Physik für Mediziner im 1. Fachsemester #9 02/11/2010 Vladimir Dyakonov / Volker Drach [email protected] Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Wärmelehre Teil 1 - Energie, Wärmekapazität Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Def. 1: Lehre der Energie, ihrer Erscheinungsform und Fähigkeit, Arbeit zu verrichten Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Def. 2: Die Wärmelehre oder Thermodynamik beschreibt ein i System S t ( b (abgeschlossen hl oder d offen) ff ) d durch h Zustandsvariablen. Zustandsvariablen sind makroskopische Größen. (Eine mikroskopische Betrachtung ist oft zu komplex.) Q Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Stoffmenge • • • Die Menge eines Stoffes wird durch die Teilchenzahl charakterisiert Die Stoffmenge ν ist eine Basiseinheit im SI-System Die Einheit der Stoffmenge ist das Mol Eine Substanz hat die Stoffmenge ν = 1 Mol Mol, wenn die Anzahl der darin enthaltenen Teilchen gleich der Anzahl der Kohlenstoffatome in 12g g reinem 12C ist • NA = 6,023 *1023 mol-1 Avogadrozahl Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Temperatur, Wärme und Energie Subjektives Empfinden von Wärme und Kälte Temperaturskala wird willkürlich festgelegt: • 2 Fixpunkte • lineare Skala zwischen den Fixpunkten Celsius-Skala: Bei „Normaldruck“, d.h. Luftdruck: 1013,25 hPa (=760 mmHg) (i) Fixpunkte: 1. Eis-Wasser Gemisch („Eiswasser“): 0º C 2. Siedendes Wasser: 100º C (ii) Zwischen den Fixpunkten wird die Temperaturskala in 100 gleiche Teile zerlegt, und zu kleineren (negativen) und größeren p hin linear extrapoliert p Temperaturen (nach Celsius, schwedischer Mathematiker , 1742) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Phasendiagramm - Wasser In der Thermodynamik ist der Tripelpunkt (auch Dreiphasenpunkt) der Punkt, beschrieben d hD durch Druck k und dT Temperatur, t an dem d drei d i Ph Phasen eines i S Systems t mitit genau einer i Komponente im Gleichgewicht sind. Der Tripelpunkt des Wassers nach dem international akzeptierten Bestwert von Guildner,, Johnson & Jones 1976 liegt g bei 611,657 , ± 0,010 , Pa und 273,16 , K (0,01 ( , °C). ) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Temperaturskalen Die Temperatureinheit Kelvin wurde 1954 auf Beschluss der 10. Generalkonferenz für Maß und Gewicht durch: 1 K:= Ttr /273,16 definiert (Ttr die Temperatur des Trippelpunkts von Wasser) Die Festlegung von Einheiten ist Menschenwerk und nicht die Folge der Naturgesetzen Allerdings: Im täglichen Leben benutzt man eine Temperatur mit willkürlich festgesetztem Nullpunkt, die Celsius-Temperatur: T:= TT T0= T-273,15 T 273 15 K T0 – Temperatur des Eispunkts Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Phasendiagramm - Wasser Temperatur des Eispunkts Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Temperatur, Wärme und Energie Kelvin-Skala: Beginn der Kelvinskala liegt beim absoluten Nullpunkt (0 K) K). Der Fixpunkt ist der Tripelpunkt des Wassers (273,16 K oder 0,01 K höher als der Schmelzpunkt von Eis bei Normaldruck) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Temperatur, Wärme und Energie • Internationale Basiseinheit der Temperaturdifferenz ist [ΔT] = 1 K (Kelvin) • Kelvineinheit hat als absoluten Nullpunkt –273,15 ºC • Unterteilung beider Skalen ist aber identisch identisch, d d.h. h ΔT = Δϑ • Umrechnung U h von einer i Sk Skala l iin di die andere d üb über: T ϑ = + 273,15°C 273 15°C K °C Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Zahlen des Tages 273,15 273,16 Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Brownsche Molekularbewegung Wärme ist ungeordnete Molekülbewegung g g einzelner ((Gas-)Moleküle ) ist völlig g 1. Thermische Bewegung zufällig und unabhängig, ohne dass eine makroskopische Gesamtbewegung entsteht 2 Wärmeenergie ist kinetische Energie Ekin 2. ki dieser ungeordneten Molekülbewegung, d.h. Wärme ist eine Form mechanischer Energie (kinetische Gastheorie) 3 Mittlere Energie ist für alle Teilchen gleich 3. gleich, unabhängig von ihrer Masse (M langsam, m schnell) 4. Temperatur ist ein lineares Maß für den Mittelwert dieser Energie Der englische Botaniker Robert Brown (1773 - 1858) entdeckt 1827,, dass sich Pollenkörner unter dem Mikroskop in ruhigem Wasser (Suspension) bewegen. • kleine Körner bewegen sich mehr als große • Bewegung nimmt mit höherer Temperatur zu Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Thermische Expansion Die meisten Substanzen dehnen sich bei Erwärmung aus. Die Di A Ausdehnung d h wird idd durch hd den thermischen th i h Expansionskoeffizienten α beschrieben. T ϑ K T0 T0 +ΔT = °C + 273,15°C L0 L0 +ΔL Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Thermische Expansion ΔL = αL0ΔT Aluminium (rein) Zink Stahl α in 10-3 1/K 0,0238 0,0263 0,0115 Ni-Stahl (36Ni, Invar) 0,0010 H l Holz 0 0080 0,0080 Fensterglas CFK Quecksilber Ethylalkohol 0,0076 0 0002 0,0002 0,181 1,43 Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Bimetall Thermoschalter: Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Thermisches Gleichgewicht • Soll die Temperatur geändert werden, so muss dem System Wärme (kinetische Energie) zugeführt oder entzogen werden. • Die d Di dabei b ib benötigte öti t Wärmemenge Wä ΔQ hängt hä t von d der Masse m, der stofflichen Zusammensetzung und von der Temperaturänderung ΔT ab. ab • Bringt man zwei Körper mit unterschiedlicher Temperatur in Kontakt Kontakt, so nehmen sie nach einiger Zeit die gleiche Temperatur an. Der anfangs wärmere Körper kühlt sich ab und u d de der a anfangs a gs kältere ä te e Körper ö pe wärmt ä t ssich c au auf. Beide e de Körper sind dann im thermischen Gleichgewicht. Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI 1. Hauptsatz p der Wärmelehre Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Sytems wird durch seine innere Energie U beschrieben. beschrieben „Die Änderung der inneren Energie ΔU ist gleich der zugeführten Wärme Q minus der vom System verrichteten Arbeit W.“ ΔU = Q − W Q Energieerhaltung Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Energieaustausch Energieübertragung von einem System auf ein anderes: Änderung von ΔU Energieübertrag durch: • Arbeit W: ΔU = W System 1 T1 • elektrische Arbeit • Mechanische Arbeit • chemische Arbeit. ΔU = Q System 2 • Wärme Q Die Einheit der Wärme (= Energie) ist das Joule (J) ((früher: Kilokalorien ((kcal)) = Kilokalorie 4,19 kJ)) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI T2 Leistung Die pro Zeit geleistete Arbeit oder pro Zeit abgegebene (Wärme ) Energie bezeichnet man als Leistung P: (Wärme-) ΔU P= Δt Einheit der Leistung ist das Watt: [P ] = 1W = 1J s Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Wärmekapazität Die Wärmekapazität C ist ein Maß für die Wärme, die einem i Kö Körper zugeführt füh t oder d entzogen t werden d muss, um eine bestimmte Temperaturänderung hervorzurufen: • Energiezufuhr Q führt zu einer Temperaturerhöhung ΔT • Temperaturanstieg ist abhängig vom Stoff und der Masse Wasser in Behälter: C ΔQ Q2 − Q1 C= = ΔT T2 − T1 C = Wärmekapazität, Wä k ität Einheit: Ei h it J/K Heizquelle: Q Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Spezifische Wärme • Die spezifische Wärmekapazität c ist die auf die Masse des Körpers bezogene Wärmekapazität: C Q c= = m ΔT ⋅ m Einheit: J/(K·kg) • c gibt die Wärmemenge an, die benötigt wird, um die Temperatur einer Masse m = 1 kg um ΔT = 1 K zu erhöhen. • 1 Kalorie = 1 cal = 4 4,19 19 J entspricht der zugeführten Wärmemenge, die benötigt wird, um 1 g Wasser um 1 K zu erwärmen. Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Molare Wäremkapazität • Die molare Wärmekapazität cmol ist die auf die Stoffmenge ν des Körpers bezogene Wärmekapazität: cmol C Q = = ν ΔT ⋅ν Ei h it J/(K Einheit: J/(K·mol) l) • cmol gibt die Wärmemenge an, die benötigt wird, um die Temperatur eines Mols um Δ T = 1 K zu erhöhen • molare Masse M ist die Masse (in g), die ein Mol eines Elements hat Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Spezifische (molare) Wärmekapazität Die Stoffmenge ν ist die Anzahl Mole, also z.B. die M Masse di dividiert idi t d durch h di die M Masse eines i M Mols: l m ν= M Zusammenhang zwischen spezifischer und molarer Wärmekapazität: m c ⋅ m = c mol ⋅ ν ⇒ c mol = c ⋅ ν c mol = c ⋅ M Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI