Mitteilungen VSD - Volkssternwarte Darmstadt eV

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42. Jahrgang
Mitteilungen
Volkssternwarte
Darmstadt e.V.
Sonne im Ha am 18. Juli 2010
Nr. 4 / 2010
Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Das Lowell Observatorium in Flagstaff, Arizona — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Die Jupiter-Opposition 2010 — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Alchemie durch Supernovae — . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Tierische Astronomie — . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Vorschau Oktober / November / Dezember 2010 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12
Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Zum Titelbild
Wird die Sonne langsam wieder aktiver? Nach langer Zeit der Flaute zeigten sich diesen Sommer endlich
wieder einige Anzeichen von Sonnenaktivität. Das bearbeitete Hα-Sonnenbild vom 18. Juli 2010 zeigt
Protuberanzen und Details auf der Scheibe. Die Aufnahmen wurden am 102/920-mm-Refraktor mit einer
Canon 450 D gemacht. Das Bild ist ein Komposit zweier Aufnahmen mit Iso 100: Die Protuberanzen
wurden mit einer Belichtungszeit von 1/50 s, die Scheibe mit 1/250 s aufgenommen. Die Bilder wurden
mit Fitswork und Photoimpact bearbeitet und das Komposit anschließend gelb eingefärbt.
Dr. Robert Wagner
Impressum
Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“
”
erscheinen vier mal im Jahr (jeweils zu Quartalsbeginn)
im Eigenverlag des Vereins Volkssternwarte Darmstadt
e.V. — Der Verkaufspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag
abgegolten. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben
nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei den Autoren.
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Redaktion: Karlstr. 41,
64347 Griesheim, Tel.: 06155-898496, Fax.: 06155898495. Vertrieb: Peter Lutz. Redaktionsltg.: Andreas Domenico. Layout, Satz: Andreas Domenico.
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Druck: Digital Druck GmbH & Co KG, Landwehrstr.
58, 64293 Darmstadt. Auflage: 150.
Volkssternwarte Darmstadt e. V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender), Robert Schabelsky (2. Vorsitzender), Beisitzer: Bernd Scharbert, Paul Engels, Dr. Dirk
Scheuermann, Heinz Johann, Peter Lutz, Dr. Robert
Wagner. Jahresbeitrag: 60 EUR bzw. 30 EUR (bei
Ermäßigung). Konto: 588 040, Sparkasse Darmstadt
(BLZ 508 501 50). Internet: http://www.vsda.de,
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Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astro-News
Neues aus Astronomie und Raumfahrt
von Wolfgang Beike
Der Mond schrumpft. Typische Verwerfungen auf
der Mondoberfläche, entdeckt von der Sonde Lunar
Reconnaissance Orbiter belegen, dass unser kosmischer Begleiter in der jüngeren Vergangenheit um
etwa 100 Meter geschrumpft ist. Bei einem Durchmesser von ca. 3470 km mag das nicht viel erscheinen, doch die Astronomen staunen nicht schlecht.
Insgesamt 14 bisher unbekannte Spalten belegen
demnach das Schrumpfen unseres Erdtrabanten, einige waren schon bei den Apollo-Missionen aufgefallen. Grund für die lunare Schrumpfkur soll eine Abkühlung des Mondkernes gewesen sein. Des
weiteren hat man jetzt auf dem Mond erstmals
Brücken“ gefunden. Bei dieser Geländeformation
”
handelt es sich um eingestürzte Höhlen, bei denen
von der Decke noch ein schmaler Steg erhalten geblieben ist. Auf der Erde sind solche Gebilde besonders aus Wüstenregionen bekannt.
Immer mehr Firmen beschäftigen sich mit der
Entwicklung von Flugkörpern zur Erforschung
der Erdatmosphäre und des erdnahen Weltraums. Es sind meist kleinere, junge Firmen, die
nur über geringe finanzielle Mittel verfügen. Ihre Mitarbeiter besitzen aber viel Einfallsreichtum
und Enthusiasmus. Zwei dänische Bastler wollen
ihre selbst gebaute Rakete Tycho Brahe mit einer Astronautenpuppe in der Spitze in die Stratosphäre schießen. Das 9 m lange Geschoss soll 30
km hoch steigen und dann an Fallschirmen wohlbehalten in die Ostsee gleiten und wiederverwendet werden. Um Geld zu sparen, verwenden die
Tüftler Kork aus dem Teppichladen für den Hitzeschild. Gegen die Vereisung von Ventilen ist ein
Haushalts-Fön eingebaut. In vier Jahren soll ein bemannter Flug folgen. Doch der Teufel steckt auch
hier im Detail. Bei einem Startversuch im September blieb die Rakete reglos auf der Rampe stehen,
weil eine Sicherung nicht funktionierte. Der amerikanische Flugzeugbauer Boeing hat überraschend
angekündigt, in wenigen Jahren regelmäßig Erdumrundungen in einer firmeneigenen Raumkapsel anzubieten. Fachleute halten das eher für einen PRGag. Wenn die Shuttle-Raumgleiter ausgemustert
werden, steht Boeing auch keine Trägerrakete mehr
zur Verfügung.
Ein Planet innerhalb der Merkurbahn — die-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
sen Gedanken kriegt manch ein Astronom nicht aus
dem Kopf. Legendär ist bereits der Name des Phantoms: Vulkan“. Die Hitze der Sonne macht den hy”
pothetischen Himmelskörper heiß wie einen Vulkan.
In der SF-Serie Star Trek wird der Heimatplanet
von Mr. Spock als wüstenähnlicher Ort dargestellt.
Durch seine enge Nachbarschaft zur Sonne wäre er
noch schwieriger zu finden als Merkur. Eigentlich
ein aussichtsloses Unterfangen. Nun, die Merkursonde MESSENGER erreicht wieder mal ihren Sonnennächsten Bahnpunkt nur 46 Millionen km von
der Sonne entfernt. Mit der Sonne im Rücken haben ihre Kameras einen vorzüglichen Platz, um die
Jagd nach den hypothetischen Vulcanoids, Asteroiden innerhalb der Merkurbahn, wieder aufzunehmen.
Wenn diese Ausgabe der Mitteilungen Anfang
Oktober erscheint, durchquert der Komet 103P
/Hartley 2 das Sternbild Kassiopeia und wird gewiß von vielen Amateurastronomen (natürlich auch
auf der VSD) fleißig beobachtet. Aber auch bei der
NASA interessiert man sich für den immer heller
werdenden Schweifstern. Die Sonde Deep Impact 2
wird ihm für zwei Monate Gesellschaft leisten. Im
Sommer 2005 geriet der Späher in die Schlagzeilen,
als er spektakulär ein 370 kg schweres Kupfergeschoß auf den Kometen Tempel 1 schoß. Anschließend flog Deep Impact 2 durch die Trümmerwolke
und untersuchte die Splitter. All das überstand die
Sonde erfreulich gut. Ein zweites Geschoß hat sie
freilich nicht an Bord, es sollen regelmäßig Bilder
gemacht werden. Die NASA möchte herausfinden,
ob Hartley 2 zu plötzlichen Gas- und Staubausbrüchen neigt.
Am 22. August haben mehrere japanische Amateurastronomen schon wieder einen Einschlag von
einem kleinen Asteroiden oder Kometen auf Jupiter beobachtet. Wie schon nach dem Juni-Blitz gab
es auch diesmal keinerlei erkennbare Spuren auf
den Wolken an der Explosionsstelle, die am nördlichen Hauptgürtel lag: Der Impaktor hat es wieder nicht geschafft, in die tieferen Atmosphärenschichten vorzudringen und eine Fontäne dunklen
Auswurfmaterials zu produzieren, wie es nach den
Jupiter-Stürzen von 1994 und 2009 der Fall war.
Die Häufung von Impaktblitzen in letzter Zeit dürf-
3
Astro-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
te auf die immer stärkere Überwachung des Planeten durch Amateure mit immer besserer Videotechnik zurück gehen. Planetenforscher überlegen sich,
wie viel Prozent der Zeit eigentlich Kameras auf
den Jupiter gerichtet sind. Software-Tüftler sind
schon dabei, Programme zu entwickeln, die bei Videosequenzen, helle und punktförmige Lichtblitze
aufspüren. Jupiter soll von Amateuren weltweit unter Dauerüberwachung gestellt werden, um so die
wirkliche Zahl von Impakten pro Jahr herauszufinden.
Der Anti-Materie Detektor der NASA ist auf
dem Weg zum Weltraumbahnhof Cape Canaveral
in Florida. Im Februar 2011 geht es dann per Shuttle zur Internationalen Raumstation ISS. Dort wollen Physiker mit dem Alpha-Magnet-Spektrometer
(AMS) genannten Instrument die Existenz von Antimaterie im Weltall nachweisen. Nach einigen kosmologischen Modellen ist beim Urknall neben der
normalen Materie ebenso viel Antimaterie entstanden. Bislang gelang deren Nachweis aber einzig
im Labor. Außerhalb der vor kosmischer Strahlung schützenden Erdatmosphäre hoffen die Wissenschaftler die mysteriösen Anti-Teilchen endlich
auch in der Natur messen zu können und damit
einen Beweis für deren Existenz zu erbringen —
oder zumindest eine Erklärung für ihre Abwesenheit zu finden.
Wie schwer kann ein Stern werden? Bislang galt
unter Astronomen die 150fache Sonnenmasse als
Obergrenze. Doch wieder einmal müssen die Wissenschaftler ihre Sternentstehungsmodelle kräftig
korrigieren. Ein Team von Astronomen an der Universität Sheffield, hat mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO zwei junge Sternhaufen Namens
NGC 3603 und RMC 136a genauestens untersucht
und fand dabei wahre Sternenmonster. Der Stern
R136a1 ist der schwerste bekannte Stern überhaupt. Zur Zeit hat er etwa die 265-fache Masse
der Sonne, bei seiner Entstehung dürften es bis zu
320 Sonnenmassen gewesen sein. Große Sterne sind
selten und leben nur kurz. Um nicht von der eigenen Schwerkraft zerquetscht zu werden, entfachen
sie ein enorm starkes thermonukleares Feuer und
verlieren dabei rasch an Masse. R136a1 leuchtet
10.000.000 mal heller als unsere Sonne. Der absolut
hellste Stern überhaupt. Die Astronomen glauben
wirklich nicht, dass dieser Rekord so schnell gebrochen wird.
