrzeug abgetrennt. Dieses trägt den Namen Beagle 2“, nach dem Schiff, mit dem ” Charles Darwin 1830 um die Welt segelte. Während Charles Darwin die Artvielfalt unseres Planeten studierte wäre Beagle 2“ schon erfolgreich, wenn ” überhaupt nur eine sichere Spur von Leben gefunden würde. Am 25.12.2003 wird Beagle 2“ mit 20.000 km/h ” in die Marsatmosphäre eintreten und durch einen Hitzeschutzschild auf 1.600 km/h abgebremst. Nun sorgt ein Fallschirm und später drei Airbags für einen sicheren Abstieg und eine sichere Landung in der Region Isidis Planitia. Geht alles gut, soll das Landegerät ca. 180 Tage lang Daten liefern. Auf der Oberfläche gelandet, werden die Solarzellen ausgeklappt und die Suche nach Leben kann beginnen. Allerdings gibt es auch noch andere Experimente: Mit einem zwei Spektrometern, einer Stereo-Kamera, einem Mikroskop, sowie einem Bohrer für Felsen soll die Beschaffenheit der Marsoberfläche ermittelt werden. Mit dem Radar soll Wasser auch unter der Oberfläche gefunden werden. Der Mars-Express-Orbiter wird den Mars mit einer Auflösung von 10 Metern fotografieren. Teilweise sogar mit einer Auflösung von 2 Metern. Die 3DKamera stammt aus dem Institut für Weltraumsensorik und Planetenerkundung in Berlin. Von dort kam auch schon die Kamera der europäischen Giotto-Raumsonde. Besonders interessant ist freilich der Bohrer, mit dem Bodenproben aus bis zu 1,5 Meter Tiefe auf Spuren von Leben untersucht werden sollen. Durch die Ultraviolette Strahlung der Sonne – die wegen der dünnen Atmosphäre fast ungehindert den Marsboden erreicht – ist es unwahrscheinlich auf der Oberfläche Spuren von Leben zu finden. Deswegen werden mit einem speziellen Gerät Bodenproben entnommen und auf Lebenspuren untersucht. Mit weiteren Instrumenten soll die Zusammensetzung der Marsatmosphäre untersucht werden. Besonders interessant ist das Experiment Marsis“, ” mit dem die Beschaffenheit des Marsbodens bis in eine Tiefe von einigen Kilometern erkundet werden soll. Hier hofft man insbesondere auf Hinweise auf Wassereis, welches sich nach neuesten Erkenntnissen in größeren Mengen im Marsboden befinden könnte. Der Orbiter soll mindesten ein Marsjahr – das sind 687 Erdtage – den Mars beobachten. Mit an Bord ist übrigens eine geringe Menge der (Mars-) roten Farbe, mit denen die Ferraris lackiert sind. Ein PRGag der ESA. Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Das Landefahrzeug Beagle 2 auf der Marsoberfläche. Weitere Details zu den einzelnen Experimenten wird es in einer der nächsten Mitteilungen geben.¦ 7 Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Im Schatten des Planeten Der Merkur-Durchgang — mit der Videokamera dokumentiert von Jan Wilhelm Abb. 1: Bildausschnitte der Austrittsphase, 7. Mai 2003, 12:21:00 bis 12:32:20 MESZ, 80/910-mm-Refraktor mit Filterfolie, 500 Bilder (20 Bilder/s; je 1/12000 s belichtet), Mintron MTV-12V1-EX. Aufnahmen von Jan Wilhelm. Am 7. Mai 2003 wurde die Sonne von einem Himmelskörper teilweise bedeckt, — allerdings nur zu 0,005 %. Und so ist es nicht verwunderlich, daß zur Beobachtung des Planetentransits auch ein Fernrohr nötig war. Die Rede ist von Merkur, der im Mittel 13 mal pro Jahrhundert vor der Sonne vorüber zieht. Dies ist relativ häufig, wenn man bedenkt, daß die Merkurbahn 7 Grad gegen die Ekliptik geneigt ist. Merkur muß sich also nicht nur in unterer Konjunktion befinden, sondern auch in der Nähe der Erdbahnebene stehen. Merkurdurchgänge finden deshalb nur statt, wenn die untere Konjunktion in die Zeit vom 6. bis 11. Mai oder vom 6. bis 15. November fällt. Sonne zu erstellen (s. Titelbild). Ab 10:18 MESZ konnte ich mit den Aufnahmen beginnen,— alle fünf Minuten eine Serie von 500 Rohbildern. Dazwischen beobachtete ich am Monitor, wie Merkur langsam über die Sonne wanderte. Es war faszinierend, Himmelsmechanik live zu erleben. Außerdem hat mich die Schwärze des Planetenschattens im Vergleich zur Umbra eines größeren Sonnenflecks beeindruckt. Der 12 Bogensekunden große Merkur erschien wie mit dem Locheisen ausgestanzt. Der Merkurdurchgang diesen Jahres begann um 7:11 MESZ. Doch leider war davon nichts zu sehen, da um diese Zeit noch Wolken den Himmel über Darmstadt bedeckten. Nach 10 Uhr setzte sich dann aber doch die Sonne durch. Und so habe ich schnell den Refraktor rausgetragen und die Mintron angeschlossen. Obwohl die Mintron nur eine s/w-Kamera ist, habe ich sie diesmal aufgrund des größeren Bildfeldes der Webcam