Algebra A1. Jensen-Ungleichung. Es seien λ1 , . . . , λn ∈ [0, 1] mit gegeben. Dann gilt für alle x1 , . . . , xn ∈ R: Pn i=1 λi = 1 und eine konvexe Funktion f λ1 · f(x1 ) + · · · + λn · f(xn ) > f(λ1 · x1 + · · · + λn · xn ) Lösung. Für n = 2 ist λ · f(x1 ) + (1 − λ) · f(x2 ) > f(λ · x1 + (1 − λ) · x2 ) die Definition einer konvexen Funktion. Pn Für den Induktionsschritt sei λ < 1 (ansonsten ist die Aussage trivial), dann folgt 1 i=1 λi f(xi ) = Pn Pn Pn λi λi λ1 f(x1 ) + (1 − λ1 ) i=2 1−λ1 f(xi ) > λ1 f(x1 ) + (1 − λ1 ) f( i=1 1−λ1 xi ) > f( i=1 λi xi ). P A2. Es seien 0 < a1 , . . . , an 6 2 reell und A = n1 n i=1 ai das arithmetisches Mittel dieser Zahlen. Zeige, dass 1 1 1 1 n · a2 + · · · · · an + > A+ . a1 + a1 a2 an A 2 5−(x2 −2) > 0 für x ∈ (0, 2] konvex ist. Lösung. Betrachte f(x) := ln(x + x1 ), was wegen f 00 (x) = 2 (x3 +x) P n Also gilt nach Jensen n1 i=1 f(ai ) > f(A) und durch Anwenden der streng monoton steigenden Funktion exp : x 7→ ex folgt die Behauptung. a b c 3 b+c + c+a + a+b > 2 . x 2s 00 s−x mit f (x) = (s−x)3 > A3. Nesbitt-Ungleichung. Es seien a, b, c positiv reell. Zeige: Lösung. (1) Für festes s = a + b + c betrachte f(x) = 0 für x ∈ (0, s). s 3 Also ist f konvex und nach Jensen gilt f(a) + f(b) + f(c) > 3 s− s = 23 . 3 (2) Nach Entfernen aller Nenner zeigt man 2 a3 + b3 + c3 > a2 b + a2 c + b2 a + b2 c + c2 a + c2 b 3 3 3 mittels AM-GM für a +a3 +b > a2 b und analoge Abschätzungen. A4. Schur-Ungleichung. Es seien x, y, z, t nichtnegative reelle Zahlen und t 6= 0. Zeige: xt (x − y) (x − z) + yt (y − x) (y − z) + zt (z − x) (z − y) > 0 Wann gilt Gleichheit? Anmerkung: In Aufgaben findet vor allem die Form x3 +y3 +z3 +3xyz > x2 y+x2 z+y2 x+y2 z+z2 x+z2 y für t = 1 Anwendung. Lösung. O.B.d.A. (Symmetrie) man x > y > z, dann sind alle Terme der linken Seite setzt t t t (x − y) x (x − z) − y (y − z) + z (z − x) (z − y) nichtnegativ. Gleichheit genau dann, wenn x = y und z ∈ {0, x} bzw. deren Vertauschungen. A5. IMO 2000 (2). Es seien a, b, c positive reelle Zahlen, die abc = 1 erfüllen. Man beweise die Ungleichung 1 1 1 a−1+ b−1+ c−1+ 6 1. b c a x Lösung. Setzt man a = y ,b= aus der Schur-Ungleichung. y z, c = xz , so folgt die Behauptung nach Multiplikation mit xyz > 0 A6. Zeige, dass für je drei nichtnegative reelle Zahlen a, b, c die Ungleichung √ √ √ a3 + b3 + c3 > a2 bc + b2 ac + c2 ab gilt. 3 +b3 +c3 Lösung. Aus der AM-GM-Ungleichung folgt 4a Abschätzungen, erhält man die Behauptung. 