Die Gattung Tropheus: Nur Iokale Farbformen oder mehrere selbständige Arten? Text: Manfred Hedteld (D 5627) Es sind bereits heiße Diskussionen und viele Artikel darüber geschrieben worden, ob die Gattung Tropheus nur zwei Arten beinhaltet - nämlich Tropheus moozl BOULENGER, 1898 und Tropheus duboisi MARLIER, 1959 - oder eine dritte Art, Trcpheus brichardi NELISSEN et THYS, 1975, berechtigt ist. Siehe dazu: ,Der taxonomische Status von T. moorii BOULENGER, 1898; Heinrich Scheuermann DCG-lnfo 121.1976: 226-230. Letztere Art wird in dem Artikel von Heinrich scheuermann in ihrer Gültigkeit angezweifelt. S. meint, daB T. brichardi nur als ein Sysonym von T. moorii zu werten ist. Auch staeck verwirft in seinem Buch "cichliden -Verbreitung, verhalten, Arten. Band ll Seite 230u die Aufstellung von T. brichardi als selbständige Art durch Nelissen und Thys van den Audenaerde. Vor dem Hintergrund dieser Diskussion sind zwischenzeitlich eine Unterart und eine neue, eigenständige Art vorgestellt worden, die in verschiedenen Artikeln (H. scheu- ermann:,CichlidenvonA-Zo, DCG-lnfo7(i2) 1976undStaeck: ,Cichliden lluund,Die südlichen Rassen von Tropheus moorii«, Aquarien-Magazin 121197s s. 519-52'l) noch als lokale Farbrassen vorgestellt wurden. So ist der ,Regenbogen-Mooriiu als Unterart von T. moorii von Nelissen 1977 neu beschrieben worden und heißt jetzt Tropheus moorii kasabae NELlssEN, 1977. Diese Unterart ist nach dem Fundort benannt worden, nämlich nach der Kasaba.Bay des Tanganjika-Sees. (Vgl. A. Ufermann: Neue Taxa bei Cichtiden, DCG-tnfo 9 (3) 197U: 51.s5). Nunmehr stellt Dr. warren E. Burgess in TFH 2/197g seite g5 den bei uns als »Wimpel-« oder »Gabelschwanz-Mooriin bekannten alsTropheus Dol/i AXELROD, j977 vor. Glen s. Axelrod hat diese neue Tropheus-Art beschrieben und professor Max poll zu'Ehren benannt, der sich mehr als jeder andere dafür eingesetzt hat, daß wir Kenntnisse und Verständnis für Fische aus dem Tanganjika.see erlangten. Diese Art gleicht ziemlich genau der Art r. moorii moorii, sie unterscheidet sich jedoch vor allen Dingen durch die tief gegabelte oder mondsichelähnliche schwanzflosse. AuBerdem ist der Körper gänzlich braun mit bei juvenilen Tieren olivgrünen, vertikalen Querstreifen, die sich vom Kiemendeckel bis zur schwanzflosse erstrecken. Aber auch oberhalb des Auges und auf der schnauze können solche euerstreifen liegen. Bei adulten Tieren können die streifen gänzlich verschwinden, so daß die Tiere einheitlich braun aussehen. Das sind die rein äußerlich sichtbaren unterschiede, die nicht ausgereicht hätten, dafrjr eine neue Art aufzustellen. Besonders auffallend bei diesen Tieren sind die körperlichen Abmessungen. Die weit ausgezogenen Dorsal-, Anal' und caudalstrahlen sind länger als die er anderen Tropheus-Arlen spezielle DCG-lnfo 9(6) 1978: 1 01 -105 101 .,:,..:. I Tropheus moorii moorii Tropheus moorii kasabae DCG-lnfo 9(6) 1978: 101-105 Fotos: H. Scheuermann (D 1005) 102 Tropheus brichardi Tropheus Foto: H. Scheuermann (D 1005) polli 103 Unterscheide zu T, m. moonT bestehen im Abstand der Augen, dem Augendurchmesser und der Größe des Maules, dessen Öffnung kleiner ist. Außerdem hat T. poili nur vier Hartstrahlen in der Schwanzflosse. Gefunden wurden diese Tiere an der Ostkoste des Tanganjika-Sees etwa gegenUber der Stadt Kal6mie am Westufer des