10. Hauptsä Hauptsätze der Wä Wärmelehre Thermodynamik: zunächst: Klassische Mechanik punktförmiger Teilchen, starrer und deformierbarer Körper aber: Bewegungsgleichungen für N=1023 Teilchen mit 6N Variablen (Orte und Geschwindigkeiten) sind unmöglich alle behandelbar. Ausweg: Beschreibung mit Meßgrößen (”Zustandsgrößen”) wie T,p,V,n Die Thermodynamik beschreibt die Zusammenhänge dieser Zustandsgrößen (Mittelwerte) sowie deren Meßvorschriften. Die Statistische Mechanik liefert den Zusammenhang zur mikroskopischen Beschreibung. Beispiel für ein thermodynamisches System: ideales Gas (Edelgas) Zustandsgrößen: Volumen, Druck, Temperatur, Stoffmenge Zustandsgleichung: p.V = n.R.T EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler 10. Hauptsä Hauptsätze der Wä Wärmelehre Zustandsgröße „Innere Energie“ U: Die im Inneren eines abgeschlossenen Systems gespeicherte gesamte Energie (kinetische + potentielle + Wärme + elektrische Energie) nennt man Innere Energie. („Innere“ heißt, daß die kin. und pot. Energie des Schwerpunkts nicht mitzählen). Beispiel: Bei idealem Gas gibt es nur die kinetische Energie der Moleküle: U = Q = n · cV · T = n · i/2 · R · T (mit n = Molzahl, cV = spezifische molare Wärmekapazität, i = Zahl der Bewegungsfreiheitsgrade, z.B. i = 3 für einatomiges Gas) Erster Hauptsatz der Thermodynamik: Die Innere Energie eines abgeschlossenen Systems ist erhalten. (Verallgemeinerung der Energieerhaltung von makroskopischen auf mikroskopische Systeme) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Der Versuch „Wärmeäquivalent“ demonstriert den 1. Hauptsatz. Er zeigt, daß sich mechanische Energie vollständig in Wärmeenergie umwandeln läßt. Die Kupfertrommel erwärmt sich durch Reibung des lose gewickelten Drahtes und leitet die Wärme in den Wasserbehälter, dessen Temperatur sich um ∆T erwärmt. Das Drehmoment des Motors ist so einr r gestellt, daß die Reibungskraft (und damit die Zugkraft des Drahtes) , d.h. der FR = −FG Körper mit Masse m schwebt. mit Weg s = Zahl der Umdrehungen x Trommelumfang Mechanische Arbeit W = FR · s = m · g · s Die Zunahme an Wärmeenergie (= innere Energie des Wasserbehälter) ist: ∆U=W→ ∆T = m ⋅g ⋅s (c Wasser ⋅ M Wasser + c Trommel ⋅ M Trommel ) wie durch Messung von ∆T bestätigt wird. EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Andere Formulierung: Die Summe der einem System von außen zugeführten Wärme ∆Q und der an ihm verrichteten Arbeit ∆W ist gleich der Zunahme der inneren Energie: ∆U = ∆Q + ∆W Andere Formulierung: Ein perpetuum mobile 1. Art ist unmöglich. (Es gibt keine periodisch arbeitende Maschine, die mehr Arbeit leistet als sie Energie aus ihrer Umgebung verbraucht.) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Beispiel für den 1. Hauptsatz: Wenn kein Wärmeaustausch mit Umgebung (∆Q = 0): ∆U = ∆W An einem Gasvolumen ist ∆ W = - p∆V Beachte: bei Kompression (∆V < 0) ist die von außen geleistete Arbeit positiv. Daher das Minuszeichen in der Formel. EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler 10. Hauptsä Hauptsätze der Wä Wärmelehre Umkehrbarkeit thermodyn. Prozesse (“Reversibilität“) ? riesiges Energiereservoir im Wasser Geht aber in der Realität nicht: Warum ? EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler 10. Hauptsä Hauptsätze der Wä Wärmelehre Reversibilität ? Reversible Prozesse laufen immer über GleichgewichtsZustände und sind daher sehr langsam (bzw. idealisiert). EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler 4. Wird der Kolben langsam auf die Ausgangsposition zurückgeschoben, so wird am System Arbeit geleistet (∆W = p ·∆V) und das System kehrt in seinen Ausgangszustand zurück. EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler 10. Hauptsä Hauptsätze der Wä Wärmelehre Irreversibilität: warum verteilt sich ein Gas gleichmäßig auf ein gegebenes Volumen ? kurzer Exkurs in statistische Mechanik: N=4: P=1/16 P=4/16 … weil dieser Zustand am wahrscheinlichsten ist ! P=6/16 Allgemein 2N solcher Mikro-Zustände (hier: 16) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Wahrscheinlichkeit für Rückkehr in oberen Zustand: P = 1/2N = 2-N bereits bei N=100 ist 2-N ~ 10-30 ~ 0 Definiere: Entropie ∆S = k . ln(P) [J/K] -> eine 2N fach größere Wahrscheinlichkeit des unteren Zustands bedeutet,daß dieser eine um ∆S = kN.ln(2) höhere Entropie besitzt. Die Entropie ist ein Maß für die Unordnung und umso größer, je größer die ‘Unordnung‘ ist. (Thermodynamische Definition (alternativ): ∆S = ∆Qrev / T, siehe Carnotscher Kreisprozeß) 2. Hauptsatz : ein abgeschlossenes System geht nie in deutlich unwahrscheinlichere Zustände über. Andere Formulierung: Es gibt kein perpetuum mobile 2. Art (d.h. keine Maschine, die Arbeit leistet, indem sie nichts weiter tut, als einen Körper abzukühlen). EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Kreisprozesse (Wärmekraftmaschinen) In zyklischem Prozeß soll aus Wärme mechanische Energie gewonnen werden. (umgekehrt einfacher: Reibung) Idealisiert (revers. Zustandsänderungen): Carnot-Prozeß Expansion: 1->2: T1 Kompression: 2->3: T2 T1 3->4: T2 T1 4->1: T2 T1 T2 EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler T1= const: ∆T=0 (∆U=∆ (∆ ∆Q-p∆ ∆V) (da ∆U=CV.∆T=0) T1 T2 Isotherme Expansion Fläche unter 1 = ∫ (R ⋅ T1 ) dV Kurve = Arbeit V V1 V2 für 1 mol (n=1) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler ∆Q=0 T1 T2 adiabatische Abkühlung EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler T2= const: ∆T=0 (da ∆U=CV.∆T=0) T1 T2 (V4<V3: ∆W>0) Isotherme Kompression EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler ∆Q=0 2 T1 T2 41 adiabatische Erwärmung EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler <0 ! abgegebene mech. Arbeit EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Wirkungsgrad RT1ln η= η= − ∆WZyklus von Maschine geleistete Arbeit = vom warmen Re servoir abgegebene Wärmeenergie ∆Q12 V2 V + RT2ln 4 V1 V3 V RT1ln 2 V1 Für die beiden adiabatischen Zustandsänderungen (s.9, ausführlich im Lehrbuch von Trautwein et al.) gilt: V3 V2 V V = → ln 4 = −ln 2 V4 V1 V3 V1 η= , oben eingesetzt : T1 − T2 T1 Bei allen realen, irreversiblen Kreisprozessen sind die Wirkungsgrade geringer. Der (idealisierte) Carnot-Prozeß erhält die Entropie. Mit der thermodynamischen Definition der Entropie (S=Qreversible/T) ergibt die Entropieerhaltung direkt das obige Resultat (s. EP2). Realisierbare gute Wirkungsgrade liegen bei 30%. EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Zweiter Hauptsatz : (nach Carnot-Kelvin oder Clausius) Keine zyklisch arbeitende Maschine kann mechanische Arbeit nur durch Abkühlung eines Wärmereservoirs erzeugen. Ein Teil der Wärme muß an ein zweites, kälteres Reservoir abgegeben werden. Alle Zustandsänderungen in einem abgeschlossenen System bewirken eine Zunahme der Entropie: ∆S > 0 : irreversible Prozesse ∆S = 0 : reversible Prozesse (in der Realität selten) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler 11. Wärmetransport und Stoffmischung Ein Temperaturausgleich zwischen Körpern oder Bereichen eines Körpers kann durch verschiedene Prozesse zustandekommen. Strahlung: Kein direkter Kontakt, wichtig bei hohen Temperaturen Wärmeleitung: Kein Transport von Materie, aber Leitung durch Materie (vor allem Metalle, Festkörper) Wärmeströmung (Konvektion): Wärmetransport mit fließender Materie (dominant bei schlechten Wärmeleitern) Ohne Wärmequellen führen diese Prozesse zu vollständigem Temperaturausgleich (→ Tm) Eine gute Isolation muss alle Wege ausschließen: Thermoskanne (versilbert, doppelwandig, evakuiert) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler a) Wärmetransport durch Wärmestrahlung, d.h. durch elektromagnetische Wellen (sichtbares oder infrarotes Licht) - dieser Transport erfolgt auch durch Vakuum (Sonne → Erde) Die abgestrahlte Leistung P ist stark temperaturabhängig: P = const · T4 (Stefan-Boltzmannsches Gesetz) Außerdem verschiebt sich das Maximum des Farbspektrums mit Wachsen der Temperatur von rot nach blau (exakte Beschreibung durch das Plancksche Strahlungsgesetz). Wärmestrahlungsleistung der Erde: 40x1012 W EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Wärmestrahlung Die Wärmebildkamera basiert auf der starken Temperaturabhängigkeit der abgestrahlten Leistung (P ~ T4), die sie in Falschfarben darstellt → empfindliche Diagnostik in Medizin und Technik. Verminderte Durchblutung beim Rauchen Wärmeverlust sichtbar Falschfarbendarstellung rot=hell, blau=dunkel EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler Kosmische Hintergrundstrahlung Ursprung: heißes Universum im Jahr t ≈ 400000 nach Urknall, Temperatur 3000K Durch Expansion des Weltalls wurde die Wellenlänge größer → heutige 2.7K Strahlung Ihre Anisotropie (siehe nächste Seite) gibt Auskunft über die Dichteverteilung der Materie im Jahr 400000 → (Physik-Nobelpreis 2006) EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler EPI WS 2006/07 Dünnweber/Faessler