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Universiteit Utrecht
Block 4, 2015
BA-Abschlussarbeit Deutsche Sprache und Kultur
Leitung: Dr. Stefan Sudhoff
Sprachwandel im Dialekt: Kölsch und Venloer Dialekt
Eine Analyse anhand von Karnevalsliedern
vorgelegt von:
Marleen Verberkt
Studiengang Duitse Taal en Cultuur
3. Studienjahr
Stud.Nr: 4027531
Prins Bernhardlaan 19
NL - 5953 EA Reuver
Tel.: 0031612638107
E-Mail: [email protected]
Abgabedatum: 06.07.2015
1
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einleitung
4-5
1. Der sprachliche Hintergrund
1.1 Allgemeines
6-7
1.2 Erste und zweite Lautverschiebung
7-8
1.3 Isoglosse und Rheinischer Fächer
9
2. Das Kölsch
2.1 Die Merkmale
10 - 13
2.2 Status
14
2.3Veränderungen im Laufe der Jahre
14 -15
3. Der Venloer Dialekt
3.1 Die Merkmale
16 - 20
3.2 Status
20
3.3 Ansehen
20 - 21
3.4 Veränderungen im Laufe der Jahre
21
4. Ähnlichkeiten zwischen den beiden Dialekten
4.1 Tonakzentgebiet
22
4.2 Rheinischer Fächer
22 - 23
5. Methode
5.1 Korpus
24
5.1.1 Kölsche Karnevalslieder
25 - 26
5.1.2 Venloer Karnevalslieder
26 - 27
5.2 Vorgehensweise
5.2.1 Markieren der Dialektmerkmale
28
5.2.2 Erklärung der Tabellen
29
2
6. Die Analyse
6.1 Ergebnisse Kölsch
6.1.1 Ergebnisse Willi Ostermann
30 - 32
6.1.2 Ergebnisse Brings
33 - 34
6.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
34 - 35
6.2 Ergebnisse Venloer Dialekt
6.2.1 Ergebnisse Harry Verhagen
35 - 36
6.2.2 Ergebnisse Frans Pollux
37 - 38
6.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
38 - 39
6.3 Vergleich Kölsch und Venloer Dialekt
7. Schlussfolgerung
39 - 41
42 - 43
8. Korpus
8.1 Kölsche Karnevalslieder
8.1.1 Willi Ostermann
44 – 47
8.1.2 Brings
48 - 51
8.2 Venloer Karnevalslieder
8.2.1 Harry Verhagen und Baer Winters
51 - 54
8.2.2 Frans Pollux, Bram und Ruud
54 - 58
Literaturverzeichnis
59 - 60
3
Einleitung
„Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick, mit Träne in d'r Auge loor ich manchmol
zurück.“ So lautet ein Stück aus dem Lied superjeilezick von der Kölner Band Brings. Da
Kölsch von immer weniger Menschen gesprochen wird, steht der Dialekt auf der UNESCOListe für bedrohte Sprachen. Das Limburgische und damit auch der Venloer Dialekt stehen
neben dem Kölsch auch auf dieser Liste. Da ich Sprecherin des Venloer Dialekts bin, handelt
diese Arbeit von diesem Dialekt des Limburgischen. „Zutjes zinge ze onverwach. De
koedeljach, de breurs en zusters al beijein. Det wonder moei refrein“, so lautet ein Stück aus
dem Lied Och An, Och An von Harry Verhagen, einem Sänger aus Venlo.
In dieser Bachelorarbeit wird einerseits das Kölsch und andererseits der Venloer Dialekt
dargestellt: zuerst die Dialektmerkmale im Vergleich zu den Standardsprachen und danach
eine Analyse dieser Dialektmerkmale in den Karnevalsliedern. Für die Analyse wurde ein
Korpus verwendet. Im Korpus stehen einerseits ältere Karnevalslieder und andererseits
Karnevalslieder von heute, in beiden Dialekten. Für das Kölsch werden für die früheren Jahre
Lieder von Willi Ostermann verwendet und für die späteren Jahre Lieder von Brings. Für den
Venloer Dialekt werden für die früheren Jahre Lieder verwendet, die von Harry Verhagen
geschrieben und von Baer Winters gesungen wurden, und für die späteren Jahre Lieder, die
von Frans Pollux geschrieben und von Bram und Ruud gesungen wurden. Anhand eine
Analyse dieser Karnevalslieder wird folgende Frage beantwortet: Wie hat sich der Kölner und
Venloer Dialekt in Karnevalsliedern verändert? Dies wird anhand der ausgearbeiteten
Korpusdaten dargestellt.
Die Hauptfrage soll schrittweise beantwortet werden. Zuerst gibt es eine allgemeine
Einführung: Wozu gehören die beiden Dialekte? In der Einführung werden auch einige
wichtige Begriffe wie ‚Isoglosse‘, ‚Lautverschiebung‘ und ‚Rheinischer Fächer‘ erklärt.
Danach folgt eine Einführung in die beiden Dialekte: Welche Merkmale und welchen Status
weisen sie auf und wie haben sich die Dialekte verändert? Beim Venloer Dialekt wird zuerst
auf die geografische Einordnung des Dialekts eingegangen: zwischen den Isoglossen
Uerdinger sowie Panninger Seitenlinie und Panninger Linie. Hier werden also zuerst die
Merkmale dieser Linien behandelt. Weitere Merkmale, die in dieser Arbeit beschrieben
werden, sind: die unbestimmten und bestimmten Artikel, die Deklination des Adjektivs,
Schleif- und Stoßton, Possessivpronomen, ‚verschwindende Wörter‘ und det, waat und ‚t.
Beim Kölschen werden ebenfalls der Artikel und die Deklination des Adjektivs behandelt.
4
Weiter wird die Verwendung von /b/ statt /v/, /t/ statt /s/ und /j/ statt /g/ untersucht. Zum
Schluss wird das Weglassen der Endung ‚-n‘ in Infinitiven untersucht.
Die schriftlichen Textfassungen der Lieder sind nur ein Hilfsmittel. In den Texten der
Karnevalslieder werden nur die Markierungen angegeben. In dieser Arbeit handelt es sich um
die Aussprache der Sänger. Einerseits wird in den Liedern untersucht, welche
Dialektmerkmale vorkommen. Andererseits wird untersucht, ob es Unterschiede zwischen
den alten und neueren Karnevalsliedern gibt.
Die Hypothese lautet, dass sich beide Sprachen zum Beispiel durch Wörter, die heute nicht
mehr verwendet werden, verändert haben. Im Venloer Dialekt gibt es zum Beispiel das Wort
aevel, dass heutzutage immer mehr durch maar (auf Deutsch: ‚aber‘) ersetzt wird. Es wird für
diese Arbeit angenommen, dass es in beiden Dialekten mehr solcher Wörter gibt und dass
sich die Sprachen vor allem dadurch verändert haben. Weiter wird angenommen, dass in den
älteren Liedern die Dialektmerkmale auch wirklich realisiert werden. Bei den neueren Liedern
kann angenommen werden, dass sie mehr in Richtung Standardsprach tendieren. Es ist zum
Beispiel anzunehmen, dass die Deklination des Adjektivs wie im Kölschen in den älteren
kölschen Liedern häufiger vorkommt als in den neueren Liedern. In den neueren Liedern wird
vielleicht das Adjektiv mehr wie im Standarddeutschen dekliniert.
5
1. Der sprachliche Hintergrund
In diesem Kapitel geht es um den sprachlichen Hintergrund des Venloer Dialekts und des
Kölsch. Zuerst gibt es eine allgemeine Beschreibung der beiden Dialekte: Wo wird der
Dialekt zum Beispiel gesprochen? Die beiden Dialekte haben mit den Lautverschiebungen zu
tun und liegen beide in einer Isoglosse im Gebiet des Rheinischen Fächers. In Kapitel 1.2 geht
es um die erste und zweite Lautverschiebung und zum Schluss werden im Kapitel 1.3 die
Begriffe ‚Isoglossen‘ und ‚Rheinischer Fächer‘ erklärt.
1.1 Allgemeines
In den Niederlanden und auch in Deutschland gibt es Standardsprachen: eine Sprache, die
übergreifend gesprochen und geschrieben wird und standarisiert ist. In den Niederlanden heißt
diese Standardsprache ‚Algemeen Nederlands‘ (AN) und in Deutschland ‚Standarddeutsch‘.
Laut Barbour und Stevenson (1998:145) ist eine Standardsprache zum Beispiel auch eine
Sprache, die in den meisten Grammatiken und Wörterbüchern zu finden ist. Beide Länder
können in verschiedene Dialekte eingeteilt werden. So gehört laut Alsters, Alsters-van der
Hor, van Daelen, Reijnders, Rongen und Vissers (1993:15) der Venloer
Dialekt zum Limburgischen und wird in Venlo gesprochen.
Venlo liegt nördlich der Panninger Linie, nördlich der Panninger
Seitenlinie und auch nördlich der Uerdinger Linie. Diese Lage ist auch
in Abbildung 1 zu sehen. Die gelbe Linie zeigt die Panninger
Seitenlinie, die rote Linie die Uerdinger Linie und die blaue Linie die
Panninger Linie. Laut Heeringa (2007:6) kann das Limburgische in 6
weitere Dialektgruppen unterteilt werden. Eine dieser Dialektgruppen
ist das Kleverländische und dazu gehört der Venloer Dialekt. In der
Abbildung wird mit G der Kleverländische Dialekt angezeigt. Was die
Linien für die Merkmale des Venloer Dialekts bedeuten, wird in
Kapitel 3.1 beschrieben.
Abbildung 1: Geografische Einordnung des Venloer Dialekts (vgl. Heeringa 2007:6)
Barbour und Stevenson (1998:83) zeigen eine Karte, in der die verschiedenen Dialektgrenzen
Deutschlands eingezeichnet sind. In Abbildung 2 ist diese Karte zu sehen, das Kölner Gebiet
wird mit einem Pfeil angezeigt. Das Hauptdialektgebiet, in dem Köln sich befindet, ist das
6
westmitteldeutsche. Westmitteldeutsch kann weiter im Mittelfränkisch und Rheinfränkisch
eingeteilt werden. Ferner befindet Köln sich im Nordwesten des Mittelfränkischen und gehört
damit zum Ripuarischen (vgl. Barbour und Stevenson 1998:95).
Abbildung 2: Dialektgebiete Deutschlands (vgl. Barbour und Stevenson 1998:83)
1.2 Erste und zweite Lautverschiebung
Deutsch und Niederländisch gehören beide zu den germanischen Sprachen und haben beide
die 1. Lautverschiebung mitgemacht. Laut Barbour und Stevenson (1998:29) haben sich die
germanischen Sprachen hiermit von den proto-indoeuropäischen Sprachen unterschieden.
Diese Veränderungen ist Tabelle 1 zu entnehmen. In der Tabelle sieht man zum Beispiel, dass
sich /k/ zu /h/ verändert hat. Das lateinische canis hat sich hier zum Beispiel auf Deutsch zu
Hund und auf Niederländisch zu hond verändert.
Tabelle 1: Die 1. Lautverschiebung (vgl. Barbour und Stevenson 1998:29)
Laut Barbour und Stevenson (1998:37) hat die 2. Lautverschiebung sich um das Jahr 500
7
vollzogen. Diese unterscheidet die westgermanischen Sprachen vom Hochdeutschen. Diese
Veränderungen sind in Tabelle 2 dargestellt. In der Tabelle sieht man zum Beispiel, dass /p/
sich zu /pf/ verändert hat. Der westgermanische appel hat sich hier zum Beispiel zu Apfel
verändert. Im Standardniederländischen ist es noch immer appel.
Tabelle 2: Die 2. Lautverschiebung (vgl. Barbour und Stevenson 1998:37)
Durch die zweite Lautverschiebung haben sich die niederdeutschen Mundarten von den
mitteldeutschen abgespalten. Diese Unterscheidung kann mit der Benrather Linie gezeigt
werden und verläuft von Ost nach West. In Abbildung 3 wird diese Benrather Linie gezeigt:
In der Abbildung ist diese Linie gelb markiert. (vgl. Barbour und Stevenson 1998:85) Wie
man in der Abbildung sehen kann, hat die 2. Lautverschiebung in Köln nicht ganz
stattgefunden: /p/ hat sich zum Beispiel nicht zu /f, pf/ verändert und /t/ hat sich in dat nicht
zu /s/ verändert.
Abbildung 3: Realisierung der 2. (hochdeutschen) Lautverschiebung (vgl. Barbour und Stevenson 1998:86)
8
1.3 Isoglosse und Rheinischer Fächer
Im westmitteldeutschen Dialektgebiet, also auch in dem Gebiet, in dem Köln sich befindet,
bildet sich der sogenannte Rheinische Fächer. Dieses Phänomen zeigt laut Barbour und
Stevenson (1998:95) „…ein von Merkmalen der 2. Lautverschiebung hergeleitetes
Isoglossenbündel“. Der Rheinische Fächer befindet sich zwischen Wuppertal und Kassel und
ist eine Isoglosse, die fächerförmig auseinanderläuft (ebd.). Laut Barbour und Stevenson
(1998:315) ist eine Isoglosse eine Linie, „…die die geographische Grenze des Gebrauchs
eines bestimmten sprachlichen Merkmals indiziert.“ Die Panninger Linie, Panninger
Seitenlinie und Uerdinger Linie sind also solche Linien, die den Venloer Dialekt von anderen
Dialekten abgrenzen. Das Kölsch wird durch die Benrather Linie und die Bacharaher Linie
von anderen Dialekten abgegrenzt. In Kapitel 4.2 wird beschrieben, was der Rheinische
Fächer für den Venloer Dialekt und das Kölsch bedeutet hat. Anhand einer Abbildung wird
gezeigt, welche Linien zum Rheinischen Fächer gehören.
9
2. Das Kölsch
Herrwegen-Tilling beschreibt die Tatsache, dass das Kölsch eine Mundart ist, wie folgt:
„…eine lebendige, gesprochene Sprache, die – wie jede gesprochene Sprache – ständigen
Veränderungen unterliegt.“ (Herwegen-Tiling 2002:5) So wie schon im ersten Kapitel
beschrieben wurde, gehört das Kölsch zur Ripuarischen Dialektgruppe, die sich wieder im
mittelfränkischen Dialektgebiet befindet. Das Ripuarische und damit auch das Kölsch
befindet sich laut Venema (1997:12) südlich der Benrather Linie und nördlich der Bacharaher
Linie.
2.1 Die Merkmale
In diesem Kapitel werden die Dialektmerkmale des Kölsch beschrieben. Zunächst wird
beschrieben, inwiefern Kölsch sich vom Standarddeutsch unterscheidet. Danach werden die
Dialektmerkmale beschrieben, die für die Analyse relevant sind.
Kölsch wird also südlich der Benrather Linie und nördlich der Bacharacher Linie gesprochen.
Aber was bedeuten diese Linien für die Sprache und inwiefern unterscheidet das Kölsch sich
vom Standarddeutschen? Als erstes Merkmal kann laut Henne, Sitta und Wiegand (1990:461)
die Bacharacher Linie beschrieben werden. Das bedeutet, dass die Kölner dat statt das im
Standarddeutschen sagen. Das zweite Merkmal ist, dass die Benrather Linie maken und
machen scheidet. In Köln sagt man laut den Autoren machen. Aufgrund der Benrather Linie
unterscheidet sich Kölsch also nicht vom Standarddeutschen. Dieses Merkmal wird daher
auch nicht für die Analyse verwendet. Die Tatsache, dass die Kölner dat statt das sagen, kann
hingegen für die Analyse verwendet werden. Bhatt und Lindlar (1998:33) beschreiben, dass
das /s/ im Standarddeutschen in drei verschiedenen Wörtern im Kölschen ein /t/ ist: nämlich
in dat, aber auch in wat (auf Deutsch: was) und et (auf Deutsch: es). Dies wird als eines der
Merkmale in der Analyse verwendet. Ein weiteres Merkmal, das mithilfe von
Karnevalsliedern untersucht wird, ist die Aussprache von [j] statt eines [g]. Bhatt und Lindlar
(1998:33) beschreiben, dass das im Silbenanlaut gesprochene [g] des Standarddeutschen im
Kölschen zu [j] wird. Die Kölner sagen zum Beispiel Morje statt des Standarddeutschen
Morgen und janz statt ganz. Ein weiteres Merkmal, das sich auf die Aussprache bezieht, ist
die Verwendung von /v/ statt /b/. Bhatt und Lindlar (1998:33) beschreiben, dass die Wörter,
die im Standarddeutschen ein [b] haben, in der kölschen Variante ein [v] haben. Statt aber
sagen die Sprecher des Kölschen zum Beispiel aver. Insgesamt gibt es also drei Merkmale,
10
die sich auf einzelne Buchstaben beziehen: /t/ statt /s/ in wat, dat und et, /v/ statt /b/ und /j/
statt /g/.
Bhatt und Lindlar (1998:33) beschreiben, dass Wörter die auf -en enden, im Kölschen das [n]
verlieren. Bei Infinitiven gibt es auch meistens die Endung -en, zum Beispiel in arbeiten,
laufen und machen. Im Kölschen wird dieses [n] also nicht verwendet und im
Standarddeutschen wohl. Bei diesem Merkmal werden in dieser Arbeit nur die Infinitive
berücksichtigt, nicht jedoch weitere Wörter, die auf -en enden. Im Kölschen heißt der Infinitiv
dann zum Beispiel arbeite, laufe und mache.
Ein weiterer Aspekt ist, dass im Kölschen die Artikel und Adjektive anders gebildet werden
als im Standarddeutschen. Laut Tiling und Herrwegen (2002:141) gibt es zwei Arten von
Artikeln: den bestimmten und den unbestimmten Artikel. Im Kölschen gibt es im Gegensatz
zum Standarddeutschen zwei unterschiedliche Arten von bestimmten Artikeln: den
unbetonten (der, de, et) und den betonten (dä, die, dat). Die unbestimmten Artikel im
Kölschen heißen ene, en und e. In dieser Arbeit wird nur auf die unbetonten bestimmten
Artikel und die unbestimmten Artikel eingegangen. Da die betonten bestimmten Artikel
vergleichbar sind mit den standarddeutschen Demonstrativpronomen, werden sie in dieser
Arbeit nicht behandelt. Im Kölschen bekommen männliche Substantive den Artikel der,
weibliche Substantive den Artikel de und sächliche Substantive den Artikel et. In Tabelle 3
sind die bestimmten Artikel schematisch dargestellt.
Tabelle 3: Deklinationstabelle der bestimmten Artikel unbetont (vgl. Herrwegen-Tiling 2002:151)
Um die Unterschiede zum Standarddeutschen beschreiben zu können, sind die Artikel des
Standarddeutschen in Tabelle 4 gezeigt.
11
Tabelle 4: Deklinationstabelle der bestimmten Artikel im Standarddeutschen
Herrwegen und Tiling (2002:167) beschreiben, dass das Kölsch keinen Genitiv hat. Die
standarddeutschen Ausdrucksweisen meines Freundes Bruders oder der Bruder meines
Freundes kennen die Kölner nicht. *der broder minges Fründes geht im Kölschen überhaupt
nicht. Statt des Genitivs verwendet man im Kölschen vun + Dativ (dies sieht man auch in
Tabelle 3). Der Bruder vun mingem Fründ wäre dann wohl eine Formulierung der Kölner.
Zum einen ist der Genitiv im Kölschen also nicht möglich. Zum anderen gibt es keinen
Unterschied zwischen den Artikeln im Akkusativ und Nominativ, so wie man auch in den
Tabellen sehen kann. Das standarddeutsche ich sehe den Mann würde im Kölschen ich sinn
der Mann heißen.
Ein nächster Aspekt sind die unbestimmten Artikel im Vergleich zum Standarddeutschen.
Tabelle 5 ist eine Tabelle der unbestimmten Artikel im Kölschen.
Tabelle 5: Die unbestimmten Artikel im Kölschen (vgl. Herrwegen-Tiling 2002:152)
Die Tabelle zeigt hier auch, dass das Kölsch im Gegensatz zum Standarddeutschen keinen
Genitiv bildet. Auch hier wird statt des Genitivs vun + Dativ verwendet. Ferner gibt es auch
12
hier keinen Unterschied zwischen dem Nominativ und dem Akkusativ. Der weibliche und der
sächliche Artikel unterscheiden sich nicht vom Standarddeutschen, aber der Akkusativ
männlich ist im Kölschen nicht einen sondern ene. In Tabelle 6 sind noch einmal die
unbestimmten Artikel im Standarddeutschen zu sehen.
Tabelle 6: Unbestimmte Artikel im Standarddeutschen
Im Kölschen und im Standarddeutschen gibt es in beiden Fällen keinen Plural des
unbestimmten Artikels.
Auch das Adjektiv wird unterschiedlich dekliniert. Im Kölschen gibt es laut Tiling-Herwegen
(2002:193) keine Endung bei Adjektiven, die vor einem weiblichen Substantiv stehen und die
auf einen Vokal, einen Diphthong oder auf -d, -l, -m, -n, -ng, -r und -s enden. So würde es
zum Beispiel im Kölschen en lang Blus heißen. In Tabelle 7 wird die weitere Deklination des
Adjektivs wiedergegeben.
Tabelle 7: Deklination des Adjektivs im Kölschen und Standarddeutsch (vgl. Tiling-Herrwegen 2002:193)
13
2.2 Status
Bhatt und Lindlar (1998:7) beschreiben, dass es in Köln die meisten Dialektsprecher des
Rheinlandes gibt. Weiter beschreiben sie Kölsch als einen sehr lebendigen Dialekt. In
Rundfunk und Fernsehen sind manchmal in ganz Deutschland kölsche Lieder zu hören, also
nicht nur in Köln selbst. Selbst in den Niederlanden ist das Kölsch im Karneval in den
Kneipen zu hören. In Maastricht fängt am 11. November der Karneval an. Hier gibt es dann
auch viele Sänger und Bands aus Köln. Brings war zum Beispiel auch öfters in Maastricht.
Weiter hat Köln laut Bhatt und Lindlar (1998:17) eine beeindruckende Literatur auf Kölsch.
Die Literatur füllt ganze Bibliotheken und wird auf der Bühne und auch im Radio dargeboten.
Im Radio werden kölsche Lieder gespielt, gesprochen wird aber auf Standarddeutsch. Im
Unterricht und auch im Kindergarten sprechen die Kinder Kölsch miteinander, unterrichtet
wird aber auf Standarddeutsch. Es gibt zwar einige Unterrichtsstunden auf Kölsch, aber dabei
handelt es sich um die Vermittlung der kölschen Sprache. Kölsch wird also vor allem im
Alltag gesprochen, aber zum Beispiel nicht im Parlament (vgl. Bhatt und Lindlar 1998:18).
2.3 Veränderung im Laufe der Jahre
Bhatt und Lindlar (1998:34) haben untersucht, inwiefern die Dialektmerkmale des Kölschen
stabil sind oder sich wahrscheinlich verändern werden. In Tabelle 8 sind die Ergebnisse ihrer
Analyse zu sehen. In der linken Spalte werden die stabilen Dialektmerkmale gezeigt und in
der rechten Spalte die labilen Dialektmerkmale (die Merkmale, die sich wahrscheinlich
verändern werden, weil sie immer seltener von den Dialektsprechern des Kölschen verwendet
werden.) Hinten den Dialektmerkmalen steht, wie viele der untersuchten Sprecher des
Kölschen die Dialektmerkmale noch verwenden.
Tabelle 8: Stabile und labile Dialektmerkmale im Kölschen (vgl. Bhatt und Lindlar 1998:34)
14
Tabelle 8 zeigt, dass die in dieser Arbeit beschriebene Merkmale teilweise stabil und teilweise
labil sind. Die Verwendung von /t/ statt /s/ in den Wörtern dat, wat und et ist ziemlich stabil.
Mit 96 % werden diese dialektalen Formen von fast allen Kölschsprechern noch verwendet.
Auch die Verwendung von /j/ statt /g/ wird mit 97 % noch von fast allen Kölschsprechern
verwendet. In der rechten Spalte stehen die Dialektmerkmale, die wahrscheinlich irgendwann
einmal verschwinden. Zum einen wird das /v/ immer mehr so wie im Standarddeutschen
ausgesprochen und nicht mehr als /b/. In 71 % der Fälle wird das /b/ statt eines /v/ verwendet.
Zum anderen steht auch die N-Tilgung in der Spalte der labilen Dialektmerkmale. In 75 % der
Fälle wird dieses Dialektmerkmal immer weniger verwendet. In dieser Arbeit wird aber nicht
in allen Wörtern die N-Tilgung untersucht, sondern nur in den Infinitiven.
15
3. Der Venloer Dialekt
Laut Alsters et al. (1993:15) liegt Venlo nördlich der Panninger Linie, nördlich der Panninger
Seitenlinie und auch nördlich der Uerdinger Linie und gehört zum Kleverländischen: einem
Dialekt des Limburgischen in den Niederlanden. Was diese Linien für die Merkmale des
Dialekts bedeutet, wird in Kapitel 3.1 beschrieben.
3.1 Die Merkmale
In diesem Kapitel werden die Dialektmerkmale des Venloer Dialekts beschrieben. Zum einen
wird darauf eingegangen, inwiefern der Dialekt sich vom Standardniederländischen
unterscheidet. Zum anderen werden die Dialektmerkmale beschrieben, die für die Analyse
relevant sind.
Der Venloer Dialekt wird also nördlich der Panninger Linie, der Panninger Seitenlinie und der
Uerdinger Linie gesprochen. Aber was bedeuten diese Linien für den Dialekt? Laut Heeringa
(2007:7) wird nördlich der Panninger Linie, also auch in Venlo, der /sj/-Ton am Wortanfang
nicht so ausgesprochen wie im Rest von Limburg. In Venlo gibt es diesen /sj/-Ton nicht am
Wortanfang. Im Rest Limburgs werden Wörter wie springen zum Beispiel als sjpringen und
staon (auf Deutsch: stehen) als sjtaon ausgesprochen. In der niederländischen
Standardsprache gibt es diesen Ton am Wortanfang ebenfalls nicht. Deshalb unterscheidet
sich der Venloer Dialekt in diesem Fall nicht vom Standardniederländischen, dieses Merkmal
kann also nicht für die Analyse verwendet werden. Die Panninger Seitenlinie zeigt laut
Heeringa (2007:7) die Grenze zwischen Venlo und Tegelen an. Nördlich dieser Grenze wird
/sch/ am Wortanfang einfach als /sch/ ([sχ]) und südlich dieser Grenze als /sj/ ([ʃ])
ausgesprochen. In Venlo heißt es dann zum Beispiel school ([sχ]ool) und in Tegelen sjoel
([ʃ]oel). Das /sch/ im Venloer Dialekt ist ähnlich dem [sχ] in der niederländischen
Standardsprache. Das /sj/ am Wortanfang in zum Beispiel Tegelen ist dem [ʃ] im
Standarddeutschen ähnlicher. Aufgrund dieser Linie gibt es auch keinen Unterschied
zwischen dem Standardniederländischen und dem Venloer Dialekt, deshalb wird dieses
Merkmal auch nicht für die Analyse verwendet. Nördlich der Uerdinger Linie, also auch in
Venlo, wird ik und ouk gesagt. Im Rest von Limburg werden diese Wörter auch
unterschiedlich ausgesprochen. In Tegelen heißt es zum Beispiel ich. Dieses Merkmal wird
16
auch nicht für die Analyse verwendet, weil dies der Standardsprache ähnlich ist (vgl.
Heeringa 2007:8).
Alsters et al. (1993:24) beschreiben die Artikel im Venloer Dialekt. Es gibt im Venloer
Dialekt bestimmte (de, d’n, ‘t) und unbestimmte (eine(n), ‘ne(n), ein, ‘n) Artikel. De wird für
männliche und weibliche Substantive sowie Substantive im Plural verwendet. D’n wird für
männliche Substantive, die mit einem Vokal Diphthong oder den Konsonanten b, d, h oder t
anfangen, verwendet. Auch vor Adjektiven, die mit einem b, d, h, t¸ Vokal oder Diphthong
anfangen, wird der Artikel zu d’n. Vor sächlichen Substantiven steht der Artikel ‘t. In Tabelle
9 sind diese Artikel anhand eines Beispiels wiedergegeben.
Tabelle 9: Bestimmte Artikel im Venloer Dialekt (vgl. Alsters et al. 1993:24)
Im Standardniederländischen wird für männliche und weibliche Substantive sowie für den
Plural der Artikel de verwendet. Sächliche Substantive haben den Artikel het. In der
Standardsprache gibt es keine Ausnahmen, im Venloer Dialekt gibt es hingegen schon
Unterschiede. Im Venloer Dialekt gibt es zum Beispiel für manche männliche Substantive den
Artikel d’n. In der Standardsprache gibt es nur den Artikel de.
17
In weiterer Folge sollen die unbestimmten Artikel (ein, eine, einen) betrachtet werden. Sie
sind in nachstehender Tabelle (Tabelle 10) zu sehen.
Tabelle 10: Die unbestimmten Artikel im Venloer Dialekt (vgl. Alsters et al. 1993:24)
Im Standardniederländischen steht vor männlichen, weiblichen und sächlichen Substantiven
der unbestimmte Artikel een. Auch hier gibt es keine Ausnahmen. Im Venloer Dialekt gibt es
nicht nur eine Form des unbestimmten Artikels.
Das zweite Merkmal, das für die Analyse verwendet wird und damit typisch für den Venloer
Dialekt ist, ist die Deklination des Adjektivs (vgl. Bakkes 2002:51). Im Vergleich zu den
anderen Dialekten in Limburg fällt auf, dass der Venloer Dialekt die Deklination des
Adjektivs vom Niederländischen übernommen hat: Adjektive vor Substantiven enden mit
einem e, außer bei een für ein sächliches Substantiv (z. B. ein klein kind). Andere Dialekte in
Limburg verwenden noch ihre ‚eigene‘ Deklination, aber der Venloer Dialekt verwendet die
Deklination aus dem Niederländischen (vgl. Bakkes 2002:51). Um diese Unterschiede zu den
anderen Dialekten des Limburgischen und die Ähnlichkeiten mit dem Niederländischen zu
zeigen, nennt Bakkes einige Beispiele. Diese sind in Tabelle 11 zu finden.
18
Tabelle 11: Deklination des Adjektivs (vgl. Bakkes 2002:51)
In der Analyse wird untersucht, ob die Sänger die Deklination nur wie im Niederländischen
verwenden oder auch wie im Limburgischen.
Ein weiteres Merkmal ist der Schleif- und Stoßton. Dies wird auch in Kapitel 4.1 erklärt, in
dem die Ähnlichkeiten der beiden Dialekte besprochen werden.
Auch die Possessivpronomen sind unterschiedlich zu den Possessivpronomen im
Standardniederländischen. In Tabelle 12 stehen die Possessivpronomen des Venloer Dialekts,
des Standardniederländischen und des Standarddeutschen, um die Unterschiede zu
verdeutlichen.
Tabelle 11: die Possessivpronomen im Venloer Dialekt, Standardniederländischen und Standarddeutsch (vgl.
Alsters et al. 1993:33)
19
Im Standardniederländischen gibt es die Wörter dat, het und wat. Im Venloer Dialekt heißen
diese Wörter det, ‚t und waat. Da diese Wörter im Kölschen ebenfalls untersucht werden,
werden sie im Venloer Dialekt auch in den Karnevalsliedern untersucht. Für den Venloer
Dialekt gibt es ferner eine Liste, in der Wörter stehen, die langsam aus dem Dialekt
verschwinden werden, weil sie immer weniger verwendet werden. Zwijnenberg (1982) hat
diese Liste erstellt, in der diese ‚verschwindenden Wörter‘ stehen. In der Liste steht auch das
Wort aevel, das in der Einleitung bereits beschrieben wurde. Aevel wird auch laut
Zwijnenberg (1982:7) immer weniger von den Dialektsprechern verwendet. Dieses Wort wird
immer mehr durch das niederländische maar ersetzt (auf Deutsch: aber).
3.2 Status
Bakkes (2002:22) beschreibt eine klare Grenze zwischen der Verwendung des limburgischen
Dialekts und der Verwendung der niederländischen Sprache von den Dialektsprechern des
Venloer Dialekts. Im Kindergarten, auf der Grundschule und auf den weiterführenden
Schulen sprechen die Sprecher des Venloer Dialekts vor allem Niederländisch. Mit den
Dozenten wird immer Niederländisch gesprochen, jedoch nicht mit den anderen Schülern.
Schüler, die beide Dialekte sprechen, verwenden immer den Dialekt, jedoch nicht, wenn der
Dozent eine Aufgabe gibt, in der die niederländische Sprache gesprochen werden soll. Nur
manchmal in der Zeit des Karnevals gibt es einige Lieder im Venloer Dialekt, die im
Unterricht verwendet werden. Auf der Straße und zum Beispiel auch in den Geschäften und
Supermärkten wird vor allem der Dialekt verwendet. In Limburg und auch in Venlo wird bei
lokalen Fernsehsendern und im Radio vor allem Niederländisch gesprochen. Omroep Venlo
ist der lokale Fernseh- und Radiosender von Venlo. Auch hier wird vor allem Niederländisch
gesprochen, nur in einigen Werbesendungen ist der Dialekt zu hören. Laut Wolfs (2006) wird
im Parlament vor allem Niederländisch gesprochen. Es gibt einige Ausnahmen, zum Beispiel
Komplimente, die Sprecher manchmal im Dialekt aussprechen (vgl. Wolfs 2006:17).
3.3 Ansehen
Das Ansehen der Dialekte in Limburg ist hoch, dies gilt auch für den Venloer Dialekt. Bakkes
(2002:20-21) erwähnt drei Gründe, warum die Dialekte ein hohes Ansehen genießen. Erstens
nennt er die Tatsache, dass zum Beispiel Kneipen oder Restaurants Dialektnamen tragen. In
Venlo gibt es folgende Kneipen, deren Namen im Dialekt geschrieben sind: Baer de Woers,
20
de Klep, in den dorstigen Haen, de Stein, Café de Paerdskoel und Kefee d’n Hertog van
Gelder. Ferner schreibt er, dass ein Dialekt ein hohes Ansehen hat, wenn Straßennamen im
Dialekt geschrieben werden. Leider gibt es in Venlo keine Straßennamen, die im Dialekt
geschrieben sind, hier ist das hohe Ansehen also nicht zu merken Zweitens meint der Autor,
dass die Dialekte in Limburg hohes Ansehen genießen, weil es Organisationen gibt, die sich
für den Dialekt einsetzen. Als Beispiel nennt er die Organisation Veldeke. Nach Angaben des
Autors gibt es in ganz Europa keine größere Dialektorganisation als Veldeke. Weiter wird in
Traueranzeigen auch manchmal der Dialekt verwendet. Jaspaert und Kroon (2006:67)
beschreiben im Gegensatz dazu, dass der limburgische Dialekt nicht immer ein hohes
Ansehen hat. Meistens wird angenommen, dass Dialektsprecher ein geringes Bildungsniveau
haben. Studien haben aber gezeigt, dass diese Annahme nicht stimmt. Jedoch müssen
Dialektsprecher den Autoren zufolge öfter eine Klasse wiederholen und haben weniger Erfolg
im weiterführenden Unterricht. Aber dies war laut den Autoren die Schuld der Lehrer und es
gab keine wirklichen Unterschiede (vgl. Jaspaert und Kroon 2006:67).
3.4 Veränderung im Laufe der Jahre
Im Venloer Dialekt sind im Laufe der Jahre einige Veränderungen wahrzunehmen. Bakkes
(2002:51) schreibt, dass die Bildung der Adjektive heutzutage ähnlich ist wie im
Niederländischen. Das war nach Angaben des Autors jedoch nicht immer der Fall: Bis in die
Dreißigerjahre wurden die Adjektive auf die gleiche Weise gebildet wie im Rest von Limburg
und waren dem Niederländischen nicht ähnlich. Damals wurden die Adjektive genauso wie
beispielsweise in Tegelen gebildet, also ohne Suffix -e.
21
4. Ähnlichkeiten zwischen den beiden Dialekten
In diesem Kapitel werden die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Dialekten beschrieben. Ein
erster Aspekt ist, dass beide Dialekte im Tonakzentgebiet und im Gebiet des Rheinischen
Fächers liegen.
4.1 Tonakzentgebiet
Mittelfränkische Dialekte und damit auch das Kölsch zeigen laut Werth mit den Tonakzenten
beziehungsweise der Rheinischen Akzentuierung, dass sie Ähnlichkeiten mit dem
Limburgischen und damit auch dem Venloer Dialekt haben (vgl. Werth 2011:13). Wiesinger
(1970:62) beschreibt zwei Arten der Rheinischen Akzentuierung: Schleif- und Stoßton (auf
Niederländisch: ‚sleep- en stoottoon‘). Bakkes (2002:27) beschreibt, dass der Schleifton etwas
Typisches für das Limburgische ist und in zwei verschiedenen Situationen zum Tragen
kommt. Einerseits vor einer langen Sprechpause: Der Ton sinkt, steigt dann höher an als zu
Beginn und sinkt dann wieder ein wenig. Dies passiert in einer Silbe. Andererseits einfach
mitten im Satz, also nicht vor einer Pause: Der Ton sinkt kaum. Als Beispiel führt der Autor
das Wort bein (auf Deutsch: Bein) an. Bein, ausgesprochen als [bɛin], mit sinkender
Intonation ist das Substantiv im Plural und bein, ausgesprochen als [bɛ͡in], mit der Intonation
sinkend-steigend-etwas sinkend ist das Substantiv im Singular. Im Kölschen passiert das
genauso, auch hier kann sich mit einer Änderung der Intonation der Plural vom Singular eines
Substantivs unterscheiden. In der Analyse gehe ich nur auf die Schleif- und Stoßtöne im
Venloer Dialekt ein, weil ich diesen Dialekt auch spreche und diese Töne erkennen kann. Für
das Kölsch kann ich das leider nicht.
4.2 Rheinischer Fächer
Im ersten Kapitel wurde schon kurz erklärt, was der Rheinische Fächer ist. In diesem Kapitel
wird beschrieben, dass der Venloer Dialekt und das Kölsch sich beide in diesem Gebiet
befinden. Reinsma (2009:60) beschreibt, dass der Übergang vom Deutschen zum
Niederländischen in fünf Stadien erfolgt: dem Rheinischen Fächer. In diesem Gebiet wird die
zweite Lautverschiebung nur teilweise durchgeführt (vgl. Reinsma 2009:60). Venlo und Köln
liegen beide im Gebiet des Rheinischen Fächers. Zum leichteren Verständnis des Rheinischen
Fächers folgt unten die Abbildung von Henne, Sitta und Wiegand (1990:461), mit der sich
dieses Phänomen ein wenig leichter erklären lässt.
22
Abbildung 4: Erklärung des Rheinischen Fächers (vgl. Henne, Sitta und Wiegand 1990:461)
Da es hier um die Merkmale des Venloer Dialekts und des Kölsch geht, wird in der Folge in
Bezug auf den Rheinischen Fächer auch nur auf diese beiden Dialekte eingegangen. Venlo
liegt nördlich der Uerdinger Linie (Linie 1) und das bedeutet, dass man in Venlo ik statt ich
sagt. Köln liegt südlich der Benrather Linie (Linie 2) und nördlich der Bacharaher Linie
(Linie 3). Das bedeutet, dass in Köln maken statt machen und Dorp statt Dorf gesagt wird.
Hier hat sich das /p/ also nicht zu /f/ verändert. Barbour und Stevenson (1998) beschreiben,
dass sich in keinem Fall des Mitteldeutschen „im In- oder Auslaut“ (vgl. Barbour und
Stevenson 1998:87) das /p/ zu /pf/ verschoben hat. Im Kölschen ist Appel also Appel
geblieben. Was sich schon verschoben hat, ist das /p/ zu /f/ zum Beispiel in hoffen. Im
Westmitteldeutschen, dem Gebiet, in dem sich Köln befindet, hat sich laut den Autoren das
/p/ am Wortanfang auch nicht zu /pf/ verändert, Perd ist also Perd geblieben (vgl. Barbour
und Stevenson 1998:87). In der Abbildung kann man dieses Phänomen auch erkennen, in der
Pund zum Kölschen gehört und Pfund zum Beispiel zum Standarddeutschen.
23
5. Methode
In diesem Kapitel wird zunächst das Korpus erklärt, das für die Analyse verwendet wird.