Computer im Ruhezustand können ausgesprochen
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nützlich sein: Mit Hilfe von BildschirmschonerProgrammen suchen weltweit Hunderttausende von
PCs nach Signalen außerirdischer Intelligenzen,
oder nach Gravitationswellen aus den Tiefen des
Weltalls. Bisher suchte das Projekt Einstein@Home
erwartungsgemäß erfolglos nach Gravitationswellen. Aber nun ist die Entdeckung eines neuen Himmelsobjekts gelungen. Ein Deutscher und ein amerikanisches Ehepaar stießen mit ihren Rechnern in
den Daten des Arecibo-Observatoriums auf einen
Pulsar, einen rasch rotierenden Neutronenstern.
Der nach seinen Koordinaten am Himmel PSR
J2007+2722 benannte Pulsar steht etwa 17.000
Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt im Sternbild
Füchschen. Der Neutronenstern dreht sich pro Sekunde 41-mal um seine Achse. Anders als die meisten ähnlichen, schnell rotierenden Pulsare ist er
ein Einzelgänger, also kein Mitglied in einem Doppelsystem. Für die Astronomen ist das Objekt deshalb besonders interessant, da es sich möglicherweise um einen so genannten recycelten“ Pulsar
”
handelt. Bei solchen – eigentlich alten und deshalb
bereits in ihrer Eigendrehung verlangsamten – Neutronensternen hat sich die Rotation durch den Einfall von Materie noch einmal beschleunigt.
Vor zwölf Jahren wurde die sogenannte Dunkle
Materie entdeckt. Obwohl ihre Existenz inzwischen
durch eine Vielzahl von Beobachtungen gesichert
ist, kommen die Wissenschaftler jenem geheimnisvollen Bodensatz des Kosmos nicht wirklich auf
die Schliche. Sie verhindert, dass Galaxien von ihren eigenen Fliehkräften zerrissen werden und läßt
sich auch in großen Galaxienhaufen finden. In Bonn
wurde jetzt der erste Lehrstuhl für Dunkle Materie und Dunkle Energie eingerichtet, der von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft fünf Jahre
finanziell unterstützt wird. Die Strategie der Forscher ist folgende: Dunkle Energie wirkt auf unser Weltall wie eine Extraportion Hefe auf den
Brötchenteig. Sie beschleunigt die Expansion des
Universums. Damit wird das Verklumpen von Galaxien zu Galaxienhaufen erschwert, welches es ohne Dunkle Energie in stärkerem Ausmaß gegeben
hätte. So verrät sich die Dunkle Energie und ihre
Masse läßt sich erstmals abschätzen. Erfahren Sie
mehr auch zu diesem Thema am 6. November um
20 Uhr im Observatorium Ludwigshöhe, im Vortrag
von Prof. Matthias Bartelmann, einem der führenden deutschen Experten für Dunkle Materie und
Dunkle Energie (siehe Terminseite).
¦
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomiegeschichte
Das Lowell Observatorium in Flagstaff, Arizona
von Bernd Scharbert
Viele Menschen haben Träume. Träume die Geld kosten. Geld welches sie nicht haben. Doch gibt es auch
Menschen die haben Geld – und Träume. Percival Lowell war einer davon.
Lowell entstammte einer angesehenen Textilfabrikanten Familie aus Boston. Seine Schwester Amy
war eine bekannte Schriftstellerin und sein Bruder
Abbott Präsident der Havard Universität. Nach allem was man über ihn hört und liest, fand er Textilien nicht übermässig interessant. So machte er
1876 – im Alter von 21 Jahren – seinen Abschluss
in Mathematik an der Havard University.
In den 1880er Jahren reist er viel im fernen Osten,
auch in diplomatischer Mission der USA. In dieser
Zeit schrieb er drei Bücher über die Kultur und Religion Japans. Dann fiel ihm ein Buch von Camille
Flamarion La planete Mars“ und Zeichnungen der
”
Marsoberfläche des Mailänder Astronoms Giovanni Schiaparelli in die Hände, seines Zeichens Leiter
der Sternwarte in Mailand.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
Schon immer an der Astronomie interessiert – zu
seinem College-Abschluss hielt er eine Rede über
die Nebularhypothese – begeisterte er sich fortan für den Planeten Mars und ganz besonders für
die von Schiaparelli beschriebenen Canali“ auf der
”
Marsoberfläche.
Während Schiaparelli an natürliche Rillen oder
Flußbetten dachte, klang Canali ( Linien“) in den
”
Ohren Lowells – und anderer – nach künstlichen
Gebilden. Bauwerke, mit denen Wasser von den Polen des Mars in die trockenen äquatornahen Zonen
geleitet wurde. Das klang nach Brüdern in unserem
Sonnensystem und verlangte nach einer genaueren
Untersuchung – ein Observatorium mußte her!
Der durchschnittliche Amateurastronom überlegt
sich in solchen Fällen, welches Modell von Meade
5
Astronomiegeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
oder Celestron er/sie sich leisten kann und ob im
Garten wohl genug Platz für eine kleine Hütte sei.
Percival Lowell hatte dieses Problem nicht. Er hatte aber ein anderes, welches der europäische Astronom auch kennt: schlechtes Wetter.
sen: Bäume fällen, zersägen und verkaufen. Schaut
man sich die Kuppelkonstruktion an (siehe Bild auf
der ersten Seite), so kann man dies nachvollziehen.
Eine wunderschöne, aus Holz gebaute Kuppel reicht natürlich nicht, die Kuppel muß sich
auch drehen und ein Teleskop wäre auch nicht
schlecht. . . Douglass hatte Glück, dass sich zwei
Fahrrad-Mechaniker aus England in Flagstaff niedergelassen hatten, um den Wilden Westen zu erleben, solange es ihn noch gibt. Diese konstruierten
die kompette Mechanik des Observatoriums.
Das Teleskop wurde in Boston von Alvan Clark gebaut. Aus diesem Hause kamen zu dieser Zeit viele
große und berühmte Teleskope, unter anderem für
das Lick Observatorium. Für Lowell wurde ein 24
Zoll (61 cm) Refraktor hergestellt.
Lowell beobachtete den Mars 15 Jahre lang und
schrieb drei Bücher über den Planeten. Er beobachtete aber auch die Venus und andere Objekte.
Sein Name wird aber wohl immer mit den Marskanälen verbunden sein.
Percival Lowell (1855 - 1916)
Boston ist eine gute Gegend um Fisch – insbesondere Hummer – zu essen. Es ist aber definitiv keine
gute Gegend um beobachtende Astronomie zu betreiben.
Also sandte er Andrew Douglass nach Westen, um
einen geeigneten Ort für ein Observatorium zu finden. Douglass kam nach einiger Suche nach Flagstaff, Arizona. Der Ort liegt 2100 Meter hoch und
hier war der Nachthimmel dunkel. Außerdem – und
das war für Lowell wichtig – gab es hier eine Eisenbahnlinie, die eine bequeme Anreise ermöglichte.
Der Platz war also gefunden, das Geld war vorhanden – jetzt mußte nur noch jemand das Observatorium bauen.
Und das war nicht so einfach. Flagstaff hatte Anfang der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts ganze
800 Einwohner. Die waren fast ausschließlich in der
holzverarbeitenden Industrie beschäftigt. Soll heis-
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Eine von Lowells Marskarten
So gut seine Beobachtungen in der Öffentlichkeit
auch ankamen, seine Fachkollegen blieben skeptisch. 1909 wurde das neu eröffnete 60 Zoll (150 cm)
große Teleksop vom Mount Wilson auf den Mars
gerichtet. Die von Lowell beobachteten Kanäle erwiesen sich als unregelmässige Geländestrukturen.
Der Traum von intelligentem Leben auf dem Mars
war ausgeträumt.
Fast 50 Jahre nach Lowells Tod fotografierte die
Raumsonde Mariner 9 während eines Vorbeiflugs
die Marsoberfläche. Die Bilder zeigten Strukturen,
die irdischen Flußbetten glichen. Es ist lange her
– wohl drei Milliraden Jahre – aber es gab flüssiges Wasser auf dem Mars. Auch wenn dieses nicht
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomiegeschichte
von den Polen in künstlich geschaffenen Kanälen
geflossen ist.
Neben Lowell arbeitete auch Andrew Douglass im
Observatorium. Er beobachtete ebenfalls den Mars,
beschäftigte sich später aber mit der Beziehung der
Jahresringe von Bäumen (Dendrochronologie) zur
Sonnenaktivität. Er wurde ein Pionier auf diesem
Gebiet. So gelang es ihm, archäologische Funde mit
Hilfe von Jahresringen zu datieren.
Auf dem Campus des Lowell-Observatoriums
steht auch ein Astrograph. Dieser hat eine Öffnung
von nur 13 Zoll (33 cm) – aber das reichte für eine
bedeutende Entdeckung aus.
Lowell beschäftigte sich bis zum Ende seines Lebens mit dem Planeten X“ : Der Suche nach dem
”
Planeten jenseits der Neptuns. Seine Theorie über
den Planeten X, der die Bahn von Uranus und Neptun stören sollte, erwies sich im nachhinein allerdings als falsch. Sein Verdienst besteht darin, das
Programm initiiert zu haben, welches letztlich zur
Entdeckung von Pluto führte. Erst 1978 konnte die
Masse Plutos genauer bestimmt werden – nachdem
dessen Mond Charon entdeckt worden war. Es zeigte sich, dass seine Masse viel zu gering war, um die
Bahnen von Uranus und Neptun zu stören. Späte-
re Beobachtungen zeigten auch, dass keine störende
Masse nötig war, um die Bahnen der Planeten zu
erklären.
An dem genannten Astrographen gelang Clyde
Tombaugh im Januar 1930 die Entdeckung des Pluto. Neben dem Observatorium befindet sich die Bibliothek Lowells. Hier steht ein alter Blinkkomperator. Das ist ein Instrument, in das man zwei Fotoplatten legt: Aufnahmen der gleichen Himmelsgegend im Abstand einiger Tage aufgenommen. Das
Gerät funktioniert noch und es liegen die Aufnahmen drin, die zur Entdeckung Plutos führten. Damit der Besucher nicht Stunden damit zubringen
muß, um unter den tausenden Punkten auf den
Platten den zu entdecken, der hin- und herhüpft,
wurde der Pluto freundlicherweise mit einem Pfeil
markiert.
