Astronomischer Kalender - Volkssternwarte Darmstadt eV

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Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Observatorium und Erdbebenstation Ludwigshöhe — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Farewell Columbia — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Astronomische Bildbearbeitung mit Giotto — Jan Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Rendez-vous eines Kometen mit der Sonne — Roswitha Steingässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
Vorschau März / April 2003 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Leben und Sterben der Sterne (Rezension) — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Zum Titelbild
Dass SOHO mehr kann, als nur Kometen zu entdecken, beweist das eindrucksvolle Bild einer intensiven
Eruption am Rand der Sonne, aufgenommen am 12. Januar 2003 mit dem EIT (Extreme ultraviolet
Imaging Telescope). Das Instrument arbeitet bei einer Wellenlänge von 304 Ångstrom und zeigt die
Sonne im Licht des einfach ionisierten Heliums (HI), in dem das 60.000 K heisse Plasma solarer Flares
und Eruptionen besonders intensiv leuchtet. Diese Sonneneruption entsprang perspektivisch gesehen der
Rückseite der Sonne. Die Astronomen bezeichen sie zwar als kleineres Ereignis“, dennoch erreichte der
”
Ausbruch eine Höhe von ca. 200.000 Kilometern über der Sonnenoberfläche.
Quelle:http://sohowww.nascom.nasa.gov/pickoftheweek
Bildrechte: NASA/ESA
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Impressum
Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“
”
erscheinen alle zwei Monate im Eigenverlag des Vereins
Volkssternwarte Darmstadt e.V. — Der Verkaufspreis
ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Namentlich
gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die
Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei
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2
Digital Druck GmbH & Co KG, Landwehrstr. 58, 64293
Darmstadt. Auflage: 250.
Volkssternwarte Darmstadt e.V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender), Bernd Scharbert (2. Vorsitzender),
Paul Engels (Kasse), Philip Jander, Heinz Johann, Peter Lutz, Ulrich Metzner (Kasse), Yasmin A. Walter.
Jahresbeitrag: 60 EUR bzw. 30 EUR (bei Ermäßigung). Konto: 588 040, Sparkasse Darmstadt (BLZ
508 501 50). Internet: http://www.vsda.de, email:
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Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial
Observatorium und Erdbebenstation Ludwigshöhe
Im Jahr 2000 beauftragte das Hessische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG), für Hessen in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Meteorologie und Geophysik (IMG) der Universität Frankfurt ein Messnetz zur Erdbebenbeobachtung
aufzubauen. Wie in benachbarten Bundesländern mit ähnlichem Erdbebenrisiko sollten hiermit sämtliche beobachtbaren Erdbeben, etwa ab Stärke 1 auf der Richter-Skala, erfasst werden. Das erfordert eine
Verdichtung des grobmaschigen deutschen Regional-Erdbebennetzes, das von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) betrieben wird. Die historische, nur aus gefühlten Beobachtungen
bekannte Seismizität kann somit besser beurteilt werden und als Endergebnis wird eine möglichst präzise Beschreibung des Erdbebenrisikos für sensible Bauwerke, vor allem im seismisch besonders aktiven
südhessischen Gebiet von Taunus und Oberrheingraben, angestrebt. Nach augenblicklichem Kenntnisstand können sich im nördlichen Oberrheingraben immerhin Beben mit einer Magnitude von ca. 5 nach
Richter ereignen.
Es wurde zunächst geplant, ein aus sieben neuen Erdbebenstationen bestehendes Netz aufzubauen.
Diese Stationspunkte sind so gewählt, dass sie bestehende Einrichtungen des HLUG benutzen, einen
messtechnisch guten, d. h. erschütterungsfreien, Untergrund aufweisen und das seismisch aktivste Gebiet
so überdecken, dass auch schwache Ereignisse gut detektiert werden können. So wurden Mess-Stationen
in Wiesbaden, Fürth (Odenwald), Jossagrund und Grebenhain eingerichtet, ebenso in Lorch (Rheingau),
Aumenau (bei Limburg) und am Sprendliger Horst. Diese Stationen operieren gemeinsam mit der Station
des German Regional Seismic Network“ (GRSN) auf dem Kleinen Feldberg bei Königstein (Taunus”
Observatorium), das vom IMG der Universität Frankfurt betrieben wird.
Geografische und geologische Bedingungen sprachen auch für einen Standort auf der Ludwigshöhe, wo
Dr. Rainer Blum vom HLUG bei einer Begehung unsere Sternwarte als möglicher Aufstellungsort für
eine Erdbebenstation auffiel. Der Kontakt war schnell geknüpft und seit dem 10. Januar 2003 ist das
Observatorium Ludwigshöhe offiziell Aussenstation des Landes-Erdbebendienstes — und somit nicht mehr
nur ein Ort, an dem Blicke zum Himmel, sondern auch die Fühler“ in die Tiefe der Erde gerichtet werden.
”
Unsere“ Erdbebenstation besteht aus einem etwa topfgrossen Seismometer, das in einem Metallschrank
”
im Betriebsraum“ der Sternwarte aufgestellt ist. Die analogen Schwinggeschwindigkeitsdaten dieses sog.
”
3-Komponenten-Seismometers Typ Mark L4“ werden in einem 24-Bit-Wandler digitalisiert und über
”
eine Datenleitung zu einem PC mit Linux-Betriebssystem übertragen. Die PC-Uhr wird über einen
Funkempfänger durch DCF-Zeitsignal gesteuert. Auf dem PC werden die Daten in einem sogenannten
Ringspeicher“ gespeichert, der Daten für einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten vorhalten kann.
”
Bei Ausschöpfung des Speicherplatzes werden die jeweils ältesten Daten mit den aktuellen überschrieben.
Alle Komponenten der Station sind an eine unterbrechungsfreie Stromversorgung angeschlossen. Der PC
wird über eine ISDN-Leitung vom Zentralrechner im HLUG (Wiesbaden) aus angewählt. Dies erlaubt
eine laufende Kontrolle der Funktionsfähigkeit der Station, eine Steuerung der Aufzeichnungsparameter
und den Datenabruf. Der ISDN-Telefonanschluss wurde vom HLUG eingerichtet, das auch die Kosten für
die Installation und den Betrieb übernimmt. Der Sternwarte stehen zwei der drei ISDN-Leitungen zur
Verfügung.
Das hessische Erdbeben-Stationsnetz wird weiter ausgebaut. Am Ende sollen alle Daten möglichst zeitnah
für alle interessierten Kreise aus Behörden, Wissenschaft und Forschung verfügbar sein.
Die Überleitung vom Thema Erdbeben zu unserer Jahreshauptversammlung ist auch nicht
ganz ohne. Es wird diesmal ein neuer Vorstand gewählt. Es wird sich zeigen, ob diese Wahl
die Erde erbeben lassen wird. Nehmen Sie sich jedenfalls am Samstag, den 12. April 2003
nichts anderes vor und kommen Sie ab 20.00 Uhr auf die Sternwarte. Eine schriftliche
Einladung ist allen Mitgliedern des Vereins zugeschickt worden.
Unerschütterliche Grüsse
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
Andreas Domenico
3
Astro-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neues aus Astronomie und Raumfahrt
von Bernd Scharbert
Eigentlich sollte der europäischen Komentensonde
Rosetta ein Artikel in diesem Heft gewidmet werden, doch dann kam der Verlust der Columbia. Wir
werden im nächsten Heft über Rosetta berichten.
Hier nur in aller Kürze: Wegen mangeldem Vertrauen in die Ariane 5 hat die ESA den Start der
Sonde abgesagt. Bis Ende Februar soll dem Wissenschaftsrat der ESA nun eine Alternativmission
vorgeschlagen werden. Eine Entscheidung wird es
erst Ende Mai geben. [1]
Auf dem Saturnmond Titan wurden mit erdgebundenen Teleskopen Methanwolken entdeckt. Diese befinden sich am Südpol, wo gerade Sommer
herrscht. Der dauert auf dem Titan übrigens ein
Jahr. Bevor Sie jetzt jubeln und auswandern wollen: Auch im Sommer ist es dort a....kalt (–180
Grad). Die beobachteten Wolken zeigten eine ähnliche Dynamik wie irdische Wolken.
Außerdem wurde möglicherweise ein Kontinent
beobachtet (was allerdings nicht neu ist), der von
einem Ethanmeer oder Teer bedeckten Niederungen umgeben ist. Im Jahr 2006 werden wir es genauer wissen. Dann trifft die Raumsonde Cassini
am Saturn ein und wird das europäische Landefahrzeug Huygens auf dem Titan absetzen. [4]
Mit dem Satelliten Microwave Anisotropy Probe
(MAP) konnte das Alter des Universums recht
genau bestimmt werden. Der Satellit hat die Temperaturunterschiede im frühen Universum mit bisher unerreichter Genauigkeit messen können. Die
Messungen ergaben, daß das Universum 13,7 Milliarden Jahre alt ist, mit einer Meßunsicherheit von
200 Millionen Jahre. [2]
Bleiben wir beim Universum. Der weitaus größte
Teil der Materie im Universum besteht aus dunkler Materie. Was immer das auch ist. Doch auch
von der Art Materie die uns vertraut ist (Sonne,
Erde, Sie, Ich, guter Irischer Whiskey), sind vier
Fünftel nicht auffindbar. Doch das hat sich nun
geändert. Das ganze Universum ist von einer Struktur geprägt, die am ehesten noch mit den Schaum
in einer Badewanne vergleichbar ist. Auf der Oberfläche dieser Seifenblasen“ befinden sich die Gala”
xienhaufen und die Galaxien. Forscher fanden nun
heraus, daß sich die vermisste Materie als ionisiertes Gas in diesen Filamenten befindet. Die Galaxi-
4
en werden von diesem ionisierten Gas umspült wie
Inseln in einem Fluß. [3]
Zu meinem Lieblingsthema: Das Universum
steckt voller Leben. Nachdem einige Miesmacher
behauptet haben, es gäbe im Universum ungefähr
so viel erdähnliche Planeten wie Lotto-Millionäre in
unserem Haus, gibt es nun auch vernünftige Stimmen. Zwei Wissenschaftler führten an 85 bekannten Planetensystemen Simulationen durch um herauszufinden, ob dort erdähnliche Planeten im passenden Sonnenabstand existieren können. Obwohl
alle diese Planetensysteme über Planeten von Jupitergröße verfügen, die sich deutlich näher an der
Sonne befinden als unser Jupiter, wären bei einem
viertel von ihnen Planeten auf erdähnlichen Bahnen möglich. Ha! Leider sind wir technisch noch
nicht in der Lage, sie nachzuweisen. Das kommt
noch Freunde – das kommt noch. [5]
Ende Januar wurde der Vertrag zur Entwicklung
der ersten europäischen Sonde unterzeichnet, die
zur Venus fliegen soll. Gestartet werden soll im
November 2005 mit einer russischen Soyuz-FregatRakete. Nach fünf Monaten Reisedauer wird Ve”
nus Express“ an der Venus eintreffen und diese zwei
Venusjahre lang beobachten. [6]
Wissenschaftler in New Mexico und auf den Kanaren haben unabhängig voneinander eine fahrradschlauchartige Struktur entdeckt, die unsere Milchstraße in der Hauptebene umgibt. Diese Strutktur hat einen Durchmesser von 120.000
Lichtjahren und besteht aus einigen hundert Millionen alter Sterne. Möglicherweise stammen diese
Sterne von einer Satellitengalaxie, die vor 10 Milliarden Jahren im Schwerefeld unserer Milchstraße zerrissen wurde. Vielleicht stammen die Sterne
auch aus unserer Milchstraße – weitere Forschungen werden das klären müssen. [7]
Literatur:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
Mitteilung Fr. Braunstein vom ESOC
NASA News, 11.02.2003
www.Wissenschaft-online.de 12.02.03
www.Wissenschaft-online.de 18.12.02
www.astronews.com, 07.01.03
ESA Pressemitteilung 24.01.03
www.Wissenschaft-online.de 07.01.03
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raumfahrt
Farewell Columbia
von Bernd Scharbert
Die Columbia war der älteste Shuttle, 22 Jahre alt. Es war auch der erste Shuttle der ins All flog – am
12.04.1981. Im Jahre 1991 wurde die Columbia überholt, mehr als 50 Änderungen wurden am Shuttle
vorgenommen. Nun werden die Trümmer in einem Streifen von Kalifornien bis Texas gesucht.
Zur Routine waren sie geworden, die Flüge der
Space-Shuttles. 113 gab es bislang – alleine 28
von der Columbia – und sie wurden kaum noch
wahrgenommen. Missionen mit Experimenten unter Schwerelosigkeit, Missionen zum Aufbau der Internationalen Weltraumstation ISS. Missionen mit
einem Restrisiko. Und diese Tatsache wird leicht
verdrängt.
Auch wenn nach der Challenger-Katastrophe
Konsequenzen gezogen wurden, ein Shuttle ist noch
immer ein hochgezüchtetes technisches Gerät, welches insbesondere bei Start und Landung enormen
Belastungen ausgesetzt ist. Raumfahrt ist komplex
und riskant. Denken wir nur an die zahlreichen unbemannten Fehlschläge in den letzten Jahren.
Und dann sind da noch die bekannten Schwächen
des Shuttles und das dahinter stehende Management. Immer wieder haben Ingenieure auf
Schwächen des Shuttles hingewiesen, erst letztes
Jahr wurden fünf von neun Mitgliedern einer Expertenkommission entlassen, weil sie auf Mängel im
Sicherheitskonzept hingewiesen hatten.
Betrieben wird das Shuttle übrigens kaum noch
von der NASA selbst, sondern von der U.S.A., der
United Space Alliance“ einer Tochter von Lock”
heed Martin und Boeing. Diese macht pro Jahr mit
den Shuttles ca. 50 Mio. Dollar Gewinn – natürlich
nur wenn die Shuttles auch fliegen... 10.000 Personen arbeiten dort im Shuttle-Geschäft, bei der NASA sind es nur noch wenige hundert. Dafür zahlt
die NASA pro Jahr ca. 3 Mrd. Dollar an die U.S.A..
Ursachen
Es gibt recht verschiedene Spekulationen von
einem Schaden durch abgefallenes Isoliermaterial
beim Start, über den Treffer eines Stücks Weltraumschrott oder eines Meteoriten, einen Hüllenbruch, bis hin zu einem Eisbrocken aus der Abwasserklappe des Shuttles. Wichtige Informationen
erhofft man sich aus den Daten, die noch 32 Sekunden lang nach dem Verlust des Funkkontakts
am Boden aufgefangen wurden. Die aufgefangenen
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
Signale sind allerdings sehr schwach und deswegen
vom Bodencomputer ursprünglich auch verworfen
worden.
Sicher ist, daß 80 Sekunden nach dem Start ein
Stück der Isolierung des Haupttanks abfiel und
auf die Vorderkante des linken Flügels prallte.
Es gibt Bilder die anschließend eine Wolke aus
Trümmerstücken unterhalb der linken Tragfläche
zeigen [8]. Shuttle-Manager Ron Dittemore sagte
Anfang Februar, daß man eine recht genaue Vorstellung von der Größe und dem Gewicht der aufgeprallten Isolierung habe (40 x 50 x 15 cm, ca. 1,2
kg schwer). Es wäre möglich, daß dadurch ein struktureller Schaden am Shuttle entstanden sei. Dieser
alleine würde jedoch nicht ausreichen um den Verlust der Columbia zu erklären: Es macht keinen
”
Sinn, dass dieses Trümmerteil die Ursache für den
Verlust der Fähre und der Crew sein soll“.
Bei jedem Start fällt Eis vom Haupttank auf die
Unterseite des Shuttles. Diese und andere Ursachen
führen pro Flug zum Verlust von bis zu vierzig Hitzeschutzkacheln. Dies wird als normal betrachtet.
Im Durchschnitt gehen pro Flug 25 Kacheln verloren. Auch während des Fluges der Raumfähre At”
lantis“ im Oktober 2002 prallte Isoliermaterial auf
den Shuttle.[5]
Zwei Tage nach Beginn der Mission wurde ein Objekt beobachtet, welches sich schnell von der Columbia entfernte. Man weiß nicht was es war, es
könnte jedoch ein Eisbrocken gewesen sein, der sich
an der Abwasserklappe gebildet hat. Durch diese
Klappe wird Abwasser und Urin zerstäubt ins All
gebracht. Schon 1984 hatte sich bei einer ShuttleMission ein Basketball-großer Eisklumpen gebildet,
der damals mit dem Roboterarm entfernt wurde.
Möglicherweise hatte sich wieder so ein Eisbrocken
gebildet und war beim Zünden der Bremsraketen
auf die linke Tragfläche geschlagen.[4]
Chronologie
Während des Landeanflugs gab es Anzeichen für
eine Temperaturerhöhung im linken Flügel (Zeit-
5
Raumfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
angaben MEZ):
14.52: Drei Sensoren im linken Fahrwerksschacht
zeigen einen ungewöhnlichen Temperaturanstieg in
diesem Bereich. Das muß nicht bedeuten, daß Kacheln am Fahrwerkschacht fehlen, sondern kann
auch bedeuten, daß heißes Gas durch einen Schaden
an der vorderen Flügelkante eintritt.
14.53: Ein vierter Sensor meldet einen unüblichen
Temperaturanstieg von 17 – 22 Grad Celsius über
einen Zeitraum von fünf Minuten an der Nahtstelle
von linker Tragfläche zum Rumpf.
14.55: Ein fünfter Sensor in linken Fahrwerkschacht zeigt eine starken Temperaturanstieg an.
14.57: Die Temperatursensoren im linken Flügel
fallen aus. Möglicherweise, weil die Leitungen
durchtrennt wurden.
14:58: Militärteleskope machen Aufnahmen, die
möglicherweise eine beschädigte linke Tragfläche
zeigen.
14.59: Kurz bevor der Kontakt abreißt, gibt es
Hinweise auf ungewöhnlich hohe aerodynamische
Widerstandskräfte am linken Flügel des Shuttles.
Das Shuttle versucht dies zu kompensieren, indem
es für 1,5 Sekunden zwei Düsen zündet, um nach
rechts zu drehen.
Dann reißt der Kontakt ab. Das Shuttle befindet
sich zu diesem Zeitpunkt in 60 Kilometer Höhe über
Nord-Texas und hat eine Geschwindigkeit von ca.
18.000 km/h. Für die Besatzung gab es keine Überlebenschance. Die Landebahn blieb um 15:16 Uhr
leer.
Die Columbia zerbrach in der Phase des Fluges, in
der ein Shuttle von 26.000 km/h (in 120 km Höhe)
auf 1000 km/h (in 14 km Höhe) abgebremst wird.
