Navigator Wegweiser für Entscheider in Marketing, Vertrieb und Kundenservice Agile Selling Erfolgreiche Vertriebsorganisationen trotzen zunehmender Marktkomplexität mit Schnelligkeit und Flexibilität Auszug aus Ausgabe 5, Herbst 2014 Agile Selling Erfolgreiche Vertriebsorganisationen trotzen zunehmender Marktkomplexität mit Schnelligkeit und Flexibilität Wettbewerb belebt das Geschäft. Da heißt es reaktionsschnell, flexibel und agil bleiben. Zumal industrieübergreifend Unternehmen mehr und mehr mit neuen Wettbewerbssituationen konfrontiert sind. Nur ein agiler, schnell funktionierender Vertrieb kann der Komplexität eines sich stetig verändernden Umfelds gerecht werden und an Geschwindigkeit gewinnen. Ehrgeizige Vertriebsziele lassen sich auf diese Weise auch weiterhin erreichen. Accenture arbeitet täglich mit Unternehmen unterschiedlichster Industrien und Größen zusammen. Für die Anforderungen im Ver­ trieb ergibt sich dennoch ein gemeinsames Bild: Das Spannungsfeld, in dem sich Unter­ nehmen heute bewegen, hat sich überpropor­ tional dynamisch entwickelt. Das bedeutet, dass Vertriebe strategisch umdenken und gewachsene Strukturen aufbrechen müssen. Zurückzuführen ist die erkennbar gestiegene und weiterhin steigende Dynamik auf vier wesentliche Dimensionen, die je nach Indus­ trie unterschiedlich stark ausgeprägt sind: 1.Die Rahmenbedingungen des Marktes haben sich durch Regulierung, Deregulie­ rung und subventionsgetriebene Steue­ rung verändert. 2.Verhalten und Präferenzen der Kunden haben sich ebenfalls verändert. 3.Der technologische Fortschritt vollzieht sich rasant. 4.Und nicht zuletzt erweitern sich die Märkte, weil neue Wettbewerber traditio­ nelle Branchengrenzen überschreiten und die Wettbewerbsintensität insgesamt zunimmt. Komplexität ist die neue Normalität Der Vertrieb muss sich also auf viele Verän­ derungen einstellen, ganz besonders beim Kaufverhalten des Kunden. Denn der bewegt sich heute nicht mehr durch einen traditio­ nell linearen Trichter von der Produktsuche bis zum Kauf, sondern befindet sich auf unterschiedlichen, miteinander verbundenen Pfaden und Kanälen in einem kontinuier­ lichen Evaluations- und Kaufprozess. Das Internet mit mobilen Endgeräten und der Verfügbarkeit von sozialen Netzwerken hat bewirkt, dass der Kunde zu einem Großteil bereits vor dem ersten Vertriebs­ kontakt den Verkaufsprozess durchlaufen hat. Am Beispiel der Automobilindustrie lässt sich erkennen, dass der Markt durch Vorgaben zur Nachhaltigkeit – insbesondere zur Verringerung des CO2-Ausstoßes – beeinflusst wird. Die Vorgaben bewirken, dass neue Antriebs­ technologien entstehen, in immer kürzeren Zyklen auf den Markt gebracht werden und sich schließlich die Zusammensetzung der Fahrzeugflotten der Hersteller verändert. Darüber hinaus hat der Fortschritt der digi­ talen Technologien zur Folge, dass Autos heute vernetzt sind und sich über mobile Onlinedienste oder -apps steuern lassen, bis hin zum autonomen Fahren. Letzteres, das auf Connectivity beruhende Fahren, demonstriert seit einem Jahr bei­ spielsweise der Daimler-Konzern: zunächst mit der autonomen Fahrt einer S-Klasse von Mannheim nach Pforzheim, Anfang Juli dann mit einem schweren Gefährt, nämlich mit dem Daimler Future Truck 2025. Um dem Kunden darüber hinaus neue Services zu bieten, werden beispielsweise im Rahmen von Kooperationen Internetverträge für das Auto oder Installationsservices für eine Elektroladeanschlussmöglichkeit angeboten. Die Telekommunikationsindustrie wiederum zeigt deutlich, wie – getrieben von Digita­lisierung und hohen Wachstumszielen – traditionelle Wettbewerbsgrenzen ver­ schwimmen. Kommunikations-, IT- und Hightechprodukte münden in integrierten Angeboten. Beispielhaft ist der Fortschritt im Massenmarkt von Internettelefonie und internetbasiertem Fernsehen. Geschäfts­ modelle werden stetig durch Kooperationen, Allianzen und Unternehmensübernahmen erweitert. Neue Geschäftsfelder wie Mobili­ tätslösungen oder Cloud Computing nehmen immer größeren Einfluss auf das Telekom­ munikationsgeschäft. Interessant ist auch die Energieversorgung. Dort finden sich rund 15 Jahre nach der Marktliberalisierung alle vier genannten Dimensionen wieder. Längst nicht abge­ schlossen ist die Definition der Rahmen­ bedingungen des Marktes, genannt sei hier vor allem das Erneuerbare-EnergienGesetz (EEG). Aktiv gesteuert wird der Markt durch Subventionseffekte. Die Energiekunden haben sich in zwei Lager geteilt: zum einen in das Segment der noch klassischen Ver­ braucher, zum anderen in das Segment der „New Energy Consumer“ oder „Prosumer“, der Energieverbraucher mit gleichzeitiger Eigenerzeugung. Die Versorger müssen beide Segmente abdecken. Dabei zeichnet sich insbesondere der „New Energy Consumer“ dadurch aus, dass er nicht mehr nur stiller Verbraucher ist, sondern sich durch seine Eigenerzeu­ gungsleistung (Solaranlage, Blockheizkraft­ werk, Wärmepumpe etc.) als Teil der energie­ wirtschaftlichen Wertschöpfung ausweist und als solcher Interesse an Selbstbestim­ mung und vollständig neuem Service zeigt. Der technologische Fortschritt lässt sich also an immer neuen Innovationen und an der Marktreife von Eigenerzeugungsanlagen und Systemoptimierung festmachen. Stichwort: Smart Energy Systems. Der Wettbewerb hat sich vor allem durch neue Anbieter erweitert; diese sind deutlich flexibler als traditionell organisierte Energievertriebe. Herausforderungen für den Vertrieb Für den Vertrieb implizieren die oben genannten Dimensionen, dass es sich von der althergebrachten Vorstellung zunehmen­ der Veränderungsprozesse zu verabschieden gilt, um stattdessen aktiv auf Erfolg ver­ sprechende Maßnahmen zu setzen – gemäß der Devise „Play to win, not to lose“. Teil der Meaßnahmen ist die Individualisierung an der Kundenschnittstelle, also „Service auf den Punkt“ statt „One size fits all“. Dazu zählen kürzere Produktlebenszyklen, neue Geschäftsfelder und Partnerschaftsangebote, Vergrößerung, aber Vereinfachung des Pro­ dukt- und Dienstleistungsportfolios sowie der Aufbau von neuen Kompetenzen. In der Folge gilt es, Partnerschaften und Allianzen zu steuern und in den Vertrieb zu integrieren. Dazu gehört es auch, neue Vertriebskanäle zu nutzen, die zudem exponentiell steigende Datenmengen und neue Technologien hervor­ bringen. Die Lösung: Agilität … Um den Herausforderungen gerecht zu wer­ den, die aus den sich verändernden Dimen­ sionen resultieren, müssen die Vertriebe ihre Vertriebsstrategien, Produkte, Prozesse und Kompetenzen systematisch und kritisch beleuchten und aktiv managen. Das erfordert maximale Flexibilität in der Organisation und den Einsatz der jeweils richtigen Instrumente. Ein gutes Beispiel dafür, wie Vertriebsmodelle flexibler, lernender und somit agiler gestaltet werden können, sind selbstverantwort­liche Projektorganisationen oder Start-ups. Indus­ trieübergreifend ist zu beobachten, dass hier Großkonzerne eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie beschäftigen ganz bewusst Start-upTeams innerhalb ihrer Organisation oder aber sind indirekt an Start-ups beteiligt, um später die hervorgebrachten Innovationen in ihr Unternehmen zu integrieren. Die Start-up-Organisationsform eignet sich vor allem dazu, neue innovative Geschäfts­ felder, Produkte oder Vertriebskanäle zu entwickeln, zur Marktreife zu führen und erfolgreich im Markt zu etablieren. Positive Beispiele für direkte Beteiligungen gibt es zahlreiche. So nutzt Daimler seine Beteili­ gung an dem Elektroautohersteller Tesla und verwendet bereits eine Tesla-Batterie in der elektrischen Version des smart. … kombiniert mit dem SPEED-Modell Um als agile Organisation wesentliche Vertriebsaufgaben aktiv markt- und kunden­ orientiert zu managen, eignet sich das SPEEDModell. Es besteht aus den fünf Eckpfeilern (S)pend Optimization (Optimierung der Vertriebsausgaben), (P)rice and Profit Opti­ mization (Preis- und Profitoptimierung), (E)xecution and Operations Excellence (Ablaufoptimierung), (E)nablement of Sales Talent (Talentmanagement) und (D)igital Selling (digitaler Vertrieb). Die Vertriebsausgaben gehören zu den größten Kostenblöcken, jedoch haben nur die wenigsten Unternehmen einen Überblick darüber, ob Instrumente wie Vertriebsanreize, Rabatte oder Point-of-Sale-Werbeaktionen einen positiven Return on Investment (ROI) erwirtschaften. Transparenz zu schaffen und die Vertriebsausgaben mit dem ROI abzu­ gleichen, ist daher außerordentlich wichtig. Dadurch lässt sich ermitteln, in welche Ver­ triebsaktivitäten zu investieren ist und wo Anpassungsbedarf besteht. Preis und Profit – auf diese beiden Parameter gilt es besonders zu achten, wenn Vertriebs­ ausgaben optimiert werden sollen. TopPerformer legen besonderen Wert auf die Margenverbesserung und geben klare Richt­ linien vor. Nicht zuletzt kontrollieren TopPerformer die Anwendung der Preisstrategien nach erzieltem Profit. Als Faustregel gilt: Eine Erhöhung des Preises um ein Prozent ergibt eine EBIT-Verbesserung von zehn Pro­ zent. Dies macht die Preisgestaltung zum stärksten Instrument, um profitables Wachs­ tum zu generieren. Der operative