Lowell Observatories erlebte noch eine weitere
bedeutende Entdeckung: Die Rotverschiebung der
Galaxien. Nein, hier war nicht Edwin Hubble am
Werk, sondern Vesto Slipher. Er war von 1916 bis
1952 Direktor des Observatorium und engagierte
auch Clyde Tombaugh. Allerdings arbeitete Edwin
Hubble 1912 als Student eine Zeit lang am Flagstaff
Observatorium.
Die Entdeckungsaufnahme Plutos
Slipher kam auf die Idee, einen Spektrographen an
das Teleskop zu montieren. Mit diesem beobachtete er die Rotation der Planeten und untersuchte
die Zusammensetzung ihrer Atmosphären. Und er
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richtete das Gerät auch auf Galaxien. Er stellte fest,
dass deren Spektren unterschiedlich starke Rotverschiebungen zeigten. Allgemein wird Edwin Hubble
die Entdeckung der Rotverschiebung der Galaxien
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Astronomiegeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
zugeschrieben. Das ist jedoch nicht korrekt. Slipher
und andere hatte diese schon 1917 entdeckt. Sie
präsentierten ihre Ergebnisse auf Kongressen und
Hubble war so in der Lage, den Grad der Rotverschiebung mit der Entfernung der Galaxien zu korrelieren. So entstand Hubbles Gesetz der Galaxienflucht.
Sliphers Spektrograph
In den letzten hundert Jahren ist Flagstaff gewachsen. Heute leben dort deutlich mehr als 800
Holzfäller und auch der Nachthimmel auf dem Mars
Hill – der heißt wirklich so – ist nicht mehr wirklich
dunkel. Das Flagstaff Observatory betreibt daher
zwei Aussenstellen:
Eine in Anderson Mesa, 20 km von Flagstaff entfernt. Hier wird mit vier Teleskopen beobachtet,
das größte hat eine Öffnung von 1,8 Metern. In Zusammenarbeit mit dem Discovery-Channel entsteht
zur Zeit in Nähe von Happy Jack, im Norden Arizonas, ein 4,3 Meter Teleskop. Man darf gespannt
sein, was von diesem Teleskop im Fernsehen zu sehen sein wird.
Lowell Observatory ist bis heute eine privat finanzierte Einrichtung, die auf verschiedenen astronomischen Gebieten forscht.
Vesto Slipher (1875 - 1969)
Übrigens ist auch die Behauptung, Hubble habe
die Expansion des Universums entdeckt, nicht korrekt. Schon 1927 hatte der belgische Physiker Lemaitre seine Arbeit über die Galaxienflucht und die
Expansion des Univerums veröffentlicht. Hubbles
Arbeit folgte 1929, ohne die Expansion des Universums zu erwähnen.
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Der Autor und seine Frau hatten die Freude und
das Vergnügen, während einer USA-Reise am 1.
August 2010 das Observatorium in Flagstaff besuchen zu können. Sollten Sie jemals nach Flagstaff kommen: Die Führung ist wirklich ein Erlebnis und das Fernrohr des Meisters“ berühren
”
zu können ebenfalls. Der mittlerweile über hundert
Jahre alte Stuhl, auf dem Lowell während seiner
Beobachtungen saß, steht immer noch im Observatorium. Der Besucher muss heute allerdings eine
Leiter benutzen, will er/sie durch das alte Teleskop
den Nachthimmel beobachten.
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Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
Die Jupiter-Opposition 2010
von Wolfgang Beike
Jupiter am 22. August 2010 um 1:25 Uhr Sommerzeit. Überlagerung von ca. 1000 Webcam-Aufnahmen. Nemec
200/4000 mm auf der Ludwigshöhe. Aufnahme von Dr. Robert Wagner.
Über Langeweile brauchen Jupiterbeobachter derzeit wahrlich nicht zu klagen. Das südliche Äquatorband (SEB) wird von Ammoniakwolken verschleiert. Der dadurch verwaisten Große Rote Fleck
hat Gesellschaft von einem kleinen roten Fleck bekommen und japanische Amateure haben am 22.
August abermals einen kleinen Einschlagsblitz auf
dem Königsplaneten verfolgt (siehe Astro-News).
Aber zurück zum Großen Roten Fleck: Er ist in diesen Monaten viel besser zu erkennen als sonst, wenn
er halb im bräunlichen Süd-Hauptgürtel eingebettet ist. Der Kontrast zu den weißen Ammoniakwolken ist viel stärker als sonst. Jupiters Wolken
ähneln dem Aufbau eines mehrstöckigen Hauses.
Ganz oben sind die roten Flecken, die von nichts anderem bedeckt werden können. Darunter kommen
besagte weiße Ammoniakwolken. Noch eine Lage
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
tiefer liegen die bräunlichen Gürtel aus Amoniumhydrosulfid. Ganz unten dann kommen bläuliche
Wolkenschleier die auch Wasser enthalten.
Jupiteraufnahmen von Großteleskopen zeigen,
dass das bedeckte braune Südband noch ganz
schwach durch die Ammoniakwolken durchschimmert. Planetenbeobachter sollten bei aller Freude
über das Spiel der roten Flecken nicht vergessen,
auf ein Wiedererstarken des Südbands zu achten.
Eine Hauptgürtelbedeckung gibt es vielleicht einmal in zehn bis 15 Jahren. Von daher bietet sich
die Chance, wirklich seltene Phänomene in Jupiters bunter Atmosphäre verfolgen zu können. Mitte
September wurde bereits beobachtet, dass ein dem
südlichen Hauptgürtel benachbartes Band sich bereits aus dem Wolkenschleier löst.
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Astronomie ohne Teleskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Alchemie durch Supernovae
Die Bildung von Elementen in SupernovaExplosionen wird heute gemeinhin als erwiesen angesehen. Aber es bleibt weiterhin unklar, wo und
wann genau diese Nukleosynthese stattfindet —
und Versuche, Kernkollaps-Szenarien mittels Computermodelle zu berechnen, bringen gegenwärtig
die Kapazitäten auch der besten Computer an ihre
Grenzen.
Kernfusion in den Sternen der Hauptreihe kann
ungefähr Elemente bis einschließlich Eisen erzeugen. Die Erzeugung schwererer Elemente kann mit
gewissen Ausgangselementen weitergehen. Neutronen werden eingefangen und dadurch Isotope der
Ausgangselemente gebildet. Durch Beta-Zerfall der
eingefangenen Neutronen entsteht ein Kern, der
nun ein oder mehrere Protonen mehr als der Ausgangskern enthält. Ein neues Element mit einer
höheren Ordnungszahl (die Ordnungszahl gibt die
Zahl der Protonen im Kern an) ist entstanden.
Dieser langsame“ oder s-Prozeß (von slow) zum
”
Aufbau schwerer Elemente (z. B. aus Eisen mit seinen 26 Protonen) findet am häufigsten in Roten
Riesen statt (es entstehen Elemente wie Kupfer mit
29 Protonen oder eben auch Thallium mit 81 Protonen).
Doch gibt es auch den schnellen oder r-Prozeß
(von rapid), der in Sekunden bei einer KernkollapsSupernova abläuft (Dies sind Supernovae vom Typ
Ib, Ic oder II). Im Gegensatz zu dem ruhigen,
über Jahrtausende ablaufenden, stufenweisen Aufbau der Elemente im s-Prozeß dringen bei einer Supernova in kürzester Zeit viele Neutronen in die
Atomkerne der Ausgangselemente ein. Gleichzeitig sind diese aber auch der zerstörerischen Gammastrahlung ausgesetzt. Das Zusammenspiel dieser
Kräfte baut eine große Zahl an leichten und schweren Elementen auf, in besonderem Maß die sehr
schweren Elemente Blei (82 Protonen) bis Plutonium (94 Protonen), die nicht über den s-Prozeß
gebildet werden können.
Vor einer Supernova-Explosion verbrennen die Fusionsreaktionen in einem massereichen Stern der
Reihe nach Wasserstoff, dann Helium, Kohlenstoff,
Neon, Sauerstoff und letztendlich Silizium. Von diesem Punkt an entwickelt sich ein Eisenkern. Das
Eisen kann jedoch keine Fusion eingehen, da es
den energetisch günstigsten Kern aller Elemente
10
bildet. Daher wächst der Eisenkern immer weiter
an. Sobald der Kern auf 1.4 Sonnenmassen (die
Chandrasekhar-Grenze) angewachsen ist, stürzt er
mit fast einem Viertel der Lichtgeschwindigkeit zusammen, da die Eisenkerne selbst kollabieren.
Sofort stürzt auch der Rest der Sterns nach innen,
um den freigewordenen Raum auszufüllen. Aber
der innere Kern prallt nach außen zurück, weil
die Hitze, die bei seinem Kollaps erzeugt wurde,
ihn zum Kochen“ bringt. Der Zusammenprall von
”
Kern und nachstürzenden Sternschichten ruft eine
Schockwelle hervor, ähnlich einem Donnerschlag,
nur um viele Größenordnungen gigantischer. Dies
markiert den Beginn der Supernova-Explosion. Die
Schockwelle bläst die umgebenden Schichten des
Sterns weg, und mit Beginn der Ausdehnung kühlt
das Material auch schon ab. Es ist unklar, ob der rProzeß der Nukleosynthese an diesem Punkt stattfindet.
Der kollabierte Eisenkern aber wird weiter ver”
arbeitet“ Ḋenn die während des Zusammensturzes
freigesetzte Energie zerlegt viele Eisenkerne in Heliumkerne und Neutronen. Außerdem beginnen sich
die Elektronen mit den Protonen unter Bildung von
Neutronen zu verbinden, so dass der Sternkern nach
dem Rückprall einen neuen Gleichgewichtszustand
(den für zusammengepresste Neutronen) erreicht —
in der Tat also ein Proto-Neutronenstern. Dieser
kann sich weiter stabilisieren, indem er in einem
gewaltigen Ausbruch Neutrinos freisetzt, die dem
Kern weitere Wärme entziehen.