In 120 Kilometer Höhe trifft der Shuttle erstmals
auf die dichteren Schichten der Erdatmosphäre [3].
Dabei heizen sich einige Teile auf ca. 1650 Grad
Celsius auf. Diese Phase wird in der Regel vom
Computer geflogen. Schon kleine Fehler in der Fluglage eines Shuttles würden zu einem starken Temperaturanstieg führen und der Shuttle würde auseinanderbrechen. Deswegen ist auch ein ComputerFehler oder ein mechanisches Versagen nicht auszuschließen.
6
Das Photo der Columbia (NASA) kurz vor dem Auseinanderbrechen. Die Kontur der linken Tragfläche (unten)
scheint anormal zu sein.
Rettung?
Warum sind die Astronauten nicht zur ISS geflo”
gen und haben dort gewartet? Warum wurde kein
zweiter Shuttle gestartet? Warum haben die Russen nicht die Astronauten gerettet?“. Keine dieser
Möglichkeiten bestand.
Um zur ISS zu fliegen reichte der Treibstoff nicht,
da der Shuttle eine andere Bahnneigung als die ISS
hatte.
Um einen weiteren Shuttle zu starten braucht man
mindestens drei Wochen Vorbereitungszeit. Bedenken Sie, dass die NASA es auf ca. vier Shuttle-Flüge
pro Jahr bringt. Das hat seinen Grund. Und die
Russen haben natürlich auch nicht drei Sojuz bereitstehen, um amerikanische Astronauten zu retten. Mal abgesehen davon, daß man nicht so einfach
vom Shuttle in eine Sojus umsteigen kann.
Eine Reparatur des Shuttles im All wäre ebenfalls nicht möglich gewesen. Zum einen weil keine
Reserve-Kacheln an Bord sind (die 24.000 Kacheln
haben auch nicht alle die gleiche Form), zum anderen weil die Astronauten nicht für Außenbordeinsätze trainiert und ausgerüstet waren.
Literatur:
[1] http://science.ksc.nasa.gov/shuttle/resources/
orbiters/columbia.html
[2] http://spaceflight.nasa.gov/realdata/
groundtracs/sts-107/ksc255/DOL.html
[3] http://quest.arc.nasa.gov/people/journals/
space/katnik/sts87-12-23.html
[4] www.spiegel.de/wissenschaft
[5] ESA Pressemitteilung 03.02.2003
[6] ESA Pressemitteilung 05.02.2003
[7] Die Zeit“ 06.02.2003
”
[8] Aviation Week & Space Technologie 10.02.3003
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Computer und Astronomie
Astronomische Bildbearbeitung mit Giotto
Das Freeware-Programm für Videoastronomie und Webcams
von Jan Wilhelm
Screenshot, Giotto V1.21 [1]
In der Videoastronomie und der Astrofotografie mit Webcams läßt sich die Bildqualität erheblich steigern, wenn eine gewisse Anzahl Rohbilder gemittelt und das Resultat anschließend
weiter bearbeitet wird. Bei der Suche nach einem geeigneten Programm wird man früher oder
später auf Giotto von Georg Dittié stoßen. Unter
http://www.videoastronomy.org/giotto.htm
steht die Freeware zum Download bereit. Nach
dem Entpacken der zip-Datei läßt sich Giotto direkt aus dem entsprechenden Verzeichnis starten.
Eine Installation“ im eigentlichen Sinne wird nicht
”
durchgeführt. Giotto erlaubt einerseits die Bildaufnahme und andererseits den Qualitätscheck und
das Mitteln von Rohbildern. Außerdem bietet es
eine Vielzahl von Möglichkeiten zur anschließenden Bildverarbeitung.
Dem vorliegenden Artikel liegt die aktuelle,
wesentlich schnellere Version 1.21 zugrunde. Er
beschäftigt er sich mit den verschiedenen Optio-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
nen von Giotto zur Überlagerung von Einzelbildern. Die beschriebenen Funktionen finden sich unter Bearbeiten“— Addiere Bilder direkt“ bzw. un”
”
ter Bearbeiten“— Batchverarbeitung“. Bei letz”
”
terem können in einer Stapelverarbeitung hintereinander bis zu 50 Rohbildsequenzen abgearbeitet
werden, ohne daß am Rechner zwischendurch Einstellungen vorgenommen werden müssen.
Option Auswahl der Rohbilder“
”
Option AVI“: Die Bildsequenz einer Webcam
”
wird als AVI-File gespeichert. Giotto ist in der Lage, aus diesem Dateityp direkt die einzelnen Rohbilder auszulesen und zu verarbeiten. Dadurch kann
die Rechenzeit für das Zerlegen eines AVI-Files in
BMP-Dateien gespart werden und es wird weniger
Festplattenspeicher benötigt. Bei dieser Option ist
es außerdem möglich, mit einem Schieberegler einzustellen, daß nur jedes X. Bild“ berücksichtigt
”
wird. Dies kann nützlich zur Reduktion der Rechen-
7
Computer und Astronomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
zeit sein, wenn zum Beispiel manche Webcams bei
niedrigen Bildraten (5 s−1 ) trotzdem 25 Bilder pro
Sekunde, also fünfmal das gleiche Bild hintereinander, speichern.
Unter Bildaufnahme“ findet sich die Funktion
”
AVI zerlegen“. Mit ihr kann ein AVI-File in ein”
zelne BMP-Dateien zerlegt werden. Dazu muß die
Quelldatei und ein Zielverzeichnis ausgewählt werden. Die so gewonnenen, fortlaufend nummerierten
Einzelbilder können nun mit Nummerierung“ als
”
Quelle für die weitere Verarbeitung verwendet werden. Liegen in einem Verzeichnis BMP-Dateien ohne durchgehende Nummerierung vor, so wird Di”
rectory“ ausgewählt. Diese Einstellung ist zum Beispiel gefragt, wenn zuvor einige Bilder von Hand
gelöscht wurden.
Des weiteren bietet Giotto die Optionen Mit”
teln“, Kumulieren“ und Fotomodus“. Am
”
”
einfachsten ist es, den Unterschied zwischen diesen Einstellungsmöglichkeiten an einem Beispiel zu
erklären. Angenommen es werden drei Bilder überlagert und wir betrachten nur einen ganz bestimmten Bildpunkt. In den drei Bildern habe dieser
den Wert 2, 3 und 4. Als Ergebnis liefert Mit”
teln“ den Mittelwert 3. Diese Einstellung ist für die
meisten astronomischen Anwendungen (Planeten,
Deep-Sky usw.) ideal und reduziert das Bildrauschen wirkungsvoll. Kumulieren“ wählt aus allen
”
Einzelbildern den höchsten erreichten Wert aus, im
Beispiel also 4. Diese Funktion ist nützlich, um bewegte Himmelsobjekte (Asteroiden, Sternschnuppen usw.) als Strichspur darzustellen. Im Fotomo”
dus“ werden schließlich die einzelnen Werte addiert
(im Beispiel: 2 + 3 + 4 = 9). Ich persönlich verwende diese Option nicht, da beim Einsatz von Webcams durch deren recht großes Rauschen das Bild
sehr schnell zuläuft und nichts mehr zu erkennen
ist.
Die Option Interlaced“ muß bei der Videoastro”
nomie aktiviert werden, da hier die Aufnahmen als
sogenannte Halbbilder vorliegen. Bei Webcamaufnahmen ist sie dagegen überflüssig. Zum Teil treten
bei elektronischen Kameras am Rand Bildstörungen auf, was bei nicht genauer Nachführung problematisch ist. Hier kommt die Funktion Rand”
ausschluß“ zum Einsatz. Die Option Sicherheits”
kopie“ sollte immer aktiviert sein, für den Fall, daß
einmal das Abspeichern vergessen wird.
8
Option Superresolution“
”
Giotto erlaubt das Überlagern von Einzelbildern in einfacher, zweifacher“ und vierfacher
”
”
Auflösung“. Mit den beiden letzteren ist subpixelgenaues Arbeiten möglich, was allerdings die nötige Rechenzeit erheblich verlängert. Wenn ein Beugungsscheibchen über mehrere Pixel verschmiert
ist, reicht einfache Auflösung“ völlig aus. Beim
”
Arbeiten mit zwei-“ bzw. vierfacher Auflösung“
”
”
besteht die Möglichkeit, das Ergebnis entweder in
der erhöhten Auflösung auszugeben, mit Aus”
schneiden“ nur einen Ausschnitt (z.B. bei Planeten) wiederzugeben oder das Bild mit nach”
her Originalgröße“ wieder auf die ursprüngliche
Auflösung einzustampfen.
Bis hierhin ging es um grundlegende Programmeinstellungen zur Mittelung von Einzelbildern. Im
Folgenden behandeln wir die einzelnen Optionen bezüglich Rohbildqualität, Vorbehandlung der
Rohbilder und die verschiedenen Anpaßmethoden.
Option Rohbildqualität“
”
Vor dem Überlagern der Rohbilder kontrolliert
Giotto deren Qualität mit Autosortieren“ und er”
laubt so mit Verwendungsrate (1 bis 100%)“ die
”
Auswahl eines bestimmten Prozentsatzes der besten Bilder. So können die Folgen der Luftunruhe
bis zu einem gewissen Grad reduziert werden, indem eine möglichst kleine Verwendungsrate von 1–
5% gewählt wird. Andererseits sollten für MondSonnen- und Planetenaufnahmen aber genügend
Bilder gemittelt werden, um das Rauschen wirkungsvoll zu unterdrücken. Bei der Webcam Logitech Quickcam Pro 3000 müssen dafür zum Beispiel zwischen 100 bis 150 Bilder gemittelt werden.