vorgezogen. Ziel war es nämlich, mit möglichst wenig Aufwand ein Mosaik der ganzen 8 Abb. 2: 10:18 MESZ Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen Abb. 3: 10:38 MESZ Abb. 6: 11:38 MESZ Abb. 4: 10:58 MESZ Abb. 7: 11:58 MESZ Besonders interessant war auch die Austrittsphase. Fast schien es, als wollte Merkur selbst das Ende noch etwas hinauszögern. Um 12:32 MESZ war dann leider trotzdem alles vorbei. Abb. 8: 12:19 MESZ Abb. 5: 11:18 MESZ Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Jetzt heißt es warten auf den 9. Mai 2016: Dann kommt es zum nächsten von Europa aus sichtbaren Merkurtransit. Doch vorher ist noch ein sehr viel selteneres Ereignis zu beobachten: Der Venustransit am 8. Juni 2004. 9 Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu den Aufnahmen: Videokamera Mintron MTV-12V1-EX an 80/910mm-Refraktor mit Filterfolie von BaaderPlanetarium. Es wurden jeweils 500 Bilder (20 Bilder/s; je 1/12.000 s belichtet) aufgenommen und die besten 20 % mit Giotto gemittelt (2-fache Auflösung, nachher Originalgröße). Bildverarbeitung: Exponentielle Kontrasteinstellung mit Giotto, unscharfe Maske mit Corel Photopaint 7, Mosaikerstellung von Hand mit Micrografx Picture Publisher 8. Quellen: [1] http://www.astronews.com [2] Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2003 [3] Journal für Astronomie Nr. 11, I I/ 2003 Weitere Bilder des Merkur-Transits: Austrittsphase, 7. Mai 2003, 12:25 bis 12:30 MESZ, 305/2100-mm-Newton der Volkssternwarte Darmstadt (abgeblendet auf 80 mm) mit Filterfolie, Phillips ToUCam Pro. Aufnahmen von Heinz Johann. Diese Aufnahmen wurden von Heinz Johann mit der Sternwarten-Webcam“ am 12-Zoll-Newton der ” VSD gewonnen, dessen Öffnung zur Sonnenbeobachtung auf 80 mm abgeblendet und mit einer Filterfolie von Baader-Planetarium versehen wurde. Es handelt sich um eine Auswahl sehr guter und unbearbeiteter (!) Einzelbilder (VSD, Observatorium Ludwigshöhe). -ad 10:57 MESZ 10 Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen Kraterwelten Ein Spaziergang am Westrand des Mondes mit der Webcam von Dr. Robert Wagner Das anhaltend schöne Wetter im Februar und März bot endliche wieder einmal ausgiebige Möglichkeiten zur astronomischen Beobachtung. So auch am 15. März., zwei Tage vor Vollmond. Da sich in der Zeit um den Vollmond die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten aufgrund des aufgehellten Himmelshintergrundes praktisch verbietet, nutzten wir die Gelegenheit, um einmal die Landschaften am Westrand des Mondes genauer unter das Okular zu nehmen und unsere neue Webcam zur Aufnahme von Mondbildern auszuprobieren. Aristarch und Herodot Abb. 1: Aristarch und Herodot, Aufnahme vom 15.03.03 um 23:19 MEZ. Refraktor 102/920, VSD, Brennweite mit 2×-Barlowlinse auf 1840 mm verlängert. Webcam Phillips ToUCam, Summenbild aus 25 Einzelbildern, nachbearbeitet mit Giotto, Norden ist oben, Westen links. Aufnahme: W. Beike, R. Wagner. Bereits im 7 × 50-Sucher unseres 4”-Refraktors war der Krater Aristarch als hellleuchtender Punkt zu erkennen, der sich deutlich von den ihn umgebenden Ozean der Stürme (Oceanus Procellarum) abhob. Aristarch gilt als hellster Krater auf dem Mond und ist sogar im aschgrauen Licht sehen. Der englische Astronom William Herschel, der dieses Phänomen vor 200 Jahren beobachtete, vermutete zunächst, er sei Zeuge eines Vulkanausbruches auf dem Mond. Als aschgraues Licht oder Erdschein bezeichnet man das schwache Leuchten der dunklen Mondhälfte im von der Erde reflektierten Sonnenlicht. Dieses Phänomen lässt sich vor allem vor dem 1. Viertel im Frühjahr und nach dem letzten Viertel im Herbst beobachten. Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Im 4”-Refraktor bei 153facher Vergrößerung zeigten sich dann viele Details der Aristarch-Region, die recht gut durch unsere Webcam-Aufnahme (Abb. 1) wiedergegeben werden. Aristarch hat einen Durchmesser von etwa 40 km und ist 3000 m tief. Er ist Mittelpunkt eines hellen Strahlensystems, das sich besonders gut bei Vollmond beobachten lässt. Bei genauerem Blick in das Kraterinnere waren deutlich drei dunkle Bänder auszumachen, die vom Kraterboden ausgehend entlang der Innenwand nach oben verliefen. In unserer Aufnahme sind diese Bänder gerade noch erkennbar. Man vermutet, dass Aristarch vor rund 450 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten entstand. Wesentlich älter dürfte Aristarchs westlicher Nachbar Herodot sein. Sein ebener Boden