Physik für Mediziner im 1. Fachsemester #27 09/12/2008 Vladimir Dyakonov [email protected] Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Schwächungsgesetz Röntgenstrahlung wird beim Durchgang durch Materie absorbiert. Der absorbierte Anteil ist abhängig von: N0: Anzahl der einfallenden Quanten µ: Schwächungskoeffizient [1/m] des Absorbers Absorber d: Dicke des Absorbers Strahler Detektor d N0 Kollimator N(d) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Schwächungsgesetz N(d) = N 0 " exp(#µd) N(d) T(d) = = exp("µd) N0 ! N(d) N0 d µ T = Anzahl der registrierten Quanten = Anzahl der einfallenden Quanten = Dicke des Absorbers = Schwächungskoeffizient [1/m] = Transmission Halbwertsdicke ! e-tel-Dicke 1 d1 = µ e ln2 d1 = µ 2 Halbwertsdicke bzw. e-tel-Dicke ist die Schichtdicke d, bei der die Transmission auf die Hälfte bzw. ein e-tel gefallen ist ! ! Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Schwächungskoeffizient Verschiedene Beiträge der einzelnen WW: Comptonstreuung Photoabsorption Paarbildung Röntgenstrahlen werden von Materialien mit hoher Elektronendichte stark abgeschwächt Sehr starke Abschwächung für z.B. Gold oder Blei Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Atomphysik Teil 2 Kernphysik, Radioaktivität, Dosimetrie Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern Aufbau des Atomkerns Trägt (fast) die gesamte Masse des Atoms Gesamte positive Ladung und Masse des Atoms ist im Atomkern konzentriert Atomkern besteht aus Protonen & Neutronen (Nukleonen) Dichte der Kernmaterie: 180 000 Tonnen/mm3 Zwischen den Nukleonen wirken kurzreichweitige Kernkräfte, die den Kern zusammenhalten Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern Masse: Das Proton (p) besitzt eine positive Ladung +e, und eine Ruhemasse mp = 1,6726 x10-27 kg = 1836me. Das Neutron (n) ist ein neutrales Teilchen mit der Ruhemasse mn=1,6749x1027kg = 1839 me. Die Ruhemasse ist die Masse eines Teilchens in Ruhe, also wenn es keine Geschwindigkeit besitzt. Sie ist geringer als die relativistische Masse eines bewegten Teilchens. Denn mit der Geschwindigkeit nimmt die Masse zu. Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern Kerne charakterisiert man durch: • Radien R • Masse • Ruheenergie E0 r0 = 1.3 "10 !15 m ' MeV $ E0 = mc 2 % 2 " ! [c 2 ] & c # & MeV # mP = 938,27 $ 2 ! % c " & MeV # mN = 939,56 $ 2 ! % c " Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern Aufbau des Atomkerns A Nuklid X (Atomkern) X Z Z = Anzahl der Protonen/Ordnungszahl des Atoms im Periodensystem N = Anzahl der Neutronen A = Z+N = Nukleonenzahl (Massenzahl) ! rKern = r0 " A Radius des Kerns: r = 1.21 fm 0 1 3 Z bestimmt Stellung im Periodensystem ! Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern • Kerne mit gleichen Z, aber unterschiedlichen A (d. h. mit unterschiedlichen Neutronenzahlen N = A - Z) nennt man Isotope • Kerne mit gleichen A, aber unterschiedlichen Z - Isobare( • Kerne mit gleichen N nennt man Isotone ( 31 15 P16 und 30 14 36 16 S20 und 1836 Ar18 ) Si16 ) Beispiel: Wasserstoff (Z = 1) besitzt drei Isotope: H0 H1 H2 1 1 2 1 3 1 der normale Wasserstoff (Z = 1, N = 0), Deuterium (schwerer Wasserstoff; Z = 1, N = 1), Tritium (superschwerer Wasserstoff; Z = 1, N = 2). Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern Es gibt > 2500 Kerne, die sich entweder in Z oder in A unterscheiden, wobei Z geht vom 1 bis 109(?) Kernmateriedichte Erde Sonne Pulsare Kerne 5-13 g/cm3 1.4 g/cm3 106-1013 g/cm3 1014 g/cm3 Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Der Atomkern Aufbau des Atomkerns Trägt (fast) die gesamte Masse des Atoms Gesamte positive Ladung und Masse des Atoms ist im Atomkern konzentriert Atomkern besteht aus Protonen & Neutronen (Nukleonen) Dichte der Kernmaterie: 180 000 Tonnen/mm3 Zwischen den Nukleonen wirken kurzreichweitige Kernkräfte, die den Kern zusammenhalten Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Massendefekt und Kernbindungsenergie Erwartung: m( A, Z ) = ZmP + ( A ! Z )mN & MeV # mP = 938,27 $ 2 ! % c " & MeV # mN = 939,56 $ 2 ! % c " Ergebnis: Die Kernmasse ist kleiner als die Summe der Einzelmassen der aus ihr bestehenden Nukleonen. m( A, Z ) < ZmP + ( A ! Z )mN "m( A, Z ) = m( A, Z ) ! ZmP ! ( A ! Z )mN < 0 - Massendefekt Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Bindungsenergie B MeV !8 A Nukleon Bindungsenergie pro Nukleon ΔW/A Fusion 2 leichte Kerne in 1 schweren Kern Energie wird frei Fission 1 schwerer Kern in 2 mittlere Kerne Energie wird frei Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Kernkräfte Die Kernkräfte sind deutlich größer als die Coulomb‘sche Abstoßungskräfte zwischen den Protonen. Kernkräfte gehören zu den sogenannten starken Wechselwirkungen. Die grundlegenden Eigenschaften der Kernkräfte: 1. Kernkräfte sind Anziehungskräfte 2. Kernkräfte wirken nur über kurze Entfernungen d ~ 10-15 m (1fm) 3. Kernkräfte sind ladungsunabhängig 4. Kernkräfte besitzen die Eigenschaft der Sättigung 5. Kernkräfte hängen von der gegenseitigen Orientierung der Spins der wechselwirkenden Nukleonen ab 6. Kernkräfte stellen keine Zentralkräfte dar. Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Instabilität von Kernen Radioaktivität ist die Fähigkeit einiger Atomkerne, sich spontan in andere Kerne unter Ausstrahlung verschiedener Arten von radioaktiver Strahlung und Elementarteilchen umzuwandeln. natürliche künstliche bei instabilen Isotopen, die in der Natur existieren bei Isotopen, die durch Kernreaktionen erzeugt wurden 1896 entdeckte Henri Bequerel die natürliche Radioaktivität Radioaktive Strahlung gibt es in drei Arten: α, β und γ-Strahlung: α-Strahlung stellt eine Emission von Heliumkernen dar (v=0.1c) β-Strahlung stellt eine Emission schneller Elektronen dar (v=0.99c) Reichweite γ-Strahlung stellt eine Emission von Photonen mit λ < 10-10 m dar (v=c) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Radioaktivität • • • • Radioaktive Kerne sind instabil. Sie senden ohne äußeren Einfluss eine (Teilchen-)Strahlung aus. Diese führt Energie mit sich und ionisiert Moleküle. Für diese Strahlung hat der Mensch keine Sinnesorgane ! Alle Atomkerne die eine höhere Nukleonenzahl (Protonen und Neutronen zusammen) als 210 haben sind instabil und zerfallen. Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Radioaktivität Alphastrahlung α-Strahlung besteht aus a-Teilchen: zweifach positiv geladenen Heliumkernen (He-Atome ohne Elektronen) A Z X" A #4 Z #2 4 2 Y + He Alphazerfall ! 238 92 U !90234 Th + 42 He Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Radioaktivität Betastrahlung β-Strahlung besteht aus Elektronen (e-) oder Positronen (e+) Im Kern wird ein Proton in ein Neutron umgewandelt β+ - Zerfall A Z A X"Z #1 Y + +10e β– - Zerfall A Z A X"Z +1 Y + #10e Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Radioaktivität Gammastrahlung • Gammastrahlung ist energiereiche Photonenstrahlung • Kern geht von angeregten Zustand in Grundzustand über Gammazerfall A Z X*"ZA X ! Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Reichweite radioaktiver Strahlung Alpha-Strahlung: • Wenige cm in Luft • Abschirmung durch Blatt Papier, Kleidung • Bei Verschlucken maximale Ionisierung (sehr gefährlich!) Beta-Strahlung • Bis 1 m in Luft • Abschirmung durch Aluminiumblech Gamma-Strahlung • Sehr weit in Luft • Abschirmung durch Blei (mehrere cm) Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI Reichweite: α, β, γ Professor Dr. Vladimir Dyakonov, Experimentelle Physik VI