Zuerst werden die kölschen Karnevalslieder vorgestellt, danach die Karnevalslieder im
Venloer Dialekt. Es wird erklärt, wieso die jeweiligen Sänger und Lieder gewählt wurden.
Danach wird die Vorgehensweise vorgestellt und erklärt, wie die Lieder analysiert wurden.
5.1 Korpus
Für jeden Dialekt wurden zehn Lieder ausgewählt. Von den zehn Liedern auf Kölsch gibt es
fünf Lieder, die zwischen 1925 und 1936 erschienen sind, und fünf, die zwischen 2000 und
2007 erschienen sind. Von den zehn Liedern in Venloer Dialekt gibt es fünf Lieder, die
zwischen 1936 und 1939 erschienen sind, und fünf Lieder, die zwischen 2008 und 2013
erschienen sind. Die älteren Lieder auf Kölsch wurden von Willi Ostermann gesungen und die
neueren Lieder von Brings. Die älteren Lieder im Venloer Dialekt wurden von Baer Winters
gesungen und von Harry Verhagen geschrieben, die neueren von Bram und Ruud gesungen
und von Frans Pollux geschrieben. Um zu zeigen, welche Lieder genau im Korpus stehen,
wurde eine Tabelle für jeweils fünf Lieder erstellt. Es gibt also insgesamt vier Tabellen. Die
Tabellen bestehen aus 3 Spalten: In der ersten Spalte steht das Lied, in der zweiten Spalte das
Erscheinungsjahr und in der dritten Spalte die Links zum Text des Lieds und ein Link zum
tatsächlichen Lied, damit man die Aussprache der Sänger hören kann. Die Texte der kölschen
Karnevalslieder stammen von der Website http://www.koelsch-akademie.de/. Auf dieser
Website stehen die kölschen Texte sowie jeweils eine Übersetzung ins Standarddeutsche. Das
war für die Analyse sehr hilfreich, weil das Kölsch für manchmal unverständlich ist. Auf
https://www.youtube.com/ kann man sich die Lieder anhören. Die Texte der Venloer
Karnevalslieder stammen von der Website http://www.cvde.nl/index.php und die meisten
Lieder finden sich auch auf https://www.youtube.com/. Für die restlichen Lieder wurde eine
Langspielplatte zur Hilfe genommen. Auf dieser Langspielplatte sind ganz alte
Karnevalslieder aus Venlo zu hören. Die Analyse bezieht sich auf die gesungen Lieder, also
nicht auf die schriftliche Form der Lieder, sondern auf die Aussprache der Sänger. Die Texte
der Lieder werden nur als Hilfsmittel verwendet, damit im Text auch markiert und gezeigt
werden kann, inwiefern die Dialektmerkmale dem Kölschen oder dem Venloer Dialekt
ähnlich sind.
24
5.1.1 Kölsche Karnevalslieder
Im Korpus der kölschen Karnevalslieder befinden sich zunächst die Lieder von Willi
Ostermann, die zwischen 1925 und 1936 erschienen sind. Willi Ostermann hat ganz viele
Karnevalslieder in kölscher Mundart geschrieben. Die Lieder, die für das Korpus verwendet
wurden, werden alle sehr langsam gesungen, somit kann man die Aussprache des Sängers gut
hören. Im Korpus finden sich die in Tabelle 13 aufgelisteten Lieder:
Lied
Erscheinungs-
Links
jahr
Kölsche Mädcher
1925
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=1115&lied=b%FCtz1e%20&interpret=&tex
künne bütze
ter=ostermann&album=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suchen
=suchen
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=Us9jmtgFsRg
Och wat
1930
Text: http://www.koelsch-
wor dat fröher
akademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=1014&lied=och%20wat%20wor&interpret=
schon doch en
&texter=ostermann&album=&verlag=&kategorie=0&seite=0&erw=&erscheinungsjahr=&s
uchen=suchen
Colonia
Die Höhnerfarm
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=8kbT4OBpK7c
1930
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=1046&lied=zilla&interpret=&texter=&albu
vum Zilla!
m=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suchen=suchen
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=wMOAtKOqHRg
Die Mösch
1931
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=1051&lied=die%20m%F6sch&interpret=&t
exter=&album=&verlag=&kategorie=0&seite=0&erw=&erscheinungsjahr=&suchen=suche
n
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=Tmc92jVEUAE
Heimweh nach
Köln
1936
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=1005&lied=heimweh%20nach%20k%F6ln
&interpret=&texter=&album=&verlag=&kategorie=0&seite=0&erw=&erscheinungsjahr=
&suchen=suchen
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=ECZ7-V5G0AI
Tabelle 13: Lieder von Willi Ostermann (1925-1936)
Für die späteren Jahre wurden Lieder von Brings verwendet, die zwischen 2000 und 2007
erschienen sind. Brings ist eine sehr bekannte Band, die in kölscher Mundart singt. Selbst in
den Niederlanden ist Brings bekannt, zum Beispiel das Lied superjeilezick. Es wird im
Karneval auch öfters in der Venloer Innenstadt gespielt. Da diese Lieder für die Sprecher des
25
Venloer Dialekts ziemlich bekannt sind, wurden diese Lieder, aufgelistet in Tabelle 14, für
das Korpus verwendet.
Lied
Erscheinungs-
Links
jahr
Alles kütt zoröck
2000
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=564&lied=alles%20k%FCtt%20&interpret=
&texter=brings&album=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suche
n=suchen
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=Lo9FdLK8p9M
Superjeilezick
2000
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=643&lied=superjeilezick&interpret=&texter
=brings&album=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suchen=suche
n
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=0mQAw-23kiI
Su lang mer noch
am Levve sin
2004
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=641&lied=su%20lang%20mer&interpret=&
texter=brings&album=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suchen=
suchen
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=JrSVVFHMU4g
Alle Mann
2005
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=641&lied=su%20lang%20mer&interpret=&
texter=brings&album=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suchen=
suchen
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=N1aFr4MKHgY
Kumm met
2007
Text: http://www.koelschakademie.de/liederserver/index.php?inc=0&id=604&lied=komm%20mit&interpret=&texter
=brings&album=&verlag=&kategorie=0&seite=&erw=&erscheinungsjahr=&suchen=suche
n
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=mnX_EfS5H3M
Tabelle 14: Lieder von Brings (2000-2007)
5.1.2 Venloer Karnevalslieder
Im Korpus der Venloer Karnevalslieder befinden sich zunächst Lieder, die von Harry
Verhagen geschrieben und von Baer Winters gesungen werden. Die Lieder sind zwischen
1925 und 1939 erschienen. Diese Lieder wurden gewählt, weil diese Lieder die ältesten
Lieder des Venloer Karnevals sind. Ältere Lieder gibt es in Venlo nicht. Diese Lieder werden
noch heute im Karneval in Venlo gespielt und deshalb werden sie für das Korpus verwendet.
Die Lieder sind in Tabelle 15 aufgelistet.
26
Lied
Erscheinungs-
Links
jahr
Elf van Elf
1936
Text: http://cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_e.html
Lied: Langspielplatte „Venlo mien ald“
Och An, Och An
1937
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_n-o.html#Och_An,_och_An
Lied: Langspielplatte „Venlo mien ald“
De Kopere
1937
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_d1.html#De_kopere
Lied: Langspielplatte „Venlo mien ald“
D’n Hoonderstal
1938
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_d3.html#Dn_hoonderstal
Lied: Langspielplatte „Venlo mien ald“
Vrouw Jansse
1939
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_v2.html#Vrouw_Jansse
Lied: Langspielplatte „Venlo mien ald“
Tabelle 15: Lieder von Harry Verhagen und Baer Winters (1936-1939)
Für die Lieder aus den späteren Jahren wurden Lieder verwendet, die von Frans Pollux
geschrieben und von Bram und Ruud gesungen werden. Frans Pollux ist in Venlo sehr
bekannt als Sänger und Dichter. Er ist Sänger der Band neet oét Lottum und hat sehr viele
Karnevalslieder geschrieben, was er auch noch immer macht. Bram und Ruud sind ebenfalls
sehr bekannt in Venlo. Im Karneval 2014 war Ruud Karnevalsprinz und Bram sein Adjutant
in Venlo. Zwischen 2008 und 2013 haben die Sänger Bram und Ruud mehrere Male am LVK
(Limburgs Vastelaovesleedjes Konkoer) teilgenommen. Der LVK kann mit dem Eurovision
Song Contest verglichen werden, jedoch nur für die Provinz Limburg in den Niederlanden. Es
wurden fünf von Frans Pollux geschriebene und von Bram und Ruud zwischen 2008 und
2013 gesungene Lieder ausgewählt, weil diese Lieder immer im Karneval gespielt werden. In
Tabelle 16 sind sie aufgelistet.
Lied
Erscheinungs-
Links
jahr
‚t Optochleed
2008
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_n-o.html#Optoch_leed
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=bLv9sadng9M
De kriebels
2008
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_d1.html#De_kriebels_
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=ON1JWtDtmQM
Hallekiedallekiedeej
2009
Meneer de Pliesie
2011
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_h.html#Hallekiedallekiedeej
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=eZP12qQKhEk
Text: http://www.limburgzingt.nl/venlo-mn.htm
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=4hpZO7VOijQ
33 daag
2013
Text: http://www.cvde.nl/jocus/leedjes-teksten/venlo_d1.html#33_Daag
Lied: https://www.youtube.com/watch?v=wXVKaW_SMLg
Tabelle 16: Lieder von Frans Pollux und Bram und Ruud (2008-2013)
27
5.2 Vorgehensweise
Zuerst werden in diesem Unterkapitel die Dialektmerkmale der beiden Dialekte, die für die
Analyse wichtig sind, kurz wiederholt. Danach wird erklärt, wie die Tabellen aussehen, in
denen die Ergebnisse der Analyse stehen.
5.2.1 Markieren der Dialektmerkmale
Für das Kölsch und den Venloer Dialekt wurden im Theorieteil jeweils sechs
Dialektmerkmale beschrieben, die in der Analyse untersucht werden. In Abbildung 5 sind die
Merkmale des Kölsch aufgelistet und in Abbildung 6 die Merkmale des Venloer Dialekts. In
den Abbildungen sind auch Farben zu sehen. Mit diesen Farben wurden in den Liedern, die
im Korpus stehen, die unterschiedlichen Dialektmerkmale markiert.
1. Verwendung bestimmter und unbestimmter Artikel
2. Deklination des Adjektivs
3. /v/ statt /b/
4. /t/ statt /s/ (dat, et, wat)
5. /j/ statt /g/
6. Tilgung der Endung -n
Abbildung 5: Dialektmerkmale des Kölsch und farbliche Markierungen
1. Artikel
2. Deklination des Adjektivs
3. Schleif- und Stoßton
4. Possessivpronomen
5. ‚Verschwindende‘ Wörter
6. Det, `t und waat
Abbildung 6: Dialektmerkmale des Venloer Dialekts und farbliche Markierungen
28
5.2.2 Erklärung der Tabellen
Die Ergebnisse werden in dem der Analyse gewidmeten Kapitel mithilfe einer Tabelle
präsentiert. Für das Kölsch gibt es zwei Tabellen: eine Tabelle mit den Ergebnissen der
Lieder von Willi Ostermann und eine Tabelle mit den Ergebnissen der Lieder von Brings.
Auch für den Venloer Dialekt gibt es zwei Tabellen: eine Tabelle mit den Ergebnissen der
Lieder von Harry Verhagen und Baer Winters und eine Tabelle mit den Ergebnissen der
Lieder von Frans Pollux und Bram und Ruud. Abbildung 7 zeigt, wie die einzelnen Tabellen
aussehen sollen.
Lied
Lieder
Dialektmerkmale
Kölsch
Standard-
Gesamtergebnis
Übriges Kölsch
deutsch
Dialektmerkmal
…
…
Standard-
Übriges
deutsch
…
…
Abbildung 7: Gliederung der Tabellen
Ganz oben in den Tabellen stehen zuerst die Karnevalslieder und in der letzten Spalte die
Gesamtheit der Ergebnisse. Die Ergebnisse werden unterteilt in Kölsch, Standarddeutsch und
Übriges. Wird das Dialektmerkmal so wie im Kölschen verwendet, kommt es zum Beispiel in
die Spalte Kölsch (K). Wird es wie im Standarddeutschen verwendet, kommt es in die Spalte
Standarddeutsch (SD). Wird es nicht wie im Dialekt und nicht wie in der Standardsprache
verwendet, kommt es in die Spalte Übriges (Ü). Das kann zum Beispiel passieren, wenn sich
etwas im Lied besser anhört, wenn es nicht wie im Dialekt oder in der Standardsprache
verwendet wird. In der linken Spalte stehen die Dialektmerkmale, die verwendet wurden.
29
6. Die Analyse
Die Hauptfrage dieser Arbeit lautet: Wie hat sich der Kölner und Venloer Dialekt in den
Karnevalsliedern verändert? Mithilfe von folgenden Teilfragen wird die Hauptfrage
beantworten:
1. Welche Merkmalen sind in den Karnevalsliedern von Venlo und Köln zu erkennen?
2. Gibt es Unterschiede zwischen den alten und den neuen Liedern?
Begonnen wird mit den Ergebnissen der kölschen Karnevalslieder, zunächst werden die
Ergebnisse von Willi Ostermann und danach die Ergebnisse von Brings gezeigt. Danach
werden die Ergebnisse der Venloer Karnevalslieder präsentiert, zunächst die Lieder, die von
Harry Verhagen geschrieben und von Baer Winters gesungen wurden, und danach die Lieder,
die von Frans Pollux geschrieben und von Bram und Ruud gesungen wurden.