Es ist diese Flut an Neutrinos, die den weiteren Explosionsablauf antreibt. Der Neutrinosturm
holt die inzwischen durch die Schockwelle weggeblasenen äußeren Schichten des Vorläufersterns ein,
schlägt dort ein, heizt das Material wieder auf und
überträgt einen nach außen gerichteten Impuls. Es
ist vorgeschlagen worden, dass dieser Neutrinoaufprall den Ort des r-Prozesses markiert.
Man vermutet, daß der r-Prozeß wahrscheinlich
innerhalb von Sekunden zu Ende ist, aber es kann
eine Stunde und mehr dauern, bis die ÜberschallExplosionsfront durch die Oberfläche des Sterns
bricht und dem Universum eine neue Ladung an
Elementen übergibt.
Steve Nerlich in Universe Today, übersetzt von
Harald Horneff
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Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomie ohne Teleskop
Tierische Astronomie
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts sperrte ein Wissenschaftlerteam Vögel in das in Bremen gelegene Olbers-Planetarium ein und startete verschiedene Experimente. Zuerst projizierten
sie einen Herbsthimmel der nördlichen Hemisphäre
und die Vögel flogen südwärts“ – weg vom Polar”
stern und Betelgeuse links ( Osten“) liegen lassend.
”
Dann projizierten sie einen Frühlingsnachthimmel
und die Vögel flogen nach Norden“ in Richtung
”
des Polarsterns und hatten erneut Betelgeuse zu ihrer Linken, diesmal jedoch im Westen“. Die Positi”
on von Betelgeuse schien wichtig zu sein, vielleicht
da er einer der helleren Sterne in der nördlichen Hemisphäre und knapp nördlich des Himmelsäquators
gelegen ist.
Spätere Experimente mit der Indigoammer zeigten, dass aufgezogene Vögel, die nie den Nachthimmel gesehen hatten, keinerlei Richtungsorientierung besaßen, wenn man sie in einem Planetarium freiließ. Vögel hingegen, die während der
Aufzucht den Nachthimmel sehen konnten, flogen
später immer in Richtung Süden“ egal ob die Ro”
tationsachse der Erde zum Polarstern ausgerichtet war oder man eine künstlich und willkürlich
gewählte Achse im Planetarium vorgab.
Aus diesen Arbeiten leiteten die Wissenschaftler
ab, dass es unwahrscheinlich ist, dass Vögel mit einer genetischen Sternkarte geboren werden. Stattdessen lernen Vögel, sich hinsichtlich des drehenden
Nachthimmels unter Hinzuziehung anderer Richtungshilfen zu orientieren – wie z. B. die Position
der Sonne und das Magnetfeld der Erde.
Man vermutet, dass viele Zugvögel den
Sonnenauf- und -untergang genau beobachten.
Wenn man sie auf einer Hochspannungsleitung sitzen sieht, wo sie meist am Morgen nach Osten
und am Abend nach Westen schauen, sollen sie
dabei ihren inneren Kompass neu einstellen. Die
Suche nach einer Nord-Süd-Ebene aus polarisiertem Licht bei Sonnenauf- und -untergang könnte
ihnen bei der Bestimmung ihrer geographischen
Breite helfen.
Tauben haben einen gut entwickelten magnetischen Sinn, den sie als Alternative zur Navigation
mit Hilfe der Sonne nutzen können. Zum Beispiel
finden sie auch bei einem total bewölkten Himmel
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
nach Hause – doch setzt man ihnen einen kleinen
magnetisierten Helm auf, der ihre Wahrnehmung
des irdischen Magnetfelds verhindert, so verirren
sie sich. Im Gegensatz dazu finden sie ohne Probleme bei einem klaren Tag mit sichtbarer Sonne nach
Hause – auch wenn sie einen kleinen, magnetisierten Helm tragen.
So wie bei den Vögeln konnte man zeigen, dass
auch Bakterien, Bienen, Termiten, Hummer, Lachse, Salamander, Schildkröten, Maulwürfe und Fledermäuse einen magnetischen Sinn besitzen.
Magnetotaktische Bakterien produzieren ihre eigenen Magnetit-Kristalle. Diese sind in einer Kette aneinandergereiht und ahmen eine Kompassnadel nach. Die Bakterien scheinen ihre MagnetitKristalle einfach nur zu benutzen, um zu bestimmen, wo es nach unten geht – denn eine gerade
Linie zum magnetischen Nordpol führt durch die
Erdoberfläche.
Es muß noch erforscht werden, wie ein komplexes Nervensystem mit Magnetit in Verbindung treten könnte, oder ob Magnetit sogar eine ursprüngliche Ausstattung in größeren, vielzelligen Tieren ist.
Magnetisierte Kristalle sind aus Bienen und Termiten entfernt worden — und sind offensichtlich
von diesen wieder hergestellt worden. Bei größeren
Tieren ist eine solche Aussage schwerer zu treffen,
da diese Kristalle winzig und im lebenden Tier nur
schwer zu finden oder sichtbar zu machen sind. Ein
alternativer magnetorezeptorischer Mechanismus,
der auf Photochemie in der Netzhaut basiert, ist
für Zugvögel vorgeschlagen worden. Doch kann besonders bei Tauben ein Einfluß durch die MagnetitKristalle, die in ziemlich hoher Konzentration in
deren Schnäbeln vorkommen, nicht ausgeschlossen
werden.
Menschen haben Spuren von Magnetit in ihrem
Gehirn — doch die Frage ist noch offen, ob uns
dies eine Möglichkeit eröffnet, sich mit Hilfe des
magnetischen Sinns zu orientieren. Untersuchungen
deuten darauf hin, dass einige wenige Menschen eine sehr kleine Befähigung dafür haben können —
aber nicht genug, dass irgendjemand den Magnetsinn seinem GPS vorziehen wird.
Steve Nerlich in Universe Today, übersetzt von
Harald Horneff
¦
11
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorschau Oktober / November / Dezember 2010
von Alexander Schulze
Boo
Her
Alkaid
CVn
Mizar
Alioth
Etamin
Phecda
Dra
Kochab
UMa
Merak
Vega
Lyr
NEP
Dubhe
UMi
Vul
NCP
Polaris
LMi
Algieba
Leo
Sadr
Cyg
Deneb
Alderamin
Cep
Regulus
Sge
Gienah Cygni
M39
Lyn
Del
Cam
Caph
γ -27A
Cas Schedar
Lac
M44
Castor
Pollux
Cnc
Equ
Menkalinan
Capella
Hya
Mirfak
M35
SS
Procyon
CMi
M48
Per M34 Almach
Algol
M37
M36
Gem
Tri
Betelgeuse
Mon
And
Mirak
Peg
Alpheratz
Ari
M33
Moon
Hamal
Aldebaran
Tau
Psc
VEq
Jupiter
Uranus
Ganymede
Europa
Io
OriBellatrix
M50
Alnitak
Sirius
CMa
M41 Mirzam
Enif
Markab
Alnath
Alhena
M45
M47
Scheat
M31
Aur
Aqr
Mintaka
Alnilam
M42
Saiph
Menkar
Rigel
Cet
Diphda
LepArneb
6
SGP
Eri
5
Scl
4
3
2
Col
For
Cae
1
Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N, 08◦ 40’ O. Alle Zeitangaben erfolgen (soweit nicht anders angegeben) in Ortszeit (CEST/MESZ, ab 31. Oktober
03:00 CEST=02:00 CET in CET/MEZ).
Sonne
Auf ihrem Weg in Richtung Süden tritt
die Sonne, die sich zu Beginn des aktuellen Vorschauzeitraumes im Sternbild Jungfrau befindet,
am 31. Oktober gegen 13:05 in die Waage ein, die
sie wiederum am 23. November gegen 15:52 in den
Skorpion verläßt; der letztgenannte wird aber nur
in einem nördlichen Ausläufer gestreift, so daß unser Zentralgestirn bereits nur eine Woche später am
30. November gegen 04:03 in den Schlangenträger
übertritt. Am 18. Dezember schließlich erfolgt gegen 11:30 der Wechsel in den Schützen, wo die Sonne den Jahreswechsel verbringen wird; im nächsten
Jahr erfolgt dann erst am 20. Januar der nächste
Wechsel (in den Steinbock).
Die Deklination beträgt am ersten Oktober noch
12
−02◦ 58’11”, die Sonne hat erst kurze Zeit zuvor
den Himmelsäquator in Richtung Süden passiert.
Die Abnahme der Deklination erfolgt in dieser Jahreszeit aber besonders schnell (was man an der rapiden Abnahme der Tageslänge von Tag zu Tag um
die herbstliche Tag- und Nachtgleiche spürbar miterlebt), und die Sonne wandert auf ihre südliche
Stellung zu, die sie am 22. Dezember gegen 04:21
bei einer Deklination von −23◦ 26’16,”02 erreicht.
Bis zum ersten Januar erhöht sich der Wert wieder geringfügig auf −23◦ 03’38”.
Der Erdabstand sinkt von 1,001328 AU zu Beginn
des Vorschauzeitraumes auf 0,983356 AU zum Jahreswechsel. Kurz darauf kommt es am 03. Januar
gegen 19:40 zu einem Minimum von 0,983341 AU.
Am 03. Oktober beginnt gegen 05:09 die Sonnenrotation Nr. 2102, gefolgt von Nr. 2103 am 30. Oktober gegen 12:09, Nr. 2104 am 26. November gegen
18:31 und schließlich Nr. 2105 am 24. Dezember gegen 02:14.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Am Morgen des 21. Dezember ereignet sich eine in
Deutschland teilweise sichtbare totale Mondfinsternis. Der Eintritt in den Halbschatten erfolgt gegen
06:31, der Eintritt in den Kernschatten gegen 07:34.
(Der Rest der Bedeckung ist nach dem MondunterDatum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Aufgang
07:27
07:48
07:16
07:39
08:03
08:18
08:25
Untergang
19:03
18:33
17:01
16:40
16:25
16:22
16:32
Tag
11:36
10:45
09:45
09:01
08:22
08:04
08:07
Nacht
12:24
13:15
14:15
14:59
15:38
15:56
15:53
gang gegen 08:27 nicht beobachtbar. Zwischen 08:42
und 09:52 befindet sich der Mond vollständig im
Kernschatten. Der Kernschatten wird gegen 11:00,
der Halbschatten gegen 12:02 verlassen.)