ist mit dunkler Lava gefüllt und misst 35 km im Durchmesser. Wahrscheinlich ist Herodots Kraterkessel vor 3.1 — 3.8 Milliarden Jahren, als die Mondkruste aufbrach und austretendes Magma den Ozean der Stürme bildete, geflutet worden. Nördlich von Herodot befindet sich die wohl spektakulärste Mondrille, das Schröter-Tal, das sich bereits gut mit kleinen Instrumenten beobachten lässt. Den Anfang dieses Tales bildet ein 10 km breiter, länglicher Krater, der wegen seiner charakteristischen Form den Spitznamen Kobrakopf“ erhal” ten hat. Das Schröter-Tal verläuft zunächst weiter in Nordrichtung und schlängelt sich dann in vielen Windungen nach Westen, wobei sein Durchmesser allmählich auf 500 m abnimmt. Seine Gesamtlänge beträgt rund 160 km. Immer wieder haben Mondbeobachter von eigenartigen Leuchterscheinungen in der Region um Aristach berichtet: Als Ursache dieser als TLPs (Transient Lunar Phenomena) bekannt gewordenen Erscheinungen werden u.a. der plötzliche Austritt von Gasen aus der Mondkruste infolge seismischer Aktivität oder Einwirkung von Gezeitenkräften angesehen. Die Mehrzahl der Astronomen lehnt die Berichte über TLPs jedoch rundweg ab und sieht als Ursache der Leuchterscheinungen vielmehr optische Täuschungen an, die durch unsere eigene Atmosphäre hervorgerufen werden. 11 Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schickard, Nasmyth und Phocylides Verlassen wir nun die Gegend um Aristarch und setzen wir unsere Tour im Süden des Mondes entlang des Terminators fort. Ein Überblick über diese Region vermittelt Abb. 2: gentin, dessen westlicher Rand gerade im Sonnenlicht zu leuchten beginnt. Wargentin ist ein einzigartiger Krater, da er bis zu seinem Rand fast vollständig mit Lava geflutet wurde. Auf der Oberfläche dieser Hochebene hat sich beim Erstarren der Lava eine Y-förmige Erhebung gebildet, die in unserer Aufnahme im schräg einfallenden Sonnenlicht schemenhaft zu erkennen ist. Krater Wargentin Ein Kuriosum auf dem Mond Abb. 2: Schickard (oben links), Aufnahme vom 15.03.03 um 21:03 MEZ. Refraktor 102/920, VSD, Brennweite mit 2×-Barlowlinse auf 1840 mm verlängert. Webcam: Phillips ToUCam, Summenbild aus 36 Einzelbildern, nachbearbeitet mit Giotto, Norden ist oben, Westen links. Aufnahme: W. Beike, R. Wagner. Der auffälligste Krater darauf ist Schickard, der mit 227 km Durchmesser zu den größten Mondkratern gehört und besser als Wallebene zu bezeichnen ist. Schickards Boden ist teilweise eben. Bei den dunkleren Gebieten im Norden und im Südwesten dürfte es sich wahrscheinlich ebenfalls um magmatisches Material handeln. Entlang seiner Südwestecke sind durch spätere Meteoriteneinschläge eine Anzahl von kleineren Kratern entstanden. Südlich von Schickard befindet sich Phocylides, eine weitere Wallebene, die etwa nur den halben Durchmesser von Schickard besitzt. Phocylides Wall geht im Nordwesten in ein Geröllfeld über, das die Grenze zu Nasmyth, dem Verbindungskrater zwischen Schickard und Phocylides, bildet. Das Kraterpaar Nasmyth und Phocylides erinnert dabei ein wenig an den Abdruck eines gigantischen Schuhs auf der Mondoberfläche, dessen Spitze nach Süden zeigt. Weiter westlich von Nasmyth befindet sich, noch tief im Schatten des Terminators, der Krater War- 12 Krater Wargentin und Umgebung. Ausschnitt einer Webcam-Aufnahme. 12”-Newton mit 2.1 m Brennweite, 14. April, 21:45 MESZ. Aufnahme: Heinz Johann. Beim Durchstöbern von Mondaufnahmen finden sich in der Vielzahl von Kratern, Bergen und Rillen immer wieder ungewohnt anmutende Objekte. Eines davon ist der Krater Wargentin, der größte Vertreter eines seltenen Kratertyps. Wargentin befindet sich auf folgendem Foto in der Bildmitte nahe am Terminator, er scheint fast vollständig mit Lava aufgefüllt zu sein. Vermutlich fand die flüssige Lava keinen Abfluß aus dem Ringwall. Der Krater bildet mit seiner Füllung ein Hochplateau von gut 80 km Durchmesser. Vorne rechts im Bild liegt der große Krater Schickard. Die Aufnahme zeigt einen Teil des südwestlichen Hochlands zwei Tage vor Vollmond. Wolfgang Beike Quellen: [1] Jean Lacroux, Christian Legrand: Der Kosmos Mondführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmhH, Stuttgart, 2000 [2] Fred W. Price: The Moon Observers Handbook. Cambridge University Press, 1988 [3] Antonin Rükl: Atlas of the Moon. Kalmbach Publishing Co., 1996 [4] http://www.lpl.arizona.edu/alpo/ Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender Vorschau Juli / August 2003 von Alexander Schulze Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N, 08◦ 40’ O. Alle Zeitangaben erfolgen (soweit nicht anders angegeben) in Ortszeit (CEST/MESZ). Sonne Die Sonne befindet sich zu Beginn des Vorschauzeitraums im Sternbild Zwillinge. Am 21. Juli verläßt sie dieses zwischen 06 und 07 Uhr in den Krebs, den sie wiederum am 11. August zwischen 05 und 06 Uhr in Richtung Löwe verlassen wird. Nach dem Deklinationsmaximum im Juni nimmt die Deklination der Sonne zuerst langsam, dann immer schneller wieder ab. Am ersten Juli beträgt sie noch 23◦ 09’22” und sinkt dann auf 18◦ 12’18” am ersten August und 08◦ 33’15” am ersten Sep- Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 tember. Verbunden mit dieser Abnahme nimmt die Nachtlänge wieder zu, und kurz nach Beginn des aktuellen Vorschauzeitraumes sinkt die Sonne auch wieder mehr als 18◦ unter den Horizont, so daß auch bald wieder an astronomische Beobachtungen gedacht werden kann. Der Abstand der Erde zur Sonne erreicht sein diesjähriges Maximum von 1,01673 AU am 04. Juli gegen 07:40. Er sinkt bis zum ersten August auf 1,0151 AU und bis zum ersten September auf 1,0094 AU. Am 06. Juli beginnt gegen 15:10 die Sonnenrotation 2005, am 02. August gegen 20:11 die Sonnenrotation 2006 und am 30. August gegen 01:50 die Sonnenrotation 2007. 13 Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufgang 05:23 05:35 05:56 06:16 06:41 Untergang 21:35 21:27 21:06 20:42 20:08 Tag 16:12 15:52 15:10 14:26 13:27 Nacht 07:48 08:08 08:50 09:34 10:33 Dämm. Beginn –:– 00:52 23:42 22:58 22:09 Dämm. Ende –:– 02:11 03:19 04:00 04:40 Astron. Nachtl. 00:00 01:20 03:37 05:02 06:31 Tabelle 1a: Dämmerungsdaten, Tag- und Nachtlänge In Tabelle 1b sind Daten zur Sonnenbeobachtung aufgeführt. Sie werden für jeden Sonntag im Vorschauzeitraum angegeben und gelten für 12 Uhr Ortszeit. R ist der Durchmesser der Sonnenscheibe, P beschreibt die seitliche Neigung der Sonnenachse. Datum 06.07. 13.07. 20.07. 27.07. R 15’43,”9 15’44,”0 15’44,”3 15’44,”9 P −0,◦44 +2,◦72 +5,◦80 +8,◦77 B +3,◦41 +4,◦13 +4,◦80 +5,◦39 L 361,◦74 269,◦10 176,◦48 83,◦87 B beschreibt die heliographische Breite, L die heliographische Länge der Sonnenmitte. R dient dem Sonnenbeobachter zur Auswahl der richtigen Kegelblende, P , B und L zur Anfertigung eines Gitternetzes der Sonnenoberfläche. Datum 03.08. 10.08. 17.08. 24.08. 31.08. R 15’45,”7 15’46,”7 15’47,”8 15’49,”1 15’50,”6 P +11,◦59 +14,◦23 +16,◦66 +18,◦86 +20,◦80 B +5,◦93 +6,◦38 +6,◦73 +7,◦00 +7,◦18 L 351,◦28 258,◦72 166,◦18 73,◦68 341,◦20 Tabelle 1b: Beobachtungsdaten Sonne Mond In den Tabellen 2a und 2b sind die Monddaten für Juli und August zusammengestellt. Datum 07.07. 11.07. 13.07. Zeit 04:17 00:01 20:57 Ereignis erst. Viert. Perigäum Vollmond 21.07. 22.07. 29.07. 05.08. 06.08. 12.08. 09:21 21:37 08:34 09:12 16:03 06:43 letzt. Viert. Apogäum Neumond erst. Viert. Perigäum Vollmond 19.08. 20.08. 27.08. 31.08. 16:23 03:09 19:36 20:48 Apogäum letzt. Viert. Neumond Perigäum (Unterg. 01:12) (365,145 km) (12◦ 48’ Transithöhe um 00:42) (Aufgang 00:34) (404,328 km) (Unterg. [04.] 23:53) (369,433 km) (18◦ 34’ Transithöhe um 01:26) (404,102 km) (Aufgang 23:52) (367,926 km) Datum 03.07. 03.07. 10.07. 10.07. 16.07. 17.07. 23.07. 23.07. 29.07. 30.07. 06.08. 06.08. 12.08. 13.08. 19.08. 19.08. 25.08. 27.08. 01.09. Zeit 01:21 19:13 05:19 15:16 12:52 01:39 09:45 20:35 11:42 22:19 05:03 08:10 18:09 14:23 15:44 23:33 14:48 02:19 04:30 Ereignis Min. Lib. in Länge (−5,◦58491) Min. Lib. in Breite (−6,◦67157) Nulldurchgang Lib. in Breite Nulldurchgang Lib. in Länge Max. Lib. in Breite (+6,◦67036) Max. Lib. in Länge (+6,◦01825) Nulldurchgang Lib. in Länge Nulldurchgang Lib. in Breite Min. Lib. in Länge (−5,◦01697) Min. Lib. in Breite (−6,◦55603) Nulldurchgang Lib. in Länge Nulldurchgang Lib. in Breite Max. Lib. in Breite (+6,◦58115) Max. Lib. in Länge (+5,◦30024) Nulldurchgang Lib. in Länge Nulldurchgang Lib. in Breite Min. Lib. in Länge (−5,◦42372) Min. Lib. in Breite (−6,◦53829) Nulldurchgang Lib. in Länge Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond (Mondbahn und Phasen) Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond (Librationsdaten) Merkur Merkur durchzieht in den nächsten beiden Monaten vier Sternbilder. Er beginnt dabei in den Zwillingen, wechselt am 12. Juli zwischen 10 und 11 Uhr in den Krebs, am 23. Juli gegen 00 Uhr in den Löwen und am 24. August gegen 01 Uhr in die Jungfrau. Kurz nach