6.1 Ergebnisse Kölsch
6.1.1 Ergebnisse Willi Ostermann
In Tabelle 17 sind die Ergebnisse der Lieder von Willi Ostermann zu sehen.
Tabelle 17: Ergebnisse Willi Ostermann
Wie der Tabelle zu entnehmen ist, kommt jedes beschriebene Dialektmerkmal in den Liedern
von Willi Ostermann vor. Die bestimmten und unbestimmten Artikel kommen mit 53 Mal am
häufigsten in den Liedern vor. Insgesamt gibt es 48 kölsche bestimmte und unbestimmte
Artikel, 4 Artikel, die wie im Standarddeutschen gebraucht werden, und einer gehört zum
Übrigen. In Beispiel 1 a bis c sind Beispiele aufgelistet, wie die Artikel im Kölschen gebildet
werden:
30
(1)
a. han se d´r Kopp voll jecke Tön (auf Deutsch: haben sie den Kopf voll verrückter
Töne)
b. wenn d’r Pitter Ärm en Ärm (auf Deutsch: wenn Peter Arm in Arm)
c. En Mösch es nit ängslich (auf Deutsch: ein Spatz ist nicht ängstlich)
Beispiel 1 a zeigt, dass der Nominativ und der Akkusativ im Kölschen gleich gebildet werden
und deshalb Kopp mit dem Artikel d’r gebildet wird. Beispiel 1 b zeigt, dass im Kölschen bei
Namen immer ein unbetonter bestimmter Artikel steht. Im Standarddeutschen ist dies nicht
der Fall, es gibt keinen Artikel vor einem Namen. Beispiel 1 c zeigt, dass im Kölschen ein
weibliches Substantiv en als unbestimmten Artikel bekommt. Im Unterschied zum
Standarddeutschen ist im Kölsch Mösch nämlich ein weibliches Substantiv, wohingegen im
Standarddeutschen Spatz ein männliches Substantiv ist.
In Beispiel 2 findet sich ein Beispiel für einen Artikel wie im Standarddeutschen.
(2)
me’m Nies (auf Deutsch: mit Agnes)
Würde Beispiel 2 von Willi Ostermann so ausgesprochen werden, wie es im Beispiel steht,
dann würde es so wie im Kölschen gebildet, aber das ist hier nicht der Fall. Willi Ostermann
singt nicht me’m, sondern mit Nies. Im Text des Liedes steht dieses me’m zwar, aber da Willi
Ostermann es nicht so ausspricht, ist me’m durchgestrichen. Da Nies ein Name ist, würde es
im Kölschen mit dä Nies heißen. Ohne Artikel wird es so wie im Standarddeutschen gebildet.
Beispiel 3 zeigt, dass Willi Ostermann de Kopp sagt. Das würde heißen, dass Kopp ein
weibliches Substantiv ist, aber das stimmt nicht. Im Kölschen würde es d’r Kopp und im
Standarddeutschen den Kopf heißen. Deshalb gehört dieses Beispiel zur Kategorie Übriges.
(3)
schüddelt mer de Kopp (auf Deutsch: schüttelt man den Kopf)
Bei der Deklination des Adjektivs hat der Sänger auch manchmal wie im Standarddeutschen
dekliniert. Bei diesem Dialektmerkmal dekliniert er das Adjektiv 19 Mal so wie im Kölschen
und 4 Mal wie im Standarddeutschen. In Beispiel 4 a und b werden Beispiele genannt, wie
das Adjektiv im Kölschen gebildet wird.
31
(4)
a. Däm Zilla singe allerneuste Schwarm (auf Deutsch: Cäcilias allerneuster Schwarm)
b. met gebrannte Mandele (auf Deutsch: mit gebrannten Mandeln)
Beispiel 4 a zeigt, dass ein Adjektiv vor einem männlichen Substantiv die Endung -e hat.
Beispiel 4 b zeigt, dass ein Adjektiv vor einem Substantiv in Plural auch die Endung -e hat.
Beispiel 5 zeigt, dass Willi Ostermann auch das Adjektiv so wie im Standarddeutschen
gebildet hat. Das Adjektiv bekommt im Kölschen keine Endung vor den weiblichen
Substantiven, wenn das Adjektiv auf -r endet. Willi Ostermann sagt en wahre Staat und
deshalb wird das Adjektiv nicht so wie im Kölschen, sondern so wie im Standarddeutschen
gebildet.
(5)
en wahre Staat.(auf Deutsch: der wahre Staat)
Willi Ostermann spricht 28 Mal ein /j/ statt eines /g/ aus und 22 Mal spricht er das /g/ so wie
im Standarddeutschen aus. In Beispiel 6 sind einige Beispiele aufgelistet, in denen Ostermann
ein /j/ statt eines /g/ ausspricht. In Beispiel 7 finden sich einige Beispiele, in denen Ostermann
das /g/ so wie im Standarddeutschen ausspricht.
(6)
a. bütze vielleicht genau su got (auf Deutsch: küssen vielleicht genauso gut)
b. wo kritt die Mösch su got un fett gekoch (auf Deutsch: wo bekommt der Spatz so gut
und fett gekocht)
(7)
a. Des MorGens schon en aller Fröh (auf Deutsch: des Morgens schon in aller Früh)
b. die sin immer Grad eruus (auf Deutsch: die sind immer gerade heraus)
Weiter spricht Willi Ostermann 8 Mal ein /b/ statt eines /v/ aus (so wie im Kölschen) und 3
Mal macht er dies nicht (so wie im Standarddeutschen). 43 Mal wird dat, wat und et so wie
im Kölschen ausgesprochen. Diese Wörter spricht er immer so wie im Kölschen aus. 29 Mal
lässt er bei der Aussprache die Endung -n weg und 6 Mal macht er das nicht.
32
6.1.2 Ergebnisse Brings
In Tabelle 18 werden die Ergebnisse der Lieder von Brings gezeigt.
Tabelle 18: Ergebnisse Brings
Wie man in der Tabelle sehen kann, kommt jedes beschriebene Dialektmerkmal in den
Liedern von Brings vor. Am häufigsten wird die Endung -n von den Sängern getilgt:
insgesamt 43 Mal. In Beispiel 8 a bis c sind einige Beispiele aufgelistet, in denen die Endung
-n auch tatsächlich getilgt wird. Beispiel 9 zeigt, dass Brings auch ein Mal die Endung -n
nicht weggelassen hat, so wie es im Standarddeutschen sein sollte. Hier singen die Sänger
schneien statt schneie.
(8)
a. dann maache mer se blau (auf Deutsch: dann machen wir sie blau)
b. un läge eine drop (auf Deutsch: und legen einen drauf)
c. mer bieße nit, mer belle (auf Deutsch: wir beißen nicht, wir bellen)
(9)
do fängt et an ze schneie (au fDeutsch: dort fängt es an zu schneien)
Die Sänger haben das /b/ immer als /v/ ausgesprochen, wie im Kölschen, und machen dies
auch immer in den Liedern. Beispiel 10 zeigt, dass sie dieses Merkmal konsequent
verwenden. Leben wird hier als Levve und über als üvver ausgesprochen.
(10)
durch et Levve zu jon. Mer singe üvver Saache (auf Deutsch: durch das Leben zu
gehen. Wir singen über Sachen)
Auch bei der Verwendung eines /t/ statt eines /s/ in wat, dat und et ist Brings konsequent.
Dies passiert 37 Mal in den Liedern, und auch das /s/ wird immer als ein /t/ ausgesprochen, so
33
wie es im Kölschen auch passieren soll. Beispiel 11 zeigt dieses Dialektmerkmal im
Kölschen.
(11)
Nä, wat wor dat dann fröher (auf Deutsch: nein, was war das doch früher)
Weiter wurden die Artikel 28 Mal so wie im Kölschen und 2 Mal so wie im
Standarddeutschen gebildet. Die Adjektive wurden 4 Mal so wie im Kölschen und 2 Mal so
wie im Standarddeutschen dekliniert. Die Aussprache von /j/ statt /g/ wurde 39 Mal realisiert
und 5 Mal wurde dieses /g/ wie im Standarddeutschen ausgesprochen.
6.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
In Tabelle 19 werden die Ergebnisse der beiden Sänger zusammengefasst.
Tabelle 19: Zusammenfassung der Ergebnisse
Wie man in der Tabelle sehen kann, gibt es große Unterschiede in der Häufigkeit der
Dialektmerkmale. In den Liedern von Willi Ostermann kommen zum Beispiel 21 Mal
Adjektive vor und in den Liedern von Brings nur 6 Mal. Dahingegen kommen in den Liedern
von Brings viel häufiger Wörter vor, die mit einem /b/ statt einem /v/ ausgesprochen werden.
In den Liedern von Willi Ostermann kommt dieses Merkmal 8 Mal vor und in den Liedern
von Brings 21 Mal. Die Dialektmerkmale werden in allen Liedern häufiger so wie im Kölner
Dialekt als wie im Standarddeutschen gebildet beziehungsweise ausgesprochen. In der Spalte
Übriges steht bei einigen Dialektmerkmalen eine 1. Bei den Liedern von Willi Ostermann
fällt auf, dass das /g/ 22 Mal so wie im Standarddeutschen ausgesprochen wird, also nicht als
ein /j/ wie im Kölschen. In den Liedern von Brings passiert dies nur 5 Mal. Anhand der
Ergebnisse kann man folgern, dass die zu Beginn dieser Arbeit aufgestellte Hypothese in
diesem Fall nicht stimmt. Erwartet wurde, dass in den älteren Liedern die Dialektmerkmale
auch wirklich realisiert werden und in den neueren Liedern mehr in Richtung Standardsprache
34
tendiert wird. In den analysierten Liedern tendieren die älteren Lieder bei manchen
Dialektmerkmalen mehr in Richtung Standarddeutsch als die neueren Lieder. Das passiert bei
den folgenden Merkmalen: Tilgung der Endung -n, /j/ statt /g/ und /b/ statt /v/.
6.2 Ergebnisse Venloer Dialekt
6.2.1 Ergebnisse Harry Verhagen
In Tabelle 20 werden die Ergebnisse der Lieder von Harry Verhagen gezeigt.
Tabelle 20: Ergebnisse Harry Verhagen
Wie man in der Tabelle sehen kann, kommt jedes beschriebene Dialektmerkmal in den
Liedern von Harry Verhagen vor. Die Artikel kommen mit 41 Mal am häufigsten in den
Liedern vor. Insgesamt gibt es 34 Artikel, die so wie im Venloer Dialekt gebildet werden, und
7 Artikel, die so wie im Standardniederländischen gebildet werden. In Beispiel 12 a bis c sind
Beispiele aufgelistet, wie die Artikel im Venloer Dialekt gebildet werden:
(12)
a. Kump 'ne joeksigen tièd.(auf Deutsch: kommt eine schöne Zeit)
b. now ziën we oet den brand (auf Deutsch: jetzt sind wir gerettet)
c. Venlo is ennen hoonderstal (auf Deutsch: Venlo ist ein Hühnerstall)
Beispiel 12 a zeigt, dass ein männliches Substantiv den unbestimmten Artikel ‘ne bekommt.
Beispiel 12 b zeigt, dass ein männliches Substantiv, das mit einem b anfängt, den bestimmten
Artikel den bekommt. Beispiel 12 c zeigt, dass ein männliches Substantiv, das mit einem h
anfängt, den unbestimmten Artikel ennen bekommt.
In Beispiel 13 findet sich ein Beispiel für einen Artikel, wie er im Standardniederländischen
35
gebildet wird.
(13)
kinder oët de buurt (auf Deutsch: Kinder aus der Gegend)
Buurt ist ein männliches Substantiv, das mit einem /b/ anfängt. Eigentlich soll der Artikel im
Venloer Dialekt daher den sein. Harry Verhagen sagt hier kein den, sondern de wie im
Standardniederländischen.
Am zweithäufigsten kommen die Wörter det, ‘t und waat in den Liedern von Harry Verhagen
vor. Dieses Merkmal wird 18 Mal wie im Venloer Dialekt ausgesprochen und 4 Mal so wie
im Standardniederländischen. In Beispiel 14 a und b werden Beispiele für die Wörter det, ‘t
und waat wie im Venloer Dialekt gegeben. Beispiel 15 zeigt, dass waat nicht immer als waat
ausgesprochen wird, sondern als wat. In den Liedern von Harry Verhagen gibt es 4 Mal das
Wort waat, ebenso wird dieses Wort 4 Mal als wat ausgesprochen.
(14)
a. Det weite ze jao (auf Deutsch: das wissen sie ja)
b. Allein `t kômme (auf Deutsch: nur das Kommen)
(15)
Vertel ens wat (auf Deutsch: erzähl mal was)
Harry Verhagen spricht die ‚verschwindenden Wörter‘ auch so aus wie im Venloer Dialekt. In
den Liedern gibt es 10 Mal ein Wort, das Zwijnenburg (1982) zufolge irgendwann einmal
verschwinden wird. De Kopere ist ein solches Wort. Heutzutage wird dieses Wort fast nicht
mehr verwendet, es wird meistens brandweer (auf Deutsch: Feuerwehr) gesagt.
Weiter dekliniert Harry Verhagen die Adjektive 11 Mal wie im Venloer Dialekt und 3 Mal
wie im Standardniederländischen. 10 Mal werden die Schleif- und Stoßtöne so ausgesprochen
wie im Venloer Dialekt und 16 Mal werden die Possessivpronomen ausgesprochen wie im
Venloer Dialekt. Bei diesen letzteren beiden Dialektmerkmalen wurden keine Beispiele für
Standardniederländisch gefunden.
36
6.2.2 Ergebnisse Frans Pollux
In Tabelle 21 werden die Ergebnisse der Lieder von Frans Pollux gezeigt.