Dämm. Beginn
20:52
20:22
18:52
18:35
18:24
18:23
18:33
Dämm. Ende
05:37
05:59
05:25
05:45
06:04
06:18
06:25
Astron. Nachtl.
08:45
09:38
10:33
11:10
11:41
11:54
11:52
Tabelle 1a: Dämmerungsdaten, Tag- und Nachtlänge
In Tabelle 1b sind Daten zur Sonnenbeobachtung
aufgeführt. Sie werden für jeden Sonntag im Vorschauzeitraum angegeben und gelten für 12 Uhr
Ortszeit. R ist der Durchmesser der Sonnenscheibe,
P beschreibt die seitliche Neigung der Sonnenachse.
Datum
03.10.
10.10.
17.10.
24.10.
31.10.
07.11.
14.11.
R
15’59,”0
16’00,”9
16’02,”9
16’04,”8
16’06,”6
16’08,”3
16’09,”9
P
+26,◦10
+26,◦28
+26,◦10
+25,◦54
+24,◦61
+23,◦29
+21,◦59
B
+6,◦61
+6,◦21
+5,◦71
+5,◦12
+4,◦45
+3,◦72
+2,◦94
L
146,◦23
263,◦87
171,◦53
79,◦21
346,◦34
254,◦05
161,◦76
B beschreibt die heliographische Breite, L die heliographische Länge der Sonnenmitte. R dient dem
Sonnenbeobachter zur Auswahl der richtigen Kegelblende, P , B und L zur Anfertigung eines Gitternetzes der Sonnenoberfläche.
Datum
21.11.
28.11.
05.12.
12.12.
29.12.
26.12.
R
16’11,”4
16’12,”7
16’13,”7
16’14,”6
16’15,”3
16’15,”7
P
+19,◦52
+17,◦11
+14,◦38
+11,◦40
+8,◦22
+4,◦90
B
+2,◦10
+1,◦23
+0,◦34
−0,◦55
−1,◦44
−2,◦32
L
69,◦49
337,◦22
244,◦97
152,◦73
60,◦51
328,◦29
Tabelle 1b: Beobachtungsdaten Sonne
Mond
In den Tabellen 2a, 2b und 2c sind die
Monddaten für das vierte Quartal 2010 zusammengestellt.
Datum
01.10.
06.10.
07.10.
14.10.
18.10.
23.10.
30.10.
03.11.
06.11.
13.11.
15.11.
21.11.
28.11.
30.11.
05.12.
13.12.
13.12.
21.12.
25.12.
28.12.
04.01.
10.01.
12.01.
19.01.
22.01.
26.01.
Zeit
06:10
15:38
20:52
23:10
20:18
04:00
15:03
18:25
06:18
17:21
12:45
18:56
21:53
19:56
18:55
09:34
14:40
09:18
13:16
05:35
09:51
06:38
12:12
22:00
01:09
14:14
Ereignis
letzt. Viert.
Perigäum
Neumond
erst. Viert.
Apogäum
Vollmond
letzt. Viert.
Perigäum
Neumond
erst. Viert.
Apogäum
Vollmond
letzt. Viert.
Perigäum
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
Perigäum
letzt. Viert.
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
Perigäum
letzt. Viert.
(359,455 km)
(405,428 km)
(364,191 km)
(404,631 km)
(369,430 km)
(404,406 km)
(368,465 km)
(404,977 km)
(362,792 km)
Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond
(Mondbahn und Phasen)
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
Datum
01.10.
06.10.
07.10.
12.10.
13.10.
19.10.
21.10.
27.10.
28.10.
03.11.
03.11.
09.11.
09.11.
16.11.
17.11.
22.11.
24.11.
30.11.
30.11.
06.12.
07.12.
13.12.
14.12.
19.12.
21.12.
26.12.
27.12.
02.01.
03.01.
09.01.
10.01.
16.01.
18.01.
22.01.
24.01.
28.01.
30.01.
Zeit
04:53
10:42
08:32
07:42
17:42
19:32
04:27
20:37
06:02
06:39
13:40
07:19
21:45
03:55
07:33
21:04
08:14
04:44
18:42
21:13
05:30
07:13
14:10
16:22
15:25
06:54
23:13
11:27
13:24
11:02
21:18
11:35
00:50
12:19
04:24
20:54
18:38
Ereignis
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6◦ 32’)
Max. Lib. in Länge (+7◦ 29’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6◦ 35’)
Min. Lib. in Länge (−5◦ 25’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6◦ 38’)
Max. Lib. in Länge (+6◦ 25’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6◦ 43’)
Min. Lib. in Länge (−4◦ 37’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6◦ 46’)
Max. Lib. in Länge (+5◦ 19’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6◦ 50’)
Min. Lib. in Länge (−5◦ 10’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6◦ 49’)
Max. Lib. in Länge (+5◦ 02’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6◦ 49’)
Min. Lib. in Länge (−6◦ 25’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6◦ 44’)
Max. Lib. in Länge (+6◦ 02’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond
(Librationsdaten)
13
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
01.10.
07.10.
13.10.
21.10.
28.10.
03.11.
09.11.
17.11.
24.11.
30.11.
07.12.
Zeit
04:40
08:26
17:33
04:00
05:14
13:06
21:12
06:54
07:25
18:15
05:13
Ereignis
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 00’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 02’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 06’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 10’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 14’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Merkur
Merkur folgt der Sonne auf ihrem Weg
in Richtung Süden: Wir finden den innersten Planeten des Sonnensystems zu Beginn des Vorschauzeitraumes im Sternbild Jungfrau (in das er erst kurz
zuvor am 29. September aus dem Löwen eingetreten war) bei einer Deklination von +03◦ 41’49” und
damit noch nördlich des Himmelsäquators. Am 06.
Oktober wechselt Merkur dann aber in Verfolgung
der Sonne gegen 02:20 auf die Südhemisphäre. Die
Bahn über den Himmel ähnelt anfangs noch stark
der der Sonne; am 25. Oktober überschreitet Merkur gegen 20:57 die Grenze zum Sternbild Waage, am 08. November gegen 17:25 die zum Sternbild Skorpion und am 14. November gegen 12:53
die zum Schlangenträger. Da Merkurs Bahn aber
etwas südlich von der der Sonne liegt, kommt es
vom 18. November gegen 21:09 bis zum 19. November gegen 05:40 noch einmal zu einem kurzen Abstecher in eine Ecke des Sternbilds Skorpion,
worauf der Planet in den Schlangenträger zurückkehrt, um am 27. November gegen 23:19 in den
Schützen zu wechseln. Hier leistet sich die Bahn
Merkurs (im Vergleich zu der der Sonne) einer weitere Extravaganz, die in einer Schleife Merkurs begründet ist: Nach dem Durchlaufen eines Deklinationsminimums von −25◦ 51’16,”78, das auf den 28.
November gegen 09:01 und damit nur wenige Stunden nach Wechsel in den Schützen fällt, kommt
es am 10. Dezember gegen 11:34 zu einem Stillstand in Rektaszension bei 18h 25m 22,s 58, und Merkur wird rückläufig. Merkur kehrt nun vom 21. Dezember gegen 08:55 bis zum 10. Januar gegen 04:58
aus dem Schützen in den Schlangenträger zurück,
um die Schleife zu Ende zu bringen und im folgenden Jahr im Schützen seine Wanderung über den
Himmel fortzusetzen. Im Schlangenträger kommt
es zunächst am 28. Dezember gegen 10:38 zu einem
Maximum der Deklination von −19◦ 58’45,”67, gefolgt von einem zweiten Stillstand in Rektaszension
am 30. Dezember gegen 09:11 bei 17h 15m 11,s 85;
damit endet die Rückläufigkeit des Planeten noch
14
Datum
14.12.
21.12.
27.12.
03.01.
10.01.
18.01.
24.01.
30.01.
Zeit
13:53
15:07
23:13
13:45
21:34
01:04
04:49
19:27
Ereignis
Max. der ekl. Breite (+5◦ 17’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 17’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 15’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 12’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Tabelle 2c: Astronomische Daten Mond
(ekliptikale Breite)
pünktlich vor Jahresende. Bis zum ersten Januar
sinkt die Deklination wieder auf −20◦ 12’03”.
Der Erdabstand Merkurs beträgt zu Beginn des
Vorschauzeitraumes 1,229998 AU, steigt zunächst
bis zum 24. Oktober gegen 03:31 auf ein Maximum von 1,433046 AU, sinkt danach auf ein am
20. Dezember gegen 08:07 erreichtes Minimum von
0,676717 AU und steigt bis zum Jahresende wieder auf 0,835624 AU. Auch der Abstand Merkurs
zur Sonne durchläuft Höhen und Tiefen: Er steigt,
ausgehend von 0,333448 AU zu Vorschaubeginn,
zunächst auf ein Maximum von 0,466695 AU, das
auf den 04. November gegen 10:25 fällt, sinkt dann
auf ein am 18. Dezember gegen 10:02 fallendes Minimum von 0,307502 AU und beträgt am ersten
Januar wieder 0,355201 AU.
Die ekliptikale Breite des Planeten beträgt zu Beginn des Vorschauzeitraumes +01◦ 53’26”; sie erreicht noch am ersten Oktober gegen 15:32 ein Maximum von +01◦ 53’36,”14, hat dann am 25. Oktober gegen 03:14 einen Nulldurchgang, und erreicht
am 25. November gegen 14:48 ein Minimum von
−02◦ 29’34,”76. Am 13. Dezember ereignet sich gegen 18:04 ein weiterer Nulldurchgang, auf den sich
ein Maximum von +03◦ 05’02,”82 anschließt, das auf
den 27. Dezember gegen 14:54 fällt. Bis zum Jahrenswechsel sinkt die ekliptikale Breite wieder auf
+02◦ 50’43”.
