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Hessischer Rundfunk
Hörfunk – Bildungsprogramm
Redaktion: Volker Bernius
WISSENSWERT
Fußballwelten (3)
Heiliger Rasen und Fußballgötter.
Fußball und Religion
Von Mischa Ehrhardt
Samstag, 29.04.2006, 09.25 Uhr, hr2
Wdh. 30.04.2006, 11.35 Uhr, hr-Info
Sprecherin:
Sprecher:
06-052
COPYRIGHT:
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OT-Dohm Gottesdienst:
So jetzt singen wir: Ihr seid die Südkurve, ihr die Nordkurve… Gesang
O-Ton Taufe uff Schalke: Danke für diesen guten Morgen
Weiter im Hintergrund
Sprecherin:
Eine Taufe in kleiner Gemeinschaft: 20 Menschen haben sich in einer kleinen Kapelle
eingefunden, um einen Menschen in die christliche Gemeinschaft aufzunehmen. Sie
singen Lieder, beten, und sprechen das Vaterunser. Und all das an einem Ort, an dem
wohl die wenigsten eine Kapelle vermuten würden: In der Fußballarena auf Schalke.
Hochziehen
O-Ton Taufe uff Schalke: Danke für diesen guten Morgen
Sprecherin:
Noch vor 50 Jahren wäre solch ein Gottesdienst wohl einigermaßen blasphemisch
erschienen – Fußballweltmeister hin oder her. Denn 1954 hat bekanntlich die deutsche
Mannschaft das Wunder von Bern vollbracht. Es war die berühmte Radioreportage
von Herbert Zimmermann, die ihren Teil zu beitragen sollte, dass sich um dieses
Fußballspiel Mythen und Legenden ranken sollten bis heute. Denn Zimmermann
sprach in seiner Live-Reportage zum ersten Mal vom Wunder von Bern. Und wo ein
Wunder sich offenbart, darf – natürlich – auch ein Gott nicht fehlen:
OT Zimmermann: Toni, Du bist ein Fußballgott
Sprecherin:
Wunder und Götter waren ehedem Sachen der Religion und des Glaubens: In Zeichen
und Wundern offenbart sich die göttliche Macht den Menschen, zumindest den
Gottgläubigen. Während die Wunder-Metapher des Sportreporters damals keinen
sonderlichen Anstoß erregte, ging Einigen die Vergötterung des Torhüters Toni Turek
dann doch ein Stück zu weit. Kritik erntete Zimmermann sogar von höchster
laizistischer Stelle: Der damalige Bundespräsident Theodor Heuß schaltete sich mit
den Worten ein – “Bei aller Begeisterung, das geht zu weit!” Herbert Zimmermann
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musste sich später öffentlich für diese Wortwahl entschuldigen; ja: es wurde damals
sogar diskutiert, ob Zimmermann überhaupt noch weiter als Sportreporter arbeiten
dürfte.
OT-Musik: Glockengeläute und Fangesänge.
Sprecherin:
Heute betrachtet man die Sache gewöhnlich gelassener: Kein Sportreporter bekommt
vom Bundespräsidenten die rote Karte, wenn er mehr oder minder euphorisch mit
religiösen Metaphern den Fußball garniert. So titelte vor fünf Jahren eine
Boulevard-Zeitung vor dem Champions-League-Finale mit Bayern München:
“Fußball-Gott, zieh die Lederhose an”. Auch weiß die Nation seither, dass die Faust
Gottes dem Torhüter Oliver Kahn, dem Titan, gehöre. Daran allerdings muss selbst
der Fußballgläubige Zweifeln; denn es gibt mindestens noch eine Hand, die Gott
gelenkt haben soll: 1986 hatte der Torjäger Diego Maradonna bei der
Weltmeisterschaft in Mexiko Fingerspitzengefühl bewiesen und den Ball mit der Hand
ins gegnerische Tor geschummelt. Der handfertige Maradonna betete kurz zum
Himmel und verkündete nachher der Weltöffentlichkeit: Es war die Hand Gottes, die
das Spiel entschieden habe.