Ende des Vorschauzeitraumes, am ersten September knapp nach 00 Uhr, kehrt er dann in Rückläufigkeit in den Löwen 14 Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender zurück. Die Deklination des innersten Planeten durchläuft am 03. Juli gegen 07:25 mit 24◦ 15’35,”6 ein Maximum und fällt dann auf 11◦ 12’23” am ersten August und auf ein Minimum von −02◦ 21’06,”3 am 30. August gegen 14:45. Den Himmelsäquator überquert Merkur dabei am 20. August gegen 11:55. Die bereits angesprochene Rückläufigkeit beginnt am 28. August gegen 02:26 bei einer Rektaszension von 11h 39m 57,s 12. Merkurs Elongation beträgt zu Beginn des Vorschauzeitraums −5,◦6, hat am 05. Juli gegen 12:20 einen Nulldurchgang (Sonnenabstand 1,◦3454, Merkur auf der anderen Seite des Sonnensystems: obere Konjunktion) und steigt bis auf 27,◦4323 (das Maximum dieses Jahres) am 14. August gegen 22:58. Bis zum ersten September fällt die Elongation dann wieder auf 18,◦2. Venus Zu Beginn des Vorschauzeitraumes befindet sich Venus im Sternbild Stier. Bereits am 04. Juli gegen 23 Uhr verläßt der Planet dieses in Richtung Zwillinge, am 27. Juli wandert er gegen 13 Uhr weiter in den Krebs und am 12. August gegen 15 Uhr in den Löwen. Die Deklination der Venus erreicht am 08. Juli gegen 10:39 ein Maximum von 23◦ 24’22,”0 und nimmt dann auf 20◦ 17’31” am ersten August und 08◦ 30’13” am ersten September ab. Die Elongation nimmt zunächst betragsmäßig ab, hat am 18. August gegen 20:04 einen Nulldurchgang (Sonnenabstand 1,◦31304, Venus auf der anDatum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufgang 04:25 04:44 05:25 06:06 06:58 Untergang 20:38 20:57 21:00 20:49 20:24 Der Erdabstand Merkurs fällt von einem Maximum von 1,33028 AU am 07. Juli gegen 05:26 auf ein Minimum von 0,632903 AU am 08. September um 11:15. Der Sonnenabstand steigt von einem Minimum von 0,307497 AU am ersten Juli gegen 09:50 auf ein Maximum von 0,466698 AU am 14. August gegen 09:28 und nimmt dann wieder auf 0,4249 AU am ersten September ab. Die nächsten theoretischen Beobachtungsmöglichkeiten für Merkur ergeben sich Ende Juli und Anfang August in den Abendstunden. Vom 13. Juli bis zum 09. August ist Merkur bei Sonnenuntergang noch 5◦ über dem Horizont, vom 23. Juli bis zum 05. August sind es 7,5◦ ; ein Maximum von 7◦ 59’ wird am 29. Juli erreicht. Für Beobachtungen sollten sich diese Höhen wohl leider als nicht ausreichend erweisen. deren Seite des Sonnensystems) und steigt dann wieder an. Der Erdabstand steigt dabei auf ein Maximum von 1,730428 AU, das am 15. August gegen 17:31 angenommen wird. Der Sonnenabstand fällt derweil von 0,7213 AU zu Beginn des Vorschauzeitraumes auf ein Minimum von 0,718459 AU am 10. August gegen 07:17 und nimmt dann wieder auf 0,7193 AU am ersten September zu. Verbunden mit dem Elongations-Nulldurchgang wird aus dem Morgenstern Venus ein Abendstern. Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich allerdings noch nicht: Bei Sonnenuntergang hat Venus eine Höhe von noch nicht einmal 2◦ . Helligkeit −3,m8 −3,m8 −3,m8 −3,m8 −3,m8 Phase 97 99 100 100 100 Größe 10,”1 9,”9 9,”8 9,”8 9,”8 Elong. −13,◦4 −9,◦6 −5,◦0 −1,◦6 +3,◦9 Erdabst. 1,67 1,70 1,72 1,73 1,72 Tabelle 3: Astronomische Daten Venus Mars Mars befindet sich während des gesamten Vorschauzeitraums im Sternbild Wassermann. Am 18. Juli kommt es hier gegen 01:32 zu einem Deklinationsmaximum von −13◦ 03’20,”3, am 30. Juli kehrt der Planet gegen 23:38 bei einer Rektaszension von 22h 55m 48,s 10 seine Bewegungsrichtung um Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 und wird rückläufig. Die Deklination sinkt dabei auf −13◦ 28’24” am ersten August und −16◦ 03’55” am ersten September. Mars erreicht am 28. August gegen 19:46 seine Oppositionsstellung. Der Erdabstand sinkt dabei auf ein Minimum von 0,372717 AU am 27. August 15 Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum 21.07.2000 15.08.2002 06.09.2004 30.09.2006 30.10.2008 07.01.2011 05.06.2013 12.07.2015 05.08.2017 29.08.2019 21.09.2021 18.10.2023 gegen 11:52. Auch der Sonnenabstand durchläuft ein Minimum, das am 30. August gegen 13:04 mit 1,381145 AU angenommen wird. Über das Minimum des Erdabstandes wurde in letzter Zeit ausführlich im Rahmen der derzeit laufenden Mars-Missionen von NASA und ESA in den Medien berichtet, da es sich um den geringsten Wert für mehr als die nächsten 20 Jahre handeln wird. Durch die verschiedenen Umlaufzeiten der Planeten Erde und Mars um die Sonne unterliegen die extremalen Entfernungen beider Planeten zueinander einer gewissen Periodizität; dabei sind Begegnungen mit einem Minimum des Abstandes (wie die aktuelle) auch immer verbunden mit einem direkt davor oder danach liegenden Maximum des Abstandes. Die folgende Tabelle enthält Maxima und Minima der Erdentfernung des roten Planeten von 2000 bis 2025 in AU (Abstand jeweils für 0 Uhr MEZ). Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufgang 00:29 23:42 22:44 21:48 20:33 Untergang 10:22 09:44 08:41 07:35 06:04 Abstand 2,621103 2,671435 2,667159 2,609365 2,503317 2,379313 2,466545 2,586910 2,658169 2,675330 2,638108 2,549737 Datum 22.06.2001 27.08.2003 30.10.2005 18.12.2007 27.01.2010 05.03.2012 15.04.2014 31.05.2016 31.07.2018 07.10.2020 30.11.2022 12.01.2025 Abstand 0,450166 0,372731 0,464065 0,589349 0,663982 0,673683 0,617574 0,503212 0,384972 0,414926 0,544477 0,642299 Der Transit von Mars verschiebt sich von 05:25 zu Beginn des Vorschauzeitraumes auf 03:44 am ersten August und 01:20 am ersten September; die Transithöhe steigt zunächst von 26◦ 36’ auf ein Maximum von 27◦ 09’ am 18. Juli und fällt dann langsam auf 24◦ 09’ am ersten September. Helligkeit −1,m5 −1,m9 −2,m4 −2,m9 −3,m0 Phase 90 92 96 99 100 Größe 16,”7 19,”2 22,”3 24,”4 25,”0 Elong. −123,◦4 −133,◦1 −147,◦7 −162,◦1 +172,◦4 Erdabst. 0,56 0,49 0,42 0,38 0,37 Tabelle 4: Astronomische Daten Mars Jupiter Jupiter verbleibt im ganzen Vorschauzeitraum im Sternbild Löwe. Seine Deklination sinkt von 16◦ 13’54” am ersten Juli allmählich auf 14◦ 12’30” am ersten August und 11◦ 54’58” am ersten September. Der größte Planet des Sonnensystems erreicht am 22. August gegen 12:08 seine Konjunktionsstellung. Der Erdabstand erreicht ein hiermit verbundenes Maximum von 6,383816 AU am gleichen Tag gegen 19:40. Der Sonnenabstand des Giganten nimmt von Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufgang 08:48 08:08 07:22 06:44 05:58 Untergang 23:35 22:46 21:47 20:58 19:59 5,3580 AU am ersten Juli auf 5,3666 AU am ersten August und schließlich 5,3749 AU am ersten September langsam zu. Die Abendsichtbarkeit Jupiters geht schnell zurück; am ersten Juli ist die Höhe bei Sonnenuntergang noch 17◦ 38’, ab dem 24. August geht Jupiter schon vor der Sonne unter. Einen Tag zuvor geht der Planet erstmals vor der Sonne auf; Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich freilich im vorliegenden Vorschauzeitraum noch nicht. Helligkeit −1,m6 −1,m6 −1,m6 −1,m6 −1,m6 Größe 32,”2 31,”6 31,”1 30,”8 30,”9 Elong. +39,◦2 +28,◦7 +16,◦0 +5,◦6 −7,◦1 Erdabst. 6,11 6,23 6,34 6,38 6,38 Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter 16 Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender Saturn Saturn verbleibt im vorliegenden Vorschauzeitraum im Sternbild Zwillinge. Nach seinem Deklinationsmaximum von Mitte Juni nimmt die Deklination von 22◦ 36’05” am ersten Juli allmählich auf 22◦ 16’29” am ersten September ab. Die Elongation steigt nach der Konjunktion betragsmäßig an. Während der Erdabstand den ganzen Vorschauzeitraum hindurch rückläufig ist, erreicht der Sonnenabstand am 26. Juli gegen 17:55 ein Minimum von 9,030900 AU und steigt dann Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufgang 05:03 04:16 03:18 02:31 01:32 Untergang 21:06 20:18 19:20 18:31 17:30 Helligkeit +0,m0 +0,m1 +0,m1 +0,m1 +0,m1 sehr langsam wieder an. Der Rückgang der Ringöffnung setzt sich weiterhin fort. Saturn wird allmählich ein Objekt der Morgenstunden. Ist er zu Beginn des Vorschauzeitraums bei Sonnenaufgang erst knapp 2◦ über dem Horizont, geht er um den ersten August erstmals vor der Morgendämmerung auf und erreicht am ersten September zum Zeitpunkt der Morgendämmerung bereits eine Höhe von 27◦ 44’. Größe 16,”5 16,”6 16,”8 17,”0 17,”4 Ringng. −26,◦4 −26,◦1 −25,◦8 −25,◦6 −25,◦3 Elong. −5,◦3 −16,◦8 −30,◦9 −42,◦8 −57,◦5 Erdabst. 