Die Elongation Merkurs steigt von einem Wert
von −12◦ 33’41” zum ersten Oktober nach einem
Nulldurchgang, der sich am 17. Oktober gegen
03:05 in einem Sonnenabstand von 0◦ 52’48” ereignet (obere Konjunktion), auf ein Maximum von
+21◦ 27’12,”73, das am ersten Dezember gegen 16:42
angenommen wird. Es folgt ein weiterer Nulldurchgang der Elongation am 20. Dezember gegen 02:23
in einem wesentlich größeren Sonnenabstand von
2◦ 02’18”. Die nachfolgend schnell fallende Elongation sinkt bis zum ersten Januar auf einen Wert
von −20◦ 31’21”.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Merkur zeigt sich zu Beginn des Vorschauzeitraumes am Morgenhimmel, wo er am ersten Oktober
zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges eine Höhe von
11◦ 15’ über dem Horizont erreicht. Diese Höhe ist
allerdings bereits rückläufig, und Merkur steht am
17. Oktober letztmals zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges über dem Horizont. Zu diesem Zeitpunkt
ist er bereits auf den Abendhimmel gewechselt, wo
er sich ab dem 10. Oktober zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs über dem Horizont befindet. Hier
kommt es am 07. Dezember zu einem Maximum
der Höhe von 07◦ 28’, nach dem sich Merkur allerdings recht eilig von seinen Beobachtern verabschiedet und sich am 20. Dezember zum letzten Mal bei
Sonnenuntergang über dem Horizont zeigt. Dafür
befindet sich der Planet wiederum ab dem 19. Dezember zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges über
dem Horizont, wo er am Jahresende eine Höhe von
12◦ 04’ erreicht; zu einem Maximum der Höhe von
12◦ 12’ wird es kurz darauf am 03. Januar kommen.
Es läßt sich also feststellen, daß die besten Höhen
jeweils am Anfang und Ende des Vorschauzeitraumes am Morgenhimmel angenommen werden; das
mit dem Maximum der Elongation vom ersten Dezember zusammenhängende Maximum der Abendsichtbarkeit gegen Anfang Dezember fällt dagegen
aufgrund der Lage der Ekliptik am Abendhimmel
vernachlässigbar klein aus.
Venus
Venus befindet sich am ersten Oktober im Sternbild Waage bei einer Deklination von −21◦ 42’05” und wandert zu Anfang noch
rechtläufig weiter in Richtung Süden. Am 07. Oktober kommt es gegen 21:01 zu einem (ersten) Stillstand in Rektaszension bei 14h 33m 14,s 03, und der
Planet wird rückläufig. Kurze Zeit später schließt
sich am 10. Oktober gegen 23:50 ein Deklinationsminimum von −22◦ 37’32,”45 an. Der Planet bewegt
sich nun rückläufig in Richtung Norden und tritt
am 20. Oktober gegen 04:58 wieder erneut in das
Sternbild Jungfrau ein, in das er knapp eine Woche
vor dem Beginn des aktuellen Vorschauzeitraumes
gewechselt war. Hier wird Venus die Rückläufigkeit
beenden: Zunächst ereignet sich am 16. November gegen 16:37 bei 13h 40m 15,s 82 ein zweiter Stillstand in Rektaszension, darauf erreicht der Planet
am 30. November gegen 11:13 ein Maximum der
Deklination von −10◦ 22’40,”32. Wieder rechtläufig
überschreitet er in Richtung Süden wandernd am
12. Dezember gegen 13:13 erneut die Grenze zum
Sternbild Waage. Hier wird Venus den Jahreswechsel verbringen; die Deklination sinkt bis zum ersten
Januar auf −15◦ 13’39”. Am 09. Januar tritt Venus
dann gegen 14:05 in den Skorpion ein; wie man bereits an der Diskussion der Bahnen von Sonne und
Merkur sehen konnte, schneidet die Ekliptik allerdings nur einen nördlichen Teil des Sternbilds, so
daß es bereits am 14. Januar gegen 12:39 zu einem
erneuten Wechsel des Planeten in den Schlangenträger kommen wird.
gegen 23:32 auf ein Minimum von 0,271501 AU, um
bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder deutlich auf 0,615686 AU anzusteigen. Auch der Abstand zwischen Venus und Sonne, der zu Vorschaubeginn 0,727139 AU beträgt, erreicht ein Minimum,
das auf den 27. Dezember gegen 17:30 fällt und
einen Wert von 0,718449 AU annimmt; er steigt
bis zum ersten Januar wieder auf 0,718485 AU.
Der Erdabstand der Venus beträgt zum ersten Oktober 0,375393 AU; er sinkt bis zum 29. Oktober
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
Die ekliptikale Breite beträgt zu Beginn des
Vorschauzeitraumes −06◦ 34’09”; sie erreicht am
14. Oktober gegen 13:23 ein Minimum von
−07◦ 19’00,”81. Nach einem auf den 23. November gegen 18:53 fallenden Nulldurchgang wird kurz
nach Ende des Vorschauzeitraumes am 04. Januar gegen 09:25 ein Maximum von +03◦ 30’51,”04 erreicht.
Die Elongation sinkt von einem Anfangswert von
+35◦ 08’01” nach einem Nulldurchgang am 29. Oktober gegen 03:10 (Sonnenabstand 5◦ 58’48”, untere
Konjunktion) auf ein Minimum von −46◦ 57’30,”64,
das sich kurz nach Ende des aktuellen Vorschauzeitraumes am 08. Januar gegen 17:01 ereignet.
Venus wechselt im aktuellen Vorschauzeitraum an
den Morgenhimmel: Zu Anfang Oktober steht der
Planet zwar noch für einige Tage zum Zeitpunkt
des Sonnnenunterganges über dem Horizont, woraus sich aber keine verwertbaren Beobachtungsbedingungen ergeben dürften. Ab dem ersten November steht Venus zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges über dem Horizont, und am 10. Dezember
kommt es zu einer maximalen Höhe von 27◦ 05’. Bis
zum Jahresende sinkt diese moderat auf 24◦ 02’.
15
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Aufgang
11:05
10:13
07:06
05:27
04:28
04:14
04:24
Untergang
19:26
18:25
16:15
15:31
14:53
14:26
14:00
Helligkeit
−4,m5
−4,m2
−3,m7
−4,m2
−4,m4
−4,m4
−4,m3
Phase
20
7
1
9
24
35
46
Größe
45,”1
55,”9
62,”2
55,”1
43,”0
34,”6
27,”5
Elong.
+35,◦1
+22,◦1
−7,◦1
−24,◦6
−38,◦3
−44,◦1
−46,◦7
Erdabst.
0,38
0,30
0,27
0,31
0,39
0,49
0,62
Tabelle 3: Astronomische Daten Venus
Mars
Auch Mars bewegt sich durch die bereits
in den Beschreibungen der Bahnen von Sonne, Merkur und Venus genannten Sternbilder; seine Reise
über den Himmel beginnt in der Waage bei einer
Deklination von −15◦ 16’19”. Seine rechtläufig ausgerichtete Bahn führt ihn weiter in Richtung Süden;
am 27. Oktober überschreitet er gegen 09:21 die
Grenze zum Sternbild Skorpion, worauf sich am 08.
November gegen 06:21 ein Besuch im Schützen anschließt. Am 03. Dezember schließlich wechselt der
rote Planet gegen 06:59 weiter in den Schützen, wo
er sowohl den Jahreswechsel verbringen wird als
auch sein Deklinationsminimum von −24◦ 18’12,”15
durchläuft, das am 09. Dezember gegen 16:33 angenommen wird. Bis zum Jahresende steigt die Deklination wieder auf −23◦ 11’03”. Am 15. Januar wird
Mars dann gegen 11:21 aus dem Schützen in den
Steinbock wechseln.
Datum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Aufgang
10:32
10:32
09:32
09:31
09:27
09:19
09:01
Untergang
20:06
19:34
18:00
17:37
17:19
17:10
17:07
Der Erdabstand steigt im Laufe des vierten Quartals 2010 von 2,257129 AU auf 2,378902 AU; ein
Maximum von 2,379313 AU ereignet sich kurz nach
Jahreswechsel am 08. Januar gegen 00:31. Der Abstand zur Sonne sinkt dagegen von 1,521179 AU
auf 1,412758 AU.
Die ekliptikale Breite sinkt von −00◦ 15’51” auf
−00◦ 59’21”. Die Elongation sinkt von +33◦ 10’29”
auf +08◦ 14’18”. Damit rückt Mars immer weiter
auf die Sonne zu, was sich (zusätzlich zu der ohnehin schon sehr südlichen Stellung des Planeten)
auf Beobachtungen deutlich beeinträchtigend auswirkt. Der Planet ist im Vorschauzeitraum durchgehend am Abendhimmel zu finden, wo er das gesamte Quartal hindurch zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges über dem Horizont steht – wobei
die Höhe allerdings von 08◦ 26’ auf 03◦ 53’ zurückgeht.
Helligkeit
+1,m5
+1,m5
+1,m4
+1,m4
+1,m3
+1,m3
+1,m2
Phase
97
97
98
99
99
99
100
Größe
4,”1
4,”1
4,”0
4,”0
4,”0
3,”9
3,”9
Elong.
+33,◦2
+29,◦1
+24,◦2
+20,◦4
+16,◦1
+12,◦5
+8,◦2
Erdabst.
2,26
2,29
2,33
2,35
2,37
2,37
2,38
Tabelle 4: Astronomische Daten Mars
Jupiter
Jupiter befindet sich zu Beginn und
Ende des Vorschauzeitraumes im Sternbild Fische, legt aber zur Abwechslung vom 14. Oktober gegen 23:04 bis zum 17. Dezember gegen 14:10
einen Abstecher in den Wassermann ein. Die Deklination des knapp unterhalb des Himmelsäquators stehenden Planeten sinkt dabei von anfangs
−02◦ 39’51” auf ein Minimum von −03◦ 58’57,”71,
das am 15. November gegen 20:09 angenommen
wird, um bis zum Ende des Vorschauzeitraumes
wieder auf −02◦ 35’52” anzusteigen. Neben diesem Deklinationsminimum nutzt der größte Planet
des Sonnensystems seinen Aufenthalt im Wassermann auch zur Beendigung seiner Rückläufigkeit
mit einem (zweiten) Stillstand in Rektaszension bei
16
23h 37m 49,s 3, der sich am 19. November gegen 06:32
kurz nach dem Minimum der Deklination ereignet.
Der Erdabstand Jupiters erhöht sich merklich
von 3,969063 AU auf 5,088393 AU; die visuelle Größe der Planetenscheibe geht von 49,”6 auf
38,”7 zurück, und die Helligkeit sinkt von −2,m8
auf −2,m2. Der Sonnenabstand sinkt nur geringfügig
von 4,956680 AU auf 4,950087 AU.