Unzählige Beispiele gibt es, wo Fußballspieler vergöttert werden, wo ein glücklicher
Sieg als Wunder gepriesen wird oder ein vermeintlicher Fußball-Gott seine Finger im
Spiel haben soll, wenn es um Sieg oder Niederlage einer Mannschaft geht. Fußball
deswegen in die Nähe der Religion zu bringen, ihn als Ersatzreligion zu sehen oder gar
als Religionsersatz geht aber vielen zu weit. So auch dem Kirchenpräsident der
Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau, Peter Steinacker.
OT-Kirchenpräsident der EK-Hessen Nassau, Steinacker (168)
Fußball ist Religionsaffin, möchte ich sagen…
Sprecherin:
Diese Analogien haben dazu geführt, dass sich in den vergangenen Jahren viele
Wissenschaftler dem Thema angenommen haben. Denn zu Zehntausenden pilgern
jedes Wochenende fußballbegeisterte Fans in die riesigen Arenen, um ihre
Mannschaften anzufeuern. Dabei sind es regelrechte Zeremonien, die sich am
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Wochenende wiederholen, festgelegte Abläufe – wie die Liturgie während eines
Gottesdienstes in der Kirche:
OT-David Kadel (94)
Sprecherin:
Sagt David (sprich: deutsch) Kadel. Er ist Journalist und hat ein Buch geschrieben, das
er auch selbst verfilmt hat. Es heißt “Fußballgott – Erlebnisberichte vom heiligen
Rasen”.
Zur Stadioneigenen Liturgie zählen auch die Fangesänge, die die Gemeinschaft der
Fans schmettern, um ihrer Mannschaft den Rücken zu stärken.
OT-Fangesänge: Pippi Langstrumpf: Hey Eintracht Frankfurt, falleri,
fallera, fallerhopsasa
Sprecherin:
In Kirche und Stadion singen die Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaft. In beiden auf
den ersten Blick so unterschiedlichen Situationen dienen die Gesänge unter anderem
dazu, eine Gemeinschaft herzustellen. Die Fan-Rituale und Gesänge beim
Fußballspiel sollen aber auch etwas bewirken – sie sollen die Mannschaft zum Sieg
führen. Und so wenig der Fan das Spiel unten auf dem Rasen aktiv beeinflussen kann,
um desto wichtiger erscheinen ihm seine Rituale.
OT-Christian Dillmamn
Eigentlich irrational, denn man hat keinen Einfluss. Aber je ohnmächtiger man
sich fühlt, desto stärker der Glaube, die Rituale zeigten Wirkung. Bei der Nasa
haben die Wissenschaftler, die einigermaßen rational sind, die Rakete mit
rhythmischem Klatschen beim Start begleitet…
Im Hintergrund OT-Fangesänge: Und Ihr wollt unsere Hauptstadt sein…
Sprecherin:
Erklärt Christian Dillmann, der eine theologische Diplomarbeit über Fußball und
Religion schreibt.
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Hochziehen, frei stellen: OT-Fangesänge: Und Ihr wollt unsere Hauptstadt
sein…
Sprecherin:
“Und ihr wollt unsere Hauptstadt sein” – so skandierten die Eintracht-Frankfurt Fans
gegen die Mannschaft aus Berlin. Gebracht hat es nicht sonderlich viel: Das Spiel
endete unentschieden. Im Stadion sind es die Anhänger einer Mannschaft, die mit
einer Stimme ihre Mannschaft glorifizieren oder die gegnerische Mannschaft schlecht
singen wollen.
OT WM-Pfarrer Fischer 7,55
Sprecherin:
Meint der Pfarrer Hans-Joachim Fischer, Beauftragter der Evangelischen Kirche in
Hessen-Nassau für die Fußballweltmeisterschaft.