Geht es darum, eine möglichst tiefe Aufnahme zu
erhalten, sollte ein hoher Prozentsatz gewählt werden, um das Signal-Rausch-Verhältnis zu optimieren. Ein Wert von 90 bis 95% ist dabei ideal, da so
grobe Bildstörungen, die zum Beispiel bei der Korrektur der Nachführung entstanden sein können,
noch eliminiert werden.
Das Seeing hat zum einen Auswirkungen auf
die Schärfe der Rohbilder und zum anderen
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Computer und Astronomie
auf deren Verzerrung. Mit dem Schiebregler
Schärfe/Verzerrung“ kann man auswählen, wel”
cher Bildfehler von Giotto stärker berücksichtigt
werden soll. Wer hier keine Experimente machen
will, sollte mit 50/50“ arbeiten. Der Prüfaus”
”
schnitt“ sollte bei dem voreingestellten Wert von
0.5 belassen werden. Darüber hinaus ist mit Vor”
ansicht“ eine manuelle Auswahl möglich, was aber
spätestens bei hunderten oder gar tausenden von
Rohbildern unpraktikabel ist. Außerdem liefert die
manuelle Qualitätskontrolle in der Regel schlechtere Resultate als die automatische. Kein Check“
”
wird bei der Erstellung von Flat- und Darkfields
ausgewählt und wenn 100% der Rohbilder berücksichtigt werden sollen.
Unter Vorbehandlung der Rohbilder“ finden
”
sich verschiedene Funktionen. So kann ein Flat”
field“ angegeben werden, was besonders bei der
Sonnen-, Mond- und Planetenfotografie die Bildqualität verbessert. Auf diese Weise werden zum
Beispiel Bildfehler durch Staub im optischen System teilweise ausgeglichen. Die Berücksichtigung
des Dunkelstroms“ ist besonders wichtig bei Deep”
Sky, da sich durch die längere Belichtungszeit sonst
das Rauschen und Hotpixel besonders störend bemerkbar machen. Darüber hinaus erlaubt Giotto
auch das Erstellen einer Hotpixelmaske“, die bis
”
zu 100 dieser Störenfriede“ berücksichtigt. Diese
”
Option habe ich persönlich mit der Webcam bei
konsequenter Anwendung eines Dunkelstrombildes
noch nicht benötigt.
Durch Aktivieren der Vorverstärkung“ wird der
”
volle Dynamikbereich der möglichen Helligkeitswerte ausgenutzt. Rauschfiltern“ der einzelnen
”
Rohbilder ermöglicht eine gewisse Rauschunterdrückung. Da dabei die nötige Rechenzeit erheblich
ansteigt, empfiehlt es sich, eine Rauschfilterung erst
bei der abschließenden Bildbearbeitung des Summenbildes vorzunehmen. Das gleiche gilt für RGB”
Korrektur“. Diese Funktion erlaubt eine teilweise
Korrektur der atmosphärischen Dispersion, indem
der R- bzw. B-Kanal von Hand verschoben wird.
Option Anpaßmethode“
”
Das Programm bietet verschiedene Möglichkeiten
zum paßgenauen Überlagern der Rohbilder. Zum
Erstellen eines Flat- oder Darkfields ist keine An”
paßmethode“ auszuwählen. Für Planeten ist die
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
Einstellung Planet zentrieren“ vorgesehen. Bei en”
gen Doppelsternsystemen und Planeten kann eventuell auch mit Helligkeitsschwerpunkt“ gearbeitet
”
werden. Auch von Hand anpassen“ ist möglich,
”
wovon ich aber aus Gründen der Genauigkeit und
des zeitlichen Aufwandes dringend abrate.
Bei flächigen Objekten wie z.B. einem Kraterfeld
auf dem Mond, aber auch bei Sternfeldern und
Doppelsternsystemen ist die Anpaßmethode Paß”
muster“ das Mittel der Wahl. Wählt man diese Option und klickt nach dem Ende der Einstellungen
Weiter“ an, gelangt man zu einem neuen Fenster,
”
das zur Auswahl des Paßmusters dient. Als Quelle
wird Datei“ markiert und über Auswahl“ wird
”
”
man aufgefordert, die Quelldatei (AVI- oder BMPDatei) anzugeben. Ist dies geschehen, öffnet sich ein
weiteres Fenster, das die Auswahl eines bestimmten Bildes aus dem AVI-File erlaubt. Hier sollte
ein möglichst scharfes Rohbild gesucht werden. Das
Programm kehrt nun zum Fenster Auswahl eines
”
Paßmusters zum Überlagern“ zurück. Hier kann die
Größe des Paßmusters mit kleiner“ und größer“
”
”
eingestellt werden. Je größer es ist, desto genauer ist die Überlagerung und Verzerrungen des Bildes werden besser berücksichtigt, allerdings steigt
dabei meist auch die Rechenzeit. Ein bestimmter
Bildausschnitt wird durch Anklicken seines Zentrums mit der Maus als Paßmuster ausgewählt. Der
Vorgang wird mit Weiter“ abgeschlossen. Jetzt
”
muß nur noch die Quelldatei bzw. das Quellverzeichnis in einem weiteren Fenster angegeben werden. Giotto beginnt jetzt zu arbeiten und in der
Statuszeile wird sowohl der Arbeitsfortschritt in
Prozent als auch die bisherige Rechenzeit angezeigt.
Die Option Empfehlenswerte Einstellungen
”
aus der Praxis“ ermöglicht für die jeweiligen
Himmelsobjekte eine Voreinstellung, die gerade für
den Anfänger sehr hilfreich sein kann. Auf jeden
Fall sollten die Parameter aber noch von Hand optimiert werden, besonders was die Verwendungsrate
betrifft. Wenn es die Rechenzeit zuläßt, sollte mit
verschiedenen Werten gearbeitet und anschließend
das beste Ergebnis ausgewählt werden.
Viel Spaß beim Experimentieren!
Quellen:
[1] http://www.videoastronomy.org/giotto.htm
9
Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Rendez-vous eines Kometen mit der Sonne
SOHO, C/Kudo-Fujikawa und die Kreutz-Sungrazer’s
von Roswitha Steingässer
Komet C/2002 X5 am 25.-27.01.2003, Aufnahme: SOHO LASCO C3, Bildquelle: NASA/ESA [3].
Komet C/2002 X5 am 28.01.2003, Aufnahme: SOHO LASCO C2, Bildquelle: NASA/ESA [3].
In den fast acht Jahren seiner Betriebszeit hat
das Solar and Heliospheric Observatory SOHO 547
Kometen gefunden, die die Sonne gestreift haben (Stand: Februar 2003 [2]). Damit ist SOHO
der bislang erfolgreichste Kometenentdecker aller
10
Zeiten. Die meisten der beobachteten Schweifsterne lebten nach ihrer Entdeckung nicht mehr allzu lange: Durch die Hitze der Sonne wurden sie
förmlich zerrieben. 358 der 547 Kometen scheinen
einen gemeinsamen Ursprung zu haben. Zumin-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonne
dest kommen sie alle aus der gleichen Richtung.
Schon 1888 stellte der deutsche Forscher Heinrich
Kreutz aus Kiel fest, daß einige Kometen, die sich
der Sonne nähern, von einer gemeinsamen Quelle
zu stammen scheinen. Sie erscheinen gelegentlich
als Paare, meist im Abstand weniger Tage. Andere treten in Schwärmen und auf parallelen Bahnen
auf. Diese Kometen werden heute Kreutz Sungrazer’s ( Kreutz-Sonnenstreifer“) oder Kometen der
”
Kreutz-Gruppe genannt [1]. Bis 1990 war nur diese
Gruppe bekannt, der 95% aller SOHO-Kometen angehören. 2002 wurden drei neue Gruppen definiert:
die Kracht-, Marsden- und die Meyer-Gruppe. Die
Kometen dieser Gruppen bewegen sich stets auf einer für ihre Gruppe typischen Umlaufbahn um die
Sonne.
Vielleicht handelt es sich um die Fragmente einzelner großer Kometen, die vor langer Zeit auseinanderbrachen. Als Quelle für die Kreutz-Objekte hatte man einen Himmelskörper im Verdacht, dessen
Zerfall der griechische Astronom Ephorus im Jahr
372 v. Chr. vermutlich beobachtete. Wahrscheinlich gibt es aber mehr als nur einen Ursprungskometen. Die meisten Fragmente sind sehr klein,
manche von ihnen kleiner als 10 Meter. Wären diese Bruchstücke schon einmal früher in der Nähe
der Sonne gewesen, hätten sie sich damals auflösen
müssen. Deshalb muß der jeweilige Ursprungskomet erst nach dem letzten Vorbeiflug begonnen
haben, sich aufzulösen. Die Analyse der Abstände
der kleinen Kometen deutet darauf hin, daß auch
heute noch die Ursprungskometen irgendwo in den
äußeren Bereichen des Sonnensystems existieren
und ständig weiter zerbrechen. Die Häufigkeit, mit
der das SOHO-Instrument LASCO (Large Angle
and Spectrometric Coronograph) die Kometenfragmente aufspürt, lassen vermuten, daß 200.000 oder
mehr Bruchstücke existieren. An Bord von SOHO
befinden sich 12 Instrumente, jedes hat eine spezielle Aufgabe. LASCO dient eigentlich dazu, die Aktivität, Masse und den Energiegehalt der Sonnenkorona zu ermitteln. So ganz nebenbei entdeckt das
Gerät aber auch die vielen, sich der Sonne nähernden Kometen.