Betrieb lässt sich beispiels­ weise durch Shared-Service-Organisationen optimieren. Administrative Tätigkeiten im Vertrieb können so gebündelt werden, was dazu führt, dass eine umso größere Konzen­ tration auf die Interaktion mit den Kunden möglich wird. Auf der nächsten Stufe unter­ stützen integrierte Shared-Service- und ITLösungen den Vertrieb mit Kundenerkennt­ nissen und Entscheidungsempfehlungen. Top-Performer nutzen dafür digitale, mobile, Cloud- und Analyticstechnologien als Katalysatoren. Wie agile Verkäufer handeln, um zu gewinnen – fünf Must-dos, um profitables Wachstum zu generieren mit SPEED Spend Optimization Optimierung der Vertriebsausgaben mit Blick auf den ROI Price and Profit Optimization Preis- und Profitoptimierung durch konsequentes Management von Preis und Marge Digital Selling Ausschöpfung der Möglichkeiten des digitalen Vertriebs und des Multikanalmanagements Execution and Operations Excellence Ablaufoptimierung und Konzentration auf die Kundeninteraktion Enablement of Sales Talent Talentmanagement mithilfe der „Entschlüsselung der DNA“ der Top-Vertriebler Quelle: Accenture Research Vertriebliches Talentmanagement wird zunehmend zum zentralen Erfolgsfaktor. Die Erkenntnis, dass die besten 20 Prozent der Vertriebler in der Regel 62 Prozent des Umsatzes erwirtschaften, spielt für agile Unternehmen eine erfolgskritische Rolle. Es gilt, die „DNA“ dieser Vertriebsprofis zu verstehen und die gewonnenen Erkenntnisse anschließend in Rollenprofile und Trainings zu integrieren. Führende Unternehmen nutzen wissenschaftliche Methoden, um Fähigkeiten, Charakterzüge und Verhaltens­ aspekte zu analysieren. Darüber hinaus können Analysetechnologien die Intuition und Erfahrung der Vertriebsmannschaft mit relevanten Kundendaten, Mikrosegmentie­ rung oder vorausschauenden Erkenntnissen und Empfehlungen anreichern. Top-Performer stellen ihrer Vertriebsmannschaft relevantes Kunden- und Produktwissen „per Klick“ zur Verfügung und reduzieren so die Kom­plexität für den Vertrieb signifikant. Beim digitalen Vertrieb schließlich kommt es darauf an, die Onlinekundenkontakt­ punkte in Form einer „Customer Journey“ zu definieren und zu managen. Vor allem müssen dafür die Barrieren zwischen den Vertriebskanalverantwortlichen, aber auch zwischen Marketing, Vertrieb und Service aufgelöst werden. Darüber hinaus sind der „Offlineverkauf“ sowie externe Partner zu integrieren, um den maximalen Nutzen aus jeder Kundeninteraktion zu ziehen. Fazit: Play to win, not to lose Den Erfolg im Vertrieb daran festmachen zu wollen, welche innovativen Wege bei der Entwicklung neuer Produkte eingeschlagen werden, wäre nur die halbe Wahrheit. Ganz entscheidend ist vielmehr auch die Erkennt­ nis, dass Komplexität die neue Normalität in der Vertriebsorganisation ist; den alten Zeiten nachzutrauern gilt nicht. Vielmehr wird die Fähigkeit verlangt, flexibel auf Markt- und Kundenentwicklungen reagieren zu können, mit Produkten und Kampagnen hochrelevant zu sein, Aktivitäten aktiv zu managen und nach vorn gerichtet zu agieren. Ihr Ansprechpartner: Lennart Lohrisch [email protected] Über Accenture Kontakt Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit mehr als 305.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als Partner für große Business-Transformationen bringt das Unternehmen umfassende Projekt­ erfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmensbereiche hin­ weg und Wissen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture erwirt­ schaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2014) einen Nettoumsatz von 30 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse lautet www.accenture.de Sven Drinkuth Geschäftsführer Accenture Strategy CRM [email protected] Accenture Management Consulting Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-Dienstleister. Mit über 17.000 Beratern weltweit und der umfassenden Erfahrung aus einer Vielzahl von Projekten unterstützt Accenture Management Consulting Unternehmen und Regierungen auf ihrem Weg zu High Performance. Die Kombination aus umfas­ sendem Branchenwissen und fundierten Fähigkeiten ist dabei die Basis für führende Dienstleistungen in den Bereichen Strategie, Analytik, Finance & Enterprise Performance, Marketing, Operations, Risk Management, Sales & Customer Services, Nachhaltigkeit sowie Talent & Organization. Copyright © 2014 Accenture All rights reserved. Accenture, its logo, and High Performance Delivered are trademarks of Accenture. Dr. Christine Knackfuss Manager Accenture GmbH [email protected]