Doch nicht nur die Fans in den Stadionkurven feiern während des Spiels. Auch manch
eine Handlung auf dem Spielfeld erinnert an kultische Rituale. Fußballer sprechen mit
zahlreichen Gesten: Sie drücken ihre Opferrolle aus, wenn sie mit ihrem Schicksal auf
dem Spielfeld hadern: Sei es der Pfiff des Schiedsrichters, der sie ereilt wie eine
höhere Strafe, seien es die hochgezogenen Schultern und das Zeigen der blanken
Handflächen nach dem Motto: Ich, ich bin völlig unschuldig. Oder sie zeigen mit beiden
Händen gen Himmel, wenn Sie das Tor verfehlen – als wollten Sie sagen: Fußballgott,
warum hast Du den Ball vorbeigelenkt. Geht alles gut, strahlen sie in verzückter
Ekstase; segeln – als hätten Sie Engelsflügel – über den heiligen Rasen, bekreuzigen
sich oder beten gar und danken für Tor und Erfolg. Bei der Siegerehrung küssen sie
den erkämpften Pokal als sei er ein heiliges Relikt. So meint der Moraltheologe Hans
Küng in einem Zeitungsinterview:
Zitator
Das Ritual im Stadion zeigt deutlich Parallelen zur Liturgie. Wenn Leute einen
Pokal küssen, erinnert das an das Küssen von Ikonen. Wenn der Pokal
hochgehoben wird, erinnert das an das Zeigen der Monstranz. Aber nicht das
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einzelne Phänomen an sich ist entscheidend, sondern die gesamte Stimmung,
die dem Einzelnen suggeriert, das, was er gerade erlebt, sei das Größte.”
Sprecherin:
Das übrigens gilt nicht nur für die Stars in der Arena, sondern auch für die jubelnden
Fans. Denn gestandene Fußballfans richten einen großen Teil ihres Lebens nach den
Zeiten und Wettkämpfen ihrer Mannschaft aus.
OT-Fan: Morgens die Stadionzeitung, dann einstimmen…
Sprecherin:
Treuen Herzens strömen die Fans alle zwei Wochen in die heimische Arena, ja selbst
bei Auswärtsspielen sind sie dabei. Das verhindert weder das Wetter, noch die
aktuelle Form ihrer Mannschaft – und auch das Geld nicht: ein richtiger Fan nimmt
Opfer auf sich. Was bekommt er als Gegenwert – was treibt die Fans zu Tausenden in
die Arenen?
OT-Fans: Fußball ist mein Leben,… Richte meinen Tag danach… Ritual,
Gefühl im Stadion, bis:
Es kommt mehr raus, als man sich sonst manchmal trauen würde, das ist
richtig. Einmal unheimliche Freude, wenn’s geklappt hat und dann manchmal
Wut, wenn gefault wird, dass man Scheiße ruft, was man im Alltag nicht
unbedingt tun würde.
Sprecherin:
Das Stadion als Hort der Emotionen – das ist ein Weiteres Merkmal der
Fußballzeremonie. Hier kann man Fluchen, über Spieler und Schiedsrichter schimpfen
und sich den Alltagsfrust von der Seele schreien.
O-Ton: Fans: Alles rausschreien, böse Wörter…
Sprecherin:
Ethnologen haben ähnliche Veranstaltungen so ziemlich bei allen Völkern entdeckt –
meist in Verbindung mit religiösen Ritualen. Einige dieser Rituale glichen bei
Naturvölkern ausschweifenden Festen, bei denen exzessiv Drogen konsumiert
wurden und viele der üblichen gesellschaftlichen Regeln außer Kraft gesetzt waren.
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Theoretiker wie der Soziologe Elias Canetti haben sich dem Phänomen der Masse
verschrieben. In der Menschenmasse gelten andere Gesetze als im individuellen
Leben. Ja: Canetti meint sogar, dass der Mensch von Haus aus gar kein soziales
Wesen ist sondern erst in der Masse sich zu einer Art Sozialwesen steigert: Einzig in
der Masse, diesem von “Affekten” geleiteten Gebilde, verliert der Mensch seine Furcht
vor der Berührung: Er entlädt sich und kommt so in einen Zustand, in dem er und alle
anderen “ihre Verschiedenheiten loswerden und sich als gleiche fühlen”
Zitator: Canetti noch suchen!!!
Sprecherin:
Der Philosoph Jürgen Habermas hat unter dem Eindruck der Terroranschläge nach
dem 11. September in einer Rede bei der Verleihung des Friedenspreises in der
Frankfurter Paulskirche davon gesprochen, dass es vielleicht auch heute noch
religiöse Bedürfnisse gibt, die in der aufgeklärten Welt nach einem Ventil suchen.