Nicht so bei dem Sungrazer“ C/2002 X5 (Kudo”
Fujikawa). Er war die fünfte Kometenentdeckung
im Dezember, als der Japaner Tetsuo Kudo am
13.12.2002 mit seinem 20 × 120-Fernglas im Sternbild Herkules einen neuen Kometen sah. Fast 24
Stunden später fand sein Landsmann Shigehisa Fu-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
jikawa diesem Kometen ebenfalls mit seinem 6Zoll-Refraktor. Dieser Weihnachtskomet“ zog sei”
ne Bahn vom Herkules zum Sternbild Adler. Seine Helligkeit lag zwischen 7m und 9m , sein Durchmesser bei ca. 5 Bogenminuten. Die Bahnelemente
deuteten darauf hin, daß der Komet sein Perihel
im Januar 2003 erreichen sollte. Am 26. Januar bemerkte ich diesen Kometen auf den Aufnahmen,
die regelmäßig auf den Internet-Seiten von SOHO
veröffentlicht werden [3]. Der Komet war inzwischen in Sonnennähe gerückt. Das Perihel lag in
0.19 AE (Astronomische Einheiten) Abstand von
der Sonne, womit er ins Gesichtsfeld von SOHO
wanderte. Es war für mich eine kleine Sensation,
als C/2002 X5 plötzlich durch die Kamera LASCO
C2 zu sehen war. In den darauf folgenden Tagen
konnte ich verfolgen, wie der Komet die Sonnenatmosphäre kreuzte.
Detail einer SOHO-Aufnahme vom 31.01.2003 mit deutlichem Doppelschweif. Aufnahme: SOHO LASCO C3,
Bildquelle: NASA/ESA [3].
Gegen Ende des Monats Januar waren zwei Kometenschweife zu sehen. Zuvor war dieser Doppelschweif auf den SOHO-Aufnahmen nicht zu erkennen. C/Kudo-Fujikawa entfernte sich aus dem
Blickfeld von SOHO zu Beginn des Monats Februar. Auch wenn die Internet-Seite von SOHO keine Informationen lieferte, ob der vorbeifliegende
Schweifstern ein Angehöriger der Kreutz-Gruppe
ist, so ist es zumindest anzunehmen. Eine Anfrage von mir bei der entsprechenden Adresse wurde
jedoch noch nicht bestätigt.
Quellen:
[1] Informationen über die Sungrazer“Kometen:
”
http://sungrazer.nascom.nasa.gov/
[2] Eine vollständige Liste aller SOHO-Kometen:
http://ast.cam.ac.uk/∼jds/kreutz.html
[3] SOHO: http://sohowww.nascom.nasa.gov
11
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorschau März / April 2003
von Alexander Schulze
Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N,
08◦ 40’ O. Alle Zeitangaben erfolgen in Ortszeit
(CET/MEZ, ab 30. März 02:00 CET/03:00 CEST
in CEST/MESZ).
Sonne
Die Sonne durchläuft in den kommenden zwei Monaten drei Sternbilder: Zu Anfang
März befindet sie sich im Sternbild Wassermann,
wechselt dann am 12. März zwischen 17 und 18
Uhr in die Fische und am 19. April zwischen 06
und 07 Uhr in den Widder. Am 28. März kommt
sie dabei gegen 06 Uhr sehr nahe an der Grenze
zum Sternbild Walfisch vorbei, ohne dabei jedoch
in dieses einzutreten.
Die Deklination steigt nun schnell an; sie beträgt
am ersten März noch −07◦ 51’19” und steigt auf
+04◦ 14’58” am ersten April und +14◦ 50’50” am ersten Mai. Der Himmelsäquator wird dabei am 21.
12
März gegen 02:50 überquert; dieser Zeitpunkt markiert die Tag- und Nachtgleiche, den Frühlingsanfang und den Zeitpunkt des schnellsten Anstiegs
der Tageslänge. Letztere steigt im Vorschauzeitraum von knapp elf auf vierzehneinhalb Stunden
an, während die astronomisch verwertbare Dunkelheitsphase von neuneinhalb auf unter fünf Stunden
fällt und sich damit ziemlich genau halbiert. Die
Zeitumstellung auf europäische Sommerzeit liefert
einen weiteren Beitrag für die immer später einsetzende astronomische Abenddämmerung, die sich
von 19:54 auf 23:01 verschiebt.
Der Abstand zwischen Erde und Sonne steigt von
0,9907 AU zu Beginn des Vorschauzeitraumes auf
1,0074 AU am ersten Mai an.
Am 19. März beginnt gegen 15:42 die Sonnenrotation 2001, am 15. April gegen 23:35 die Sonnenrotation 2002.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufgang
07:11
06:42
07:05
06:36
06:05
Untergang
18:05
18:28
19:55
20:16
20:41
Tag
10:54
11:46
12:49
13:41
14:36
Nacht
13:06
12:14
11:11
10:19
09:24
Dämm. Beginn
19:54
20:18
21:50
22:20
23:01
Dämm. Ende
05:23
04:52
05:10
04:32
03:46
Astron. Nachtl.
09:29
08:34
07:20
06:12
04:44
Tabelle 1a: Dämmerungsdaten, Tag- und Nachtlänge
In Tabelle 1b sind Daten zur Sonnenbeobachtung
aufgeführt. Sie werden für jeden Sonntag im Vorschauzeitraum angegeben und gelten für 12 Uhr
Ortszeit. R ist der Durchmesser der Sonnenscheibe,
P beschreibt die seitliche Neigung der Sonnenachse.
Datum
02.03.
09.03.
16.03.
23.03.
30.03.
R
16’08,”3
16’05,”6
16’04,”8
16’02,”9
16’00,”9
P
−21,◦79
−23,◦35
−24,◦59
−25,◦50
−26,◦07
B
−7,◦22
−7,◦24
−7,◦15
−6,◦95
−6,◦65
L
226,◦04
133,◦83
41,◦57
309,◦29
217,◦52
B beschreibt die heliographische Breite, L die heliographische Länge der Sonnenmitte. R dient dem
Sonnenbeobachter zur Auswahl der richtigen Kegelblende, P , B und L zur Anfertigung eines Gitternetzes der Sonnenoberfläche.
Datum
06.04.
13.04.
20.04.
27.04.
R
15’59,”0
15’57,”1
15’55,”3
15’53,”4
P
−26,◦29
−26,◦15
−25,◦66
−24,◦80
B
−6,◦25
−5,◦77
−5,◦20
−4,◦56
L
125,◦17
32,◦78
300,◦34
207,◦87
Tabelle 1b: Beobachtungsdaten Sonne
Mond
In den Tabellen 2a und 2b sind die
Monddaten für März und April zusammengestellt.
Datum
03.03.
07.03.
11.03.
18.03.
Zeit
03:45
17:33
07:56
11:55
Ereignis
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
19.03.
25.03.
01.04.
04.04.
10.04.
16.04.
20:01
03:08
21:52
06:29
01:22
22:00
Perigäum
letzt. Viert.
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
17.04.
23.04.
01.05.
01.05.
06:56
14:36
09:38
14:37
Perigäum
letzt. Viert.
Apogäum
Neumond
(405,382 km)
(Unterg. 02:25)
(47◦ 43’ Transithöhe um 00:17)
(359,816 km)
(Aufgang 02:58)
(406,209 km)
(Unterg. 04:06)
(37◦ 40’ Transithöhe um 00:45)
(357,157 km)
(Aufgang 03:38)
(406,529 km)
Datum
02.03.
06.03.
09.03.
13.03.
16.03.
20.03.
22.03.
26.03.
29.03.
03.04.
06.04.
11.04.
13.04.
17.04.
19.04.
23.04.
25.04.
01.05.
Zeit
10:59
19:46
21:36
23:38
18:29
00:16
18:41
10:42
12:53
12:59
01:13
04:28
02:52
08:27
02:31
14:21
17:06
10:16
Ereignis
Max. Lib. in Breite (+6,◦58678)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−7,◦49525)
Min. Lib. in Breite (−6,◦55896)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Länge (+6,◦41501)
Max. Lib. in Breite (+6,◦68323)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−8,◦05484)
Min. Lib. in Breite (−6,◦69692)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Länge (+7,◦25005)
Max. Lib. in Breite (+6,◦81840)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond
(Mondbahn und Phasen)
Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond
(Librationsdaten)
Merkur
Der innerste unserer Planeten durchquert auf seiner Bahn innerhalb der hier betrachteten zweier Monate zielstrebig in schneller Folge
gleich fünf Sternbilder: Zu Beginn des Vorschau-
zeitraumes finden wir ihn im Steinbock, den er
schon am 03. März zwischen 04 und 05 Uhr in Richtung Wassermann verläßt. Hier hält es ihn auch
nur knapp zwei Wochen, denn schon am 19. März
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
13
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
wechselt er zwischen 06 Uhr und 07 Uhr weiter ins
Sternbild Fische. Vom 23. März zwischen 22 und
23 Uhr bis zum 25. März zwischen 21 und 22 Uhr
unternimmt er einen kurzen Abstecher in den Walfisch, kehrt dann wieder in die Fische zurück, die er
wiederum am 05. April zwischen 05 und 06 Uhr in
Richtung Widder verläßt. Hier wird es etwas ruhiger um Merkur, da er in eine Rückläufigkeit eintritt
und dabei seine Geschwindigkeit am Sternenhimmel stark reduziert.
Die Deklination des Planeten steigt zunächst immer weiter an; beträgt sie am ersten März noch
−15◦ 41’33”, ist sie am ersten April schon auf
+08◦ 23’28” gestiegen; der Himmelsäquator wird
dabei am 23. März gegen 00:02 überquert. Die
Deklination steigt noch weiter auf ein Maximum
von +20◦ 30’52” am 24. April gegen 02:47, bevor
der Planet seine Bahn im Zusammenhang mit der
Rückläufigkeit, in die er am 26. April gegen 23:24
bei einer Rektaszension von 03h 09m 25s eintritt,
wieder verringert; bis zum ersten Mai ist sie auf
19◦ 25’48” abgesunken.
Die Elongation Merkurs steigt von −16,◦82 am ersten März auf +10,◦23 am ersten April, erreicht ein
Maximum von +19,◦766 am 16. April gegen 16:39
und fällt dann wieder auf +9,◦74 am ersten Mai.
Am 22. März kommt es dabei gegen 00:35 zu einer
Begegnung mit der Sonne: Merkur zieht in einem
Abstand von 1,◦355 hinter der Sonne vorbei. Ist die-
Venus
Auch Venus durcheilt in den kommenden zwei Monaten gleich fünf Sternbilder: Sie beginnt ihre Bahn im Schützen, den sie bereits am 02.
März gegen 11 Uhr in Richtung Steinbock verläßt.
Nach gut drei Wochen wechselt sie am 25. März
gegen 14 Uhr aus diesem in den Wassermann, aus
diesem am 17. April zwischen 15 und 16 Uhr in die
Fische. Hier kommt es, genau wie bei Merkur, nicht
aber der Sonne, zu einem Exkurs in den Walfisch,
der vom 27. April gegen 04 Uhr bis zum 30. April
gegen 14 Uhr andauert.
Nach dem Deklinationsminimum am 11. Februar nimmt die Deklination nun wieder stetig zu; sie
beträgt am ersten März −19◦ 34’48” und steigt auf
−10◦ 28’22” am ersten April und +02◦ 52’51” am ersten Mai. Der Himmelsäquator wird dabei am 24.
April gegen 19:32 überquert.
Die Elongation und der Erdabstand der Ve-
14
ses Ereignis auch nicht allzu spektakulär, so ist der
nächste Vorbeizug an der Sonne, der am 07. Mai
gegen 09:21 stattfinden wird, umso beeindruckender (und deshalb sei er schon in dieser Ausgabe der
Mitteilungen erwähnt): Merkur zieht in einem Abstand von nur 0,◦200 vor der Sonne vorbei. Wenn
man diesen Wert mit den Radien von Sonne und
Merkur vergleicht, stellt man schnell erfreut fest,
daß es bei diesem Ereignis zu einer Bedeckung
der Sonne durch Merkur kommen wird; dieses
beginnt für Darmstadt gegen 07:15 und endet gegen
12:30 – ein Tag also, den man im Terminkalender
vormerken sollte.
Der Erdabstand Merkurs steigt von 1,3006 AU am
ersten März auf ein Maximum von 1,3639 AU am
16. März gegen 00:21 und nimmt dann wieder auf
1,2389 AU am ersten April und 0,6029 AU am ersten Mai ab. Der Sonnenabstand beträgt am ersten
März 0,4540 AU, durchläuft am 04. April gegen
10:36 ein Minimum von 0,3075 AU und steigt dann
bis zum ersten Mai wieder auf 0,4257 AU.
Merkur ist im aktuellen Vorschauzeitraum ein
Planet der Abenddämmerung: Am 28. März erreicht er erstmals bei Sonnenuntergang eine Höhe
von über 5◦ , am 02. April erstmals 10◦ und am 09.
April schließlich 15◦ . Am 16. April kommt es zu
einem Maximum der Höhe von 17◦ 28’ bei Sonnenuntergang. Am 23. April erreicht Merkur ein letztes
Mal 15◦ , am 28. April 10◦ und am 02. Mai 5◦ .
nus steigen im aktuellen Vorschauzeitraum an;
die Elongation steigt von −41,◦8 am ersten März
auf −29,◦0 am ersten Mai, der Erdabstand von
1,04 AU auf 1,42 AU. Auch der Sonnenabstand
steigt zunächst von 0,7242 AU am ersten März auf
0,7275 AU am ersten April, erreicht dann ein Maximum von 0,7282 AU am 19. April gegen 22:45 und
fällt bis zum ersten Mai wieder auf 0,7280 AU.
Will man einen Blick auf den zweiten Planeten unseres Sonnensystems erhaschen, so kann man dies
anfangs noch in den Morgenstunden tun: Die Höhe
der Venus bei Sonnenaufgang beträgt am ersten
März 11◦ 54’, sinkt dann aber auf 08◦ 16’ am ersten April und 06◦ 50’ am ersten Mai. Zu Beginn
der astronomischen Morgendämmerung jedoch ist
Venus den ganzen Vorschauzeitraum hindurch noch
nicht aufgegangen.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufgang
05:28
05:23
06:05
05:44
05:18
Untergang
14:18
14:49
16:33
17:11
17:55
Helligkeit
−4,m0
−3,m9
−3,m9
−3,m8
−3,m8
Phase
71
75
80
83
87
Größe
16,”3
14,”9
13,”6
12,”7
11,”9
Elong.
−41,◦8
−39,◦2
−35,◦8
−32,◦7
−29,◦0
Erdabst.
1,04
1,13
1,24
1,33
1,42
Tabelle 3: Astronomische Daten Venus
Mars
Mars läßt es bei seiner Bahn über den
Himmel ruhiger angehen als die beiden zuletzt diskutierten Planeten; er beginnt seine Bahn im Sternbild Schütze und wechselt am 21. April zwischen
04 und 05 Uhr in den Steinbock. Seine Deklination
sinkt zunächst von −23◦ 25’38” am ersten März auf
ein Minimum von −23◦ 34’20” am 11. März gegen
02:06 und steigt dann auf −22◦ 58’54” am ersten
April und −20◦ 23’23” am ersten Mai.
Elongation, Erd- und Sonnenabstand nehmen alle ab: Die Elongation sinkt von −72,◦4 auf −94,◦8,
der Erdabstand von 1,53 AU auf 0,99 AU und der
Sonnenabstand von 1,55 AU auf 1,47 AU. Diese Werte könnten Hoffnung auf eine gute Beobachtbarkeit des roten Planeten machen; die Lage
am Himmel, vor allem seine südliche Position, lasDatum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufgang
03:40
03:24
04:00
03:36
03:04
Untergang
11:41
11:24
12:08
11:56
11:43
sen aber keine wahre Freude aufkommen: Mars ist
aufgrund seiner Elongation ein Objekt des Morgens; die Höhe des Planeten bei Einsetzen der Morgendämmerung beträgt am 01. März allerdings nur
bescheidene 10◦ 40’ und sinkt sogar noch auf 07◦ 46’
am ersten April und 05◦ 04’ am ersten Mai. Einen
nicht-astronomischen Blick auf den Mars verwehrt
uns seine Lage allerdings nicht: Die Höhe bei Sonnenaufgang beträgt am ersten März 16◦ 27’, sinkt
auf ein Minimum von 15◦ 56’ am 24. März und
steigt dann wieder auf 17◦ 37’ am ersten Mai an.
Diese Werte mögen sich immer noch nicht allzu
gut anhören; vergleicht man jedoch mit den Transithöhen von 16◦ 47’ am ersten März bzw. 19◦ 52’ am
ersten Mai, so erkennt man, daß auch unter besseren Beobachtungszeiten nicht viel mehr aus einer
Marsbeobachtung herauszuholen wäre.
Helligkeit
+1,m0
+0,m8
+0,m5
+0,m3
+0,m0
Phase
90
89
88
87
87
Größe
6,”1
6,”7
7,”5
8,”3
9,”4
Elong.
−72,◦4
−77,◦6
−83,◦7
−88,◦8
−94,◦8
Erdabst.
1,53
1,40
1,25
1,13
0,99
Tabelle 4: Astronomische Daten Mars
Jupiter
Jupiter bleibt weiterhin dem Sternbild
Krebs treu. Zu Anfang des Vorschauzeitraumes befindet er sich in einer Rückläufigkeitsphase; seine
Bahn zeigt in nördliche Richtung, seine Deklination steigt von 18◦ 38’49” am ersten März auf ein
Maximum von 19◦ 06’17” am 03 April gegen 00:57.
Kurz darauf, am 04. April gegen 06:33, kommt es
zu einer Umkehr der Bewegungsrichtung bei einer
Rektaszension von 08h 42m 41s ; Jupiter vollführt eine scharfe 180-Grad-Wende und kehrt auf fast derselben Bahn zurück, auf der er sich während der
Rückläufigkeit bewegt hatte. Die Deklination sinkt
bis zum ersten Mai wieder auf 18◦ 47’17”.