Tabelle 21: Ergebnisse Frans Pollux
Wie man in der Tabelle sehen kann, kommt jedes beschriebene Dialektmerkmal in den
Liedern von Frans Pollux vor. Die Artikel kommen mit 78 Mal am häufigsten in den Liedern
vor. Insgesamt gibt es 75 Artikel, die so wie im Venloer Dialekt gebildet werden, und 3
Artikel, die so wie im Standardniederländischen gebildet werden. Die Adjektive werden 23
Mal wie im Venloer Dialekt gebildet und 1 Mal so wie im Standardniederländischen. Beispiel
16 a und b zeigt die Deklination der Adjektive wie im Venloer Dialekt.
(16)
a. Dit is 't groëte optoch-leed (auf Deutsch: das große Umzugslied)
b. de gansen tiéd (auf Deutsch: die ganze Zeit)
Beispiel 16 a zeigt, dass Adjektive vor sächlichen Substantiven die Endung -e bekommen.
Beispiel 16 b zeigt, dass Adjektive, die vor einem mit t beginnenden männlichen Substantiv
stehen, die Endung -en bekommen. In Beispiel 17 wird das Adjektiv wie im
Standardniederländischen gebildet. Hier sagt Frans Pollux de ganse tied statt de gansen tied.
So wie Beispiel 17 auch zeigt, sollte das Adjektiv vor tied (auf Deutsch: Zeit) auf -en enden.
(17)
a. ik wil de gansen tiéd (auf Deutsch: ich möchte die ganze Zeit)
In den Liedern gibt es 20 Mal die Schleif- und Stoßtöne. Diese werde auch 20 Mal wie im
Venloer Dialekt ausgesprochen. In Beispiel 18 gibt es einen solchen Schleif- und Stoßton.
Durch die Intonation handelt es sich in diesem Fall um das Plural von daag (auf Deutsch:
Tag). Daag wird in Singular und Plural gleich gebildet, aber unterschiedlich ausgesprochen.
37
Es gibt in den Liedern keine Fälle, in denen eigentlich ein Schleif- oder Stoßton stehen sollte,
aber nicht steht.
(18)
Ik heb al 33 daag (auf Deutsch: ich habe schon 33 Tage)
Die Possessivpronomen kommen 11 Mal in den Liedern von Frans Pollux vor. 10 Mal werden
sie wie im Venloer Dialekt gebildet. In der Spalte Übriges steht 1. Beispiel 19 zeigt ein
Possessivpronomen, wie es im Venloer Dialekt gebildet wird. Beispiel 20 zeigt das
Possessivpronomen, das nicht wie im Venloer Dialekt und nicht wie im
Standardniederländischen gebildet wird, also zur Kategorie Übriges gehört.
(19)
Ik goëj mien beuk (auf Deutsch: ich werfe meine Bücher)
(20)
oét ôs neus (auf Deutsch: aus unserer Nase)
Beispiel 19 zeigt, dass das Possessivpronomen mien im Venloer Dialekt vor dem Plural keine
Endung bekommt. Beispiel (20) wird nicht wie im Venloer Dialekt und nicht wie im
Standardniederländischen gebildet. Im Venloer Dialekt würde es ózze neus heißen und im
Standardniederländischen onze neus. Vielleicht hat der Sänger ós gewählt, weil sich das
besser anhört.
Weiter gibt es insgesamt 18 verschwindende Wörter in den Liedern. det, ‘t und waat werden
44 Mal wie im Venloer Dialekt gebildet und zwei Mal wie im Standardniederländischen.
6.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
In Tabelle 22 steht eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
Dialektmerkmale
Artikel
Harry Verhagen
VD
SN
Ü
34
7
0
Frans Pollux
VD
SN
75
3
Ü
0
Deklination des Adjektivs
11
3
0
23
1
0
Schleif- und Stoßton
10
0
0
20
0
0
Possessivpronomen
16
0
0
10
0
1
Verschwindende Wörter
10
0
0
18
0
0
det, ’t und waat
18
4
0
44
2
0
Tabelle 22: Zusammenfassung der Ergebnisse
38
Wie man in der Tabelle sehen kann, gibt es große Unterschiede in der Häufigkeit der
Dialektmerkmale. In den Liedern von Frans Pollux kommen zum Beispiel 44 Mal die Wörter
det, ‘t oder waat vor und in den Liedern von Harry Verhagen nur 18 Mal. Dahingegen
kommen in den Liedern von Harry Verhagen häufiger Possessivpronomen als in den Liedern
von Frans Pollux vor. In den Liedern von Harry Verhagen kommen diese Wörter 16 Mal und
in den Liedern von Frans Pollux 10 Mal vor. In beiden Fällen werden die Possessivpronomen
wie im Venloer Dialekt gebildet. In Bezug auf die Artikel hat Harry Verhagen im Vergleich
zu Frans Pollux mehr Pronomen wie im Standardniederländischen gebildet. Harry Verhagen
macht das 7 Mal und Frans Pollux 3 Mal. Anhand der Ergebnisse kann man folgern, dass die
zu Beginn dieser Arbeit aufgestellte Hypothese in diesem Fall nicht stimmt. Erwartet wurde,
dass in den älteren Liedern die Dialektmerkmale auch wirklich realisiert werden und in den
neueren Liedern mehr in Richtung Standardsprache tendiert wird. In den analysierten Liedern
tendieren die älteren Lieder mehr in Richtung Standarddeutsch als die neueren Lieder. Dies
trifft aber nicht auf alle Dialektmerkmale zu. Es handelt sich um die Artikel, die Deklination
des Adjektivs und die Wörter det, ‘t und waat. Die anderen Dialektmerkmale werden wie im
Venloer Dialekt gebildet.
6.3 Vergleich Kölsch und Venloer Dialekt
Um die beiden Dialekte miteinander vergleichen zu können, findet sich in Tabelle 23 eine
Zusammenfassung aller Ergebnisse.
Dialektmerkmale
Bestimmter und
unbestimmter
Artikel
Deklination
Adjektiv
/b/ statt /v/
/j/ statt /g/
Tilgung Endung –
n
dat, et, wat
Willi
Ostermann
K
SD Ü
Brings
Dialektmerkmale
Frans Pollux
Artikel
Harry
Verhagen
V
SN Ü
D
34
7
0
K
SD
Ü
48
4
1
28
2
1
19
2
0
4
2
0
Deklination Adjektiv
11
3
8
28
29
3
22
6
0
0
1
21
39
43
0
5
1
0
0
0
10
16
10
0
0
Schleif- Stoßton
Possessivpronomen
Verschwindende
Wörter
det, ‚t und waat
43
0
0
37
18
VD
SN
Ü
75
3
0
0
23
1
0
0
0
0
0
0
0
20
10
18
0
0
0
0
1
0
4
0
44
2
0
Tabelle 23: Vergleich der Ergebnisse
39
In den kölschen und Venloer Liedern kommen alle Dialektmerkmale vor. In allen Liedern
kommen insgesamt die Artikel am häufigsten in den Karnevalsliedern vor. In den Liedern
von Frans Pollux kommt dieses Merkmal mit 78 Mal am häufigsten vor. Im Venloer Dialekt
wird dieses Merkmal am häufigsten von allen Dialektmerkmalen im Standardniederländisch
gebildet. In den Liedern von Harry Verhagen passiert dies 7 Mal und in den Liedern von
Frans Pollux 3 Mal. In den kölschen Liedern gibt es auch Fälle, in denen die Artikel wie im
Standarddeutschen gebildet werden: in den Liedern von Willi Ostermann 4 Mal und in den
Liedern von Brings 2 Mal. Im Kölschen hat sich dieses Dialektmerkmal im Vergleich zu den
älteren Liedern nicht wirklich verändert. Was die bestimmten und unbestimmten Artikel im
Kölschen betrifft, hat sich der Dialekt also nicht verändert. Im Venloer Dialekt gibt es
hingegen einige Unterschiede im Laufe der Jahre. In den Liedern von Harry Verhagen werden
von den insgesamt 41 verwendeten Artikeln 7 wie im Standardniederländischen gebildet. In
den Liedern von Frans Pollux wird der Artikel 3 Mal von den insgesamt 78 Mal wie in der
Standardsprache gebildet. Der Venloer Dialekt tendiert in den älteren Liedern im
Wesentlichen mehr in Richtung Standardsprache als in den neueren Liedern von Frans Pollux.
Was die Deklination der Artikel betrifft, gibt es im Kölschen also keine Veränderung im
Laufe der Jahre. Im Venloer Dialekt werden die Artikel in den älteren Liedern häufiger in der
Standardsprache gebildet als in den neueren Liedern.
Auch bei der Deklination des Adjektivs gibt es einige Unterschiede zwischen den älteren und
den neueren Liedern. Im Kölschen tendiert die Deklination der Adjektive in den Liedern von
Brings mehr in Richtung Standardsprache als in den Liedern von Willi Ostermann. Im
Venloer Dialekt ist dies umgekehrt: Hier tendieren die älteren Lieder mehr in Richtung
Standardsprache als die Lieder von Frans Pollux. Willi Ostermann und Brings sprechen beide
dat, et und wat wie im Kölschen aus und sagen in den Liedern nie das, es oder was wie im
Standarddeutschen. In den Venloer Karnevalsliedern ist dies nicht der Fall, es wird manchmal
das Niederländische wat statt des Venloer waat gesagt. Det und ‘t werden im Venloer Dialekt
hingegen in den Liedern immer so ausgesprochen. In den kölschen Liedern tendieren beide
Sänger also immer in Richtung Aussprache wie im Kölschen und es gibt deshalb auch keine
Veränderungen im Laufe der Jahre in Bezug auf die Wörter dat, et und wat. Im Venloer
Dialekt ist dies anders. Harry Verhagen singt in seinen Liedern häufiger wat als Frans Pollux.
Im Venloer Dialekt sind deshalb Veränderungen im Laufe der Jahre festzustellen, allerdings
nur in Bezug auf das Wort waat. Dieses Wort wird in den älteren Liedern häufiger als wat
ausgesprochen und deshalb kann man sagen, dass die älteren Lieder mehr in Richtung
40
Standardsprache tendieren als die neueren Lieder. Im Venloer Dialekt sind weiter noch die
Schleif- und Stoßtöne, die Possessivpronomen und die verschwindenden Wörter untersucht
worden. Diese Merkmale des Venloer Dialekts tendieren in keinem Fall in Richtung
Standardsprache und deshalb kann man schlussfolgern, dass sich diese Merkmale im Laufe
der Jahre nicht verändert haben. Bei den Possessivpronomen gibt es hingegen eine 1 in der
Spalte Übriges, dies hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es sich im Lied besser angehört
hat. Im Kölschen wurden weiter noch /b/ statt /v/, /j/ statt /g/ und die Tilgung der Endung -n in
Infinitiven untersucht. Die Verwendung von /j/ statt /g/ tendiert im Vergleich mit den anderen
Dialektmerkmalen am stärksten in Richtung Standardsprache. In den älteren Liedern tendiert
diese Aussprache mehr in Richtung Standardsprache als in den neueren Liedern. Die
Aussprache eines /b/ statt eines /v/ wird auch in den älteren Liedern mehr wie in der
Standardsprache ausgesprochen. Im Vergleich zu den neueren Liedern wird in den älteren
Liedern das /v/ häufiger auch als /v/ ausgesprochen. In den Liedern von Brings wird dieses /v/
immer als /b/ ausgesprochen. In Bezug auf dieses Dialektmerkmal tendieren die älteren Lieder
stärker in Richtung Standardsprache als die neueren Lieder. Auch das Weglassen der Endung
-n in den Infinitiven ist in den Liedern von Willi Ostermann weniger zu hören als in den
Liedern von Brings. In Bezug auf dieses Dialektmerkmal tendieren die älteren Lieder stärker
in Richtung Standardsprache als die neueren Lieder. In diesen wird die Endung -n in
Infinitiven in der Aussprache weggelassen. Schlussfolgernd kann man sagen, dass das Kölsch
in den älteren Liedern stärker in Richtung Standardsprache tendiert als in den neueren
Liedern. Dies trifft auf folgende Dialektmerkmalen zu: bestimmter und unbestimmter Artikel,
Verwendung von /b/ statt /v/ und /j/ statt /g/ und Tilgung der Endung -n in Infinitiven. Bei der
Deklination der Adjektive ist es umgekehrt: Hier tendieren die neueren Lieder stärker in
Richtung Standardsprache als die älteren Lieder. Im Venloer Dialekt tendieren die älteren
Lieder ebenfalls stärker in Richtung Standardsprache als die neueren Lieder. Dies trifft auf
folgende Merkmalen zu: Artikel, Deklination der Adjektive und Verwendung von waat statt
wat.
41
7. Schlussfolgerung
Das Kölsch und der Venloer Dialekt haben einige Unterschiede, aber auch Ähnlichkeiten.
Beide Dialekte liegen zum Beispiel im Gebiet des Rheinischen Fächers: das Kölsch als
Ripuarischer Dialekt und der Venloer Dialekt als Kleverländisch Dialekt in Limburg, das
Kölsch in der Nähe der Benrather Linie und der Baracher Linie, der Venloer Dialekt in der
Nähe der Panninger Linie, der Panninger Seitenlinie und der Uerdinger Linie. Darüber hinaus
liegen beide Dialekte im Tonakzentgebiet, der sogenannten rheinischen Akzentuierung.