OT-Habermas, Rede Verleihung Friedenspreis (falls man den verstehen
kann…)
Sprecherin:
Es wäre also möglich, dass die Euphorie im Stadion ein altes Bedürfnis befriedigt, das
in der modernen Gesellschaft zu kurz kommt, meint auch Kirchenpräsident Steinacker:
O-Ton Steinacker (146):
Heute sehen viele den Fußball als Gemeinschaftsraum, die früher in der Kirche
Halt finden hätten können. Die Kirche muss da was machen.
Sprecherin:
Das Problem, dass die Stadien am Wochenende voller sind als die Kirchen existiert
aber nicht erst seit heute. Kurt Tucholsky hat bereits 1930 festgestellt:
Zitator:
Wohin geht die Jugend am Sonntag? In die Kirche? Nein: Auf die Sportplätze.
Die Geistlichen warteten in ihren leeren Kirchen; es kam niemand. Da erhoben
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sie die Soutanen und Talare und wandelten ernsten Schrittes hinaus auf die
Sportplätze, und sie lehrten dort das Wort Gottes inmitten der Sprungseile und
der Wurfkugeln. Mohammed war zum Berge gekommen. Das wäre den Herren
früher als eine Ketzerei erschienen; die Kirche hat nachgegeben; sie hat sich
gewandelt, sie ist gewandelt worden.
Sprecherin:
Das kann auch der Pfarrer Hans Joachim Fischer berichten. Denn der WM-Pfarrer der
Evangelischen Kirche Hessen-Nassau ist Dauerkartenbesitzer der Frankfurter
Eintracht – und nicht der Einzige Geistliche im Stadion:
OT: Wm-Pfarrer Fischer: (5,30)
Wenn ich am Wochenende zum Spiel gehe, da treffe ich ein Duzend Kollegen…
Sprecherin:
Dass sich die Kirche auch dem Fußball öffnet zeigt ihr Bestreben, bei der
Fußballweltmeisterschaft aktiv mitmischen zu wollen. Die Evangelische Kirche in
Deutschland hat es geschafft mit der Fifa auszuhandeln, dass sie in ihren Gemeinden
alle Spiele der Weltmeisterschaft übertragen darf. Dazu gehört ein großer Wille, denn
die Fifa will normalerweise viel Geld sehen für alles, was auch nur entfernt mit Fußball
zu tun haben könnte. So dürfen die rund 16 Tausend Gemeinden in Deutschland
während der Weltmeisterschaft in geselliger Runde die Spiele der weltbesten
Mannschaften übertragen.
OT David Kadel (105 und 150)
Viele sehen Fußball als Religionsersatz und da müssen die Kirchen was
machen und tun dies, indem sie über dem Altar die Spiele zeigen.
Sprecherin:
Die Kirche bewegt sich. Für die Weltmeisterschaft hat die Evangelische Kirche in
Deutschland sogar eine Broschüre herausgegeben, in der sie Beispiele dafür gibt, wie
ein williger Pfarrer in seiner Gemeinde das Thema Fußball in seine Arbeiten und
Predigten einbauen kann. Und sie hat eigens eine Stelle geschaffen für die
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Fußballweltmeisterschaft: Für ein Jahr ist Hans-Joachim Fischer nicht bloß Pfarrer und
Fußballfan, sondern auch WM-Pfarrer.
OT-Fischer: Was ich mache…
Sprecherin:
Kommt der WM-Pfarrer als mitfiebernder Fußballfan da nicht in Konflikt mit seiner
Eigenschaft als WM-Seelsorger?
OT Fischer:
Nö….. kann mir nicht vorstellen, dass Gott parteiisch ist.
Sprecherin:
Gott kann eigentlich nicht parteiisch sein. Dem dürfte wohl die meisten Gläubigen aus
allen Weltreligionen zustimmen können. Wahrscheinlich auch jene Fußballer, die
irgendwann auf die Idee kamen, ihr Trikot nach einem Tor hochzureißen um ein T-Shirt
zu offenbaren mit der Aufschrift: Jesus loves you. Denn natürlich sind Fußballer trotz
aller Schlagzeilen über Fußballgötter zunächst keine Götter, sondern Menschen. Und
viele von ihnen glauben daher an ganz gewöhnliche Götter, wie man sie aus den
heiligen Schriften kennen mag.