Die ekliptikale Breite des Gasriesen steigt von
−01◦ 35’46” auf −01◦ 15’59”. Die Elongation sinkt
nach der Opposition vom 21. September von
+169◦ 22’44” auf +76◦ 23’04”. Der Planet verschiebt
sein Beobachtungsfenster allmählich auf die erste
Nachthälfte; die Höhe zum Zeitpunkt des Sonnen-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
unterganges steigt entsprechend von anfangs 02◦ 34’
Datum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Aufgang
18:45
17:47
15:37
14:41
13:38
12:44
11:40
Untergang
06:29
05:25
03:10
02:13
01:11
00:21
23:22
auf 36◦ 11’.
Helligkeit
−2,m8
−2,m7
−2,m6
−2,m5
−2,m4
−2,m3
−2,m2
Größe
49,”6
48,”7
46,”9
45,”0
42,”7
40,”8
38,”7
Elong.
+169,◦4
+154,◦0
+135,◦6
+121,◦0
+105,◦1
+91,◦8
+76,◦4
Erdabst.
3,97
4,04
4,20
4,37
4,60
4,82
5,09
Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter
Saturn
Saturn bewegt sich weiterhin in
Rechtläufigkeit und auf südlichem Kurs knapp unterhalb des Himmelsäquators durch das Sternbild
Jungfrau. Seine Deklination sinkt im aktuellen Vorschauzeitraum von −01◦ 01’10” auf −04◦ 15’43”.
Kurz nach Jahreswechsel kommt es am 19. Januar gegen 19:37 zu einem Minimum der Deklination
von −04◦ 22’55,”39. Kurze Zeit später wird der Planet am 27. Januar gegen 07:15 bei einer Rektaszension von 13h 06m 48,s 12 rückläufig.
Der Erdabstand erreicht noch am ersten Oktober gegen 04:54 ein Maximum von 10,557981 AU
und sinkt bis zum Ende des Vorschauzeitraumes
auf 9,646300 AU. Der Abstand zur Sonne erhöht
sich im letzten Quartal 2010 von 9,557437 AU auf
9,585098 AU.
Die ekliptikale Breite Saturns steigt geringfügig
von +02◦ 09’52” auf +02◦ 24’32”. Am ersten Oktober erreicht der Planet gegen 02:42 seine Konjunktionsstellung (Sonnenabstand 02◦ 09’51”); die Elongation sinkt bis zum Jahreswechsel auf −83◦ 30’46”.
Die Ringneigung Saturns (sowohl von der Erde als
Datum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Aufgang
07:20
06:34
04:38
03:51
02:57
02:08
01:06
Untergang
19:14
18:23
16:20
15:27
14:28
13:35
12:30
Helligkeit
+0,m9
+0,m9
+0,m9
+0,m9
+0,m9
+0,m8
+0,m8
auch von der Sonne aus gesehen) steigt weiterhin.
Die von der Erde sichtbare Neigung steigt dabei
von +06◦ 26’52” auf +10◦ 08’14”, die von der Sonne aus gesehene Neigung weniger dramatisch von
+06◦ 15’00” auf +07◦ 34’54”. Am 20. Januar wird
sich gegen 13:44 ein Maximum der von der Erde
aus beobachteten Neigung von +10◦ 16’54,”28 ergeben.
Aufgrund der Nähe zur Konjunktionsstellung
steht Saturn zu Beginn des Vorschauzeitraumes sowohl am Morgen- als auch am Abendhimmel zum
Zeitpunkt des Sonnenauf- bzw. Unterganges über
dem Horizont. Die (theoretische) Sichtbarkeit am
Abendhimmel dauert aber nur bis zum 08. Oktober an; dafür steigt die Höhe des Planeten zum
Zeitpunkt des Sonnenaufganges bis auf ein Maximum von 36◦ 20’, das auf den 08. Dezember fällt,
und geht bis zum Jahresende wieder auf 31◦ 56’
zurück. Verbunden ist damit eine sich langsam verbessernde Beobachtungsmöglichkeit des Planeten
in den frühen Morgenstunden – was insbesondere
aufgrund der Ringneigung für Interesse bei Beobachtern planetarer Objekte sorgen dürfte.
Größe
15,”7
15,”7
15,”9
16,”1
16,”4
16,”7
17,”2
Ringng.
+6◦ 26’52”
+7◦ 12’28”
+8◦ 04’45”
+8◦ 43’26”
+9◦ 21’08”
+9◦ 47’05”
+10◦ 08’14”
Elong.
+2,◦2
−12,◦2
−27,◦0
−39,◦5
−54,◦1
−67,◦2
−83,◦5
Erdabst.
10,56
10,53
10,44
10,31
10,12
9,92
9,65
Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn
Uranus
Uranus befindet sich im Sternbild Fische in Nähe von Jupiter. Zu Beginn des Vorschauzeitraumes beträgt seine Deklination −01◦ 29’06”,
und der Planet befindet sich auf rückläufig in Richtung Süden weisendem Kurs. Am 04. Dezember
erreicht er gegen 06:40 ein Deklinationsminimum
von −02◦ 04’42,”72, das wenig später am 06. Dezember gegen 10:33 von einem Stillstand in Rektaszen-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
sion bei 23h 48m 24,s 04 gefolgt wird. Damit ist die
Rückläufigkeitsphase beendet, und der Planet bewegt sich wieder rechtläufig und in Richtung Norden. Bis zum Jahreswechsel steigt die Deklination
auf −01◦ 56’53”.
Der Erdabstand steigt im Laufe des Vorschauzeitraumes von 19,103451 AU auf 20,291279 AU,
17
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
während der Sonnenabstand Uranus’ geringfügig
von 20,091902 AU auf 20,089468 AU fällt.
Die ekliptikale Breite steigt von −00◦ 47’09” auf
−00◦ 44’11”. Die Elongation sinkt nach der Opposition vom 21. September von +170◦ 33’46” auf
+76◦ 47’37”; damit verlagert sich die Sichtbarkeit
des Planeten zunehmend in die erste Nachthälfte.
Die Höhe des Planeten zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs steigt im Vorschauzeitraum durchgehend von 03◦ 00’ auf 36◦ 46’; ein Maximum von
38◦ 27’ wird am 13. Januar erreicht.
Neptun
Neptuns Bahn ähnelt der von Uranus;
auch er befindet sich zu Beginn des Vorschauzeitraumes in Rückläufigkeit und in Richtung Süden
wandernd. Er bleibt das gesamte Quartal hindurch dem Sternbild Steinbock treu, wo er am ersten Oktober bei einer Deklination von −13◦ 16’08”
steht. Die Deklination sinkt zunächst weiter, bis
am 06. November gegen 18:02 ein Minimum von
−13◦ 23’30,”23 erreicht wird. Wenig später beendet Neptun am 07. November gegen 07:01 seine Rückläufigkeit mit einem Stillstand in Rektaszension bei 21◦ 52’43,”94. Die Deklination steigt
bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder auf
−13◦ 06’31”.
Der Erdabstand steigt von 29,257729 AU auf
30,681292 AU, während der Abstand zur Sonne von
30,016596 AU auf 30,013817 AU sinkt.
Die ekliptikale Breite Neptuns steigt geringfügig
von −00◦ 29’19” auf −00◦ 28’55”; ein Maximum
von −00◦ 28’24,”56 wird am 08. Januar gegen 17:52
Veränderliche Sterne
Die Tabelle 10 enthält
Angaben über Maxima und Minima der Helligkeit
veränderlicher Sterne im vierten Quartal 2010.
Datum
02.10. –:–
04.10. 23:05
07.10. 01:15
07.10. –:–
08.10. 22:20
12.10. 23:35
14.10. 00:45
15.10. –:–
16.10. –:–
17.10. 23:50
20.10. 00:05
20.10. 21:00
21.10. 22:20
25.10. –:–
29.10. 23:50
18
Ereignis
Max
Max
Min
Max
Max
Min
Max
Min
Max
Min
Max
Max
Max
Max
Min
Stern
R And (Mira-Stern)
RR Lyr (RR-Lyr-Veränd.)
β Per (Bedeckungsver.)
R Vir (Mira-Stern)
RR Lyr (RR-Lyr-Veränd.)
AI Dra (Bedeckungsver.)
RR Lyr (RR-Lyr-Veränd.)
R Dra (Mira-Stern)
R Ser (Mira-Stern)
BR Cyg (Bedeckungsver.)
ζ Gem (δ Cep–Stern)
η Aql (δ Cep–Stern)
RR Lyr (RR-Lyr-Veränd.)
S Her (Mira-Stern)
β Per (Bedeckungsver.)
Die Helligkeit der Planetenscheibe sinkt von 5,m7
auf 5,m9, die Größe von 3,”4 auf 3,”2.
Datum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Aufg.
18:42
17:46
15:38
14:43
13:39
12:44
11:38
Unterg.
06:38
05:40
03:30
02:33
01:29
00:34
23:25
Elong.
+170,◦6
+156,◦2
+138,◦7
+124,◦4
+108,◦0
+93,◦8
+76,◦8
Erdabst.
19,10
19,18
19,33
19,52
19,76
20,00
20,29
Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus
angenommen. Die Elongation geht nach der Opposition vom 20. August von +138◦ 38’22” auf
+46◦ 34’23” zurück. Auch Neptun zieht sich damit
zunehmend in die erste Nachthälfte und aus dieser
schließlich in die Abendstunden zurück; die Höhe
des Planeten zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges steigt von 11◦ 16’ zu Anfang November auf ein
Maximum von 27◦ 03’, das am 21. Dezember angenommen wird, und geht bis zum Jahresende auf
26◦ 01’ zurück.
Die Größe der Planetenscheibe sinkt von 2,”1 auf
2,”0, die Helligkeit von 7,m8 auf 8,m0.
Aufg.
17:40
16:44
14:37
13:42
12:40
11:45
10:39
Datum
01.10.
15.10.
01.11.
15.11.
01.12.
15.12.
01.01.
Unterg.
03:40
02:44
00:37
23:38
22:36
21:42
20:37
Elong.
+138,◦6
+124,◦6
+107,◦5
+93,◦5
+77,◦4
+63,◦5
+46,◦6
Erdabst.