In dieser Arbeit wurden die beschriebenen Dialektmerkmale in den Karnevalsliedern
untersucht. Die untersuchten Dialektmerkmale des Kölschen sind die Folgenden:
Verwendung des bestimmten und unbestimmten Artikels, Deklination des Adjektivs, /b/ statt
/v/, /t/ statt /s/, /j/ statt /g/ und die Tilgung der Endung -n in Infinitiven. Die untersuchten
Dialektmerkmale des Venloer Dialekts sind die Folgenden: Artikel, Deklination des
Adjektivs, Schleif- und Stoßton, Possessivpronomen, ‚verschwindende Wörter‘ und det, ‘t
und waat. Nachdem die unterschiedlichen Dialektmerkmale beschrieben worden sind, wurde
sie in den Karnevalsliedern untersucht. Für das Kölsch wurden Lieder von Willi Ostermann
und Brings verwendet und für den Venloer Dialekt Lieder von Harry Verhagen und Frans
Pollux. Willi Ostermanns und Harry Verhagens Lieder gehören zu den älteren Liedern, die
Lieder von Brings und Frans Pollux zu den neueren Liedern.
Die Hauptfrage dieser Arbeit lautete: Wie haben sich der Kölner und der Venloer Dialekt in
den Karnevalsliedern verändert? Mithilfe von folgenden Teilfragen wurde die Hauptfrage
beantwortet.
1. Welche Merkmalen sind in den Karnevalsliedern von Venlo und Köln zu erkennen?
2. Gibt es Unterschiede zwischen den alten und den neuen Liedern?
Da Kölsch und der Venloer Dialekt immer weniger gesprochen werden, ist davon
auszugehen, dass die neueren Lieder auch mehr in Richtung Standardsprache tendieren als die
älteren Lieder. Zwischen dem Kölsch und dem Venloer Dialekt gibt es aufgrund der dieser
Arbeit zugrunde liegenden Hypothese Unterschiede. Das Kölsch tendiert in den Liedern von
Willi Ostermann mehr in Richtung Standardsprache als in den Liedern von Brings. Das
passiert bei den folgenden Dialektmerkmalen: Verwendung von bestimmtem und
unbestimmtem Artikel, Verwendung von /b/ statt /v/ und /j/ statt /g/ und Tilgung von -n bei
42
Infinitiven. Nur bei der Deklination der Adjektive ist es umgekehrt: Hier tendieren die
neueren Lieder im Kölschen mehr in Richtung Standardsprache als die älteren Lieder. Im
Venloer Dialekt werden die Artikel, die Deklination der Adjektive und die Verwendung von
waat statt wat in den älteren Liedern häufiger wie im Standardniederländischen verwendet als
in den neueren Liedern.
Gefolgert kann also werden, dass die dieser Arbeit zugrunde liegende Hypothese nur teilweise
stimmt. In den kölschen Karnevalsliedern tendieren die meisten Dialektmerkmale in den
älteren Liedern mehr in Richtung Standardsprache, nur nicht bei der Deklination der
Adjektive. In den Venloer Karnevalsliedern tendieren die älteren Lieder mehr in Richtung
Standardsprache als die neueren Lieder. Für die kölschen Karnevalslieder stimmt die
Hypothese also nicht, außer bei der Deklination der Adjektive. Für die Venloer
Karnevalslieder stimmt die Hypothese nicht, allerdings ist es umgekehrt.
43
8. Korpus
8.1 Kölsche Karnevalslieder
8.1.1 Willi Ostermann
Kölsche Mädcher künne bütze (1925)
Üvverall, wo mer kütt, hö´t mer saGe:
Köllen am Rhing wat bes do schön.
Statt de Minsche do küme un klaGe,
han se d´r Kopp voll jecke Tön.
Ganz besonders fidel, pukkellöstig,
sind doch die Mägdelein vom Rhein.
Ganz bestemp, wer se kennt, wer se eimol gebütz
will keine and´re mehr frei´n.
||: Kölsche Mädcher künne bütze,
jo dat es en wahre Staat.
Su e Bützche vun ´nem Nützche,
Jung dat schmeck wie Appeltaat. :||
Kölsche Mädcher, die dun sich net zeere,
die sin immer Grad eruus.
Selvsverständlich Geiht alles en Ehre
wie se dat Gewennt sin vun zo Huus.
Jo die Ööster se wessen et selver,
dat se em schnüsele jet loß,
un ich weiß su ne Butz off en schlaflose Naach
hät manche Jüngling Gekoß.
Kölsche Mädcher künne bütze…
Fremde Mädcher well ich nit beleidge,
and´re, su han ich et Gehoot,
deshalb muß ich die Fremde verteidGe,
bütze vielleicht genau su got.
Jedenfalls kann ich anders nit saGe,
maache met jedem och en Wett,
wer noh´m Standesamt Geiht mit ´ner rheinischen Maid,
weiß ganz bestemp, wat hä hät.
Kölsche Mädcher künne bütze…
44
Och wat wor dat fröher schon doch en Colonia (1930)
Wat hät doch Köln sing EiGenart verlore
wie wor dat Levven he am Rhing so nett
Mer is sich selver net mie räch im klore
ov mer ne Fimmel oder keine hät
dä fremde krom et es doch zo bedoore
als aale Kölsche schüddelt mer de Kopp
deit mer sich bloß die dänz vun hück beloore stüß einem jeidesmol de Haimat op...
Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia
wenn d’r Franz me’m Nies noh’m »Ahle Kohberg« gingk,
wenn d’r Pitter Ärm en Ärm me’m Appolonia
stillverjnööch o’m Heimwäch ahn ze Knutsche fingk.
Met sechs mol zweiunzwanzig bare Penninge,
dat wor ene Wocheluhn vun nem Kommis,
dä wood verdanz, mer fohlt sich wie de Künninge,
de Zech bezahlten meischtendeils et Liss.
Die Kavaliere leete mit sich handele,
wann mer als Mädche Schleß un Kohldamp hatt,
trok hä e Dösche met jebrannte Mandele,
die wohte dann jelötsch, bes dat mer satt.
Och, wat wor dat fröher schön…
Die Höhnerfarm vum Zilla! (1930)
En Sölz do steiht en Große Britz
un wesst ihr wer dohinger sitz,
et Zilla un jit Dag für Dag
jetz nur noch op sing Höhner aach.
Bei jedem frisch jelahten Ei
do freut et sich un deiht ene Schrei.
Denn wat jelaht wehd janz eGal
es alles Kapital.
Däm Zilla singe allerneuste Schwarm,
dat es en Sölz sing Höhnerfarm.
Met fuffzehn Höhner fing et ahn,
op jedes drette kütt enen Hahn.
Put put put, kikeriki!
45
Wat well dat Zill noch mieh.
Des MorGens schon en aller Fröh,
do steiht et Zill em Neglichee
am Finster um mäht put, put, put,
dat heisch su vill wie kutt, kutt, kutt.
Em AuGenbleck dann sin se do.
Et zällt se ehz natürlich noh.
Un han se naaks im kein jeklaut,
et Foder wehd jestraut.
Däm Zilla singe allerneuste Schwarm,...
Su'n Höhnerfarm, die es nit schlääch,
et Zilla küt dobei zorääch.
Ald hück et nix zo dunn mieh bruch,
et lääv nur vun d'r Höhnerzuch.
Vör allem sorg it dat d'r Hahn,
die Höhner jet zo Fressen han.
Denn wenn die Diere jet em Liev,
dann jit et Eier stief.
Däm Zilla singe allerneuste Schwarm,..
Die Mösch (1931)
Mer setzen des Meddags jewöhnlich en d'r Köch,
weil et do am schönsten es.
De Finster steiht op, op eimol flüch en Mösch
bei uns erenn un setz sich op d'r Desch.
Ehz loot se rächs, dann loot se links,
dann hät se noh däm Graubrud Gespinks.
Do sühß de't, do häß de't, ming Frau säht:
"Leeve Mann, süch dir dat bloß ens an!"
Wie kütt die Mösch, die Mösch, die Mösch
bei und en de Kösch?
Un setz sich medden op d'r Desch,
die Mösch, die Mösch, die Mösch.
Wat well die en d'r Kösch,
en Mösch höt en d'r Bösch.
Och wenn se doch bloß wigger flöch,
die Mösch, die Mösch, die Mösch.
46
En Mösch es nit ängslich, en Mösch jeiht op d'r Fang,
wenn se nix zo Pecken hät.
Die Mösch, die bei uns wor, die wor bestemmp nit bang.
Die hat op uns et avGesinn alt lang.
Die woß Bescheid, die floch nit fott,
stundelang soß se om Kaffeepott.
Dat mäht der jewess keine zweite Vuggel noh
un mer soße sprachlos do.
Wie kütt die Mösch, die Mösch, die Mösch....
Se fing an ze fresse, ming Frau säht: "Och wie nett.
Su e Koßhuus fählt dä Grad.
Zwei Woche wigger dann machen ich en Wett,
dat die paar Pund dann zojenommen hät.
Hör wie se piepsch, do wunders dich noch,
wo kritt die Mösch su jot un fett jekoch.
Die es d'rheim he, die friß sich satt
un Gringk. Üvverflüssig wemm mer singk:
Wie kütt die Mösch, die Mösch, die Mösch...
Heimweh nach Köln (1936)
In Köln am Rhing bin ich jebore,
ich han, un dat litt mir im Senn,
ming Muttersproch noch nit verlore,
dat es jet wo ich stolz drop ben.
Wenn ich su an ming Heimat denke
un sinn d’r Dom su vür mer stonn,
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn,
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn.
Un deit d’r Herrjott mich ens rofe,
dem Petrus sagen ich alsdann:
Ich kann et räuhig dir verzälle,
dat Sehnsucht ich noh Kölle han.
Wenn ich su an ming Heimat denke…
47
8.1.2 Brings
Alles kütt zoröck (2000)
Der Kopp in de Wolke
wenn die Föss am Boddem ston
et is janit einfach su
durch et Levve zu jon
Mer singe üvver Saache
die avvjedrieht sin
denn wenn et nur normal is
hürt jo doch keiner hin
Un wenn die Wohrheit wih dät
dann maache mer se blau
denn ein Saach wisse mer jenau:
Irjendwann kütt alles op die Äd zurück
flüch et noch su huh – alles kütt zurück
Mer dun jän üvverdrieve
un läge eine drop
met dem echte Levve
weckste keinen Hungk mih op
Drum nimm nit alles ähnz
wat mer he verzälle
gläuv mir, mer sin harmlos
mer bieße nit, mer belle
Un wann die Wohrheit wih deit…
Irgendwann kütt alles op die Ääd zoröck.
Flug et noch su huh – alles kütt zoröck.
Superjeilezick (2000)
Maach noch ens die Tüt an, he is noch lang nit Schluss,
un uch noch en Fläsch op, ich will noch nit noh Huus.
Ich kenn en paar Schüss, die han jenau wie mer,
Bock op en Party, sag dat jeit doch hier.
Kumm, maach keine Ärjer, maach uns keine Stress.
Mer sin uch janz leis un maache keine Dress.
A beßje jet rauche, jet suffe un dann
loore ov mer mit dä Schüss jet danze kann.
48
Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick,
mit Träne in d'r Auge loor ich manchmol zurück.
Bin ich hück op d'r Roll nur noch halv su doll,
doch hück Naach weiß ich nit wo dat ende soll.
Et weed immer späder, drusse weed et hell.
Mer sitze noch zesamme bei Biercher un Verzäll.
Et is fast wie fröher, doch ich muss noh Huus;
do fängt et an ze schneie, medden im August.
Et is mir dressejal ov ich hück ömfalle,
ov ich noch schwade, oder nur noch lalle.
Erwachse weede kann ich uch morje noch.
Langsam weed et he jemötlich, denn die Schüss, die laufe op.
Nä, wat wor dat dann fröher..
Su lang mer noch am Levve sin (2004)
Sulang mer noch am levve sin
Mer sin wirklich offe,
mer schwaade nit drömröm,
uns Hätze schlaGe allsamp
im Rhythmus vun ner Tromm
Mer drieße jet op Morge,
denn hück do han mer Lauf,
e schläch gewisse un Sorge,
dat nemme mer in Kauf
Su lang mer noch am levve sin,
am laache, kriesche, danze sin,
su lang mer noch am levve sin
Mer sin echt nit kleinlich,
uns kütt et nit drop an,
op du Gerade heute,
frisch bis oder klamm.
Mer welle, dat in unsrer Stadt,
jeder Glücklich weed,
et jit jet, dat mer üvverall,
op d'r Welt versteiht.
49
Su lang mer noch am levve sin,
am laache, kriesche, danze sin,
su lang mer noch am levve sin
Alle Mann (2005)
Alle Mann nix wie ran, denn mer han jo nix mieh ze verliere,
alle Mann nix wie ran, denn mer han jo immer ne Jrund ze fiere.
Alle Mann nix wie ran, denn mer han jo uns Schuldigkeit jedonn
un keiner kann jet saGe, wenn zwei Minsche sich verdraGe,
die met beidste Bein em Levve ston,
Jetz jeiht der Daach ze Engk, jetz kütt die schönste Zick
treck dich flück üm, mer maache hück op schick
Mer han su lang jewaad, noch es et nit ze spät,
am Engk, do kütt et nor drop an, wat mer wirklich mäht.
Nemm all ding Sorje fott un klopp se in die Tonn,
schenk mir die Laache un loss uns endlich jon.
Die Stadt es voll vun Levve, se hät op uns jewaad,
ich will nix verpasse, nä dat wür doch wirklich schaad.
Alle Mann nix wie ran…
Dat wor en lange Naach, mer zwei han vill jelaach,
Üvver der Rhing, da kröff ne neue Daach.
Su müht et immer sin, doch ich sag immer hin
han mer zwei jeliehrt, et Levve hätt ene Sinn.