Sees. Aktuell bestehen heute f ür die Gattung Tropheus folgende selbständige Arten/Unterarten: o Trcpheus moorii moorii BOULENGER, 1898 o Tropheu s annectens BOULENGER, 1900 o Tropheus dubolsl MARLIER, '1959 o Tropheus brichardi NELISSEN et THYS, 1975 o o Tropheus moorii kasabae NELISSEN, 1977 Tropheus pol/i ADELROD, 1977 Demzufolge sind einzuordnen unter Trcpheus moorli mooril alle uns bekannten T. m. mooili-Farbformen, außer denjenigen, die unten genannt werden. Die bekanntesten sind wohl: Brabant-Moorii, Orange-Moorii, Grüner-Moorii (Goldtropheus oder Malagarasi-Moorii), Schwanzstreifen-Moorii, Schwarz-RoterMoorii, Grtin-RoterMoorii, Zitronen-Moorii, Doppel- oder Kirschfleck-Moorii und Kaiser-Moorii. Trcpheus annectens Die Färbung dieser Tiere ist unbekannt. Tote Exemplare werden von Boulenger als einheitlich braun beschrieben. Die Afterflosse besitzt vier Hartstrahlen. Noch nicht importiert. Tropheus duboisl Bisher bekannt und importiert sind drei Varianten: die einheitlich schwarze Variante, Tiere mit weiBer Binde und Tiere mit gelber Binde. Topheus brichardl Rein äuBerlich erkennbar am hellen Sattelfleck bei brauner Grundfärbung. Bei Aquarianern bekannt als Sattelfleck- oder Schoko-Moorii. Die gestreifte Variante, auch als Kigoma-Moorii bekannt. Trcpheus moorll kasabae Wegen der Vielzahl der Farben bei uns 6le »Regenbogen-Moorii« bekannt. Wahr scheinlich gibt es bei uns bis jetzt zwei Farbvarianten, nämlich die mit gelber R0ckenflosse und die mit blauer Rückenflosse. Trcpheus polll Bisher bei uns als ,Gabelschwanz,, oder »Wimpel.Mooriin angeboten. Sicherstes äuBeres Erkennungsmerkmal:-mondsicheltörmige oder tief gegabelte Schwanzflosse. Körper braun mit 9 bis 11 olivfarbenen Querstreifen. DaB die Tropheus-Nlen in den nächsten Jahren noch einer Revision unterliegen werden, ist uns wohl allen klar. Glen S. Axelrod bereitet eine Publikation vor, in der DC,G-lnfo 9(6) 1978: 101-105 104 die Gattungen Tropheus und simochromrs anhand von biometrischen Daten unter sucht werden. Danach kann schon in 1978 mit einer ersten Flevision gerechnet werden. Zum Thema: Künstliche Erbrütung von Maulbrüter-Eiern Text und Zeichnung: Manfred Vosbeck (D 6406) ln meinem Bericht,Beobachtungen an Haptochromis moorii,, in DCG-Info g(3) 1g7g: 48-51 hatte ich erwähnt, daß es wiederholt maulbrrltende weibchen dieser Art nach dem umsetzen bzw. beim Fangen die Eier ausspuckten und nicht wieder aufnahmen. Mithin war ich gezwungen, mich mit der künsflichen Aufzucht zu beschäftigen. Die ausgespuckten Eier brachte ich in einem wasserflohsieb (stärkste Maschengröße) unter, das icli in einen Ablaichkasten einklemmte. Das ganze kam in ein kleines Aquarium, das mit normalem Leitungswasser gefüllt war: Gesamthärte 10"; ph-wert alkalisch; Temperatur konstant 2s'c. unter dem sieb brachte ich einen Ausströmerstein an, den ich stark sprudeln ließ. Der größte Teil der Luftblasen trieb rechts und links am sieb vorbei zur wasseroberf läche (siehe zeichnung). Der Teil der Luft, der durch die Maschen des Siebes den Weg nach oben fand, genügte, um die Eier in Bewegung zu halten. Bei dieser Methode sind lediglich 2 Eier verpilzt. Nach dem schlüpfen habe ich, obwohl die Tiere noch einen prallen Dottersack mit sich führten, zunächst mit Mikro-Min gefüttert. Eine Aufnahme dieses Futters ist erfolgt. DCG-lnfo 9(6) 1978: 105-106 105