Die Elongation des größten Planeten unseres Son-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
nensystems sinkt nach der Opposition von Anfang
Februar von 149,◦9 auf 89,◦0, Erd- und Sonnenabstand nehmen zu: Der erstgenannte von 4,44 AU
auf 5,26 AU, der letzte von 5,32 AU auf 5,34 AU.
Die Tage, in denen Jupiter besondere Beachtung
durch den Beobachter verdiente, sind bald gezählt:
Noch bis zum 29. März findet der Transit des
Planeten nach dem Beginn der Abenddämmerung
statt (am ersten März um 22:38 in einer Höhe von
58◦ 50’, am ersten April um 21:29 in einer Höhe von
59◦ 16’); die Höhe des Planeten zum Zeitpunkt der
Abenddämmerung sinkt dann von 58◦ 59’ am ersten
April zunächst auf 52◦ 42’ am 15. April und dann
immer schneller auf 38◦ 46’ am ersten Mai.
15
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufgang
15:01
14:00
13:50
12:56
11:58
Untergang
06:19
05:21
05:13
04:18
03:18
Helligkeit
−2,m4
−2,m3
−2,m2
−2,m1
−1,m9
Größe
44,”3
43,”0
41,”0
39,”3
37,”4
Elong.
+149,◦9
+134,◦7
+117,◦3
+103,◦7
+89,◦0
Erdabst.
4,44
4,58
4,80
5,01
5,26
Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter
Saturn
Saturn befindet sich weiterhin im
Sternbild Stier, wo er gerade seine Rückläufigkeit
beendet hat. Seine in Richtung Norden gerichtete Bahn wird nun immer flacher; zu Anfang Mai
wird es zu einem Deklinationsmaximum kommen.
Bis dahin steigt die Deklination noch einmal von
22◦ 06’42” am ersten März auf 22◦ 17’01” am ersten
April und 22◦ 28’18” am ersten Mai an.
Die Elongation sinkt von 102,◦2 auf 45,◦9. Der Erdabstand steigt von 8,77 AU auf 9,70 AU, während
sich der Sonnenabstand von 9,033 AU leicht auf
9,032 AU verringert. Die Ringöffnung erreicht ein
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufgang
11:17
10:23
10:19
09:28
08:31
Untergang
03:17
02:24
02:22
01:32
00:36
Helligkeit
+0,m0
+0,m0
+0,m1
+0,m1
+0,m1
betragsmäßiges Maximum von −26,◦9919, das am
07. April gegen 11:46 angenommen wird.
Der Transit des Saturn findet durchgehend vor
dem Einsetzen der Abenddämmerung statt (19:15
am ersten März, 18:19 am ersten April, 16:32 am ersten Mai; die Höhe beträgt jeweils zwischen 62◦ und
63◦ ). Die Höhe zum Zeitpunkt der Abenddämmerung sinkt von 61◦ 15’ am ersten März auf 40◦ 31’
am ersten April und schließlich auf 12◦ 23’ am ersten Mai – Saturn entzieht sich einer Beobachtung
somit noch etwas schneller als Jupiter.
Größe
18,”9
18,”4
17,”8
17,”4
17,”1
Ringng.
−26,◦9
−27,◦0
−27,◦0
−27,◦0
−27,◦0
Elong.
+102,◦2
+88,◦6
+72,◦6
+60,◦0
+45,◦9
Erdabst.
8,77
9,00
9,28
9,49
9,70
Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn
Uranus
Uranus bleibt dem Wassermann, in den
er Ende Januar gewechselt war, noch eine Weile
treu. Seine Bahn ist in Richtung Norden ausgerichtet, und er kann seine Deklination von −12◦ 20’43”
am ersten März auf −11◦ 46’24” am ersten April
und schließlich −11◦ 22’13” am ersten Mai steigern.
Die Elongation sinkt von −10,◦5 auf −67,◦9,
während der Erdabstand von 20,99 AU leicht auf
20,38 AU zurückgeht (der Sonnenabstand hingegen
steigt von 20,0187 AU geringfügig auf 20,0228 AU
an). Die Helligkeit liegt konstant bei 5,m9, die
Neptun
Neptun bewegt sich im Vorschauzeitraum im Sternbild Steinbock in Richtung Norden. Die Deklination des blauen Gasgiganten steigt
von −17◦ 15’01” am ersten März auf −17◦ 00’05”
am ersten April und −16◦ 52’16” am ersten Mai.
Die Elongation geht von −28,◦2 auf −87,◦0 zurück;
16
Größe steigt von 3,”1 auf 3,”2. Von einer UranusBeobachtung kann man derzeit getrost absehen:
Der Aufgangszeitpunkt liegt erst nach Beginn der
Morgendämmerung.
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufg.
06:54
06:01
05:56
05:02
04:00
Unterg.
17:00
16:10
16:08
15:16
14:16
Elong.
−10,◦5
−23,◦7
−39,◦7
−52,◦8
−67,◦9
Erdabst.
20,99
20,93
20,78
20,61
20,38
Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus
auch Erd- und Sonnenabstand fallen, erster von
30,95 AU auf 30,12 AU, letzterer von 30,0831 AU
auf 30,0814 AU. Die Helligkeit steigt von 8,m0 auf
7,m9, die Größe von 2,”0 auf 2,”1.
Auch Neptun gibt derzeit kein Beobachtungsobjekt ab: Ab dem 02. April geht der Planet zwar vor
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Einsetzen der Morgendämmerung auf, erreicht am
01. Mai aber zu diesem Zeitpunkt erst eine Höhe
von 04◦ 09’.
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufg.
06:10
05:16
05:10
04:16
03:14
Unterg.
15:24
14:31
14:27
13:34
12:32
Elong.
−28,◦2
−41,◦8
−58,◦1
−71,◦6
−87,◦0
Erdabst.
30,95
30,82
30,60
30,38
30,12
Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun
Pluto
Die Bahn Plutos führt weiterhin im
Sternbild Schwanz der Schlange in Richtung Norden; der äußerste Planet des Sonnensystems kann
seine Deklination von −13◦ 44’22” auf −13◦ 31’45”
steigern. Am 23. März kommt es gegen 10:50 bei einer Rektaszension von 17h 19m 01s zu einer Umkehr
der Bewegungsrichtung.
Die Elongation sinkt von −80,◦3 auf −139,◦6, der
Erdabstand fällt von 30,77 AU auf 29,87 AU, der
Sonnenabstand dagegen steigt von 30,6178 AU auf
30,6414 AU an. Die Helligkeit steigt von 13,m9 auf
13,m8, die Größe liegt bei 0,”3.
Der Transit des Planeten nähert sich immer weiter dem Beginn der Morgendämmerung an; er ver-
Veränderliche Sterne
Die Tabelle 10 enthält
Angaben über Maxima und Minima der Helligkeit
veränderlicher Sterne in den Monaten März und
April.
schiebt sich von 07:09 am ersten März auf 06:08
am ersten April auf 04:09 am ersten Mai und findet in einer Höhe von ca. 26,◦5 statt. Die Höhe des
Planeten bei Beginn der Morgendämmerung steigt
von 22◦ 15’ am ersten März auf 25◦ 18’ und dann
langsamer auf 26◦ 28’ am ersten Mai.
Datum
01.03.
15.03.
01.04.
15.04.
01.05.
Aufg.
02:14
01:19
01:12
00:16
23:08
Unterg.
12:05
11:11
11:04
10:09
09:05
Elong.
−80,◦3
−94,◦0
−110,◦6
−124,◦2
−139,◦6
Erdabst.
30,77
30,54
30,27
30,06
29,87
Tabelle 9: Astronomische Daten Pluto
Datum
01.03. 21:50
03.03. 00:00
05.03. 18:45
06.03. 22:05
07.03. 23:45
10.03. 23:45
12.03. 23:30
19.03. 19:30
28.03. 17:45
29.03. 23:00
01.04. 23:05
05.04. 01:15
29.04. 23:40
Ereignis
Max
Min
Min
Min
Min
Min
Min
Max
Max
Max
Min
Max
Max
Stern
δ Cep
U Cep (Bedeckungsver.)
β Lyr (Bedeckungsver.)
δ Lib (Bedeckungsver.)
U Cep (Bedeckungsver.)
β Per (Bedeckungsver.)
U Cep (Bedeckungsver.)
ζ Gem (δ Cep-Stern)
δ Cep
ζ Gem (δ Cep-Stern)
U Cep (Bedeckungsver.)
η Aql (δ Cep-Stern)
δ Cep
Tabelle 10: Veränderliche Sterne
Sternbedeckungen durch den Mond
In Tabelle 11 finden sich alle in den Monaten März und
April von Darmstadt aus beobachtbaren Sternbedeckungen durch den Mond. Es sind im aktuellen
Vorschauzeitraum sechzehn Ereignisse, wobei bei
einem davon Ein- und Austrittsdaten angegeben
wurden.