10,04 10,00 9,89 9,75 9,53 Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn Uranus Wie in den vergangenen Monaten bleibt Uranus auch für die kommenden zwei Monate im Sternbild Wassermann, wo er sich in einer Phase der Rückläufigkeit befindet. Seine Deklination nimmt dabei nach dem Maximum von Anfang Juni von −11◦ 17’12” am ersten Juli auf −12◦ 02’26” am ersten September ab. Der Erdabstand nimmt bis auf ein Minimum von 19,019131 AU ab, das am 23. August gegen 13:58 angenommen wird. Verbunden mit diesem Termin ist die Opposition des grünen Planeten, die am 24. August gegen 11:46 stattfinden wird. Der Sonnenabstand steigt weiterhin von 20,027 AU am ersten Juli langsam auf 20,031 AU am ersten September an. Neptun Neptun bleibt weiterhin dem Steinbock treu. Seine Deklination sinkt von −17◦ 00’54” am ersten Juli auf −17◦ 27’59” am ersten September. Auch bei dem blauen Gasriesen kommt es im Vorschauzeitraum zur Opposition; diese ereignet sich am 04. August gegen 15:38. Verbunden hiermit kommt es zu einem Minimum des Erdabstandes von 29,064213 AU, das am gleichen Tag bereits um 05:59 angenommen wird. Der Sonnenabstand nimmt von 30,080 AU geringfügig auf 30,078 AU ab. Der Transit Neptuns verschiebt sich von 03:51 am Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Der Transit des Planeten verschiebt sich infolge der Konjunktion von 05:10 am ersten Juli auf 03:05 am ersten August und 00:58 am ersten September; die Transithöhe geht aufgrund der abnehmenden Deklination leicht von 28◦ 55’ auf 28◦ 10’ zurück. Die visuelle Helligkeit steigt von 5,m8 auf 5,m7, die Größe der Planetenscheibe von 3,”4 auf 3,”5. Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufg. 00:01 23:02 21:54 20:58 19:50 Unterg. 10:18 09:21 08:11 07:13 06:02 Elong. −126,◦1 −139,◦8 −156,◦5 −170,◦5 +172,◦4 Erdabst. 19,41 19,24 19,09 19,03 19,03 Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus ersten Juli auf 01:46 am ersten August und schließlich 23:37 am ersten September; die Transithöhe reduziert sich dabei leicht von 23◦ 12’ auf 22◦ 45’. Die Helligkeit Neptuns liegt bei 7,m8, die Größe der Planetenscheibe bei 2,”1. Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufg. 23:09 22:13 21:05 20:09 19:01 Unterg. 08:29 07:32 06:23 05:26 04:17 Elong. −146,◦0 −159,◦7 −176,◦4 +169,◦8 +153,◦0 Erdabst. 29,23 29,12 29,07 29,08 29,18 Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun 17 Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pluto Auch bei Pluto ergeben sich keine tiefgreifenden Änderungen; der äußerste unserer Planeten befindet sich weiterhin im Sternbild Schlangenträger. Die Rückläufigkeit, in der er sich seit dem 23. März befindet, endet kurz vor Ende des Vorschauzeitraumes am 30. August gegen 04:15 bei einer Rektaszension von 17h 07m 53,s 57. Die Deklination Plutos geht weiter zurück; sie fällt von −13◦ 27’27” am ersten Juli auf −13◦ 43’32” am ersten September. Nach der Opposition von Anfang Juni geht die Elongation betragsmäßig wieder zurück, während der Erdabstand steigt. Auch der Sonnenabstand steigt geringfügig von 30,665 AU am ersten Juli auf 30,690 AU am ersten September an. Der Transit Plutos verschiebt sich in die frühen Veränderliche Sterne Die Tabelle 10 enthält Angaben über Maxima und Minima der Helligkeit veränderlicher Sterne in den Monaten Juli und August. Abendstunden: Am ersten Juli findet er noch gegen 00:03 statt, am ersten August bereits um 21:54 und am ersten September bereits um 19:52. Die Transithöhe geht von 26◦ 44’ auf 26◦ 28’ zurück. Am 23. August erfolgt der Transit erstmals vor Sonnenuntergang. Die visuelle Helligkeit Plutos sinkt von 13,m8 auf 13,m9, die Größe der Planetenscheibe beträgt 0,”3. Datum 01.07. 15.07. 01.08. 15.08. 01.09. Aufg. 19:02 18:05 16:58 16:02 14:56 Unterg. 05:00 04:03 02:55 01:59 00:51 Elong. +157,◦4 +144,◦6 +128,◦5 +115,◦2 +99,◦0 Erdabst. 29,72 29,83 30,04 30,24 30,52 Tabelle 9: Astronomische Daten Pluto Datum 02.07. 23:45 28.07. 21:00 29.07. 19:30 01.08. 23:05 05.08. 01:15 08.08. 23:05 10.08. 00:00 13.08. 22:50 17.08. 22:20 21.08. 01:00 01.09. 01:00 Ereignis Min Max Max Min Max Max Min Min Min Min Min Stern Al Dra (Bedeckungsver.) η Aql (δ Cep-Stern) δ Cep Al Dra (Bedeckungsver.) η Aql (δ Cep-Stern) δ Cep β Per (Bedeckungsver.) Al Dra (Bedeckungsver.) TW Cas (Bedeckungsver.) β Lyr (Bedeckungsver.) U Cep (Bedeckungsver.) Tabelle 10: Veränderliche Sterne Sternbedeckungen durch den Mond In Tabelle 11 finden sich alle in den Monaten Juli und August von Darmstadt aus beobachtbaren Sternbedeckungen durch den Mond. Es sind im aktuellen Vorschauzeitraum lediglich sieben Ereignisse, wobei bei einem davon Ein- und Austrittsdaten angegeben wurden. Der hellste bedeckte Stern hat eine Magnitude von 4,m22; es handelt sich um 65 κ1 Tau, für den Beginn und Ende der Bedeckung angegeben wurden. Diese Bedeckung verläuft in Randnähe des Mondes und dauert lediglich ca. 17 Minuten; die angegebenen Zeiten sind stark von der Position des Beobachters abhängig. Drei Sterne liegen zwischen 5m und 6m , 18 die restlichen drei Sterne liegen jenseits von 7m . Die minimale Mondphase beträgt diesmal 26 Prozent. (E Eintritt, A Austritt) Zeitpunkt 04.07. 