OT-Fußballer: A wie Asamoah bis Z wie Ze Roberto
Sprecherin:
Die meisten dieser gläubigen Stars sind erst recht spät zu ihrem Glauben gelangt. Und
bei vielen war der Grund, dass Ihnen Ihre Karriere irgendwann als sinnlos erschien
angesichts eines einschneidenden Erlebnisses in ihrem Leben:
OT: Schwester gestorben…. (Entweder Fußballer oder Kadel, 50)
Sprecherin:
In dem Film “Fußballgott” von David Kadel erzählen Profi-Kicker von ihrem Glauben –
und manche singen auch Messen, wie der deutsche Nationalspieler Gerald Asamoah
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OT-Messe (Asamoah)
Sprecherin:
Auf Schalke hat es mit Fußball und Religion eine besondere Bewandnis. Denn in
Gelsenkirchen sind wohl die meisten Einwohner Schalke-Fans. Und viele davon sagen
einfach, kurz und bündig: Schalke ist Religion! Und an Spielfreien Tagen können sie
auch in die Kirche pilgern – und zwar in ihrem Stadion.
Es ist ein kalter Samstag, die Straßenbahn vom Hauptbahnhof holpert in Richtung
Stadion. An den Häuserzeilen hängt manch eine Fan-Flagge heraus: SG-Schalke 04
in Weiß-Blau gehalten. Doch an diesem Tag spielt die Mannschaft nicht, deren Fans
meinen, sie sei ihre Religion. An diesem Tag findet in der Arena auf Schalke eine
Taufe statt: An der Arena steigen nur wenige aus – und sie gehen zielstrebig auf die
Arena zu. An den Kassen sitzt niemand, nur ein Durchgang ist überhaupt geöffnet. Im
Inneren der monströs sich gegen den Himmel abzeichnenden Arena steht neben dem
Glaskasten der Pförtnerin eine kleine Gruppe. Sie unterhalten sich gedämpft, tragen
Anzüge, Krawatten oder ein Kleid.
Einspielen im Hintergrund:
O-Ton Taufe uff Schalke: Danke für diesen guten Morgen
Sprecherin:
Dann kommt Pfarrer Dom. Er geht auf die Leute zu, ist bekannt, begrüßt ein paar Leute
und meint: Auf geht’s. Auf einer Rolltreppe in blau gehalten geht es hinunter, die
Gruppe folgt dem Pfarrer. 10 Minuten später singt die Gemeinde:
Hochziehen und freistellen:
O-Ton Taufe uff Schalke: Danke für diesen guten Morgen
Sprecherin:
Schalke in Gelsenkirchen ist die erste der neuen Fußballarenen, die eine Kapelle in
sich trägt. Hier wird Gottesdienst geübt, meist für Taufen und Hochzeiten. Heute ist es
die kleine Jandra, die in der Kapelle der Arena in die Gemeinschaft der Christen
aufgenommen wird.
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OT-Messe Dohm: Hiermit taufe ich Dich…
Sprecherin:
Hier drängt sich die Analogie zwischen der Fangemeinde und der
Religionsgemeinschaft förmlich auf: Wie das Trikot oder die Farben des Vereins die
Gemeinschaft der Fans äußerlich ausmachen, so ist es hier das Kleid Jesu, das die
Kleine Jandra sinnbildlich übergestreift bekommt. Und es ist festlich dieses Kleid, wie
mit einem Hochzeitskleid liegt die kleine in den Armen der Mutter – Vereinsfarben sind
in der kleinen schlichten Kapelle unerwünscht:
OT-Katholische Pfarre uff Schalke: Wir trennen zwischen Fußball und
Kirche
Sprecherin:
Doch bei aller Trennung spricht der Pfarrer während des Gottesdienstes die
Anwesenden oft auch in der Sprache des Fußball an. Denn auch er sieht Analogien
zwischen den Ritualen der Fußballfans und denen in der Kirche:
OT-Dohm-Interview:
Fans treffen sich am Bahnhof, bilden eine Prozession, dann der
Wechselgesang zwischen Nord und Südkurve…
Sprecherin:
Was liegt da also näher, als die Fußballfans der Taufgemeinschaft auf die ihnen
bekannte Art zum Singen zu motivieren – wie im Stadion, so in der Kapelle der
Fußballarena auf Schalke:
OT-Dohm Gottesdienst:
So jetzt singen wir: Ihr seid die Südkurve, ihr die Nordkurve… Gesang
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