6 > √ 6 a12 b3 c3 . Addiert man die analogen A7. Es seien a, b, c die Seitenlängen eines Dreiecks. Zeige: a2 (b + c − a) + b2 (c + a − b) + c2 (a + b − c) 6 3abc Lösung. Mit Tangentenabschnitten a = x + y, b = y + z und c = z + x erhält man durch ! Ausmultiplizieren x2 y + x2 z +y2 x + y2 z + z2 x + z2 y > 6xyz, was aus der AM-GM-Ungleichung für x2 y, x2 z, y2 x, y2 z, z2 x, z2 y folgt. A8. IMO 1984 (1). Zeige, dass für alle Tripel (x, y, z) nichtnegativer reeller Zahlen mit x + y + z = 1 gilt: 7 0 6 xy + yz + xz − 2xyz 6 27 Wann gilt Gleichheit? Lösung. Es ist 0 6 x, y, z 6 1, also xy, yz, zx > xyz, woraus die linke Ungleichung folgt. Nun 3 1 = 27 ist (1 − 2x)(1 − 2y)(1 − 2z) 6 1−2x+1−2y+1−2z nach AM-GM. Ausmultiplizieren ergibt 3 1 1 − 2 (x + y + z) + 4 (xy + yz + zx − 2xyz) 6 27 , woraus mit x + y + z = 1 die Behauptung folgt. Gleichheit links für (0, 0, 1) und Vertauschungen, rechts für ( 13 , 13 , 13 ). Geometrie A9. Man bestimme das kleinstmögliche ξ ∈ R, sodass für die Innenwinkel eines beliebigen Dreiecks stets sin α + sin β + sin γ 6 ξ gilt. √ Lösung. ξ = 23 3. Gleichheit gilt für α = β = γ = 60◦ ; aus Jensen folgt sin α+sin3 β+sin γ 6 √ sin α+β+γ = 12 3. 3 A10. L’Huiliersche Gleichung. Beweise: 1 ra + 1 rb + 1 rc = 1 r 1 ha = + 1 hb + 1 hc a Lösung. Der Flächeninhalt von ABC ist A = (a + b + c) r2 = (b + c − a) r2a = ah 2 . Umstellen 1 1 nach ra bzw. ha und Addition der jeweils analogen Gleichungen ergibt die Behauptung. A11. Satz von Carnot. Beweise cos α + cos β + cos γ = 1 + Rr . 2 2 2 −c Lösung. Nach dem Cosinussatz ist cos α = a +b , in Summe cos α + cos β + cos γ = 2ab 2 2 2 2 2 2 3 3 3 (a+b−c)(b+c−a)(a+c−b) a b+a c+b a+b c+c a+c b−a −b −c 8A2 = + 1 = (a+b+c)abc + 1. Aus 2abc 2abc 4A abc A12. = 1 R und 2A a+b+c = r folgt die Behauptung. (a) Zeige, dass für die Innenwinkel eines Dreiecks stets cos α + cos β + cos γ 6 (b) Zeige, dass für die Innenwinkel eines Dreiecks stets cos α cos β cos γ 6 1 8 3 2 gilt. gilt. (c) Zeige, dass für In- und Umkreisradius eines Dreiecks stets R > 2r gilt. Lösung. ~ AB (a) Es gilt |AB| + die Lösung. ~ BC |BC| (b) cos α cos β cos γ 6 + 2 ~ CA |CA| ~ · BC ~ = |AB| · |BC| · cos β liefert > 0. Ausmultiplizieren mit AB cos α+cos β+cos γ 3 2 6 18 . (c) Dies folgt direkt aus den Aufgaben A11. und A12.a. A13. Es seien α,β,γ Innenwinkel eines Dreiecks und x, y, z ∈ R beliebig. Man beweise x2 + y2 + z2 > 2xy cos γ + 2xz cos β + 2yz cos α und ermittle, wann Gleichheit gilt. Lösung. Im Dreieck mit den Winkeln α,β,γ wird ~x entlang AB mit Länge x abgetragen, ~y und ~z analog. Dann folgt die Ungleichung aus (~x + ~y + ~z)2 > 0; Gleichheit gilt, falls ~x, ~y, ~z ein Dreieck bilden, also die Verhältnisse x : y : z = sin γ : sin β : sin α übereinstimmen.