23:16:25E 07.07. 23:11:44E 10.07. 21:55:49E 11.07. 23:24:27E 08.08. 23:20:14E 21.08. 01:23:35E 21.08. 01:40:19A 21.08. 01:52:33A bed. Stern BD+10◦ 2250 81 Vir 5 ρ Oph CD−26◦ 12152 CD−27◦ 12588 65 κ1 Tau 65 κ1 Tau 65 κ2 Tau Helligk. 7,m24 7,m76 5,m02 5,m97 7,m09 4,m22 4,m22 5,m28 Phase 0, 26+ 0, 59+ 0, 88+ 0, 95+ 0, 87+ 0, 41− 0, 41− 0, 41− Tabelle 11: Sternbedeckungen durch den Mond Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender Meteorströme Tabelle 12 enthält Angaben zu den im aktuellen Vorschauzeitraum beobachtbaren Meteorströmen. Das Perseidenmaximum wird in diesem Jahr am 13. August gegen 07:00 erwartet. Zwar gehen die Prognosen schon von einer hohen Stundenrate in den Nachtstunden vom 12. auf den 13. August aus, doch kommt leider noch der störende Einfluß des Mondes hinzu: Die Mondphase beträgt 99 Prozent, der Untergang erfolgt gegen 07:11. Murphy’s Law. . . Meteorstrom Sagittariden Juni-Bootiden Pegasiden Piscis Austriniden δ-Aquariden (S) α-Capricorniden ι-Aquariden (S) δ-Aquariden (N) Perseiden κ-Cygniden ι-Aquariden (N) α-Aurigiden Beg. 15.04. 26.06. 07.07. 15.07. 12.07. 03.07. 25.07. 15.07. 17.07. 03.08. 11.08. 25.08. Ende 15.07. 02.07. 13.07. 10.08. 19.08. 15.08. 25.08. 25.08. 24.08. 25.08. 31.08. 05.09. Max. 20.05. 27.06. 10.07. 28.07. 28.07. 30.07. 04.08. 09.08. 13.08. 18.08. 20.08. 01.09. ZHR 5 var 3 5 20 4 2 4 140 3 3 10 Tabelle 12: Meteorströme Der Sternenhimmel Die Graphik am Anfang dieses Artikels zeigt den Sternenhimmel für den ersten August um Mitternacht. Dem Beobachter zeigt sich ein typischer Himmel des Hochsommers. Im Zenit steht die Leier mit dem hellen Stern Vega, umgeben vom Herkules und dem Schwan mit Deneb. Den dritten Stern des Sommerdreiecks, Altair, finden wir in Richtung Süden im Sternbild Adler, das den Südsternhimmel dominiert und vom Wassermann, dem Steinbock, dem Schützen, dem Skorpion und dem Schlagenträger umgeben ist. Im Osten stehen Perseus, Andromeda und Pegasus, im Westen die nördliche Krone und der Bärenhüter mit dem großen Bären, tiefer die Sternbilder Waage und Jungfrau. Dicht am Nordhorizont erkennt man den Luchs und den Fuhrmann mit Capella, dem einzigen im Moment sichtbaren Stern des Wintersechsecks. Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2003 Die Ekliptik liegt der Jahreszeit entsprechend tief am Südosthorizont; der galaktische Äquator (und damit das Band der Milchstraße) gewinnt an Höhe. Vor allem die Regionen um den Schwan und den Schützen dürften eine Vielzahl interessanter Beobachtungsobjekte bieten. Als planetare Beobachtungsobjekte findet man den Mars, Uranus und Neptun. Auch Pluto befindet sich über dem Horizont, wenngleich er aufgrund seiner geringen Helligkeit auf der Übersichtskarte nicht dargestellt ist. Man findet ihn im aus den Sternen ν Ser, η Oph und ζ Oph gebildeten Dreieck und somit in der Nähe der bereits angesprochenen Region interessanter Deep-Sky-Objekte im Schützen. Mit einer Helligkeit von fast 14m ist eine Beobachtung des sonnenfernsten Planeten allerdings nicht allzu einfach. ¦ 19 Volkssternwarte Darmstadt e.V., Flotowstr. 19, 64287 Darmstadt POSTVERTRIEBSSTÜCK . . . . . . . .Veranstaltungen und Termine. . . . . . . .Juli / August 2003. . . . . . . . Donnerstags ab 19:30 Leseabend, Beobachtung, Gespräche über astronomische Themen, Fernrohrführerschein Sonntags ab 10:00 Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen Freitag, 11. 07. 19:00 Astro-Jugend Donnerstag, 17. 07. 20:00 Redaktionssitzung Mitteilungen 5/2003 Freitag, 25. 07. 19:00 Astro-Jugend Donnerstag, 31. 07. 20:00 Themenabend: Einführung in die Planetenbeobachtung Donnerstag, 07. 08. 20:00 Öffentliche Vorstandssitzung Freitag, 08. 08. 19:00 Astro-Jugend Donnerstag, 14. 08. 20:00 Redaktionssitzung Mitteilungen 5/2003 Samstag, 16. 08. Donnerstag, 21. 08. 20:00 Themenabend: Unsere Sonne Freitag, 22. 08. 19:00 Astro-Jugend Redaktionsschluss Mitteilungen 5/2003 Die Astro-Fotografie-Gruppe trifft sich nach telefonischem Rundruf. Interessenten mögen Freitags- oder Samstagsabend auf der Sternwarte anrufen oder ihre Telefonnummer hinterlassen Volkssternwarte Darmstadt e.V. Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle: Auf der Ludwigshöhe 196 Flotowstr. 19 Telefon: (06151) 51482 64287 Darmstadt email: [email protected] Telefon: (06151) 130900 http://www.vsda.de Telefax: (06151) 130901