Alle Mann nix wie ran
Komm met (2007)
Mädche, wat bis du am kriche
weiß nit wohin hück Naach
hä hät dich erussjeschmisse
mer welle, dat du widder laachs
mer welle, dat du widder laachs
Kumm mit, kumm mit uns mit
bevör du in Trone erdrinks
kumm mit,kumm mit uns mit
ens sinn,wat die Naach uns noch bringk
ens sinn,wat die Naach uns noch bringk
50
Jung, wat bis du su fädisch
kein Arbeit zick zweiunhalf Johr
uch mer han Dreck jefresse
un verjesse nie wie dat wor
un verjesse nie wie dat wor
Kumm mit, kumm mit uns mit…
Mer losse uns nix jefalle
ston zesamme, bes zom Schluss
un wenn dir et Wasser zom Hals steiht
dann trecke mer dich widder russ
dann trecke mer dich widder russ
Kumm mit, kumm mit uns mit…
8.2 Venloer Karnevalslieder
8.2.1 Harry Verhagen und Baer Winters
Elf van Elf (1936)
Riek en erm, jônk en ald
Venlonaere blièf neet kald
Sloet ôg aan, mit ôg vaan
Bèj ôzze Jocus-Haan!
Refrein:
Elf van Elf, sprik vanzelf
Kump 'nne joeksigen tièd.
As Jocus' Haan zien leedje kreit
De greeke jao ten spiet.
En dae nog haet, ech Venloos blood
Dae strek ziene nek en kreit ens good
Nôw alle zörg opzie och luu
Kukeleku, Kukeleku, Kukeleku!
Weg mit zörg, leef en leid,
Luuster waat dit haenke kreit.
Doot as ziet ge verruuk
Dit oor kump noëit mièr t'ruuk.
Allemaol, krei ens mei
Klinke môt 't op straot en wei.
In café, zaal en hoès
Tot baove op 't stadhoés.
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Och An, Och An (1937)
An waas ein aardig maedje.
Opgeruumd en content.
Wengskses wie ein roëze blaedje.
Sjang eine flinke vent.
Aan An vroog dan ouk eederein.
Zelfs groët en klein (bis)
An is die vreéjerie gedaon.
Of zulste trouwe gaon.
Refrein:
Och An, och An, och An.
Wie geit `t toch met Sjang.
Hilt dae nog vuël van dich.
Kom toch vertel `t mich
Och An, och An,
Vertel ens wat
Ôs ens wat (bis)
Och An vertel ens wat
Van diene leefste schat.
As `t waar kwart veur neege.
Vader zoot in de praos.
Ging An, Sjang vestus taege.
Baodschap deej gennen haos.
Mooder stook An ein dieke voes.
Kwaam laat nao hoes (bis)
Vader zag, An luuster ens héj
Zit dich ens efkes béj.
Geit `t dan nao zien bedje.
Lacht An zoë veur zich haer.
Baeijt `t dan zien gebedje.
En leed zich stiekum neer.
Zutjes zinge ze onverwach
De koedeljach (bis)
De breurs en zusters al beijein.
Det wonder moei refrein.
De Kopere (1937)
Kiek dao kump de Kopere, now ziën we oet den brand
Hae had gen gereidschap, zoe maar beej de hand
Ôch det kan niks gaeve; hae kiek zich det ens aan
Morge kump hae naeve; dan is 't van de baan
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Morge kump hae naeve; dan is 't van de baan
Als ôch gaaspit neet miër brand of geit de lamp neet aan
Sprink van ôch iezer nog den band, dan stel ôch gaar neet aan
De Kopere det is de man dae ôch helpe kan
Bel de Kopere efkes op; veurbeej is ogge strop
Is béj ôch `t riool verstop, de waterleiding leek.
Verleer direk neet ôgge kop en raak toch neet van streek.
De kopere jao `t is ierlik waor, dae mak ôch det klaor.
Kump met hamer, loëd en bak, kiek ens, en zaet: tot Strak.
Blief de kraan aan `t dröppele geit dae gaar neet toe.
Gaot um gen laerke tippele, det gif hae dao béj toe.
Allein `t kômme en `t gaon raekent hae ôch aan.
Laerkes zeet géj nörges staon dao kump `t neet op aan.
D’n Hoonderstal (1938)
Venlo is ennen hoonderstal.
Aan de kop steit Jocus Haan.
Det weite ze jao euveral.
Gans Holland volgt dees vaan.
Refrein:
Wéj hoonder zegge: tok, tok, tok.
Wéj hane ku k'le ku.
Wéj hebbe in dit hoonderhok.
Jao niks wie gaaoie luu.
Wéj hoonder zegge: tok, tok, tok.
Wéj hane ku k'le ku
Dan is d'r vrede in het hok.
Kukeleku, kukeleku, kukeleku.
Hoonder oët dezen hoonderstal.
Halde van joeks en pret.
Gedrage zich auk euveral.
Fatsoendelik en net.
Hane oët dezen hoonderstal.
Die scharrele gaer ens rônd.
Me zuut die dan ouk euveral.
Maar make `t noëts te bônt.
Vrouw Jansse (1939)
Vrouw Jansse oet de Bôtterstraot.
Die kan zoe lekker schelde.
`t Sjagreine zit eur in `t blood.
En lache duit ze zelde.
53
Wannier de kinder oët de buurt.
Hiel efkes laeve make.
Dan is daoveur zéj al in staot.
In veur en vlam te rake
En as me eur dan (bezig) huert.
Dan zink de gansche buurt.
Refrein:
Vrouw Jansse, vrouw Jansse.
Steit weer van gif te danse.
Vrouw Jansse, vrouw janse.
Jao herrie make kan ze.
Waat mak det mirakel.
Spektakel daag en nach.
Wéj bure, wéj hure.
Die kure met gelach!
`t Bôttert in de bôtterstraot.
Ouk gaar neet met de bure.
Want as die eur zoe nôw en dan.
Ens neme in de lure.
Dan, met eur hand vas in de häöp.
En aan de neus `nen dröppel.
Schöldt zéj de buurt veur stômme schäöp.
Dreig idder met de knöppel.
Maar ouk is in eur eige hoes.
Vrouw Jansse ein Xantippe.
Ein vrintelik of gooïg waord.
Kimp zelde van eur lippe.
Nae, taege zoë ein hellevaeg.
Is neemand opgewasse.
De schuttelkes die houwt ze scheif.
En dumpels in de tasse!
8.2.2 Frans Pollux, Bram und Ruud
’t optochleed (2008)
Dit is 't groëte optoch-leed, want d'n optoch stop nog neet.
En um dit gaat heej ves te völle, môt geej mit ôs dit leedje brölle.
Dit is 't groëte optoch leed, nae, d'n optoch stop nog neet.
En as geej staon bliéf, maak geej kans det geej d'n optoch toch nog zeet.
Weej zien nog neet ens op de helf, det waar pas waage nummer twelf.
Dae koekwaus mit die muts, det wetste, waar neet de Prins, dae kump as letste.
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Ze staon waorschienlik veur d'n drei, dus zing dit leedje mit ôs mei.
D'r gaon al hiél vuul minse weg, nou ja, dan hebbe die toch pech.
Ze zien de hekke weg 'nt drage, dan kump d'r zeker eine groëte waage,
Dit gaat det deurt al diek ein oor, maar drek dan trek d'n optoch door,
't Is heej stil op straot en laeg, d'r zien gen wages op de waeg.
We staon heej oét ôs neus te vraete, ze zien ôs volges mich vergaete.
Kiék dao, det bord, och, morrejen, we staon verkiërd, dit is 't Ven!
De kriebels (2008)
‘t Kriebelt, ik wiebel
Ik klazel-dazel-razel op mien bein
‘t Kriebelt, ik wiebel
Ik prazel-hazel-wazel wat beejein
Die winterse vlinders
in d’n boék waer ik pas kwiét
As ik nao de boétegewoëneboétezittingend’noptochendeboérebroélof
in d’n hiéring biét
Jao, dan bin ik alle kriebelsallevlindersenmienpenningeenpieke
en de ganse film kwiét
(slot:)
Jao, dan bin ik alle
Kriebelsallevlindersenmienpenningeenpiekendeprinsenadjudanteendewaagesoétd’noptoch
en de ganse film kwiét
Waeke zit ik idd’ren daag te haope
Det ik ‘snachs in bed weer gewoën kin slaope
Maar ik lig allein maar wat te dreije
‘k Weit neet wie ik mich môt gaon verkleije
En of ik de nieje leedjes kin
En of ik d’r mit de vastelaovend nog waal bin!
“Dokter,” zag ik, “doot wat aan ‘t jeuke!”
“Krats mich heej en gank mich ônderzeuke!
Kriebelt ‘t door allemaol det drinke,
of jeuk ‘t mich umdet ik vuuël doon dinke?”
“Wazel,” zag d’n dokter, “wetse waat?
Ik gaef dich op recep de niejste vastelaovesplaat!”
Allemaol mien naegel zien gespleete
55
Want ik heb ‘t ganse jaor gebeete
En mien eksteroug det bliéf ‘nt staeke
‘k St-st-st-st-stotter beej ‘t spraeke
Och, ik kôs die kriebels bes d’n baas
As ik neet de gansen tiéd zoë zenuwechtig waas
Hallekiedallekiedeej (2009)
koeplet
As d'r örges in de joeks ein greekgezich geit staon
Laot ik um ein eurke ziene zeivergreekgangk gaon
Net as hae dan meint det hae 't ganse fees verzouwt
Dan spring en roop ik veur det mörf det ruuk nao sauerkraut:
Refrein:
Hallekiedallekiedeej ... hé!
Hallekiedallekiedeej ... hé!
Alle gevalle van lallende mallies en brallende kwalle zien heej!
Hallekiedallekiedeej ... hé!
Hallekiedallekiedeej ... hé!
En wilt ge 't net zoë zeen knalle wie weej,
Zing dan hallekiedeej
(2x)
koeplet
As d'r op aswoensdaag in daen bums van dich waat klop
Zit dao zô'nnen tummerman mit tummergrei verstop
Bel mich want dan kôm ik 's morges zinge aan dien bed
Zoëdet de ganse buurt en zelfs daen tummerman 't wet:
koeplet
Hebse mit die daag ein glaas mit joech tevuuël gebuis
Wetse neet miër wie de leedjes gaon en waasse duis
As dien sterre straole in 't jaomer- jaomer- jaomerdal
Dan zingse gewoën allein daen eine kleine regel waal:
Meneer de Pliessie (2011)
Refrain:
Meneer de pliesie
Kiék toch door die vingers!
Want weej waere zoë waerserig
van allemaol die slingers
En van die joekskepèlleklanke
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waer ik stout
Maar det meug toch waal ens per jaor?
Bedank, meneer de wout
Meneer de pliesie,
man, waat waas ‘t fijn
As de langen erm van de wet
Ens zag: ‘Ocherm jung’ en det
Dan mit de vingers oéterein
Örges in de Floddergats
Dao stônd ik gisternach
‘k Goof de bloome water
Waer ik op de rök geflats
Volkomme ônverwach
D’n deender hoord geklater
“Wat doet u hier, wat moet u hier
Zo midde in de nach?”
Ik zeg: “Meneer, noow luuster ens”
En dit is waat ik zag:
Örges in de Joédestraot
Dao leep ik gisternach
‘t Laeve te bezinge
‘t Waas waat vals en oét de maot
Maar toch op volle krach
Ik kôs mich neet bedwinge
“Wat hoor ik hier, wat stoort mij hier?”
Vroog eemus mit ein pet
Ik zeg: “Meneer de koekepeer
Noow efkes opgelet:”
Örges in ‘t kotje zoot
Ik vas de ganse nach
Ik mit louter water
Druuëge sneeje mik die vroot
Ik wiesdet eemus zag:
“De vloer zit heej vol gaater”
Ik groof mich ennen tunnel oét
Maar boéte stônd de wout
Ik zag: ”Gangk gauw nao binne
Want d’rek krijg u het nog koud”
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33 daag (2013)
Dan waer ik ‘s morges wakker
Dan zit ik vol met joeks
Dan veul ik det daen dagelikse sleur wuurt weggeboeks
Dan kös ik eeder muulke
En zing zoë wie belaof
‘Hallo, hallo, ‘t is weer...’
maar waat zeen ik in d’n haof?
De kersbaum steit d’r nog, de lempkes brande, ôch,
ik wil de gansen tiéd al maar ‘t is nog neet zoë wiéd
Refrain:
Ik heb al 33 daag de vastelaovend in de kop
En det duit pien
En det duit pien
Ik bin zoë bang det alles veurdet ‘t begint al is gestop
Det zoel waat zien
Det zoel waat zien
Vruuger waas ‘t nog in dreej daag te behappe
Maar op vandaag môsse vanaaf kersaovend
Waeke op de lappe
Drek is alle joeksigheid al op!
Ik heb al 33 daag
Ein stök in miene kraag
En de vastelaovend in de kop
koeplet:
Dan bin ik ‘nt studeere
Dan liér ik weer waat slums
Maar wie ik auk probeer d’r pas gen letter in d’n bums
Daen bums zit vol met leedjes
Met lol en met plezeer
Ik goëj mien beuk d'n haard in en ik zing: ‘Wao gaon we haer?’
Maar baove klink gekraak, d’n huijbaard op ‘t daak,
Ik wil de gansen tiéd al maar ‘t is nog neet zoë wiéd!
brök:
En volgend jaor dan velt dae vastelaovend lekker laat
Dan zit d’r nao die dreejendertig daag inens ein gaat
Ein gaat det ik môt völle, anders geit ‘t strakkes mis!
Dus doon ik elf daag asof ‘t vastelaovend is
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Literaturverzeichnis
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