In dieser Ausgabe des Astronomischen Kalenders
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
können wir uns mit 9 α2 Lib über eine Bedeckung
eines mit 2,m75 sehr hellen Sternes freuen – die
Freude wird freilich getrübt durch die Tatsache,
daß die Bedeckung (wie nach Murphy’s Law zu erwarten war) bei einer Mondphase von 98 Prozent
stattfindet. Der nächsthellste bedeckte Stern ist 30
η Leo mit 3,m52; auch hier ist der Mond mit einer
Phase von 79 Prozent ziemlich hell. Die übrigen Er-
17
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
eignisse betreffen Sterne mit einer Magnitude jenseits 5,m0. Die geringste Mondphase hat das erste
Ereignis aus Tabelle 11 mit 7 Prozent; die Helligkeit des Sterns beträgt allerdings lediglich 6,m87. (E
Eintritt, A Austritt)
Zeitpunkt
05.03. 19:27:55E
07.03. 19:53:56E
08.03. 20:39:13E
09.03. 20:57:51E
10.03. 22:03:14E
13.03. 02:22:39E
13.03. 03:29:37E
14.03. 02:06:18E
22.03. 01:09:53A
06.04. 21:28:40E
08.04. 00:36:46E
12.04. 04:30:49E
12.04. 21:48:48E
14.04. 01:12:14E
18.04. 02:15:39E
18.04. 03:13:19A
18.04. 03:20:15A
bed. Stern
BD+0◦ 149
BD+11◦ 335
BD+15◦ 447
BD+19◦ 643
BD+23◦ 757
BD+25◦ 1469
37 Gem
BD+24◦ 1777
26 Lib
BD+22◦ 712
BD+24◦ 854
BD+20◦ 2318
30 η Leo
BD+10◦ 2250
9 α2 Lib
8 α1 Lib
9 α2 Lib
Helligk.
6,m87
7,m24
7,m24
6,m64
6,m49
6,m64
5,m73
7,m09
6,m17
6,m64
6,m87
6,m49
3,m52
7,m24
2,m75
5,m15
2,m75
Phase
0, 07+
0, 19+
0, 27+
0, 36+
0, 46+
0, 67+
0, 68+
0, 77+
0, 82−
0, 21+
0, 30+
0, 72+
0, 79+
0, 88+
0, 98−
0, 98−
0, 98−
Tabelle 11: Sternbedeckungen durch den Mond
Meteorströme
Tabelle 12 enthält Angaben zu
den im aktuellen Vorschauzeitraum beobachtbaren
Meteorströmen.
Meteorstrom
δ Leoniden
Virginiden
Lyriden
η Aquariden
Sagittariden
Beg.
15.02.
25.01.
16.04.
19.04.
15.04.
Ende
10.03.
15.04.
25.04.
28.05.
15.07.
Max.
24.02.
25.03.
22.04.
06.05.
20.05.
ZHR
2
5
18
60
5
Tabelle 12: Meteorströme
Der Sternenhimmel
Die Graphik am Anfang
dieses Artikels zeigt den Sternenhimmel für den ersten April um Mitternacht.
Der große Bär hat nun seine höchste Stellung eingenommen und dominiert über den Zenit. Capella und Perseus haben die Hälfte ihres
Weges in Richtung Horizont zurückgelegt; Cassiopeia und Cepheus befinden sich bereits in ihren
horizontnächsten Positionen. Im Nordosten geht
der Schwan auf und folgt der Leier, dem Herkules und dem Bärenhüter; mit Deneb und Vega
sind damit also schon zwei Sterne des Sommerdreiecks am Himmel zu sehen. In Richtung Süden findet man die Jungfrau, den Löwen und den Krebs,
18
tiefer am südlichen Horizont die Sternbilder Rabe
und Becher. Am östlichen Horizont warten bereits
der Schlangenträger und die Waage auf ihre Zeit,
während diese für den Orion und den Stier im Westen bereits vorbei ist. Sirius mit seinen fast −1,m5
Helligkeit steht ebenfalls kurz vor seinem Untergang.
Die Zeit für eine Saturnbeobachtung geht nun zu
Ende; auch Jupiter erstrahlt zweieinhalb Stunden
nach seinem Transit nun nicht mehr in der Pracht
und in der Höhe, wie es noch vor einigen Wochen
der Fall war. Außer diesen beiden befindet sich derzeit kein weiterer Planet am mitternächtlichen Sternenhimmel.
¦
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchbesprechung
Hinweis:
Aufgrund der Bestimmungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen Pressepost / Postzeitungsdienst
ist es uns untersagt, Preisangaben zu allen in unserer Zeitschrift vorgestellten oder rezensierten Produkten
zu machen, da diese Produktvorstellungen sonst per Definition nach als Werbung gelten, welche nach den
selben Bestimmungen in Postvertriebsstücken nicht zulässig ist. Für uns bedeutet dies, dass wir in unseren
Buchbesprechungen ab sofort die Preise der rezensierten Bücher nicht mehr nennen dürfen. Wir bedauern
dies, sind aber leider an diese Regelung gebunden. - Red.
Langer, Norbert: Leben und Sterben der
Sterne, Beck’sche Reihe, München, 2002, Orginalausgabe, Verlag CH Beck, 130 Seiten, kartoniert, ISBN 3 406 39720-4, Informationen und
Preis auf der Verlags-Homepage im Internet:
http://www.beck.de
Seit dem Altertum versucht die kosmische Eintagsfliege Mensch das Wesen der Sterne zu ergründen. Ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen,
sind es doch gerade die Sterne, an denen der Zahn
der Zeit nicht zu nagen scheint. Doch auch sie
unterliegen einem dramatischen Wechsel von Geburt, Leben und Tod. Zunächst zeigt Langer, unter welchen Bedingungen eine Gaswolke im Kosmos
als Sternenwiege in Frage kommt. Sie kontrahiert,
heizt sich auf, fragmentiert in Zonen höherer Dichte, es entstehen die ersten Protosterne. Schließlich
zündet im Zentrum der Sterne die Kernfusion — eine fast unerschöpfliche Energiequelle, die den Gravitationskräften Einhalt gebietet und ein stabiles
Gleichgewicht herbeiführt.
Wie funktioniert nun der frischgebackene Himmelskörper? Wie kann die entstehende Wärme innerhalb des Sterns transportiert werden? Welche
Bedeutung hat seine Temperatur für den stellaren
Energiehaushalt? Diese und viele weitere Fragen
führen den Autor zur Diskussion des HertzsprungRussel-Diagramms, dem beim Verständnis der
Sternentwicklung eine zentrale Rolle zukommt.
Richtungsweisend für das weitere Schicksal der
Sterne ist die Bedeutung der Sternenmasse, die
Langer im folgenden untersucht. Erstaunlich, was
Sterne sich alles einfallen“ lassen, um nicht von
”
der eigenen Gravitation erdrückt zu werden. Weiße, Rote und Braune Zwerge, entartete Materie,
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2003
Neutrinoemissionen sowie das Helium- und Kohlenstoffbrennen begleiten den Leser auf dem weiteren
Lebensweg der Sterne. Supernovae werden eingehend behandelt, exotische Endstadien wie Neutronensterne und schwarze Löcher dagegen kaum. Abschließend folgt eine Betrachtung von Massenüberströmen bei Doppelsternen und Röntgendoppelsternen.
Um den Autor bei seiner Reise zu den Sternen
zu begleiten, kommt der Leser ohne einschlägige mathematische bzw. physikalische Vorkenntnisse aus. Seltene Begriffe werden stets erläutert,
nicht vorausgesetzt. Ein kleiner Glossar im Anhang leistet Unterstützung. Die erhöhte Informationsdichte erfordert trotzdem ein konzentriertes Lesen. Eindrucksvoller als die Wissensvermittlung ist
die Fähigkeit des Autors zum quantitativen Denken
mit einfachsten Mitteln. Ein paar plausible Annahmen, eine Überschlagsrechnung, die sich zur Not
noch im Kopf bewältigen läßt, und es wird bereits
die Größenordnung des Ergebnisses sichtbar. Die
25 Schwarzweißfotos und Grafiken sind nach heutigen Maßstäben von mäßiger Qualität. Wer bunte
Astrobilder sucht wird leicht woanders fündig. Wer
aber sein Wissen über Sterne aufpolieren will, dem
bietet sich hier für einen moderaten Preis die Gelegenheit dazu.
Dr. Norbert Langer ist Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut
für Astrophysik in Garching bei München. Seine
Hauptarbeitsgebiete sind die stellare Astrophysik
und die Elemententstehung.
Wolfgang Beike
19
Volkssternwarte Darmstadt e.V., Flotowstr. 19, 64287 Darmstadt
POSTVERTRIEBSSTÜCK
. . . . . . . . Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . März / April 2003 . . . . . . . .
Donnerstags ab
19:30
Leseabend, Beobachtung, Gespräche über astronomische Themen,
Fernrohrführerschein
Sonntags ab
10:00
Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen
Freitag,
07. 03.
19:00
Astro-Jugend
Donnerstag,
13. 03.
20:30
Redaktionssitzung Mitteilungen 3/2003
Freitag,
21. 03.
19:00
Astro-Jugend
Samstag,
29. 03.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Wo sind wir Zuhause? Unsere kosmische Heimat“
”
Donnerstag,
03. 04.
20:30
Öffentliche Vorstandssitzung
Freitag,
04. 04.
19:00
Astro-Jugend
Donnerstag,
10. 04.
20:30
Redaktionssitzung Mitteilungen 3/2003
Samstag,
12. 04.
20:00
Jahreshauptversammlung der
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Samstag,
12. 04.
Freitag,
18. 04.
Redaktionsschluss Mitteilungen 3/2003
19:00
Astro-Jugend
Die Astro-Fotografie-Gruppe trifft sich bei gutem Wetter nach telefonischem Rundruf.
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle:
Auf der Ludwigshöhe 196
Flotowstr. 19
Telefon: (06151) 51482
64287 Darmstadt
email: [email protected]
Telefon: (06151) 130900
http://www.vsda.de
Telefax: (06151) 130901
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