29,26
29,44
29,70
29,94
30,21
30,44
30,68
Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun
Datum
29.10. –:–
30.10. –:–
03.11. 00:00
06.11. –:–
10.11. 22:50
14.11. –:–
15.11. 22:35
17.11. –:–
21.11. 21:20
22.11. –:–
27.11. 23:20
28.11. 21:10
11.12. 19:40
11.12. 23:05
15.12. –:–
19.12. 20:40
22.12. –:–
24.12. 18:15
30.12. 00:15
31.12. –:–
Ereignis
Max
Max
Min
Min
Min
Max
Min
Min
Min
Min
Max
Min
Min
Min
Max
Max
Max
Min
Max
Max
Stern
o Cet (Mira-Stern)
T Her (Mira-Stern)
BM Ori (Bedeckungsver.)
R Tri (Mira-Stern)
V1016 Ori (Bedeckungsver.)
R LMi (Mira-Stern)
BM Ori (Bedeckungsver.)
R Cas (Mira-Stern)
β Per (Bedeckungsver.)
R Cyg (Mira-Stern)
δ Cep
BM Ori (Bedeckungsver.)
BM Ori (Bedeckungsver.)
β Per (Bedeckungsver.)
R Gem (Mira-Stern)
ζ Gem (δ Cep–Stern)
U Her (Mira-Stern)
BM Ori (Bedeckungsver.)
ζ Gem (δ Cep–Stern)
R Gem (Mira-Stern)
Tabelle 10: Veränderliche Sterne
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Meteorströme
Tabelle 11 enthält Angaben zu
den im aktuellen Vorschauzeitraum beobachtbaren
Meteorströmen.
Meteorstrom
δ-Aurigiden
Draconiden
ε-Geminiden
Orioniden
Leo Minoriden
Tauriden (S)
Beg.
18.09.
06.10.
14.10.
02.10.
19.10.
25.09.
Ende
10.10.
10.10.
27.10.
07.11.
27.10.
25.11.
Max.
03.10.
08.10.
18.10.
21.10.
24.10.
05.11.
ZHR
2
var
2
23
2
5
Sternbedeckungen durch den Mond
In Tabelle 12 finden sich alle im vierten Quartal 2010
von Darmstadt aus beobachtbaren Sternbedeckungen durch den Mond.
Die Tabelle enthält 31 Ereignisse mit Helligkeiten
zwischen 2,m84 und 7,m69; die Mondphasen liegen
zwischen 12 und 100 Prozent. Zwei Sterne (1 Gem
und 13 µ Gem) sind an je zwei Bedeckungen beteiligt. (E Eintritt, A Austritt)
Zeitpunkt
02.10. 01:11:13A
02.10. 03:16:58A
16.10. 23:44:57E
19.10. 01:04:37E
24.10. 22:38:19A
25.10. 01:43:13A
27.10. 21:52:18E
27.10. 22:25:52A
28.10. 01:02:17A
bed. Stern
56 Gem
61 Gem
BD−14◦ 5936
63 κ Aur
58 ζ Ari
61 τ1 Ari
1 Gem
1 Gem
3 Gem
Helligk.
4,m93
5,m90
7,m09
4,m93
4,m78
5,m23
4,m18
4,m18
5,m67
Phase
0, 41−
0, 40−
0, 69+
0, 85+
0, 97−
0, 96−
0, 78−
0, 78−
0, 77−
Der Sternenhimmel
Die Graphik am Anfang
dieses Artikels zeigt den Sternenhimmel für den 15.
November um Mitternacht.
Quer über den Himmel und direkt durch den Zenit
erstreckt sich das Band der Milchstraße; angesichts
der nun wieder dunklen Nächte ein (bei geringer
Lichtverschmutzung, die im Rhein-Main-Gebiet leider vielerorts ein Problem darstellt) sicher lohnenswerter Anblick. Die Zenitposition nimmt zu diesem Zeitpunkt das Sternbild Perseus ein; die Position des Sterns Mirfak in diesem Sternbild weicht
nur geringfügig vom Zenit selbst ab. Am Südhimmel finden sich die mit wenig hellen Sternen ausgestatteten Sternbilder Widder, Eridanus, Fische
und Walfisch, westlich der markante, aber auch
nicht wirklich helle Pegasus. In der östlichen Hälfte des Südhimmels erkennt man die prominenten
Wintersternbilder Stier, Orion und Zwillinge, weiter in Richtung Südost-Horizont den Großen Hund
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2010
Meteorstrom
Tauriden (N)
Leoniden
α Monocerotiden
Dez.-Phoeniciden
Puppid/Veliden
Monocerotiden
σ Hydriden
Geminiden
Coma Bereniciden
Ursiden
Beg.
25.09.
10.11.
15.11.
28.11.
01.12.
27.11.
03.12.
07.12.
12.12.
17.12.
Ende
25.11.
23.11.
25.11.
09.12.
15.12.
17.12.
15.12.
17.12.
23.01.
26.12.
Max.
12.11.
17.11.
21.11.
06.12.
06.12.
08.12.
11.12.
13.12.
20.12.
22.12.
ZHR
5
var
var
var
1
2
3
120
5
10
Tabelle 12: Meteorströme
Zeitpunkt
28.10. 02:13:33A
28.10. 07:25:14E
03.11. 05:40:00A
10.11. 17:32:20E
11.11. 18:34:51E
12.11. 18:52:28E
16.11. 20:58:51E
17.11. 17:20:51E
23.11. 18:32:38A
23.11. 19:04:26A
24.11. 04:21:38E
24.11. 05:13:56A
24.11. 23:01:41A
25.11. 21:51:21A
30.11. 03:05:55A
11.12. 17:06:46E
12.12. 21:35:03E
13.12. 18:22:10E
13.12. 22:20:55E
17.12. 18:24:26E
21.12. 18:16:58E
21.12. 19:11:44A
23.12. 06:56:02A
25.12. 03:22:21A
28.12. 03:01:37A
bed. Stern
6 Gem
13 µ Gem
BD−04◦ 3152
BD−22◦ 4946
BD−19◦ 5650
BD−16◦ 5690
19 Psc
45 Psc
BD+23◦ 1007
BD+23◦ 1015
1 Gem
1 Gem
36 Gem
81 Gem
87 Leo
BD−09◦ 5876
BD−03◦ 5505
8 κ Psc
BD+01◦ 4731
BD+18◦ 325
13 µ Gem
13 µ Gem
81 Gem
6 Leo
BD−06◦ 3518
Helligk.
6,m27
2,m84
5,m53
6,m20
6,m79
6,m87
4,m93
6,m64
6,m49
6,m20
4,m18
4,m18
5,m15
4,m87
4,m76
6,m79
7,m69
4,m93
7,m09
6,m79
2,m84
2,m84
4,m87
4,m93
6,m49
Phase
0, 76−
0, 74−
0, 12−
0, 22+
0, 32+
0, 41+
0, 78+
0, 84+
0, 96−
0, 95−
0, 94−
0, 93−
0, 89−
0, 81−
0, 36−
0, 32+
0, 43+
0, 51+
0, 53+
0, 86+
1, 00−
1, 00−
0, 95−
0, 83−
0, 51−
Tabelle 12: Sternbedeckungen durch den Mond
mit Sirius. Am Osthorizont geht der Löwe auf und
folgt dem Krebs nach. Im Westen steht nun der
Schwan, recht tief am Horizont und noch etwas weiter in Richtung Nordwesten findet man die Leier.
Im Norden nimmt der Bärenhüter seine tiefste Position ein.
Um Mitternacht stehen noch Jupiter und Uranus über dem Horizont; beide sind seit Beginn der
Dämmerung und bis 02:13 bzw. 02:33 zu beobachten. Neptun hat sich kurz zuvor gegen 23:42 aus der
Gruppe der planetaren Beobachtungsobjekte verabschiedet. Saturn kommt gegen 03:51 hinzu und
lässt sich dann bis in die Morgendämmerung beobachten. Um 05:27 schließlich erscheint Venus als
Morgenstern und kündigt den nahenden Sonnenaufgang an.
Das Team der Mitteilungen wünscht den Lesern
des Astronomischen Kalenders ein frohes und erfolgreiches Jahr 2011. Clear Skies!
¦
19
. Veranstaltungen und Termine . Oktober / November / Dezember 2010 .
Freitags ab
19:30
Leseabend, Beobachtung, Gespräche über astronomische Themen,
Fernrohrführerschein
Sonntags ab
10:30
Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen
Samstag,
09. 10.
15:00
Führung auf dem Planetenweg
Samstag,
09. 10.
20:00
Sternführung Die Sterne über Darmstadt“ (A. Domenico)
”
Samstag,
16. 10.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Reise zum Mittelpunkt der Galaxis“
”
Freitag,
05. 11.
20:00
Öffentliche Vorstandssitzung
Samstag,
06. 11.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Erfolge und Rätsel: Stand und Perspektiven der modernen Kos”
mologie“
(Prof. Dr. Matthias Bartelmann, ITA Heidelberg)
Freitag,
12. 11.
20:00
Redaktionssitzung Mitteilungen 1/2011
Samstag,
13. 11.
20:00
Sternführung Die Sterne über Darmstadt“
”
Samstag,
20. 11.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Blakende Kerzen und rußende Sterne - Über die Entstehung von
”
kosmischem Staub“
(Prof. Dr. Hans-Peter Gail, ITA Heidelberg)
Samstag,
04. 12.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
20 Jahre Hubble-Weltraumteleskop“ (A. Domenico)
”
Samstag,
11. 12.
20:00
Sternführung Die Sterne über Darmstadt“
”
Samstag,
11. 12.
Samstag,
18. 12.
Redaktionsschluss Mitteilungen 4/2010
18:00
Jahresabschlußfeier
Die Astro-Fotografie-Gruppe trifft sich nach telefonischem Rundruf. Interessenten mögen
Freitags- oder Samstagsabend auf der Sternwarte anrufen oder ihre Telefonnummer hinterlassen
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle:
Auf der Ludwigshöhe 196
Karlstr. 41
Telefon: (06151) 51482
64347 Griesheim
email: [email protected]
Telefon: (06155) 898-496
http://www.vsda.de
Telefax: (06155) 898-495
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